2 Freunde für 4 Pfoten (Band 2) - Papageiplapperei - Sonja Maren Kientsch - E-Book

2 Freunde für 4 Pfoten (Band 2) - Papageiplapperei E-Book

Sonja Maren Kientsch

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Beschreibung

Wer uns schon kennt, weiß, dass Jette und ich die besten Tierretterinnen der Welt sind. Klar, dass wir unsere Freundin Christina mit ihrem Papageienproblem nicht alleine lassen. Ihre Mutter ist nämlich schon fast soweit, den Vogel wegzugeben! Zugegeben, er ist ein wenig laut, aber ich bin mir sicher, dass irgendwo tief in ihm drin gute Manieren stecken – und die werde ich rausholen. Diesen Erfolg können wir dann gleich beim Mega-Maxi-Einweihungsfest für unsere Tierretterzentrale feiern. Freundschaft, Träume und ganz viele Tiere. Die neue Kinderbuchreihe um die Freundinnen Matilda und Jette bietet Lesespaß und Wohlfühlatmosphäre für Mädchen ab 8 Jahren. Viele lustige Illustrationen begleiten die liebenswerten Tierretterinnen bei ihren Abenteuern.

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Ähnliche


Für Daniela, Kathrin, Manu, Maya und Tina.

Der 3.Juli oder: ein Tag für die Geschichtsbücher

Der 3.Juli war ein Tag, der echt und ehrlich in die Geschichte eingehen wird. Man sagt das ja so, „in die Geschichte eingehen“, wenn etwas sehr, sehr Außergewöhnliches passiert. Etwas, an das man sich sein Leben lang erinnert. Der Tag, an dem wir Macker und Racker vor dem Schlachter retteten, war zum Beispiel so einer. Die beiden sind unsere Dalmatinerschweine und sehen – ungelogen – wie Hunde-Dalmatiner aus, nur eben in Schweineform.

Dieser 3.Juli hatte aber nichts mit Schweinen zu tun. Genau genommen wird er nicht mal in die Geschichte eingehen, weil etwas Wundervolles passierte. Eher war das, was geschah, schrecklich und erst mal sehr, sehr gruselig. Denn: Ganz offenbar hatte ein Verbrecher unsere Stadt erreicht, der in der Wohnung von Christina Grubtaler sein Unwesen trieb. Aber das ist noch nicht alles. Der 3.Juli war auch der Tag, an dem Mama sich das Handgelenk verstauchte, weil sie sich auf einen Briefkasten stützte, den es gar nicht gab. Das war am Abend, als sie erfuhr, dass ich diesen Kerl zu uns auf den Hof eingeladen hatte. Ich fand ihn ziemlich nett und hatte ihn bei unserer ersten Begegnung sofort ins Herz geschlossen. Und irgendwo musste er doch unterkommen, jeder braucht ein Dach überm Kopf!

Aber ich fange mit dem Erzählen lieber von vorne an: einen Tag vor diesem 3.

Ja! Nein! Keine Ahnung!

Es war zum Verrücktwerden! Ich saß in der Schule, meine Augen auf die Tafel geheftet, aber ich bekam null Komma null von dem mit, was Mathelehrer Kleinhans in seinen Hemdkragen nuschelte. Kurz überlegte ich, ob meine Nicht-Aufpasserei mit meinem Geburtstag am 7.Juli zu tun hatte, aber das fand ich dann doch nicht so passend. Ich hatte ja schon neunmal Geburtstag gehabt und wusste: So richtig aufgeregt wurde ich erst am Abend davor. Dann, wenn ich im Bett lag und mir ausmalte, was am nächsten Tag auf dem Geburtstagstisch stehen würde. Das waren meistens Tierbücher gewesen oder auch mal eine Eintrittskarte für den Freizeitpark – aber dieses Jahr hatte ich einen besonderen Wunsch. Er war so außergewöhnlich, dass ich ihn Mama und Papa gegenüber noch kein einziges Mal erwähnt hatte. Ich hatte höchstens mal angedeutet, dass sie mir AUF KEINEN FALL etwas kaufen durften, ehe sie davon erfuhren. Es braucht einen besonderen Moment, um außergewöhnliche Wünsche zu verraten, finde ich. Sonst geht die Außergewöhnlichkeit vielleicht verloren und der komplette Wunsch gleich mit. Und das wäre in diesem Fall absolut schrecklich gewesen, denn ich wünschte mir Tierretter-Räume zum Geburtstag. Zwei großartige schöne Räume in unserem Beinahe-Haus, einem leer stehenden Häuschen schräg gegenüber von unserem Wohnhaus. Mit Mietvertrag und vor allem für immer und vielleicht auch mit Schreibtisch und einem alten gemütlichen Sofa.

Ich weiß, was jetzt viele denken: Wie kann man sich denn so etwas GROSSES wünschen? Und genau das war ja mein Problem. Wie konnte ich Papa und Mama begreiflich machen, dass dieser Wunsch zwar GROSS war, aber eben auch absolut RICHTIG?

Dabei wussten die beiden natürlich, wie viel mir Tiere bedeuteten. Genauer gesagt wussten sie sogar von meiner Idee mit den Tierretter-Räumen, denn das alles hatte ja bereits vor einigen Wochen begonnen. Damals hatten meine beste Freundin Jette und ich gleich zwei Tiere aus ihren jämmerlichen Problemen gerettet: ein Katzenkind, das eine unglaubliche Angst vor Staubsaugern gehabt hatte, und eine Labradorhündin, die Alaska hieß – und die es ohne unser Eingreifen nicht einmal mehr geben würde. Ungelogen, wir hatten Alaska das Leben gerettet. Anschließend pflegten wir sie in den Räumen im Beinahe-Haus gesund. Jette und ich hatten uns wirklich gut um Alaska und das Katzenkind gekümmert und festgestellt, dass wir ein ganz besonderes Talent im Umgang mit Tieren haben. Wir stellten uns vor, wie wundervoll es wäre, für immer eine eigene Tierretter-Zentrale zu besitzen.

Die Sache war nur so, dass Alaska mittlerweile in Papas großer Werkstatt in unserem Wohnhaus lebte, damit sie näher bei uns war – und unsere Behandlungsräume somit leer standen. Und wenn ich leer sage, meine ich auch leer: keine Möbel, keine Tiere. Leerleer sozusagen, ehrlich wahr! Und als ob das nicht schon schlimm genug war, begann Mama wieder damit, „ordentliche Mieter“ für das Beinahe-Haus zu finden – weil sie einfach noch nicht verstanden hatte, wie wichtig die Tierretter-Räume für mich waren. Dabei war es tatsächlich so: Seit ich diesen Traum in meinem Inneren entdeckt hatte, fühlte ich mich so ganz ohne Tierretter-Zentrale gar nicht wie ich selbst. Es war wie Oma Gretel ohne Lieblingsmusik oder Herr Kleinhans ohne Zahlen. Wie Macker und Racker ohne Schlamm und von mir aus auch wie Mama ohne Papa. Ich BRAUCHTE diese Räume und deshalb war mir dieser Wunsch sehr, sehr wichtig. Mir – und meinem Tierretter-Gen. Und jetzt fragen sich wahrscheinlich manche: Tierretter-Gen, was ist das denn nun wieder? Also … Das Tierretter-Gen wohnt in meinem Körper, so wie es für Gene im Allgemeinen üblich ist. Papa sagt, Gene sitzen in jeder einzelnen Zelle und bestimmen, wie ein Mensch ist – oder wie eben gerade nicht. In mir zum Beispiel ist das Mathe-Gen nicht ganz so stark wie bei Jette, aber dafür wirbelt eben das Tierretter-Gen herum. Ich stelle mir vor, dass es aufmerksam in meinem Körper sitzt und dafür sorgt, dass ich jedes noch so kleine Tier entdecke, das Hilfe braucht.

„Was rutschst du denn so auf deinem Stuhl rum?“ Huch! Jette pikste mich mit ihrem Füller in den Arm. „Und dein Ohr ist ganz rot.“

„Ich weiß“, antwortete ich leise und hielt die Handflächen über meine Ohren. „In mir drin kribbelt alles. Und ich kann gar nicht richtig aufpassen. Irgendwas ist besonders, merkst du das auch?“

„Äh, warte.“ Jette schloss die Augen. „Nö.“ Sie beugte ihre Nase noch ein wenig tiefer in Richtung Tischkante. „Was soll das sein?“, wisperte sie.

„Keine Ahnung“, antwortete ich – als ich plötzlich einen Schatten über meinem Körper bemerkte. Dummerweise eine Millisekunde zu spät.

„Keine Ahnung, wie die Antwort auf meine Frage lautet, Matilda Mandelbaum? Das ist aber schade. Jetzt, wo es doch gerade etwas besser lief als früher.“

Ich schluckte. Und konnte nicht verhindern, dass ich mich ein bisschen über mich ärgerte. Denn Herr Kleinhans hatte recht. Noch vor wenigen Wochen war ich in Mathe eine absolute Null gewesen. Und das ist noch viel zu gut ausgedrückt. Ich war eine Minus-Zehntausend oder so, ehrlich wahr. Weil meine Eltern und Jette mit mir aber oberfleißig gelernt hatten, konnte ich meine Note um einiges verbessern – und sogar ein paar Pluspunkte auf Herrn Kleinhans’ Beliebtheitsskala ergattern. Die ich mir offensichtlich gerade wieder verspielt hatte.

„Keine Ahnung ist ganz schlecht“, sagte Herr Kleinhans nochmals und trommelte mit seinen Fingern auf meinen Tisch. „Also gut, wer kennt die Antwort auf meine Frage?“

„Die Antwort lautet Ja“, hörte ich Christina, die zwei Reihen vor mir sitzt, im nächsten Moment. Herr Kleinhans klatschte anerkennend in die Hände.

„Die Antwort lautet Ja?“, zischte ich in Jettes Richtung. „Was bitte hat er gefragt? Ob seine Kleider nach Pommesbude riechen?“

Jette kicherte.

„Ist ja auch egal.“ Ich seufzte. „Das nächste Mal sage ich jedenfalls ‚Ja‘, wenn er mich etwas fragt. Schlimmer als ‚Keine Ahnung‘ kann es eigentlich nicht sein, oder?“

„Matilda Mandelbaum, Ruhe jetzt!“ Herrn Kleinhans’ laute Stimme ließ mich ein bisschen zusammenzucken. „Denkst du eigentlich, du kannst hier machen, was du willst?“

„Ja“, formten Jettes Lippen, während sie vor Lachen beinahe unter die Tischplatte rutschte.

„N… n… nein“, stammelte ich. „Natürlich nicht.“

Jette prustete ihren Radiergummi unter den Tisch. Sie hörte sich an wie ein Luftballon, aus dem man alle Luft rauslässt.

Von Rosalinda, einem Elternführerschein und unheimlichen Stimmen

Nachdem wir die restliche Mathestunde so schweigend wie möglich hinter uns gebracht hatten, verputzten Jette und ich unter unserem Lieblingsbaum Rosalinda unser Pausenbrot. Wir nennen den Baum so, weil Rosa vor Ewigkeiten unsere Lieblingsfarbe war und wir lange Zeit gedacht haben, der Baum sei eine Linde. Mittlerweile wissen wir, dass Rosalinda in Wirklichkeit eine Buche ist, aber nun hieß sie ja schon so – und Rosabucha wäre ja auch kein wirklich schöner Name gewesen. Es war irre heiß, die Luft flimmerte, und ich hatte es sicher Rosalindas Schatten zu verdanken, dass mein Käse nicht hinunter auf meine Knie tropfte.

„Na ihr?“ Plötzlich stand Christina vor uns. Sie hatte ihre Haare zu einem riesigen Knoten zusammengewickelt und unter ihrem Arm klemmte eine große Flasche Wasser. Ob sie den Knoten wegen der Hitze gemacht hatte oder wegen Olli, der unser Klassenchaot ist, konnte ich nicht sagen. Olli hatte es seit Monaten auf Christinas Haare abgesehen, warum auch immer. Er fand es lustig, daran zu ziehen oder sie anzumalen. Wobei Jette, die überintelligent ist und viele Sachen doppelt so schnell kapiert wie ich, vermutete, dass er es nicht NUR auf Christinas Haare abgesehen hatte, sondern unter Umständen auch auf die ganze Christina. Womit unter Umständen erklärt werden könnte, warum er auch jetzt wieder nur wenige Zentimeter hinter ihr hertrottete und anhielt, als auch sie vor uns stehen blieb. Und als sie sich neben mich setzte, lehnte sich Olli wie zufällig gegen Rosalindas dicken Stamm.

„Kann ich euch mal was fragen?“, fragte Christina, und Jette und ich guckten uns an und nickten.

„Was tut man, wenn man denkt, da ist jemand in der Wohnung … der da nicht hingehört?“

„Ich würde die Wohnung absuchen“, sagte Jette so schnell, dass ich im Mitdenken kaum hinterherkam. „Jeden Zentimeter. Und wenn ich jemanden finden würde, würde ich ‚Hau ab‘ sagen und ihm einen Tritt verpassen. Äh … Oder so ähnlich.“

„Also … Wenn da echt einer ist – sag’s deinen Eltern“, schlug ich vor. „Ist bei euch jemand?“

Christinas Augen weiteten sich – so als säße direkt hinter ihren Pupillen ein großer Angstklumpen, der allen, allen Platz einnahm. Sie nickte langsam.

„Boah“, sagte ich und richtete mich kerzengerade auf. „Erzähl!“

„Gestern Abend“, begann Christina leise, „war ich allein. Nicht ganz allein, mein kleiner Bruder, der Richard, der war auch da, aber … er hat schon geschlafen.“ Sie holte tief Luft. „Meine Eltern waren drüben bei meiner Tante. Und dann …“ Sie brach ab und schluckte.

„Was dann?“, fragte ich und merkte, dass mein Hals auch schon ganz trocken war.

„Da hat jemand um Hilfe geschrien. Es klang wie Richard. Ziemlich leise – aber ich habe ihn gehört.“

„Er hat doch geschlafen“, sagte ich.

„Ja“, antwortete Christina. „Ich dachte, er träumt. Aber als ich nach ihm sehen wollte, da …“

„Was da?“, fragte ich.

„Da war noch eine andere Stimme, tief und irgendwie rau.“

Vor Schreck hustete ich ein paar Brotkrumen auf den Boden.

„Und die Stimme“, fuhr Christina leise fort, während Jette mir auf den Rücken klopfte, „… sagte … KEINE BEWEGUNG!“

„WAS?“ Es klang wie im Chor, das „WAS?“ – denn Jette und ich hatten es gleichzeitig ausgerufen und auch Olli hatte sich hinter uns vom Baumstamm abgestoßen und starrte Christina nun mit weit aufgerissenen Augen an.

„Ich konnte mich vor Angst kaum rühren.“ Christina schluckte. „Aber dann hab ich an Richard gedacht und na ja, ich hab mich aus dem Bett geschlichen. Aber … Richard hat eben geschlafen. Und da war keiner. Absolut niemand.“

„Hast du das deinen Eltern erzählt?“, fragte Jette.

„Klar!“ Christina seufzte. „Aber die haben mir nicht geglaubt. Oder dachten halt, ich hätte geträumt.“

PUH! Ich blies einen riesigen Batzen Luft aus. Wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist es, wenn Eltern ihren Kindern nicht glauben. Ehrlich, das regt mich so auf, dass ich platzen könnte. Da hatte ich ja echt noch Glück. Denn wenn ich denken würde, da ist einer in der Wohnung, dann wären meine Eltern sofort zur Stelle, das ist oberübersicher.

„Eltern müssen ihren Kindern glauben, das … gehört zum Elternführerschein“, sagte ich deshalb sehr, sehr bestimmt.

„Du bist gut“, Olli lachte kurz auf, „wenn die das mal wüssten.“