AlbTraum Cabourg - Stephanie Houben - E-Book

AlbTraum Cabourg E-Book

Stephanie Houben

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Beschreibung

Stephanie Houben taucht in ihrem Debütroman "AlbTraum Cabourg - Das Geheimnis vom Rosenhaus" mit ihrer Protagonistin Sophie in eine Welt zwischen Realität, Illusion und einer dunklen Vergangenheit. Sie liefert sich in ihren Träumen einen Wettlauf mit fremden Mächten, die sie in ihren Bann ziehen und Besitz von ihr ergreifen wollen. Fasziniert lässt sie sich ein, auf ein gefährliches Liebesabenteuer, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.

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EPUB
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Seitenzahl: 367

Veröffentlichungsjahr: 2022

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AlbTraum Cabourg

Das Geheimnis vom Rosenhaus

Stephanie Houben

© 2021 Stephanie Houben

Fotografien von: © Stephanie Houben

Coverdesign von: © Stephanie Houben

Lektorat: Gabi Claudia Stratmann (www.gabistratmann.de)

Satz & Layout: Gabi Claudia Stratmann (www.gabistratmann.de)

ISBN Softcover: 978-3-347-48069-8

ISBN E-Book: 978-3-347-48071-1

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Vorbemerkung

Viele von Ihnen werden jetzt sicherlich denken, da kommt schon wieder ein „Corona-Buch“ auf den Markt. Wie viele von Ihnen, hatte auch ich während dieser Zeit etwas mehr Zeit als geplant. Zeit, zum Nachdenken über das Geschehen, über den eigenen Lebensweg oder auch über lang gehegte Pläne. Einige von Ihnen werden diese „Mehr-Zeit“ genossen haben, um endlich mit der Familie, den Kindern sein zu können. Andere haben sich vielleicht Gedanken über ihre berufliche Zukunft gemacht. Wieder andere haben die Zeit möglicherweise dazu genutzt, um neue Projekte oder auch einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Wie auch immer Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Ihre Zeit verbracht haben, so wünsche ich Ihnen, dass diese für Sie ein Mehrwert war.

Ich habe die zusätzliche Zeit damit verbracht, dieses Ihnen vorliegende Buch zu verfeinern. Ich habe mich auf eine fantastische Reise begeben, die voll von Neuerungen, Herausforderungen und vielen Erkenntnissen war. Geschrieben habe ich es bereits in den 90er Jahren, also tatsächlich schon vor über 25 Jahren. Es war zugleich eine Reise in die Vergangenheit wie in die Gegenwart. Warum ich es ausgerechnet heute, also Jahre später aus der Schublade gezogen habe, weiß ich selbst nicht so genau. Was ich aber weiß, ist, dass es mich plötzlich an dieses Herzensprojekt zog. Die Zeit schien gekommen. So ist das mit Herzensprojekten, sie wollen gesehen und die Welt hinaus getragen werden. Diese Zeit habe ich mir am Ende auch für Sie genommen.

Von Kindesbeinen an beschäftigen mich übernatürliche Phänomene oder auch Science Fiction. Die Faszination des Unbekannten und Neuen hält mich bis heute in seinem Bann. Wohl wissend, dass es Phänomene gibt, die sich jeder Logik entziehen und die nur schwer zu beweisen sind.

Damals am Strand von Cabourg floss es plötzlich aus meinen Fingern. Vielleicht lag es an der beeindruckenden Atmosphäre der Normandie, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Ich möchte Sie mitnehmen auf eine geheimnisvolle Reise in unsere Innenwelt. Tauchen Sie ein, in die Emotionen und Erlebnisse unseres Seins. Vielleicht kommen Sie an der ein oder anderen Stelle ja auch zum Nachdenken, müssen schmunzeln oder erkennen sich gar selbst.

Das Buch eröffnete mir die Erkenntnis, wie viel wir aus unseren menschlichen Irrtümern lernen können und wie großartig die Liebe zwischen zwei Menschen sein kann, aber auch wie verletzlich sie ist.

Diese Erkenntnis möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, näher bringen. Die Schönheit der Liebe, das Kribbeln des Ungewissen, die Energie des Lebens und die Kraft des Vertrauens. Besonders dann, wenn wir sie verloren haben.

Mein besonderer Dank für die großartige Unterstützung bei der Fertigstellung dieses Buches gilt meiner Mutter, die mich in jungen Jahren immer darin bestärkt hat, an mich und mein Projekt zu glauben und mich dazu ermuntert hat, es an den Markt zu bringen. Weiter gilt mein tiefer Dank meinem lieben Ehemann Klaus, der mich doch eine ganze Zeit lang entbehren musste und mich trotzdem geduldig darin bestärkt hat, dieses Buch mit Leben zu füllen. Selbst meine Euphorie in der Zusammenarbeit mit meiner Lektorin und Beraterin Gabi Claudia Stratmann hat er mitgetragen. Auch Gabi möchte ich meinen herzlichen Dank für ihre professionelle und verständnisvolle Art, mich durch das Projekt zu lotsen, bedanken. Ohne diese lieben Menschen wäre dieses Buch so nicht in die Welt gelangt.

Nun, liebe Leserinnen, liebe Leser, möchte ich Sie nicht weiter auf die Folter spannen. Wenn Sie bis hierher gelesen haben, werden Sie sicherlich neugierig geworden sein. Ich wünsche Ihnen viel Freude auf dieser spannenden und geheimnisvollen Reise in Cabourg.

Herzlichst Ihre

Stephanie Houben

Düsseldorf, 25. November 2021

„Manchmal zeigt sich der Weg erst,

wenn man anfängt ihn zu gehen.“

(Paul Coelho)

1

Schweißgebadet wachte Sophie auf. Senkrecht saß sie auf ihrer Couch in ihrem Wohnzimmer. Sie musste wohl eingeschlafen sein. Die langen braunen Haare klebten ihr in Gesicht und Nacken, sie atmete viel zu flach und zu schnell. Was war das denn? Sie hatte das Gefühl, dass der unheimliche aber doch attraktive Mann aus ihrem Traum immer noch in ihrem Zimmer weilte. Die Luft roch irgendwie salzig, wie am Meer. Seltsam, denn in St. Etienne gab es kein Meer. Ein Schauer rieselte über ihren Rücken. 

Wieso nur träume ich in letzter Zeit immer wieder denselben Traum, und das in dieser Intensität? Jedes Mal ging sie einen ihr unbekannten Strand entlang. Es war neblig, aber ihr war nicht kalt. Irgendwo im Nebel hörte sie jedes Mal eine männliche Stimme, doch sie konnte niemanden sehen. Die Stimme wirkte nicht bedrohlich, eher ging von ihr eine unheimliche Faszination aus. Wer war der Mann hinter dieser Stimme? Und was hatte dieser Traum nur zu bedeuten?

Als Sophie an diesem Tag erschreckt auf ihrer Lieblingscoach aufwachte, ahnte sie noch nichts von den seltsamen Geschehnissen, die vor ihr lagen. Ihre Augen brannten noch immer von den Tränen der vergangenen Wochen. Irgendwie schien alles ausweglos zu sein. Sie sah durch das geöffnete Fenster. Es war eine typische Sommernacht, wie sie sie liebte in den Cevennen, wenn sie nicht so verdammt schlechte Laune gehabt hätte. Das kleine Tal lag ruhig und friedlich vor ihr. Ein laues Lüftchen, nach würzigem Moos und Magnolien duftend, wehte über den schlummernden Gärten. Die Zikaden stimmten ihr fröhliches Konzert an und der Fluss plätscherte seine beruhigende Melodie. Nur diesmal hatte Sophie keine Freude daran, ihnen zuzuhören. Zu romantisch. Eigentlich wollte sie niemandem zuhören, sondern sich in den tiefsten Winkeln verkriechen. Ihr war alles egal, sie fühlte sich einfach nur elend. Mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck saß sie auf ihrer Couch, wollte nur ihre Ruhe haben und vor sich hin schmollen. Selbst die Sterne, die sie sonst stundenlang träumend und ohne Langeweile betrachten konnte, schienen ihre Traurigkeit zu spüren und versteckten sich hinter dünnen Nebelschwaden.

Jessis Stimme ließ sie jäh aufschrecken, »So geht das einfach nicht weiter. Reiß dich endlich zusammen.«

Ihre Augen funkelten zornig und nahmen die Farbe eines tiefgrünen Sees an. Erschrocken blickte Sophie Jessi an. Eine neue Seite im Wesen ihrer besten Freundin, die sie noch nicht kannte. Trotz ihres Wutausbruches schien sie eher besorgt zu sein als wütend.

Jessica war zwar manchmal ganz schön überdreht, aber echt in Ordnung. Normalerweise war sie der Fels in der Brandung und hatte Geduld für zwei. Mit großen Augen sah Sophie ihre Freundin an.

Kennengelernt hatte sie Jessi in St. Etienne vor rund zwei Jahren auf einer Geburtstagsparty von Catherine, einer ihrer Kommilitoninnen. An jenem Tag hatte sie zuerst überhaupt keine Lust hinzugehen, da das Geburtstagskind sonst eine richtige Schnepfe war. Sophie hatte keine blasse Ahnung, warum ausgerechnet sie eingeladen wurde. Doch dann gab sie sich schließlich einen Ruck, stylte sich mit ihrem blauen Lieblingskleid auf und machte sich auf den Weg. Warum sollte sie wegen dieser Schnepfe auf eine Party verzichten?

Wider Erwarten wurde es amüsanter als sie dachte. Etwa fünfzig bis sechzig Leute hatten sich eingefunden. Die Stimmung war prächtig. Auch die Männer, alles Studenten, die Sophie mehr oder weniger kannte, wurden von einem Glas Sekt zum anderen immer attraktiver. Davon abgesehen, waren schon einige Gläser nötig, um die meisten Kerle als gut aussehend einzustufen. Zumindest brachten einige sie zum Lachen. Also blieb sie.

Da tauchte Jessi plötzlich auf der Bildfläche auf. Ihr lässiges Auftreten mit schwarzer Lederhose und dem tarnfarbenen T-Shirt fiel Sophie sofort ins Auge. Sie machte mit ihrer geraden Haltung und ihrem lockeren Gang den Eindruck einer sehr selbstbewussten Frau, die genau wusste, was sie vom Leben erwartet. Sie wirkte genau so, wie Sophie gerne sein wollte. Ein Stich ging durch Sophie, als ihr dies klar wurde. Aber vielleicht konnte die Unbekannte ihr Tipps geben. Sie musste diese Frau unbedingt kennenlernen. In dem Moment sank ihr Selbstbewusstsein, sie fühlte sich augenblicklich so klein, sodass Sophie sich noch nicht einmal in ihre Nähe traute.

»Hey, ist ja mächtig was los hier«, sprach die Unbekannte Sophie eine halbe Stunde später an, gerade als sie daran dachte zu gehen, weil der Abend für Sophie irgendwie gelaufen schien. Jetzt wurde sie nervös.

»Kann man wohl sagen«, erwiderte Sophie vom Sekt leicht angesäuselt, »bist du eine Freundin von Catherine?«

»Nicht direkt. Ich kenne ihren Bruder. Er ist im gleichen Semester wie ich. Ein echt langweiliger Typ. Aber ich gehe eben zu gerne auf Parties. Und du? Du siehst auch etwas deplatziert aus?«, fragte sie Sophie. Danke, sehr aufmunternd, dachte Sophie sich. Diese direkte Art der Unbekannten erschütterte Sophie regelrecht. Jetzt fühlte sie sich noch kleiner.

»Tja, da hast du ziemlich genau ins Schwarze getroffen. Ich habe ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, warum Catherine mich eingeladen hat. Eigentlich wollte ich auch nicht kommen, aber mittlerweile finde ich es ganz nett hier. Die Musik ist gut, Getränke gibt es reichlich und die Kerle hier sind auch nicht zu verachten«, gab Sophie mit einem breiten Grinsen zum Besten, in der Hoffnung, dass ihre Unsicherheit nicht auffiel. »Na ja, ich habe schon schönere gesehen.« Ein unverhofft warmes Lachen strömte Sophie entgegen und ihre Unsicherheit löste sich allmählich auf. Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb. Den ganzen Abend lachten, tranken und lästerten sie ohne Unterlass. Seit diesem Abend waren sie unzertrennlich.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr wir auf einer Wellenlänge sind, obwohl sie in vielen Dingen das genaue Gegenteil von mir ist, dachte Sophie oft. Dies fing schon bei ihren Studienfächern an. Während sich Sophie der Literatur und alten Schriften widmete und meist in irgendwelchen Archiven verschwunden war, richtete Jessi sich voll auf den Sport aus. Sie erzählte Sophie, das ihre Mutter Leistungssportlerin war. Als Kind wurde sie schon von Wettkampf zu Wettkampf mitgeschleift. Was für eine Horrorvorstellung. Das hatte die drahtige junge Freundin wohl geprägt. Sophie dagegen konnte sich noch nie richtig für Sport begeistern. Bis jetzt hatte Jessi es auch selten geschafft, sie davon zu überzeugen, wie gut es tut, durch den Wald zu joggen oder sich im Fitnessstudio zu stählen. Ein, zwei Mal ließ sich Sophie dazu überreden, aber es war ihr einfach zu öde.

»Was finden die Leute eigentlich daran, immer wieder die Gewichte an den Geräten zu erhöhen, um dann mit gequälten Gesichtern unzählige Wiederholungen zu machen«, fragte sie. »Haben die keine besseren Einfälle ihren Tag zu gestalten? Also mir fallen da spontan mindestens zehn andere Alternativen ein. Da wäre beispielsweise Essen gehen, Kinobesuch und so.«

Weiter kam sie nicht, denn ein wenig neidisch auf ihre Freundin war sie schon. Vor allem auf die Bauchmuskeln, kein Gramm Fett war zu sehen und trotzdem wirkte Jessi nicht wie die magersüchtigen Zicken aus den Zeitschriften. Jessi war sehr groß, so etwa 1,80 m schätzte Sophie, hatte lange Beine und seidige, lockige rote Haare. Sie könnte auch Model sein, dachte Sophie oft. Anfangs hatte sie ständig versucht, Jessi dazu zu überreden, aber sie stand zu sehr mit beiden Beinen auf der Erde. Außerdem könne sie das Getue der Models nicht ertragen, meinte ihre Freundin. Irgendwann hatte Sophie es dann aufgegeben. Jessi wusste ganz genau, was sie will und das war gut so. Vor ein paar Wochen hatte sie Sophie anvertraut, dass sie nach ihrem Sportstudium nach New York gehen wolle, um dort in einem der berühmten Fitnesscenter als Trainerin zu arbeiten. So, wie Jessi zur Zeit drauf war, würde sie dies sicher ohne Mühe schaffen.  Sophie war froh, das sie Jessi getroffen hatte. Sie hatte ihr gezeigt, was eine starke Persönlichkeit ausmacht, nämlich frei und ohne Angst seinen Weg zu gehen. Fast hätte Sophie es auch geschafft, frei und ohne Angst vor ihrer Zukunft zu sein. Bis zu dem Zeitpunkt, als … »Oh, diese verdammten Kerle.«

Immer wieder gab Jessi ihr den nötigen Schubs, wenn sie völlig down war und sich zu nichts motivieren vermochte. Dabei konnte sie zwar manchmal ganz schön nervig sein, aber meistens half es, Sophie aus ihrem Schneckenhaus heraus zu holen. Es dauerte nur leider jedesmal etwas länger, bis Sophie sich das eingestehen konnte. Heute war wieder einer dieser Tage. Sophie hockte mit angezogenen Beinen in der Ecke ihres roten Sofas und schmollte. Dabei trug sie ihren heiß geliebten, inzwischen ausgeleierten grauen Jogginganzug und spielte gedankenverloren mit ihren struppigen schwarzen kurzen Haaren. Für wen sollte sie sich auch besonders herrichten? Es spielte ohnehin keine Rolle.

Bis vor ein paar Monaten war ihr Leben noch vollkommen in Ordnung. Bis sie Martin kennenlernte, die größte Katastrophe ihres bisherigen Lebens. Dieser Idiot.

Sie hatte ihn vor gut sechs Monaten auf einer dieser flippigen Studentenparties „Märchenfee sucht Märchenprinz“ kennengelernt. Wie abgedroschen. Damals machte sie sogar noch Scherze, dass sie womöglich wirklich an diesem Abend ihren Märchenprinzen finden würde. Jessi und Sophie besorgten sich kurzerhand im Second-Hand-Shop um die Ecke jeweils ein altes Abendkleid mit viel Tüll aus den Fünfzigern. Danach schoben sie ab. Sophie hatte sich ein kirschrotes Kleid herausgesucht, mit einer engen Corsage und einem mehr oder weniger abgewetzten Tüllrock, dennoch ganz brauchbar. Ein paar Pinselstriche hier und da und sie sah mit ein wenig Schminke aus wie Schneewittchen. Was hatten sie sich für eine Mühe mit den Kostümen gegeben, sie konnte es kaum glauben. Hätte sich Sophie allerdings vorher ihre nähere Zukunft von einer Kartenlegerin vorhersagen lassen, wäre sie wohl nie auf diese Party gegangen.

Es war richtig was los. Eine Menge Leute tanzten und lachten dicht gedrängt. Lauter Feen und Prinzen, die sich bei näherem Hinsehen allerdings schnell als Frösche entpuppten, gaben sich die Ehre. Die meisten hatten sich sehr viel Mühe mit ihren Kostümen gegeben. Wunderschöne Feen mit pastellfarbenen schwingenden Röcken und zarten Flügeln schwebten durch den Raum. Auch die Prinzen hatten sich herausgeputzt mit ihren schillernden Kostümen.

Der Alkohol floss reichlich und die Musik drängte die Freundinnen auf die Tanzfläche. Sophie schwang im Takt der Beats, als sie plötzlich innehielt. Das konnte doch nicht sein. Am Rand der Tanzfläche stand der schöne Mann aus ihren Träumen und lächelte ihr zu. Sein Outfit sah erstaunlich echt aus, allerdings eher wie ein Dandy aus den 20er Jahren, als ein Prinz. Sophie schaute gebannt zu ihm herüber. Sie spürte die Faszination und das Kribbeln aus ihren Träumen am ganzen Körper. Wer war dieser Mann?

Gerade als sie zu ihm gehen wollte, um das Geheimnis zu lüften, wurde sie von hinten unsanft von einem tanzenden Paar angestoßen und schmerzhaft in die Ferse getreten.

»Oh, entschuldige bitte. War keine Absicht«, kam es von der stark angeheiterten Cinderella.

Sophie stöhnte auf und rieb sich ihre malträtierte Hacke. Dabei verlor sie für einen Moment den faszinierenden Dandy aus den Augen. Als sie wieder hoch sah und zu ihm gehen wollte, war er verschwunden. Sophie sah sich überall um, in der Hoffnung, ihn wiederzufinden, doch er blieb verschwunden.

Der Abend war schon weit fortgeschritten, wobei die beiden Freundinnen sich prächtig amüsierten, als Sophie nochmals zur Theke ging, um ihnen einen Wein zu besorgen. Gerade kramte sie ihr Portemonnaie hervor, da stand er plötzlich vor ihr, der Traumprinz. Lässig angelehnt an einem der hohen, hölzernen Barhocker. Sophie fühlte sich völlig elektrisiert und ihr stockte der Atem, als sie ihn ansah. Damit hatte sie nicht gerechnet. In ihrem Magen kribbelte es gewaltig. Es war Liebe auf den ersten Blick. Groß, braungebrannt und ein umwerfendes Lächeln hauten Sophie glatt um. Seine blauen Augen funkelten im Licht der bunten Scheinwerfer. Ein Körper, wie ein Footballspieler, die Muskeln unter seinem weißen Hemd schienen zum anbeißen. Sophie musste ihn unbedingt kennenlernen, das stand für sie in dieser Sekunde fest. Also kramte sie in ihren Hirnwindungen nach Lektionen aus der Flirtschule, die sie einmal aus lauter Verzweiflung besucht hatte. Zunächst erstmal Blickkontakt schaffen, hinschauen, wegschauen, wieder hinschauen, diesmal etwas länger, wieder wegschauen. Dieses Spielchen zog sich eine ganz Weile hin. Jessi schien sie nicht sonderlich zu vermissen. Ein Blick in ihre Richtung verriet Sophie, dass sie gerade dabei war, intensiv mit einem Prinzen zu flirten. Also versuchte sie es weiter.

Tatsächlich schaffte Sophie es, den schönen Unbekannten auf sich aufmerksam zu machen. Als er schließlich mit zwei Gläsern Wodka-Lemon zu ihr hinüber kam, waren ihre Beine weich wie Pudding und sie wurde kreidebleich, aber sie war stolz, es geschafft zu haben. Jessi tanzte gerade mit einem weiteren Frosch, so dass Sophie auf sich allein gestellt war.

»Hallo, du bist mir schon länger aufgefallen. Möchtest du vielleicht etwas trinken?«, fragte er und bot ihr seinen Longdrink an.

Das der Spruch nicht besonders originell war und vermutlich ständig zum Anbaggern her hielt, störte Sophie nicht. Zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.

»Gerne«, sagte sie mit betont fester Stimme, während sie den Drink entgegennahm.

Ihre Knie schlotterten. Verkrampft hielt sie sich mit der linken Hand am Geländer der Tanzfläche fest, um nicht umzufallen oder gar zu stolpern. Guck woanders hin, starr ihn nicht so an, ermahnte sie sich immer wieder, aber irgendwie half es nicht wirklich. Nach dem zweiten Wodka-Lemon wurde sie dann endlich lockerer und fixierte ihn nicht mehr ununterbrochen. Mein Gott, was mag er für einen Eindruck von mir bekommen haben? Eine Landpomeranze hat Ausgang und sieht zum ersten Mal, dass es auch andere Wesen gibt? Die Gedanken kreisten in ihr, während sie versuchte, ihre Schokoladenseite aufrecht zu halten.

Ihre Unterhaltung verlief Anfangs irgendwie zäh, sie brauchten eine Weile, um aus einem anstrengenden Dialog in ein lockeres Gespräch zu gelangen. Immerhin wusste sie nun seinen Namen Martin Catteau. Er studierte Literatur wie sie selbst und stand kurz vor seinem Abschluss. Sie plauderten und tanzten den gesamten Abend miteinander. Hochgeistige Gespräche waren es nicht gerade, aber das war Sophie egal. Genau genommen, war das Gespräch eher ziemlich platt und normalerweise hätte sie schon nach fünf Minuten den Rückzug angetreten. An diesem Abend wollte sie nur, dass er sie einfach zusülzt, während sie an seinen Lippen hing und sich einbildete, sie wäre das schönste Wesen, dem er je begegnet sei. Mit seiner einnehmenden, humorvollen Art wickelte er Sophie ruckzuck um den Finger. So ganz anders als der Typ in ihren Träumen. Ihre Umgebung und vor allem ihre Freundin Jessi hatte sie dabei völlig vergessen. Jessi hingegen hatte Sophie nicht vergessen.

Nach etwa einer halben Stunde zog Jessi Sophie mit sich auf die Toilette, wo sie im Vorraum stehen blieben. Ausnahmsweise war keine andere Frau zugegen. Sonst musste man hier ständig Schlange stehen, um endlich auf’s Klo zu kommen, kurz bevor es zu spät ist.

»Hör mal, das ist keine gute Idee, dich mit diesem Typ einzulassen. Den kenne ich von der Uni, das ist ein Arschloch. Lass bloß die Finger von dem, bevor du sie dir verbrennst«, warnte Jessi ihre Freundin eindringlich.

Eigentlich hatte Sophie gedacht, ihre Freundin sei verärgert, weil sie sie so lange allein gelassen hatte, aber diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. Was redete ihre Freundin da überhaupt für einen Müll? So ein toller, netter, witziger, gut aussehender Mann soll ein Arschloch sein? Nie im Leben!

»Quatsch, du spinnst ja. Du bist wahrscheinlich nur selber scharf auf ihn«, knurrte Sophie, stürzte aus der Tür und sprach den ganzen Abend kein Wort mehr mit Jessi, dafür aber umso mehr mit Martin, bei dem sie auch später im Bett landete.

Hätte sie damals auf Jessi gehört, wäre ihr wohl einiges erspart geblieben. Trotz aller Warnungen, die Sophie später auch aus ihrem Freundeskreis erhielt, Martin sei ein übler Macho, der seine Frauen wie Unterhemden wechselte und ähnliches Zeug, verliebte sie sich in ihn. Nein, die Gerüchte konnten keinesfalls stimmen. Er war doch immer so lieb und zärtlich zu ihr und der Sex war auch fantastisch. Na ja, manchmal hatte er zwar plötzlich keine Zeit oder ließ tagelang nichts von sich hören. Das konnte im Studienstress schon mal vorkommen, dachte sie naiv. Für Sophie gab es fortan nur noch Martin. Dabei bemerkte sie nicht, wie sich ihre Freunde langsam zurückzogen, außer Jessi, die nicht aufgab. Martin hier, Martin da. Alles drehte sich bei ihr nur um ihn. Ja, sie glaubte sogar, sie hätte ihr Leben für ihn gegeben, wenn er es verlangt hätte. In ihrer blinden Verliebtheit nahm Sophie an, Martin würde sie genauso heftig lieben, wie sie ihn. Aber sie sollte sich gewaltig irren. Durch ihre rosarote Brille sah sie außer rosa Nebel nichts mehr.

Ihr gesamtes psychologisches Wissen, das sie während ihres ersten, aber dann doch abgebrochenen Studiums, gesammelt hatte, schlug sie bei diesem Mann in den Wind. Es war eine heiße und leidenschaftliche Affäre, aber die Liebe blieb vollends auf der Strecke. Eigentlich ging es ihm nur um Sex, das spürte sie. Obwohl, wenn sie ehrlich war, war es gigantisch. Er war der beste Liebhaber, den Sophie bislang hatte und sie genoss die Stunden mit ihm. Aber trotz allem war es nur Sex, keine Liebe, die ihn interessierte. Ihr Instinkt sagte es ihr deutlich, doch sie verschloss sich. Davon wollte sie nichts wissen. Tatsächlich hatte dieser Dreckskerl Sophie nur benutzt. Doch zu dieser Erkenntnis kam sie erst viel später. Sie hätte einmal auf ihre Freunde hören sollen, das wurde ihr schmerzlich bewusst. Doch wie war das schöne Sprichwort noch, wer nicht hören will, der muss eben fühlen.

Schließlich musste Sophie die traurige Wahrheit mit ihren eigenen Augen erfahren. Es war ein schrecklicher Moment, den sie nicht mehr vergessen würde. Vor ein paar Wochen kam sie eine Stunde früher nach Hause, da eine Unterrichtsstunde auf den Nachmittag verlegt wurde. So schnell sie konnte lief Sophie zu Martins Wohnung, da sie wusste, dass seine Literaturvorlesung erst um dreizehn Uhr stattfand. Ihr Verlangen nach ihm fraß sie halb auf. Allein schon bei dem Gedanken an Martin, begann es in ihrem Inneren heftig zu kribbeln. Als Sophie endlich angekommen war und die Tür zu seiner Wohnung mit dem Schlüssel, den er ihr mitgegeben hatte, öffnete, vermochte sie ihren Ohren nicht zu trauen. Konnte das sein? Ein heftiges Gestöhne aus seinem Schlafzimmer drang zu ihr hervor. Sophies Herz hämmerte ihr bis zum Hals. Das kann nicht sein. Es war nicht das einzige, was sie schockierte; als sie den Flur betrat, sah sie die Kleidungsstücke, die bis zum Schlafzimmer verstreut auf dem Boden lagen. Sie mussten es ziemlich eilig gehabt haben, um ins Bett zu kommen, durchfuhr es Sophie. Alles kam ihr vor, wie eine Szene aus einem schlechten Film. Nein, das konnte nicht real sein. Vielleicht sieht er ja einen heißen Film, versuchte sie sich zu beruhigen. Auch, wenn die Kleidungsstücke etwas anderes vermuten ließen. Auf Zehenspitzen schlich sie vorsichtig zu der Tür, aus der die Geräusche kamen. Hatte sie richtig gehört? An der Tür angekommen lauschte sie noch einmal.

Sie hatte! Sophie riss die Schlafzimmertür auf und starrte auf die ihr gebotene Szenerie. Ein schlankes, brünettes Mädchen lag splitternackt mit dem Rücken auf dem zerwühlten Laken und wand sich unter Martins Liebkosungen, wie die Schlange im Paradies. In ihrer Lust rief sie immer wieder seinen Namen, während Martin ihren Körper mit seiner Zunge streichelte.

Ein stechender Schmerz durchzuckte plötzlich Sophies Körper. Er schien sich selbst zu zerreißen. Gleichzeitig stiegen Gefühle wie Panik, aber auch völlige Hilflosigkeit in ihr auf. Jäh war sie nicht mehr die selbstbewusste, bis über beide Ohren verliebte Frau, die Sophie noch vor einer Stunde war. Sie fühlte sich nur noch wie ein hilfloses Kind, das sich nach einer Schulter zum Anlehnen sehnte. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht. Wie konnte sie nur so naiv sein.

»Du elendes Schwein«, presste Sophie angeekelt hervor, blieb aber bewegungslos in der Tür stehen.

Als die Beiden Sophie in der Tür stehend bemerkten, schämte sich das Mädchen furchtbar. Ihr Gesicht färbte sich purpurrot. Hastig zog sie sich die Decke über ihren Körper. Martin hingegen schien sich nicht mal sonderlich gestört zu fühlen. Im Gegenteil, er genoss ihre Reaktion geradezu. Stumpf bemerkte er: »Was glotzt du denn so? Ich amüsiere mich gerade mit Natalie, wie du siehst, na und? Was stehst du da noch herum. Hau endlich ab. Du störst oder willst du vielleicht mitmachen. Ja, wäre doch eine gute Idee. Ach ja, lass den Schlüssel hier, wenn du doch gehen willst.«

Geschockt und aschfahl im Gesicht von seinen Worten, starrte Sophie ihn an. Dieses Dreckschwein. Das war alles? Keine Entschuldigung? Kein ‚es-ist-nicht-das-was-du-denkst‘-Spruch? Schließlich sauste ihre Hand schallend in sein Gesicht. Was bildete der Kerl sich bloß ein? Da sie nicht unbedingt auf seine Reaktion warten wollte, knallte Sophie, noch immer fassungslos, den Schlüssel auf den Fußboden und stürzte heulend davon.

Ihre Freunde hatten die Wahrheit über ihn gesagt. Nur sie wollte wieder einmal recht haben. Dumme Ganz, schluchzte Sophie verbittert. Diese Erkenntnis traf sie nun wie ein Blitz. Warum hatte sie bloß nicht früher auf ihre Freunde gehört?

An diesem Tag kam Jessi erst am Nachmittag nach Hause, wo sie ihre beste Freundin wie ein Häufchen Elend mit verheulten Augen auf dem Sofa zusammengekauert vorfand. Da sie diese Situation hatte kommen sehen, machte sie Sophie keine Vorwürfe. Im Gegenteil, sie tat ihr einfach nur leid.

Zum Glück kam von Jessi nicht der erwartete Spruch ‚ich hab’s dir doch gleich gesagt‘. Dafür dankte Sophie ihrer Freundin im Stillen, denn darauf konnte sie im Augenblick gut verzichten. Wie Sophies Mutter es früher getan hatte, nahm Jessi ihre Freundin einfach in den Arm und schaukelte sie sanft, bis sie sich beruhigt hatte.

Sophie stürzte in ein tiefes Loch aus Liebeskummer. Wochenlang wollte sie niemanden sehen und ernährte sich nur von Kaffee und Luft. Wenn Jessi mich nicht behutsam und mit viel Geduld mit unzähligen Gesprächen bis tief in die Nacht wieder aufgebaut hätte, wäre sie vermutlich längst von irgendeiner Brücke in die Loire gesprungen, dachte sie heute noch mit Schaudern. Sie redeten lange und oft über diese Geschichte und es tat Sophie sehr gut. Jessi hörte ihr zu, stellte hin und wieder eine Frage und analysierte das Geschehene. Zwischenzeitlich kam sich Sophie vor, wie bei einem Psychiater, nur die Couch fehlte. Das Bild entlockte ihr sogar hin und wieder ein leichtes Lächeln.

»Du wärst sicherlich eine klasse Psychologin geworden. Warum hast du nicht diese Richtung eingeschlagen?«, fragte Sophie ihre Freundin eines Abends nach einem weiteren anstrengenden Gespräch, das kleine blaue Leinenkissen aus dem Griechenlandurlaub vor den Bauch gedrückt.

»Nein, danke«, winkte sie nur lachend ab, »wenn ich ständig Patientinnen wie dich hätte, könnte man mich spätestens nach einem Jahr einweisen lassen.«

»So schlimm bin ich nun auch wieder nicht, oder?«, tastete Sophie sich vorsichtig vor. Sie war sich nicht ganz sicher, ob Jessi dies wirklich ernst gemeint hatte. Manchmal wurde sie aus ihrer Freundin nicht ganz schlau, obwohl sie sich schon so lange kannten. Da Jessi sehr feinfühlig war, schien sie Sophies Unbehagen zu bemerken.

Sie knuffte Sophie leicht am Arm, grinste und meinte: »Nein, du bist schon ganz okay. Ich bin froh, dass es dich gibt.«

»Dann also, warum nicht?«, bohrte Sophie nach.

»Weißt du, es gab eine schlimme Phase in unserer Familie, in der meine Mutter einen Nervenzusammenbruch hatte, als mein Vater sie verließ. Ich hatte Tag und Nacht versucht, sie wieder aufzubauen, wie ich es bei dir getan habe, aber ich konnte ihr nicht helfen«, plötzlich fing sie an zu weinen und hielt sich ihre Hände vors Gesicht. »Oh Sophie, wie gerne hätte ich ihr geholfen.«

»Was ist passiert?« Sophie plagten leise Schuldgefühle, ihre Freundin in diese schlimme Erinnerung und sie zum Weinen gebracht zu haben. Sie verspürte das Bedürfnis Jessi über ihren Kopf zu streicheln.

»Sie hat sich das Leben genommen«, schluchzte Jessi in Sophies Arme. »Ich habe versagt.«

Sophie schluckte, damit hatte sie nicht gerechnet. »Nein, du hast nicht versagt, Jessi. Sag sowas nicht. Niemand hat versagt. Deine Mutter hatte sich dazu entschlossen, ohne daran zu denken, was du fühlen könntest. Bitte rede dir nicht ein, du hättest versagt«, versuchte Sophie sie zu beruhigen, aber es gelang ihr nicht sonderlich gut. Sie nahm ihre beste Freundin fest in ihre Arme und ließ sie weinen.

Jessi tat ihr so leid. In diesem Augenblick fühlten sie sich so nahe wie Schwestern, die einander zum Leben brauchten. Und es tat ihnen beiden gut, zu wissen, dass immer jemand da sein wird, der einen auffängt. Es war der Aufstieg aus Sophies Liebeskummerloch. Allerdings war es nur eine erste Stufe.

Heute war wieder einer dieser vielen düsteren Tage, wo Sophie sich nur noch in ein Loch verkriechen wollte. Vor ihr stand eine halb geleerte Flasche Rotwein, die leere Chipstüte und einige Papiere von diversen Schokoladenriegeln lagen daneben. Sophie sah förmlich die Kalorien wie kleine kugelige Männchen auf ihre Hüften springen. Jetzt war ihr noch übler und sie fühlte sich grauenhaft. Ein typischer Rückfall, analysierte Jessi treffsicher.

»Du kannst nicht so weitermachen«, schrie Jessi ihre Freundin an, die Hände in die Hüften gestemmt. »Du machst dich, und wenn das so weitergeht, auch mich damit kaputt! Willst du das wirklich? Sag, willst du das? Weißt du, langsam habe ich die Schnauze voll, bis oben hin.«

Ihre Stimme klang fast hysterisch. Es war das erste Mal, dass Sophie sie so erlebte. Ihre Augen glühten vor Wut und Verzweiflung. Nichts war von der coolen Jessi übrig geblieben. Sie wusste nicht mehr weiter. Seit mehr als zwei Stunden redete Jessi nun auf ihre Freundin ein, während sie im Zimmer auf und ab ging, kurz stehenblieb, um anschließend wieder durch das Zimmer zu laufen. Nun habe ich es anscheinend geschafft, meine beste Freundin in den Wahnsinn zu treiben, dachte Sophie erschüttert. Langsam begriff sie, was mit ihr geschah.

»Sieh ’ doch nur mal in den Spiegel«, Jessi holte den kleinen silbernen Spiegel aus ihrer Handtasche und streckte ihn ihrer bleichen Freundin herausfordernd entgegen. »Na los, trau dich.«

Verunsichert schloss Sophie die Augen, aus Angst, sich selbst ins Gesicht zu sehen. Jessi’s wütende Stimme schallte ihr wie aus einem riesigen Megaphon entgegen. Dann öffnete sie vorsichtig die Augen. Ein grauenhaftes Monster blickte Sophie an. Ihre Freundin hatte recht, sie sah wirklich entsetzlich aus. Ein fahles pickeliges Gesicht mit schwarzen Ringen und Falten unter den Augen schaute sie fragend an. Die schwarzen Haare hingen schlaff und ohne Form vom Kopf herab. Wer bist du, fragte sie sich plötzlich, denn sie erkannte die Person im Spiegel nicht mehr wieder. Wo ist die Sophie von vor einem Jahr geblieben, die so hübsch und lebenslustig über den Campus sprang? In diesem Raum war sie zumindest nicht. Hier saß nur ein selbstgerechtes, zusammengesunkenes Etwas voller Selbstmitleid. Oh mein Gott, ist ja eklig, dachte Sophie im ersten Schock und wandte entsetzt den Blick ab.

»Das ist nicht die Sophie, die ich kenne. Ich habe auch keine Ahnung, wo sie hin ist. Jetzt ist Schluss mit dem Geflenne! Du musst endlich raus, in eine völlig andere Umgebung. Wenn du hier bleibst und dich einigelst, wird alles nur noch schlimmer. Ändern kannst du ja doch nichts mehr.«

Jetzt stand Jessi vor ihr wie „Hägars“ Frau, die Hände in die Hüften gestemmt, die roten Locken hingen wirr in ihrem zornigen hilflosen Gesicht, Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie hat recht, dachte Sophie, aber sie reagierte nicht. Etwas hielt sie fest: ihre in den letzten Wochen zunehmende Verkrampfung.

»Wann kapierst du endlich, dass der Mistkerl dich wegen einer anderen hat sitzen lassen? Und du fühlst dich auch noch schuldig. Mensch, Sophie, nun komm schon. Mach es uns beiden nicht so schwer. Raff´ dich endlich auf«, Jessi’s Stimme klang verzweifelt, fast hysterisch.

Nach ein paar Minuten des Schweigens, in denen Jessi sich etwas beruhigte, sah sie Sophie mit einem gequälten Lächeln an. Ihre sonst so strahlenden grünen smaragdfarbenen Augen sahen nun matt und ausgebrannt aus. Noch immer sagte Sophie kein Wort, sondern saß nur unbeweglich auf dem Sofa, beide Beine angezogen von den Armen umschlungen. Ihre Gefühle schlugen Purzelbäume. Einerseits wusste sie, dass ihre Freundin recht hatte und es höchste Zeit wurde, dass Sophie zu sich kam. Andererseits genoss Sophie es auch ein wenig, sich hängen zu lassen und bemitleidet zu werden. Doch auf keinen Fall wollte sie riskieren, durch ihr Verhalten ihre beste Freundin zu verlieren.

Betreten knetete sie das blaue Leinenkissen. Da fiel Sophie wieder Jessi’s Mutter ein. Jessi musste damals ebenso verzweifelt gewesen sein und jetzt hatte sie vermutlich wieder Angst, zu versagen. Das durfte sie nicht zulassen. Sophie durfte sich nicht mehr hängen lassen, schon ihrer Freundin zuliebe nicht. Das schwor sie sich nun. Da kam Jessi mit der rettenden Idee.

»Vielleicht sollten wir für ein paar Tage wegfahren. Das bringt dich bestimmt wieder in Form«, sie setzte sich zu Sophie auf das rote Sofa. Ihre Stimme klang nun wieder ruhiger. Das Kinn auf ihre zerbrechliche Hand gestützt, sah sie Sophie nachdenklich an. Schließlich knuffte sie ihre Freundin freundschaftlich in die Seite. »Sonst wirst du hier noch alt und schrumplig! Soll ich das etwa verantworten?«

Die sonst so selbstbewusste und lebenslustige Jessi saß zusammengesunken neben ihrer Freundin, die Beine weit von sich gestreckt und war schon beinahe der Verzweiflung nahe. Ihre Kraft schien erschöpft. Erst jetzt wurde Sophie wirklich klar, was sie von ihrer Freundin verlangt hatte und fühlte sich richtig mies.

In diesem Augenblick tat Jessi ihr unendlich leid. Sie war so stolz auf ihre Freundin, die für sie gekämpft hatte wie eine Löwenmutter. Gleichzeitig war Sophie auch wütend auf sich selbst. Jessi hatte sich für sie aufgerieben, wie es nur eine Schwester getan hätte, wenn sie eine Schwester gehabt hätte. Durch dieses Erlebnis fühlte Sophie sich ihr noch verbundener als bisher.

Zudem hatte Jessi vollkommen Recht. Wie lange wollte sie noch diesem widerlichen Kerl nachtrauern? Und warum eigentlich? Sophie spürte, wie ihre Lebendigkeit in ihren Körper zurück strömte. Es musste etwas geschehen. Jetzt beginnt ein anderes Leben, dachte sie. Bei diesem Gedanken ahnte Sophie noch nicht, wie sehr es sich ändern sollte; Sie fühlte sich auf einmal stark und frei.

Zunächst atmete Sophie tief ein. Ihr plötzlicher Mut war ihr schon ein wenig unheimlich. Langsam löste sie sich aus ihrer starren Haltung und streckte sich. Es war, als ob eine schwere Last von ihrem Körper abfiel. So ähnlich muss sich ein Meditierender fühlen, wenn er aus tiefster Trance aufwacht, dachte sie. Absolute Entspannung. Dann sah Sophie ihrer Freundin entschlossen in die Augen und sagte mit fester Stimme: »Jessi, du bist so lieb, ich danke dir! Du bist wirklich die beste Freundin, die man haben kann.« Sie schloss die verdutzte Jessi in ihre Arme, die nun überhaupt nicht mehr wusste, was los ist. Misstrauisch blickte Jessi Sophie an.

»Es tut mir leid, dass ich mich dermaßen habe gehen lassen. Aber jetzt ist endgültig Schluss damit! Das Leben muss weitergehen. Oh je, jetzt rede ich schon wie meine Oma«, sagte Sophie mit einer wiederkehrenden Stärke in ihrer Stimme.

Plötzlich hatte sie das Verlangen, völlig albern loszulachen und ihre Freundin nochmals zu umarmen. Der Knoten war geplatzt. 

Obwohl Sophies plötzliche Entschlossenheit und vor allem ihr manischer Lachanfall Jessi ein wenig erschreckte, war sie erleichtert, dass Sophie das erste Mal seit Wochen wieder lachen konnte. Mit ihren großen grünen Augen blickte Jessi ihre Freundin erstaunt an. So ganz wollte sie der sprunghaften Eingebung ihrer Freundin nicht trauen, es waren einfach zu viele Gespräche geführt worden, von denen sie immer wieder dachte, es sei überstanden. Aber als sie Sophie in die meerblauen Augen sah, wusste sie in dieser Minute um Sophies Entschlossenheit. Sie lächelte erleichtert und runzelte leicht die Stirn. Dann knuffte sie Sophie mit dem Kissen neben ihr.

»Das wurde aber auch Zeit, du dumme Nuss. Ein paar Tage mehr und du hättest mich begraben lassen können«, neckte Jessi sie, wobei sie ihre Freundin glücklich an sich drückte.

»Hey, darauf köpfen wir noch eine Flasche Wein«, sagte Sophie, stand auf und holte eine Flasche Pinot Grigio aus dem Keller. In der Zwischenzeit hatte Jessi zwei Gläser aus ihrem reichhaltigen Flohmarktfundus aus dem Schrank genommen, kurz entstaubt und wartete auf dem Sofa auf sie. Als Sophie wieder ins Wohnzimmer kam fragte sie misstrauisch und mit besorgter Miene, da sie dem Braten immer noch nicht ganz traute: »Du hast es dir doch nicht nochmal anders überlegt und verfällst wieder in tiefe Depressionen, oder?«

»Nein, bestimmt nicht«, antwortete Sophie voller Überzeugung und hob zwei Finger, »Indianerehrenwort. Jetzt geht es wieder bergauf. Nun mach schon, lass´ uns anstoßen.«

»Mit Vergnügen, Madame«, lachte sie, schenkte den Wein ein und erhob das Glas mit seinem rubinroten Inhalt zum Toast.

»Auf eine schöne neue Zeit!«

2

Am nächsten Morgen schien die Welt für Sophie neu aufgegangen zu sein. Endlich sah sie keine tiefschwarzen Wolken mehr am Himmel. Im Gegenteil. Alles war hell und klar. Sie fühlte sich unbeschreiblich leicht, wie der Falke, der über ihrem kleinen Tal hinweg schwebte, um nach Beute zu suchen. Seit Martin sie vor sechs Wochen wegen dieser dummen Tussi verlassen hatte, schien für Sophie das Leben nicht mehr lebenswert zu sein. Doch nun hatte sie endlich einen Punkt erreicht, an dem sie erkannte, dass das Leben durchaus noch etwas anderes bieten muss. Da musste es sogar noch eine Menge mehr geben. Eventuell auch eine neue Liebe? Vielleicht, aber bitte nicht so schnell. Wieder schummelte sich Sophies Oma in ihr Gedächtnis. In ihrem Kopf hörte Sophie ihre helle, freundliche Stimme, die jetzt sagen würde: »Meine Kleine, du bist noch so jung und es gibt so viele nette Männer. Du wirst schon sehen, auf jeden Topf passt auch ein Deckel. Weißt du, als dein Großvater und ich geheiratet haben, waren wir auch nicht mehr die Jüngsten, aber wir haben uns doch gefunden. Und wir waren, bis er vor fünf Jahren starb, auch immer glücklich. Ein paar kleine Raufereien gab es zwar schon mal, aber wir waren immer füreinander da und sind nie ins Bett gegangen, bevor der Streit nicht geklärt war. Eines weiß ich ganz sicher: Du wirst es merken, wenn der Richtige da ist, mein Kind.«

Martin war es ganz sicher nicht. Leider hatte Sophie nicht mehr die Gelegenheit, ihre Oma um Rat zu fragen, da sie vor zwei Jahren starb. Bei dem Gedanken an ihre Oma musste Sophie schlucken, eine Träne rann über ihre Wange. Sie liebte sie über alles und vermisste sie schrecklich.

In dieser Nacht hatte Sophie wunderbar geschlafen. Zum ersten Mal war da auch wieder dieser schöne Traum, der sie sanft umhüllte. Sie und ihre Mutter schlendern friedlich einen schneeweißen Strand entlang. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verstehen. Gemeinsam genossen sie einfach nur die wärmenden hellen Sonnenstrahlen, die sie regelrecht umhüllten. Der Himmel erstrahlte in einem tiefen Azurblau, nicht eine Wolke war am Firmament zu finden. Die Brandung, die sanft mit ihren Wellen ihre Füße umspielte, gaben ihnen ein Gefühl von unendlicher Weite und Geborgenheit. In ihren Gesichtern war zu lesen, dass nichts dieses friedliche Idyll stören könnte.

Diesen Traum hatte sie schon häufiger, meist als Kind vor ihrem Geburtstag oder vor den großen Ferien. Er war so anmutig und beruhigend. Die Nächte der vergangenen Wochen waren hingegen nahezu traumlos und kalt oder von Alpträumen geprägt. Wenn diese Alpträume nur endlich aufhören würden.

Es war ein herrlicher Morgen. Einige vorwitzige Sonnenstrahlen, die durch die grünen hölzernen Fensterläden fielen, kitzelten Sophie so sehr in der Nase, dass sie niesen musste. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte sie zur Uhr, die neben ihrem Bett auf dem Nachtkasten stand. Sie zeigte sieben Uhr. Eigentlich viel zu früh, um aufzustehen. Müde rieb sie sich die Augen, streckte ausgiebig ihre Glieder von sich wie eine Katze und gähnte herzhaft. Sophie fand keine Ruhe mehr, obwohl sie sich gerne noch einmal umgedreht hätte. Vor allem, da nun Semesterferien waren und sie so lange schlafen konnte wie sie wollte. Eine Viertelstunde wälzte sie sich von einer zur anderen Seite. Schließlich gab sie es auf. Die innerliche Unruhe nahm zu sehr Besitz von Sophie. Also räkelte sie sich noch einmal ausgiebig und schwang sich ausgeruht und frohen Mutes aus dem Bett.

Sie ging zum Fenster, öffnete es weit, atmete tief ein, um die klare Luft in sich aufzusaugen und begrüßte den Tag. Ein leichter kühler Windhauch war zu spüren. Der Himmel strahlte in weitem Blau. Keine Wolke war zu sehen. Es versprach wieder ein heißer Tag zu werden. Das Thermometer an der Fensteraußenseite war schon auf über fünfzehn Grad geklettert. Die Vögel zwitscherten munter durcheinander.

Eine wohlige Entspannung umhüllte Sophie und sie beschloss, hinunter zum Fluss zu schlendern. Leise schlich sie aus dem Haus. Jessi schlief noch tief und fest und schnarchte geräuschvoll vor sich hin.

Auf ihrem Weg traf sie keine Menschenseele, die Landschaft lag friedlich und ruhig vor ihr. Der kleine Fluss präsentierte sich von seiner malerischen Seite. Von dem kleinen Häuschen, das früher ihr Elternhaus war und das sie nun mit Jessi bewohnte, waren es nur wenige Schritte zum bis zum Fluss. Von der Universität war das Haus zwar einige Kilometer entfernt, aber Jessi und sie wollten lieber im Grünen wohnen und auf keinen Fall ihr ländliches Idyll gegen die vor Abgasen stinkende Stadt eintauschen. Im Hintergrund ragen schneeweiße  Kalkfelsen empor, die der Landschaft ein etwas bizarres Aussehen verliehen. Das hohe Gras wiegte sich zart säuselnd im Wind. Der Morgentau schimmerte glänzend an den Grashalmen, wie in der Sonne funkelnde Diamanten. Dazwischen zeigten sich rote Farbtupfer, die ersten Mohnblumen streckten sich dem Sonnenlicht entgegen. Ein einsamer Graureiher bewegte sich elegant am Ufer entlang auf der Suche nach Beute. Er ließ sich durch Sophies Anwesenheit gar nicht stören.

Da es noch sehr früh am Morgen war, konnte sie die beinahe melancholisch wirkende Ausdruckskraft dieser herrlichen Landschaft in vollen Zügen genießen. Die sanfte Brise wehte gelegentlich Traktorengeräusche der Bauern, die in der Früh ihre Felder beackern herüber, aber das störte Sophie nicht weiter. Sie zog die Sandalen aus, nahm sie an den Schnüren in die Hand und lief barfuß am Ufer entlang. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so entspannt am Fluss entlang schlenderte. Das Gefühl, die bloße Erde unter sich zu spüren. Einfach fühlen. Wie schön es doch war, barfuß durch das taunasse Gras zu gehen, dachte Sophie verträumt. So kühl und frisch. Dieses Gefühl hatte sie fast vergessen. Die vielen Piekser der herumliegenden kleinen Steinchen und Ästchen nahm sie in Kauf.

Vorbei an der großen Trauerweide, die mitten auf der großen Wiese hinter dem Haus stand und ihr immer wenn es sehr heiß war, unter den leicht herunterhängenden Zweigen Schatten gab, ging Sophie zu ihrem Lieblingsplatz. Dies war ein großer, weiß schimmernder Kalkstein am Flussufer. Im Sommer war er meist umringt von bunten Glockenblumen, Margeriten, Kamille und farbenprächtigen Mohnblumen.

Früher war sie oft dort. Jedes Mal, wenn es ein Problem gab oder wenn Sophie einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Das kam, als sie jünger war, häufiger vor, da sich ihre Eltern ständig stritten und sie sich das Geschrei an diesem Platz nicht mit anhören musste. In den meisten Fällen ging es um nichts. Sie hatten sich einfach auseinandergelebt, wollten es sich aber nicht eingestehen. Da niemand nachgeben wollte, gab es regelmäßig heftige Wortgefechte. Eine verkehrte Welt. Damals hatte Sophie sich geschworen, niemals zu heiraten. Im Verlauf der Zeit war sie inzwischen nicht mehr ganz so sicher, ob sie diesen Schwur heute noch einmal bekräftigen würde. Vielleicht eines Tages, wenn der Richtige doch noch auftauchen sollte. Sofern es diesen einen Mann irgendwo auf dieser Welt geben sollte.

Heute waren ihre Eltern geschieden und jeder ging endlich seine eigenen Wege. Ob Sophie das passte oder nicht, danach wurde sie damals nicht gefragt. Es hatte sie eigentlich nur gestört, das sie als Spielball und Druckmittel zwischen ihren Eltern stand. Bis Sophie es eines Tages leid war. Damals, als ihre Eltern wieder einmal heftig miteinander stritten, ging sie regelrecht dazwischen und schrie ihre Eltern aus voller Brust an, sie sollten sich endlich scheiden lassen, sie habe keine Lust mehr, ständig als Mittler zwischen den beiden Streithähnen missbraucht zu werden. Ihre Eltern verstummten abrupt und starrten Sophie entsetzt an. In dem Moment begriffen sie wohl, dass ihre Tochter die magischen Worte ausgesprochen hatte, die sie sich nicht getraut hatten zuzugeben. Noch am gleichen Tag zog ihr Vater aus.