Aber Herr Wachtmeister, ich wollt' doch nur ... - Paul Kemen - E-Book

Aber Herr Wachtmeister, ich wollt' doch nur ... E-Book

Paul Kemen

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Beschreibung

20 Jahre lang war Paul Kemen Pressesprecher der Aachener Polizei. Bekannt wurde er dabei über die Grenzen der Städteregion hinaus durch seine oft überaus humorvoll abgefassten Pressemeldungen, in denen er es immer schaffte, den meist nüchternen Sachverhalten noch eine heitere Seite abzugewinnen. Kuriose Verkehrsunfälle, misslungene Straftaten, turbulente Fahndungen … Die vorliegende Auswahl bietet eine bunte Palette heiterer, turbulenter und auch anrührender Episoden aus dem Polizeialltag, niedergeschrieben in Kemens unverwechselbarem Stil.

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© Andreas Müller

Paul Kemen, Jahrgang 1957, ist seit 1974 Polizist und seit 20 Jahren Pressesprecher der Aachener Polizei. Ende des Jahres 2019 wird er pensioniert. Er lebt in der Städteregion Aachen, ist verheiratet, Vater dreier Söhne und mittlerweile zweifacher Opa.

Bekannt wurde er über die Grenzen Aachens hinaus durch seine oft humorvoll geschriebenen Pressemeldungen. Die Aachener Nachrichten widmeten seinen Meldungen über Jahre hinweg die Kolumne »Kemens Welt«.

Der Reinerlös zweier Hörbücher mit seinen Geschichten kam »Menschen helfen Menschen« zugute, einem Hilfsfonds des Aachener Zeitungsverlages. 8.888 Euro flossen auf das Spendenkonto.

2012 wurde er von der Aachener Zeitung wegen seiner humorvollen Art zu schreiben, seiner Schlitzohrigkeit und Hilfsbereitschaft mit dem »Mullefluppetpreis« geehrt. 2014 verlieh ihm der Deutsche Journalistenverband, Bezirk Aachen-Eifel wegen seiner besonderen Meldungen die »Zeitungsente«.

Paul Kemen

Aber Herr Wachtmeister,ich wollt’ doch nur …

Originalausgabe© 2019 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheimwww.kbv-verlag.deE-Mail: [email protected]: 0 65 93 - 998 96-0Fax: 0 65 93 - 998 96-20Umschlaggestaltung und Satz: Sabine HockertzIllustrationen: Ralf KrampDruck: CPI books, Ebner & Spiegel GmbH, UlmPrinted in GermanyPrint-ISBN 978-3-95441-510-6E-Book-ISBN 978-3-95441-512-0

Wie und warum entstanden diese Geschichten?

Als Freunde und Helfer werden wir ja im Volksmund oft bezeichnet. Helfer sind wir nahezu bei jedem Einsatz. Egal, ob Unfall, Streit, Sachbeschädigung, Körperverletzung oder Beleidigung: Wir helfen jemandem, damit er oder sie später in einem möglichen Gerichtsverfahren, sein / ihr Recht bekommt. Über den Begriff Freund lässt sich trefflich streiten. Freunde sucht man sich in der Regel selber aus. Daher gehen wir hier nicht näher darauf ein.

Mit uns als Helfern fing eigentlich alles an. Ich war etwa ein Jahr bei der Pressestelle und hatte bestimmt jeden Tag mit meinen Kollegen über Unfälle, Schlägereien, Familienstreitigkeiten und wer weiß was für Untaten berichtet. Jedoch so gut wie nie über das, für das die Polizei auch sonst noch steht. Eben als Helfer – Helfer in der Not. Und als eine solche Helfer-Geschichte entpuppte sich der Einsatz bei einer alten Dame, die die »110« gewählt hatte. Völlig verwirrt erschien sie uns am Telefon. Die Kollegen konnten ihrem Anliegen kaum folgen. Irgendetwas mit Telefon, Fernsehen und Schnee verstanden die Kollegen. Als sie die genaue Adresse der alten Dame ermittelt hatten, schickten sie einen Streifenwagen dorthin. »Schaut euch das einmal an. Da braucht eine alte Dame Hilfe!«, so der Auftrag an die Streifenwagenbesatzung. Die 86-Jährige öffnete ihnen die Türe und schilderte völlig aufgelöst und zittrig ihr Problem.

Die Dame lebte alleine in Aachen. Keine Verwandten, nur ein paar lockere Bekannte in der Stadt. Trotz ihres doch hohen Alters versorgte sie sich selbst. Offenbar war ihr nun an diesem Abend ein Missgeschick passiert.

Sie hatte wohl die Fernbedienung des Fernsehgerätes mit dem Telefon verwechselt und sich nun die programmierten Kanäle auf ihrer Fernbedienung gelöscht. So zeigte das Fernsehbild denn auch nur Schnee. Zur besten Sendezeit am Samstagabend. Im ZDF lief »Wetten dass?« mit Thomas Gottschalk. Diese Sendung wollte sie unbedingt sehen. Statt der wallenden Mähne ihres Lieblingsmoderators sah sie nur Schnee. Schnee, Schnee und noch mal Schnee.

Während die junge Kollegin sich um die alte Dame kümmerte und sie in dem Tenor »kann passieren« wieder aufbaute, setzte sich der Kollege in einen Sessel und programmierte die für die Dame wichtigen Sender. Nur ARD, ZDF und einige dritte Programme brauche sie, sagte sie, während sie sich langsam sichtlich beruhigte.

Nach knapp einer Stunde waren die Kollegin und der Kollege fertig. Nach dem Zuwendungsgespräch und der Programmierung der TV-Sender traten sie den Rückzug an. Sie fertigten einen kurzen Vermerk, schließlich mussten sie ja protokollieren, was sie in der vergangenen Stunde gemacht hatten. Dieser Vermerk landete dann am Montag im Fach der Pressestelle. So entstand dann die erste Geschichte. Die weiteren folgten dann …

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Freund und Helfer

Polizei wechselt bei alter Dame den Rauchmelder

Fein geholfen

Mann bekam Handschellen nicht mehr auf

WM 2006: Wir brauchen kein Mitleid

Der Inhalt einer Uniform ist wichtig

Heitere Aussichten – Zähne zeigen

Tageshoroskop empfiehlt den richtigen Ansprechpartner

Polizei sollte Koffer knacken

Freund und Helfer mit Spaghetti Bolognese unterwegs

Kapitel 2: Kinder und die Polizei

11-Jähriger beschwert sich per Notruf über Zwangsarbeit

Ungewöhnlicher Löscheinsatz

Kurios: 8-Jähriger flüchtet aus Angst vor einer Spritze aus Arztpraxis

Pampers voll – neunjähriges Brüderchen sorgt für Aufregung

Kinder im Zug – Mutter draußen

Kinder stritten um Reihenfolge beim Duschen

7-Jähriger alleine im Bus unterwegs – Kind schildert Odyssee

Junges Quartett hatte einiges gestohlen

Na bitte – es geht auch ohne Staatsgewalt

Alleinerziehender Vater mit Sohn

Kinder zu laut in einem Lokal

Kapitel 3: Tiere und Geschichten um sie herum

Hund mit Fahrradständer als Unfallverursacher

»Dat hat mich jerade noch jefehlt!«

Besorgte Bürgerin: Ein Schaf und kalte Füße

Meldung von verletzter Kuh und totem Reh

Kuh der Sorte Rotbund spazierte eine Stunde über die Autobahn

Einbrecher konnte fliegen

Tierische Meldung zur Überbrückung des Brückentages

Pudel hatte den Verkehr im Griff

Frösche am Geldautomaten

Ponys und Esel beim Nachtspaziergang erwischt

Einbrecher war ein Marder – Festnahme

Ein Hundehaufen und zwei Anzeigen

Wenn’s der Sau zu bunt wird

Kapitel 4: Sex

Wollen und Können ist ein Unterschied

Die Erpressung

Auf der Reeperbahn übers Ohr gehauen

Beziehungsdreieck verlangt nach Polizei

Raub und Körperverletzung im Bordell

Klare Angaben sind immer gut

Liebhaber setzte Notruf aus dem Kleiderschrank ab

Chatpartnerin versank in der Badewanne – Polizei um Hilfe gebeten

Kapitel 5: Alkohol und Drogen

Kurz und knapp: Der Klopper des Tages

Nach Kneipenbummel Frau und Führerschein weg

Umtrunk von Vater und Söhnen artete aus

Auf Freibierparty illegal Rum getrunken

Traktorfahrer richtete Schaden an

Kapitel 6: Irrtümer

Brotbestellung landete bei der Polizei

DNA-Probe mit den richtigen Backen

Störungen im Mobilfunknetz sorgten am Freitag für ein Durcheinander

Über die »110« Tisch bestellt

Telefon-Fehlschaltung: Kundenhotline landete im Aachener Präsidium

Kapitel 7: Menschliches Mit- und Gegeneinander

Akademischer Streit auf offener Straße

Handy blieb an – Polizei hörte Beleidigungen mit

Vermeintlich hilflose Person war ein wartender Ehemann

Menschliches Miteinander beim Tanken

In einem Sport- und Kulturverein ging’s hoch her

Gast aus einer misslichen Lage befreit

Kapitel 8: Ohne Worte

Der Schnitzelraub von Aachen

Betrugsanzeige wegen ausgefallenem Cellulite-Kurs

Die Regierung ist unschuldig

Das Alter und die Augen

Eheleute werden immer jünger

Die Socken und ihr Nässegrad

Nachts auf dem Friedhof Kies geklaut

Monteur trat die Haustüre ein

Herrenlose Eier im Bus

Eklig – Keine Bruderliebe

Mann parkt falsch; Selbstjustiz in Gedichtform

Wo bitte ist mein Knast

Anruf des Ohrstöpselflüsterers

Nackter Mann mit Rucksack in der Stadt unterwegs

Wildschweinfütterung

Erst auf die Beine dann auf’s Auge

Stinkkäse stank gewaltig

Haariger Ermittlungsansatz

Kapitel 9: Von Gaunern und denen, die es werden wollen

Jeder Einbrecher ist anders

Von nix kommt nix – oder: auch Einbrecher müssen trainieren

Gesuchter Mann bat um Festnahme

Nach Einbruch in Metallfirma gab es eine Festnahme

Autoknacker schliefen im LKW ein – der Merlot war’s

Mal ein Autoknacker mit Contenance

Kapitel 10: Bürokratie und kleine Rechtskunde

Kurveneigenschaften klar geregelt

Klare polizeiliche Verfügungen von a) bis e)

Ruhegehaltsfähige Dienstzeit

Die Pressestelle und die Rechtschreibreform

Die Polizei und ihr Aküfi

Kapitel 11: Ausreden

Beine strampelten im Altkleidercontainer

Ausrede der Woche

Rollerfahrer fuhr bei Rot – Bremsen ist zu teuer

Zu schnell gefahren – Man(n) hatte es eilig

Zu guter Letzt

Kapitel 1: Freund und Helfer

Sogenannte »Hilfeersuchen« sind die häufigsten Einsatzanlässe, die die Polizeileitstelle registriert. Dabei handelt es sich um Notrufe über die »110« in denen die Bürgerinnen und Bürgerinnen eine Hilfestellung von der Polizei erwarten. Versperrte Ausfahrten, verdächtige Beobachtungen oder gar ein Nachbar, der längere Zeit nicht gesehen wurde … Bei einer Anruferin piept es in der Wohnung, oder ein Mann bekommt nach Fesselspielen die Handschellen nicht mehr auf. Fälle, die die Polizei als Helfer fordern und oftmals bei den Kolleginnen und Kollegen ein Schmunzeln hervorlocken. Um solche Fälle geht es in dem ersten Kapitel.

Polizei wechselt bei alter Dame den Rauchmelder

Würselen – »Bei mir piept es immer in der Wohnung«, so meldete sich eine hörbar betagte und aufgeregte Dame über den Notruf »110« bei der Polizei. Da sie den Beamten am anderen Ende der Leitung keine nähere Beschreibung des Piepens geben konnte, rückten eine Polizistin ihr Kollege aus, um der Sache auf den Grund zu gehen und der Dame zu helfen.

Als die Polizisten an der Wohnung der Frau eintrafen, wurden sie schon erwartet. Ein wenig hilflos und aufgeregt empfing die alte Dame die Freunde und Helfer. Sie erzählte, sie habe keinen mehr, den sie um Hilfe fragen könnte. Ihr sei da nur die Polizei eingefallen. Während die Kollegin den Beruhigungspart einnahm, kümmerte sich ihr Kollege um die Lokalisierung des Piepens. Es piepte tatsächlich und eindeutig. Stoßweise. Kurz und hell. Ein Rauchmelder in der Küche wurde treffsicher als Ursache ausgemacht. Der hing aber, wie in Altbauten mit hohen Decken oft üblich, in fast drei Metern Höhe. Also auf den Tisch geklettert, Deckel abgeschraubt. Batterie rausgeholt und durch eine neue, die die Seniorin im Hause hatte, ersetzt. Dann der Test – ein schrilles Probepiepen – ausschalten und fertig war die Sache. Gemeinsam lauschte das Trio nun, ob das Piepen noch mal kam. Kam aber nicht – alles richtig gemacht.

Sichtlich erleichtert verabschiedete die alte Dame die jungen Polizisten. Im Protokoll, das wohl mit Augenzwinkern geschrieben wurde, folgender Wortlaut: »Rauchmelder wurde durch uns in lebensbedrohlicher Höhe abgenommen. Die Batterie wurde professionell gewechselt. Im Anschluss wurde der Rauchmelder wieder ordnungsgemäß angebracht und auf Funktion getestet!« War schön, geholfen zu haben.

Fein geholfen

Aachen – Ein schönes Resümee konnten zwei Polizisten heute Morgen nach einem Einsatz in der Aachener Innenstadt ziehen. Sie hatten zwei Frauen, die in ihrer Wohnung ungewollt eingeschlossen waren, ihre Freiheit wieder geschenkt.

Begonnen hatte der Einsatz eigentlich damit, dass eine Spaziergängerin in einer belebten, von Autolärm geprägten Straße, auf zwei Frauen aufmerksam wurde, die gestikulierend in einem offenen Fenster lehnten und offensichtlich um Hilfe baten. Warum sie nicht riefen und erläuterten, was ihnen fehlte, hatte einen plausiblen Grund. Sie waren taubstumm.

Die Passantin rief die Polizei. Die Beamten wussten natürlich keinen Einsatzgrund. Und wie verständigt man sich, wenn man nicht sprechen kann? Mit Händen und Füßen und – mit Papierkügelchen. Auf dem als Wurfgeschoss missbrauchten Papier eines Notizblocks entwickelte sich ein eifriges Frage- / Antwortspiel. Rauf in die erste Etage; runter auf die Straße.

Jetzt wurde deutlich, dass die Freundinnen sich im Wohnzimmer eingeschlossen hatten. Aus Versehen. Ihr Pech, der Zimmerschlüssel funktionierte nicht mehr. Der Raum ließ sich nicht mehr öffnen. Von einer benachbarten Baustelle ergatterte ein Beamter eine Leiter. Leider zu kurz. Aber ausreichend, um durch das Fenster den Wohnungsschlüssel und den defekten Wohnzimmerschlüssel zu übergeben. So konnten sämtliche Türen geöffnet, die Damen befreit werden.

Der Einsatz hatte ein herzliches, freudiges Happy End.

Mann bekam Handschellen nicht mehr auf

Eschweiler – Massive Handschellen brachten einen jungen Mann jetzt in Eschweiler ganz schön in Bedrängnis. Handschellen, die die Polizei ihm jedenfalls nicht angelegt hatte.