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Geschichten, nicht nur, aus dem Brotlichtviertel Rosenstraße. Es geht um Teigflüsterer, Knetern Infernale, Sauerteigprofessoren und Bäckern die ihren Job machten. Lustiges, Nachdenkliches und Skurriles rund ums Backen. Auch ein paar Rezepte zum Nachbacken sind in den verschiedenen Kapiteln enthalten. Dazu, in einigen Kapiteln, Kitzingen bei Nacht und auch ein bisschen Radsport.
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Seitenzahl: 138
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Das Buch ist meinem Vater Paul Will gewidmet. Er war ein Bäcker mit Leib und Seele.
Geschichten, nicht nur, aus dem Brotlichtviertel Rosenstraße. Es geht um Teigflüsterer, Knetern Infernale, Sauerteigprofessoren und Bäckern die ihren Job machten. Lustiges, Nachdenkliches und Skurriles rund ums Backen. Auch ein paar Rezepte zum Nachbacken sind in den verschiedenen Kapiteln enthalten. Wie zum Beispiel von Blätterteig, Mürbteig Plätzchen, Springerli, Vorlaufbrot, Laugenbrezen, Hörnli, Lebkuchenhaus, Muskazinen, Mürbteighasen, Osterbrot, Biskuit Osterlamm, Sweet Rolls, Sauerteig und einige mehr. Dazu, in einigen Kapiteln, Kitzingen bei Nacht und auch ein bisschen Radsport.
Zur Person: Hans Will war bis 2007 selbstständiger Bäckermeister und Konditor. Durch eine schwere Krankheit musste er den Beruf wechseln und wurde innerhalb kurzer Zeit ein erfolgreicher Fotograf mit etlichen Auszeichnungen und gelungenen Ausstellungen „Fünf Hörnli bitte“ ist sein dreizehntes Buch das er bei Books on Demand veröffentlicht.
Vom Autor erschienen oder in Planung:
Späte Zeit des Glücks – Kitzingen-Krimi 1
Ein Leben lang – Roman
Saisonarbeit – Kitzingen-Krimi 2
Totholz – Kitzingen-Krimi 3
Deadly Running – Kitzingen-Krimi 4
Im Wendekreis des Virus – Kitzingen-Krimi 5
Das Virus schlägt zurück – Kitzingen-Krimi 6
Cranach Komplott – Kitzingen-Krimi 7
Bis wieder bessere Zeiten kommen – Kitzingen Krimi 8
Never give up – Ratgeber gesundes Leben (Restexemplare noch erhältlich)
Never give up 2 – Ratgeber gesundes Leben 2. Teil in Arbeit
Back- und Lachgeschichten - Humor (Vergriffen)
Ende der Weinlese – Fantasy
Fünf Hörnli bitte (Bäckergeschichten)
Alle im Buch verwendeten Bilder wurden von Hans Will fotografiert oder stammen aus dem Archiv Bäckerei Will.
Auch das Fernsehen war öfters zu Gast bei uns in der Backstube. Auf dem Bild das Team vom Bayerischen Rundfunk.
Prolog
Vorwort
Geschichte der Bäckerei Will
Kapitel 1 Nachtbackverbot
Kapitel 2 Artur und der Käseblootz
Kapitel 3 Schock-Terrassen
Kapitel 4 Einstürzende Bauwerke
Kapitel 5 Lebkuchen
Kapitel 6 Frühschoppen
Kapitel 7 Salzarme Brezen
Kapitel 8 Ratsherrnlaib
Kapitel 9 Vorlaufbrot
Kapitel 10 Turkey
Kapitel 11 Klosterbrot
Kapitel 12 Tischtennis
Kapitel 13 Weiße Hand auf dem Rücken
Kapitel 14 Verlorene Backwaren
Kapitel 15 Tausche Marzipan gegen Sex
Kapitel 16 Erich
Kapitel 17 Eierringe ohne Eier
Kapitel 18 Kabbala
Kapitel 19 Springerli
Kapitel 20 Frau Deppisch
Kapitel 21 Laugenbrezen backen
Kapitel 22 Hörnli
Kapitel 23 Amis
Kapitel 24 Lesung
Kapitel 25 Armin
Kapitel 26 Otto
Kapitel 27 Krapfenwettessen
Kapitel 28 Schinken in Brotteig
Kapitel 29 Zwiebelkuchen
Kapitel 30 Lebkuchenhaus
Kapitel 31 Raketenplätzchen
Kapitel 32 Kurt
Kapitel 33 Granatsplitter
Kapitel 34 Käsestangen
Kapitel 35 Rustikus, Pfiffikus, Jägerbrot, Walnußbrot, Käsehappen, Floriani, Sonnenblumenbrot, Zwiebelbrot, Schinkenbrot, Dreikornbrot, Waliser Schrotbrot, Kürbiskernbrot
Kapitel 36 Alles vom Apfel
Kapitel 37 Schneeballen
Kapitel 38 Zwetschgenblootz
Kapitel 39 Häckerlaibli
Kapitel 40 Baguette
Kapitel 41 Muskazinen
Kapitel 42 Ossi
Kapitel 43 Lohnbacken
Kapitel 44 Gesellenprüfung als Bäcker
Kapitel 45 Ostern
Kapitel 46 Faschingskrapfen
Kapitel 47 Silvester
Kapitel 48 Kalender für den guten Zweck
Kapitel 49 Sweet Roll
Kapitel 50 Weihnachtsbäckerei
Kapitel 51 Lehrzeit
Kapitel 52 Was die Zukunft bringt oder bringen könnte
Kapitel 53 Sauerteig
Kapitel 54 Kaisersemmel, Passauer, Tafelbrötchen, Kipfli
Kapitel 55 Zillertaler Schürzenjäger und Hubert von Goisern
Kapitel 56 Agar-Agar und Hirschhornsalz
Kapitel 57 Kuchenteig
Mein Überlebungskampf
Es sind jetzt einige Jahre vergangen seit der Insolvenz der Bäckerei in der Falterstraße. Über die Gründe will ich gar nicht viel schreiben. Falsche Bank, falscher Steuerberater, falsche Entscheidungen, falsche Betriebsberater, verlogene Nachbarn, zu hohe Abfindung.
Es ist so wie es ist.
Die Presse recherchierte schlecht.
Traurig.
Dann gabs noch die Schlaumeier die behaupteten das der Chef der Bäckerei mit der ganzen Kohle nach Florida abgehauen ist.
Noch Trauriger.
Besonders traurig Enttäuscht waren wir schon früher von einem Nachbarn der Mitte der Neunziger sein Veto gegen einen Neubau der Konditorei in der Rosenstraße 3 eingelegt hatte. Sein Veto alleine hätte ihm nichts genutzt. Er ging aber zu den restlichen fünf Anliegern und hetzte diese gegen den Neubau auf. Alle unsere Platzprobleme wären gelöst gewesen. Wir hatten schon ein Geräuschgutachten machen lassen, das uns damals über 5000.- DM gekostet hatte. Zwei Nachbarn hatten unseren Bauvorhaben auch schon zugestimmt, aber der Nachbar brachte es, mit seinen Märchen, fertig das diese ihre Unterschriften wieder zurückzogen. Ich weiß nicht was er für Storys erfunden hatte um die anderen Nachbarn so zu beeinflussen. Es war eine eigenwillige Logik von Ihm. Jedenfalls waren die Platzprobleme mit ein Grund wieso Marcus Will den Betrieb mit Backstube 2017 in den Innopark umsiedelte und schlussendlich damit im weitesten Sinn die Innsolvenz einleitete. Ich will hier keine Spekulationen an stellen mit „Wenn und Aber“. Ich nenne auch keine Namen. Es ist so wie es ist. Punkt. Leben ist wie Dosentomaten, passiert einfach. Es gab viel Getratsche und Geratsche das ist halt so in einer kleinen Stadt wie Kitzingen. Am Anfang viel es mir schwer durch die Stadt zu laufen. Aber mit der Zeit ging es mir am A…. vorbei und mittlerweile interessiert es sowieso niemanden mehr wirklich. Aber in den 36 Jahren (1971 – 2007) in denen ich in der Bäckerei arbeiten durfte erlebte ich auch viele schöne und manchmal auch skurrile Momente. Oft mühsam, wenn ich an das frühe Aufstehen denke, aber sehr oft auch lustig. Es war eine schöne und anstrengende Zeit, die Spaß gemacht hat. Trotzdem ein realistisches Lebensmodel ist der Bäckerberuf in seiner damaligen Form nicht wirklich. In der Rückschau erinnert man sich aber meistens an die schönen, wichtigen und lustigen Momente über die ich hier geschrieben habe. In meiner Bäcker-DNA fließt immer noch Mehl in den Adern. Ich backe mir mein Brot auch in der jetzigen Zeit noch selber und experimentiere wie früher auch schon mit verschiedenen Zutaten. Mein Favorit zurzeit ein Protein-Brot mit über 40% Protein und ein No-Knead-Bread. Ein Brot ohne den Teig zu kneten. Hier das Rezept: 500g Weizen- oder Dinkelmehl, es geht auch Vollkornmehl, 370g Wasser bei Vollkornmehl 400g Wasser, 10g Salz, 10g Backhefe und ein Schluck Olivenöl alles in eine Schüssel und mit einem Kochlöffel verrühren. In eine mit Öl ausgestrichene Plastikwanne geben, Deckel drauf und in den Kühlschrank für mindestens 12 Stunden, besser 16 Stunden. Nach der Kühlphase, des No-Knead-Breads, den Teig auf eine bemehlte Unterlage stürzen und von allen Seiten zusammenlegen, drehen und auf ein Backblech geben und im vorgeheizten Ofen 50 – 60 Minuten bei 250 Grad abfallend knusprig ausbacken. Auch an ein reines Buchweizenbrot habe ich mich herangetraut, was mir aber nicht sonderlich geschmeckt hatte. Trotzdem ist selbst gemachtes Brot immer dem aus dem Supermarkt vorzuziehen, weil es keine künstlichen Enzyme oder Zusatzstoffe enthält. Je länger die Zutatenliste umso bedenklicher der Verzehr der Brote. Hingegen je länger man den Teig gehen lässt, desto besser verträglich ist das Weizenvollkornmehl im Brot.
Als der Bäckermeister Johann Georg Will in sein, von einem Berufskollegen namens Simon Geitz, gekauftes Haus einzog, hieß die Falterstraße noch Faltergasse. Sie war noch nicht diese ladengeschäftsumstandene, täglich von vielen Kauflustigen besuchte Durchgangsstraße, die sie in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts war. Das kurze Straßenstück lag am Stadtrand und jenseits des Faltertors, das damals noch stand. Johann Georg Will konnte in der Flur Spazierengehen, die seit dem Sprung über den Stadtgraben von den flächig angelegten Wohnvierteln überbaut worden ist. Der Hauserwerb fand 1851 statt. Die Nachkommen des Bäckermeisters Johann Georg Will betrieben in dem Anwesen bis Mitte 2017 ihr Handwerk. Die Bäckerei Will konnte da auf ein 176-jähriges Bestehen zurückblicken.
Bäckermeister Hans und Konditormeister Georg Will, die früheren Betriebsinhaber, halten in ihren Schreibtischen ein dünnes Buch verschlossen, das in Ablichtungen alle Urkunden enthält, die notwendig waren, damit ihr Ururgroßvater in Kitzingen als Selbständiger seinem Beruf nachgehen konnte. Sachleitende Verfügungen verraten den Weg durch das bürokratische Labyrinth, an dessen Ende die Verleihung des Bürgerrechts und der Gewerbekonzession standen, ohne die Johann Georg Will seine Bäckerei nicht hätte betreiben können. Vor der Bürgerannahme musste der Armenpflegeschaftsrat angehört werden, hatten die Gemeindebevollmächtigten und der Stadtmagistrat ihr Jawort zu geben, oblag es dem Antragsteller, durch eine Fülle durch Papieren, wie Militär Entlass Schein, Leumundszeugnis, Zeugnisse der Werk- und Sonntagsschule, Grundstückskaufvertrag, Meisterbrief, Vermögenszeugnis, Befürwortung der Bürgerannahme durch den Voreigentümer, Zahlungsbeweis für die Begleichung des Kaufpreises, Religionszeugnis und Schutzpockenimpfschein nachzuweisen, dass Kitzingen als neues Mitglied der städtischen Gemeinschaft kein schwarzes Schaf oder einen armen Schlucker bekam. Bürokratie gabs auch schon vor 175 Jahren.
Nachdem Johann Georg Will und seine Braut Elisabeth Barbara Horn Heiratsgut und Erspartes in einen Topf geworfen und das Haus bezahlt hatten, konnten sie vor den Traualtar treten. Dank der papierenen Perfektion kann heute noch belegt werden, dass es 2900 Gulden kostete. Die junge Meisterfamilie zog übrigens in ein mit Erinnerungen befrachtetes Anwesen, denn in ihm hatte der Reformator Paul Eber das Licht der Welt erblickt. Der frühere Stadtarchivar Dr. Ernst Kemmeter ist der Geschichte des Bauwerks nachgegangen und hat als Ergebnis seines Aktenstudiums feststellen können, dass Bäcker, Lebküchner und Konditoren darin mindestens seit 1628 ihrem Handwerk nachgegangen sind. Wahrscheinlich taten sie es schon zwei Jahrhunderte früher, was aber nicht belegbar ist.
In der zweiten Generation übernahm Karl Will das Geschäft, der mit seiner Frau Dorothea, einer geborenen Dietz, deren Eltern die einzige Kitzinger Zinngießerei besaßen, vier Kinder zeugte. Er hatte, so schien es, keine Schwierigkeiten, die Bäckerei in Familienbesitz zu halten, zumal zwei seiner Buben das Bäckerhandwerk erlernten. Doch die lückenlos scheinende Generationskette zerbrach fast durch harte Schicksalsschläge. Zwei Söhne Karl Wills fielen als Soldaten im Ersten Weltkrieg, der dritte kam erst 1920 aus französischer Kriegsgefangenschaft heim und verunglückte vier Wochen später tödlich. Übrig blieb Hans Will (Bild oben mit seiner zweiten Frau Elisa), auf dem nun allein die Zukunft des Geschäftes ruhte. Durch Krankheiten der Eltern bedingt, musste er jung ins Geschirr steigen. Mit 18 Jahren übernahm er die Bäckerei, nachdem er zuvor bei Ernst Kies, dem Begründer des bekannten gleichnamigen Cafés in Würzburg, das Bäckerhandwerk erlernt und die Gesellenprüfung abgelegt hatte. Der Beginn des Ersten Weltkriegs unterbrach die Berufsausbildung und Betriebsführung. Als Offiziersstellvertreter, zu dem er wegen Tapferkeit vor dem Feind befördert worden war, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 1.Klasse, kam er nach Kriegsende heim, legte seine Meisterprüfung ab und heiratete Babette Klein.
Der ganze Stolz von Hans Will war immer eine gut gefüllte Mehlkammer. Das war 1950 nicht immer der Fall.
Hans Wills fachliches Können ließ das Geschäft aufblühen. Er kaufte das Nachbarhaus in der Rosenstraße, ließ 1937 das Anwesen an der Falterstraße abreisen und wiederaufbauen, wobei die beiden Gebäude miteinander verbunden wurden.
Beim Bombenangriff ist der Neubau zerstört, aber noch im gleichen Jahr wieder aufgebaut worden.
Hans Will war bis zu seinem Tode ein populärer und angesehener Bürger seiner Vaterstadt. Er engagierte sich berufsständisch, war Obermeister der Bäckerinnung Kitzingen. Im Vereinsleben fühlte er sich besonders mit der Turngemeine Kitzingen verbunden, deren langjähriger Zeugwart er war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stieg er in die Kommunalpolitik ein und zog für die Freie Bürgerrechtliche Wahlgemeinschaft in den Stadtrat, in dem er acht Jahre lang als zweiter Bürgermeister und Vorsitzender des Wohnungssenates wirkte.
Die zeitaufwendigste Tätigkeit als Wohnungssenatsvorsitzender, mit regelmäßigen Bürostunden, war die das er Wohnungssuchenden in den Zeiten großer Wohnungsnot half eine Wohnung nach Fürsprache bei den Hauseigentümern den Zeiten großer Wohnungsnot zu finden. Diese Arbeit war ohne die verständnisvolle Einsicht seiner zweiten Frau Elisa Will, die er als junger Witwer geheiratet hatte, nicht möglich gewesen. Sie bewies in den Zeiten der Lebensmittelbewirtschaftung eine milde Hand, wo sie manches Backwerk ohne Brotmarken zur Linderung des größten Hungers überlies.