Abrahams Amulett und die Deus Chronica - Susanne Roll - E-Book

Abrahams Amulett und die Deus Chronica E-Book

Susanne Roll

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Beschreibung

Elly und Maik leben in ferner Zukuft. Bücher, alte Geschichten oder Glaube und Religion sind verschwindene Schätze. Eines Tages finden sie ein altes Amulett. Sie treffen auf Benjamin, den Hüter der Bücher, der ihnen erklärt, wie sie mit diesem Amulett durch Zeit und Raum reisen können. Er zeigt ihnen auch ein altes Buch, das nur leere Seiten hat und erklärt: Nur, wenn Elly und Maik in die Vergangenehit reisen und die Geschichten aus der Bibel selbst miterleben, kehren diese auch in das Buch "Deus Chronia" zurück. Elly und Maik erleben im wahrsten Sinne des Wortes wunderbare Abenteuer. Und mit jedem Abenteuer füllen sich auch die leeren Seiten der Deus Chrinica ...

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Seitenzahl: 87

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Inhalt

1 Abrisslärm

2 Licht im Staub

3 Der alte Kauz von nebenan

4 Dem Licht auf der Spur

5 Tausend leere Seiten

6 Digitale Welt und reale Geschichten

Deus Chronika Band 1 – In Abrahams Zelten

Kapitel 1: Zwischen Schafen und Ziegen

Kapitel 2: Im Tal Mamre

Kapitel 3: Gelobtes Land

Kapitel 4: Unterwegs

Kapitel 5: Engel zu Besuch

Kapitel 6: Verheißung

Kapitel 7: Rückweg versperrt

Kapitel 8: Eine Schale als Erinnerung

7 Die ersten beschriebenen Seiten

8 Wohin geht die nächste Reise?

Für Joni

1

Abrisslärm

Mit einem weiteren lauten Rumms prallte die Abrissbirne des Krans auf eine Mauer aus Glas und Beton. Gesteinsbrocken schossen durch die Luft und Staub hüllte die Straße ein. Die Wände der umliegenden Häuser erbebten. Elly und ihr Zwillingsbruder Maik schauten wie gebannt aus dem Fenster ihres Wohnzimmers im 5. Stock und blickten auf das Spektakel hinab.

Sie hatten sich Chips und Cola geholt und das Sofa ganz nah ans Fenster herangezogen. Elly hatte die Füße auf die Fensterbank gelegt, während Maik auf den Knien hockte und auf die Ellenbogen gestützt dem Kran und den Bewegungen der Abrissbirne folgte.

Schon seit Tagen waren die Abrissarbeiten in vollem Gange. Eine alte Lagerhalle von beträchtlichem Umfang sollte Platz machen für eine moderne Hochbahn. Seit mehr als hundert Jahren wurden die Hochbahnen als Verkehrsmittel genutzt und hatten nach und nach die Autos und LKWs von den Straßen vertrieben. Moderne Wohnanlagen mit durchgestylten Wohneinheiten waren entstanden, die die Hochbahnen miteinander verbanden und die auch zu Ortschaften, Städten und großen Einkaufszentren führten. Einzelhäuser gab es fast gar nicht mehr.

Und nun sahen Elly und Maik direkt vor ihrem Fenster weit unten ein altes Relikt aus vergangenen Tagen, eine alte Lagerhalle, die überflüssig geworden war und Platz machen sollte für Neues. Für die Zwillinge ein enormer Spaß. Spannend wurde es zudem, als hinter der Halle immer mal wieder, wenn der Staub sich senkte, ein spitzer Turm in die Höhe ragte, der eindeutig nicht zur Lagerhalle gehörte. Die Geschwister verfolgten die Arbeiten draußen vor ihrem Fenster mit Neugier. So etwas bekam man nicht alle Tage zu sehen. Gleichzeitig liefen auf dem Bildschirm an der Wand im Wohnzimmer die täglichen Berichte aus aller Welt und aktuelle Neuigkeiten aus der Umgebung. Ein Reporter berichtete von dem Abriss und dem seltsamen Fund eines alten Gebäudes, das mehr als siebenhundert Jahre alt war.

Seine Stimme schwebte monoton durch den Raum, während draußen vor dem Fenster die Erde erbebte:

„Wir haben heute den 25. Mai 2190 und vermerken in den Chroniken der kleinen Stadt Mittelberg am Grünsee ein historisches Ereignis. Nachdem die Abrissarbeiten einer alten Lagerhalle begonnen hatten, um für eine der modernsten Hochbahnen der heutigen Zeit Platz zu schaffen, entdeckten die Bauarbeiter im hinteren Teil unter dem Dach der Halle einen seltsamen Fund. Eine kleine Kirche aus dem Mittelalter im gotischen Stil erbaut, um einst für die Menschen Versammlungsort für Gottesdienste, Gebete, Trauungen und Taufen zu sein, kam nach Beginn der Arbeiten zum Vorschein. Es ist eines der wenigen kleineren historischen Gebäude, die in unserer Zeit noch erhalten geblieben sind, ein Kleinod unter den Fundstücken. Große Schlösser wurden verschont, auch wichtige Monumente der Menschheitsgeschichte. Doch kleinere Kirchen oder andere Gebäude, die von den Menschen im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung unserer Welt nicht mehr genutzt wurden, wie z.B. auch Buchläden, Schulen oder Bibliotheken wurden dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für Neues zu schaffen. Der Gemeinderat von Mittelberg berät zurzeit, ob die Kirche, die eher eine kleine Kapelle ist, weichen muss, oder als historisches Denkmal erhaltenswürdig ist …“ Es war faszinierend für die Geschwister, die Abrissarbeiten live vor dem Fenster und auch live im Fernsehen übertragen zu sehen. Die Kamera schwenkte mal hier hin, mal dorthin, zoomte an Details heran, die von hier oben nicht zu erkennen waren, hielt auf die muskelbepackten Bauarbeiter oder das schwere Gerät, das gegen die Steinhaufen rammte.

Kauend sagte Maik: „Was meinst du Elly, sollen wir heute nach Feierabend, wenn alle weg sind, mal rübergehen und nachschauen, wie es da aussieht?“

„Bist du verrückt?“, gab Elly zurück. „Du weißt genau, dass Mama uns den Kopf abreist, wenn sie das erfährt!“ „Sie muss es ja nicht erfahren“, meinte Maik grinsend. „Heute Abend hat sie ihren virtuellen Strickkreis und ist sicher zwei Stunden im Chatroom. Und Papa kommt erst morgen zurück. Heute wäre also die beste Gelegenheit. Komm schon, Elly! Dich reizt es doch auch, mal nachzuschauen, wie so ein altes Gebäude aus der Nähe aussieht. Konnte ja keiner ahnen, dass so etwas unter dem Dach dieser riesigen Halle versteckt war, wo sie jetzt die neue Hochbahn bauen wollen.“

„Papa sagte neulich, dass das eine kleine Kirche oder Pfarrei gewesen sein soll“, meinte Elly nachdenklich, „und dass die Menschen früher einmal viele dieser Gebäude hatten, in denen sie sich sonntags getroffen haben.“

„Ich weiß“, sagte Maik, „Gottesdienst nannten sie das. Komische Vorstellung, dass die Menschen damals zusammengekommen sind, um alte Geschichten zu hören, zu beten und so.“

„Naja, Mama betet auch“, sagte Elly.

„Aber sie trifft sich nicht an einem Ort mit den Menschen, sondern chattet oder logged sich über die Kamera in die virtuellen Veranstaltungsräume ein“, warf Maik ein, „und auch der Pastor loggt sich nur ein oder es gibt einen digitalen Moderator.“

„Wir kennen das eben nicht anders“, meinte Elly, „aber ich gebe dir Recht, dass es sicherlich aufregend wäre, so ein altes Gebäude einmal von Nahem zu sehen, bevor es ganz verschwunden ist.“

Die Stimme des Reporters drang noch einmal an ihre Ohren: „…ist es fraglich, ob das kleine Gebäude dort stehen bleiben darf, steht es doch an einer strategisch ungünstigen Stelle und würde den Bau der Hochbahn erheblich hinauszögern …“

„Also abgemacht?“, fragte Maik und reichte seiner Schwester die Hand.

„Abgemacht“, erwiderte Elly und schlug ein.

Sie verschwieg ihrem Bruder, dass sie bereits die dritte Nacht in Folge von einem seltsamen Licht geträumt hatte, das diesem Gebäude entsprang. Und irgendwie schien dieses Licht sie zu rufen.

***

2

Licht im Staub

Verlassen stand der Kran am Rande eines gigantischen Schutthaufens und die Abrissbirne thronte darauf wie die Faust eines Riesen. Der Kran selbst wirkte wie ein schlafendes Tier, ruhig zwar, schlummernd, aber auch irgendwie gefährlich.

Elly folgte ihrem Zwillingsbruder vorsichtig über die losen Steine und das Geröll. Sie näherten sich der Halle, die der Hochbahn weichen sollte. Die Front war bereits eingerissen und die Kinder stiegen durch die freigelegte Öffnung. Nach einigen Metern stießen sie auf die Rückseite der Halle. Auch hier waren die Abrissarbeiten in vollem Gange. Dort, wo einmal ein Tor gewesen sein musste, klaffte ein riesiges, ausgefranstes Loch in der Wand. Elly und Maik umrundeten die Pfeiler, die einsam aus dem Boden ragten und mit Rissen durchzogen waren. Ein Geröllhaufen versperrte ihnen auch hier den Weg und den Blick. Kurzerhand kletterten sie hinauf.

Als sie oben angekommen waren, griff Elly nach Maiks Arm. So etwas kannten sie nur von alten Fotos aus dem vorletzten Jahrhundert, oder von digitalen Bildern aus dem Geschichtsunterricht ihrer jetzigen fünften Klasse. Das Dach der Lagerhalle und auch die Seitenwände waren hier bereits weggerissen worden und vor ihnen ragte nun ein spitzer Turm empor, an dessen zersprengtem Ende ein demolierter Hahn aus Metall hing.

Die Fenster des Gebäudes waren noch fast vollständig erhalten, sie waren bunt und bezaubernd und glänzten in der warmen Abendsonne.

„Ist das schön“, flüsterte Elly.

Maik neben ihr pfiff leise durch die Zähne.

„Komm“, sagte er, „lass uns nachsehen, wie das Ding von innen aussieht.“

Die beiden Geschwister stiegen vorsichtig über das Geröll hinunter und standen nun ehrfürchtig vor der hölzernen schweren Tür des kleinen Gebäudes. Es war ein Schild angeschlagen „Betreten strengstens verboten! Eltern haften für ihre Kinder.“

Maik ignorierte das Schild, drückte die Klinke herunter und stemmte sich mit der Schulter gegen das dunkle Holz.

„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“, flüsterte Elly. Sie hatte noch nie etwas Verbotenes getan und da stand es doch Schwarz auf Weiß „Betreten strengstens verboten.“ Sie versteckte sich hinter Maik und schaute sich ängstlich um. Aber niemand war da. Nur zwei Tauben saßen ob auf dem Schuttberg, den die Kinder gerade überklettert hatten, und gurrten.

„Die Tür ist sicher abgeschlossen“, sagte Maik, doch wider Erwarten gab sie seinen Bemühungen nach und öffnete sich einen Spalt breit. Elly erschrak, ihre Angst wurde größer und ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus.

„Lass uns gehen“, zischte sie, wobei sie an Maiks Jacke zog, „mach die Tür wieder zu, ja?“

„Es riecht gut“, sagte jedoch Maik. Er schob die Tür etwas weiter auf und kühle Luft schlug den Geschwistern entgegen. Elly wollte umdrehen, doch Maik drückte die knarrende Tür entschlossen weiter auf.

„Komm schon, Elly“, sagte er lachend, „jetzt sei kein Hasenfuß. Lass uns nur mal einen kurzen Blick hineinwerfen!“

Elly hielt ihren Bruder weiterhin fest am Ärmel gepackt, folgte ihm aber in das schummrige Licht der Kirche hinein. Es roch wirklich gut: nach Holz, nach altem Leder, nach Staub und Geschichte. Ein wundervoller Glanz strahlte durch die bunten Fenster und ließ den Staub tanzen. Es war wie ein Ein- und Ausatmen des Gemäuers, als schliefe es, träume und würde bald wohlig erwachen. Reihe um Reihe zog sich altes Gestühl durch den schmalen Raum bis nach vorne zu einem Bereich, in dem ein steinerner Tisch stand. Daneben befand sich so etwas wie ein Becken. Elly musste unwillkürlich an eine überdimensionale Vogeltränke denken.

„Wahnsinn“, entfuhr es Maik.

Schritt für Schritt und ganz langsam gingen die Geschwister darauf zu. Elly hielt sich dicht hinter ihrem Bruder und folgte ihm weiter hinein ins Gebäude. Ihre Füße bewegten sich fast von allein. Das Geräusch ihrer Füße auf dem steinernen Boden klang merkwürdig, so als würden kleine Mäuse durch den Gang huschen. Ein Schimmer überzog den rechten Flügel der Kirche und zog sie magisch an.

„Sieh mal, dort“, sagte Maik und deutete nach rechts. Elly folgte seinem ausgestreckten Arm und erkannte einen ledernen Beutel, der am Gebälk hing. Er war halb geöffnet und aus dem Spalt drang dieser seltsame Schein.

„Ja, aber das ist merkwürdig“, flüsterte Maik, „genau davon habe ich geträumt.“

„Du hast was?“, fragte Elly atemlos.

„Geträumt, Elly, ich habe von so einem merkwürdigen Licht geträumt“, flüsterte Maik und trat näher heran, die Hand ausgestreckt. Der Schimmer wurde heller.