2384 Subject Zero - Akima Clary - E-Book

2384 Subject Zero E-Book

Akima Clary

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Beschreibung

Eigentlich wollte Johanna nur eine Gute Freundin sein, als sie Sina in dieses "Tierheim" für Hybriden begleitet, doch dann entdeckt sie Lucifer. Auf einmal geht es für den aggressiven Hybriden um Leben und Tod, also trifft Johanna eine folgenschwere Entscheidung. Wird sie es schaffen, irgendwie mit ihm zurecht zu kommen, oder muss sie wirklich für den Rest ihres Lebens auf dem Sofa schlafen? Wie lange ist überhaupt der Rest ihres Lebens, wenn sie mit einem unberechenbaren "Tier" zusammenlebt? Irgendetwas ist merkwürdig an ihm. Mal scheint er mehr Angst vor Johanna zu haben, als sie vor ihm, im nächsten Moment verhält er sich, als wolle er ihr was antun, und dann ist er fast schon nett. Muss sie wirklich um ihr Leben fürchten, oder kommt doch alles ganz anders?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Akima Clary

 

2384

Subject Zero

 

 

 

 

 

 

© 2024 Julia Fritzen

Korrektorat: Kerstin Gangl

 

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

 

ISBN

Paperback      978-3-384-38751-6

Hardcover      979-8-343-42960-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: Julia Fritzen, Am Klausenweiher 4, 54518 Osann-Monzel

.

 

 

 

Inhalt

 

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

 

 

 

Kapitel 1

I

ch habe keine Ahnung, warum ich mich dazu habe breitschlagen lassen, aber hier sind wir nun. Mit etwas Abstand und widerwillig schlurfe ich meiner besten Freundin Sina hinterher. Sie geht zielstrebig auf ein großes Gebäude zu. Ich bleibe stehen. Von außen wirkt es einladend. Alles ist in Weiß und Hellgrau gehalten. Vorne sind große Fensterfronten, und der Weg zum Eingang ist mit bunten Blumenbeeten gesäumt. Dennoch habe ich ein mulmiges Gefühl. Eine Woche hat sie gebraucht, bis ich mich habe überreden lassen, sie zu begleiten. Ich wollte es nicht, ich will es immer noch nicht, denn ich finde das alles irgendwie ziemlich bizarr. Warum sie so begeistert davon ist, kann ich absolut nicht verstehen. Ich sehe nichts Positives daran, aber sie ist nun mal meine beste Freundin. Ich hoffe einfach, dass

es nicht zu lange dauert und ich das alles irgendwie wieder verdrängen kann.

»Johanna, komm schon«,

ruft Sina mir zu und ich gehe weiter. Wir betreten das Gebäude durch eine Glastür. Der Raum, in dem wir uns befinden, ist hell und wirkt freundlich. Überall in den Regalen liegen Decken, Leinen, Halsbänder, quasi alles, was man für ein Haustier braucht.

Haustier, es klingt wie ein schlechter Witz. Als damals herauskam, dass das Militär es geschafft hat, menschliche und tierische DNS zu vermischen, um einen Supersoldaten zu erschaffen, gab es einen riesigen Aufschrei. Es wurde gesagt, dass es barbarisch wäre, ein Verbrechen an der Natur und ethisch absolut fragwürdig. Doch hier sind wir jetzt, ein paar Jahrzehnte später, in einer Art Tierheim für genau diese Kreaturen. Es ist nicht wirklich ein Tierheim, sondern ein profitorientiertes Unternehmen. Sie verkaufen hier sowohl die Streuner, die sie auf den Straßen aufsammeln als auch Nachzuchten.

Es ist so surreal, bis auf Kleinigkeiten wie Ohren, Augen und Zähne, sehen sie aus wie normale Menschen. Sie können angeblich nicht sprechen, ihre Verhaltensweisen sind zumeist eher instinktiv. Heißt das denn dann automatisch, dass sie weniger intelligent sind als wir? Wenn ich vor einem Hybriden stehe, stehe ich vor einer erwachsenen Person, die von einer anderen erwachsenen Person als Haustier gehalten wird. Was nach einer BDSM-Praktik klingt, ist das Leben der meisten dieser Wesen. Ob sie das wollen oder nicht, ist bisweilen unklar.

Am Ende des Raumes befindet sich ein Tresen, hinter dem eine junge Dame steht. Sie trägt eine weiße Bluse, mit grauen Akzenten. Auf der rechten Seite ist das Logo und darunter ihr Name aufgestickt. Jessica Klose heißt sie wohl. Sie begrüßt uns freundlich und fragt, wie sie helfen kann. Während Sina mit ihr redet, schaue ich mich um. Am anderen Ende des Raumes ist ein großes Fenster und ich gehe darauf zu. Was ich sehe, wirkt, als würde ich vor einem Kindergarten stehen. Hinter dem Fenster ist ein Raum. Die Wände sind bunt gestrichen und überall steht Spielzeug. In dem Raum befinden sich junge Hybride, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Ich bin erschüttert. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie alt Hybride sind, wenn man sie kauft.

»Sina, du willst dir jetzt aber nicht so ein Kleines holen, oder?«

frage ich sie ungläubig. Sina lacht.

»Natürlich nicht, dafür habe ich doch gar nicht genug Zeit.«

entgegnet sie und ich bin erleichtert.

Nachdem Sina der Angestellten erklärt hat, was genau sie sucht, werden wir in einen anderen Raum geführt. Alles hier drin ist sehr steril. Der Boden und die Wände sind weiß gefliest. Es riecht mehr nach Krankenhaus als nach Tierheim und es ist kalt. Käfige reihen sich aneinander. Jeder von ihnen ist vielleicht vier Quadratmeter groß. In den Käfigen liegen Decken, Spielzeuge und in jedem steht ein Napf mit Wasser. Die Bewohner der Käfige sind mehr als unterschiedlich. Manche kommen sofort neugierig an die Gitter, manche sind eher zurückhaltend. Sie unterscheiden sich auch in Größe, Haut-, Haar- und Fellfarbe.

Sina hat sich schnell für ein Weibchen entschieden. Sie sieht aus wie ein gewöhnlicher Mensch und trägt normale Kleidung. Lediglich die Ohren und der Schwanz verraten auf den ersten Blick, dass sie kein Mensch ist. Ein bisschen ähnelt sie einer Siamkatze. Sie hat strahlend blaue Augen und ihre dunklen Ohren bilden einen ziemlich starken Kontrast zu den fast weißen Haaren.

Während Sina mit der Verkäuferin über ihre Wahl spricht, und erklärt bekommt, worauf sie zu achten hat, schweift mein Blick durch den Raum. Der Anblick schockiert und irritiert mich noch mehr, als ich es vermutet habe. An einem der Käfige hängt ein Schild. „Achtung gefährlich“ lese ich, aber ich kann es nicht lassen und trete einen Schritt näher. In diesem Käfig liegt kein Spielzeug. Ganz hinten in der Ecke entdecke ich eines dieser Wesen. Es hat sich zusammengekauert und drückt sich an die Wand. Irgendwie sieht es kein bisschen gefährlich aus, eher verängstigt. Als ich noch einen Schritt näher an die Gitterstäbe trete, wird es auf mich aufmerksam. Es sieht mich mit leuchtend gelben Augen an. Sein Blick wirkt ängstlich und zugleich bedrohlich.

»Kommen Sie da weg«,

höre ich die Verkäuferin rufen und im selben Moment springt die Kreatur gegen die Gitterstäbe. Sie faucht mich an, ihre spitzen Zähne funkeln. Ich schrecke zusammen und weiche einen Schritt zurück. Trotz des Angriffes tut mir die Kreatur unendlich leid. Es muss schrecklich sein, den ganzen Tag in diesem kleinen Käfig zu sitzen. Außerdem ist es der dunkelste Käfig im ganzen Raum. Ich kann kaum sagen, wie die Kreatur genau aussieht.

Die Verkäuferin versucht mich zu beruhigen. Sie versichert mir, dass die Käfige hundertprozentig ausbruchsicher seien, und dass mir nichts passieren könne.

»Ich bin froh, wenn er morgen eingeschläfert wird«,

fügt sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck hinzu.

Eingeschläfert? Mein Herz stockt. Darüber habe ich noch nie nachgedacht, wenn wir sie als Haustiere halten, heißt das auch, dass wir über ihr Leben bestimmen. Was passiert also mit denen, die nicht in das Bild passen, das wir von einem guten Haustier haben? Wir bringen sie um. Mein Blick fällt wieder in seine Richtung. Das Einzige, was ich sehe, sind seine leuchtend gelben Augen. Sein Blick wirkt traurig, als er mich direkt anschaut. Es kommt mir vor, als hätte er mit allem abgeschlossen, als wäre sein gesamter Lebenswille dahin. Was muss man einem Lebewesen antun, um es so zu brechen? Ich ertrage den Anblick nicht, auch nicht den Gedanken, dass ich hier rausgehe und weiter lebe, während er hier sitzt und auf seinen Tod wartet.

»Ich nehme ihn«,

sage ich, ohne weiter darüber nachzudenken, was das heißt.

»Das wollen Sie nicht, er ist nicht zu erziehen.«

Die Dame versucht lange es mir auszureden, aber ich lasse nicht locker.

»Warum willst du denn ausgerechnet den? Ich habe da hinten einen rot getigerten gesehen, der würde viel besser zu dir passen. Immerhin habt ihr dieselbe Haarfarbe.«

 

Sina scheint wirklich zu denken, dass das ein Argument ist, um mich umzustimmen. Als würde ich unbedingt einen Hybriden haben wollen. Das will ich bestimmt nicht. Ich finde es furchtbar, wie wir sie behandeln, und das Letzte, was ich will, ist das auch noch zu unterstützen, aber vielleicht schaffe ich es ja, bei ihm alles anders zu machen. Ich kann ihn auf jeden Fall nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Hybriden wie ihn einzuschläfern, mag vielleicht gängige Praxis sein, und ich allein kann die Welt nicht ändern, aber vielleicht kann ich seine Welt ändern.

Nach einer Weile gibt die Verkäuferin nach. Wir machen die Papiere fertig. Da er aufgrund seines Verhaltens eingeschläfert werden soll und er als gefährlich eingestuft wird, muss ich etwas unterschreiben, das den Laden komplett aus der Verantwortung nimmt. Sie haften für nichts und nehmen ihn auch nicht zurück. Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich eine gute Idee ist, doch ich unterschreibe.

Als wir wieder im Auto sitzen, bin ich etwas froh darüber, dass der Laden die „Ware“ liefert. Zwei Männer mussten ihn aus dem Käfig holen und ins Auto bringen. Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihm machen soll, wenn er bei mir zu Hause ist. Vielleicht wird mich der Versuch, sein Leben zu retten, das meinige kosten. Bin ich total bescheuert?

Ich bin heilfroh, dass wir wieder da raus sind. Ich denke nicht, dass ich diese Bilder so schnell aus meinem Gedächtnis gelöscht bekomme, vor allem nicht, da ich wohl jedes Mal, wenn ich diese Kreatur ansehe, daran erinnert werde.

Sina und ich wohnen im gleichen Gebäude. Ihre Wohnung liegt im zweiten Stock, meine im vierten. Sie kann ihr neues Haustier einfach an einer Leine in ihre Wohnung bringen, bei mir sieht das etwas anders aus.

Die beiden Männer laden ihn wieder zu zweit aus dem Auto aus. Er wehrt sich nicht mehr so viel, wie beim Einladen, dennoch sieht es nicht nach einem leichten Unterfangen aus. Seine Hände sind auf dem Rücken zusammengebunden und er trägt ein dickes schwarzes Halsband. Erna und Herbert von gegenüber kommen wohl gerade vom Einkaufen zurück. Das ältere Ehepaar läuft kopfschüttelnd an uns vorbei. Ich habe mich schon ein paar Mal über Hybriden mit ihnen unterhalten und sie wissen auch, was ich von der ganzen Thematik halte. Wahrscheinlich sind sie schockiert darüber, dass ich meine Meinung geändert habe, und mir so ein "Haustier" zugelegt habe. Oder liegt es vielleicht doch daran, wie er sich verhält? Beschämt gehe ich ins Haus. Sein Fauchen hallt durchs ganze Treppenhaus. Ich schließe die Tür zu meiner Wohnung auf. Einer der beiden Männer rät mir, ihn in einen Raum zu bringen, den man abschließen kann, weil das sicherer wäre. Ich beschließe dem Rat erstmal zu folgen und zeige ihnen den Weg ins Schlafzimmer. Das ist der einzige Raum, den man abschließen kann, abgesehen von meinem Bad, und dem Gästebad. Beides sehe ich jedoch als mehr als demütigend für ihn an. Der Rest meiner Wohnung ist sehr offen geschnitten. Vom Flur kommt man direkt ins Esszimmer, das nahtlos ins Wohnzimmer übergeht. Auch die Küche ist nur durch einen Tresen abgeteilt.

Mehr als grob zwingen sie ihn, sich in eine Ecke im Schlafzimmer zu setzen. Er kauert sich augenblicklich wieder zusammen. Einer der beiden Männer hält mir eine Art Fernbedienung hin. Als ich ihn frage, was das ist, drückt er auf einen der Knöpfe. Was dann passiert, kann ich kaum glauben. Ein markerschütternder Schrei hallt durch meine Wohnung. Die Kreatur, die grade noch ängstlich in der Ecke gekauert hat, krümmt sich vor Schmerz und schreit entsetzlich.

»Elektroschocker! Werden Sie brauchen«

Sein Grinsen, als er mir dieses abscheuliche Ding übergibt, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich reiße es ihm aus der Hand und begleite beide zur Tür. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, aber ich hatte Angst, dass ich die Kreatur damit noch mehr verängstigen würde. Es muss so schon schwer für ihn sein. Er weiß wahrscheinlich nicht, wo er ist, oder warum er jetzt hier bei mir ist. Außerdem hat er keinen Grund, mir zu vertrauen.

Ich bin schockiert darüber, wie die beiden ihn behandelt haben. Natürlich, er ist sicher nicht leicht zu händeln, aber das war weit mehr, als nötig gewesen wäre. Es schien, als hätten sie einfach nur Spaß daran, ihn zu quälen. Die Demonstration des Elektroschockers war vollkommen unnötig, es hätte auch gereicht, mir zu sagen, was es ist. Ich frage mich, ob sie mit allen so umgehen, oder nur mit ihm, oder denen, die wie er aus der Reihe tanzen. Haben ihn da alle so behandelt? Die ganze Zeit? Wie wurde er behandelt, bevor er dort hinkam?

Nachdem sie weg sind, stehe ich vor der verschlossenen Schlafzimmertür. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich reingehen soll, aber ich habe keine andere Wahl. Ich habe wohl eine dumme Entscheidung getroffen, aber jetzt muss ich mit dieser leben.

Ängstlich drehe ich den Schlüssel im Schloss und drücke langsam die Türklinke herunter. Ich halte noch immer die Fernbedienung in meiner Hand.

Er sitzt wieder zusammengekauert in der Ecke. Als ich den Raum betrete und die Tür hinter mir schließe, drückt er sich noch mehr gegen die Wand. Er starrt mich an, immer wieder wandert sein Blick zu meiner Hand. Ich schaue erst auf ihn, dann auf das Ding in meiner Hand. Wie kann man nur? Das war kein kleiner Stromschlag, kein Impuls zur Korrektur, das war etwas, das ein Lebewesen durch Schmerz kontrollieren soll. Der Gedanke widert mich so sehr an, dass ich die Hand wegziehe und das Teil zu Boden fallen lasse. Es zerspringt in seine Einzelteile, als es aufschlägt.

Er scheint zu verstehen, was das für ein Ding war, denn in dem Moment, als es zerbrach, änderte sich sein Blick. Er sieht weniger ängstlich aus, wenn auch nur ein bisschen.

Als ich auf ihn zugehe, faucht er mich wieder an. Seine Zähne sind unglaublich spitz. Ich denke, er wäre durchaus dazu in der Lage, mich damit ernsthaft zu verletzen. Ich bleibe stehen und schaue ihn an. Seine schwarzen Haare sind struppig. Gewaschen und etwas in Form gebracht könnte man daraus mit Sicherheit eine annehmbare Frisur hinbekommen. Die Länge steht ihm. Sie sind gerade so lang, dass sie ihm ein bisschen über die Augen hängen. Es hat etwas Verwegenes. Ich weiß nicht, ob die Klamotten, die er trägt, vom Heim sind, oder ob er sie schon vorher hatte. Sie sind auf jeden Fall nicht neu. Er trägt eine zerrissene Jeans und ein weißes T-Shirt, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich es waschen oder lieber gleich verbrennen soll. An den Füßen hat er weiße Turnschuhe, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Seine Hände sind immer noch auf dem Rücken gefesselt. Ich würde ihn gerne losbinden, aber er lässt mich nicht an sich heran.

Ich höre seinen Magen knurren. Er scheint Hunger zu haben. Mir wird plötzlich klar, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, wie sich diese Wesen ernähren. In dem Laden habe ich Säcke mit Futter stehen sehen, aber ich habe nichts mitgenommen. Soweit habe ich in diesem Moment gar nicht gedacht. Zum Teil ist er menschlich, also wäre es doch denkbar, dass ich ihm auch einfach ganz normal, etwas zu essen machen kann. Als ich aufstehe, faucht er wieder, beruhigt sich aber schnell, als ich in Richtung Tür gehe. Ich schließe die Tür hinter mir wieder ab und gehe in die Küche.

Bevor ich irgendwas mache, setze ich mich an den Esstisch. Ich zweifle an der Richtigkeit meiner Entscheidung. Was habe ich mir dabei nur gedacht? Nicht nur, dass es grotesk ist, dass ich ein „Haustier“ habe, ich habe absolut keine Ahnung, was ich mit ihm machen soll. Er ist in meinem Schlafzimmer, was mache ich mit ihm heute Nacht, wenn ich schlafe? Ich kann nicht in mein Bett gehen, nicht, solange er da drin ist. Ich habe keine Ahnung, was er macht, wenn ich einschlafe, immerhin hat man ihn als gefährlich eingestuft. Hat er vielleicht sogar schonmal jemanden verletzt? Ich kann ihn auch nicht gefesselt lassen, das ist unmenschlich. Irgendwie muss ich ihn davon befreien, aber wie? Was ist, wenn ich das geschafft habe? Die gefesselten Arme schränken ihn ein, was macht er, wenn er frei ist? Er ist um einiges größer als ich. Ich hätte keine Chance mich zu wehren.

Ich sollte aufhören, darüber nachzudenken, er braucht etwas zu essen. Ich mache ihm Rührei mit Speck auf einen Teller. Soll ich Besteck mitnehmen? Ich habe keine Ahnung. Vorsichtshalber nehme ich nur eine Gabel mit, damit kann er mich vielleicht nicht so schnell umbringen, wie mit einem Messer. Will ich wirklich, dass er mich langsam umbringt statt schnell? Ich versuche nicht darüber nachzudenken.

Ich schließe die Schlafzimmer Tür auf und betrete den Raum. Nachdem ich den Teller auf dem Tisch in der anderen Ecke des Zimmers abgestellt habe, setze ich mich aufs Bett.

»Ich habe keine Ahnung, ob du mich verstehst, aber ich würde dich gerne losbinden, sonst wird das mit dem Essen schwierig.«

Er schaut mich starr an. Sein Blick ist eiskalt und voller Hass. Es tut mir in der Seele weh, ihn so zu sehen. Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie es mir in seiner Situation gehen würde. Ich bin ein positiver Mensch, böse Zungen behaupten, ich sei naiv. Vielleicht bin ich das, ich sehe in allem und jedem immer das gute und ich kann mir nicht vorstellen, damit aufzuhören. Das ist vielleicht der Grund, warum er mir so leidtut. Was muss passiert sein, dass er so anders ist als ich? Nach einer Weile steht er auf und kommt langsam zwei Schritte auf mich zu. Hat er verstanden, was ich von ihm will? Ich stehe auf und nähere mich ihm vorsichtig. Man sieht ihm an, dass er nervös wird. Er schließt die Augen. Es macht den Anschein, als müsste er sich selbst zwingen, sich umzudrehen. Vorsichtig löse ich den Knoten und entferne das Seil von seinen Handgelenken. Die Fesseln haben deutliche Spuren hinterlassen. Man sieht den roten Abdruck des Seiles auf seiner Haut. In dem Moment, als ich das Seil entferne, schnellt er plötzlich herum, packt mich am Hals und drückt mich gegen die Wand. Mein Atem stockt, mein Herz rast. Er starrt mich an. Ich spüre, wie seine Hand sich fester um meine Kehle legt. Er zittert am ganzen Körper. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich kann seinen Atem auf meiner Haut spüren. Ich sehe die Wut in seinem Blick, seine spitzen Zähne, die vor mir aufblitzen. Er atmet schwer. War es das jetzt, soll meine Dummheit mich wirklich das Leben kosten? Mittlerweile liegt seine Hand so eng um meinen Hals, dass mir das Atmen schwerfällt. Ich bin starr vor Angst, doch selbst, wenn ich mich bewegen könnte, ich könnte nichts gegen ihn ausrichten. Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen. Plötzlich lässt er von mir ab und setzt sich wieder in seine Ecke. Noch immer unter Schock starre ich ihn an. Als ich realisiere, dass er mich losgelassen hat, eile ich aus dem Zimmer. Ich schließe die Tür hinter mir ab, lehne mich mit dem Rücken an die Tür und lasse mich zu Boden sinken.

Fuck, was zur Hölle war das? Was habe ich getan? Was mache ich jetzt? Ich breche in Tränen aus. Ich bin verzweifelt, ich habe Angst. In meinem Kopf lasse ich alles noch einmal Revue passieren. Was genau ist da gerade passiert. Ich fasse mir an den Hals. Ich spüre noch immer seine Hand. Es fühlt sich komisch an, daran zu denken, dass er mich hätte umbringen können. Diese Wut in seinen Augen, ich frage mich, was ihm passiert ist. Ich kann nicht glauben, dass er schon so geboren wurde. Selbst dann nicht, wenn der ursprüngliche Plan war, Soldaten aus ihnen zu machen. Nichts kommt böse zur Welt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, als Tier behandelt zu werden. Weiß er was das heißt? Weiß er, was er ist? Er kennt kein anderes Leben, aber heißt das, dass er sich auch kein anderes vorstellen kann? Es gibt viele wie ihn, die als Haustier leben und nicht so reagieren. Ist er vielleicht eine Ausnahme, oder steckt da mehr dahinter? Ich weiß nichts über ihn, weder über seine Art noch seine Vergangenheit noch seinen Charakter.

Wieder frage ich mich, was ich jetzt machen soll. Ich kann ihn nicht zurückbringen. Zum einen habe ich unterschrieben, dass das nicht geht, zum anderen kann ich es trotz allem nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass man ihn tötet.

Ich stehe auf und greife nach dem Schlüssel. Bevor ich die Tür aufschließe, atme ich tief durch und versuche mich zu sammeln. Es nützt nichts, was habe ich denn für eine Wahl? Ich öffne die Tür. Er liegt zusammengerollt in der Ecke. Mein Blick fällt auf den Teller. Er ist komplett leer und zu meiner Überraschung liegt die Gabel benutzt auf dem Teller. Ich nehme meine Decke vom Bett und gehe vorsichtig auf ihn zu. Als ich die Decke über ihn lege, reißt er seine Augen auf und faucht mich wieder an. Ich zucke zusammen.

»Ruhig, alles ok, ich will dich nur zudecken«

Erstaunlicherweise greift er mich dieses Mal nicht an. Sein Blick ist zwar immer noch voller Wut und Angst, aber er bleibt, wo er ist. Ich nehme den Teller und bringe ihn in die Küche. Die Schlafzimmertür habe ich abgeschlossen. Ich stütze mich auf der Arbeitsplatte ab und starre aus dem Fenster. Gedanken und Fragen fliegen durch meinen Kopf. Als ich zugeben muss, dass mich das absolut nicht weiterbringt, beschließe ich, zu Sina herunterzugehen. Ich schnappe mir meinen Schlüssel und verlasse die Wohnung.

Es sind nur zwei Treppen, aber es kommt mir ewig weit vor. Die ganze Zeit denke ich darüber nach, ob es gut ist, ihn da oben allein gelassen zu haben und wie das alles weiter gehen soll. Ich bin wirklich verzweifelt. Hoffentlich bringt das Gespräch mit Sina ein wenig Klarheit. Ich klingele und Sina öffnet mir die Tür.

»Was zur Hölle habe ich mir dabei gedacht? Ich bin total bescheuert«

platzt es gleich aus mir heraus. Sina belächelt mich.

»Scheint ja nicht so gut zu laufen.«

Sie bittet mich erst einmal herein. Ihre Wohnung ist genauso geschnitten wie meine. Ich sehe mich um und entdecke ihr neues Haustier zusammengerollt auf dem Sofa. Sie scheint sich wesentlich besser einzugewöhnen als er. Sina macht Kaffee und wir setzen uns an den Küchentisch. Während ich ihr alles erzähle, fällt mir auf, dass Sina zwei Näpfe auf dem Boden stehen hat, einen mit Wasser, einen mit Trockenfutter. Ist das die normale Art, diese Kreaturen zu füttern? Aber die Gabel war eindeutig benutzt, das heißt, er ist auf jeden Fall dazu in der Lage. Ich frage mich, ob sie es vielleicht alle sind. Mir wird schlecht bei dem Gedanken daran, dass sie uns Menschen vielleicht doch viel ähnlicher sind als allgemein angenommen.

Sina versucht, mir hilfreiche Tipps zu geben. Ich höre zu, aber im Hinblick darauf, dass die allgemeine Annahme vielleicht falsch sein könnte, bin ich mir nicht sicher, wie hilfreich das alles wirklich ist. Ich bezweifle allerdings, dass es eine gute Idee ist, diese Bedenken Sina gegenüber zu äußern. Sie ist so festgefahren in ihrer Meinung, dass sie nicht bereit ist, auch nur ansatzweise über andere Möglichkeiten nachzudenken. Hybriden sind für sie eindeutig nichts weiter als schicke Haustiere – genau wie für alle anderen Menschen, die ich kenne. Sina gesteht ihnen zwar zu, dass sie vielleicht zwei Gehirnzellen mehr haben als ein gewöhnlicher Hund, das war es aber auch schon. Für sie bedeutet das lediglich, dass es leichter ist, ihnen Kunststückchen beizubringen.

»warum hast du ihn mitgenommen? Ich dachte, du wolltest keinen Hybriden.«

Fragt Sina und schaut mich mit ihren blauen Augen ernst an.

»Ja, wollte ich auch nicht, ich will es eigentlich immer noch nicht, aber hätte ich ihn denn sterben lassen sollen?«

Sage ich traurig. Wie immer, wenn sie sich nicht sicher ist, was sie sagen soll, spielt Sina mit einer Strähne ihrer blonden Haare. Ich beneide sie ein wenig um die Länge. Meine Haare werden, seit sie etwas mehr als schulterlang sind, nicht mehr länger. Sinas gehen ihr fast bis zum Hintern.

»Warum musst du immer alles retten? Du trägst Spinnen nach draußen, statt sie, wie jeder normale Mensch, einfach aufzusaugen.«

Sagt sie schließlich. Sie hat recht, aber was soll ich machen? So bin ich nun mal.

»überleg mal, du wärest in seiner Situation, würdest du nicht wollen, dass dich jemand rettet?«

»er ist ein hybrid, du denkst doch nicht, dass er weiß, dass er eingeschläfert werden sollte, oder doch?«

»Keine Ahnung«

Antworte ich,

»Aber das spielt doch auch keine Rolle. Fakt ist, wenn er nicht hier wäre, wäre er morgen tot, und das kann ich nicht mit mir vereinbaren.«

Sina sieht mich leicht vorwurfsvoll an.

»Und was, wenn er dich verletzt? Oder jemand anderen?«

Betroffen schaue ich auf meine Kaffeetasse, um Sina nicht in die Augen schauen zu müssen.

»Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber ich kann es dir nicht sagen.«

Einen Moment schweige ich, um die richtigen Worte zu finden.

»Jetzt ist es, wie es ist. Er ist hier, und ich muss es irgendwie schaffen, dass nichts passiert. Er hat eine Chance verdient und aufgeben ist keine Option, zumindest noch nicht. Und jetzt hör bitte auf, das alles in Frage zu stellen, das hilft mir nicht.«

Jetzt sieht Sina schuldbewusst nach unten.

»Du hast recht.«

Sagt sie leise und spielt wieder mit ihren Haaren.

»Ich würde versuchen, so viel wie möglich in seiner Nähe zu sein, ohne mich direkt mit ihm zu beschäftigen. Wenn er Angst hat, merkt er so vielleicht, dass du ihm nichts tun willst. Außerdem würde ich ihn ignorieren, wenn er knurrt oder faucht.«

Sinas Idee klingt gar nicht so schlecht. So ähnlich habe ich es als Kind auch mit der streunenden Katze in unserer Straße gemacht. Am Ende hat sie sich sogar auch streicheln lassen.

»Du könntest ihn auch nachts in einen Käfig tun, dann könntest du wieder in deinem Bett schlafen.«,

Schlägt sie vor.

»ich glaube, das ist eher kontraproduktiv. Er war lange genug in einem Käfig, wenn ich ihn jetzt auch wieder in einen Stecke, wie soll er mir denn dann vertrauen?«

Erstaunlicherweise stimmt Sina mir zu. Wir unterhalten uns noch und tauschen Ideen aus.

Nach einer Weile beschließe ich, wieder zu gehen. Ich bedanke mich und verabschiede mich von ihr. Das Gespräch war hilfreicher als erwartet. Ich bezweifle, dass ich bei ihm weiterkomme, wenn ich ihm Leckerchen zuwerfe oder anfange, mit Clickertraining zu arbeiten, aber das mit dem Ignorieren könnte funktionieren.

Auf dem Weg nach oben fällt mir ein, dass ich ihm zwar was zu essen gebracht habe, aber nichts zu trinken. Das muss ich auf jeden Fall sofort nachholen. Wieder in der Wohnung schnappe ich mir ein Glas und eine Flasche Wasser. Ich schaue auf das Glas und denke an Sinas Napf. Ist das die richtige Wahl? Ach, er kam mit der Gabel parat, dann wird er das mit dem Glas auch schaffen.

Ich öffne vorsichtig die Tür und betrete leise das Zimmer. Er liegt immer noch in der Ecke und schläft. Es muss ein anstrengender Tag für ihn gewesen sein. Ich stelle das Glas und die Flasche auf den Tisch und setze mich auf mein Bett. So wie er daliegt, sieht er gar nicht mehr bedrohlich aus, im Gegenteil, er wirkt sogar niedlich. In seinem rechten Ohr trägt er eine Marke mit einer Nummer darauf, 2384. Hatte die Kleine von Sina auch so etwas? Ich habe gar nicht darauf geachtet. Es scheint auf jeden Fall nicht seine erste zu sein, denn etwas unterhalb der Marke hat er bereits einen Riss. Er muss sich also schon einmal so ein Ding herausgerissen haben.

Langsam werde ich müde. Als ich aufstehe, um mir eine Decke und Klamotten aus dem Schrank zu holen, wacht er auf. Er starrt mich wieder mit dieser eiskalten Wut an. Obwohl mir das Herz in die Hose rutscht, versuche ich ihn einfach zu ignorieren, und hole meine Sachen.

»Gute Nacht«

sage ich, bevor ich das Zimmer verlasse. Ich habe immer noch keine Ahnung, ob er irgendwas von dem versteht, was ich sage, aber es wäre unhöflich, einfach zu gehen. Katzen- und Hundebesitzer reden ja auch mit ihren Tieren, auch wenn sie sie wahrscheinlich nicht verstehen, warum sollte ich es bei ihm also anders machen?

Ich liege auf dem Sofa und versuche einzuschlafen, doch es gelingt mir einfach nicht. Ich habe zu viele Fragen, die mir niemand beantworten kann. Allem voran, wie geht es weiter? Werde ich jetzt den Rest meines Lebens Angst haben müssen, dass er mir etwas antut? Moment, was hat er überhaupt für eine Lebenserwartung? Die einer Katze, oder die eines Menschen, oder doch vielleicht eine ganz andere? Ich habe mich nie vorher mit Hybriden beschäftigt, ich habe versucht ihre Existenz zu verdrängen.

Die Frage, ob er mich versteht, geht mir nicht aus dem Kopf. Muss ich jetzt aufpassen, was ich sage? Ist er vielleicht nur, wie ein Hund, in der Lage Kommandos zu lernen? Warum hat das noch niemand erforscht? Es bringt nichts, darüber nachzudenken. Egal, wie viele Gedanken ich mir mache, und wie viele Szenarien ich in meinem Kopf durchspiele, am Ende muss ich auf das reagieren, was kommt. Irgendwann schaffe ich es, endlich einzuschlafen.

 

Kapitel 2

W

as für ein verrückter Traum, denke ich, als ich am nächsten Morgen aufwache. Erst als ich merke, dass ich auf der Couch liege, wird mir klar, dass es kein Traum war. Ich stehe auf, ziehe mich an und gehe zum Schlafzimmer. Als ich die Tür öffne, hoffe ich noch, dass es wirklich ein Traum war. Ich trete ein, doch ich sehe ihn nicht. Die Decke liegt in der Ecke auf dem Boden, es war also sicher kein Traum. Aus dem Nichts packt er mich und wirft mich zu Boden. Er kniet über mir und drückt mich mit beiden Händen an den Schultern nach unten. Wieder starrt er mich voller Hass und Wut an. Seine gelben Augen leuchten in der Morgensonne und seine Pupillen sind so eng, dass sie lediglich als dünner schwarzer Strich in seiner Iris zu erkennen sind. Ich versuche ruhig zu atmen und mich nicht zu bewegen. Sein Knurren macht mir Gänsehaut. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, bis er von mir ablässt. Dieses Mal verkriecht er sich nicht wieder in seine Ecke. Er scheint kapiert zu haben, dass ich nicht in der Lage bin, mich gegen ihn zu wehren. Unruhig streift er durchs Zimmer.

Langsam stehe ich auf. Ich zittere noch und meine Beine tun sich schwer damit, mich zu tragen.

»Du hast sicher Hunger, ich mache dir Frühstück.«

Meine Stimme zittert, als ich das sage. Ich verschließe die Tür hinter mir und gehe in die Küche.

Ich versuche mich zu beruhigen. Durch die Tränen in meinen Augen sehe ich alles nur verschwommen. Am liebsten würde ich dieses Zimmer einfach nie wieder betreten, aber das ist wohl nicht möglich. Selbst wenn es mir egal wäre, was mit ihm ist, irgendwann würde es anfangen zu stinken.

Ich kann ihm nicht schon wieder Rührei machen. Ob er Brot isst? Ich habe keine Ahnung, aber es wird sich zeigen. Ich mache mir einen Kaffee, schmiere ihm ein Brot und gehe wieder ins Schlafzimmer. Als ich den Teller auf dem Tisch abgestellt habe, setze ich mich mit meinem Kaffee im Schneidersitz aufs Bett und schaue ihn an.

»Du brauchst einen Namen.«

Er sieht mich kritisch an. Ich bin mir nicht sicher, ob er versteht, was ich sage, oder nicht. Er nimmt sein Brot und setzt sich vor mir auf den Boden. Er lässt mich keinen Moment aus den Augen. Sein Blick ist immer noch eiskalt und misstrauisch. Ich ignoriere, dass er mich unheimlich einschüchtert und rede weiter.

»Keine Ahnung, wie man dich früher genannt hat. Ich schätze, wir müssen uns einen neuen Namen aussuchen. Was gefällt dir denn? Leo? Muffin? Felix?«

Keine Reaktion, er starrt mich einfach nur an, während ich rede. Entweder, er versteht mich nicht, oder das ist pure Verachtung.

»So wie du dich benimmst, sollte ich dich am besten Lucifer nennen.«

Immer noch keine Reaktion.

---ENDE DER LESEPROBE---