Abseits des Pfades - Emmanuel Zeca - E-Book

Abseits des Pfades E-Book

Emmanuel Zeca

4,4

Beschreibung

Lissabon: Maximilian steht kurz vor seiner Promotion und lebt in vollen Zügen sein Lotterleben aus, als seine Welt auf den Kopf gestellt wird: Erst verfällt er den Reizen einer charmanten Dänin, die völlig unverhofft in sein Leben tritt. Dann unterbreitet ihm sein Professor auch noch ein unmoralisches Angebot, dem er nicht widerstehen kann. Er soll eine geheime Formel nach Afrika schmuggeln und dafür großzügig entlohnt werden. Als ihm erste Zweifel kommen, ist es bereits zu spät: Plötzlich wird die junge Dänin entführt, um ihn damit zu erpressen, und es stellt sich heraus, dass auch der Professor nicht ganz freiwillig mit von der Partie ist. Im Zustand einer Mischung aus Selbstzweifeln, Heldenmut und Todessehnsucht fasst Maximilian den Entschluss, seine Angebetete zu befreien und den Plan der Entführer zu vereiteln. Denn womöglich hängt das Schicksal eines ganzen Landes vom Gelingen seiner Mission ab. Der Protagonist dieses Buches gibt sich als weltoffener junger Mann, der den genussvollen Versuchungen des Lebens selten widerstehen kann. Wie der Autor dieses Romans, leidet auch Maximilian an einer bipolaren Störung. Auf seiner gefährlichen Reise durchlebt er Höhen und Tiefen, die symptomatisch für diese Krankheit sind. In diesem spannenden und mitreißenden Roman werden Sie entführt auf eine abenteuerliche Reise durch die schönsten Regionen und Städte der iberischen Halbinsel sowie Marokkos. Dabei tauchen Sie ein in das Leben eines Mannes mit einer manisch-depressiven Erkrankung.

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Emmanuel Zeca

Abseits des Pfades

Roman

NEPA Verlag

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Abseits des Pfades

Originalausgabe 2015

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

© 2013 NEPA Verlag, Merkers-Kieselbach

Umschlagbild © christophkadur82/​fotolia.com

Umschlaggestaltung: Nepa Verlag/​Joshua Bernards

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN: 978-3-944176-83-3

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der gerettete Abend

Zweifelhafte Bekanntschaften

De Madrid al cielo - Oder andersrum

Sevilla - Que maravilla

Cadiz - Der Schlüssel zum Glück

Der Aufbruch ins Morgenland

Tanger - Das Spiel beginnt

Marrakesch - Die Perle des Südens

Der Austausch im Atlas

Auf zu neuen Ufern

Fußnote

Der gerettete Abend

Es war ein wahrlich himmlischer Anblick! Dieser Abendhimmel von Lissabon mag schon viele andere vor mir entzückt haben. Gerade hier in der weißen Stadt des Lichtes ist der Kontrast zwischen Himmel und Erde an einem zu Ende gehenden Tage so großartig zu betrachten, dass man dabei gerne alles andere vergessen möchte. Einige weiße Wolken mischten sich mit dem blauen Himmel und unter mir erstrahlt die Baixa, die sogenannte Unterstadt, mit ihren roten Dächern. Ich befand mich am Miradouro de Sao Pedro de Alcântara und erhaschte noch die letzten Sonnenstrahlen, bevor ich mich auf den Nachhauseweg machte. Es war ein sehr warmer Tag im September, viele Menschen liefen noch in Bermudas durch die Straßen und genossen das atemberaubende Wetter. Auch ich hatte heute zuvor lieber den Guincho-Strand aufgesucht, als mich mit meiner Promotion herumzuschlagen.

Zu Hause angekommen, nahm ich ein Bad und kleidete mich ein, um mich später in das Lissabonner Nachtleben zu stürzen. Es war nun an der Zeit, mich auf den Weg zum Platz am Rossio im Herzen der Stadt zu machen. Dort würde ich auf zwei Freunde treffen. Wir wollten heute zu einem kleinen und beschaulichen Restaurant gehen, das einem Ortsunkundigen wohl niemals auffallen würde. In einer Seitenstraße hinter dem Theater verborgen, liegt das Girassol, eine gutbürgerliche Einkehrwirtschaft, welche ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis offerierte.

Mürrisch wie eigentlich immer, empfing uns der Kellner und führte uns zu einem Tisch. Meine zwei Begleiter waren Portugiesen und ihre Namen waren Ricardo und João. Beide hatte ich hier in Lissabon kennengelernt. Einer von ihnen schrieb ebenfalls eine Doktorarbeit und der andere versuchte sich im Studium der Filmwissenschaften. Uns drei verband die Lust an den schönen Dingen des Lebens.

Wir bestellten eine Flasche Landwein und ein jeder von uns noch zusätzlich ein Hauptgericht. Der Kellner war ein etwas knorriger Typ, der wie schon eingangs erwähnt, sehr reserviert daher kam, aber bei näherem Hinsehen ein liebenswerter Zeitgenosse war.

Am Tisch sprachen wir über die Möglichkeiten, welche uns zu späterer Stunde noch erwarten würden. Einig waren wir uns darin, dass wir nach dem Essen ins nahe gelegene Bairro Alto gehen würden, um dort von Bar zu Bar zu ziehen. Es sollte so sein, wie an jedem Abend eben. Der aufmerksame Garçom brachte uns das Essen. João bekam ein Gericht aus Kalbfleisch und Kartoffeln, Ricardo und ich nahmen das Carne de porco à Alentejana, ein Gericht aus genannter Region, bestehend aus Schweinefleisch und Muscheln. Für mich ist die portugiesische Küche eine sehr reichhaltige, denn es werden qualitativ hochwertige Fisch- und Fleischsorten verwendet und es gibt immer frisches Gemüse sowie exzellentes Olivenöl. Das Essen schmeckte uns sehr gut und wir genossen jeden Bissen der lusitanischen Köstlichkeiten.

Nach eingenommener Mahlzeit nahmen wir noch eine Bica zu uns, der Lissabonner Version eines Espressos. Danach beglichen wir die Rechnung und machten uns auf in Richtung des Amüsierviertels. Da wir uns noch in der Unterstadt befanden, hatten wir jetzt noch einen kleinen Marsch inklusive eines steilen Aufstieges vor uns. Wir gingen durch die enge Straße, durch die wir zuvor zum Restaurant gelangten, und zogen wieder am Theater vorbei. Am Rossio angekommen, mussten wir diesen nur noch überqueren und kamen auch schon zu den Treppen der Calçada do Duque, um letztendlich ins Bairro Alto hinaufzugehen.

Auf der Höhe angelangt, hatten wir noch zwei Straßen zu überqueren, um dann letztendlich in die erste Bar in der Rua do Norte einzukehren. Mit dem Personal waren wir bestens bekannt, einige Gratis-Getränke waren uns immer genehm, was folglich wiederkehrend für einen soliden Anfang einer fröhlichen Kneipentour stand. Wir starteten mit einer Runde Bier und sogleich kamen wir mit anderen Gästen des Hauses ins Gespräch. Heute spielte hier eine Samba-Band aus Brasilien. Den Klängen lauschend, unterhielten wir uns mit einer Gruppe von Brasilianern, die überaus aufgeschlossen und sympathisch wirkten. Die Sperrstunde der Bali Bar um Mitternacht rückte näher und leider mussten wir das Ambiente nach kurzer Zeit schon wieder verlassen.

Da es noch viele andere Anlaufpunkte für uns an diesem Abend gab, hatten wir die Qual der Wahl und entschieden uns für das Portas Largas, einer Bar, die sich drei Parallelstraßen von unserem Standpunkt entfernt, in der Rua Atalaia befand. Neben João, Ricardo und mir, hatten sich vier weitere Personen zu uns gesellt, darunter drei Brasilianerinnen und ein Franzose. Im Portas Largas spielte eine weitere Musikgruppe und gab ihre Mischung aus diversen Dekaden der Popmusik zum Besten.

Doch irgendwie fühlte ich mich nicht mehr so gut wie zu Beginn. Mir fehlte etwas die Frische und obendrein machte es den Anschein, dass sich innerhalb unserer Gruppe, bereits drei neue Paare gebildet hatten. Da ich von meinem Strandbesuch müde war, kam ich zur Einsicht, nach Hause zu gehen. Dies teilte ich meinen Freunden mit, doch diese beharrten darauf, dass ich noch etwas hier bleiben sollte. Zu späterer Stunde wollten wir noch zum Erasmus-Corner gehen. Das war eine Kreuzung im hiesigen Viertel, die sich gegen Mitternacht langsam füllte und in den frühen Morgenstunden in einer großen Party ausartete. Der Ort hatte seinen Namen vom studentischen Austauschprogramm Erasmus der europäischen Union.

Die Häuser dieser Kreuzung beherbergten zahlreiche Bars, die Alkohol zu einem Spottpreis veräußerten und somit zu unkontrolliertem Alkoholkonsum verleiteten. Logischerweise ließ ich mich breitschlagen und ging nicht nach Hause.

Wir zogen weiter bis zu unserem vorläufigen Ziel und sahen viele junge Menschen, die sich auf der Straße tummelten. Eine genaue Anzahl war nicht mehr zu erkennen, da es schon zu viele waren, die sich hier eingefunden hatten.

Das ganze Viertel ist verkehrsberuhigt und speziell am Abend und in der Nacht dürfen nur Taxen, die Ambulanz sowie die Polizei und die Müllabfuhr durch die Straßen dieser Nachbarschaft fahren. Immer wieder spielte sich das gleiche Ritual ab, denn jedes Mal, wenn ich vor Ort war, drängten sich Menschenmassen in den kleinen Gassen und gaben sich ihrem Vergnügen hin.

Die ortsansässigen Bars schenkten zuhauf billigen Fusel aus, um die Feierwütigen bei Laune zu halten. Dies ergab durchaus ein einträgliches Geschäft, auch wenn die Preise niedrig waren, denn hier verdiente man sein Geld mit der Masse. Drinnen in den alten Gewölben hallte stets laute Musik. Einige Besucher lehnten sich an den Tresen und gaben sich dem Müßiggang hin. Das wahre Leben aber spielte draußen, denn da tobte der Mob und die jungen Studenten sowie andere Mitglieder der Spaßgesellschaft mischten sich zu einem außergewöhnlichen Potpourri zusammen.

In diesem Trubel verlor ich sogleich meine Begleiter und stand alleine dar. Ich hatte Durst und ich fühlte mich eigentlich müde genug, um nach Hause zu gehen. Mit beiden Armen rudernd, dabei wurde ich mehrmals angerempelt, wühlte ich mich durch die Menge zur nächsten Bar. Über der hohen, dreiteiligen Tür stand in gebogener Schrift Apolo Bar, darunter das Bild eines von Jugendstilranken umgebenen Zechers. Auf einer Bühne an der hinteren Wand legte eine junge Frau Platten auf. Den Kopf leicht nach hinten geneigt lag Sehnsucht auf ihrem vom Scheinwerfer bestrahlten Gesicht. Ihre geschlossenen Augen unter den leicht hochgezogenen Brauen zeigten mir, dass sie weniger hier war, als in den Klängen ihrer Musik.

»Um imperial, por favor1«, sagte ich zu dem Mann hinter der Theke.

Ich schob ihm das Geld über den Tresen, nahm das Glas entgegen und wandte mich nach draußen. Auf halbem Weg wurde ich einer Frau gewahr, die mit ihren blonden Haaren, der hellen Haut und ihrem herzförmigen Gesicht das genaue Gegenteil einer rassigen Portugiesin war. Sie lächelte. Nicht versonnen, nein, sie lächelte mich an. Mich? Ich kannte sie doch gar nicht. Wärme stieg in mir hoch und zugleich schnürte sich mir die Kehle zu – keine gute Grundlage, um jemanden anzusprechen. Ich schluckte und entschied mich für die Flucht nach vorn. Eine Überwindung, denn ich war alles andere als ein Draufgänger. Ich ging auf sie zu, versuchte etwas, von dem ich hoffte, dass auch sie es als Lächeln erkannte und stieß mit meinem an ihr Glas.

»Boa noite … hast du auch deine Freunde verloren, wie ich gerade eben? Du rettest meinen Abend! Außer wenn du jetzt wegläufst.« All meinen Mut hatte ich zusammen genommen.

»Mein Abend ist somit gerettet, da ich dich nun gefunden habe. Meine Freunde sind nicht mehr auffindbar!« Sie ergriff ganz forsch das Wort und ich war darüber sehr überrascht.

»Ist denn dein Abend wegen mir gerettet?« Etwas perplex wegen ihrer Aussage fragte ich noch einmal nach.

Es begann ein zartes, verbales Antasten zwischen uns beiden und wir kamen uns dann beim Smalltalk näher. In der Zwischenzeit hatten wir uns auf Englisch als Konversationssprache geeinigt. Eine vielversprechende Bekanntschaft war die Blondine wegen ihres Äußeren auf jeden Fall. Eine dänische Austauschstudentin, die ganz klischeehaft mit blonden Haaren, blauen Augen und mit einer Körpergröße von etwa 1,75 Meter daherkam.

»Wo hast du denn deine Freunde verloren?« Diese Frage stellte ich ihr, um zu erfahren, ob wir tatsächlich das gleiche Schicksal an diesem Abend teilten.

»Ich war anfangs mit zwei Freundinnen unterwegs. Sie sind allerdings schon nach Hause gegangen, aber ich hatte noch keine Lust zu gehen. Deshalb habe ich sie nicht wirklich verloren.«

Ihr war es zwar etwas anders ergangen als mir, doch die Energie in mir war wieder zurückgekehrt und ich fühlte mich durch ihre Anwesenheit wie neu geboren.

»Auch ich bin mittlerweile allein unterwegs. Da haben wir ja eine Gemeinsamkeit.« Damit konnte ich das Gespräch weiter etwas auflockern und wir amüsierten uns dabei.

Wir tranken noch zwei Caipirinhas und dann bot ich ihr an, dass wir noch etwas weiterziehen könnten, denn schließlich war es erst zwei Uhr nachts. Für Lissabon war es wahrlich keine späte Uhrzeit. Sie bejahte meinen Vorschlag und wir gingen in die Rua Atalaia, weil dort neben dem Portas Largas noch weitere Bars geöffnet hatten. Da wir dort nichts passendes finden konnten, zogen wir über eine Querstraße, an meinem Wohnhaus vorbei, in die Rua da Rosa. Wir fanden schließlich ein schönes Domizil in Form einer kleinen, verwinkelten Bar, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich besorgte die Getränke und wir begaben uns ohne jeglichen Wortwechsel nach draußen. Dort nahmen wir auf der anderen Straßenseite auf dem Bordstein Platz.

Die ganze Zeit ging mir durch den Kopf, was heute eigentlich vor sich ging. Eine bildhübsche, junge und überaus intelligente Frau, so mein Eindruck, vertrieb sich die Zeit mit mir und vor dieser Bekanntschaft wollte ich eigentlich schon nach Hause gehen und schlafen. Glücklicherweise hatte ich durchgehalten und war nicht vorher gegangen. Ich fühlte mich gut und wollte den Abend weiterhin mit ihr genießen.

Wir verstanden uns prächtig und es konnte nicht besser sein, denn auch ihr schien meine Anwesenheit zu gefallen und ihre Körpersprache gewährte mir weitere tiefe Einblicke. Unsere Blicke kreuzten sich nun weit mehr als noch zu Beginn unserer Unterhaltung und nicht nur dadurch kamen wir uns immer näher. Wir sahen uns ganz tief in die Augen und just in dem Moment knallte es ganz laut vor uns und ich vernahm, dass der Wirt die Bar geschlossen hatte, denn es hatte schon drei Uhr geschlagen. Wir erschraken beide wegen des harten Aufklatschen des Außenrollladens der Bar, konnten aber zur beiderseitiger Erleichterung aufatmen und darüber lachen.

»Wohin nun junge Dame?«, fragte ich sie.

Nach wie vor war ich gewillt den Abend mit weiterem Leben zu füllen, da dieser von Moment zu Moment interessanter wurde.

»Keine Ahnung. Ich vertraue ganz dir. Mache doch einfach einen Vorschlag!«, war ihre knappe, aber vielsagende Antwort.

»Gute Frage! Wir könnten noch etwas weiter ziehen, denn einige Bars im Viertel haben noch keine Sperrstunde, aber diese befinden sich etwas weiter weg von hier. Daneben könnten wir auch ein Taxi nehmen und zum Cais do Sodre, ins Lux oder ins Urban Beach fahren. Als letzte Möglichkeit bliebe noch, dass wir in meine Wohnung gehen, denn dort habe ich noch eine Flasche Wein vorrätig. Natürlich möchte ich dir versichern, dass ich keine schlimmen Absichten hege!« Meine Vorschläge ließen viele Optionen offen und ich war deshalb sehr auf ihre Antwort gespannt und hoffte nun doch insgeheim, dass sie sich auf die letzte Option einlassen würde.

»Wie weit ist es denn bis zu den Bars in der Nähe hier? Für das Kneipenviertel Cais do Sodre oder eine Diskothek ist es mir jetzt schon zu spät!« Kurz und undurchsichtig antwortete sie mir, aber verneint hatte sie meine Präferenz noch nicht.

»Wir wären in ungefähr zehn Minuten in der nächsten Bar. Du solltest aber bedenken, dass diese Bar um vier Uhr schließt und deshalb hätten wir, wenn wir den Weg mit einrechnen, nur noch etwas mehr als eine halbe Stunde dort.« Mein Kalkül lief darauf hinaus, dass nun nichts mehr im Wege stehen würde, um mit ihr zu mir nach Hause zu gehen, aber ich glaubte nicht so recht daran, denn das wäre wohl zu viel des Guten für heute gewesen.

»Gut, dann gehen wir eben zu dir. Ich hoffe, du hast aufgeräumt!?« Sie lachte bei Ihrer Bemerkung und wir liefen die letzten Schritte zu mir.

Tatsächlich waren wir in weniger als fünf Minuten bei mir. In der Wohnung stellte ich sie meiner Vermieterin, die auch noch wach war und mit der ich mir die Wohnung teilte, vor. Da mir die reizende Dänin bisher ihren Namen noch nicht mitgeteilt hatte, kam ich jetzt zu dem Vergnügen. Ihr verheißungsvoller Name war Victoria, der Name der Siegesgöttin. Danach schlenderten weiter in meine Gemächer, die aus einem geräumigen Schlafzimmer samt Sitzecke und einem Badezimmer bestanden. Natürlich bot ich ihr gleich einen Stuhl an, doch sie meinte, dass sie zuerst das Bad aufsuchen würde. Ich zeigte ihr noch den Weg dorthin und fragte sie, nachdem sie wiederkam, ob ich eine Flasche Wein öffnen sollte. Sie gab mir ihr Einverständnis. Meine Wahl fiel auf einen rubinartigen Rotwein aus dem Alentejo, welcher mit einer fruchtigen Säure sowie einem sanftem und eleganten Abgang aufwartete. Außerdem war er der Einzige, den ich vorrätig hatte. Sie kam zurück und nahm nun Platz.

»Was studierst du eigentlich?«, fragte ich sie. Sie faszinierte mich auf ganzer Linie und ich hörte ihr interessiert zu.

»Journalistik. Nach Lissabon bin ich gekommen, um noch eine andere Sprache zu lernen.« Ihr Profil nahm weiter Kontur an, denn für Journalistik fand ich große Beachtung.

»Dann ist, so denke ich, Lissabon keine schlechte Wahl!« Natürlich wollte ich mehr über sie wissen. Diese Frau hatte mich gänzlich in ihren Bann gezogen.

»Das denke ich auch. Zuerst war es mir vor allen Dingen wichtig, dass die Uni, an der ich einen Austausch machen würde, einen guten Ruf hat. Das war in Lissabon gegeben. Die Universidade Nova verfügt über eine gute Reputation in Europa, aber natürlich bin auch ich von der Schönheit der Stadt überwältigt. Warum bist du eigentlich hier? Was hat dich denn aus Deutschland nach Portugal verschlagen?« Ihre Worte waren mir schon fast egal, aber sie hatte geliefert, nun war ich an der Reihe, um von mir zu erzählen.

»Ich bin auf der Zielgeraden meiner Promotion im Bereich der Biochemie. Zuvor war ich an einem Institut in Würzburg. Da mich die Stadt etwas einengte, hatte ich beschlossen nach Lissabon zu gehen. Ähnlich wie bei dir, hat die Uni hier auch einen ganz guten Namen auf meinem Forschungsgebiet und da ich der Landessprache schon mächtig war, stand nichts mehr im Weg herzukommen. Bisher habe ich diesen Schritt auch nicht bereut.« Kurz und knapp schilderte ich ihr weitere Details meines Werdegangs.

»Du scheinst dich hier richtig gut eingelebt zu haben. Das freut mich für dich. Die Wohnung hier ist auch sehr schön. Ich beneide dich deswegen.« Was sie sagte, verstand ich gut, denn die Wohnung war wirklich toll.

Es war wohl das einzig neu gebaute Haus in diesem Viertel. Zuvor hatte ich in einem anderen Haus gelebt, dass das große Erdbeben aus dem Jahre 1755 überstanden hatte. Als ich einmal den Besitzer der alten Wohnung nach dem Alter des Hauses fragte, meinte er, dass es nach Schätzungen zwischen 400 und 500 Jahre alt sein könnte. Aber meine neue Residenz war glücklicherweise in einem neuwertigen Zustand und ich konnte mich darüber nicht beklagen, denn für Lissabonner Verhältnisse schwelgte ich in wahrem Luxus.

Unsere Unterhaltung plätscherte weiter vor sich hin. Zuvor hatte ich Musik aufgelegt und es lief nun Eternal Flame von den Bangles. Victoria sah mir erneut tief in die Augen, nahm meine Hand und forderte mich auf, mit ihr zu tanzen. Liebend gerne nahm ich dies an und wir berührten uns vorsichtig. Wir tanzten, ach was, wir waren uns einfach nur nahe und sahen uns tief in die Augen. Für mich stellte dieser Moment reines Glück dar, denn ich fühlte mich frei, obwohl ich nicht im Geringsten tanzen konnte.

Ihre blauen nordischen Augen blickten mich an und ich schmolz dahin. Es wurde immer schwieriger ihr zu widerstehen und schließlich konnte ich nicht mehr Abstand halten und presste meine Lippen auf ihre. Wir küssten uns auf innige Weise. Spätestens nachdem sie eingewilligt hatte, hierher zu kommen, war mir klar, dass dies über kurz oder lang stattfinden würde. Anfangs hatte ich daran noch etwas gezweifelt, aber Victoria war ein Volltreffer. In meinem Leben kamen solche Geschichten schon des Öfteren vor, jedoch hatte vorher noch keine Frau das gewisse Etwas der adretten Skandinavierin gehabt.

»Das war wunderschön«, sagte ich zu ihr.

Dies war keine Lüge, denn es war genau das, was ich zu diesem Zeitpunkt fühlte. Dieses Glück, welches zwischen uns geschah, war unbegreiflich.

»Ich genieße den Moment genauso wie du«, sagte sie zu mir und schaute mich mit einer Mischung aus Erotik und Glückseligkeit an.

»Deine Augen funkeln wie Sterne. Warum hast du eigentlich ausgerechnet mich in der Bar angesprochen?« Nach wie vor war ich verblüfft von der Tatsache, dass wir uns erst zuvor kennengelernt hatten.

»Da ich keinen Freund habe und du mir gut gefallen hast, dachte ich mir, dass ich dich einfach mal anspreche und sehe was passiert. Ich denke das war Intuition.« Sie klang ehrlich und sehr nahbar dabei.

Wir kamen uns jedes Mal etwas näher und ich zweifelte keinen Moment daran, dass sie etwas besonderes war. Jetzt packte ich sie an der Hand und schritt mit ihr in Richtung meines Bettes. Sie zögerte keinen Moment. Es sollte wirklich kein Traum sein, denn zu real nahm ich alles wahr. Sie lag mir gegenüber auf meinem Bett und wir schauten uns weiter tief in die Augen. Wir berührten uns gegenseitig und ich fing an, sie langsam auszuziehen und öffnete ihr Kleid. Sie gab sich als gleichberechtigter Partner, knöpfte mein Hemd auf und streifte es mir ab.

»Normalerweise mache ich so etwas nicht. Wirklich nicht. Es ist bloß, dass du wirklich so speziell bist und ich dir nicht widerstehen kann!« Ihre Worte wirkten dabei keinesfalls gespielt, obwohl mir diese Floskel von Frauen schon bekannt war.

»Bleib ganz ruhig. Nichts geschieht hier ohne dein Einverständnis. Wir können jeden Moment damit aufhören. Du sollst immer die Kontrolle über die Situation haben.« Damit wollte ich ihr Sicherheit geben und meine Aufrichtigkeit zeigen.

Bis heute kann ich nicht zweifelsfrei sagen, ob ich in diesem Moment schon verliebt oder einfach nur geblendet von der ganzen Situation war. Jedoch fühlte ich definitiv etwas für Victoria. Soviel war sicher.

»Ich fühle mich wohl bei dir. Mache dir einfach keine Sorgen!« Auch sie gab mir die Sicherheit, die ich brauchte.

Sie nahm mir die Entscheidung ab und gab mir Erleichterung. Alles geschah nun wie es geschehen musste. Wir streiften weiter gegenseitig unsere Kleidung ab, liebten uns in einer Wonne des Glücks und dabei ging die Realität in Trance auf. Dies weiter zu beschreiben, ist mir gänzlich unmöglich. Sie gab mir die schiere Überzeugung, dass auch sie auf Wolke sieben schwebte. Es geschah alles in einem Einklang und unsere Körper gingen in einer Symbiose auf. Nach unserem Liebesspiel schliefen wir beide vergnügt und eng umschlungen ein.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, doch Victoria war nicht mehr neben mir. Nachdem ich mich im Zimmer umgesehen hatte, stellte ich fest, dass sie einen Zettel mit ihrer Emailadresse zurückgelassen hatte. Sie war gegangen. Gestern noch waren wir glücklich vereint, doch dies war leider nicht mehr so. Wo war sie bloß hin?

Auf der anderen Seite musste ich leider zugeben, dass außer einer Nacht Sex und einigen Zärtlichkeiten bisher nichts zwischen uns geschehen war. In mir konnte ich ein Gefühl der Zuneigung für sie nicht verleugnen. Was sollte ich nur tun? Zwar kannte ich sie nur eine Nacht, doch so etwas war mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Mein Herz klopfte und ich dachte nur noch an sie. All dies ließ mich gewaltig grübeln. Was sollte mein nächster Schritt sein? Zu schnell wollte ich ihr nicht schreiben, da ich keinesfalls verzweifelt wirken wollte. Deshalb beschloss ich, mich ihr gegenüber vorerst ein wenig rar zu machen. Ich war verzweifelt und fühlte ich mich überaus fragil. Das konnte ich beileibe sagen. Diese Frau hatte meinen Nerv getroffen und ich schien ihr jetzt schon verfallen zu sein.

Zweifelhafte Bekanntschaften

Zunächst musste ich mich sammeln und die Dinge verarbeiten, die am Vorabend geschehen waren. Plötzlich klingelte das Telefon. Es war Ricardo und er fragte, ob ich mit ihm an den Strand gehen möchte. Sein Vorschlag klang vielversprechend und ich sagte ihm zu. Um zwei Uhr am Nachmittag wollten wir uns treffen, was bedeutete, dass ich mich jetzt beeilen musste. Nachdem ich meinen Kram für den Strand zusammen hatte, ging ich los. Zu Fuß war es bis zum Bahnhof ungefähr eine Viertelstunde. Gespannt war ich darauf, was mir Ricardo vom Vortag erzählen konnte. Ihm und João musste es ähnlich ergangen sein wie mir gestern, mutmaßte ich süffisant beim Gang zum Bahnhof. Schon von Weitem konnte ich Ricardo sehen. Er gab ein Handzeichen und kam mir etwas entgegen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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