Affäre Wulff - Martin Heidemanns - E-Book

Affäre Wulff E-Book

Martin Heidemanns

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Beschreibung

Die Journalisten Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch sind den Verwicklungen des ehemaligen Bundespräsidenten auf den Grund gegangen. Nach mehr als zweijähriger Recherche deckten sie am 13. Dezember 2011 die Kredit-Affäre auf. Sie stießen auf weitere Fälle, in denen Wulff in seiner Vergangenheit als niedersächsischer Ministerpräsident Beziehungen zu reichen Unternehmern für seinen privaten Vorteil genutzt haben soll. Das Buch 'Affäre Wulff' beleuchtet den Skandal von allen Seiten: Die Autoren erzählen die ganze Geschichte um die Aufdeckung der Affäre, liefern Rechercheprotokolle, geben Einblicke in die Praxis des investigativen Journalismus und machen bisher unveröffentlichte Dokumente zugänglich. Das Buch ist eine informative und spannende Dokumentation, die die Enthüllung des Skandals Schritt für Schritt nachvollzieht und tiefe Einblicke in die Recherchearbeit von Journalisten gewährt.

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Seitenzahl: 444

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Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch

AFFÄRE WULFF

BUNDESPRÄSIDENT FÜR 598 TAGE – DIE GESCHICHTE EINES SCHEITERNS

Schwarzkopf & Schwarzkopf

•WER IST OLAF GLAESEKER? 78

•13. DEZEMBER 2011: »WIRBEL UM PRIVATKREDIT« 107

•14. DEZEMBER 2011: DER MILLIONÄRSFREUND SPRICHT 122

•15. DEZEMBER 2011: DER PRÄSIDENT BRICHT SEIN SCHWEIGEN 139

•GERNOT LEHR – DER ANWALT AN WULFFS SEITE 144

•16. DEZEMBER 2011: BESUCH BEI WULFFS ANWALT 146

•18. DEZEMBER 2011: BETTINA WULFF, GÜNTHER JAUCH UND DAS ROTLICHT 153

•19. DEZEMBER 2011: FLORIDA, TOSKANA, MALLORCA, SYLT – URLAUB BEI FREUNDEN 156

•19. DEZEMBER 2011: DER PRÄSIDENT – EIN OBER-SCHNORRER? 177

•20. DEZEMBER 2011: GELD VON MASCHMEYER – AUCH DAS NOCH 180

•22. DEZEMBER 2011: WULFF LÄSST SEINEN ENGSTEN VERTRAUTEN FALLEN 193

•25. DEZEMBER 2011: JA DANN MAL FROHE WEIHNACHTEN! 209

•1. JANUAR 2012: DIE MAILBOX-AFFÄRE – »GUTEN ABEND, HIER SPRICHT CHRISTIAN WULFF …« 216

•3. JANUAR 2012: BLANKES ENTSETZEN 219

•4. JANUAR 2012: EIN BUNDESPRÄSIDENT IM TV-VERHÖR 226

•5. JANUAR 2012: FREMDSCHÄMEN UND FASSUNGSLOSIGKEIT 245

•6. JANUAR 2012: BETTINA WULFF, IHRE GARDEROBE – UND DIE FRAGE: WARUM MUSS SICH EINE FIRST LADY KLEIDER LEIHEN? 253

•7. JANUAR 2012: WULFF DEN SCHUH ZEIGEN 257

•9. JANUAR 2012: ZU GAST BEI JOURNALISTEN 260

•12. JANUAR 2012: JETZT AUCH BONUSMEILEN – HÖRT DAS NIE AUF? 262

•14. JANUAR 2012: DIE DEBATTE – EIN ZWISCHENSTAND 271

•15. JANUAR 2012: OZAPFT IS, HERR PRÄSIDENT! 281

•17. JANUAR 2012: VORSICHT, BOBBY-CAR! – DIE MEDIENDEBATTE 286

•18. JANUAR 2012: TRIFFT ES ZU, HERR PRÄSIDENT? – 400 FRAGEN 294

•19. JANUAR 2012: DER FILMBALL – EINE KLEBRIGE SACHE 301

•19. JANUAR 2012: RAZZIA – DÜRFEN WIR REINKOMMEN? 305

•27. JANUAR 2012: DER PRÄSIDENT DARF LÜGNER GENANNT WERDEN 307

•8. FEBRUAR 2012: WER ZAHLTE DAS LUXUSHOTEL AUF SYLT? 317

•9. FEBRUAR 2012: DER RUF NACH DEM STAATSANWALT 332

•10. FEBRUAR 2012: DER FREUND UND DAS HANDY 337

•WER IST DAVID GROENEWOLD, ÜBER DEN WULFF STÜRZT? 342

•13. FEBRUAR 2012: DER LETZTE STAATSBESUCH – MIT DEN WULFFS ÜBER DEN RUBIKON 347

•16. FEBRUAR 2012: STAATSANWALT VERSUS STAATSOBERHAUPT 359

•17. FEBRUAR 2012: DER BUNDESPRÄSIDENT TRITT ZURÜCK 378

•DEUTSCHLAND, EINIG MEDIENLAND 389

•DER EHRENSOLD 396

•DER ZAPFENSTREICH – UND DANN? 405

•ES WAR NICHT ALLES SCHLECHT 419

•18. MÄRZ 2012: »WAS FÜR EIN SCHÖNER SONNTAG« 427

•THEODOR HEUSS BUNDESPRÄSIDENT VON 1949 BIS 1959 461

•HEINRICH LÜBKE BUNDESPRÄSIDENT VON 1959 BIS 1969 462

•GUSTAV HEINEMANN BUNDESPRÄSIDENT VON 1969 BIS 1974 463

•WALTER SCHEEL BUNDESPRÄSIDENT VON 1974 BIS 1979 464

•KARL CARSTENS BUNDESPRÄSIDENT VON 1979 BIS 1984 465

•RICHARD VON WEIZSÄCKER BUNDESPRÄSIDENT VON 1984 BIS 1994 466

•ROMAN HERZOG BUNDESPRÄSIDENT VON 1994 BIS 1999 467

•JOHANNES RAU BUNDESPRÄSIDENT VON 1999 BIS 2004 469

•HORST KÖHLER BUNDESPRÄSIDENT VON 2004 BIS 2010 470

•CHRISTIAN WULFF BUNDESPRÄSIDENT VON 2010 BIS 2012 471

•JOACHIM GAUCK BUNDESPRÄSIDENT SEIT DEM 18. MÄRZ 2012 473

•ANMERKUNGEN 475

CHRISTIAN WULFF AM 30. JUNI 2010 IN DER BUNDESVERSAMMLUNG:

Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.

CHRISTIAN WULFF AM 17. FEBRUAR 2012 IM SCHLOSS BELLEVUE:

Unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, braucht einen Präsidenten (…), der vom Vertrauen nicht nur einer Mehrheit, sondern einer breiten Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger getragen wird. Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen hat gezeigt, dass dieses Vertrauen und damit meine Wirkungsmöglichkeiten nachhaltig beeinträchtigt sind. Aus diesem Grund ist es mir nicht mehr möglich, das Amt des Bundespräsidenten nach innen und nach außen so wahrzunehmen, wie es notwendig ist. Ich trete deshalb heute vom Amt des Bundespräsidenten zurück.

I.

Im Škoda Yeti zurück nach Großburgwedel

PROLOG

Der Weg von der Berliner Pücklerstraße 14 führt über Kopfsteinpflaster vorbei an kräftigen Kastanien. Vor der weiß verputzten Jugendstilvilla im vornehmen Stadtteil Dahlem schließt sich das Tor zum Dienstsitz des Bundespräsidenten. Nach 400 Metern geht es über die Clayallee Richtung Autobahn.

Es ist stark bewölkt. Der Schneefall geht in Regen über. Vier Grad, der Verkehrsfunk warnt vor Eisglätte. 273 Kilometer sind es von hier bis Großburgwedel. Die Fahrzeit bis in die kleine Gemeinde nördlich von Hannover beträgt zwei Stunden und 47 Minuten, wenn die A 2 frei ist. Der Mann, der bei Gott geschworen hat, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, sitzt auf dem Beifahrersitz seines Škoda Yeti. Er trägt einen schwarzen Pullover, darunter ein weißes Oberhemd. Die Krawatte hat er abgelegt. Das Steuer hält Ehefrau Bettina in den Händen.

Es ist Freitag, der 17. Februar 2012. Seit drei Stunden ist Christian Wulff kein Bundespräsident mehr. Und Bettina Wulff nicht mehr First Lady. Kurz nach 11 Uhr hatte sich die weiße Flügeltür im Großen Saal von Schloss Bellevue ein letztes Mal hinter den Wulffs geschlossen. Nur noch das Klicken der Kameras war zu hören. Sonst nichts. In wenigen Sätzen hatte Christian Wulff gerade seinen Rücktritt erklärt. In vier Minuten und 13 Sekunden. Nach nur 598 Tagen im Amt. Die Amtszeit des zehnten Bundespräsidenten ist jetzt deutsche Geschichte.

Das Schauspiel um das deutsche Staatsoberhaupt, das zehn Wochen anhielt, war für das Land eine Katastrophe. Was nun kommt, ist eine persönliche Tragödie für das Ehepaar Wulff.

Auch wenn sich in der Bevölkerung zu dieser Zeit das Mitleid in Grenzen hält und die Diskussion um Wulffs Nachfolge längst begonnen hat, gilt die Frage: Was geschieht in einer Beziehung, wenn von jetzt auf gleich die gemeinsame Welt ins Wanken gerät – und schließlich einstürzt? Wenn Ehefrau und Ehemann den Fall von ganz oben ins absolute Nichts gemeinsam erleben. Wenn auch der Ehrensold kein Trost sein kann.

Genauer gefragt: Was geschieht gerade in der Beziehung von Christian und Bettina Wulff? Häme verbietet sich. Mitgefühl ist aber auch unangebracht. Denn Christian Wulff ist allein an Christian Wulff gescheitert. Weil er nach 37 Jahren in der Politik durch die Verführung von Geld und Glamour den Kompass für das verloren hat, was ein Politiker tun darf und was nicht. Weil er Grenzen überschritten hat, die ein Politiker nicht überschreiten darf. Und ein Bundespräsident erst recht nicht.

Am Vorabend des 17. Februar 2012 ist Bettina Wulff neben dem jüngsten Bundespräsidenten in der deutschen Geschichte eingeschlafen. Dem Ehepaar war an diesem Abend im Wohnzimmer der Dienstvilla in einem langen Gespräch bewusst geworden, dass die Situation aussichtlos ist und der Rücktritt am nächsten Tag die einzige Konsequenz sein kann.

Im Arbeitszimmer seiner Dienstvilla hatte Christian Wulff seiner Ehefrau ein erstes Mal die Rücktrittsrede vorgelesen. Er hatte sie mit seinem Staatssekretär Lothar Hagebölling, seiner Büroleiterin, seiner Pressesprecherin und einem befreundeten Juristen formuliert. Per SMS schickte die First Lady ihrer persönlichen Referentin vor dem Zubettgehen noch kurz die Nachricht über den bevorstehenden Rücktritt ihres Mannes.

Jetzt, keine 24 Stunden später, sitzt Bettina Wulff am Steuer des Škoda Yeti neben dem jüngsten Altbundespräsidenten der Republik. Neben dem Mann, dessen Weg von der Schüler Union in den Stadtrat seiner Heimatstadt Osnabrück über die Staatskanzlei in Hannover bis ins Schloss Bellevue geführt hatte. Und der jetzt alles verloren hat, das höchste Amt und seine Reputation.

Dabei war die Lebensplanung von Christian und Bettina Wulff am 30. Juni 2010, dem Tag seiner Wahl zum deutschen Staatsoberhaupt, eine andere. Er ist zu diesem Zeitpunkt 51 Jahre alt, sie gerade 36. Zehn Jahre, so die naheliegende Möglichkeit, würden sie im Schloss Bellevue residieren. Mit allen Privilegien eines Bundespräsidenten. Ohne die Angst vor der Abwahl, die ein Ministerpräsident alle vier Jahre erleiden muss. Ausgestattet – bei einer möglichen Wiederwahl zehn Jahre lang – mit 199.000 Euro Gehalt im Jahr. Dazu monatlich noch die Aufwandsentschädigung von 6500 Euro, mit der die Wulffs das private Personal bezahlen können. Und später dann, mit 61 Jahren, der Ehrensold, und das lebenslänglich.

So hätte es geschehen können. Christian Wulff aus Osnabrück – er wäre aufgenommen worden in die deutschen Geschichtsbücher zwischen Heuss und Heinemann, den Bundespräsidenten, die dem Ausland zeigten, dass es ein neues, ein anderes Deutschland gibt. Zwischen Richard von Weizsäcker und Roman Herzog, die ihrem Volk neue Orientierung gaben.

Aber es kommt anders: Am Vorabend dieses 17. Februar 2012 hatte das Korruptionsdezernat der Staatsanwaltschaft Hannover beim Bundestagspräsidenten Norbert Lammert beantragt, die Immunität des Staatsoberhauptes aufzuheben. Die Staatsanwaltschaft will gegen den Mann, der kraft seines Amtes im Staat als moralische Instanz gelten soll, wegen eines Korruptionsdelikts ermitteln.1

Jetzt also zurück nach Großburgwedel. Die Abreise der Wulffs muss an diesem denkwürden Freitag überstürzt erfolgt sein. Die »Süddeutsche Zeitung« notiert später, dass in der Einfahrt zur Dienstvilla noch eine gelbe Sandkastenschaufel und ein rot-blaues Eimerchen liegen. Spielzeug von Linus, dem dreijährigen Sohn der Wulffs.2

Wenige Tage später kommt der Umzugswagen und die Nachbarn sehen, wie die Möbelpacker die Kisten mit den Sachen ihres einstigen Bundespräsidenten in den Umzugswagen packen. Und schließlich auch die gelbe Sandkastenschaufel und das rot-blaue Eimerchen.

Bettina Wulff hatte sich in der Dienstvilla nie richtig wohlgefühlt. Ihr fehlten die »Wärme und das Gefühl von Zuhause«, wie sie es später beschreiben wird. Es war ihr trotz der Großzügigkeit dieser Jugendstilvilla in keiner Weise »warm und kuschelig«. Sie vermisste das Gefühl von Geborgenheit in der 150 Quadratmeter großen Dienstwohnung.3

Eigentlich hätten die Wulffs an diesem Tag ihre Koffer gepackt. Am Sonntag hätte es zum Staatsbesuch nach Afrika gehen sollen. Sambia, Burkina Faso, Elfenbeinküste und Tansania warteten auf den höchsten Mann Deutschlands. Der Staatsbesuch war schon für 2010 geplant gewesen. Damals fand er nicht statt, weil Wulff-Vorgänger Horst Köhler überraschend zurücktrat. Jetzt wieder ein Rücktritt und wieder kein deutscher Bundespräsident in Burkina Faso.

Die Wulffs sitzen in ihrem Škoda Yeti. Haben sie das Autoradio eingeschaltet? Der Deutschlandfunk berichtet, dass erste Politiker fordern, dem Mann auf dem Beifahrersitz den Ehrensold zu verwehren. Sie begründen es mit dem für einen Bundespräsidenten unehrenhaften Verhalten.

Was denkt der Mann in diesem Augenblick, der aus Schloss Bellevue eine »Denkfabrik« machen wollte, wie er es vor seiner Wahl versprochen hatte?

Worüber reden die Wulffs während der etwa dreistündigen Fahrt? Über den Kredit, der alles ins Rollen brachte? Oder über die Urlaube, die sie kostenlos bei Unternehmern genossen? Klagt Bettina Wulff, wie sie es später in ihrer Biografie schreibt, darüber, dass sie sich in ihrer Rolle als Ehefrau des Ministerpräsidenten und als First Lady nie hundertprozentig wohlfühlte? Ohne eigenes Einkommen, fremdbestimmt durch seinen Terminkalender. Oder fragt Christian Wulff seine Frau, warum sie unbedingt zum Filmball wollte, den ein Marmeladen-Hersteller für das Paar finanzierte? Vielleicht hat das Ehepaar Wulff während der 273 Kilometer aber auch einfach nur geschwiegen.

Christian und Bettina Wulff plagen am Nachmittag des 17. Februar 2012 Probleme, wie sie jedes Paar beim Verlust des Arbeitsplatzes und einem damit verbundenen Umzug plagen. Sie müssen einen Kindergartenplatz für Sohn Linus, eine Schule für Sohn Leander finden. Der Unterschied ist nur: Christian Wulff hat nicht nur seinen Arbeitsplatz verloren – sondern auch sein Ansehen und seine Würde.

Bettina Wulff wird in diesem Augenblick wohl nicht ahnen, was im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in den nächsten Tagen noch passieren wird. Christian Wulff, der studierte Jurist, kann es sich ausmalen. Der Staatsanwalt durchsucht zwei Wochen später das Eigenheim der Wulffs in Großburgwedel. In Begleitung von fünf Beamten des Landeskriminalamtes, vier Stunden lang. Computer-Daten, Handy-Verbindungen, Akten – alles stellen die Ermittler sicher.4 Eine 24-köpfige Ermittlergruppe wird in den nächsten Monaten 93 Zeugen vernehmen, 45 Bankkonten und eine Million Dateien auswerten.

72 Stunden vor dem Rücktritt ihres Mannes ist Bettina Wulff beim Staatsbesuch in Italien noch in der Staatskarosse durch das Damenprogramm chauffiert worden. In einem Altenheim der Giuseppe-Verdi-Stiftung in Mailand spielen ihr betagte Künstler auf Flöte und Klavier vor. Sie macht »bella figura«. Auf dem Weg wird ihre Limousine eskortiert von Polizei-Motorrädern und Sicherheitsbeamten im Konvoi. Sämtliche Straßen sind abgesperrt.

Jetzt sitzt Bettina Wulff am Steuer des schwarzen Škoda und muss in Großburgwedel bei Rot wieder an der Ampel halten.

Christian Wulff konnte seiner zweiten Ehefrau mehr bieten, als ein Mann von 52 Jahren seiner 14 Jahre jüngeren Frau gewöhnlich bieten kann: ein Leben im Schloss Bellevue. Begegnungen mit Staatsoberhäuptern in der ganzen Welt. Gesellschaftliches Ansehen. Geliehenes Geld, und geliehene Macht. Luxusurlaube in den Ferienvillen reicher Freunde – schon in den Flitterwochen. Was kann er – der Ehemann Christian Wulff – seiner jungen Frau jetzt noch bieten? Wer wird das Ehepaar noch zum Filmball einladen? Wer wird das Luxushotel in München bezahlen? Welcher Modedesigner würde kostenlos schicke Abendkleider in ein Klinkerhaus nach Großburgwedel liefern?

Bei der Ankunft in Großburgwedel parkt Bettina Wulff den Škoda vor dem sandfarbenen Klinkerhäuschen. Es ist 18.13 Uhr. Es sind noch 20 Tage bis zum Großen Zapfenstreich.

II.

Der etwas andere Bundespräsident

EIN PORTRÄT

Der zehnte Präsident der Bundesrepublik Deutschland ist in allen Belangen ein etwas anderer Präsident. Christian Wulff ist der erste deutsche Ministerpräsident, der erst im dritten Anlauf in sein Amt gewählt wird. 1994 ist der Christdemokrat mit 35 Jahren der jüngste Spitzenkandidat, den die CDU bis dahin nominiert hat. »Indes verführt das ebenso verbindliche wie bürgerlich brav wirkende Auftreten des Kandidaten dazu, seinen Machtwillen zu übersehen und seine Fähigkeit, sich auch bei harten Kontroversen nicht selbst auszugrenzen«, schreibt Giovanni di Lorenzo im November 1992 in der »Süddeutschen Zeitung« in einem Porträt über den jungen Kandidaten.5 Schon damals lässt der Politiker, der aus eher schwierigen Verhältnissen stammt, durchscheinen, dass er zu den Besseren dazugehören will. »Inzwischen zeigt er auch gerne die bescheidenen Insignien bürgerlichen Wohlstands vor, die er bis heute erringen konnte«, heißt es in dem Porträt. Das neu bezogene Haus gehöre dazu. Aber auch der dunkelblaue Mercedes 260 E mit Autotelefon.

Die Landtagswahl in Niedersachsen verliert Christian Wulff im März 1994. Auch 1998 unterliegt er dem Amtsinhaber Gerhard Schröder. Erst am 2. Februar 2003 – der andere Niedersachse ist inzwischen Bundeskanzler – stürzt er mit den Stimmen der FDP die SPD-Regierung von Sigmar Gabriel. Am 4. März 2003 leistet er seinen Amtseid als Ministerpräsident Niedersachsens.

Ein Mann am Ziel seiner Träume. Regierungschef im flächenmäßig zweitgrößten Bundesland. Angekommen aus einfachen Verhältnissen im höchsten Amt in Niedersachsen. Später erklärt Christian Wulff: »Für das Amt des Ministerpräsidenten bringe ich alle Voraussetzungen mit. Das ist mir quasi auf den Leib geschneidert.«6

Der Mann aus Osnabrück, so ist es in fast jedem Porträt über ihn zu lesen, gilt als Schwiegermutter-Typ. Das ist kein Kompliment. So wird Wulff zunächst unterschätzt, weil er hölzern und spröde wirkt. Und weil ihm – im Gegensatz zu seinem ständigen Bezwinger Gerhard Schröder – etwas fehlt: Charisma. Spürbare Freude am Leben. Erkennbarer Glaube an den Sieg. Schröder ist Cohiba, Wulff maximal Marlboro light.

Christian Wulff ist bei seiner Wahl zum Bundespräsidenten am 30. Juni 2010 mit 51 Jahren das jüngste Staatsoberhaupt der deutschen Nachkriegsgeschichte. Theodor Heuss kommt mit 65 Jahren ins Amt, Gustav Heinemann ist bei seiner Wahl knapp 70, Johannes Rau 67 Jahre alt. Es ist eine Nervenschlacht bei Wulffs Wahl am 30. Juni 2010. Eine Zitterpartie, von der es später heißt, das höchste Amt, das in Deutschland zu vergeben ist, sei eine Beute der Partei gewesen. Eine Beute von Angela Merkel und ihrer CDU.

Die Bundesversammlung wählt Christian Wulff erst im dritten Wahlgang gegen die Stimmen der SPD und Linken. Sein Gegenkandidat ist Joachim Gauck. Der ehemalige Chef der Stasi-Unterlagenbehörde wird Wulff am 18. März 2012 mit 991 von 1228 gültigen Stimmen ins höchste Amt folgen.

Christian Wulff ist auch der erste Bundespräsident, der ins Visier der Staatsanwaltschaft gerät. Am Abend des 16. Februar 2012 beantragt die Staatsanwaltschaft Hannover beim Präsidenten des Deutschen Bundestages, die Immunität des Bundespräsidenten aufzuheben. Die Strafverfolgungsbehörde will gegen den ersten Mann im Staat wegen eines Korruptionsdelikts ermitteln. Der Vorwurf: Vorteilsannahme nach Paragraf 331 des Strafgesetzbuches. »Ein Amtsträger oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.«7

Am 17. Februar 2012 um kurz nach 11 Uhr gibt Christian Wulff seinen sofortigen Rücktritt im Großen Saal von Schloss Bellevue bekannt. Nach nur 598 Tagen im Amt. Damit ist er der Bundespräsident mit der kürzesten Amtszeit.

»Ich habe Fehler gemacht«, räumt Wulff in seiner Rücktrittsrede ein. Und er sagt: »Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen hat gezeigt, dass dieses Vertrauen und damit meine Wirkungsmöglichkeiten nachhaltig beeinträchtigt sind. Aus diesem Grund ist es mir nicht mehr möglich, das Amt des Bundespräsidenten nach innen und nach außen so wahrzunehmen, wie es notwendig ist. Ich trete deshalb heute vom Amt des Bundespräsidenten zurück.«8

Der Sturz des Christian Wulff. Nie zuvor in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist ein Politiker so tief gefallen.

Wer war der zehnte Präsident der Bundesrepublik Deutschland? Wer ist Christian Wulff? Der Mann aus Osnabrück, der mit 15 Jahren in die CDU eintritt und die folgenden 37 Jahre seines Lebens in der Politik verbringen wird, bis zum bitteren Zapfenstreich.

Es gibt unterschiedliche Quellen, um dem Menschen Wulff und dem Politiker Wulff näherzukommen. Um etwas mehr über ihn zu erfahren, kann man mit Freunden, politischen Beobachtern und Wegbegleitern sprechen. Man kann Biografien lesen. Oder den offiziellen Lebenslauf. Dieser Lebenslauf ist veröffentlicht auf der Internetseite des Bundespräsidenten. Da steht:

Christian Wulff wird am 19. Juni 1959 im niedersächsischen Osnabrück als zweites Kind von Rudolf und Dagmar Wulff geboren. Am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium legt er das Abitur ab. Christian Wulff engagiert sich früh als Schülersprecher, Studentenvertreter und in den Jugendverbänden Schüler Union und Junge Union.

Von 1980 bis 1986 studiert Christian Wulff Rechtswissenschaften mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt an der Universität Osnabrück. 1987 leistet er sein Referendarexamen in Hannover, danach sein Referendariat am Oberlandesgericht Oldenburg und legt 1990 sein Assessorenexamen in Hannover ab. 1990 tritt Christian Wulff in eine Rechtsanwaltskanzlei ein.

1986 wird Christian Wulff für die CDU Mitglied im Rat der Stadt Osnabrück, von 1989 bis 1994 ist er deren Fraktionsvorsitzender. Christian Wulff bleibt Ratsmitglied bis 2001. 1994 wird er in den Niedersächsischen Landtag gewählt. Im März des Jahres wird er Fraktionsvorsitzender, im Juni Landesvorsitzender seiner Partei in Niedersachsen. 1998 wird Christian Wulff zu einem der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU gewählt.

Christian Wulff heiratet 1988 Christiane Vogt, mit der er eine Tochter hat. Annalena wird 1993 geboren. 2006, nach 18 gemeinsamen Jahren, trennen sich die Eheleute einvernehmlich. 2008 heiratet Christian Wulff Bettina Körner. Gemeinsam mit ihr hat er einen Sohn. Linus Florian wird 2008 geboren. Bettina Wulff bringt einen Sohn, Leander, geboren 2003, in die Ehe mit.

Nach den Landtagswahlen 2003 wird Christian Wulff am 4. März von den Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags zum Ministerpräsidenten gewählt und in dieser Position am 26. Februar 2008 bestätigt. Das Amt des Ministerpräsidenten hat er bis zum 30. Juni 2010 inne, dem Tag der 14. Bundesversammlung. Die Bundesversammlung wählt Christian Wulff zum zehnten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Seitdem ruht auf seinen Wunsch seine Mitgliedschaft in der CDU.

Christian Wulff ist seit 2001 Schirmherr des Bundesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Christian Wulff ist katholisch. Er ist Ehrendoktor der Tongji-Universität in Shanghai, China, und der Universität Tokyo-Tsukuba, Japan.

2011 wurde Christian Wulff durch den Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem »Leo-Baeck-Preis« ausgezeichnet. Im gleichen Jahr bekam er die Ehrenmedaille des Deutschen Olympischen Sportbundes verliehen.9

So weit der offizielle Lebenslauf. Geradlinig. Nie Affären. Immer bergauf. Klassensprecher, Junge Union, Stadtrat, Landtag. Den Beruf als Rechtsanwalt übt er seit vielen Jahren nicht mehr aus. Eine typische Politiker-Karriere.

Man kann auch etwas über einen Menschen und Politiker erfahren, wenn man dessen persönliche Wegbegleiter und unabhängige politische Beobachter befragt. Der Autor Karl Hugo Pruys – in den siebziger Jahren Parteisprecher des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl – hat dies im Jahr 2006 für sein Buch »Christian Wulff. Deutschland kommt voran« getan.10

Ein Loblied ist es geworden, mit ausnahmslos positiven Strophen. So beschreibt Hans-Ulrich Jörges, Kolumnist der Illustrierten »stern«, den damals 45-jährigen Ministerpräsidenten mit den Worten: »Christian Wulff ist einer der sympathischsten, gewinnendsten und verbindlichsten Politiker des Landes. Hat er überhaupt Gegner, gar Feinde? Er hat. Denn in diesem strahlenden Wunderknaben aus Osnabrück, den jeder gerne umarmen möchte, verbirgt sich ein zweiter Christian Wulff. Einer, der zielstrebig, unermüdlich und detailversessen an seinem politischen Fortkommen arbeitet. Zuweilen macht er dabei Fehler, und manchmal lässt er sich durch taktischen Tagesgewinn verführen. Ein andermal ist er auch ganz plötzlich allein. Jedenfalls erscheint er dann als politischer Einzelgänger, der politische Konkurrenten, Neider oder auch nur solide Kritiker auf den Plan ruft. Aber er hat ja Zeit; die arbeitet für ihn. An denkerischer Brillanz ist ihm vermutlich Roland Koch überlegen, doch wenn es morgen oder übermorgen darum ginge, wer die Union – nach Angela Merkel – in eine Bundestagswahl führt, würde Wulff wohl über den Hessen triumphieren. Denn er ist unschlagbar smart. Und das wiegt schwer. Hätte er auch noch ein politisches Anliegen von Gewicht und Beständigkeit, wäre seine Zukunft so strahlend wie sein Äußeres.«11

Auch Sigmund Gottlieb, Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, sieht für Christian Wulff nach dessen Wahl zum Ministerpräsidenten nur einen Weg – den weiter nach oben. »Wulff ist der einzige Hoffnungsträger der Union, der es schaffen könnte, die seit der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands existierende strukturelle linke Mehrheit aufzubrechen. Der Niedersachse verfügt über ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Daher zählt er zu den wenigen Politikern in Deutschland, die das verloren gegangene Vertrauen in die Politik wiederherstellen können.«12

Und David Groenewold, der Film-Finanzier aus Berlin, über dessen Gefälligkeiten Christian Wulff später stürzt, erklärt: »Jung, integer und – auch nach über 25 Jahren in der Politik – immer noch begeisterungsfähig, wenn es um die Menschen geht: das ist für mich Christian Wulff. Charmant wie nur wenige Politiker – aber ein Bullterrier, wenn die Interessen Niedersachsens auf dem Spiele stehen. Ich wünsche mir mehr Wulffs in der deutschen Politik – und wenn das nicht geht, dann bitte wenigstens mehr Wulff!«13

Schauspieler Thomas Heinze, befreundet sowohl mit Groenewold wie auch mit Wulff, legt noch einen drauf: »Als Schauspieler glaube ich an das Individuum, den Einzelnen. Parteien und deren gemeinsame Inhalte waren mir immer etwas suspekt. Gäbe es allerdings die CWU (Christian-Wulff-Union), würde ich ernsthaft erwägen, doch noch Mitglied zu werden.«14

Ein weiteres Buch über Christian Wulff trägt den Titel »Christian Wulff. Der Marathonmann«, geschrieben von »Focus«-Redakteur Armin Fuhrer, der mit Wulff dafür viele lange Interviews führte, als der noch Ministerpräsident von Niedersachsen war. Diese Biografie erscheint im April 2006.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist denkbar ungünstig. In dem Buch wird Christian Wulff als treusorgender Ehemann und Familienvater beschrieben, dem Ehefrau und Tochter das Wichtigste sind. Ärgerlich für den Autor ist: Nahezu zeitgleich mit der Veröffentlichung des Buches lernt der CDU-Politiker seine neue Lebensgefährtin Bettina Körner kennen, eine Pressereferentin aus dem niedersächsischen Großburgwedel. Blond, sympathisch, attraktiv, 14 Jahre jünger.

Von der außerehelichen Beziehung des Christdemokraten wissen die Öffentlichkeit und Wulffs Ehefrau Christiane im Frühsommer 2006 nichts. Erst zwei Monate nach Erscheinen des Buches, im Juni 2006, gibt Marathonmann Wulff die Trennung von Ehefrau Christiane offiziell bekannt und stellt die neue Lebensgefährtin vor. So ist die Biografie »Christian Wulff. Der Marathonmann« ein Lehrstück dafür, wie Politiker in den Medien das eigene Bild für die Öffentlichkeit manipulieren.

In der Wulff-Biografie werden die Tugenden des Ministerpräsidenten beschrieben: treu, bescheiden, charakterfest. Fotos zeigen den Landesvater im Kreis seiner Familie – mit Hund. Unter dem Foto steht: »Wulff mit Annalena und Hund Momo. In schweren Zeiten findet der Oppositionsführer Halt bei der Familie.«15

Biograf Fuhrer beschreibt in seinem Buch, welchen Stellenwert die Familie für Christian Wulff genießt. »Tatsächlich weigert Wulff sich, nach Hannover umzuziehen. Er hängt an seiner Heimatstadt und will Christiane nicht aus ihrem Umfeld reißen. Oft lässt er sich von seinem Fahrer André Gechter spätnachts die 130 Kilometer nach Osnabrück fahren. Das Familienleben, und sei es noch so eingepackt zwischen Terminen, ist ihm wichtig und spendet neue Kraft für den harten Alltag. Trotzdem finden Mitarbeiter, die es wissen müssen, den Vorwurf, er sei zu wenig präsent, an den Haaren herbeigezogen. Und wenn die Putzfrauen sich morgens in der Dunkelheit um vier Uhr im Leineschloss an die Arbeit machen, wundern sie sich bald nicht mehr, wenn im Büro des Fraktionsvorsitzenden wieder einmal noch das Licht brennt.«16

Kurz gesagt: Der Politiker Christian Wulff ist einerseits ein Arbeitstier, das sich für das Land und seine Bürger aufreibt. Andererseits ein fürsorglicher Familienvater, bei dem Frau und Kind im Mittelpunkt stehen. So geht es weiter im Wulff-Buch, Seite für Seite.

»Ich kann schon mal tagelang von morgens um sieben an Interviews geben und abends um elf noch eine Rede halten«, beschreibt Wulff in dem Buch »Besser die Wahrheit« seine Gewohnheiten. »Aber nachts durch die Gemeinde ziehen, Geselligkeit pflegen im Sinne von Alkohol und verrauchter Luft, das ist nicht mein Ding.«17

Da ist man geneigt zu fragen: Hat dieser Mann, dieser christdemokratische Politiker, wirklich keine Laster?

Weiter lässt sich Christian Wulff zitieren: »Wenn ich mein Pensum erfüllt habe, dann bin ich gerne zu Hause, sitze noch am Schreibtisch, gucke ein bisschen fern oder trinke noch ein Glas Saft.«18

Ist das tatsächlich der Alltag von Christian Wulff im Jahr 2006? Tagsüber spaßbefreit zwischen Politik und Podium? Am Abend vor dem Fernseher mit einem Glas Saft in der Hand?

Nur: Das Leben von Christian Wulff ist im Frühsommer 2006 ein ganz anderes. Ein Leben zwischen zwei Frauen. Wahrscheinlich mit den bekannten und oft unvermeidlichen Begleiterscheinungen, mit Notlügen und Heimlichtuerei. Am 6. April 2006 hatte er die Pressereferentin Bettina Körner während einer Auslandsreise nach Südafrika kennengelernt und ihr gleich eine SMS geschickt. Es folgten viele SMS und Telefonate, dann heimliche Treffen in ihrer Wohnung. Im Juni 2006 gibt er schließlich die Trennung von Ehefrau Christiane bekannt.

Es ist das Ende einer langen Beziehung. An der Universität in Osnabrück hatten sich die Wulffs Ende der achtziger Jahre kennengelernt, beide studieren Jura. Über die Rolle der Frau an der Seite des Spitzenpolitikers notiert Wulffs Biograf Fuhrer: »Selten tritt sie an seiner Seite als Frau des Ministerpräsidenten auf, vor allem, weil sie sich unter ständiger Beobachtung der Medien nicht wohl fühlt. (…) Manches ist natürlich unvermeidbar, wie die Pressebälle. Da trifft man sich dann mit Freunden, das ist okay. Da kann es aber auch zu Missgeschicken kommen, wie auf dem Landespresseball in Hannover im Winter 2004. Das Ehepaar soll vor allen Leuten den Eröffnungswalzer tanzen.« In der Biografie erzählt Christiane Wulff, ihr Ehemann könne »bestenfalls minimalistisch tanzen«. Ein hilfsbereiter Hotelier aus Lanzarote, schreibt der Biograf, habe Christian Wulff während eines Urlaubs mal einen Crashkurs im Tanzen geben wollen. Doch Wulff habe dies mit einer guten Ausrede gerade noch verhindern können: »Geschenke im Wert von mehr als zehn Euro dürfe er als Politiker nicht annehmen.«19

Das muss wiederholt werden: Einen Crashkurs im Tanzen – ein Geschenk im Wert von etwas mehr als zehn Euro während des Familienurlaubs auf Lanzarote – wollte Wulff als Politiker nicht annehmen. Das sagt der Mann, der wegen Gratis-Urlauben bei Millionären, einem dubiosen Hauskredit und seiner Schnäppchenjägermentalität später aus dem höchsten Amt fällt, das in der Bundesrepublik zu vergeben ist.

Über den Familienvater Wulff notiert der Biograf: »Annalena ist Christian Wulffs Ein und Alles. Er leidet darunter, sie viel zu selten zu sehen. Das kompensiert er ein wenig, indem er seiner Umgebung regelmäßig von ihr gemalte Bilder zeigt oder sie mit Geschichten über sie versorgt, wenn auch nicht immer mit dem neuesten, weil manch einer sie schon drei Mal gehört hat.«20

Neben dem Text ist ein Foto von Christian Wulff mit Annalena abgebildet. Vater und Tochter stehen sich gegenüber. Beide haben die Arme verschränkt. Der Landesvater lächelt seine Tochter gütig an. Unter dem Foto steht: »Interessiert und aufmerksam beobachtet der Vater, wie seine Tochter Annalena heranwächst.«

Die Biografie »Christian Wulff. Der Marathonmann« über den mustergültigen Familienvater ist gerade erschienen, da packt Christian Wulff zu Hause im Osnabrücker Herderweg die Umzugskisten und verlässt Ehefrau Christiane und Tochter. Mit Freundin Bettina bezieht er eine Dachgeschosswohnung in der Spinozastraße in Hannover. Nun muss sein Fahrer André Gechter spätnachts nicht mehr die 130 Kilometer von der Staatskanzlei in Hannover nach Osnabrück fahren.

»Focus«-Redakteur Armin Fuhrer erfährt von der Trennung seines »Marathonmanns« am 6. Juni 2006 aus der Zeitung. Das muss ärgerlich für den Biografen sein. Fuhrer hatte Wulff für das Heile-Welt-Buch zuvor mehr als zehnmal interviewt. Oft stundenlang. Immer wieder hatte Christian Wulff betont, wie wichtig ihm seine Familie und wie heil seine Welt sei. Dass sie zum Zeitpunkt der gemeinsamen Interviews längst zerbrochen war, davon erfuhr der Biograf nichts.21 An diesem 6. Juni 2006 liest er stattdessen, was Wulff über seine gescheiterte Beziehung sagt. Die sei nämlich schon lange keine richtige Ehe mehr gewesen: »In den letzten zwei bis drei Jahren ist Christiane und mir klar geworden, dass unsere Ehe trotz aller ehrlichen und ernsthaften Bemühungen keine Zukunft mehr hat.«22

Seit Jahren also ein Schauspiel. Noch-Ehefrau Christiane äußert sich nicht zur Trennung.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch wenn es die katholische Kirche anders sieht – es ist das Recht von Christian Wulff, nach 18 Jahren die eheliche Gemeinschaft aufzugeben. Gerhard Schröder ließ sich mit der vierten Ehefrau an seiner Seite zum Bundeskanzler wählen. Sein damaliger Vizekanzler Joschka Fischer ist gerade in fünfter Ehe verheiratet. In einer Zeit, in der jede zweite Ehe geschieden wird, beschädigt das Scheitern einer Ehe weder die politische Handlungsfähigkeit noch die persönliche Glaubwürdigkeit.

Aber wie glaubwürdig ist ein Politiker, der die Öffentlichkeit über sein Privatleben derartig täuscht? Ist es redlich, den treusorgenden Ehemann und Familienvater zu geben? Allein um den Werten einer Partei und den Erwartungen konservativer Wähler gerecht zu werden?

Christian Wulff hat akribisch an dem Bild gezeichnet, das die Öffentlichkeit von ihm haben soll. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen. Die Eltern trennen sich. Das Scheidungskind kümmert sich aufopferungsvoll um seine kranke Mutter, schafft dennoch den Schulabschluss, wird schließlich Rechtsanwalt. Ein Emporkömmling mit Tugenden, die mit Pflicht und Anstand umschrieben werden. So wie bei Gerhard Schröder, dem Christian Wulff bei zwei Landtagswahlen unterlag. Beide stammen aus ähnlichen Verhältnissen, beide wachsen im Nachkriegs-Deutschland praktisch ohne Vater auf. Für beide ist die Mutter deshalb die zentrale Figur in ihrem Leben.

Wulff und Schröder kommen beide aus schwierigen Verhältnissen. Doch da ist ein Unterschied in der Familiengeschichte der beiden Politiker. Ursprünglich stammen die Wulffs aus dem angesehenen und wohlhabenden Bildungsbürgertum. Christian Wulffs Großvater Wilhelm galt im westfälischen Westerkappeln als geachteter Pädagoge, er war Leiter der örtlichen Schule. Die Großmutter hatte ein ordentliches Vermögen mit in die Ehe gebracht. Wilhelm Wulff baute die sogenannte »Villa Wulff«, ein großes Haus mit parkähnlichem Garten.

Es gibt aber weitere Gemeinsamkeiten bei den Alphatieren aus Niedersachsen. Gerhard Schröder hat einen Halbbruder, Lothar Vosseler. Dieser Halbbruder erringt vorübergehend Berühmtheit durch eine Schlagzeile in der BILD am SONNTAG: »Ich bin Schröders Bruder. Ich bin arbeitslos.«23 Am nächsten Tag stehen Reporter aus der ganzen Welt vor seiner Tür. Vosseler erzählt die Geschichte der gemeinsamen Kindheit und berichtet über das ungetrübte Verhältnis zu seinem Bruder. Später wird Schröders Halbbruder Kolumnist bei der Kölner Boulevardzeitung »Express«. Der Kanzler soll nicht begeistert gewesen sein.

Auch Bundespräsident Christian Wulff hat eine Halbschwester. Sie ist das Kind seines Vaters Rudolf. Das Kind stammt von einer Servicekraft, die im gastronomischen Betrieb des Vaters arbeitet.

Die Halbschwester heißt Bettina Mertschat-Wulff. Sie wird von Christian Wulff in allen Interviews konsequent verschwiegen und kommt auch in keiner Biografie vor. Wenn Christian Wulff von seiner schweren Jugend und dem Leid der kranken Mutter erzählt, spricht er stets von zwei Schwestern. Von der zwei Jahre älteren Elisabeth und der neun Jahre jüngeren Natascha. Beide wie der Bruder Akademiker. Das passt in die Biografie des Aufsteigers, der in Porträts inzwischen als »Komet aus dem Emsland« beschrieben wird. Seine Halbschwester Bettina, die arbeitslos ist und von Hartz IV lebt, passt offenbar nicht ins Bild, sie wird von Christian Wulff schlichtweg totgeschwiegen.

Im Frühjahr 2011 geht die »Welt am Sonntag« im Leben des Christian Wulff auf Spurensuche. Der CDU-Politiker ist inzwischen Bundespräsident. Die Redakteure Manuel Bewarder, Uwe Müller und Marc Neller stoßen auf Wulffs Halbschwester. 13 Jahre hat sie ihren berühmten Bruder nicht mehr gesehen, zuletzt bei der Beisetzung des gemeinsamen Vaters. In der »Welt am Sonntag« gewährt die bis dahin geheim gehaltene Halbschwester einen Blick in die Familiengeschichte der Wulffs. Es sind jene Kapitel, die Christian Wulff stets überblätterte – dabei ist das Kapitel über seine Halbschwester gar nicht ehrenrührig.

Als sich die Autoren der »Welt am Sonntag« im Zuge ihrer Recherche über das Leben des neuen Bundespräsidenten bei Bettina Mertschat-Wulff melden, überlegt sie eine Weile, ehe sie sich mit den Reportern trifft. Über die Begegnung schreiben die Reporter später: »Sie erzählt, wie stolz sie auf Christian Wulff ist und das, was er erreicht hat. Nur, dass sie in seinem Leben, wie er es erzählt, als Einzige aus der Familie nicht vorkommt, ›mit keinem Wort‹, das versetzt ihr einen Stich.«24

Christian Wulff versucht diese Berichterstattung zu verhindern, wie er sechs Monate später auch die Berichterstattung über seinen dubiosen Hauskredit verhindern will. Auch diesmal tut er es mit Drohungen gegen die Zeitung.

Wie der Bundespräsident die Redakteure einschüchterte, beschreibt »Welt am Sonntag«-Chefredakteur Jan-Eric Peters am 3. Januar 2012 auf dem Höhepunkt der Affäre: »Ein paar Tage vor der Veröffentlichung des Artikels hat die Redaktion schriftlich Fragen an den Bundespräsidenten gestellt – alle blieben unbeantwortet. Stattdessen gingen in der Redaktion mehrere Anrufe aus dem Bundespräsidialamt ein mit dem Ziel, die Geschichte zu verhindern. Als klar war, dass wir den Artikel trotzdem veröffentlichen wollten, wurde einer der Reporter am Samstag wenige Stunden vor Redaktionsschluss ins Schloss Bellevue gebeten. Dort drohte der Bundespräsident unserem Reporter in einem langen Vier-Augen-Gespräch damit, dass er im Falle einer Veröffentlichung sofort eine Pressekonferenz einberufen und dort erklären würde, dass die ›Welt am Sonntag‹ eine Grenze überschritten habe. Außerdem kündigte er an, jede Zusammenarbeit mit der ›Welt‹ zu beenden, falls das Stück publiziert würde. (…) Ich habe trotzdem entschieden, die Geschichte zu veröffentlichen.«25

In der Vergangenheit versuchte Christian Wulff zu bestimmen, was über sein Privatleben gedruckt wird und was nicht, wohl in vielen Fällen mit Erfolg. Seine neue Situation, nicht mehr Herr des Verfahrens bei der Berichterstattung über ihn zu sein, ist für den CDU-Mann nun offenbar neu. Und so kann er später auch nicht verhindern, dass über seine zweite Ehefrau und deren Rolle in der Affäre geschrieben wird. Dass sie es war, die mit dem Air-Berlin-Chef während einer Veranstaltung über ihren geplanten Florida-Flug sprach, weswegen die Wulffs schließlich ein kostenloses Upgrade in die Business-Class erhielten. Dass sie einen Designer im Schloss Bellevue empfing, um sich teure Abendroben auszuleihen.

Biografien, Porträts und offizielle Lebensläufe erzählen das Leben des Christian Wulff. Aber auch Fotos können Geschichten über einen Menschen und seine Brüche und Veränderungen erzählen. Deshalb führt der nächste Gang ins Fotoarchiv.

Bei der Durchsicht der vielen Fotos kommt man zu der Erkenntnis: Der Ministerpräsident verändert sich mit der neuen Frau. Nicht nur optisch. Er trägt das Haar jetzt modern und nicht mehr streng gescheitelt. Über sein Erscheinungsbild sagte der alte Wulff früher: »Was mich betrifft – ich trage gerne und eigentlich immer Krawatte im Dienst, weil ich finde, dass man damit auch eine Ernsthaftigkeit zum Amt und im Amt deutlich macht.«26 Da sprach der spröde Wulff, der biedere Politiker, den selbst in seinem Umfeld einige als Spießer bezeichneten.

Den neuen Wulff sieht man von nun an auch mal im modernen Poloshirt und in Freizeithemden teurer Label. Man sieht ihn auf roten Teppichen und in der Umgebung, die ihm früher fremd, vielleicht sogar suspekt war. Mit berühmten Persönlichkeiten aus dem Showgeschäft, mit Schauspielern und Filmproduzenten. Er pflegt plötzlich einen Umgang – umgeben von Geld und Glamour –, der seiner ersten Ehefrau Christiane, die das Reiten mag und rote Teppiche mied, eher fremd war.

Es ist schwierig, im Fotoarchiv Bilder zu finden, auf denen Christian Wulff während der Zeit seiner ersten Ehe mit Prominenten aus dem Showgeschäft zu sehen ist. Man stößt auf andere Fotos: Sie zeigen Wulff, den ehrgeizigen Wahlkämpfer, der auch privat hölzern wirkt, so locker er sich bei den Fototerminen mit seiner Familie auch gibt. Beim Urlaub 2002 – damals noch in einer Pension im Allgäu und nicht in einer Villa in Florida. Das Foto zeigt die Wulffs am Frühstückstisch. Beide – Christian und Christiane – halten ein Handy ans Ohr. Ein Jahr später mit Töchterchen Annalena im Arbeitszimmer. Oder im Garten mit Tochter, Ehefrau und Hund, und beim Kauf eines Reitpferdes. Oder im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen: die Wulffs als Paten für zwei Löwenbabys, die sie auf die Namen Christian und Christiane taufen. Tochter Annalena ist auch auf dem Foto, sie streichelt einen Esel. Schöne heile Welt.

Mit der neuen Frau an seiner Seite verändern sich die Fotos. Jetzt erzählen sie vom neuen und ganz anderen Leben des Christian Wulff. Der Ministerpräsident und seine neue Partnerin – mitten im Glamour. Auf roten Teppichen, beim Oktoberfest, beim Filmball. Bussi-Bussi mit Schauspielerin Veronica Ferres bei einer Gala in Hannover. Veronica Ferres und Bettina Wulff Arm in Arm, Wange an Wange. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer und Christian Wulff stehen daneben, ihr Lachen zeigt eine Mischung aus Stolz und Freude. Die Wulffs – mal verliebt und händchenhaltend in der Dresdner Semperoper, mal küssend beim Bundespresseball.

Da drängt sich die Frage auf: Welche Rolle nimmt Bettina Wulff im Geflecht von reichen Freunden und spendablen Unternehmern ein? Ist es die junge Frau, die den Politiker in den Strudel von fragwürdigen Geschäften und Gefälligkeiten zieht? Fordert sie mehr, als er zu geben imstande ist? Oder ist es Christian Wulff, der seiner jungen Frau mehr bieten will, als er sich leisten kann?

Vielleicht ist schon diese Frage ungerecht. Aber Tatsache ist: Alle Vorgänge um Vergünstigungen und Vorteilsannahmen spielen nach Juni 2006, also nachdem Christian Wulff seine erste Ehefrau verlassen und Bettina Körner als neue Lebensgefährtin vorgestellt hat.

Zu dieser Zeit lernt Christian Wulff auch den Regisseur Dieter Wedel kennen, Autor preisgekrönter TV-Erfolge wie »Der große Bellheim« und »Der Schattenmann«. Der CDU-Politiker darf im Film »Mein alter Freund Fritz« mitspielen, einer Geschichte über Missstände an deutschen Krankenhäusern. Es ist eine kleine Rolle, Wulff spielt sich selbst, einen Ministerpräsidenten.

Wie würde Dieter Wedel nun den Absturz von Christian Wulff verfilmen? Polit-Satire oder eher private Tragödie?

Wedel will den tiefen Fall von Christian Wulff nicht verfilmen. Aber er weiß, wie ein solcher Film beginnen würde. Wedel schildert es so: »Da gibt es einen Politiker in der Midlife-Crisis, der eine sehr attraktive junge Frau kennenlernt, plötzlich noch mal ein neues Leben beginnen will und seine Ehefrau, als er erfährt, dass er nun auch noch Vater wird, um die Scheidung bittet. Die gelang dem Ehepaar lautlos, aber sie würde ihn bei mir im Film teuer zu stehen kommen. Er hat nun die junge schwangere Frau, einen guten Posten, aber keine Rücklagen mehr. Durchaus denkbar, dass er einen begüterten Freund um ein Darlehen oder eine Bürgschaft bittet, um für seine neue Familie ein Haus zu erwerben.«27

Hat Christian Wulff in seinem langen Politiker-Leben irgendwann die Fähigkeit verloren, einschätzen zu können, was legal und legitim ist? Wenn ja, wann hat er damit begonnen, Vorteile anzunehmen, die ihm nicht zustehen?

Mit dem Charakter und dem Wandel von Christian Wulff beschäftigte sich Michael H. Spreng, langjähriger Chefredakteur der BILD am SONNTAG und ehemaliger Wahlkampf-Berater der Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Jürgen Rüttgers.

In den Fokus seiner Charakterstudie rückt Spreng die Sehnsucht eines Provinz-Politikers aus Osnabrück, der kraft seines Amtes und der daraus resultierenden Möglichkeiten am Tisch der Großen und Reichen naschen will. Der durch die Politik Kontakt zu Menschen gewinnt, die in einer anderen Liga spielen als der ehemalige Rechtsanwalt aus Osnabrück. Wohlhabende Männer, deren Versuchungen er nicht widerstehen kann und über die er als Staatsoberhaupt und Mensch schließlich stürzt. In seinem Polit-Blog »Sprengsatz.de« schreibt Spreng unter dem Titel »Das Märchen vom Politiker im Glück« zum Höhepunkt der Wulff-Affäre:

»Nehmen wir einmal an, Sie sind Politiker und haben kein Geld. Sie verdienen zwar gut (etwa 8000 Euro netto im Monat), aber Sie haben Familie und eine anspruchsvolle Freundin, später müssen Sie davon zwei Familien ernähren. Da bleibt nichts für Urlaube in Florida, Italien, Mallorca und nicht einmal auf Norderney, kein Geld für Designerkleider Ihrer jungen Frau, kein Geld für teure Filmbälle, kein Geld für die Business-Class. Und wohnen müssen Sie zur Miete. (…) Und nehmen wir einmal an, Sie haben Minderwertigkeitskomplexe, Ihr Selbstwertgefühl war jahrelang großen Belastungsproben ausgesetzt, weil Sie als der ewige Verlierer galten. Und die Menschen, denen Sie die Hand gaben, wischten ihre Hand anschließend an der Hose ab. Sie sind wer (nehmen wir einmal an, Sie sind Ministerpräsident), aber irgendwie sind Sie doch keiner. Sie lechzen nach Anerkennung, Sie wollen endlich einer sein, der von den oberen Zehntausend respektiert und gemocht wird. Sie wollen dazugehören, auf dem großen Partykarussell mitfahren, und nicht nur auf den hinteren Politikseiten, sondern auch in den bunten Hochglanzblättern auftauchen.

Sie sind unzufrieden. Sie wollen strahlen wie eine 100-Watt-Birne, obwohl Sie doch nur ein relativ kleines Licht sind. Soll das schon alles gewesen sein, was Ihnen das Leben zu bieten hat? (…)

Plötzlich aber wächst die Zahl Ihrer bis dahin raren Freunde. Denn Sie sind ja endlich Ministerpräsident, davon gibt es nur 16 in Deutschland. Die Freunde Ihres großen Angstgegners, der Sie jahrelang zum Verlierer gestempelt hat, sind plötzlich auch Ihre Freunde, laden Sie in ihre Sterne-Restaurants ein, umschmeicheln Sie. Reiche, mächtige Männer, Rock- und Filmstars suchen plötzlich Ihre Nähe, wischen sich nicht mehr die Hände an der Hose oder am Kleid ab (…).

Plötzlich können Sie ein Haus kaufen, obwohl Sie kein Geld haben, den Kredit jemals zurückzuzahlen, denn Ihre Bonität ist immer noch CC. Das politische Amt könnte ja schon in wenigen Jahren wieder futsch sein. Der eine Freund zahlt das Haus und stellt seine Traumwohnung für die Zweithochzeit zur Verfügung, der andere seine italienische Villa für die Hochzeitsreise. Der nächste seine Villa auf Mallorca, der alte Freund sein Haus in Florida (…).

Jetzt sind Sie endlich einer, einer, der oben angekommen ist. Aber dann kommen die bösen Neider, jagdtrunkene Journalisten, die Ihnen alles wieder wegnehmen wollen. Die Ihnen vorwerfen, es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Die keinen Respekt vor wahrer Freundschaft haben, die Ihnen Korruption unterstellen, weil Sie einen Freund mit auf offizielle Reisen nahmen, einem anderen die Mitreise anboten.

Und plötzlich bricht Ihr ganzes schönes Leben zusammen. Sie stehen vor dem Abgrund, den Sie lange hinter sich glaubten. Sie verheddern sich in Widersprüche, täuschen und tricksen, erzählen Sachen, die den gesunden Menschenverstand beleidigen. Das alte Ego pocht wieder an: der Verlierer mit den Minderwertigkeitskomplexen. Keiner glaubt Ihnen mehr, keiner liebt Sie, die Freunde werden wieder rarer, viele wenden sich ganz ab. Die Angst wird Ihr täglicher Begleiter.«28

Diese Charakteranalyse klingt böse. Bitterböse. Ist sie aber auch unangemessen? Die Beschreibung Wulffs erinnert an eine Szene aus »Kir Royal«. Die sechsteilige Fernseh-Satire aus dem Jahr 1986 stammt von Patrick Süskind und Helmut Dietl. In »Kir Royal«, einem Glanzstück des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, geht es um zwei Männer. Der eine Mann besitzt viel Macht, aber wenig Geld, der andere viel Geld, aber kaum Macht.

Der Mann mit Geld ist in der TV-Satire der wohlhabende Generaldirektor Heinrich Haffenloher, gespielt von Mario Adorf. Der sagt zum Mann mit der Macht: »Ich kleb dich zu von oben bis unten. Mit meinem Geld. Ich kauf dich einfach. Ich kauf dir eine Villa, stell ich dann noch einen Ferrari davor. Deinem Weib schick ich jeden Tag einen Fünfkaräter. Ich schieb es dir hinten und vorne rein. Ich scheiß dich so was von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast. Ich schick dir jeden Tag Cash, im Koffer. Das schickste zurück, einmal, zweimal – vielleicht ein drittes Mal. Aber ich schick dir jedes Mal mehr. Und irgendwann kommt dann doch mal der Punkt, da bist du so mürbe und so fertig und die Versuchung ist so groß, dann nimmst es – und dann hab ich dich. Dann gehörst du mir. Dann biste mein Knecht. Ich mach mit dir, was ich will. Verstehste, Junge. Ich bin dir einfach über. Gegen meine Kohle hast du doch gar keine Chance. Begreifst du das denn nicht, mein Junge? Mensch, Baby, Junge, ich will doch nur dein Freund sein. Komm, und jetzt sag Heini zu mir.«29

Die Heinis von Christian Wulff – heißen sie Groenewold und Geerkens, Maschmeyer und Baumgartl? »Kir Royal«-Autor Helmut Dietl, dieser scharfzüngige Zyniker, würde den Aufstieg und den Fall des Christian Wulff auch nicht verfilmen. »Die Wulff-Posse ist einer guten Komödie unwürdig«, urteilt Dietl. »So was kann man im Bauerntheater aufführen.«30

III.

Kredit-Affäre Wulff

DIE RECHERCHE

500.000 Euro sind viel Geld. Besonders dann, wenn man keine 500.000 Euro hat. Und erst recht, wenn das eigene Girokonto bei einem verbleibenden monatlichen Nettoeinkommen von 3500 Euro um 12.534 Euro überzogen ist.31

Das ist in etwa die Situation von Christian Wulff im Juli 2008. Damals ist er Ministerpräsident von Niedersachsen. Ein Jahr zuvor hatte der CDU-Politiker nach 18 Jahren überraschend seine Ehefrau Christiane und das gemeinsame Haus in Osnabrück für seine neue Freundin Bettina Körner verlassen.

Mit der 14 Jahre jüngeren Medienreferentin hatte Christian Wulff im Oktober 2006 eine 120 Quadratmeter große Maisonette-Dachgeschosswohnung in der Spizonastraße in Hannover bezogen. Knapp 1300 Euro warm zahlten sie für ihr erstes gemeinsames Heim mit Terrasse und traumhaften Blick auf die Landeshauptstadt und die Eilenriede.

Jetzt, im Sommer 2008, da der gemeinsame Sohn Linus geboren wurde, will das Ehepaar Wulff die Dachgeschosswohnung aufgeben und ein Eigenheim erwerben.

Die Wulffs, inzwischen verheiratet, werden in Großburgwedel fündig, einer Gemeinde mit circa 10.000 Einwohnern in Niedersachsen. Es ist der Heimatort von Bettina Wulff, hier ist sie zur Schule gegangen, hier verbrachte sie ihre Jugend, hier wohnen auch noch immer ihre Eltern.

Im Oktober 2008 kauft das Ehepaar ein sandfarbenes Klinkerhaus mit hellblauen Fensterrahmen, an einem Wendehammer gelegen. Es ist kein schmuckes Haus; auf Bettina Wulff, die das Haus zunächst ohne ihren Mann besichtigt, wirkt die Inneneinrichtung bei der ersten Begehung »etwas altmodisch«.32 Die Großzügigkeit des Wohnzimmers mit den bodentiefen Fenstern, dem Kamin und den breiten Terrassentüren aber sagen ihr dann doch zu. Nur der ursprünglich geforderte Preis von 465.000 Euro – so schreibt Bettina Wulff in ihrer Biografie – habe ihnen zu schaffen gemacht.33

Vom neuen Heim der Wulffs erfährt die Öffentlichkeit vier Monate später. In einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk schwärmt Bettina Wulff im Februar 2009: »Wir haben uns ein kleines, 20 Jahre altes Häuschen gekauft. Es liegt in einer Sackgasse am Wendehammer. Wir gucken auf den Kirchturm, Kindergarten und Grundschule sind ganz in der Nähe. Eine schöne heile Welt.«34

Die Welt der Wulffs ist zu dieser Zeit wirklich schön und heil. Sie sind angekommen in ihrer neuen Zweisamkeit, die Heimlichtuerei um ihre außereheliche Beziehung ist Vergangenheit. Die Scheidung übersteht der Christdemokrat im konservativen Niedersachsen fast ohne Schrammen.

Trautes Heim, Glück allein? Nein. Das Eigenheim wird den Wulffs kein Glück bescheren.

Erst ist es nur ein Gerücht. Es wird direkt im engen Umfeld von Christian Wulff gestreut. Dann wird der Verdacht gezielt den Redaktionen verschiedener Zeitungen und Magazine zugespielt. Dieser Verdacht lautet: Ein wohlhabender Unternehmer aus Niedersachsen habe dem Ministerpräsidenten und seiner zweiten Ehefrau beim Kauf der Immobilie unter die Arme gegriffen. Auf jeden Fall – so heißt es zunächst noch hinter vorgehaltener Hand – sei der Kauf des Hauses nicht durch eine bankübliche Hypotheken-Finanzierung erfolgt. Der Grund dafür wird gleich mitgeliefert. Der Ministerpräsident habe – vorsichtig ausgedrückt – gerade einen finanziellen Engpass und hätte sich das Haus ohne fremde Hilfe niemals leisten können. Von privaten Kontakten, die Wulff neuerdings zu wohlhabenden Unternehmern in der Landeshauptstadt pflege, ist die Rede.

Wer könnte das sein? Carsten Maschmeyer, der AWD-Gründer und Versicherungsmillionär aus Hannover? Oder Martin Kind, der Hörgeräte-Multi? Vielleicht Dirk Roßmann, der Drogeriemarkt-König, in dessen Firmenzentrale Bettina Wulff als Pressereferentin arbeitete? Auch VW-Vorstandschef Ferdinand Piëch und RWE-Boss Jürgen Großmann werden in Erwägung gezogen. Ein konkreter Name fällt aber anfangs nicht. Es bleibt bei Andeutungen.

Hinweise auf mögliche Mauscheleien beim Erwerb der Immobilie kommen auch direkt aus der niedersächsischen Staatskanzlei. Welche Motive haben die Beamten dort, ihren eigenen Dienstherrn in Misskredit zu bringen? Sind sie in Sorge um die Unabhängigkeit des Ministerpräsidenten? Oder haben sie schlicht und einfach noch eine Rechnung mit ihrem Regierungschef offen?

Für Christian Wulff gilt, was für die meisten Spitzenpolitiker gilt: Sie lassen auf dem Weg nach ganz oben Enttäuschte zurück, die lange Wegbegleiter waren und auf der Strecke blieben. Wer in diesem knüppelharten Geschäft Jahrzehnte mit Einsatz der Ellenbogen strampelt, um über die Fraktion im Osnabrücker Stadtrat den Gipfel in Hannovers Staatskanzlei zu erreichen, kann auf Freundschaften nicht immer Rücksicht nehmen.

Doch zurück zum Verdacht und der eigentlichen Frage: Warum wäre es bedenklich, wenn sich der Ministerpräsident mit Hilfe eines niedersächsischen Unternehmers das Eigenheim hätte finanzieren lassen? Und diesem als Dank im Gegenzug möglicherweise in Ausübung seines Amtes gefällig ist? In diesem Fall wäre die Unabhängigkeit des Ministerpräsidenten nicht mehr gewährleistet, die für die Ausübung solcher Ämter erforderlich ist. Sollte der Verdacht stimmen, dann hätte sich Christian Wulff nach Paragraf 331 Strafgesetzbuch der Vorteilsannahme im Amt schuldig gemacht. Dieser Paragraf gilt für den Leiter des Bauamtes, der gegen Schmiergeld eine Baugenehmigung erteilt, ebenso wie für einen Ministerpräsidenten, der Gefälligkeiten erhält und sich in Ausübung seines Amtes dafür revanchiert.

Aber da ist noch ein anderer Aspekt. Sollte Christian Wulff als Ministerpräsident von Niedersachsen tatsächlich einen Kredit von einer privaten Person zu besonders günstigen Konditionen bekommen haben, wäre dies ein klarer Verstoß gegen das niedersächsische Ministergesetz. Da steht unter Paragraf 5, Absatz 4: »Die Mitglieder der Landesregierung dürfen (…) keine Belohnungen und Geschenke in Bezug auf ihr Amt annehmen.«35 Laut Runderlass sind auch »besondere Vergünstigungen bei Privatgeschäften« wie zinslose oder zinsgünstige Darlehen verboten.36

An dieser Stelle ist die naheliegende Frage: Warum ist der Regierungschef finanziell so schlecht aufgestellt? Warum ist er beim Kauf des Hauses offensichtlich auf die Unterstützung anderer angewiesen?

Ein Ministerpräsident, so viel ist klar, verfügt über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Die Besoldung von Christian Wulff ergibt sich im Jahr 2008 aus dem »Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Landesregierung«, wie das Ministergesetz offiziell heißt. Laut Paragraf 9, Absatz 1 des Ministergesetzes bekommt der Ministerpräsident von Niedersachsen 127,4 Prozent der Besoldungsgruppe B 10. Sein Brutto-Jahreseinkommen beträgt somit 155.363 Euro, versteuert blieben etwa 7850 Euro netto pro Monat. Nur ein Prozent der Bundesbürger verdient so viel.

Warum müsste sich der CDU-Spitzenpolitiker bei diesem Einkommen Geld bei Freunden leihen? Klar, die Scheidung von Ehefrau Christiane hat Geld gekostet. Plötzlich muss der Landesvater zwei Familien ernähren. Da ist Exfrau Christiane, mit der er eine 13-jährige Tochter hat. Und Ehefrau Bettina, die einen kleinen Sohn mit in die Ehe bringt. Dazu kommt der neue, aufwendigere Lebensstil des Ministerpräsidenten. Aufenthalte in Luxushotels und Fernreisen gehören plötzlich dazu.

18. Februar 2009: Es ist der Beginn einer aufwendigen Recherche. In der Redaktion von BILD ist zu dieser Zeit klar: Es liegen genügend Anhaltspunkte dafür vor, dass Wulffs Immobilie – vorsichtig formuliert – unter ungewöhnlichen Bedingungen finanziert wurde. Und es gibt Ansätze, denen die Reporter nachgehen müssen. Der erste Ansatz der Recherche ist: Über die Finanzierung der Immobilie in Großburgwedel kann ein Blick in das Grundbuch wichtige Erkenntnisse erbringen. Dabei sind drei Möglichkeiten denkbar.

Erstens: Im Grundbuch ist eine Bank als Gläubigerin eingetragen. Dann handelt es sich um eine übliche Eigenheim-Finanzierung – und der Verdacht wäre entkräftet. Wulff wäre, wie es vielen Politikern passiert, das Opfer einer Rufmord-Kampagne. Diese Kampagnen werden in der Politik nicht immer von der Opposition gefahren. Gegner sitzen in den anderen Parteien, Feinde oft in der eigenen.

Zweitens: Als Gläubiger ist ein bekannter und sehr wohlhabender Unternehmer aus Niedersachsen vermerkt. Der Verdacht wäre bestätigt. Der Fall wäre klar – und Christian Wulff in großer Erklärungsnot. Aber genau diese Variante ist eher unwahrscheinlich. Welcher Ministerpräsident könnte es sich leisten, privat Schuldner eines Unternehmers zu sein, der zudem noch seinen Geschäften im eigenen Bundesland nachgeht? Das wäre einsehbar für jeden, der in der Behörde des Grundbuchamtes Großburgwedel arbeitet. Und welcher Unternehmer möchte schon Gläubiger eines Spitzenpolitikers sein? Ihm ein kleines Vermögen leihen, ohne gleich dem Verdacht ausgesetzt zu sein, ihn zu korrumpieren?

Die dritte Möglichkeit: Im Grundbuch ist gar kein Gläubiger vermerkt. Das wäre ein Anhaltspunkt dafür, dass ein Dritter das Geld für den Hauskauf gab. Eine Person also, die nicht mit Grundpfandrechten im Grundbuch erscheinen will.

Um das herauszufinden, beantragt BILD-Reporter Nikolaus Harbusch am 18. Februar 2009 beim Grundbuchamt des Amtsgerichts in Burgwedel Einsicht in das Grundbuch. Der Antrag wird schriftlich per Fax gestellt.

Grundsätzlich genießt die Presse das Recht, Grundbücher einzusehen. Das entschied das Bundesverfassungsgericht bereits im Oktober 2000. Ein berechtigtes Interesse besteht immer dann und so weit – so das Bundesverfassungsgericht –, als die Grundbucheinsicht durch ein Informationsinteresse gerechtfertigt und die Grundbucheinsicht objektiv geeignet ist, diesem Ziel zu dienen.37

Das sollte bei Wulff und seiner Immobilie der Fall sein. Doch das Amtsgericht Burgwedel entscheidet anders: Der zuständige Beamte lehnt den Antrag auf Einsicht mit dem Hinweis ab, es bestehe kein öffentliches Interesse. Diese Begründung ist schwer nachvollziehbar. Ist es wirklich nicht von öffentlichem Interesse, ob ein Ministerpräsident sein Eigenheim mit Hilfe eines Unternehmers hat finanzieren lassen? Oder gilt für den Regierungschef des Landes Niedersachsen ein Promi-Bonus?

Es ist nicht klar, ob das Amtsgericht Christian Wulff vorab über die Anfrage des Journalisten informiert. Ausgeschlossen ist das nicht, immerhin ist der Ministerpräsident oberster Dienstherr des Landes und damit der einflussreichste Einwohner Großburgwedels.

Klar ist aber: Die Recherchemöglichkeiten sind zunächst erschöpft, andere Themen warten. Die Akte Wulff wird vorerst geschlossen.

30. Juni 2010: Die Bundesversammlung wählt Christian Wulff in Berlin zum zehnten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Erst im dritten Wahlgang setzt sich der Christdemokrat mit den Stimmen der CDU und der FDP gegen Joachim Gauck, den Pastor und ehemaligen Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, der von SPD und Grünen gemeinsam nominiert wurde, durch.

Ein neues Amt für Christian Wulff, das höchste. Doch der Verdacht, dass etwas faul ist an seiner Immobilien-Finanzierung bleibt. Und der wiegt nach der Wahl zum ersten Repräsentanten des Landes noch schwerer.