8 Starkmacher für die Seele - Sigrid Engelbrecht - E-Book

8 Starkmacher für die Seele E-Book

Sigrid Engelbrecht

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Beschreibung

Was gibt uns festen Halt im Leben und immer neue Energien? Selbstvertrauen ist eine Komponente innerer Stärke, ebenso ein realistischer Blick aufs Leben und die Fähigkeit zu Selbstdistanz. Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft, sich helfen zu lassen, sind weitere innere Starkmacher. Die Autorin zeigt anhand zahlreicher Beispiele und Übungen, wie wir uns Krisenfestigkeit aneignen und mutig und zuversichtlich auch schwierige Zeiten bestehen können.

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Seitenzahl: 159

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Sigrid Engelbrecht

Krisenfest leben

8 Starkmacherfür Ihr psychisches Immunsystem

KREUZ

© KREUZ VERLAG

in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2010

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Agentur R.M.E. Eschlbeck/Hanel/Gober

Umschlagfoto: © plainpicture

Datenkonvertierung eBook: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book) 978-3-7831-8155-5

ISBN (Buch) 978-3-7831-3455-1

Wegweiser zum Test und zu den Übungen

Test: Wie gehen Sie mit Krisen um?  21

Übungen:

Bestandsaufnahme  38

Abstand finden in der Natur  45

Gefühle akzeptieren und loslassen  47

Checkliste Verantwortung  64

Selbstmitleid stoppen  68

Sich selbst verzeihen  71

Anderen verzeihen  73

Was sollte jemand können, der uns in einer Krise zur Seite steht?  79

Menschen, die Ihnen guttun  81

Baum-Atmung  89

Kompetenzen-Liste  95

Pessimistische Bewertungen infrage stellen  107

Perspektivwechsel  109

Die Energie-Box  112

Die Lage analysieren  124

Verantwortung übernehmen  130

Klarheit und Entschlusskraft stärken  131

Atemübung zum Abschied nehmen  137

Zukunftsreise  139

Ideen finden  141

Notfall-Zettel  148

Plan B entwickeln  152

Vorwort

Worte wie »Krise«, »Scheitern«, »Versagen« oder »Verlust« waren früher geradezu verpönt, widersprachen sie doch dem Bild des erfolgsorientierten Machers oder der effizient nach oben strebenden Karrierefrau. In den letzten Jahren hat das Leitbild des »immer weiter, immer höher, immer besser« jedoch einige Dellen abbekommen. In Zeiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels stoßen wir vermehrt an unsere Grenzen, wenn es darum geht, Niederlagen zu verkraften und wenn wir es hinnehmen müssen, dass ständige Unsicherheit zu unserem Leben gehört. Dazu kommen oft auch noch persönliche Schicksalsschläge. Wie leicht kann etwas schief gehen! Die wirtschaftliche Selbständigkeit scheitert, die große Liebe endet in Zank und Hader, die Kündigung liegt im Briefkasten, ein nahe stehender Mensch stirbt: Plötzlich scheint der Boden unter den Füßen brüchig. Wo wir uns auf der sicheren Seite wähnten, haben wir plötzlich das Gefühl im Treibsand zu versinken.

Was tun in so einer Lage, wenn von jetzt auf gleich die Anpassung an eine völlig veränderte Situation erforderlich ist? Gibt es ein Patentrezept dafür, wie man mit den Unwägbarkeiten des Lebens so zurechtkommt, dass man den Kopf oben behält? Was genau hilft uns dabei, schwierige Lebenslagen trotz widriger Umstände zu bewältigen? Wie können wir es schaffen, Lebenskrisen nicht nur zu überstehen, sondern sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen? Was kann es uns erleichtern, mit diesen Krisen klarzukommen? Was hilft uns dabei, das Lebensschiff selbst durch heftige Stürme zu steuern, ohne zu kentern?

Es gibt Fähigkeiten, Überzeugungen und Fertigkeiten, die besonders hilfreich dafür sind, auch große Krisen zu bewältigen. Und diese Fähigkeiten lassen sich stärken, und die Überzeugungen und Fertigkeiten können wir uns aneignen. Wir sind, wie nicht zuletzt auch neue Erkenntnisse aus der Psychologie und den Neurowissenschaften gezeigt haben, keineswegs festgelegt, zeitlebens immer nach den gleichen Mustern zu denken, zu fühlen und zu handeln. Vielleicht hat Sie vor einiger Zeit ein Schicksalsschlag getroffen und Sie leiden noch immer unter den Folgen, wissen nicht, wie Sie damit fertig werden sollen. Oder vielleicht stecken Sie akut in einer Krise und fühlen sich desorientiert und aus der Bahn geworfen, können sich nicht vorstellen, jemals aus dem Schlamassel, der Ihnen da zugestoßen ist, wieder herauszukommen. Wenn nur diese nagenden, lastenden, schmerzlichen Gefühle nicht wären … Doch niemand ist dazu verdammt, in einer Endlosschleife persönlichen Kummers hängen zu bleiben: Aus jeder Krise führen Wege heraus. Das ist die wichtigste Botschaft dieses Buches.

Manche Menschen sind scheinbar von Natur aus Glückspilze und werden wenig vom Schicksal herausgefordert – das sei ihnen gegönnt. Doch auch als Nicht-Glückspilz kann man das eigene Lebensschiff immer wieder flott machen, die sonnigen Seiten des Lebens immer wieder entdecken und genießen lernen, wie ich nicht zuletzt aus vielfacher eigener Erfahrung gut weiß.

Wie Sie Ihre individuellen Wege aus der Krise finden und wie Sie sie mit Mut und Zuversicht gehen können, das erfahren Sie in diesem Buch. Sie lernen, wie Sie in einer schwierigen Lage nicht nur »zurechtkommen«, sondern sich zusehends imstande fühlen, neue, befriedigende Perspektiven zu entwickeln. Krisenfest zu sein hat nichts damit zu tun, eine rosarote Brille aufzusetzen und Probleme oder Kummer zu ignorieren, ganz im Gegenteil. Einer Niederlage ins Auge zu blicken, sich Trauer, Wut und Zorn zuzugestehen, sind Voraussetzungen dafür, dass es konstruktiv weitergehen kann. Krisenfestigkeit zu entwickeln bedeutet vor allem aber auch, dass Sie mit schwierigen Situationen, die noch auf Sie zukommen, von Anfang an besser umgehen können. So wird sich die eine oder andere Situation gar nicht mehr zu einer Krise entwickeln.

Das Buch enthält viele praktische Übungen. Damit Sie später auf Ihre Ergebnisse zurückgreifen können, legen Sie sich am besten einen Ordner an, in dem Sie alles einheften, was Ihnen auf dem Weg aus Ihrer Krise begegnet und für Sie wichtig ist: Übungsblätter, Ideen, Ziele usw. Natürlich können Sie auch ein großes Notizbuch verwenden, in dem Sie die Übungen machen und Ihre Ideen notieren. Sie sollten Ihren Weg in jedem Fall schriftlich dokumentieren.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie aus diesem Buch Inspirationen und Zuversicht für Ihr eigenes Leben ziehen.

Ihre Sigrid Engelbrecht

Wenn es nicht mehr weitergeht …

Veränderungen kommen meist von außen

Beziehungskrisen, Finanzkrisen, Arbeitsmarktkrisen, Umweltkrisen … die Medien, und mit ihnen auch unser Alltag, sind voll von Krisen-Berichten und »Rettungspaketen«. Krisen in der Wirtschaft, der Finanzwelt, der Ökologie, der gesellschaftlichen Entwicklung usw. haben meist auch Folgen für das individuelle Leben vieler Einzelner. Eine Rezession führt zum Verlust von Arbeitsplätzen, ein Orkan oder eine Überschwemmung zerstören Haus und Besitz, eine Finanzkrise vernichtet mühsam erspartes Geld. Doch auch verschiedene Entwicklungen in unserem persönlichen Umfeld oder in uns selbst können dazu führen, dass unser bis dato scheinbar fest gefügtes Selbst- und Weltbild erschüttert wird.

Viele der Veränderungen, mit denen wir es im Lauf unseres Lebens zu tun haben, haben wir uns nicht ersehnt und auch nicht aktiv herbeigeführt, sondern sie wurden uns von außen mehr oder weniger aufgezwungen. Das Leben zeigt sich dann ganz anders als wir erwartet hatten. Erwartungen werden enttäuscht, Beziehungen zerbrechen, es gibt Krankheiten, Unfälle, Verluste, Niederlagen, Intrigen, Betrug, Gewalt und Zerstörung, oft aus heiterem Himmel und gänzlich ohne das eigene Zutun – und wir sind gefordert, damit zurechtzukommen.

In aller Regel reagieren wir auf solche massiven Einschnitte in unser gewohntes Leben zunächst einmal verstört. Wir sind durcheinander, ratlos, verwirrt, spüren vielleicht auch intensiv unsere Angst, wenn wir an das denken, womit wir da konfrontiert sind. Dies sind deutliche Indizien für eine sich anbahnende innere Krise. Was wir bisher für sicher hielten, ist ins Wanken geraten und eingestürzt – und wir irren nun in den Trümmern herum und wünschen, wir könnten alles ungeschehen machen.

Was ist eine Krise?

Der Begriff »Krise« bezeichnet eine Lebenssituation, in der die Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben, und unser Repertoire an Handlungsmöglichkeiten nicht ausreichen, um mit dem Geschehen zurechtzukommen. Es ist, als sähen wir eine Wand oder einen Abgrund vor uns. Wir sind emotional aufgewühlt oder niedergedrückt, wir haben Angst, fühlen uns hilflos und der Situation ausgeliefert. Oft ist dies damit verbunden, dass wir unsere bisherigen Werte und Ziele in Frage stellen. Eine Krise ist eine labile Situation, wo das Alte nicht mehr so funktioniert wie bisher und noch nichts Neues gefunden ist.

Auslöser für eine Krise sind Ereignisse oder Lebensumstände, von denen wir befürchten, sie nicht meistern zu können. Etwas Wichtiges oder Bedeutsames ist schief gegangen oder aus dem Ruder gelaufen, das Schicksal hat uns urplötzlich etwas in den Weg geschleudert, mit dem wir nicht gerechnet hatten – und nun scheint es nicht mehr weiter zu gehen.

Krisen erschüttern, sie machen bewusst, wie verletzlich die eigene Existenz doch im Grunde ist. Sie können das Selbstverständnis, die Sicherheit oder auch Gefühle von Zugehörigkeit grundlegend in Frage stellen. Es braucht Zeit, um die veränderte Realität tatsächlich als »wahr« zu begreifen, bevor man daran gehen kann, sich mit ihr zu arrangieren. Dabei ist eine Krise aber keineswegs ein krankhafter Zustand, ganz im Gegenteil: Krisen gehören zum Leben dazu. Sie können jeden Menschen in jeder Lebensphase treffen. Es geht nicht darum, Krisen um jeden Preis vermeiden zu wollen, sondern zu lernen, wie man gestärkt aus ihnen hervorgehen kann.

Gefahr, Chance und Wendepunkt

Das chinesische Schriftzeichen für Krise wai-chi bedeutet sowohl Gefahr als auch Chance – dies weist darauf hin, dass Krisen nicht nur negativ, sondern auch positiv zu sehen sind. Im romanischen Sprachraum beinhaltet das Wort Krise (gr. krisis: Entscheidung, entscheidende Wendung) soviel wie Entscheidung oder Zuspitzung, eine problematische, auf einen Wendepunkt zielende Entwicklung. Krisen fordern von uns, über das hinauszuwachsen, was wir bisher wussten und konnten, und uns somit neue Strategien zur Lebensbewältigung zu erschließen.

Jede Krise ist mit – oft recht tief greifenden – Veränderungsprozessen verbunden. Genau da liegt aber auch das Lern- und Entwicklungspotenzial und genau deswegen können Krisen tatsächlich zu Chancen werden, sich weiterzuentwickeln und innerlich stärker zu werden.

Eine Krise beinhaltet stets Gefahren und Chancen.

Um dies zu erreichen, ist es wichtig, sich zu öffnen für neue Informationen, Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten, und vor allem auch, diese zu erkunden und sie auszuprobieren.

Wenn Sie allerdings gerade mitten in einer Krise stecken und jemand Ihnen rät, dies auch als Chance oder als Wendepunkt zu sehen, haben Sie dafür höchstwahrscheinlich überhaupt nichts übrig. Wahrscheinlich kommt Ihnen dieser Rat eher besserwisserisch oder weltfremd vor, und dies völlig zu Recht. In einer Krise sind Sie zunächst einmal damit beschäftigt, das Geschehene tatsächlich zu erfassen. Es bedeutet tiefe Einschnitte in Ihr Leben, Sie befinden sich mitten in einem Wechselbad heftiger Gefühle, von dem Sie sich vielleicht regelrecht überwältigt fühlen. Da liegt nichts ferner, als sich Gedanken über irgendwelche Chancen zu machen. Erst wenn Sie diese Emotionen bewältigt haben, wenn Sie das Geschehene mehr oder weniger akzeptiert und einen gewissen Abstand dazu gefunden haben, können Sie sich für die Betrachtungsweise »Krise als Chance« öffnen.

Das Positive an einer Krise ist, dass sie dazu zwingt, neue Sichtweisen einzunehmen und neue Wege einzuschlagen. Oft wird erst später, mit einigem zeitlichen Abstand, erkannt, dass sich bestimmte Fähigkeiten ohne eine in der Vergangenheit liegende Krise wohl nie entwickelt hätten. Die Krise gab den Ausschlag für das persönliche Wachstum.

Krisen werden aber dann problematisch, wenn dieser Lerneffekt ausbleibt, die Krise also zum Dauerzustand wird, zu einem Labyrinth der Sorgen und Zweifel, wo jeglicher Ausgang verstellt zu sein scheint und die Gedanken immer nur im Kreis laufen. Wer mit einem »Das hätte einfach nie passieren dürfen« aufgibt, niedersinkt und liegen bleibt, beraubt sich damit nicht nur jeglicher Hoffnung und Zuversicht, sondern gibt auch das Zutrauen in die eigenen Kräfte auf. Er wird deprimiert und mutlos, hadert mit dem Schicksal. Wird die Krise innerlich nicht gemeistert, können dadurch weitere Probleme entstehen. Unbewältigte Gefühle von Zorn, Angst, Kränkung und Hilflosigkeit verschwinden schließlich nicht einfach von selbst, sondern wirken unterschwellig weiter, was nicht nur Tatkraft und Lebensfreude beeinträchtigt, sondern beispielsweise auch die Gesundheit, vor allem auch die Immunabwehr, schwächen kann.

Aufstehen oder liegen bleiben: Jede Entscheidung hat Konsequenzen.

Eine Krise ist immer ein Punkt, an dem Weichen gestellt werden. Es wird entschieden, wie das Leben weiter geht. Entweder bewältigen wir die Krise oder wir scheitern an ihr, was in den meisten Fällen ein Absinken in Ängste und Depressionen bis hin zu Suizidgedanken bedeutet. Wenn Sie merken, dass Sie aus der Krise aus eigener Kraft nicht mehr herausfinden, dass Sie mit einem bestimmten Ereignis in Ihrem Leben nicht zurechtkommen, sollten Sie sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Resilienz – die Kraft, die aus der Krise führt

Warum kann der eine ertragen und verarbeiten, was den anderen verstört und zermürbt? Manche Menschen entwickeln in bedrohlichen Lebenssituationen eine starke psychische Kraft, statt in Verzweiflung zu versinken. Sie fühlen sich vielleicht vorübergehend, aber nicht dauerhaft hilflos und hoffnungslos. Warum reagieren Menschen so unterschiedlich? Wovon hängt es ab, ob jemand aus einer Krise wieder herausfindet, die Folgen eines Schicksalsschlages überwindet?

Entscheidend ist, ob wir unsere Sichtweise der Dinge, unsere Bewertungen und Überzeugungen so steuern können, dass es uns gelingt, die Situation anzunehmen, Zuversicht zu entwickeln und aktiv zu werden. Diese Art psychischer Kraft und Widerstandsfähigkeit bezeichnet man als Resilienz. Resiliente Menschen verfügen über die erforderlichen Kompetenzen, schwierige Situationen zu bewältigen, flexibel und kreativ auf unerwartete Probleme zu reagieren. Oft nennt man sie auch »Überlebenskünstler« oder »Stehaufmännchen«, weil sie sich selbst durch eine ausweglos erscheinende Situation nicht dauerhaft entmutigen lassen, sondern immer wieder »aufstehen«.

Das Wort »Resilienz« leitet sich ab vom englischen »resilience« und bedeutet so viel wie Elastizität oder Unverwüstlichkeit. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Physik. Er beschreibt, dass ein Material die Eigenschaft hat, nach einer Belastung wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren.

Resilienz ist jedoch keine einzelne Eigenschaft, die für sich steht, sondern eine Kombination von Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen, die uns dazu befähigen, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen, ohne psychisch Schaden zu nehmen.

Mittlerweile beschäftigen sich Forscher weltweit mit diesen psychischen Schutzfaktoren, mittels derer wir negative äußere Umstände ausgleichen und abwehren können. Und es gibt eine gute Nachricht: Nahezu alle Forscher sind davon überzeugt, dass Resilienz-Faktoren nicht ausschließlich eine Frage der Gene oder Einflüssen in der frühkindlichen Erziehung zu verdanken sind, sondern dass wir auch als Erwachsene Resilienz erlernen können.

Es ist nie zu spät …

Lange Zeit galt der Satz: »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.« Man war überzeugt, die Prägungen in der Kindheit seien so entscheidend, dass man später kaum noch etwas Wesentliches daran ändern könne, wie ein Mensch denkt und fühlt.

Wie man heute weiß, stimmt dies jedoch nur zum Teil. Zwar sind die Dinge, die man in der Kindheit lernt, tief verwurzelt. Auch lernen Kinder vieles wie von selbst oder zumindest fällt es ihnen leichter als Erwachsenen. Das gilt jedoch für nahezu alle Bereiche: für die Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen, ebenso wie für das Erlernen von Sprachen, physikalischen Zusammenhängen, geografischen Fakten oder den Umgang mit technischen Geräten. Ebenso, wie ein 40- oder 50-Jähriger natürlich noch Ungarisch oder die Anwendung eines neuen Computerprogramms erlernen kann, so kann auch jeder Erwachsene zu jedem Zeitpunkt seines Lebens seine Krisenfestigkeit stärken. Wenn man die 50 überschritten hat, dauert es vielleicht etwas länger – doch hat man zu diesem Zeitpunkt in der Regel auch schon mehr Geduld und Durchhaltevermögen entwickelt.

Wem die innere Stärke nicht in die Wiege gelegt wurde, der muss sich nicht damit abfinden.

Für unseren Umgang mit Krisen bedeutet dies: Größtenteils entscheidet die Einstellung gegenüber einer Situation darüber, als wie belastend wir sie erleben – unabhängig von der tatsächlichen Belastung. Einstellungen, die wir irgendwann im Laufe unseres Lebens gelernt und die sich mit der Zeit verfestigt haben, lenken unser Denken, Fühlen und Tun, bilden Verhaltensmuster aus. Sie ähneln häufig begangenen Wegen, die sich mit der Zeit immer mehr ausprägen. Gelingt es, eine Einstellung zu verändern, so beeinflusst dies natürlich auch Gedanken, Gefühle und Verhalten. Um beim Beispiel des Weges zu bleiben: Ein neuer Pfad wird gebahnt und je häufiger er begangen wird, umso prägnanter und breiter kann auch er werden. Während der alte Weg langsam zuwächst, wenn er nicht mehr oder nur selten begangen wird, gewinnt der neue Weg dann immer mehr an Kontur. Wir haben also die Chance, Einstellungen, Überzeugungen und Denkmuster, die für unsere Persönlichkeit und unsere Weiterentwicklung ungünstig sind, positiv zu verändern bzw. durch förderliche Muster zu ersetzen. Wir können es in jedem Lebensalter lernen, an Herausforderungen zu wachsen, uns von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen zu lassen und auf die Wechselfälle des Lebens flexibel zu reagieren.

Die acht Stärken krisenfester Menschen

Niemand muss mehr glauben, er sei eben ein Pechvogel oder ihm würden wesentliche Fähigkeiten für ein gutes Leben fehlen. Jeder kann sich in eine Richtung entwickeln, die ihn (wieder) mehr Freude am Leben haben lässt. Doch was macht stark? Im nachstehenden Kasten sind acht Fähigkeiten aufgeführt.

Das macht stark

Die Fähigkeit, sich einer schwierigen Situation zu stellen, sie wahrnehmen und einschätzen zu können.Die Fähigkeit, Unabänderliches zu akzeptieren.Die Fähigkeit, bei Fehlschlägen und ungünstigen Entwicklungen mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen.Die Fähigkeit, auf andere zuzugehen und Unterstützung anzunehmen, aber auch anderen Unterstützung zu geben.Die Fähigkeit, auf eigene Kräfte und Ressourcen zu vertrauen.Die Fähigkeit zum Optimismus.Die Fähigkeit, lösungsorientiert zu denken und zu handeln.Die Fähigkeit, sich nach Schicksalsschlägen neue Ziele zu setzen.

Wahrnehmung, Akzeptanz, mit sich ins Reine kommen, Unterstützung suchen, Selbstvertrauen, Optimismus, Lösungsorientierung, sich neue Ziele setzen. Das klingt gut, aber: Wie geht das? Wie lässt sich diese Krisenfestigkeit erlernen? Was können Sie dafür tun, die entsprechenden Fähigkeiten in sich selbst zu fördern?

In diesem Buch werden Sie diese acht Stärken, die Bestandteil der Krisenfestigkeit sind, näher kennenlernen. In jedem Kapitel entdecken, erleben und trainieren Sie eine dieser speziellen Stärken und wenden das Erfahrene in Ihrem Alltag an. Dabei beinhalten die acht Stärken krisenfester Menschen Talente und Fähigkeiten, die Sie wahrscheinlich zum größten Teil bereits in sich tragen. Nun geht es aber darum, sie bewusst wahrzunehmen und weiterzuentwickeln.

Doch noch bevor Sie sich der ersten Stärke zuwenden, möchte ich Sie zu einem Test einladen: Stellen Sie für sich fest, wo Sie eigentlich stehen. Welches sind Ihre starken Seiten? Wo besteht Lernbedarf? Jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied, und daher sind diejenigen Eigenschaften und Fähigkeiten zu fördern, die bislang in Ihrem Krisenmanagement eine eher geringe Rolle spielten.

Test: Wie gehen Sie mit Krisen um?

Mit Hilfe des nachfolgenden Tests finden Sie heraus, mit welchen Denk- und Handlungsmustern Sie Krisen im Alltag bewältigen. Wenn Sie Ihre starken und Ihre schwachen Seiten kennen, wissen Sie, worauf Sie bauen können und in welchen Bereichen Sie etwas für mehr Krisenfestigkeit tun sollten. Die Fragen umfassen vier Bereiche.

Soziale Ressourcen:

Sind Sie jemand, der sich in Krisenzeiten zurückzieht und versucht, alles mit sich selbst auszumachen? Oder vertrauen Sie sich anderen an und bauen Sie auf andere?

Selbstwertgefühl:

Sind Sie jemand, der angesichts einer Krise oder eines persönlichen Versagens wieder gut mit sich ins Reine kommt? Oder machen Sie sich lange Zeit selbst Vorwürfe und können sich eigene Unwissenheit oder Fehlverhalten nicht vergeben?

Optimismus:

Sind Sie jemand, der die Chancen in der Krise sieht? Oder haben Sie eher Risiken und Gefahren im Auge?

Lösungskompetenz:

Sind Sie jemand, der leicht in die Opferrolle fällt und sich in Krisenzeiten nur schwer aktivieren kann? Oder gehen Sie nach der Reflexiondes Geschehenen zügig zum Handeln über?

So machen Sie den Test

Lesen Sie die folgenden Aussagen und entscheiden Sie jeweils, inwieweit sie auf Sie ganz persönlich zutreffen. Dementsprechend vergeben Sie für jede Aussage Punkte. Lassen Sie bitte keine Aussage aus.

Trifft immer zuTrifft häufig zuTrifft manchmal zuTrifft nie zu
AussagePunkteIch versuche Fehler und Schwächen vor anderen zu verbergen.AWenn ich auf einen Vorschlag impulsiv antworte, verwende ich häufig die Worte »Ja, aber …«.CIch kann oft schlecht einschlafen, weil ich einfach keinen Abstand zu meinen Sorgen bekomme.BEs fällt mir schwer, anderen Menschen zu vertrauen.AWenn es mir schlecht geht, will ich niemanden sehen.AIch beneide andere darum, dass es ihnen besser geht als mir.DIch kann mich nur dann wirklich akzeptieren, wenn ich erfolgreich bin.BAndere sagen mir, dass ich oft ernst aussehe.CIch bemerke häufig zuerst die Nachteile einer Sache.CIch habe etwas Schreckliches erlebt und kann daher nie wieder glücklich sein.DWenn ein Vorhaben scheitert und ich das zu verantworten habe, dann mache ich mir viele Vorwürfe deswegen.BEs ist mir peinlich, mit anderen über meine Probleme zu sprechen.AAndere können meine Gefühle leicht verletzen.DIch habe oft Schuldgefühle.BMir kann ohnehin keiner helfen.A