Achtung, Achtung, hier spricht der Weihnachtsmann! - Thomas Gsella - E-Book

Achtung, Achtung, hier spricht der Weihnachtsmann! E-Book

Thomas Gsella

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Beschreibung

Geschenke vom letzten Jahr aufdrücken?

Alle Jahre wieder nähert sich das frohe Weihnachtsfest, und alle Jahre wieder stellen wir uns den Grundfragen des Lebens: Wo kommen wir her? Wo gehen wir nach der Bescherung hin? Wem können wir die blöden Geschenke vom letzten Jahr aufdrücken? Brauchen unsere Kinder denn unbedingt noch einen Tannenbaum? Was schenkte sich die Menschheit eigentlich vor Christus zu Weihnachten? Und was tun wir, wenn der Erlöser bei uns duschen möchte?

Diese und noch viele andere Fragen beantwortet der Satiriker und Humorist Thomas Gsella. So zitiert er aus rotzfrechen Antwortbriefen, die das liebe Christkind aus den lieben »Himmelspostämtern« an traurige Kinder schreibt, lauscht einem recht lauten Gespräch zwischen Josef, Maria und dem pubertierenden Gottessohn, zeigt ein echtes Weihnachtswunder im Kohleflöz und erklärt, warum Jesus seinen Geburtstag ausgerechnet auf den Heiligen Abend gelegt hat. Und dass – wie die Beatles – auch die Heiligen Drei Könige mal mehr waren: Hätten Sie’s gewusst?

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Seitenzahl: 90

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THOMAS GSELLA

Achtung, Achtung,hier spricht der Weihnachtsmann!

1. Auflage

© 2014 by carl’s books, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: semper smile, München

Bildredaktion: Dietlinde Orendi

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-14201-8

www.carlsbooks.de

»O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!«

JOHANNES DANIEL FALK (1768–1826)

»Und Maria schauet nieder / auf das Kind voll Lust und Leid, / singt im Herzen Wiegenlieder / in der stillen Einsamkeit.«

JOSEPH VON EICHENDORFF (1788–1857)

»Zuletzt kommt dann die schönste Zeit, / Wenn Weihnacht wiederkehret, / Und wer dann heuer artig war, / Dem wird was einbescheeret.«

AUGUST HEINRICH HOFFMANN VON FALLERSLEBEN (1798–1874)

»Weihnachten – Es war immer mein schönstes Fest.«

THEODOR STORM (1817–1888)

»Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!Heute wird der Welt das Heil geboren!«

CONRAD FERDINAND MEYER (1825–1898)

»Gehet nach dem Stern der Liebe, meine Kinder!«

WILHELM RAABE (1831–1910)

»O du herrlicher Winter mit lustigem Flockengewirbel!Und, o Weihnacht, du, schönstes, beglückendstes Fest!«

FERDINAND VON SAAR (1833–1906)

»Thomas Gsella, der Rüpel aus Bethlehem«

DARMSTÄDTER ECHO (2014)

INHALT

I – GROSSE FREUDE

II – GROSSE VERSUCHUNG

III – GROSSE ZWEIFEL

IV – GROSSE WORTE

V – GROSSES FINALE

VI – KLEINER AUSBLICK

VORWORT

Kennen Sie die Geburtstage weltberühmter Menschen? Wissen Sie also, wann Albert Einstein geboren wurde? Kleopatra? Nelson Mandela und Veronika Ferres? Wolfgang Amadeus Mozart, Angela Merkel und Leonardo da Vinci? – Wenn Sie zwei wissen, können Sie stolz sein.

Sie können aber nicht stolz sein. Kaum jemand kann das. Die weitaus meisten Menschen, mich eingeschlossen, kennen genau zwei Geburtstage auswendig: ihren eigenen und den von Jesus Christus. Und das ist ja auch kein Wunder.

Den eigenen behalten wir, weil wir an diesem Tag Geburtstag haben und was geschenkt kriegen und überhaupt alle so tun, als hätten sie uns im Grunde doch ganz gern. Den anderen behalten wir, weil es der zweitleichtest zu behaltende Geburtstag der Welt ist: der 24.12.0.

Den 24.12. behalten wir, weil wir an diesem Tag Heiligabend feiern, den mit Abstand tollsten Tag des Jahres. Noch vor dem Aufwachen fällt uns ein, dass wir bis 14 Uhr noch zwanzig extrem liebevolle und originelle Geschenke kaufen müssen. Gleich nach dem Aufwachen fällt uns ein, dass wir auch noch dringend Lebensmittel kaufen müssen, weil an den folgenden zwei Tagen die Geschäfte zu sind; kommt ein Sonntag in die Quere, sind es sogar drei.

Also hetzen wir nach dem eilig heruntergeschütteten Kaffee zum Auto, sausen los und stellen uns im Innenstadtstau hinten an. Eine Stunden später fahren wir aus dem besetzten Parkhaus wieder heraus, parken das Auto im absoluten Halteverbot, rennen ins Kaufhaus und pfeffern zwanzig extrem liebevolle und originelle Geschenke in den Einkaufswagen. Anschließend hetzen wir in die Lebensmittelabteilung, wo wir für immerhin zehn Brote, zwanzig Kilo Fleisch, dreißig Eimer Käse und vierzig Konservendosen nur knapp zwei Stunden an der Kasse stehen.

Dann rennen wir mit etwa fünfzig Tüten pro Hand zu dem Platz, an dem das inzwischen abgeschleppte Auto stand, bestellen zwei Großraumtaxen und fahren heim. Unterwegs fällt uns auf, dass die im Taxi mitfahrenden Kinder uns auch deshalb bekannt vorkommen, weil es unsere eigenen sind und sie seit fünf Minuten unablässig brüllen: »Einen Tannenbaum! Wir brauchen noch einen Tannenbaum!«

Also bitten wir die Taxen, vor einem Tannenbaumgeschäft zu halten. Sie fahren uns auf einen riesigen menschenleeren Platz, in dessen hinterster Ecke tatsächlich noch ein Tannenbaum steht, fast einen halben Meter hoch und zum Glück fast ohne Nadeln. Während die Kinder anfangen zu heulen, handeln wir das gute Stück auf hundert Euro runter, lassen es von einem dritten Taxi zu uns nach Hause bringen – fertig!

Darum also behalten wir den 24.12. Die Null behalten wir, weil wir richtige Zahlen noch von der Schule her hassen und wir auch selbst eine Null sind, zumindest in Mathe. Außerdem muss Jesus Christus im Jahre null geboren sein, denn wäre er zum Beispiel am 23.7.1200 nach Chr. geboren, hätte niemand an ihn geglaubt. Zwei halbe Erlöser, die im Abstand von zwölfhundert Jahren geboren sind, wären selbst für gläubige Christen ein zu starker Tobak.

So war es also eine weise Entscheidung von Jesus, seine Geburt genau auf den Heiligen Abend zu legen: Wir können das Datum behalten, und er musste nur einen einzigen Tag auf sein erstes Weihnachten warten.

Beide tollen Tage lobt und feiert dieses Buch.

IGROSSE FREUDE

AM 24. JUNI: WEIHNACHTSBERGFEST

Man gibt nicht gern den Gipfel her,

Den man im Flug genommen.

Doch war der Aufstieg felsenschwer,

Dann will man runterkommen.

So geht es heut im Sauseschritt

Ins Tal der frommen Lieder.

Denn heut ist Halbzeit, Bergfest, Schnitt.

Bald kommt – das Christkind wieder!

Stand gestern noch in Sommers Glut

Der Mensch von Kiel bis Mailand,

Steht heute schon im Winterhut

Ein »Touri« namens Heiland!

Und weil die Zukunft strahlt hinein

Ins Jetzt, da ich dies schreibe,

Saust plötzlich Hagel querfeldein

Um meine Windschutzscheibe –

Zum Bergfesttage wintert’s schon!

So will uns Gott ermahnen:

»Ruckzuck kommt nun mein Gottessohn.

Ab heute bitte planen.«

ZUM ERSTEN ADVENT

Das erste Lichtlein, hei, nun brennt’s!

Ein Flämmchen hüpft im Freudentanz.

Der Kranz drumrum heißt vorn Adsvents,

Im ganzen also: Ads-vents-Kranz.

Die Mutter hat ihn angeschleppt.

Der Sohn (bald 14): »Brauch ich nich’!«

Worauf sie mit den Füßen steppt:

»Ich mach das alles wegen dich!«

Dann singt sie los: »Macht hoch die Tür!«

Der Sohn kriecht in sein Handyphone,

Dann schnarcht er wie ein Murmeltier.

Die Mutter ruft: »Wach auf, mein Sohn!

Macht hoch die Tür! Das Tor macht weit!«

So singt sie froh und munter.

Der Sohn schreckt hoch: »O, wie sie schreit!«,

Dann schreckt er wieder runter.

Er ist der Weihnacht eingedenk

Und hört schon ihre Harfen.

Er weiß: Er muss bis zum Geschenk

Noch dreißig Mal tief schlafen.

DER SOGENANNTE LKW

Eine leider sehr wahre Geschichte

Es war einmal vor langer langer Zeit, da lebte bei einer großen Stadt ein Mann, der immer nur »der gute Mensch« geheißen wurde, denn er war von hochgradiger Freundlichkeit geprägt und schmiss tatsächlich ohne alle Maßen mit ihr um sich. Eines Tages aber, es war am Mittwochfrüh nach Nikolaus, und Frau Holle ließ Trilliarden weißer Flöckchen aus den Oberbetten rieseln, da saß der gute Mensch verträumt an seinem Redakteurstisch, rauchte eine Zigarette nach der andern auf und wollte sich grad eine neue drehen, als es plötzlich klopfte. Der gute Mensch durchmaß die Stuben einiger Kollegen, die dämmernd vor Computern lungerten, erreichte die eiserne Bürotür, nahm seinen Stummel aus dem Mund und öffnete.

Der Besucher war ein junger Mann von bewegtem Äußeren. Sein baumlanges braunes Haupthaar machte nicht den Eindruck, als stehe es im Zentrum seiner Eitelkeiten, und der Jacke seines abgewetzten Jeansanzugs, unter der ein fleckig gelbes Leibchen sichtbar wurde, fehlten beide Ärmel. Gewebe baumelte an ihrer Stelle; vermutlich hatte er die Ärmel einfach abgerissen. Auch war die rechte Hand des Mannes bis weit übers Gelenk von einem lumpigen, teils blutig roten Tuch umwickelt – und stinken, fand der gute Mensch, tat dieser Zappel wie ein Müllsack. In der Basisnote wie Gemüsemüll; die Bauchnote dominierte ein betörend alter Schweiß, darüber schwebte eine zarte Note Hundekot.

»Also vierundvierzig Euro«, rief der Mann, »brauch’ ich jetzt absolut sofort!« Um es zu unterstreichen, faltete der Besucher kurz die Hände, fuhr sich durchs spisselige Haar und betonte schließlich, dass ihm gar nichts anderes übrig bleibe: Sein 70-Tonner stehe »mit festgefressenen Bremsen ganz hier in der Nähe, Kreuzung Her… Hermann-/Ottostraße. Oder so. Ja. – Und ohne neue Bremsflüssigkeit krieg’ ich die Dreckskiste nicht weg. Zwei Liter, macht vierundvierzig Euro. Hasse ’ne Kippe?«

Ein dezidiert vorweihnachtlicher Engpass, sagte sich der gute Mensch, während er dem Mann die Packung Samson Halfzware reichte. Völlig pleite sei er, krähte der Besucher, kratzte sich am mullverbundenen Handgelenk und stank nun plötzlich eher nach Urin und moderigen Socken. Und der größte Mist sei, dass ihn sein Chef erst auszahle, wenn der LKW entladen und die, wie Ronny sagte, Scheiße abgeliefert sei! Eben dazu aber brauche er die vierundvierzig Euro oder streng genommen sechzig! Zwar sei er durchaus im Besitz von Bargeld und Kontokarte, aber alles liege samt Führerschein, Personalausweis und Portemonnaie im Handschuhfach des LKW und sei, so rief er, »jetzt natürlich eingeschlossen! Ich krieg’ die Tür doch nicht mehr auf!«, schrie er jetzt, grub den Zeigefingernagel schnalzend in ein Backenzahnloch und verfiel in stumm flehentliches Warten.

Da, erstmals, kam Bewegung in den guten Menschen. Bis hierher war es ihm ein wenig schnell gegangen, nun aber schüttelte er mitfühlend den Kopf und gab dem Mann, denn kleiner hatte er’s ja leider Gottes nicht, einhundert Euro. In der Folge wurde er gewahr, wie der Besucher sich anfänglich gelähmt, dann ungläubig staunend, schließlich außerordentlich erkenntlich zeigte und auch ziemlich schelmisch, beinahe triumphierend grinste, Speichel tropfte ihm dabei herab – doch kaum hatte seine Mimik sich geordnet, versprach er fest, die Schuld schon »morgen oder bald« zu begleichen: Er sei, weil er »für einen … ähm … öhm … Großbetrieb hier im Haus« fahre, ja sowieso des öfteren an Ort und Stelle. »Also danke!«, rief der kleine Mann, klopfte dem guten Menschen dreimal kräftig auf den Unterarm und pfefferte die Zigarette auf den Boden. »Echt super, haha!« Dann tanzte er den Flur entlang zum Treppenhaus.

Mit großer innerer Erleichterung registrierte da der gute Mensch, dass das unerwartete Geschehen nun wohl an ein Ende gelangt war. Allein, als er die schwere Eisentür von innen schließen wollte, klopfte es erneut. »Entschuldigung«, krächzte der Besucher, »den hier hatte ich vergessen. Dein Tabak. Hasse was zu schreiben?« Still besorgte der Gefragte Kuli und Papier und reichte es dem Mann. Kurz darauf erhielt er einen Zettel. »Hier, so heiße ich. Steht alles da drauf. Tschaui!«

»Danke«, flüsterte sein Gegenüber, steckte den Zettel in die Innentasche seiner Jacke, verfolgte aufmerksam, wie der Schuldner endgültig ins Treppenhaus verschwand, und nickte lächelnd einverstanden.

Friseur Gall, Tanzschule Luley: Mit der Aufzählung beider im Haus ansässigen Großbetriebe verbrachte unsere Hauptperson, die auch für ihren messerscharfen Geist bekannt war, den Rest des Arbeitstages; und mit versonnenen Erwägungen, welche Dinge und Artikel denn von Tanzschulen und Friseursalons gleich lasterweise an- und ausgeliefert werden mochten? Neue Schrittfolgen? Alte Haare? Tanztee? Er kam und kam nicht drauf. Nach einer Weile erinnerte er indes das Zettelchen. Aufgeregt griff er in seine Jackentasche, holte es hervor und las:

© Aus: TITANIC – Das endgültige Satiremagazin

Na sieh mal an, dachte der gute Mensch, jetzt hab ich also eine Quittung. Zum Abend überlegte er, dank welcher Verwicklungen defekte Bremsen dazu führen, dass ein Handschuhfach beziehungsweise LKW sich nicht mehr öffnen lässt – »aber hundert Euro«, freute er sich still, »reichen immerhin für einen ersten Bremsölvorrat.«

Doch plötzlich hielt er inne. Und bald sah man ihn bewegungslos vor einer größeren Bürowand stehen; dort hing, mit einem Dutzend bunter Nadeln festgepinnt, der örtliche Stadtplan …