Adila Yodemi – Im Bann der Leoparden - Maggie Morgenstern - E-Book

Adila Yodemi – Im Bann der Leoparden E-Book

Maggie Morgenstern

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Beschreibung

Ein Dorf im Hinterland von Sierra Leone. Die Bewohner leben in Familienclans - streng hierarchisch gegliedert – abgeschieden von allen Nachbarn, denn etwas unterscheidet sie von allen anderen: sie verehren die Leoparden und verachten alle, die Jagd auf die Großkatzen machen. Eine Legende besagt, dass sich die Vorfahren der Clans einst selbst in Leoparden verwandeln konnten, diese Fähigkeit aber durch „verunreinigtes Blut“ verloren gegangen ist.

Adila und ihr Zwillingsbruder Caen geraten in die grausame Welt dieser Legenden – und dann bemerkt Adila, dass sie anders ist, als die anderen Menschen der Dorfclans.

Subtiler Afrika-Horror aus der Feder einer talentierten Nachwuchsautorin.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

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1. eBook-Auflage – Juni 2015

© vss-verlag Hermann Schladt

Titelbild: Armin Bappert unter Verwendung eines Fotos von http://www.freepics.com/

Lektorat: Hermann Schladt

Adila Yodemi – Im Bann der Leoparden

 

Maggie Morgenstern

 

 

1

 

"Das nächste Mal bringe ich ihn um!"Er hatte nur eine neue Holzstange für die Reisernte holen wollen. Nun zupfte ich bereits seit über drei Stunden allein das Zeug aus dem Boden. Immer lies er sich eine neue Ausrede einfallen, um nicht mitarbeiten zu müssen.

"Er nimmt sich einfach zu viele Freiheiten heraus."

Warum konnte man sich seine Familie nur nicht aussuchen? Wütend zog ich einen weiteren Bund des Reisgestrüpps heraus. Eins, zwei, hau Ruck! Noch mal, eins, zwei, hau Ruck! Soll Cean mir nur über den Weg laufen. Am besten, wenn ich das strohige Zeugs mit dem Dreschflegel behandle.

Knackend entspannte sich mein Rücken. Die Arme in die Luft gestreckt, genoss ich ein weiteres Mal den Ausblick von den Reisfeldern. Das Tal mit unserem kleinen Dorf entlang des Flusses. Die Berge, welche sich hinter dem Wald in die Höhe rankten. Dann wandte ich mich wieder der Reisernte zu: knotete die Stängel am oberen Ende zusammen und spießte die Bündel auf eine Holzstange.

"Wenn er mir geholfen hätte, müsste ich morgen nicht noch einmal hier raus. Dafür ist er mir etwas schuldig!"

Die Stangen legte ich mir über die Schultern. Eine halbe Stunde Fußmarsch stand bevor. Meine liebste Beschäftigung war es, in der Landschaft herum zu schauen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Der breite Schlammweg führte mich den Hügel hinab. Bei der Hälfte blieb ich einige Sekunden lang stehen und starrte auf das von Licht überflutete Tal in Sierra Leone. Als ich dann endlich den flachen Fluss überquert hatte, ging es einen weiteren Feldweg zu den Bergen hinüber.

Unser Dörfchen bestand aus neun Familien. Jeder Familienclan hat seine eigenen Felder, je nach Anzahl der Familienangehörigen und Rang. Meine Familie stand am unteren Ende. Mit nur fünf Vorahnen sind wir relativ neu in der Gemeinschaft. Dementsprechend gehören meinem Vater nur die drei kleinsten Felder. Wir sind zu acht. Meine zwei ältesten Brüder haben bereits Frauen mit in die Familie gebracht. Diese kümmerten sich zusammen mit meiner Mutter um Haushalt und Tiere. Vater und meine zwei Brüder haben sich dem Kaffeeanbau gewidmet und uns Jüngeren ist nur der Reis geblieben. Beziehungsweise mir, denn Cean hat sich ja aus dem Staub gemacht.

"Blöder Idiot!", dachte ich.

Ich ging an unserer kleinen Hütte vorbei und hinüber zum "Schuppen". Eher ein Gartenhaus, doch um unsere Vorräte zu lagern, reichte es. Die Bündel wurden auf dem Boden ausgebreitet und der Flegel von der Wand genommen. Kaum wollte ich auf das Gestrüpp einschlagen, hörte ich ein schabendes Geräusch. Das hölzerne Gerät beiseite legend, näherte ich mich der hinteren Wand. An ihr waren Säcke mit Reis und Kaffeebohnen gestapelt. Eine Spur aus Holzspänen schlängelte sich in eine Nische hinein.

"Na sieh mal einer an, der Vermisste ist wieder da."

"Adila! I...ich dachte du kommst erst später nach Hause."Wütend stemmte ich die Arme in die Hüften.

"Ich wäre schon viel früher zu Hause gewesen, wenn mein kleiner Bruder sich nicht gedrückt hätte. Und die doppelte Menge Reis hätten wir auch mitgebracht. Was zum Teufel machst du da eigentlich?"

Cean saß in einem Haufen von Holzspänen, sein Taschenmesser in der Hand. Er hatte es sich mühsam zusammengespart und hütete es wie einen Schatz. Auch seine kurzen Haare und die dunkle Haut waren von den hölzernen Stückchen übersät. Im Gegensatz zu seinem rabenschwarzem Haar sah man bei meinem einen deutlichen Braunton. Und bis auf den Umstand, dass ich kleiner war glichen wir uns wie ein Ei dem Anderen. Die gleiche runde Nase, die gleichen grünen Augen, sogar unsere Wimpern hatten dieselbe Länge.

"Ich stelle mir meine eigenen Leopardenkrallen her. Du weist doch, in drei Tagen ist meine erste Opfergabe und dann gehöre ich zum inneren Kreis der Anioto."

Ach ja, das Ritual. Hatte ganz vergessen, es sollte ja an unserem Geburtstag stattfinden. Unser Dorf war ein Geheimbund von Leopardenleuten. Es hieß, unsere Vorfahren hatten zwei Gestalten: die eines Menschen und des Leoparden. Einige von uns waren als Mensch und andere als Tier geboren worden. Wenn zur gleichen Zeit ein Gegenstück stirbt, so ergreift dessen Geist den Körper des Neugeborenen. Das Gen dieses Tieres schlummert in uns allen, doch nur die mit dem reinsten Blut konnten sich in eine der eleganten Katzen verwandeln. Cean wurde in drei Tagen achtzehn, also würde sich beim Ritual zeigen, ob er reines Blut hatte oder nicht. Bisher hat sich jedoch keiner in einen Leoparden verwandelt. Die Ältesten schieben es auf Verunreinigungen, welche unsere Vorfahren zu verschulden hatten. Sie hätten sich damals mit gewöhnlichen Homo Sapiens gepaart, anstatt ihre Rasse rein zu halten. Wenn also nun Ceans Blut als sehr rein eingestuft wird, so werde ich als seine Zwillingsschwester mit dem reinsten freien Mann des Dorfes verheiratet werden, um noch reinere Kinder zu zeugen. So wird das von Generation zu Generation gehandhabt, bis wir wieder unsere Gestalt wandeln können.