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Harte Männer, wilde Cowboys und scharfe Ladies - Romane aus einer wilden Zeit und einem ungezähmten Land; tabulos, prickelnd und authentisch in Szene gesetzt. Dieses Buch enthält folgende Western: Barry Gorman: Wenn Revolver sprechen Alfred Bekker: Die Bande der Revolvermänner Alfred Bekker: Das heiße Spiel von Dorothy Alfred Bekker: Die wilde Brigade Timothy Stahl: In Devil Town ist die Hölle los Timothy Stahl: Die Legende vom goldenen Mustang Timothy Stahl: Ein Greenhorn auf gefährlicher Spur Timothy Stahl: Zwei wie Dynamit und Feuer Luke Sinclair: Das Gold der Juaristas: Western Schüsse peitschten draußen, auf dem Vorhof der Sundance Ranch, dem Freudenhaus am Rande von Lincoln. Town-Marshal Clay Braden steckte im wahrsten Sinne des Wortes in der Klemme. Alles, was er trug, war der Stetson auf seinem Kopf. Die blonde Dorothy, mit der er sich in den Kissen wälzte, war ebenfalls nackt. Ihre langen Beine hatte sie um Clays Körpermitte geschlungen. Damit zog sie ihn zu sich heran, hinein ihre Wärme. "Lass die Kerle da draußen sich doch gegenseitig erschießen!", keuchte sie. "Aber jetzt kommst du hier nicht weg..."
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Seitenzahl: 1069
Veröffentlichungsjahr: 2025
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9 Großartige Action Western Juni 2025
Copyright
Wenn Revolver sprechen
Die Bande der Revolvermänner
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Das heiße Spiel von Dorothy
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Die wilde Brigade
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Scharfe Waffen – Vier Western Romane
In Devil Town ist die Hölle los!
Die Legende vom goldenen Mustang
Ein Greenhorn auf gefährlicher Spur
Zwei wie Dynamit und Feuer
ZUM AUTOR:
Das Gold der Juaristas: Western
Harte Männer, wilde Cowboys und scharfe Ladies - Romane aus einer wilden Zeit und einem ungezähmten Land; tabulos, prickelnd und authentisch in Szene gesetzt.
Dieses Buch enthält folgende Western:
Barry Gorman: Wenn Revolver sprechen
Alfred Bekker: Die Bande der Revolvermänner
Alfred Bekker: Das heiße Spiel von Dorothy
Alfred Bekker: Die wilde Brigade
Timothy Stahl: In Devil Town ist die Hölle los
Timothy Stahl: Die Legende vom goldenen Mustang
Timothy Stahl: Ein Greenhorn auf gefährlicher Spur
Timothy Stahl: Zwei wie Dynamit und Feuer
Luke Sinclair: Das Gold der Juaristas: Western
Schüsse peitschten draußen, auf dem Vorhof der Sundance Ranch, dem Freudenhaus am Rande von Lincoln.
Town-Marshal Clay Braden steckte im wahrsten Sinne des Wortes in der Klemme.
Alles, was er trug, war der Stetson auf seinem Kopf. Die blonde Dorothy, mit der er sich in den Kissen wälzte, war ebenfalls nackt. Ihre langen Beine hatte sie um Clays Körpermitte geschlungen. Damit zog sie ihn zu sich heran, hinein ihre Wärme.
"Lass die Kerle da draußen sich doch gegenseitig erschießen!", keuchte sie. "Aber jetzt kommst du hier nicht weg..."
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER TONY MASERO
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Alles rund um Belletristik!
von Barry Gorman
Das Boot glitt durch das Wasser des Hafens von New Orleans. Die Positionslaternen waren nicht angezündet worden, denn die Männer und die junge Frau an Bord wollten ihre Ankunft geheim halten. Niemand sollte erfahren, dass sie von ihrer Schmuggelfahrt zurückgekehrt waren. Und deshalb glitten die Riemen auch beinahe lautlos durch das schwärzliche Wasser. Wie eine finstere Spukgestalt bewegte sich das Boot langsam zwischen den riesigen Holzleibern der vor Anker liegenden Segelschiffe in Richtung Kaimauer.
Doch dann war plötzlich ein bewaffneter Wachtposten zu sehen!
Seine Silhouette zeichnete sich im fahlen Mondlicht deutlich vor dem Hintergrund der Lagerschuppen ab. Wenn der Mann auch nur leicht den Kopf drehte, musste er das Schmugglerboot unweigerlich entdecken. Und dann würde er Alarm schlagen. Die Frau hatte im Heck des Wasserfahrzeugs gehockt. Jetzt glitt sie kurzentschlossen in das kalte brackige Wasser, bevor ihre Kameraden sie daran hindern konnten. Sie schwamm mit kräftigen Stößen leise zur Kaimauer und hangelte sich dann beachtlich schnell daran hoch. Doch nun musste der Wächter das Plätschern gehört haben. Er drehte sich um, riss seine Flinte von der Schulter. Doch bevor er auf seine Gegnerin anlegen konnte, sprang sie ihn an. Es gab nur einen kurzen gurgelnden Laut, dann sank der Bewaffnete zu Boden. Die triefnasse Frau gab ihren Kumpanen ein Handsignal.
Das Schmugglerboot legte unbehelligt an.
*
Es war nur eine Arbeit von wenigen Minuten, die sechs Jutesäcke mit Kaffee in das Versteck zu schaffen. Die Frau beteiligte sich nicht an der Arbeit. Sie stemmte nur die Fäuste in ihre runden Hüften und sah den Männern beim Schleppen zu. Offenbar war sie der Meinung, durch das Ausschalten des Wachtpostens genug getan zu haben. Die Kerle stapelten die Kaffeesäcke, wobei sie versuchten, die rothaarige Schönheit nicht allzu eindeutig anzuglotzen.
Doch das war gar nicht so einfach, denn ihre Kleidung war immer noch tropfnass und lag eng am Körper an. Daher hatte jeder der Kerle einen Panonamablick auf ihre üppigen Brüste und ihren runden Hintern. Diese kleine Schmugglerin war wirklich ein Leckerbissen, das fand jeder ihrer Kameraden. Doch nur einer von ihnen war der Glückliche, den sie im Bett erhörte.
"Hast du den Wächter eigentlich umgelegt, Rosie?", fragte ein Schmuggler halblaut. Seine Stimme hörte sich nicht so an, als ob er Mitleid mit dem Opfer empfinden würde. Doch die Rothaarige schüttelte den Kopf, wobei ihre langen roten Korkenzieherlocken hin und her flogen.
"Nein, ich will nicht wegen ein paar Säcken Kaffee morden. Die Hafenpolizei macht uns die Hölle heiß, wenn hier Blut fließt. Das weißt du so gut wie ich, Ken. Ich habe dem Kerl bloß mit meinem Colt eins über die Rübe gezogen."
Sie deutete auf die Waffe in ihrem Revolvergürtel, die durch ihr spontanes Bad ebenfalls nass geworden und momentan nicht zu gebrauchen war. Rosie trug Männerkleidung. Sowohl ihre Jeans als auch das dunkle Hemd hätten auch einem kleinen und wenig kräftigen Kerl gepasst. Aber es gab trotzdem keinen Zwefel daran, dass sie eine Frau war. Und zwar ein richtiges Vollblutweib, wie nicht nur Ken fand.
*
"Du musst unbedingt raus aus den nassen Klamotten, du holst dir noch den Tod", sagte der hochgewachsene Schmuggler Ken, dessen männlich-kantiges Gesicht von einem gewaltigen Backenbart geziert wurde. Er sah aus wie ein Unteroffizier der Marine. Diesen Rang hatte er früher wirklich bekleidet, bevor er wegen seines Griffs in die Schiffskasse mit Schimpf und Schande davongejagt worden war.
Rosie nickte.
"Ja, mir ist jetzt wirklich kalt. - Verschwinden wir, hier gibt es jetzt sowieso nichts mehr zu tun."
Rosie und Ken verabschiedeten sich vor der Tür von den anderen Schmugglern. Wortlos steuerten sie ihren Unterschlupf an, der sich in unmittelbarer Nähe der Bourbon Street befand. Ken konnte die neidischen Blicke seiner Kumpane deutlich im Rücken spüren. Die Kerle hatten genug Fantasie, um sich auszumalen, wie Rosie wohl nackt aussehen würde. Doch es gab nur einen von ihnen, der sich an diesem Anblick auch wirklich erfreuen konnte, und das war eben Ken Carruthers.
Als Anführer hat man eben so seine Vorrechte, dachte der Schmuggler selbstzufrieden. Trotzdem war er sich darüber im Klaren, dass Rosie sich nicht aus diesem Grund mit ihm eingelassen hatte. Sie war ein wildes Biest, das sich keine Vorschriften machen ließ. Und sie tanzte gewiss nicht nach seiner Pfeife, weil er bei der kleinen Bande das Sagen hatte. Nein, Rosie ging nur deshalb mit ihm ins Bett, weil er ihr gefiel. Doch dieser Grund reichte Ken vollkommen aus ...
*
Er stolperte im Dunklen die schmale Treppe hoch, die zu ihrem gemeinsamen Zimmer in einem verschwiegenen Stundenhotel führte. Dort wurden keine lästigen Fragen nach ihren Namen gestellt, solange sie die Miete pünktlich zahlten. Ken riss ein Zündholz an seiner Stiefelsohle an und setzte damit den Docht der Petroleumlampe in Betrieb. Gleich darauf wurde der kleine Raum von dem warmen Lichtschein der einzigen Beleuchtung erfüllt. Das Zimmer war karg eingerichtet. Es gab nur einen Kleiderkasten, eine Kommode mit Spiegel, einen Stuhl und einen kleinen Tisch. Und natürlich das breite Bett, der wichtigste Einrichtungsgegenstand in einem Bordell ...
Fürsorglich holte Ken sofort ein großes Handtuch aus der Kiste und breitete es aus. Währenddessen schälte sich Rosie aus ihren Kleidern. Ihr Zähne schlugen aufeinander, denn nun fror sie wirklich. Schnell kickte sie sich die Stiefel von den Füßen, knöpfte das Männerhemd auf und streifte die klatschnasse Jeans über ihre wohlgeformten Oberschenkel nach unten. Dabei bückte sie sich ein wenig, und daher streckte sie Ken ihren wohlgerundeten Po entgegen. Der Anblick ihres Hinterteils, das nur noch von einem ebenfalls nassen Seidenschlüpfer bedeckt war, ließ augenblicklich das Blut in Kens Lenden schießen. Zwar hatten er und Rosie sich erst vor wenigen Stunden heiß und leidenschaftlich geliebt. Doch Ken war ein richtiger Deckhengst, wenn es um Rosie ging. Diese Frau hatte eine Art an sich, die seine Leidenschaft stets nach kürzester Zeit wieder aufs Neue entfachen konnte ...
Rosie hatte jetzt nur noch ein Unterhemd und den Schlüpfer an. Auf ein Korsett verzichtete sie, wenn sie Männerkleidung trug. Aber wenig später lag auch diese Kleidung auf dem Boden. Ken legte seine Arme um seine schöne Geliebte, wobei er sie mit dem warmen flauschigen Tuch umhüllte. Und dann begann er damit, sie abzurubbeln.
"Aua! Nicht so grob, du Klotzkopf!"
Rosie bog den Kopf nach hinten, als sie Kens heiße Lippen an ihrem schlanken Schwanenhals spürte. Und das war nicht die einzige Empfindung, die ihren Schoß aufflammen ließ. Es war nämlich eindeutig, dass der harte Enterhaken des Schmugglerbosses gegen ihre runden Hinterbacken drückte. Für Rosie war es immer wieder ein schönes Kompliment, dass sie ihren Geliebten so schnell erregen konnte. Gewiss, es gab genug Kerle, die ihr zu Füßen lagen. Aber Rosie mochte nur richtige Männer, die eine Wildkatze zähmen konnte. Und für genau so ein freiheitshungriges Weibsstück hielt sich die junge Frau mit den grünen Augen und den langen roten Korkenzieherlocken.
Während ihr diese Gedankenfetzen durch den Kopf spukten, hörte Ken nicht auf, ihren Körper zu verwöhnen. Er hatte große und harte Hände, die nicht nur einen Bootsriemen, sondern auch eine Waffe führen konnten. Aber wenn er mit Rosie allein war, dann verstand er es, seine langen starken Finger äußerst lustbringend einzusetzen. Ken war ein guter Liebhaber, der einer Frau genau das gab, was sie brauchte. Davon hatte sich Rosie in den vergangenen Monaten schon oft genug überzeugen können.
Es dauerte nicht lange, bis ihre Haut so knochentrocken war, als ob sie sich der unbarmherzigen Sonne der Sierra ausgesetzt hätte. Doch in Wirklichkeit lag es an Kens lüsterner Massage und an Rosies eigener innerer Hitze, dass ihr Körper nun schon fast zu glühen schien. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit noch erbärmlich gefroren hatte. Nun war ihr so warm, dass sie sich am liebsten alle Kleider vom Leib gerissen hätte. Aber das ging nicht, denn sie war ja schon nackt ...
Ja, Rosie hatte keinen Faden mehr am Leib. Aber das reichte ihr nicht. Sie wollte nun auch endlich wieder den Mann aus seinen Kleidern schälen. Zwar hatten Rosie und Ken sich vor nicht allzu langer Zeit wild und leidenschaftlich geliebt, doch die junge Frau war in dieser Hinsicht unersättlich. Deshalb entzog sie sich den liebkosenden Händen ihres Freundes, drehte sich um und setzte sich auf das Bett. Ungeduldig schaute sie den Schmugglerboss an.
"Komm endlich, oder brauchst du eine Extraeinladung? Du kannst nicht eine Lady scharf machen und sie dann im Regen stehen lassen. So etwas gehört sich nicht!"
Ken griente breit. Er mochte es, wenn Rosie etwas ungehalten wurde. Dadurch gewann ihre lustvolle Plänkelei noch einen zusätzlichen Reiz. So wie eine Prise Chili, die ein gutes T-Bone-Steak erst so richtig schmecken lässt.
"Regen? Aber es regnet doch gar nicht in unserem Zimmer, Darling!"
"Geh mir nicht auf die Nerven. Zeig mir lieber, was du zu bieten hast, Amigo!"
MIt diesen Worten verschränkte Rosie die Arme vor ihren steil nach vorne stehenden Brüsten. Ken wusste, dass er bei ihr den Bogen nicht überspannen durfte. Sonst ließ sie es sich am Ende noch einfallen, ihm zur Strafe den wilden Ritt zu verweigern. Und Rosie war keine Frau, die man drängen durfte. Wenn sie nicht wollte, dann lief bei ihrm überhaupt nichts. Und dass sie sich in diesem Moment nach ihm sehnte, konnte er unschwer an dem lüsternen Glimmen ihrer schönen Augen erkennen.
Also ließ Ken zunächst seine Jacke fallen, schnallte seinen Revolvergurt ab und hängte ihn sorgfältig über einen Bettpfosten. Im Gegensatz zu Rosies Waffengürtel war seiner noch trocken, und der Colt funktionierte einwandfrei. Das war auch wichtig, denn das Leben im Hafenviertel von New Orleans war gefährlich. Auch nachts musste man mit ungebetenem Besuch rechnen, denn die erfolgreiche Schmugglerbande hatte viele Neider. So kam es, dass Ken selbst beim Liebesspiel seinen Revolver in Reichweite hatte. Er öffnete seine Jeans, entledigte sich seines Flanellhemdes und stand schon bald in seinem lachsfarbenen Hampelmann vor seiner betörenden Geliebten.
Rosie riss die Augen noch etwas weiter auf, denn die Unterwäsche wurde gewaltig ausgebeult. Obwohl sie Kens Genussstange schon oft genug gesehen und auch in sich gespürt hatte, war sie doch immer wieder beeindruckt von seiner Manneskraft. Und außerdem verstand Ken auch, wie er mit seinem mächtigen Instrument umzugehen hatte. Sie war ein ruheloses Wesen, das auf der Suche nach Abenteuern durch den Westen geisterte. Doch dank Ken hielt sie es schon sehr lange in der großen Stadt im Mississippi-Delta aus.
Unwillkürlich hielt Rosie den Atem an, als Ken nun sein letztes Kleidungsstück ablegte und splitternackt vor ihr stand. Die meisten Frauen hätten sie wohl in diesem Moment beneidet..Der Schmugglerboss war gut gebaut, muskulös und sehnig. Sein Bauch war flach, und sein Liebesknochen stand unternehmungslustig schräg nach oben gerichtet von seinen Hüften ab. Es gab keinen Zweifel daran, wonach sich dieser Mann in diesem Moment am meisten sehnte. Und Rosie fieberte der ekstatischen Umarmung ebenfalls entgegen. Doch zunächst wollte sie ihr Lieblingsspielzeug noch auf die passende Art begrüßen.
Ken trat einen Schritt näher auf sie zu, denn er wusste, was jetzt kommen würde. Und er hatte sich nicht getäuscht. Rosie wog den prallen Doppelbeutel mit den Händen, während sie ihre Lippen schürzte und dann auf ihre unvergleichliche Art ihren Geliebten zu liebkosen begann. Ihre Zunge war flink, und ihre warmen weichen Lippen fühlten sich wundervoll an. Ken schloss die Augen und gab sich ganz der quälend-süßen Empfindung hin, die sie in seinen Lenden verursachte. Oh, Rosie wusste, wie sie einen Mann anheizen konnte!
Immer wieder staunte der Schmugglerboss über ihren Einfallsreichtum. Rosie hatte ihm erzählt, dass sie noch niemals in einem Bordell gearbeitet hatte. Ken glaubte ihr, denn sie war vom Typ her ganz gewiss kein typisches Freudenmädchen. Rosie stand ihren Mann, setzte sich mit den Fäusten durch und entpuppte sich im Revolverkampf als ein wahrer Schießteufel. Doch wenn sie nackt in den Armen eines Mannes lag, war sie die perfekteste Geliebte, die Ken sich vorstellen konnte.
Rosie ging raffiniert und gemächlich zu Werk. Sie wusste genau, wie sie den Mann um den Finger wickeln konnte. Doch sie wollte seine Manneskraft nur weiter steigern und nicht sinnlos verpulvern. Denn sie hatte mit Kens bestem Stück noch etwas anderes vor ... Dem Mann lief der kalte Schweiß über den Rücken. Erst als er glaubte, die Wonne nicht länger aushalten zu können, ließ Rosie von ihm ab. Sie legte sich auf das Bett und spreizte schamlos ihre wohlgeformten Oberschenkel.
Sie musste kein Wort sagen. Ken wusste genau, was sie jetzt von ihm erwartete. Und er war nur allzu bereit, es ihr zu geben. Der Mann glitt über seine schöne Geliebte. Rosie schlang sofort ihre Arme um seinen Oberkörper, als ob sie ihn am Entkommen hindern wollte. Doch Ken hatte es sich gar nicht einfallen lassen, jetzt zu verschwinden. Denn es gab in diesem Augenblick keinen Ort auf der Welt, wo er lieber gewesen wäre als hier. Das Paradies bestand für ihn in einem billigen Hotelbett, das er sich mit der Tochter eines Revolverhelden teilte.
Denn genau das war Rosie, jedenfalls hatte sie es ihm einmal gesagt. Und Ken zweifelte nicht an ihren Worten. Und das lag nicht daran, dass er ihr keine Lüge zugetraut hätte. Aber wenn eine junge Frau so gut schießen konnte wie Rosie, dann musste sie es irgendwo gelernt haben. Warum nicht im eigenen Elternhaus? Außer den Scharfschützen der Army gab es kaum jemanden, der mit dem Colt so treffsicher war. Und bei den Blauröcken konnte Rosie als Frau nicht gewesen sein.
Ken dachte an diese Dinge, um seine Erregung etwas zu dämpfen. Er wollte nämlich den herrlichen Ritt mit Rosie so lange wie möglich ausdehnen. Und das war gar nicht so einfach, denn seine Geliebte hatte ihn schon so nahe an die Grenze der höchsten Glückseligkeit geführt. Aber Ken atmete nun etwas ruhiger.
Rosie blickte zu ihm auf, und in ihren schönen Augen schimmerte die Lüsternheit. Ein laszives Lächeln erschien auf ihren kirschroten Lippen. Nein, kein echter Mann konnte dieser Frau widerstehen. Sie war ein süßes Biest, das mit Hilfe ihrer inneren Muskeln seine Lust auch in diesem Moment des Verharrens noch weiter stärkte.
Ken bewegte sich wieder, und seine Vorstöße wurden nun mächtiger, fordernder. Rosies Brustwarzen reckten sich seinem Oberkörper sehnsuchtsvoll entgegen. Ihre Brüste wippten im Rhythmus von Kens lüsternen Attacken. Und die eisernen Bettfedern quietschten immer lauter, während sich das Paar noch stärker ineinander verkeilte. Rosie stieß voller Ekstase ihre Fingernägel in Kens muskulösen Rücken, doch er spürte den scharfen Schmerz gar nicht.
Denn in seinen Lenden brodelte es bereits. Er konnte die Spannung nicht länger halten, der Mann musste sich nun entladen. Und dann folgte eine Explosion der Lust. Sie war so heftig, dass Ken für einen Moment Sterne sah. Sein mächtiges Zepter zuckte wild, als ob es ein Eigenleben führen würde. Rosie stieß einen schrillen Schrei aus. Es war herrlich für sie, von Kens Lebenssaft überflutet zu werden. Und durch die mächtigen Bewegungen tief in ihrem Inneren wurde sie selbst ein weiteres Mal auf den höchsten Gipfel der Glückseligkeit geschleudert.
Nur allmählich kam das Paar wieder in die Wirklichkeit zurück. Obwohl sie beide jung und stark waren, nahm nun die Erschöpfung überhand. Rosie und Ken schlummerten im Handumdrehen engumschlungen ein.
*
Am nächsten Morgen musste der Schmugglerboss zu seinem größten Bedauern wieder früh aufstehen. Schon kurz nach Sonnenaufgang fuhr Ken in seine Kleider, um sich mit Geschäftspartnern zu treffen. Sein unredliches Gewerbe florierte, und es gab in New Orleans einen großen Bedarf an Schmuggelware. Auf Zehenspitzen verließ er das Zimmer, wobei er noch einen sehnsuchtsvollen Blick auf Rosies nackten Körper warf.
Die Tochter des Revolverhelden ließ den Tag ruhiger angehen. Sie erhob sich erst einige Stunden später von dem zerwühlten Nachtlager, wusch sich und ging dann hinunter in die Küche der Absteige, um dort ein Frühstück zu ergattern. Madame Xenia stand am Herd. Die Puffmutter war füllig und schwarz wie Ebenholz. Sie lächelte ihrem jungen Logiergast freundlich zu, wobei ihr Goldzahn blitzte.
„Guten Morgen, Miss Rosie! Wie wäre es mit ein paar Rühreiern?“
„Sehr gern, Madame Xenia“, erwiderte der Rotschopf gähnend. „Und einen starken Kaffee könnte ich auch gebrauchen.“
Die Bordellbesitzerin füllte einen Becher mit der heißen aromatischen Flüssigkeit. Sie servierte Rosie den Kaffee und zwinkerte ihrem Gast vertraulich zu.
„Bei Ihnen ist es vorige Nacht wieder ganz schön rundgegangen, oder? Ihr Freund muss ja ein richtiger Deckhengst sein.“
„Ich kann mich nicht beklagen“, gab Rosie trocken zurück. „Schlafen Sie eigentlich nie, wenn Sie zu so später Stunde alles mitkriegen, Madame Xenia?“
Die fröhliche Puffmutter lachte.
„Oh, in meinem Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf. – Jedenfalls ist es wirklich ein Jammer, dass Sie nicht für mich arbeiten wollen, Miss Rosie. Mit Ihrem Aussehen könnten Sie in meiner Branche ein Vermögen verdienen.“
Rosie verzog angewidert ihr schönes Gesicht.
„Um mich von jedem dahergelaufenen Satteltramp besteigen zu lassen? Ohne mich, Madame Xenia. Ich schlafe nur mit Männern, die mir auch wirklich gefallen.“
„Viele von meinen Kunden sind gar nicht so übel“, verteidigte die Bordellbesitzerin ihr Gewerbe. Rosie schnaubte verächtlich durch die Nase.
„Na, ich weiß nicht. Viele Kerle, die mir nachts auf den Korridoren über den Weg laufen, erinnern mich eher an stinkende Ziegenböcke als an richtige Männer. Ich kann …“
Rosie unterbrach sich selbst, denn in diesem Moment klopfte es an der Hintertür des Stundenhotels. Das Geräusch war noch nicht verklungen, als Rosie auch schon ihren Revolver aus dem Leder gerissen hatte.
Madame Xenia stockte der Atem. Sie hatte schon gehört, dass ihr weiblicher Logiergast sehr gut mit einem Schießeisen umzugehen verstand. Aber nun musste sie selbst mit ansehen, wie Rosie den Revolverhahn spannte und ihre Augen misstrauisch zusammenkniff. Madame Xenia zweifelte keinen Moment daran, dass diese schöne junge Frau Tod und Verderben über die Welt bringen konnte.
„Wer ist da?“, rief Rosie, während sie mit katzenhaften Bewegungen aufstand und lautlos Richtung Tür glitt.
„Telegramm, Ma’am“, erwiderte ein Jüngling. Es klang, als ob der Milchbart gerade erst seinen Stimmbruch hinter sich gebracht hätte. Rosie riss die Tür mit der linken Hand auf, während sie gleich darauf mit der Rechten ihre Coltmündung gegen die Stirn des Hombres drückte.
Dem schlaksigen Telegrammboten fiel die Kinnlade herunter, und auf seiner Stirn erschienen im Handumdrehen unzählige Schweißtropfen.
„T-Telegramm für Miss Rosie Brigg“, hauchte er und streckte der Revolverfrau mit zitternder Hand ein Formular entgegen.
„Das bin ich“, erwiderte Rosie und gab dem Jungen mit ihrer linken Hand ein 25-Cent-Stück. Sie war immer auf der Hut, denn das erfolgreiche Schmuggelgeschäft von Ken und ihr selbst hatte viele Neider. Deshalb zog Rosie ihre Waffe lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Doch dieser Bursche in der Uniform der Telegrammgesellschaft war offenbar so harmlos wie eine hundert Jahre alte Sumpfschildkröte.
Sie riss ihm das Stück Papier aus der Hand, und der Boy ergriff mit seinem Trinkgeld schleunigst die Flucht. Rosie holsterte ihre Waffe und kehrte zum Küchentisch zurück.
„Ich frage mich, wer an mich telegrafiert. Es gibt …“
Rosie beendete den Satz nicht. Stattdessen schlug sie sich die Hände vor das Gesicht und begann haltlos zu schluchzen. Madame Xenia war schockiert. Und das lag weniger an dem Gefühlsausbruch an sich. Sondern daran, dass dieser heftige Ausbruch von Trauer so gar nicht zu Rosie passen wollte. Die Bordellchefin hatte ein ganz anderes Bild von ihrem weiblichen Logiergast. Sie hielt Rosie für eine ausgekochte Schmugglerin, der das Schießeisen locker saß und die sich gern mit einem starken Mann im Bett vergnügte.
Es musste wirklich eine schreckliche Nachricht sein, die ihr Gast erhalten hatte. Madame Xenia zögerte einen Moment, dann siegte ihre Neugierde. Sie trat näher an den Tisch und warf einen Blick auf das Telegrammformular. Es lag mit der Schrift nach oben auf der Holzplatte. Daher konnte die Puffmutter den kurzen Text lesen.
„DEIN VATER IST TOT – STOPP – ER UNTERLAG IM REVOLVERKAMPF – STOPP – AUFRICHTIGES BEILEID – STOPP – EMILY TAYLOR.“
Madame Xenia wusste nicht, was sie tun sollte. Schließlich legte sie schweigend ihre Hand auf Rosies Schulter. Die junge Frau hob langsam ihren Kopf und wandte der Bordellbesitzerin ihr Gesicht zu. Die schönen Augen waren rotgeweint, das Antlitz nass von Tränen. Rosies Unterlippe zitterte, als sie langsam die Sprache wiederfand.
„Mein Dad – ich wusste, dass es ihn eines Tages erwischen würde. Er hat ein Leben mit dem Revolver geführt. Früher oder später musste mein Vater einen Gegner treffen, der jünger und schneller war als er. Dad hat es kommen sehen. Deshalb wollte er auch, dass ich fortging. Ich sollte nicht zur Zeugin werden, wenn ihn das tödliche Blei von den Beinen holt.“
„Ihr Vater muss Sie sehr geliebt haben, Miss Rosie“, sagte Madame Xenia sanft. Die rotgelockte junge Frau nickte.
„Ja, wir hatten nur uns. Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Mein Dad hat mir alles beigebracht, was er wusste. Von ihm habe ich auch das Schießen gelernt. Als ich alt genug war, schickte er mich fort. Er wusste, dass ich auf mich aufpassen konnte. Und er wollte mich nicht dabei haben, wenn es ihn erwischt. Er wollte lieber einsam sterben.“
Erneut wurde Rosie von ihrer Trauer überwältigt. Madame Xenia stand schweigend neben ihr. Schließlich ergriff die füllige Schwarze wieder das Wort.
„Wer ist denn diese Emily Taylor, die das Telegramm geschickt hat? Entschuldigung, aber ich musste es einfach lesen. Ist – war sie die Freundin Ihres Vaters?“
Rosie schüttelte düster den Kopf.
„Nein, seine Zimmervermieterin. Dad hatte sich in Connerville zur Ruhe gesetzt. Ich bin durch den Westen gezogen und habe Mrs Taylor immer meine aktuelle Adresse zukommen lassen. Damit sie mich verständigen kann, wenn seine letzte Stunde geschlagen hat.“ Rosie holte Atem, und dann klang ihre Stimme plötzlich hart wie Granit. „Ich werde nach Oklahoma zurückkehren. Und dann rechne ich mit dem Bastard ab, der meinen Vater getötet hat.“
*
Schon am nächsten Tag sattelte Rosie ihre soeben gekaufte Rappstute. Auch Sattelzeug, Proviant und eine neue Winchester hatte sie sich besorgt. An Geld mangelte es ihr nicht. Und auch nicht an Hass auf den Bastard, der ihren Vater erschossen hatte.
Ken Carruthers stand auf der vorderen Veranda von Madame Xenias Absteige, die Hände in die Hosentaschen vergraben. Missmutig sah er Rosie zu. Am liebsten hätte er sie an der Abreise gehindert. Sie war die erste Frau, die sich von ihm abwandte. Rosie tat es für ihren privaten Rachefeldzug. Aber das war für Ken auch kein Trost.
„Ich werde dich vermissen“, sagte er lahm. Rosie drehte sich zu ihm um und schob eine ihrer roten Korkenzieherlocken unter den speckigen Stetson.
„Ich dich auch, Süßer. Aber du würdest an meiner Stelle genauso handeln.“
Ken zuckte mit den Schultern.
„Nicht unbedingt. Mein Alter war ein Trunkenbold, der sich nie um mich gekümmert hat.“
„Aber er war trotzdem dein Vater!“, sagte Rosie heftig. „Und Blut ist nun mal dicker als Wasser. Und auch als Whisky!“
Der Schmugglerboss wusste, dass seine Geliebte in dieser Hinsicht keinen Spaß verstand. Sie mochte eine Verbrecherin sein, aber die Familie ging ihr über alles. Rosie stand zu ihren Überzeugungen, auch ihm gegenüber. Das mochte Ken an ihr. Ihm wurde klar, wie sehr sie ihm fehlen würde.
Aber er war ein Mann, und deshalb ertrug er die Trennung mit unbewegter Miene. Rosie kam zu ihm auf die Veranda und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
„Ich hasse dramatische Abschiedsszenen, wir sind hier nicht im Theater. – Good bye, Ken. Es war schön mit dir in New Orleans.“
„Werde ich dich wiedersehen?“
„Wer weiß das schon?“, fragte Rosie zurück. Dann tippte sie mit zwei Fingern an die Krempe ihres Hutes, schwang sich in den Sattel der Stute und gab dem Reittier die Sporen.
„Heute Abend muss ich mich besaufen“, sagte Ken zu Madame Xenia, die inzwischen ebenfalls auf der Veranda erschienen war. Die Puffmutter nickte.
„Ja, diese junge Miss hat den Teufel im Leib. Der Kerl, der ihren Vater erschossen hat, kann sein Testament machen.“
*
Rosie hatte einen weiten Weg vor sich, denn es lagen viele Meilen zwischen New Orleans in Louisiana und Connerville in Oklahoma. Doch die junge Frau grübelte nicht über ihren Entschluss nach. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie es auch durch.
Nur die Erinnerungen an die schönen Zeiten mit ihrem Dad quälten sie wie Messerstiche. Rosie konnte nicht vergessen, wie sie auf dem Knie ihres Vaters sitzen durfte, wenn er ihr ein Märchen erzählt hatte. Gewiss, er war ein harter Mann gewesen, der sich seinen Lebensunterhalt mit dem Colt verdiente. Aber für Rosie hatte es keinen besseren Dad auf der Welt gegeben.
Endlich erreichte die junge Frau Connerville, den Ort ihrer Kindheit. Rosie war seit einigen Jahren nicht mehr dort gewesen. Das Präriestädtchen war gewaltig gewachsen, es gab ein paar Dutzend neu gebaute Häuser. Doch den General Store kannte sie noch. Dort hatte ihr Dad eingekauft und ihr gelegentlich eine Zuckerstange spendiert. Und es gab auch noch das Sheriff’s Office mit dem Jail. Das Gefängnis gehörte zu den wenigen Steingebäuden in Connerville.
Und natürlich stand auch der Rolling-Dice-Saloon noch, in dem Shawn Brigg gern sein Bier getrunken hatte. Rosie wettete mit sich selbst, dass er diese Gewohnheit auch nach ihrem Weggang beibehalten hatte. Also beschloss sie, an der Theke mit ihren Nachforschungen zu beginnen.
Die rothaarige Schönheit in Männerkleidung glitt aus dem Sattel und band die Zügel an die Haltestange vor dem Saloon. Sie war staubig von der weiten Reise. Niemand nahm Notiz von ihr, und offenbar erkannte auf der Straße niemand Rosie wieder. Allerdings waren auch viele Fremde nach Connerville gezogen, die von der Tochter des Revolverhelden allenfalls gehört hatten.
Rosie stieß die Schwingtüren auf. Es war früher Nachmittag, und entsprechend wenig Betrieb herrschte in dem Saloon. Nur ein paar unverbesserliche Schluckspechte hockten in einer finsteren Ecke. Und der kleine Barkeeper polierte ein Glas und warf dem vermeintlich unbekannten Gast einen gleichgültigen Blick zu.
Die junge Frau stiefelte zum Tresen und schob ihren Hut ins Genick.
„Hallo, Shorty. Ich bekomme ein Bier, möglichst kalt.“
Erst jetzt sah der Bartender, wer den Saloon betreten hatte. Er ließ vor Schreck das Glas fallen. Klirrend zersprang es auf den mit Sägespänen bedeckten Fußbodenbrettern.
„R-Rosie! Was für eine Überraschung!“
„Überraschung?“, echote die junge Frau und stemmte ihre Ellenbogen auf die Theke. „Bist du wirklich verblüfft? Dachtest du, ich würde den Tod meines Vaters nicht rächen wollen?“
„Nein – doch! Ich habe keine Ahnung, Rosie. Niemand hatte mehr etwas von dir gehört. Viele Leute glaubten, du wärst verschollen. Es hieß sogar, man hätte dich als Liebessklavin an einen mexikanischen Großgrundbesitzer verkauft.“
„Die Menschen haben wirklich eine blühende Fantasie, Shorty. – Aber das kümmert mich nicht. Ich will wissen, wer meinen Vater getötet hat.“
Der Bartender zapfte ein Glas Bier und stellte es vor seinen weiblichen Gast hin. Er antwortete nicht, und dagegen hatte Rosie etwas. Sie fegte mit einer schnellen Bewegung das Bier vom Tresen. Das Glas zersprang klirrend auf dem Boden. Blitzschnell beugte sie sich vor, packte Shorty an seiner Schürze und zog ihn zu sich hin.
Eigentlich hätte es jedem Mann gefallen müssen, einer jungen Schönheit wie Rosie Brigg so nahe zu kommen. Doch der Bartender hätte auf dieses Vergnügen gerne verzichtet, jedenfalls in diesem Moment. Angstschweiß erschien in dicken Perlen auf seiner Stirn.
„Du weißt doch etwas, Shorty! Der Saloon ist die Klatschbörse Nummer eins in diesem verlausten Nest. Daran wird sich in den letzten Jahren wohl kaum etwas geändert haben. Und dir ist auch bekannt, dass ich von meinem Dad das Schießen gelernt habe!“
Rosies unverhohlene Drohung ließ den Kerl erbleichen. In Wirklichkeit hätte die junge Frau niemals auf einen Unbewaffneten geschossen, denn Shawn Brigg hatte ihr auch seinen Ehrenkodex beigebracht. Der Revolverheld war immer nur zum fairen Kampf Mann gegen Mann angetreten. Doch Shorty fürchtete sich zu sehr, um das zu begreifen. Immerhin machte er nun den Mund auf.
„D-dein Vater starb bei einem Duell, Rosie.“
„Das weiß ich schon, Shorty. Lass‘ dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Wer hat gegen ihn gekämpft?“
„Stan Gordon.“
„Stan Gordon?“ Rosie ließ den Bartender los und kniff die Augen zusammen. „Wer soll das sein? Ich habe von dem Vogel noch niemals etwas gehört.“
Der Barkeeper atmete tief durch.
„Stan Gordon ist erst vor zwei Jahren nach Connerville gekommen. Aber er ist reich, ihm gehört das neue Hotel am südlichen Ortseingang. Außerdem die Wäscherei und das Pfandhaus und …“
Wieder zögerte Shorty. Doch Rosie musste ihm nur einen wütenden Blick zuwerfen, um ihn schnell fortfahren zu lassen.
„ … und der Saloon. Der alte Besitzer Patrick O’Brien hat sich zur Ruhe gesetzt.“
„Jetzt verstehe ich!“, höhnte Rosie. „Du wolltest deinen neuen Boss nicht verpfeifen, Shorty. Ich kann ja verstehen, dass du um deinen Job zitterst. Aber das ist mir egal, kapierst du? Stan Gordon muss für das bezahlen, was er getan hat. Ich habe noch eine Rechnung mit Stan Gordon offen, und er hat seinen Schuldschein mit dem Blut meines Vaters unterschrieben! Ich werde Stan Gordon …“
„Ist von mir die Rede?“
Rosie drehte sich abrupt um, als sie die tiefe Männerstimme hinter sich hörte. Während sie sich Shorty vorgeknöpft hatte, war ein Mann unbemerkt in den Saloon getreten.
Die junge Frau stand dem Bastard gegenüber, der Shawn Brigg erschossen hatte.
*
Stan Gordon sah nicht schlecht aus, wie sich Rosie eingestehen musste. Er war hochgewachsen und breitschultrig. Sein sonnengebräuntes Gesicht bekam durch den schmalen schwarzen Schnurrbart Kontur, und das kräftige Kinn zeugte von Willensstärke. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte wohlgefällig und abtastend auf Rosies kurviger Figur.
Gordon war mit einem Gehrock aus feinem Tuch bekleidet, unter dem er eine Seidenweste trug. Auch sein Revolvergurt war offenbar von einem erstklassigen Handwerker angefertigt worden. Für so etwas hatte die junge Frau einen Blick. Aber es spielte für sie keine Rolle, wie reich dieser Mann war. Vor einer Revolverpatrone waren alle Menschen gleich, wie Rosie aus Erfahrung wusste.
„Ja, ich habe Ihren Namen ausgesprochen, Gordon. Ich wollte wissen, wie der Mann heißt, den ich töten werde. – Sie werden schon von mir gehört haben. Ich bin Rosie Brigg.“
Sie betonte Ihren Nachnamen, als sie den Saloonbesitzer ansprach. Rosie war darauf gefasst, dass er sofort seine Waffe ziehen würde. Doch Stan Gordon machte keine Anstalten, seinen Sechsschüsser zu ziehen. Stattdessen hob er seine Augenbrauen.
„Mir wurde gesagt, dass Shawn Brigg eine Tochter hat. Aber niemand hat mir verraten, wie schön Sie sind, Miss.“
„Ihre Schmeicheleien können Sie sich in die Haare schmieren“, sagte Rosie grob. „Immerhin wird eine schöne Frau der letzte Anblick sein, den Sie auf dieser Erde haben werden.“
Gordon machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ich habe nicht vor, mich mit Ihnen zu schießen, Miss. Ich kämpfe nicht gegen kleine Mädchen.“
Rosie schnappte nach Luft. Doch dann begriff sie, dass Gordon sie nur herausfordern wollte, damit sie eine Dummheit beging. Das war ein gutes Zeichen. Wenn er selbstsicher gewesen wäre, hätte er solche Tricks nicht nötig gehabt. Also gab es nur einen Grund für sein Verhalten.
Er fürchtete sich vor ihr. Sie grinste breit, und es kam ihr vor, als ob ihr Dad plötzlich im Geist bei ihr wäre. Dadurch schaffte sie es, die nötige Kaltblütigkeit aufzubringen.
„Sie haben also einen alten Mann über den Haufen geschossen, zittern aber vor einer jungen Frau? – Hast du das gehört, Shorty? Schämst du dich nicht, für so einen Feigling zu arbeiten?“
Dem Bartender rutschte das Herz in die Hose, als Rosie ihn direkt ansprach. Er hatte überhaupt keine Lust darauf, bei dem bevorstehenden Zweikampf zwischen die Fronten zu geraten. Nur allzu leicht konnte man sich auf diese Art eine Kugel einfangen. Stan Gordons Stimme klang ungehalten, als er nun wieder das Wort ergriff.
„Du solltest den Bogen nicht überspannen, Kleine. Es könnte sonst passieren, dass ich dich über das Knie lege. – Übrigens war ich während meiner Army-Zeit ein Scharfschütze. Du hast keine Chance gegen mich.“
„Und was war mit meinem Vater?“
Rosie hatte diese Frage eigentlich nicht stellen wollen. Aber sie musste einfach wissen, weshalb es zum Duell zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern gekommen war.
Stan Gordon griente selbstzufrieden.
„Ich hatte gehört, dass es in Connerville einen abgetakelten Revolverhelden gäbe. Das konnte ich gar nicht glauben. Aber dann lernte ich Ihren Vater kennen, hier in meinem Saloon. Er wirkte auf mich nicht wie ein harter Knochen, außerdem war er alt. Das sagte ich ihm auch. Daraufhin beleidigte er mich.“
„Was sagte er denn?“, wollte Rosie wissen.
„Shawn Brigg nannte mich einen aufgeblasenen Ochsenfrosch“, murmelte der Salooner. Er erinnerte sich offenbar nicht gern an die Schmähung. Rosie lachte hell auf, obwohl die Trauer um ihren Dad immer noch sehr stark war. Aber sie konnte sich in diesem Moment lebhaft vorstellen, wie ihr Vater diesen eitlen Geck abgefertigt hatte.
„Das liegt daran, dass Sie ein aufgeblasener Ochsenfrosch sind“, rief sie. „Und ich sage Ihnen noch etwas: Keine Frau würde mit Ihnen ins Bett gehen, wenn Sie nicht so viel Geld hätten!“
Gordon wurde rot, denn offenbar hatte Rosie bei ihm einen wunden Punkt berührt. Er hatte versucht, die junge Frau zu provozieren. Aber jetzt hatte sich das Blatt gewendet. Nun war es der gutgekleidete Saloonbesitzer, der zornig wurde.
„Meinetwegen kannst du im Staub der Mainstreet krepieren, du Miststück. Dann wirst du eben enden wie dein alter Herr. Komm‘ mit nach draußen, wenn du dich traust!“
„Mit dem allergrößten Vergnügen“, erwiderte Rosie. Sie war nun innerlich ganz ruhig. Disziplin hatte sie von ihrem Vater gelernt. Das Erbe von Shawn Brigg bestand in den Fähigkeiten, die er seiner einzigen Tochter beigebracht hatte. Und nur darauf konnte Rosie vertrauen, wenn sie sich jetzt dem Kampf stellte.
Stan Gordon ging seitwärts im Krebsgang durch die Schwingtür. Er achtete sorgfältig darauf, Rosie nicht den Rücken zuzudrehen. Sie schnaubte verächtlich durch die Nase. Glaubte dieser Angeber wirklich, dass sie ihn von hinten abknallen würde? So ein Vorhaben hätte gegen ihre Ehre verstoßen. Aber das würde ein Mann wie Stan Gordon nicht verstehen. Gewiss, Rosie war kein Unschuldslamm. Sie hatte schon mehr als genug Gesetze gebrochen. Aber es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, einen Greis zu einem Duell herauszufordern und eiskalt zu töten. Doch Stan Gordon hatte es getan, und nun musste er dafür bezahlen.
Rosie folgte ihrem Widersacher im Abstand von einigen Yards. Es waren viele Passanten auf den Bürgersteigen unterwegs, und auch etliche Fuhrwerke und Reiter passierten die Main Street. Connerville hatte sich wirklich zu einer aufstrebenden Stadt entwickelt.
Doch die Einwohner witterten instinktiv, dass es Ärger geben würde. Gewalttätigkeit lag in der Luft. Mütter riefen ihre Kinder zu sich, Türen wurden zugeschlagen, Fensterläden verriegelt. Jemand stieß einen Schrei aus, ein Hund begann am anderen Ende der Straße wild zu kläffen.
Schlagartig war die Main Street menschenleer. Staubwolken senkten sich, das Rattern von Wagenrädern verklang weit hinter dem Hotel. Die Frau und der Mann standen sich gegenüber. Rosie hatte die Entfernung so gewählt, dass sie noch das Weiße im Auge ihres Feindes sehen konnte. Und sie spürte, dass Gordon unruhig war. Trotzdem blieb sie wachsam. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass sie einen Gegner niemals unterschätzen durfte. Diesen Fehler machst du nur einmal im Leben, denn er ist tödlich.
Rosie erinnerte sich an diesen Satz aus dem Mund ihres Vaters, und das gab ihr zusätzlich Kraft. Hier an diesem Ort hatte Shawn Brigg seinen letzten Atemzug getan. Aber sie durfte sich von ihrer Trauer um den geliebten Menschen nicht überwältigen lassen.
Gordon hatte seinen Gehrock ganz aufgeknöpft und den Rockschoß hinter seinen Revolvergriff geschoben. Er spreizte seine Finger vom Körper ab, stand leicht in den Knien gebeugt da. Man konnte ihm ansehen, dass er schon viele Revolverkämpfe überlebt haben musste. Aber auch Rosie war kein unbeschriebenes Blatt. Trotz ihrer Jugend hatte sie schon manches Duell bestritten, dabei aber immer fair gekämpft.
Und so würde sie es auch an diesem Tag in Connerville tun. Rosie hatte sich ihren Stetson ein wenig in die Stirn geschoben, um nicht von der hellen Sonne geblendet zu werden. Ihr Widersacher hatte das Tagesgestirn im Rücken, was auf den ersten Blick für ihn ein Vorteil war. Doch Rosie sagte sich, dass er diese Position nicht ohne Grund gewählt hatte. Er hatte es getan, weil er sich vor ihr fürchtete. Und dieses Wissen gab der jungen Frau weitere Energie.
Rosie stand so still da wie eine Skulptur aus Marmor, die sie einmal in einem Museum in New Orleans gesehen hatte. Sie atmete ruhig und wartete auf den einzig passenden Moment, in dem sie Tod und Vernichtung über Stan Gordon bringen würde.
*
Sam Pounder war ein Fremder in Connerville. Der zwielichtige Geschäftemacher kannte weder die Frau noch den Mann, die sich offenbar auf der Main Street einen Revolverkampf liefern wollten. Pounder war erst vor einer Stunde mit der Postkutsche in der kleinen Prärietown eingetroffen und immer noch damit beschäftigt, an der Rezeption seinen Meldezettel auszufüllen. Doch nun hatte die allgemeine Unruhe ihn ebenfalls angesteckt.
Er wandte sich an den pomadigen Clerk, der die schnell heruntergelassene Jalousie ein Stück weit hob, um das bevorstehende Duell sensationslüstern beobachten zu können.
„Was ist denn da los? Worum geht es bei diesem Kampf?“
„Das weiß ich nicht, Sir“, gab der Hotelangestellte zurück. „Ich kann Ihnen nur sagen, wer die beiden Duellanten sind. Bei dem Gentleman handelt es sich um Mister Gordon. Ihm gehört unter anderem dieses Hotel, in dem Sie abzusteigen uns die Ehre geben. Und das rothaarige Mädel ist die Tochter eines Revolverhelden, der kürzlich von Mister Gordon in Notwehr erschossen wurde. Ich kenne sie, weil ich zusammen mit ihr zur Schule gegangen bin. Sie heißt Rosie Brigg und war jahrelang fort.“
Pounder schürzte interessiert die Lippen. Er hatte Rosie auf den ersten Blick für einen jungen Burschen gehalten. Doch wenn man genauer hinschaute, konnte man weder ihren runden Po noch ihre steilen Brüste unter der Hemdbluse übersehen. Nein, so sah wirklich kein Mann aus. Auf diese Entfernung konnte Pounder leider nicht erkennen, ob sie auch ein hübsches Gesicht hatte. Doch er musste sich eingestehen, dass er ihr die Daumen drückte. Er wünschte sich, dass Rosie diesen Revolverkampf überleben würde.
Denn in seinem verbrecherischen Gehirn formte sich bereits spontan ein neues gewinnbringendes Vorhaben …
„Wer wird gewinnen?“, fragte Pounder den Clerk.
„Das ist schwer zu sagen, Sir. Mister Gordon ist schon aus so manchem Duell als Sieger hervorgegangen. Andererseits hat Rosie das Schießen von ihrem Dad gelernt. Sie war schon in der Schule ein richtiger Wildfang. Und sie ist bildhübsch, auch wenn man das auf diese Entfernung nicht so gut erkennen kann. Alle Boys waren schon damals hinter ihr her, ich auch, ehrlich gesagt.“
Pounder warf dem pomadigen Kerl mit den abstehenden Ohren einen Seitenblick zu. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein hübsches Mädchen sich für diesen Dürrländer begeistern konnte. Der Geschäftemacher selbst war ein schwammiger Glatzkopf, der unverheiratet war und sich regelmäßig mit Huren vergnügte. Er machte sich keine Illusionen über sein Aussehen und rechnete sich bei so einer Schönheit ohnehin keine Chancen aus. Aber er wollte Rosie gar nicht in sein Bett zerren. Es gab nach seiner Meinung noch ganz andere Dinge, für die man eine schöne Frau gewinnbringend einsetzen konnte. Aber dafür war es notwendig, dass sie diesen Tag heil überstand. Pounder drängte sich neben den Clerk, damit er auch etwas sehen konnte. Doch momentan standen sich die junge Frau und ihr Todfeind immer noch regungslos gegenüber.
Pounder hätte ihr gern geholfen, denn sie konnte ihm noch sehr von Nutzen sein. Aber diesen Kampf musste Rosie Brigg ganz allein ausfechten.
*
Rosie fühlte sich sehr sicher, denn es war, als ob ihr Dad im Geist bei ihr wäre. Alles, was sie über das Schießen wusste, hatte sie von ihm gelernt. Und darum konzentrierte sie sich in diesem Moment gar nicht darauf, selbst ihren Colt zu ziehen.
Es kam nur darauf an, den Gegner zu überrumpeln. Der verhasste Stan Gordon gab ihr den passenden Augenblick vor. Erst dann, wenn er selbst sein Eisen aus dem Leder riss, wollte sie aktiv werden. Rosie kniff die Augen zusammen, denn der Wind wurde stärker und brachte Sand aus den Plains mit. Aber sie hatte ihren Körper so perfekt im Griff, dass sie sogar seltener zwinkerte als sonst. Rosie vergaß völlig Zeit und Ort. Sie hätte eine halbe Ewigkeit so regungslos auf der Main Street stehen können.
Ihrem Feind ging es anders. Der Salooner war unruhig, er machte kleine Bewegungen. Zwar zitterte er nicht, aber das Stillstehen fiel ihm schwer. Rosie harrte aus, um für den einzig entscheidenden Moment gewappnet zu sein. Jene wenigen Sekunden, die über Tod und Leben entscheiden würden.
Und dann hielt Gordon es nicht mehr aus. Er war verflixt schnell, das musste Rosie neidlos zugeben. Aber sie war trotzdem fixer. Als Gordon seinen Revolver ziehen wollte, hielt Rosie reflexartig den Atem an und griff mit einer einzigen fließenden Bewegung zu ihrem Colt. Sie zielte auch nicht, denn das hatte sie schon vorher getan. Mit traumwandlerischer Sicherheit wusste sie, wie sie ihren Waffenarm zu halten hatte.
Rosies Kugel verfehlte das Ziel nicht.
Das heiße Blei aus der Revolvermündung dieser jungen Schönheit traf Stan Gordons Brust wie ein Schmiedehammer. Der Saloonbesitzer taumelte zurück, als ob ihn ein auskeilendes Pferd getreten hätte. Sein Finger krampfte sich um den Abzug, doch er verriss den Schuss. Seine Patrone orgelte in den Oklahoma-Himmel, ohne ein lebendes Wesen zu treffen.
Stan Gordon war schon tot, als er schwer in den Staub der Main Street fiel. Das wusste Rosie, ohne noch ein weiteres Mal feuern zu müssen. Sie hatte in ihrem jungen Leben schon genug Männer sterben sehen, um das beurteilen zu können.
Sie empfand in diesem Moment kein Glückgefühl, nur eine grimmige Genugtuung. Es wäre für sie unvorstellbar gewesen, den Tod ihres Dads ungesühnt zu lassen. Auge um Auge, Zahn um Zahn – dieses Zitat aus der Heiligen Schrift hatte sich Rosie gut gemerkt. Langsam ging sie auf den Leichnam zu, die Revolvermündung gesenkt.
Doch von Stan Gordon war nichts mehr zu befürchten. Sein Reichtum hatte ihn nicht vor der Kugel einer rächenden Tochter schützen können. Die toten Augen starrten in den Himmel, und sein erstarrtes Gesicht drückte Schmerz und Verblüffung aus.
Da ertönte das schnelle Pochen von Pferdehufen. Aus südlicher Richtung kamen zwei Reiter die Main Street hoch galoppiert. Rosie wandte sich ihnen zu. Im ersten Moment nahm sie an, dass sie es nun mit Freunden des Erschossenen zu tun bekommen würde. Aber dann sah sie trotz der Entfernung die blitzenden Blechsterne auf den Jacken der beiden Hombres. Sie bekam es nun offenbar mit der Gesetzesmacht zu tun.
Rosie holsterte ihren Colt, um ihre friedlichen Absichten zu bekräftigen. Doch die beiden Männer hatten ihre Gewehre gezogen und richteten die Mündungen auf die Rothaarige. Inmitten einer großen Staubwolke kamen sie herangesprengt und zügelten ihre Gäule erst kurz vor Rosie.
Sie blickte zu den beiden Männern auf. Sie kannte keinen von ihnen, aber das wunderte sie nicht. Sheriff Riley war schon alt gewesen, als Connerville verlassen hatte. Einer von den Hombres war gewiss sein Nachfolger, der andere der Deputy.
„Ich bin Sheriff Winslow“, bellte der Ältere. Er war ein stämmiger Mann mit Bulldoggengesicht. „Was ist hier geschehen?“
Rosie zuckte mit den Schultern, bevor sie antwortete.
„Mein Name ist Rosie Brigg, Sheriff. Ich hatte eine Meinungsverschiedenheit mit dem Mann, der meinen Vater auf dem Gewissen hat. Wir haben fair gekämpft, da können Sie fragen, wen Sie wollen. Ich wette, dass jede Menge brave Bürger Augenzeugen unseres Duells geworden sind.“
Sie machte eine umfassende Armbewegung und deutete auf die zahlreichen Fensterläden und Türen, hinter denen sich furchtsame und neugierige Einwohner verbargen.
„Die Sache stinkt doch zum Himmel, Sheriff“, meldete sich nun auch der sommersprossige Deputy zu Wort. „Kaum brechen wir zu einem Inspektionsritt in der Umgebung auf, wird die Luft in Connersville bleihaltig. Das können Sie nicht durchgehen lassen!“
Winslow warf dem Hilfssheriff einen unwirschen Blick zu. Das konnte Rosie sehr gut verstehen. Sie hätte sich anstelle des Sheriffs auch nicht von einem jungen Schnösel vorschreiben lassen, was sie zu tun hatte. Dann wandte er sich wieder an Rosie.
„Ich habe Ihren Vater gekannt, Miss Brigg. Und ich wusste auch von seiner Vergangenheit. Ich lege großen Wert darauf, dass es in meiner Stadt ruhig bleibt. Der Kampf zwischen Shawn Brigg und Stan Gordon war mir schon ein Dorn im Auge. Leider habe ich ihn nicht unterbinden können. Und auch dieses Duell heute hätte ich gern verhindert. Aber ich war nicht da.“
„Sperren Sie das Luder ein, Sheriff!“, forderte der Deputy vorlaut.
„Halt‘ den Mund, Larry“, grollte Winslow. „Und Sie, Miss Brigg – legen Sie Ihren Waffengürtel ab, und zwar sofort!“
Rosie maß die beiden Männer mit ihren Blicken. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, den Revolver zu holstern. Zwar vertraute Rosie auf ihre Schießkünste, aber es waren immerhin gleich zwei Winchestermündungen gleichzeitig auf sie gerichtet. Es sah nicht so aus, als ob sie diesen Kampf gewinnen konnte.
„Ich lasse mich nicht entwaffnen“, sagte Rosie mit erzwungener Ruhe. „Ich bin keine feige Mörderin, die ihren Gegner von hinten abknallt. Wenn Sie mich hinter Gitter bringen wollen – warum haben Sie nicht auch Stan Gordon eingebuchtet? Liegt es vielleicht daran, dass er mit sehr viel Geld nach Connersville gekommen ist?“
Rosie redete sich um Kopf und Kragen. Doch ihr Temperament verhinderte, dass sie ihre Zunge im Zaum halten konnte. Eben bei dem Duell war sie noch völlig entspannt und diszipliniert gewesen. Doch bei dem Wortgefecht mit dem Sternträger gingen die Gäule mit ihr durch.
Der Sheriff zog zornig seine buschigen Augenbrauen zusammen. Da ertönte plötzlich eine fremde Männerstimme hinter Rosie.
„Ich würde gerne dieses Missverständnis aufklären, Gentlemen. Ich bürge nämlich für diese junge Lady.“
*
Rosie drehte sich um. Sie konnte sich nicht erinnern, ihren Fürsprecher schon jemals zuvor gesehen zu haben. Rosie wollte ihm schon sagen, dass er seine Nase nicht in ihre Angelegenheiten stecken sollte. Aber dann schaffte sie es doch, ihren Schnabel zu halten. Ihr war bewusst, dass ihre Chancen gegen die beiden Gesetzesmänner nicht gut waren. Sie setzte nun besser auf Worte als auf Revolverkugeln.
Sheriff Winslow warf dem Gentleman im taubengrauen Anzug einen misstrauischen Blick zu.
„Und wer sind Sie, Sir?“
Der Mann lüpfte seinen Half-Gallon-Hut und deutete eine Verbeugung an.
„Mein Name ist Samuel Pounder, und ich bin ein Geschäftsmann aus Oklahoma City. Rosie Brigg arbeitet für mich. Sie wird mit mir zusammen morgen früh die Postkutsche nehmen und aus Ihrer Stadt verschwinden, Sheriff. Wir wollen keinen Ärger verursachen.“
„Das hat Rosie Brigg aber schon getan“, sagte der Sheriff und deutete auf den Leichnam von Stan Gordon.
„Gewiss, doch dieser Kerl kam bei einem fairen Revolverkampf ums Leben. Das kann ich bezeugen, und viele andere Menschen ebenfalls.“
Winslows Blick wechselte zwischen der jungen Frau und dem Geschäftsmann hin und her. Die beiden waren ein seltsames Paar, und der erfahrene Sternträger konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass Rosie Brigg für diesen Samuel Pounder arbeitete. Andererseits gab es keinen Hinweis auf einen feigen Mord, denn der Salooner war offenbar mit der eigenen Waffe in der Hand gestorben. Und Winslow musste sich eingestehen, dass er dem reichen und angeberischen Stan Gordon keine Träne nachweinte. Mit einem hinterhältigen Mord hätte er Rosie natürlich trotzdem nicht davonkommen lassen.
Der Sheriff fasste einen Entschluss.
„In Ordnung, Mister Pounder. Sie und Rosie Brigg nehmen die Morgenkutsche. Und ich will weder Sie noch Ihre Mitarbeiterin jemals wieder in Connerville sehen.“
„Das ist doch ein Wort, Sheriff“, sagte Pounder mit einem verbindlichen Lächeln. Dann hakte er Rosie unter und zog sie sanft mit sich in Richtung Hotel. Die junge Frau ging einige Schritte, während sich Winslow und sein Deputy um die Leiche zu kümmern begannen. Als Rosie und Pounder außer Hörweite der beiden Gesetzesmänner waren, riss sie sich von ihm los.
„Ich weiß nicht, wer Sie sind, Pounder – aber ich habe Sie nicht um Ihre Hilfe gebeten. Und ich arbeite auch nicht für Sie!“
„Oh, aber vielleicht werden Sie das schon bald tun, Miss Brigg“, sagte der Geschäftsmann freundlich. „Darf ich Sie zum Essen einladen? Dann werde ich Ihnen erzählen, weshalb ich Sie unbedingt kennenlernen wollte.“
Rosie musterte den Hombre von Kopf bis Fuß. Als Mann war er überhaupt nicht ihr Typ. Aber er glotzte auch nicht so lüstern, als ob er gleich mit ihr ins Bett steigen wollte. Sie musste sich eingestehen, dass er ihre Neugier geweckt hatte. Gewiss, Rosie hätte nach ihrem Rachefeldzug einfach nach New Orleans zurückkehren können. Ken wäre sehr glücklich darüber. Aber sie wusste nicht, ob sie das überhaupt wollte. Nach dem Revolverkampf verspürte Rosie eine bohrende innere Leere. Aber vielleicht war es auch einfach nur Hunger.
„Also gut, ich komme mit“, sagte sie zu Pounder. „Aber bilden Sie sich keine Schwachheiten ein, kapiert?“
„Selbstverständlich nicht, Miss Brigg.“
Sie betraten gemeinsam das Restaurant, das zum Hotel gehörte. Die Stadt war wegen der Schießerei immer noch in hellem Aufruhr. Durch die großen Panorama-Glasscheiben konnten Rosie und Pounder sehen, wie sich die Main Street mit Gaffern und Schwätzern füllte. Der Leichenwagen des Gravediggers kam langsam aus Richtung Süden herbei, damit die sterblichen Überreste von Stan Gordon beseitigt werden konnten.
Aber Rosie fühlte sich, als ob sie das alles nichts mehr anginge. Sie hatte dieses Kapitel ihres Lebens abgeschlossen. Die Frau und der Mann bestellten bei dem Serviermädchen dicke Steaks mit Bratkartoffeln und Bohnen, außerdem Bier. Rosie merkte erst jetzt, wie ausgetrocknet ihre Kehle war. Sie nahm einen Schluck und schaute Pounder erwartungsvoll an.
„Woher kennen Sie überhaupt meinen Namen?“
„Ich hörte ihn, als Sie sich vorhin für den Kampf bereit machten. – Sie können wirklich mit einem Revolver umgehen, Miss Brigg. Ich habe noch kein hübsches Mädchen gesehen, das eine Schusswaffe so zielsicher gebrauchen kann wie Sie.“
„Ja, Gordons Todeskugel war gewiss kein Glückstreffer. – Aber das Süßholzraspeln zieht bei mir nicht, Pounder. Wenn Sie sich mit einer Revolverbraut auf der Matratze wälzen wollen, müssen Sie sich dafür eine andere suchen.“
Der Geschäftsmann lachte, als ob Rosie einen besonders guten Witz gemacht hätte.
„Nein, daran hatte ich gar nicht gedacht. – Sagt Ihnen der Name Theodore Wallace etwas?“
In diesem Moment wurde das Essen gebracht. Rosie schnitt sich ein Stück von dem Rindfleisch ab und kaute nachdenklich darauf herum.
„Theodore Wallace? Das ist doch der Präsident der Oklahoma-Kansas-Railroad Company, oder? Ich habe ihn nie getroffen, aber sogar die Zeitungen in New Orleans schreiben über ihn. Der Knabe ist ziemlich reich, oder? Und er soll ein Sturkopf sein, wenn man den Reportern glauben kann.“
„Ja, er will mit dem Schädel durch die Wand – so wie ein Bisonbulle. Theodore Wallace ist nicht überall beliebt, und auch ich gehöre nicht so seinen Freunden. Der Eisenbahn-Präsident weiß, dass ihn viele Leute hassen. Deshalb hat er sogar einen Leibwächter. Und da kommen Sie ins Spiel, Miss Brigg.“
Rosie kniff die Augen zusammen.
„Wollen Sie mir etwa vorschlagen, dass ich Wallace umlegen soll? Das können Sie vergessen, Pounder. Sicher, ich bin nicht gerade eine gesetzestreue Bürgerin. Aber mit feigem Auftragsmord habe ich nichts am Hut!“
Der Geschäftsmann schüttelte den Kopf.
„An Mord hatte ich nicht gedacht, Miss Brigg. – Es ist so, dass Theodore Wallace ein harter Mann ist. Aber er ist auch verwitwet und hat eine Schwäche für schöne junge Frauen. Sie sind sozusagen seine Achillesferse. So jemand wie Sie hätte die Chance, ihm nahezukommen – und ihn zu entführen.“
„Kidnapping?“ Rosie pfiff leise durch die Zähne. „Und wohin soll ich Wallace schaffen?“
„Einen genauen Treffpunkt müssen wir noch ausmachen. Dem Mann soll kein Haar gekrümmt werden. Ich will nur, dass er für ein paar Wochen von der Bildfläche verschwindet. Danach lassen wir ihn wieder laufen.“
„Ach, wirklich? Und wozu soll das gut sein?“
Pounder beugte sich verschwörerisch vor und senkte die Stimme.
„Ich erkläre es Ihnen, Miss Brigg. Es geht um einen Landkauf östlich von Clear Lake. Das ist im Grenzgebiet zwischen Oklahoma und Kansas. Es handelt sich um Regierungsland. Es steht jetzt zum Verkauf, und die Frist endet in einem Monat.“
„Schön, und was hat das mit Theodore Wallace zu tun?“
„Er will das Land für seine Eisenbahngesellschaft erwerben, um darauf einen weiteren Schienenstrang Richtung Westen zu bauen. Wir sprechen hier von ein paar hundert Acres wertloser Einöde.“
„Na und?“
„Unter der Erdoberfläche verbergen sich Silbervorkommen“, flüsterte Pounder. „Ich will diese Bodenschätze ausbeuten lassen. Aber ich habe nicht so viel Geld wie Wallace zur Verfügung. Wenn er nicht rechtzeitig sein Gebot abgeben kann, bekomme ich das Land für einen Spottpreis.“
Rosie überlegte. Es war ihr eigentlich egal, ob Wallace oder Pounder das Land in die Finger bekamen. Aber die Aufgabe reizte sie. Es würde nämlich gewiss nicht einfach werden, einen so reichen und mächtigen Mann zu verschleppen.
„Okay, und was springt für mich dabei heraus?“
„Tausend Dollar, sobald Theodore Wallace heil in unserem Versteck eintrifft. Wie gesagt, über Einzelheiten reden wir noch.“
„Dann haben Sie jetzt wirklich eine Mitarbeiterin, Pounder“, sagte Rosie und streckte dem Geschäftsmann ihre Hand entgegen. Ihr Gegenüber schlug ein.
Rosie Brigg konnte nicht ahnen, dass sie in diesem Moment in einen Strudel aus Gewalt und Leidenschaft hineingezogen wurde.
*
Rosie und Pounder reisten am nächsten Morgen ab, wobei die junge Frau die Zügel ihrer Stute einfach am Heck der Postkutsche festband. Sie hatte nichts gegen eine Tagesreise auf den mehr oder weniger bequemen Polstern der Stage Coach einzuwenden. Da es keine weiteren Passagiere gab, konnten Rosie und ihr Auftraggeber sich auf der Fahrt ungestört über ihr Vorhaben austauschen.
„Theodore Wallace befindet sich momentan im Railroad-Bau-Camp unweit von Rosedale am Canadian River“, erklärte der Geschäftsmann. „Sie müssen versuchen, sich unauffällig unter die Arbeiter zu mischen, Miss Brigg.“
„Ich kann mich wohl kaum als Mann verkleiden“, meinte Rosie trocken und schob selbstbewusst ihre Brüste nach vorn. „Aber ich könnte versuchen, als Küchenmädchen oder Wäscherin dort anzuheuern. Ich weiß, dass der Eisenbahnbau ein Knochenjob ist. Da fallen immer mal wieder Leute aus.“
„Das ist eine gute Idee, Miss Brigg. Ich selbst werde mir in Rosedale ein Quartier suchen und mich nach einem sicheren Versteck umschauen, in dem wir unseren unfreiwilligen Gast unterbringen können.“
Pounder lachte voller Vorfreude und schlug sich auf die Schenkel. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er eine Frau wie Rosie Brigg für seine finsteren Pläne gewonnen hatte. Er zweifelte keinen Moment daran, dass sie ihre Aufgabe lösen würde. Dieses rothaarige Weib hatte den Teufel im Leib, das konnte er ganz deutlich spüren.
In Oklahoma City angekommen besorgte sich Rosie zunächst unauffällige Frauenkleidung. Wenn sie als Küchenmagd antreten wollte, konnte sie schlecht in Männerhosen und mit tief hängendem umgeschnallten Colt antreten. Ihre Schusswaffe verstaute sie schweren Herzens in der Satteltasche. Einen Damensattel benötigte sie natürlich auch noch. Dann verabschiedet sie sich von ihrem neuen Boss.
„Ab wann kann ich in Rosedale mit Ihnen rechnen?“
„Ich werde spätestens Morgen dorthin aufbrechen, Miss Brigg. Außerdem suche ich mir ein paar zuverlässige Helfer, die Sie unterstützen können.“
„Ich komme allein zurecht“, gab Rosie schroff zurück.
„Daran zweifle ich nicht. Aber es kann trotzdem Situationen geben, wo ein paar starke Fäuste mehr nichts schaden können. Und ich selbst möchte mir die Hände nicht schmutzig machen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Natürlich kapiere ich das“, erwiderte Rosie. „Sie suchen sich immer Leute, die für Sie die Kastanien aus dem Feuer holen. Aber das ist okay. – Hämmern Sie Ihren Helfern nur ein, dass sie dreimal hintereinander den Schrei eines Blauhähers nachmachen sollen, wenn sie mich nachts aufsuchen wollen. Dann weiß ich, dass die Kerle von Ihnen kommen und muss ihnen nicht eine Kugel in den Schädel jagen!“
„Ich verstehe“, sagte Pounder. „Nun wünsche ich Ihnen aber erst einmal viel Glück, Miss Brigg.“
„Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige“, gab Rosie zurück und schwang sich in den Damensattel. Pounder fand, dass sie in ihrem schlichten blauen Leinenrock und der dazu passenden Bluse ziemlich verkleidet aussah. Aber er hatte diese Frau ja schon in Männerkleidung und mit dem Colt in der Hand gesehen, was man von Theodore Wallace nicht behaupten konnte.
Pounders rundes Gesicht verzog sich zu einem hinterhältigen Grinsen. Sein Erzfeind würde Augen machen, wenn er von dieser Schönheit aus seinem Camp verschleppt wurde. Die Vorfreude auf seine finsteren Machenschaften heizte seine Erregung noch weiter an. Also ging er schneller, um möglichst bald sein Lieblingsbordell in Oklahoma City zu erreichen.
Dort wurde Pounder begrüßt wie ein alter Freund, denn er war ein geschätzter und großzügiger Stammgast. Die Bordellchefin Madame Viola setzte bei seinem Anblick ihr schönstes Lächeln auf.
„Mister Pounder! Es ist mir immer wieder eine Ehre, Sie in meinen bescheidenen Räumen empfangen zu dürfen. – Nein, sagen Sie nichts! Ich wette, dass Sie Juliette beehren wollen. Oder?“
Der Geschäftsmann konnte nur stumm nicken. Die schlanke und aparte Französin hatte es auf irgendwelchen verschlungenen Wegen nach Oklahoma City verschlagen. Die dunkelhaarige Schönheit war die Attraktion von Madame Violas Etablissement. Die Männer lagen ihr zu Füßen. Sam Pounder beglückwünschte sich selbst dazu, dass sie gerade jetzt Zeit für ihn hatte.
Madame Viola schwang eine versilberte Glocke, und ein junger schwarzer Page erschien. Er nahm Pounder dessen Hut ab und führte den zahlenden Gast zu der hochkarätigen Hure. Das geschah natürlich erst, nachdem Pounder bei der Puffmutter seinen Obolus entrichtet hatte.
Der Hausdiener klopfte an die Tür eines Separees und öffnete sie dann für Pounder. Der Geschäftsmann drückte ihm ein Trinkgeld in die Hand, und der Bursche zog sich dienernd zurück.
Juliette Dupont saß vor ihrem Frisiertisch. Das Freudenmädchen war nur mit einer hauchzarten Seidenrobe bekleidet, die mehr zeigte als verbarg. Sie bemerkte im Spiegel ihren Besucher und drehte sich frivol lächelnd zu ihm um.
Pounder bekam weiche Knie, als er näher trat und den betörenden Duft ihres teuren Parfüms einsog. Er selbst hatte Juliette den Flacon geschenkt, als er von seiner letzten Reise nach New Orleans zurückgekehrt war. In Oklahoma City suchte man solche erlesenen Düfte ansonsten vergeblich. Doch für ein Luxusweib wie diese französische Hure war Pounder nichts zu teuer.
„Ah, mon cher Sam! Ich freue mich so, dich zu sehen!“
Mit diesen Worten kam Juliette auf ihren Kunden zu. Sie lief barfuß und bewegte sich so anmutig, als ob sie schweben würde. Pounder hatte ihr schon vor längerer Zeit erlaubt, ihn beim Vornamen zu nennen. Das war eine ganz besondere Auszeichnung. Dafür durfte er Juliette auf den Mund küssen, was längst nicht jedem ihrer Verehrer gestattet war.
Juliette legte ihre schlanken Arme um seinen Nacken und zog Pounder an sich. Ihr junger duftender Körper fühlte sich warm und weich an. Das Freudenmädchen drückte ihre sinnlichen Lippen auf den Mund ihres Verehrers. Und so küsste so fantastisch, dass Pounder der steife Kragen seines Hemdes schnell zu eng wurde. Und auch in seiner Hose herrschte Großalarm.
Juliette löste sich von Pounder und lächelte betörend. Sie war sich ihrer Wirkung auf die Männerwelt nur allzu bewusst. Es machte ihr immer wieder große Freude, alle Kerle um den kleinen Finger wickeln zu können. Denn ihr lag jeder Mann zu Füßen, ob er nun ein abgerissener Satteltramp oder ein Gentleman im Maßanzug war.
Juliette klimperte mit den Wimpern.
„Könntest du mir aus meiner Robe helfen, Sam?“
Es gab nichts, was Pounder in diesem Moment lieber getan hätte. Obwohl sich nur ein wenig filigraner Stoff zwischen ihm und seiner Angebeteten befand, hatte er doch ihre Nacktheit noch nicht spüren können. Und Pounder wäre kein richtiger Mann gewesen, wenn er sich nicht danach gesehnt hätte.
Juliette wandte ihm ihre Rückseite zu. Schmunzelnd spürte sie, dass sich Pounders aufgerichtete Liebeslanze unter der Hose gegen ihr weiches Hinterteil drückte. Gleichzeitig griff er mit zitternden Fingern unter ihren Armen durch und nestelte die Stoffschleife auf, mit der die Robe vor der Brust verschlossen war.
Leise raschelnd fiel ihr einziges Kleidungsstück zu Boden. Juliette gab einen gurrenden und lockenden Laut von sich, als Pounder sie gleich darauf fester an sich drückte. Er küsste sie auf ihren zarten Schwanenhals, während seine Hände gleichzeitig gierig nach ihren prallen Brüsten griffen.
Pounder spürte eine überbordende Lebensfreude in sich. Die lange Postkutschenfahrt in der Gesellschaft der aufregenden Revolverheldin hatte seine Lust schon angestachelt. Aber jetzt, bei seiner sinnlichen Gespielin Juliette, konnte er seine Triebe endlich ungebremst ausleben. Das Freudenmädchen verstand es nämlich immer wieder, ihm mit ihren exquisiten Liebesspielen die höchste Erfüllung zu schenken.
„Oh, làlà!“, lachte die Französin unbeschwert. „Du bist aber heute besonders leidenschaftlich, Sam. Und das ist gut so – ich liebe Männer wie dich.“
Pounder schob Juliette in Richtung des großen imposanten Bettes. Wieder einmal verdrängte er den Gedanken, dass seine Juliette auch jedem anderen zahlungskräftigen Gentleman zu Willen war. Was machte das schon aus? In diesen kostbaren Momenten gehörte sie ihm ganz allein. Das war jedenfalls die Meinung des zwielichtigen Geschäftsmannes.
„Ich finde, Sie haben immer noch viel zu viel an, mon ami“, sagte Juliette mit gespielter Ernsthaftigkeit. Sie wusste, dass ihren Kunden ihr französischer Akzent gefiel. Also fügte sie immer wieder Wörter aus ihrer Muttersprache ein, obwohl ihr Amerikanisch längst fließend war. Und im nächsten Moment bewies sie, dass sie ihre flinke Zunge nicht nur zum Reden hervorragend einsetzen konnte.
Die Hure übernahm es nämlich jetzt, ihren Kavalier auszuziehen. Und sie begann damit, indem sie seine Hose aufknöpfte. Es dauerte nicht lange, bis seine Genussstange ihr entgegensprang. Juliettes Augen leuchteten, und sie begrüßte Pounders bestes Stück auf ihre ganz eigene Art.
Der Mann schloss die Augen, um sich ganz dem Genuss hinzugeben, den seine schöne Gespielin ihm bereitete. Sie setzte nicht nur ihre kirschrot geschminkten Lippen, sondern auch ihre Zunge äußerst geschickt ein. Pounder stand immer noch an der Bettkante. Seine Knie waren weich wie Pudding geworden. Er wäre umgekippt wie ein gefällter Redwood-Baum, wenn Juliette nicht seine Beine mit ihren Armen umschlungen hätte.
Die Hure wusste genau, wie sie die Männer behandeln musste. Und sie spielte auf ihren Körpern wie eine hochklassige Konzertpianistin auf dem Klavier. Juliette setzte auch ihre feingliedrigen Finger ein, um die Lust des Mannes weiter zu steigern. Sie befreite seinen Doppelbeutel ebenfalls aus dem Unterzeug, massierte und knetete die pralle Pracht.
Währenddessen gelang es Pounder, wenigstens seinen Gehrock und seine Weste abzulegen. Er musste sich nun dringend seiner Kleidung entledigen. Allein schon deshalb, weil es ihm in dem kleinen Separee inzwischen fast unerträglich heiß geworden war. Juliette half ihm bei seinen Bemühungen, und wenig später stand er ohne einen Faden am Leib vor der schönen Frau.
Pounder war körperlich nicht besonders imposant, aber diesen Nachteil konnte er durch seine dicke Brieftasche ausgleichen. Und Juliette schätzte an ihm seine Großzügigkeit.
„Nimm‘ mich, Sam!“, forderte sie mit einem rauen Unterton in der Stimme. Sie wusste aus Erfahrung, dass der Geschäftsmann solche direkten Forderungen sehr gern mochte. Und wirklich gab es in diesem Moment nichts, was Pounder lieber getan hätte. Er fieberte der lustvollen Vereinigung mit dieser sinnlichen Schönheit bereits entgegen.
Juliette glitt auf die Matratze und zog ihren Kavalier mit sich. Sie bot ihm verlockend ihre Lustgrotte an. Welcher Mann hätte dieser Versuchung widerstehen können? Pounder jedenfalls nicht. Er ließ sich ganz in die Abgründe der Ekstase fallen.
Der Mann konnte vom schönen Körper seiner jungen Gespielin nicht genug bekommen. Außerdem wusste Juliette genau, wie sie sich geben musste, um seine Lust noch weiter zu steigern. Biegsam wie eine Schlange bewegte sie sich unter Pounder, der sein Glück kaum fassen konnte. Er fühlte Juliettes heißen Atem, mit dem sie ihm französische Liebesworte ins Ohr hauchte. Und auch wenn er die Sprache nicht verstand, so machte doch der Ton die Musik.
Hinzu kam, dass Juliette ihre innere Muskulatur äußerst luststeigernd einsetzte. Es war wie ein Sog, ein Strudel, ein Wirbel, der Pounder unweigerlich hinab zog. Er fiel in eine Traumwelt der absoluten Lust. Der Mann vergaß Zeit und Ort. Es kam ihm vor, als ob er auf einer langen warmen Welle schwimmen würde.
Doch der Vulkan in seinen Lenden wurde immer weiter befeuert. Noch konnte Pounder die unausweichliche Eruption hinauszögern. Aber Juliettes Liebreiz machte es ihm schwer, die Beherrschung zu behalten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte der lustvolle Ritt mit der schönen Französin ewig dauern können.