Adam Coon - Der Tod im Klärwerk, Band 2 - Vantell J. LaRoche - E-Book

Adam Coon - Der Tod im Klärwerk, Band 2 E-Book

Vantell J. LaRoche

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Beschreibung

Ein Coon. Zwei Städte. Viele Tote. Mehrere Behörden. Noch mehr Verdächtige. Aber nur ein wahrer Übeltäter. Herbst 2015. Der nervige Kanadier Adam Coon ist zurück und zieht erneut durch die Straßen der Millionen-Metropole New York. Doch warum taucht auf einmal das FBI im Polizeirevier auf? Und was will es von der toughen Mordermittlerin Melinda Grant und ihrem Team? Fragen über Fragen, die nicht mit einem Satz zu beantworten sind. Daher ist es kein Wunder, dass sich Grant und Coon bald nach Washington D.C. begeben, um eine Reihe mysteriöser Dinge aufzuklären. Ein schönes Ende wird es dabei nicht geben und neue Fragen entstehen...

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Seitenzahl: 164

Veröffentlichungsjahr: 2024

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WIDMUNG

Es ist Unsinn - sagt die Vernunft.

Es ist, was es ist - sagt die Liebe.

Es ist Unglück - sagt die Berechnung.

Es ist nichts als Schmerz - sagt die Angst.

Es ist aussichtslos - sagt die Einsicht.

Es ist, was es ist - sagt die Liebe.

Es ist lächerlich - sagt der Stolz.

Es ist leichtsinnig - sagt die Vorsicht.

Es ist unmöglich - sagt die Erfahrung.

Es ist, was es ist - sagt die Liebe.

Erich Fried „Was es ist“

Wer auch immer sich angesprochen fühlt …

DER AUTOR

Vantell J. LaRoche.

Ein Pseudonym, hinter dem sich ein junger Schreiberling versteckt - im wahrsten Sinne. Denn Vantell wurde 2002 in der kleinen Stadt Görlitz geboren.

Im Jahre 2012 fand der Schreiberling die Liebe zur Literatur und Fremdsprachen und verfasst seither auch eigene Werke.

Das bislang größte Projekt dabei ist die Buchreihe zu Adam Coon. Mit abertausenden Worten, Sarkasmus und schlechten Witzen wird das Leben des Coons mit Höhen und Tiefen gestaltet.

WERKE

Adam Coon - Der Tod serviert mit Essig, Band 1

Adam Coon - Der Tod im Klärwerk, Band 2

Inhaltsverzeichnis

WIDMUNG

DER AUTOR

WERKE

KAPITEL EINS

04. November, 2015.

05. November, 2015.

KAPITEL ZWEI

06. November, 2015.

KAPITEL DREI

07. November, 2015.

09. November, 2015 - JFK Airport

KAPITEL VIER

10. November, 2015.

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

11. November, 2015.

KAPITEL ACHT

12. November, 2015.

KAPITEL NEUN

14. November, 2015.

15. November, 2015.

17. November, 2015.

19. November, 2015 - zweiter Prozesstag

EPILOG

21. November, 2015.

KAPITEL EINS

04. November, 2015.

Es war ein milder Mittwochabend, gegen neun Uhr. Lieutenant Melinda Grant hatte vor einer Stunde Feierabend gemacht. Nun saß sie mit einem Glas Wein in der einen und dem Festnetztelefon in der anderen Hand auf ihrer Couch und telefonierte mit ihrer besten Freundin und Kollegin Doktor Alexa Nye.

„Mel, jetzt sag mir endlich, was dich bedrückt", forderte Nye.

„Mich bedrückt nichts. Ehrlich", antwortete Grant.

„Du brauchst mich nicht zu belügen, wenn's um ihn geht."

„Nein, nein, nein, nein. Es geht nicht um ihn. Es geht auch um sonst niemanden. Es ist alles in Ordnung."

„Schätzchen, das waren eindeutig zu viele Neins."

„Gut, du hast Recht. Aber auch nur, weil es seit vorgestern -"

„Hey, was ist los?"

„Es hat gerade an der Tür geklopft."

„Erwartest du jemanden?"

„Nein, aber ich ruf' dich später zurück." Grant legte auf, stellte den Wein beiseite und begab sich zur Tür. Sie griff nach der Klinke, doch etwas ließ sie zögern. Jemand hatte ihr einen Zettel unter der Tür durchgeschoben. Sie hob den Zettel auf und las ihn sich durch.

Wie nennt man einen wahnsinnig gutaussehenden Mann, der momentan auf der anderen Seite Ihrer Tür wartet?

Grant zog scharf die Luft ein. Schwungvoll riss sie die Tür auf. Da stand er. Seine Lippen gezeichnet von Schüchternheit. Seine Augen geprägt von Schuldgefühlen. Ohne weiteres packte sie ihn am Kragen, drückte ihn gegen die Wand und presste ihre Lippen auf seine. Als sich die beiden widerwillig voneinander lösten, flüsterte Grant: „Ich hab' dich so vermisst, Adam." Er antwortete mit einem leidenschaftlichen Kuss, während er sie in ihre Wohnung schob. Er zog sein Jackett aus und stieß die Tür hinter sich mit seinem Fuß zu. Grant unterbrach den Kuss, und Coon schaute sie perplex an. Doch sie biss sich nur verführerisch auf die Unterlippe, nahm seine Hand und führte ihn in ihr Schlafzimmer.

Sie drehte sich um und fand Coon ganz nah bei sich. Ihre Arme legte sie um seinen Hals und zog ihn zu sich, küsste ihn. Er hatte inzwischen seine Arme um ihre Taille gelegt und zog sie noch näher. Ihre Küsse wurden fordernder. Eine seiner Hände wanderte unter ihr T-Shirt, doch er zögerte. Sie ergriff seine andere Hand und führte diese ebenfalls unter ihr Shirt. Er ließ seine Finger langsam über den Stoff ihres BHs gleiten, bevor er ihr das Oberteil komplett über den Kopf schob und es auf den Boden fallen ließ. Grant löste Coons Krawatte, während sie rückwärts zum Bett geführt wurde. Vorsichtig ließ sie sich nach hinten fallen und zerrte ihn mit sich. Ihre Lippen verließen seine und knabberten schließlich an seinem Ohr. Als er sich ein wenig aufrichtete, um ihr Dekolleté zu küssen, spürte sie, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten. Grant begann sein Hemd aufzuknöpfen. Mit einer geübten Handbewegung öffnete Coon den Verschluss ihres BHs. Grant wand sich heraus und holte Coon hoch, näher zu sich. Sie griff nach unten, schlang seinen Gürtel auf und zog den Reißverschluss herunter. Mit festem Blick schaute sie ihm in die Augen, und er stürzte sich förmlich auf sie.

„Das war -"

„Spitze? Ich weiß. Bekomme ich einen Preis dafür?", er guckte sie neugierig an. Sie schüttelte den Kopf und stützte sich auf seiner Brust. „Nein, ich hab' keinen Preis für dich, aber eine Frage. Wo warst du die vergangenen drei Jahre?"

„Hätten wir das nicht eventuell vor dem Bonga-Bonga klären sollen?"

„Vor dem ... Du meinst doch hoffentlich Sex!"

„Was denn sonst?"

05. November, 2015.

Die Sonnenstrahlen fielen ins Schlafzimmer. Coon war bereits seit einigen Stunden wach, hatte sie ein-, zweimal auf ihren Haaransatz geküsst. Behutsam, um sie nicht aufzuwecken. Es war das Letzte, was er wollte, sie zu wecken. Glücklich schloss er die Augen und versank in Tagträumereien. Anfangs schön, doch dann so schnell, grau und alles voll Frustration. Plötzlich fühlte er etwas Warmes sich über seinen Körper rekeln. Grants Augenlider flackerten, dann öffneten sie sich.

„Wunderschönen, guten Morgen und nicht nur der ist wunderschön", sagte er und strich ihr einzelne Haare aus dem Gesicht, bevor er sich zu ihr beugte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Nase gab. Grant musste unweigerlich schmunzeln. Mit beiden Händen umfasste sie sein Gesicht und legte ihre Lippen auf seine. Ehe sie ihre Zärtlichkeiten vertiefen konnten, wurden sie unterbrochen.

„Dein Telefon", murmelte Coon.

„Was macht dich da so sicher?"

„Ich würde niemals die Titelmusik von Police Academy als Klingelton benutzen." Ungern ließ Grant von Coon ab.

„Was ist, Tico?", maulte sie in ihr Telefon.

„Oh, störe ich gerade?", wollte der Detective wissen.

„Nein."

„Und ob Sie stören! Sie stören immens!", rief Coon.

„Hältst du die Klappe!", fauchte Grant und schleuderte ihm ein Kissen ins Gesicht. Sie wickelte sich die Satindecke um, stand auf und ging ins Wohnzimmer. „Also, Ti, was gibt's?"

„Das 25ste Revier benötigt unsere Unterstützung in einem Mordfall."

„Wo?"

„Wards Island Wastewater Treatment Plant."

„In der New Yorker Kläranlage gab es einen Mord?"

„Korrekt."

„War etwa jemand sauer, weil seine Scheiße nicht richtig heruntergespült wurde oder was?"

„Ha, der war gut. Wenn du da bist, wartet schon Captain Harris auf dich."

„Nicht Harris!", protestierte Grant.

„Leider doch. Vielleicht könnt ihr euch ja diesmal aussprechen."

„Sei leise, Asustín! Ich bin in dreißig Minuten da."

Grant ging zurück ins Schlafzimmer zu ihrem Kleiderschrank. „Hör auf, mir auf den Arsch zu starren!"

„Auf keinen Fall, denn damals hast du mir andauernd auf den Hintern gestarrt. Warum sollte ich es jetzt nicht dürfen?" Sie schmiss die Bluse aufs Bett und legte sich erneut auf Coon.

„Ich muss zur Arbeit. Da will ich mich konzentrieren und nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, was hier passiert ist."

„Okay, aber bitte geh von mir herunter. Du bist nämlich schwerer, als ich dich in Erinnerung hatte", neckte Coon und friemelte schon wieder an Grants BH.

„Pfoten weg!", sie rappelte sich auf und zog sich weiter an. Kurz bevor sie ging, drehte sie sich nochmal zu ihm. „Solltest du vorhaben, aufs Revier zu kommen. Es ist jetzt in der 51sten Straße, nicht mehr in der Lex. Das Revier hat jetzt sogar 'ne Tiefgarage und das Beste an dem Ganzen ist, nebenan befindet sich das achte Fire Department.

„Pure Ironie, nicht?" Coon lächelte lediglich darüber.

„Was grinst du so dämlich?"

„Das alles wusste ich schon längst."

„Woher denn bitte schön?"

„Schätzchen, ich musste doch wissen, was der Chief of Departments und der Bürgermeister dort veranlasst hatten. Immerhin habe ich zwei Drittel der Kosten, die für den Umzug und den Wiederaufbau des Reviers angefallen waren, übernommen", protzte er.

„Und wieder einmal strotzt dein Ego nur so vor Testosteron."

„Jeder Mensch hat eine Schwäche. Meine ist nun mal mein übernatürliches Ego." Breit grinsend verließ Grant ihr Apartment und fuhr zum Tatort.

„Morgen, Jungs", grüßte der angehende Captain ihre Kollegen.

„Oh, wow! Hey, Max, schau dir das an."

„Was ist?" Detective Maxwell O'Connor wandte sich von den Officers des 25sten Reviers ab und schaute seinen Partner Detective Tico El Asustín neugierig an.

„Mel lächelt", antwortete dieser.

„Oh, mal was ganz Neues." Gänzlich verwirrt fragte Grant:

„Was ist so außergewöhnlich an einem Lächeln?"

„Die Tatsache, dass es ein Zustand ist, den man bei dir in den letzten Jahren nur selten gesehen hat, macht es so außergewöhnlich", erwiderte Asustín und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, ihm ins Klärwerk zu folgen. Drin wurden sie von Captain Louis Harris erwartet, der wohl sehr gestresst war. Denn immer, wenn er unter Druck stand, klapperte er wie wild mit seinen Schlüsseln.

„Morgen, Detectives. Melinda", begrüßte er die drei.

„Hallo, Louis. Was haben wir?", fragte Grant.

„Ich weiß es nicht, Dr. Nye wollte es mir nicht sagen." Sichtlich amüsiert von Harris lief Grant zu der Pathologin.

„Hey", strahlte sie Nye an.

„Hey, Süße. Wie kannst du nur so gut drauf sein, trotz Harris' Anwesenheit?"

„Tja, gestern Abend -"

„Nein, warte! Lass mich raten, er war bei dir. Oh mein Gott! Ich wusste, er würde sich trauen. Aber kommen wir zum Fall. Dazu kann ich dir nicht viel sagen. Ich schätze, an der Zahl sind es sieben oder acht Opfer. Zumindest den Köpfen nach zu urteilen, die ich bisher finden konnte."

„Todeszeitpunkt und Ursache?"

„Den Zeitpunkt kann ich dir nicht nennen", erklärte die Pathologin. „Aber die Ursache ist eindeutig. Zerhäckselt von einer der Wasserturbinen."

„Hm, hätte mich auch gewundert, wär's ein normaler Mord gewesen. In den letzten Wochen gab es nur solche seltsamen Morde. Stranguliert mit Geschenkband. Erfroren in einem Tiefkühllager. Eine Frau, die ihrem Exmann Nägel in den Kopf schlug."

„New York! Die Stadt, die nie schläft und in der anscheinend auch alles möglich ist", meinte O'Connor und wedelte mit seinem Notizblock herum. Ohne gefragt zu werden, fing er an zu erzählen. „Wir haben hier zwar überall Kameras und Alarmsysteme, aber die wurden alle zwischen drei und vier Uhr lahmgelegt. Worauf wir schließen können, dass die Morde in diesem Zeitraum stattfanden. Und bevor du fragst. Nein, es gibt keine Zeugen. Nur zwei Reinigungskräfte, die die Leichenteile vor einer Stunde entdeckt haben." Unkommentiert machte Grant auf dem Absatz kehrt und war im Inbegriff zu gehen, als Harris hinter ihr hereilte. „Warte doch!", rief er. „Wo willst du hin?"

„Aufs 17te", sagte Grant kühl.

„Wieso aufs 17te? Wieso nicht aufs 25ste?"

„Weil wir mehr Ressourcen haben und das bessere System.

Und uns somit mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen."

„Also wie in alten Zeiten - immer zu dir, huh?"

„Lass es, Louis! Lass es einfach!", wies sie ihn schroff zurück und lief zu ihrem Wagen.

Nach einer Stunde des Wartens waren nun alle in den Fall involvierten Detectives sowohl des 17ten als auch des 25sten Reviers im Großraumbüro versammelt.

„Wie werden die weiteren Ermittlungen aussehen?", fragte ein Detective des 25sten seinen Vorgesetzten.

„Wir werden -"

„Ihr werdet gar nichts", unterbrach Grant Harris. „Ihr habt uns nämlich um Hilfe gebeten und nicht andersherum. Das heißt, ihr spielt nach unseren Regeln. Und da ich nun mal der ranghöchste Detective in diesem Fall bin, bedeutet das, jeder, der hier versammelten Polizisten, tanzt nach meiner Pfeife!"

Ein Grummeln raunte durch die Reihen, bis sich Captain Harris zu Wort meldete. „Okay, meinetwegen. Mir ist es eigentlich egal, wer hier der Boss ist. Ich, genau wie jeder andere, will nur wissen, wie die weiteren Ermittlungen aussehen."

„Wenn du endlich die Klappe halten würdest, dann könnte ich auch fortfahren", giftete Grant. „Zuerst werden wir Wards Island an sich durchleuchten. Mitarbeiter, Finanzen, Partnerschaften et cetera!" Während sich O'Connor und Asustín als Platzanweiser nützlich machten, bemerkte Grant eine Frau. Blond, schlank, circa eins fünfundsechzig, um die zwanzig. Trug ein schwarzes Businesskostüm und in ihrer Hand hielt sie ein Klemmbrett.

„Kann ich Ihnen helfen, Miss?", wollte Grant wissen. Die junge Frau schaute von ihren Notizen auf. „Ja, in der Tat. Ich suche Mr. Coon", meinte sie.

„Tut mir leid, aber Adam Coon arbeitet hier schon seit geraumer Zeit nicht mehr."

„Ich weiß. Ich bin Claire Henning, Mr. Coons Assistentin. Er war gerade noch hier." Die beiden Frauen ließen ihren Blick durch die Menschenansammlung schweifen.

„Guten Tag, die Damen", grüßte jemand. Im Gegensatz zu Henning, die gelassen reagierte, zuckte Grant heftig zusammen und wirbelte herum. „Adam, was zum Teufel!"

„Ja, hey, Mel", sagte Coon und wandte sich gleich zu Henning. „Claire, schreib neue Kampfmatten für den Fitnessraum auf." Schnell entfernte sie die Kappe ihres Stiftes und schrieb alles auf.

„Adam, was wird das?"

„Das, mein Herzblatt, ist eine In-ven-tur."

„Warum?"

„Wie bereits gesagt, habe ich zweihundertdreißigtausend Dollar ins 17te investiert. Und vom Chief of Departments habe ich eine Liste bekommen, auf der all die Dinge aufgelistet sind, in die mein Geld geflossen ist." Erschrocken schüttelte Grant den Kopf.

„Du hast zweihundert -"

„Ich kann mich nicht daran erinnern, Smartboards auf der Liste gelesen zu haben", stellte Coon fest. „Seit wann habt ihr Smartboards und nicht mehr die guten alten Mordfallbretter?" Grant überlegte kurz. „Seit zwei Jahren."

„Okay. Claire, ruf später bitte beim Chief an und frage ihn, warum er mir eine unvollständige Liste zukommen lässt.

Und, Mel?"

„Ja?" Coon trat ganz nah an Grant heran und flüsterte ihr kokett ins Ohr: „Wie wäre es heute Abend um acht bei mir?"

„Sofern es mir die Arbeit um den Mordfall erlaubt", antwortete sie.

„Na dann, werde ich gleich mal zu Moreno gehen und ihr sagen, dass ich hier wieder arbeiten will." Er entledigte sich seines Mantels. „Claire, würdest du den kurz für mich halten?", bat er seine Assistentin. Diese nahm ihm den Mantel ab und zeigte ihm noch schnell, wo sich das Büro des Captains befand.

Asustín fuchtelte wild mit den Händen vor Grants Gesicht herum. „Hey! Hey, Mel! Hallo!" Der Blondschopf schreckte aus ihrer Trance auf. „W-was?"

„Mel, wie wär's, wenn du endlich anfangen würdest zu ermitteln und nicht nur rumstehen würdest?"

„Tut mir Leid, ich hab' ..."

„Was ist los mit dir?", hakte Asustín misstrauisch nach.

„Euh, Adam ist wieder da und steht jetzt schon fünf Minuten lang vor Morenos Büro. Er traut sich, glaube, nicht reinzugehen."

„Ach, so ist das", meinte Asustín erheitert. „Kaum ist Mr. Anhängsel wieder da, schon wirst du unkonzentriert und verlierst den Fokus, fängst an zu schwärmen."

„Halt die Klappe oder ich erzähl' Max von dem Vorfall letzte Woche."

„Das wagst du nicht."

„Oh, doch!", verkündete sie und richtete ihren Blick wieder auf Coon, der sich gerade dazu überwunden hatte, Morenos Büro zu betreten. Grant war so auf ihn fixiert gewesen, dass sie gar nicht mitbekam, wie Asustín O'Connor und weitere Kollegen zu sich winkte, damit sie das Szenario, was sich derzeit im Büro bot, mit ansehen konnten.

Coon schloss die Tür und atmete tief durch, bevor er Captain Farah Moreno entgegentrat. „Hallo, Farah."

„Adam!" Der Captain war offenbar überrascht von Coons plötzlicher Wiederkehr. Sie erhob sich von ihrem Chefsessel und lief auf ihn zu. „Was machst du hier?", fragte sie. Nicht barsch, eher traurig.

„Ich möchte wieder als Berater in Grants Team agieren, diesmal aber offiziell. Gib mir einen Stift und das Formular mit der Verzichtserklärung, ich werde es unterschreiben", erklärte er voller Enthusiasmus. Moreno überwand die letzten Meter zwischen ihnen und wollte gerade zum Kuss ansetzen, da trat Coon einen Schritt zurück und sagte: „Ich habe gehört, du hast dir einen kleinen Yorkshire Terrier zugelegt?" Dezidiert trat Moreno wieder auf Coon zu, umklammerte mit ihren Fingern seinen Hemdkragen, drückte ihn gegen die Tür und küsste ihn. Sofort stieß Coon sie zurück. „Nein! Aus!"

„Kannst du dich denn nicht mehr an unsere Nacht erinnern?", fragte sie keineswegs schuldbewusst.

„Wohl oder übel, ja. Aber das hatte nichts zu bedeuten." Moreno verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach ja?" Coon fuhr sich durch sein Haar und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. „Arg, weißt du, es gibt Menschen, die wir brauchen. Es gibt Menschen, die wir lieben. Und es gibt Menschen, die wir brauchen, weil wir sie lieben. Aber keiner dieser Menschen traf oder wird je auf dich zutreffen! Das zwischen uns war eine einmalige Sache." Entrüstet setzte sich Moreno auf die Kante ihres Tisches. Wenn Blicke töten könnten, dachte sich Coon, bevor er die ganze Angelegenheit noch schlimmer machte, als sie eh schon war. „Was? Hat es dir die Sprache verschlagen, weil ich die Wahrheit gesagt habe?"

„Nein, aber es gibt keinen triftigen Grund, mich vor so einem Arschloch wie dir rechtfertigen zu müssen!"

„Ha", lachte er spöttisch. Bei Moreno knallten alle Sicherungen durch, sie griff nach dem Erstbesten, was sie fand, holte aus und warf es. Coon machte einen Ausfallschritt nach links, der Tacker krachte gegen die Tür.

Mittlerweile hatte sich das halbe Morddezernat um Grants Schreibtisch versammelt. Alle schauten aufmerksam zum Büro des Captains, gespannt, was als Nächstes passieren würde. Immer wieder schleuderte ihr Captain Büroartikel in Coons Richtung. Selbst die Tastatur musste unter Morenos Wutanfall leiden. Von Coons Seite kamen regelrechte Panikschreie. Hör auf damit! Ich will zu meiner Mami! Wieso bin ich eigentlich immer das Opfer!? Als Moreno kurzzeitig abgelenkt war, um einen geeigneten Wurfgegenstand zu finden, riss Coon die Tür auf, stolperte aus dem Büro und zog die Tür mit einem lauten Knall wieder zu. Keuchend stützte er seine Hände auf den Knien und blickte schockiert zu Grants Tischgruppe.

Ein schiefes Grinsen konnte er sich dann doch nicht verkneifen. „Hey ... whaa!" Morenos Laptop schepperte durch die Glaswand haarscharf an Coons Kopf vorbei.

„Was stehen Sie hier so blöd rum?", zischte Grant zu den Schaulustigen. „Na los! Hopp, hopp! Die Leichen werden ihren Mörder nicht selber finden." Schnell machten sich die anderen Detectives wieder an die Arbeit, während Grant mit ihrem Team zu Coon in den Pausenraum ging.

„Hey", sagte Grant und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung und sagte ebenfalls „Hey" nur eine Oktave höher als sonst.

„Die hat Sie ja ganz schön zur Schnecke gemacht, huh?", höhnte Asustín. O'Connor schloss sich der Spötterei seines Kumpels an. „Wird wohl nichts mit dem Hier-wieder-arbeiten, Mr. Anhängsel?"

„Oh, doch! Kurz bevor ich meine Flucht antrat, habe ich mir das hier noch geschnappt." Coon holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Innentasche.

„Was ist das?", wollte O'Connor wissen.

„Eine der unzähligen Verzichtserklärungen, die in Morenos Büro herumliegen. Bereits mit ihrer Unterschrift versehen, fehlt nur meine." Lachend verließ Asustín mit O'Connor den Pausenraum und wisperte: „Mr. Anhängsel ist sich wohl nicht ganz im Klaren, dass er das Formular Moreno persönlich übergeben muss."

„Ich will sein Gesicht sehen, wenn er es erfährt."

Grant wartete, bis ihre Kollegen außer Sichtweite waren. Danach schlang sie ihre Arme um seinen Hals. „Dort drin hast du dich wacker geschlagen."

„Hmpf", schnaubte Coon und legte seine Hände an ihre Taille. Grant zog ihn näher zu sich heran. „Du bist wirklich gut. Obwohl, nein, du bist nicht nur gut, sondern auch noch klug, charmant, hast Witz. Du verkörperst halt den perfekten Gentleman."

„Na ja, ich würde mich eher als Casanova beschreiben", raunte er ihr zu.

„Heute Abend mach' ich es wieder gut", verkündete sie und begab sich zu ihrem Schreibtisch.

KAPITEL ZWEI