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San Francisco ist die Heimat von Träumern und Pionieren, von Hippies und Hipstern. Die Stadt glänzt mit einer bunten Geschichte und weltbekannten Sehenswürdigkeiten. Aber sie ist auch eine Fundgrube von ungewöhnlichen Orten und versteckten Kuriositäten. Wussten Sie zum Beispiel, dass man den besten Blick auf die Bucht von einem Friedhof aus hat? Oder dass es eine Treppe gibt, die Sie aus den Tiefen des Ozeans in die Höhen des Weltraums führt? Folgen Sie den Spuren der Beat-Poeten, der Rock-Ikonen und der literarischen Rebellen. Autorin Floriana Petersen zeigt Ihnen das andere, das wahre San Francisco abseits der bekannten Pfade.
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Seitenzahl: 217
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111 Orte in San Francisco, die man gesehen haben muss
Floriana Petersen und Steve Werney
emons: Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2015 Alle Rechte vorbehalten Texte: Floriana Petersen © der Fotografien: Steve Werney, außer Kapitel 10 (Der Battery), Melissa Kaseman © Covermotiv: Istockphoto.com©soberve Deutsche Fassung: Monika Elisa Schurr Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-86358-928-8 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
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Vorwort
1_826 Valencia Street | San FranciscoSpray gegen Meerjungfrauen
2_Das Alhambra Theater | San FranciscoMoschee meets Hollywood
3_Die Anchor Brewing Company | San FranciscoGeboren und gebraut in San Francisco
4_Die Anglerteiche | San FranciscoParadies der Fliegenfischer
5_Die antiken Vibratoren | San FranciscoFreie Liebe unter Strom
6_Arion Press | San FranciscoCitizen Kane war hier
7_Das Audium | San FranciscoMit den Ohren sehen
8_Der Aussichtsturm | San FranciscoBlick mit Baumkrönung
9_Die Bar Agricole | San FranciscoDie Charakterrolle
10_Der Battery | San FranciscoPenthouse-Träume
11_Die Bay Lights | San FranciscoHafenlichter
12_Das Beach und Park Chalet | San FranciscoSzenen im Golden Gate Park
13_Das Beat Museum | San FranciscoStill on the road
14_Die Billionaires' Row | San FranciscoDie Milliardärsmeile
15_Bliss Dance | San FranciscoWüstenblume
16_Der Bohemian Club | San FranciscoMekka mächtiger Männer
17_Das Bourbon & Branch | San FranciscoDie passwortgeschützte Bar
18_Der Buena Vista Park | San FranciscoEine magische Stille
19_Building 95 | San FranciscoEin Stock, ein Raum, kein Fenster
20_Building One | San FranciscoEin Schatz versinkt
21_Der Candlestick Park | San FranciscoThe Catch
22_Die Casa Cielo | San FranciscoDas falsche Liebesnest
23_Die chinesische Telefonzentrale | San Francisco1.500 Namen auf der Zunge
24_Clarion Alley | San FranciscoDiese Wände können sprechen
25_Der Condor Club | San FranciscoTod durch Klavier
26_Der Cow Palace | San FranciscoVon Muh bis Who
27_Creativity Explored | San FranciscoKunst für alle
28_Crissy Field | San FranciscoUnter der Brücke
29_Bei Dashiell Hammett | San FranciscoWo der Malteser Falke abhob
30_Die F-Line | San FranciscoZwischenstation Sehnsucht
31_Flora Grubb Gardens | San FranciscoBlühende Fahrräder
32_Forbes Island und die Taj Mahal | San FranciscoAnwesen mit Schiffsschraube
33_Das Foreign Cinema | San FranciscoAmerikanische Nacht
34_Fort Funston | San FranciscoDer Sog der Tiefe
35_Das Frank Lloyd Wright Building | San FranciscoEin Kurvenreich
36_Die Gallery 6 | San FranciscoAlptraumsequenz
37_Die Gärten von Alcatraz | San FranciscoReif für die Insel
38_Die Garnison | San FranciscoDas Pornoschloss
39_Das Gewächshaus | San FranciscoToxische Verlockung
40_Der Glen Canyon Park | San FranciscoKlettern mit Kojoten
41_Die Glide Memorial Church | San FranciscoEin Herz für Sodom und Gomorrha
42_Das Grün von Tenderloin | San FranciscoOase statt Huren für Gloria
43_Das grüne Dach | San FranciscoNeunzig Prozent Himmel
44_Das Hallidie Building | San FranciscoMutter aller Wolkenkratzer
45_Das Haus der Tessie Wall | San FranciscoSchießwütige Halbwelt
46_Das Haus des Jazz | San FranciscoJam Session mit Gott
47_Die Hausboote | San FranciscoInseln im Sturm
48_Die Häuser von Haight-Ashbury | San FranciscoWe built this city on rock and roll
49_Das Headlands Center for the arts | San FranciscoFreundliches Feuer
50_Heath Ceramics | San FranciscoKacheln »Made in America«
51_Hunter S. Thompsons Haus | San FranciscoFear and Loathing in Las Vegas
52_Hunter’s Point | San FranciscoDie Künstlerkolonie
53_Der Indianerfriedhof | San FranciscoDie Häuptlinge von Mission Dolores
54_Das Institute of Illegal Images | San FranciscoReise ins Kuckucksnest
55_Das »Interval« im »Long Now« | San Francisco10.000 Jahre sind ein Tag
56_Die Irrgärten | San FranciscoDas Leben ist ein Labyrinth
57_Kabuki Springs & Spa | San FranciscoJapanisch tiefenentspannt
58_Die Klostersteine | San FranciscoRelikte im botanischen Garten
59_Lands End | San FranciscoEin mystischer Tag
60_Die Lefty O’Doul Bridge | San FranciscoDiMaggio bis Bond
61_Das LeRoy King Carousel | San FranciscoÜberlebenskünstler
62_Der Leuchtturm | SausalitoUnterwasserfriedhof bei Point Bonita
63_Levi Strauss & Co. | San FranciscoGeburtsort der 501
64_Die Lyon Street Steps | San FranciscoWo Gesundheit auf Wohlstand trifft
65_Macondray Lane | San FranciscoGeschichten einer Stadt
66_Das Malloch Building | San FranciscoFür Kurvenliebhaber
67_Der Maori-Surfer | San FranciscoAlles im Fluss
68_Marilyns Wunschkirche | San FranciscoFischers Frau
69_Das Martin Luther King Jr. Memorial | San FranciscoHave a Dream
70_Die Mauerbilder | San FranciscoMorgendämmerung
71_Mavericks | San FranciscoDas Surferparadies
72_Das Mechanics' Institute | San FranciscoBeautiful Minds
73_Das Meereshaus | San FranciscoDie Phantasie flottmachen
74_Die Moraga Street Steps | San FranciscoStairway to Heaven
75_Das Musée Mécanique | San FranciscoLiebestester und Laughing Sal
76_National Cemetery Overlook | San FranciscoDie Spionin und die Puffmutter
77_Die Nebelbrücke | San FranciscoLuftmassen in Aufruhr
78_Der Nebelwald | San FranciscoKama Sutro
79_Nimitz Mansion | San FranciscoGeheimer Ausblick von Yerba Buena
80_Ocean Beach | San FranciscoLaute Party, leiser Hai
81_Das ODC | San FranciscoFlashmob, Gay Pride, Carnaval
82_Das Old Skool Café | San FranciscoHier werden zweite Chancen serviert
83_Die Papageien | San FranciscoSo frei wie ein Vogel
84_Patricia’s Green | San FranciscoGlücklich wiederbelebt
85_Patty Hearsts Bank | San FranciscoErbin mit Maschinengewehr
86_Pfluegers Himmelsstürmer | San FranciscoEinhörner und Feuervögel
87_Das Phoenix Hotel | San FranciscoSchillernder Pool
88_Das Pier 24 | San FranciscoSternstunden der Fotografie
89_Das Pier 70 | San FranciscoRuinenwert
90_Der Pink Triangle Park | San FranciscoIm rosa Winkel
91_The Presidio Pet Cemetery | San FranciscoFriedhof der Kuscheltiere
92_Das Project Artaud | San FranciscoDer Hölle entkommen
93_The Ramp | San FranciscoKaterfrühstück
94_Die Rousseaus | San FranciscoSchrecklich schöner Kitsch
95_Sam’s Grill and Seafood Restaurant | San FranciscoAustern, Scholle, Brandungskrebs
96_Das San Francisco Art Institute | San FranciscoEin Panorama
97_Die Säulen von Lloyd Lake | San FranciscoAm Ufer des okkulten Sees
98_Die Segelschiffe von Spreckels Lake | San FranciscoAlles andere als ein Kinderspiel
99_Die Slovenian Hall | San FranciscoJenseits der Überholspur
100_Die Sonnenuhr | San FranciscoWie Speichen eines Rades
101_Stow Lake | San FranciscoDer Geist der White Lady
102_Der Sutro Heights Park | San FranciscoVerblüffte sogar Oscar Wilde
103_Swedenborgs Kirche | San FranciscoEngel unter Erdbeerbäumen
104_Der Tin How Tempel | San FranciscoKnow how to Tao
105_Das Tosca Café | San FranciscoDank Sean Penn noch immer cool
106_Der Transamerica Redwood Park | San FranciscoDas Geheimnis der Pyramide
107_Die Universitätsgärten | San FranciscoHerzforschung
108_Die Van Ness Auto Row | San FranciscoAls Karossen King waren
109_Die Vermont Street | San FranciscoDer Thrill der S-Kurve
110_Die Wellenorgel | San FranciscoHorchposten im Meer
111_Wood Line | San FranciscoMut zur Lücke
Bildteil
Übersichtskarten
In all den Jahren, die ich nun in San Francisco lebe, habe ich nie aufgehört, über versteckte Treppen, überraschende Aussichten und unerhörte Geschichten zu staunen, die mir jeder Winkel entgegenraunte. Während man das sanft gehügelte Land um die Bucht erwandert und erfährt, drängen charmante Details nur so an Auge und Ohr – wie etwa der Schnörkel eines viktorianischen Hauses, der wuchernde Jasmingarten in einer verborgenen Gasse oder fröhliche Salsa-Rhythmen aus einem offenen Fenster.
Für eine Stadt, die nur sieben Meilen im Quadrat misst, ist die Vielfalt überwältigend: Von Musikern, Künstlern und Hippies bis zu Businesstypen und Hipstern spiegelt die Bevölkerung jede erdenkliche menschliche Form, Farbe und Fähigkeit wider. Nicht nur die Menschen jedoch haben diese Viertel geprägt, sondern auch das Land selbst mit seinen 14 Hügeln, die in den Gezeiten steigen und wieder sinken.
Hier hat von Telegraph bis Potrero Hill jede Erhebung und von Noe bis Hayes Valley jedes Tal sein eigene Architektur. Sogar sein eigenes Wetter! Besucher verstehen oft nur schwer, warum der sonnige Himmel von Mission District sich schon bei Twin Peaks in eisigen Nebel verwandelt.
In vielerlei Hinsicht sind Extreme die DNA der Stadt; dies wird umso deutlicher, je tiefer Sie in ihre Vergangenheit eintauchen. Während der Ära des Goldrauschs etwa stieg die Bevölkerungszahl von rund 1.000 im Jahr 1848 auf 300.000 anno 1855. Jahrzehntelang ist dies der einzige Vorposten echter Zivilisation westlich der Rockies gewesen.
Jüngst hat der vom Silicon Valley ausgehende Boom die Bay Area in einen Tummelplatz für junge Millionäre verwandelt; Wohlstand und Armut wechseln sich hier genauso schnell ab wie die Wetterphänomene. Die Landschaft jedoch – die in den Pazifik ragenden Landzungen, die Strände, die Bucht mit ihren unzähligen Inseln, der Strom von Nebelschwaden, der über die Golden Gate Bridge zieht - bleibt so stoisch wie die Natur selbst.
Spray gegen Meerjungfrauen
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Dahinter steckt immer ein kreativer Kopf? In San Francisco waren und sind es ganze Legionen. Zu den bemerkenswerten unter ihnen zählt Schriftsteller Dave Eggers, ein Renaissancemensch durch und durch, ein Bono der Worte, dessen biografischen Mega-Bestseller von 2000 – »Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität« – diverse Kultur-Folgen zeitigte. Unter anderem ließ sich sein literarischer Witz auch pädagogisch ummünzen. So etwa lernen heute Kinder nach von seinem Werk inspirierten Methoden lesen und schreiben, während Lehrer sich davon abgucken, wie man Schüler begeistert.
2002 nämlich tat sich Eggers mit Erzieherin und Aktivistin Nínive Calegari zusammen, um ein Lernprogramm für Kinder mit individueller Betreuung zu gründen. In 826 Valencia Street fanden sie die geeignete Nachbarschaft – eigentlich eher eine Shoppingschaft, denn hier gab es damals mehr Antikmöbel (und einen Santería-Laden) als ortsansässige Menschen. Die Idee bestand darin, Eggers' Literaturzeitschrift und den Verlag »McSweeneys« im gleichen Bau unterzubringen und zudem die gesammelte Redaktion abzukommandieren, den Kindern des Viertels nach der Schule Extra-Unterricht zu geben. Hier endlich sollte die Phantasie über dröge Schulweisheit triumphieren – mit dem Abenteuer Schreiben im Fokus. Mittlerweile hat man sogar expandiert; in sieben anderen US-Städten gibt es ähnliche Betreuungsprogramme.
Info
Adresse 826 Valencia Street, San Francisco, CA, 94110, www.826valencia.org, Tel. +1 415.642.905 | ÖPNV Bus 33, Haltestelle 18th St 6 Valencia St | Öffnungszeiten täglich 12–18 Uhr| Tipp Bei Dandelion Chocolate in der 740 Valencia Street können Sie vorn im Café sitzen und dabei der Schokoladenherstellung in der Fabrik hinten live zuschauen.
Um ihr Projekt ans Laufen zu bringen, lockten Eggers und Caligari die Kids mit Piratenbedarf im Vorderteil des Gebäudes, wo es praktisch alles gibt, was ein angehender Störtebeker so braucht, von Holzbeinen und Ködern für Meerjungfrauen (oder Abwehr-Sprays) bis hin zu Augenklappen und meterweise Planken. Da ging dann auch so mancher potenzielle Adept ins Netz – bis heute. Welcher kluge Kopf hätte seine Hausaufgaben nicht lieber umgeben von einem Seeräuber-Sammelsurium gemacht als am kahlen Küchentisch?
In der Nähe
Das Institute of Illegal Images (0.25 km)
Das Foreign Cinema (0.41 km)
Clarion Alley (0.43 km)
Das ODC (0.61 km)
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Moschee meets Hollywood
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In den Goldenen 1920ern schossen elegante Filmtempel quer durchs Land wie Pilze aus dem Boden; dabei entstanden Wunder der Architektur, die den Vergleich mit den Phantasmagorien auf den Leinwänden nicht zu scheuen brauchten. Das Alhambra Theater in der Polk Street mit seinem exzessiven orientalischen Design und seinen 1.500 Sitzen gehörte zu den herausragendsten Beispielen. 1926 von Timothy Pflueger entworfen, leuchteten seine »Minarette« einst in sündigem Rot, um dem Publikum den Einlass zu signalisieren.
Nachdem Charlie Chaplin davongeschlurft war und Greta Garbo ihre letzten Worte auf den Silver Screen gehaucht hatte, gingen die Lichter im Saal wieder an und ließen das verträumte Interieur aus Tausendundeiner Nacht magisch erstrahlen: maurische Hufeisenbögen, saphirblaue Sitznischen, eine Kuppel mit Arabesken im Zentrum und filigranes Zierwerk, so weit das Auge reichte.
Info
Adresse 2330 Polk Street, San Francisco, CA, 94109 | ÖPNV Bus 19, Haltestelle Polk St & Union St | Öffnungszeiten Mo–Fr 5–22 Uhr, Sa, So 7–20 Uhr| Tipp Mit ihren kleinen Läden und entzückenden Cafés lädt die Nordseite der Polk Street noch immer zum Windowshoppen ein.
In den Sechzigern war die Gegend Mittelpunkt der Gay-Bewegung. Der erste offen schwule Unternehmensverband, die Tavern Guild, wurde von Bar-Inhabern der Polk Street gegründet.
Als die Szene in den frühen Siebzigern nach Castro District umzog, erlebte die Straße ihre dürren Jahre. Das Alhambra versuchte zu überleben, indem es sein Auditorium in zwei Säle teilte, und kehrte in den späten Achtzigern noch einmal kurz zum Single Screen zurück, um 1998 die Pforten für immer zu schließen.
Und doch: Dem morgenländischen Märchen war ein Happy End made in Hollywood beschert: Seit 2001 residiert hier Crunch Fitness. Durch aufwendige Restaurierung blieben die meisten Originaldetails erhalten; der einstige Vorführraum dient nun als Yoga-Studio; der Bereich hinter der Leinwand wurde zum Spinning-Raum umgestaltet. Eine zweite Ebene beherbergt Gewichte und Workout-Geräte. Im obersten Rang hat man 13 Originalsitze belassen. Das Beste: Eine Leinwand versorgt die Schwitzfabrik auch heute noch mit Träumen aus Zelluloid.
In der Nähe
Macondray Lane (0.48 km)
Das San Francisco Art Institute (0.7 km)
Die antiken Vibratoren (0.72 km)
Die Irrgärten (1.02 km)
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Geboren und gebraut in San Francisco
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Wie die Levi’s 501 und das Sauerteigbrot hat auch das Anchor Steam Beer seinen Ursprung in der einstigen, stark improvisierten Stadt der Goldgräber. Während für die Herstellung der meisten Biersorten Eis benötigt wird, um den Hopfen zu kühlen, musste man in San Francisco ohne auskommen. Findige Brauer platzierten die Maische auf Dächern und ließen die kalten Nebel der Bucht den Job erledigen. Der Dampf (»steam«), der von den Fässern aufstieg, gab dem Bier seinen Namen. Zunächst wurde der Gerstensaft der Pioniere in einem Saloon in der Pacific Street gebraut, danach von Ernst F. Baruth und Otto Schinkel.
In den 1890ern erlebte das Westküsten-Bier seine erste Blütezeit, bis ihr gleich drei tragische Ereignisse ein jähes Ende setzten: Erst fiel Baruth tot um, dann zerstörten Brände nach dem Erdbeben von 1906 die Fabrik, und schließlich wurde auch noch Schinkel von einer Straßenbahn überfahren. Die Einführung der Prohibition half da nicht weiter. Zwar konnte die Marke sich halten, in den späten Fünfzigern allerdings drohte eine noch viel größere Gefahr: die Massenherstellung. Bald stand Anchor vor dem Aus.
Info
Adresse 1705 Mariposa Street, San Francisco, CA, 94107, www.anchorbrewing.com, Tel. +1 415.863.8350 | ÖPNV Bus 10, Haltestelle 17th St & Wisconsin St; Bus 22, Haltestelle 17th St & De Haro St | Öffnungszeiten Führungen durch das Haus; Reservierung erforderlich unter: www.anchorbrewing.com/brewery/tours| Tipp Ein herzhaftes Frühstück, das Ihren Magen für die Bier-Tour stählt, serviert man im Plow in 1299 18th Street, geöffnet von 7–2 Uhr.
Eines Abends im Jahr 1965 trank Fritz Maytag in North Beach ein gepflegtes Anchor vom Fass und erfuhr, dass es sein Lieblingsbier bald nicht mehr geben werde. Kurz entschlossen kaufte er die Brauerei, setzte mit deren Rettung eine Revolution in Gang, die bald das ganze Land erfasste, und wurde so zum Vater der modernen Kleinbrauerei.
Am eindrücklichsten überzeugt das Bier jedoch noch immer persönlich: Guided Tours (früh buchen!) folgen dem gesamten Fertigungsprozess, von frischen Hopfengarben über gigantische Messingfässer bis zur Abfüllanlage, vier oder fünf Bierchen inklusive. Die ersten Führungen beginnen um zehn Uhr vormittags. Der Guide erklärt es so: »Wie soll man auch den ganzen Tag trinken, wenn man nicht morgens damit anfängt?«
In der Nähe
Die Slovenian Hall (0.33 km)
Die Vermont Street (0.49 km)
Die Universitätsgärten (0.9 km)
Heath Ceramics (0.95 km)
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Paradies der Fliegenfischer
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Auf der Westseite des Golden Gate Park stehen zwei seiner charmantesten Anachronismen: zwei Windmühlen, die um die vorletzte Jahrhundertwende gebaut wurden und gut 260.000 Liter Wasser pro Stunde abpumpten, um den auf Sanddünen errichteten Park trockenzulegen.1913 übernahmen elektrische Pumpen; die Mühlen überließ man dem Verfall.
Zwischen 1981 und 2012 wurden sie schließlich restauriert. Zu finden sind sie in einem eher unbeachteten, wenngleich besonders schönen Teil des Parks, der noch weitere angenehme Überraschungen birgt wie etwa die kleinen Seen und Spazierwege westlich der Polo Fields. Zwischen Lichtungen abseits der Pfade durchs Schilf begegnen Sie hier und da auch einem »heiligen Ort«. Die weithin verehrte Ökofeministin und neuheidnische Aktivistin Starhawk hielt hier Sonnenwendfeiern ab.
Info
Adresse McLaren Angler's Lodge and Fly Casting Pools, 1232 John F. Kennedy Drive, San Francisco, CA, 94121, www.ggacc.org, Tel. +1 650.270.7258 | ÖPNV Bus 5, Haltestelle Fulton St & 36th Ave | Tipp Rhododendron Island, an JFK Drive und 36th Avenue gelegen, besticht mit 400 Rhododendronarten und -sorten, die einmal im Jahr zwischen Februar und Mai blühen.
In einem nahe gelegenen Eukalyptushain liegen direkt neben dem Clubhaus des »Golden Gate Angling and Casting Club« zwei weniger bekannte Attraktionen des Parks: Anglerteiche. Der internationale Verein wurde 1933 gegründet und brachte einige der größten Stars im Fliegenfischen hervor. Die Teiche selbst gelten als Weltklasse und sind Schauplatz vieler Wettkämpfe. Auch für Nichtmitglieder aller Kenntnisstufen werden das ganze Jahr über Gratiskurse im Flugangeln angeboten.
Im Jahr 2000 brachte Thomas McGuane – einer der großen Sportjournalisten des Landes – einen Essay über die Clubmitglieder zu Papier. In »The Longest Silence: A Life in Fishing« heißt es: »Die Gruppe ist recht heterogen, und obwohl sie sich nicht so exzentrisch ausstaffiert wie die Restbevölkerung San Franciscos, gehört sie den Flanell-Eminenzen der stillen Angler-Mehrheit genauso wenig an. Genauer: Hier herrscht kein Mangel an dicken weißen Socken, ärmellosen Sweatern mit V-Ausschnitt oder Schnürschuhen. Mehr der Typ aus dem Landesinneren.«
In der Nähe
Die Segelschiffe von Spreckels Lake (0.45 km)
Die Rousseaus (0.99 km)
Das Beach und Park Chalet (1.19 km)
Die Säulen von Lloyd Lake (1.38 km)
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Freie Liebe unter Strom
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»Das Bagdad der Bucht«, wie der langjährige Kolumnist des »Chronicle«, Herb Caen, die Golden City taufte, ist immer ein Vergnügungsort gewesen. Wohlstand, Vielfalt, das Fluidum der Freizügigkeit und die Hinneigung zu Queers und Querköpfen jeglicher Art prädestinierten die Stadt bereits von ihren Anfängen her zu einem Eldorado für Freigeister.
Die hedonistische Grundhaltung flatterte auf deren Fahnen diversen Bewegungen voran, nicht zuletzt jener des »Sex Positive Movement«, über das Sexologin Carol Queen bemerkte: »Hier wird unsere jeweils einzigartige sexuelle Identität gewürdigt, auch wenn wir erkennen müssen, dass viele Menschen in einer Kultur Schaden genommen haben, die sexuelle Vielfalt auszumerzen trachtet.« Ursprünglich wohl vom österreichischen Analytiker Wilhelm Reich geprägt, fasste der Begriff »sexpositiv« in den 1960ern und 1970ern auch in San Francisco Fuß.
Info
Adresse 1620 Polk Street, San Francisco, CA, 94109, www.goodvibes.com, Tel. +1/0415/345.0400 | ÖPNV Bus 19, Haltestelle Polk St & California St | Öffnungszeiten täglich 10–22 Uhr| Tipp Um Ihre sinnliche Erfahrung abzurunden, spazieren Sie sechs Blocks nach Norden. Dort erwartet Sie im Les Cent Culottes erlesenste französische Wäsche (2200 Polk Street).
Heute sind Geist, Praxis und Technologie der Bewegung in diesem Mini-Museum zu bestaunen, untergebracht im »Good Vibrations«, einem Sexshop für Frauen, der 1977 aufmachte und sich der Erotik statt Pornografie verschrieb.
Das von Dr. Queen kuratierte Kleinod öffnete seine Pforten 2012 und besteht aus einem mittelgroßen Raum, in dem Vitrinen die Evolution des elektrischen Vibrators vom 19. Jahrhundert bis heute plastisch bebildern. Hier werden Sie profund, provokant und amüsant durch die Historie der vergnüglichen Stromstoß-Phalli geführt. Der Eintritt ist frei; bei Dr. Queen können Sie auch eine Privatführung buchen. Kurios: Viele der frühen Modelle muten wie Schneebesen oder Rührgeräte an. Was kaum verwundert: Ursprünglich war die Elektronik der Begierde aus der männlichen Überzeugung erwachsen, Lustprobleme bei Frauen hätten mit »Hysterie« zu tun, wobei die weibliche Sexualität als etwas galt, was zu fürchten wie zu kontrollieren gleichermaßen geraten schien.
In der Nähe
Das Audium (0.48 km)
Die Irrgärten (0.65 km)
Bei Dashiell Hammett (0.66 km)
Das Alhambra Theater (0.72 km)
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Citizen Kane war hier
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Als der Citizen Kane des richtigen Lebens, William Randolph Hearst, 1887 den »San Francisco Examiner« kaufte, waren es seine fortschrittlichen Druckerpressen, die »The Ex« zum »König der Tageszeitungen« beförderten. Seither stellen die Publizisten und ihre walzenförmigen Geschütze einen entscheidenden Motor der lokalen Kulturgeschichte. Sowohl Arion Press als auch das Grabhorn Institute bewahren dieses Erbe und sichern seine Zukunft.
Auf einem weitläufigen Anwesen in Presidio ist das historische Equipment samt Buchbinderei und eine der wenigen noch arbeitenden Metalltypengießereien weltweit zu bestaunen: Mackenzie & Harris (M & H) feierten 2015 ihren 100. Geburtstag. Besucher dürfen dabei zuschauen, wie Typen und Lettern aus geschmolzenem Metall gegossen und zu Seiten gesetzt, wie Seiten gedruckt, zu Blöcken handgenäht und aufs Akribischste gebunden werden. Die Spezialisten, die bei Arion arbeiten, bringen eine mehrjährige Lehrzeit hinter sich und gehören zu den angesehensten der Vereinigten Staaten.
Info
Adresse 1802 Hays Street, The Presidio, San Francisco, CA, 94129, www.arionpress.com, Tel. +1 415.668.2542 | ÖPNV Bus 1, 1AX, 28, Haltestelle California St & Park Presidio Blvd | Öffnungszeiten Gallery Mo–Fr 10–17 Uhr. Öffentliche Führungen finden donnerstags um 15.30 Uhr statt und dauern etwa anderthalb Stunden.| Tipp Ein hübsches kleines Eiscafé in der Nähe kühlt den erhitzten Geist: Japonica in 5503 California Street.
Bis um 1985 das Desktop Publishing aufkam, war der klassische Hochdruck Hauptstandbein der örtlichen Literaturszene, während politische Autoren und Aktivisten das flottere Do-it-yourself-Potenzial kleinerer Druckmaschinen ausschöpften. Von Klitschen oder Garagen aus, in Mission oder Dogpatch, produzierten Print-Poeten am laufenden Band Tausende von Kleinauflagen, Petitionen und Pamphleten – und benutzten dafür oft M & H. Heute wären die Gießerei und ihre 3.888 Metalltypen vielleicht verloren, hätte nicht der Gründer von Arion Press, Andrew Hoyem, der auch das Grabhorn Institute ins Leben rief, weise Voraussicht bewiesen.
Bibliophile dürfen sich an einer wechselnden Ausstellung handgedruckter Bücher erfreuen, die berühmtesten darunter: »Moby Dick« und »Leaves of Grass«. Was es hier an Kostbarkeiten zu entdecken gibt, erfreut sich Ewigkeiten guter Presse.
In der Nähe
National Cemetery Overlook (1.1 km)
Building 95 (1.62 km)
The Presidio Pet Cemetery (1.68 km)
Der Aussichtsturm (1.91 km)
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Mit den Ohren sehen
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Komponist Stan Shaff ist davon beseelt, noch unentdeckte Eigenschaften des Klangs zu erforschen, insbesondere die Art und Weise, in der Räume Töne beeinflussen. In den späten 1950ern begab er sich gemeinsam mit Doug McEachern, einem anderen Musikprofi, auf Ohrenreise. Die beiden experimentierten mit Aufnahmetechnik, Lautsprechersystemen und architektonischen Tricks, um eine kleine Revolution herbeizuführen: einen Ort, an dem man Klang nicht nur hören, sondern »erfahren« konnte. Ihr sinnträchtig benanntes »Audium« riefen sie ins Leben, um hier »Soundskulpturen« erstehen zu lassen.
Allerdings geht es Shaff nicht minder darum, den scharfen Kontrast, ja, Widerspruch, zwischen der schnellen Welt außerhalb der Klangglocke und derjenigen innerhalb fühlbar zu machen: der Schall als metaphysische Begegnung.
Info
Adresse 1616 Bush Street, San Francisco, CA, 94109, www.audium.org, Tel. +1 415.771.1616 | ÖPNV Bus 38, Haltestelle Starr King Way St & Gough St | Öffnungszeiten Fr und Sa Performances um 20.30 Uhr| Tipp Spazieren Sie den versteckten Ziegelpfad der »Historic Cottage Row« zwischen Bush, Sutter und Webster Street entlang. Die nostalgische Häuserzeile wurde von Viktorianern in den späten 1860er and 1870er Jahren angelegt. Auf der Seite der Sutter Street liegt ein Mini-Park mit lauschigen Bänken.
Im Theater des Audium in der Bush Street finden jeden Freitag- und Samstagabend Performances statt. Shaff höchstselbst reißt oft die Karten ab und geleitet die Zuhörer zu ihren Sitzen – lediglich 49, in konzentrischen Kreisen angeordnet. Als 1960 die ersten Vorstellungen stattfanden, gab es hier acht Lautsprecher. Heute sind es 176 einschließlich solcher, die unter die Sitze montiert wurden. Die Kompositionen verweben vertraute Klänge und fremdartige Sounds – aus der Musikgeschichte, der Natur und dem Alltag –, während Sie in absoluter Dunkelheit verharren.
Sound-Guru Shaff: »Immer bin ich davon besessen gewesen, was Klänge aller Art heraufzubeschwören scheinen, ob nun natürliche oder elektronische. Sie berühren tiefere Schichten in uns, Ebenen, die dicht unter der Oberfläche der sichtbaren Welt liegen … Das Publikum soll spüren, wie der Sound es anspringt, liebkost, durchdringt und umschließt. Ich bitte die Zuhörer, mit den Ohren zu sehen und mit dem Körper die Klänge als Bilder, Träume und Erinnerungen wahrzunehmen. Sie selbst werden schließlich Teil der Gesamtskulptur.«
In der Nähe
Die Van Ness Auto Row (0.45 km)
Die antiken Vibratoren (0.48 km)
Bei Dashiell Hammett (0.69 km)
Das Phoenix Hotel (0.78 km)
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Blick mit Baumkrönung
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Schlendern (oder fahren) Sie den JFK Drive im Golden Gate Park entlang, wird Ihnen auf Höhe der Ninth Avenue ein Metallturm ins Gesichtsfeld ragen – inmitten immergrüner Baumkronen. Der Turm, den ein Außenskelett aus rötlichem Kupfer umhüllt, ähnelt einer Mauerzinne. Folgen Sie der Zinne durch einen Skulpturengarten hindurch bis zu ihrem Sockel, so gelangen Sie zum de Young Museum, einem der erlesensten Kulturorte der Bay Area, an dem natürliche und menschengemachte Ästhetik einander mit Hingabe gegenübergestellt sind.
Als das Museum nach dem Erdbeben in Loma Prieta 1989 wiederaufgebaut wurde, verwendete die Baufirma Herzog & de Meuron, in deren Auftrag die Architekten Fong and Chen zu Werke gingen, für ihr Design natürliche Materialien wie Kupfer, Holz, Stein und Glas. Einige der Anwohner sind vernarrrt in den hypermodernen Look des wiedererstandenen Kunst-Baus, anderen war das abgerissene Originalgebäude im Jugendstil lieber.
Info
Adresse de Young Museum, 50 Hagiwara Tea Garden Drive, San Francisco, CA, 94118, www.deyoung.famsf.org, Tel. +1 415.750.3600 | ÖPNV Bus 44, Haltestelle Academy of Sciences | Öffnungszeiten Di–So 9.30–17 Uhr| Tipp Jeden Sonntag im Sommer gibt die Golden Gate Park Band kostenlose Konzerte im Music Concourse and Pavilion vor dem de Young Museum.