Alistair - Kanwal Khan - E-Book

Alistair E-Book

Kanwal Khan

0,0

Beschreibung

In seinem Job fehlte nur noch, dass Agent Alistair die Aliens ausspionieren soll. Ein Krieg zwischen Wudd und Sheyaatin hält das ganze Universum in Atem. Plötzlich wird die Erde angegriffen und seine Mission wird dringlicher. Was haben die Menschen damit zu tun? Obendrein verliebt er sich in Jazemin. Was nun? Fragen über Fragen und keine Antwort in Sicht! Ist es möglich, zwischen Liebe und Leben zu entscheiden? Alistair entscheidet sich für das Leben! Wird er dadurch seine Liebe verlieren? Liebe Leserschaft, lesen oder lassen!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 365

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Vorwort

Liebe Leserschaft,

bitte lest meine Bücher nach Erscheinungsdatum:

Rose ohne Dornen

Jazemin

Alistair

Es gibt einige Charaktere, die wiederkommen.

1.

»Oh, hallo, Alistair«, begrüßt mich Marya am Eingangsbereich im Krankenhaus.

»Wie geht’s Heera?«, frage ich besorgt.

»Ihre Wehen hatten eine Pause eingelegt, aber sie sind wieder da.« Sie nimmt den Rollstuhl und geht auf Heera zu.

»Hallo Heera.«

»Alistair«, sagt Heera, während sie sich in den Rollstuhl fallen lässt. »Wo ist Kay?«

»Ist er noch nicht da?«

»Ich erwarte sein Kind und er ist nicht da.«

Ich muss lächeln.

»Findest du das witzig?«, fragt sie mich rhetorisch.

»Nur ein wenig.« Ich beuge mich zu ihr herunter und flüstere. »Du hast eine Mission als Zivilperson gemeistert. Ein Kind kriegen wird ein Klacks für dich sein.«

Sie lächelt geschmeichelt und steckt eine Strähne ihres schwarzen Haares hinter das Ohr. Ihre braune Haut ist wegen der Schmerzen blass und sie beugt sich nach vorne.

»Ich ruf ihn mal an«, sage ich schnell.

»Und ich bringe sie ins Zimmer«, sagt Marya, und ich gehe nach draußen.

2.

»Hallo, Alistair.«

»Hey, Geneviève!«

»Wie geht’s Heera?«, fragt sie mich im Eingangsbereich in perfektem Englisch.

»Sie hat starke Schmerzen und ich wollte gerade Kay anrufen.«

»Wo ist er?«

»Keine Ahnung, ich bin auch erst vor paar Minuten gekommen … Moment mal, warum muss ich mich eigentlich rechtfertigen? Ich bin nicht der Vater.« Gerade als ich ihn anrufen will, kommt er um die Ecke gebogen.

»Wie kannst du deine Ehefrau in diesem Zustand alleine lassen?!«, schimpft sie drauflos.

»Entschuldigt, aber es gab eine Notsitzung. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.« Erschöpft geht er mit der Hand durch seine schwarzen Haare und seine blauen Augen sehen müde aus.

»Ja, ja, erklär’s das deiner Frau, die höllische Schmerzen hat.«

»Was gab’s zu besprechen?«, frage ich und ahne es schon.

»Akte 29«, sagt er knapp und bestätigt meine Vermutung.

»Ich dachte, es sei geheim!«, sagt sie skeptisch und guckt mich an.

»Vor zwei Wochen erfuhr ich davon«, sage ich zu ihr und wende mich dann an ihn. »Das besprechen wir ein anderes Mal. Du musst jetzt zu Heera.«

Er rennt ins Krankenhaus und wir setzen uns auf die Bank, die unter einem Baum steht.

»Wie geht es dir? Hier im Nimmerland?«, frage ich sie, währenddessen zündet sie sich eine Zigarette an und bindet ihre hellbraunen Haare zu einem Knoten.

»Ich konnte Heera unmöglich alleine lassen, nicht nach der Mission, in der sie beinah umkam.« Sie bläst aus und ich rieche mit dem Rauch noch ihr Parfüm. »Wegen uns hat Heera ihr altes Leben aufgeben müssen und unseretwegen ist Mac tot«, ihre Stimme versagt.

»Mac war eine Agentin, sie wusste, was sie tat. Du schmälerst ihren Tod, wenn du so was sagst.«

Vor drei Jahren gab es ein Attentat auf den Frankfurter Flughafen in Deutschland und Mac hat es erkannt, jedoch konnte sie es nicht verhindern, dabei kam sie ums Leben, aber sie rettete viele Menschen.

»Tut mir leid, ich weiß, was sie dir bedeutet hat«, flüstert Geneviève mitfühlend.

»Lange habe ich nach ihrem Tod gedacht, dass ich ihr zugehört hätte … ihr beigestanden hätte …«

»Ich bedauere ihren Tod schmerzlich.«

»Sie wollte heiraten und Kinder haben. Ihre Kündigung war geschrieben. Es sollte ihre letzte Mission sein.«

Es wurde ihre letzte Mission.

Ihr Tod war das Schlimmste für mich und auch meine Kollegen nimmt es immer noch mit. Gedankenverloren drückt Geneviève die Zigarette im Behälter aus, der neben ihr steht.

»Ich wünschte, Mac wäre hier und könnte sehen, wie glücklich Kay mit Heera ist und wie sehr sie sich auf das Baby freuen.«

Kay und Mac waren von Kind auf zusammen trainiert worden. Sie waren Partner, jedoch niemals ein Liebespaar.

»Ja, weißt du, das nennt man Kausalitätsprinzip: Wäre Mac nicht am Frankfurter Flughafen bei einem Attentat ums Leben gekommen, dann wäre Heera, ihre Doppelgängerin, nicht in Gefahr geraten und wir hätten sie auch nicht ihrer Familie und Freunde entrissen«, zähle ich die Fakten auf.

Geneviève hat sich nach Mandurah/Australien versetzen lassen, um in der Nähe von Heera zu sein, damit sie sie beschützen kann, weil sie es bei Mac nicht konnte.

»Dann hätte sie auch nie Kay kennengelernt und kein Kind … das war Schicksal!«

»Und was ist deins?«, fragt sie mich leise und ihre honigfarbenen Augen strahlen bei der untergehenden Sonne.

»Das steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.«

»Akte 29?«

»Roy möchte, dass ich mit dem Alien-Schiff mit auf ihren Planeten fliege.«

»Tust dus?«

»Keine Ahnung! Ich bekomme gerade mein zweites Patenkind.«

Ich frag mich sowieso, warum Kay und Heera mir das Wohlergehen ihrer Kinder anvertrauen. Sona, die Tochter aus Heeras erster Ehe, ist mir ans Herz gewachsen, allerdings bin ich mit meinen 26 Jahren immer noch unreif für Kindererziehung.

»Du weißt, wie ich auf Roy zu sprechen bin! Ihm sollte schon längst die Zulassung entzogen werden.«

»Geneviève, das ist hart.«

»Aber gerecht.«

»Er will wissen, ob diese Aliens …«

»Die Wudd.«

»Genau die. Ob sie wirklich gut sind oder was im Schilde führen.«

»Kann er keinen anderen schicken?!«

»Wen würdest du schicken?«

»Dich!«, sagt sie, ohne zu zögern, dann guckt sie mich an. »Oh, ja, du bist der Beste.«

Ich lächele geschmeichelt.

»Du bist schon seit deiner Geburt ein Agent.«

»Nicht ganz, Roy entdeckte mich mit drei Jahren im Waisenhaus.«

»Er liebt es, diese Geschichte zu erzählen.«

»Ja, dass ich mich mit zwei Sechsjährigen geprügelt habe.«

»Mittlerweile sind es schon drei Sechsjährige.«

»Und vielleicht habe ich auch nur mit drei Katzenbabys gespielt.«

Sie lacht melodisch und wir sehen, wie Marya auf uns zukommt.

»Leute, heute passiert hier nichts mehr, außer Warten, das kann ich auch zu Hause … Alistair, willst du mit zu uns? Oder du hast ja den Schlüssel von Kays Haus, richtig?«

»Ja, den habe ich.«

»Kay wird uns schon anrufen … also bis später«, sagt sie, dabei nicken wir und sehen ihr nach, wie sie zu ihrem Auto geht.

»Ich wohne hier ganz in der Nähe, willst du zu mir? Dann können wir noch über die Akte 29 reden.«

Besser hätte ich es auch nicht einfädeln können.

3.

Geneviève schließt die Haustür von ihrer Wohnung auf und lässt mich rein, dann lehnt sie sich an die geschlossene Tür und zieht mich zu sich.

»Alistair, nimm mich hier und jetzt.«

Das liebe ich an Frauen, die ein gewisses Alter erreicht haben: Sie wissen, was sie wollen, ohne Hemmungen. Ich küsse sie und ziehe ihren Rock nach oben. Ihr Duft ist atemberaubend, sodass meine Lippen an ihrem Hals heruntergleiten und meine Hand an ihrem Strumpf nach oben. Ihre Strumpfhalter erregen meine Phantasie, doch plötzlich halte ich inne. Kein Slip! Fragend gucke ich sie an.

»Ich wollte keine Zeit verlieren«, sagt sie und nimmt ihre Unterlippe zwischen die Zähne.

»Stets bereit! So wie eine gute Agentin sein sollte.«

Bis jetzt hatten wir nur ein Mal Sex und da sie am Arsch der Welt wohnt, ist es auch dabei geblieben. Ich packe sie an ihrem Handgelenk und ziehe sie hinter mich her in ihr Schlafzimmer.

»Alles ausziehen, bis auf die Strapse und die Schuhe.«

Sie lacht melodisch und ich bin schon fast nackt. Bevor mein Gehirn aussetzt, suche ich nach dem Kondom und behalte dabei ihr Antlitz im Auge. Mit Ende vierzig ist ihre Haut noch straff und makellos.

»Geneviève, wie kannst du nur so geil aussehen?!«

Sie kichert an meinen Lippen und ich lege sie ins Bett, darauf gibt sie mir ein Kondom, das sie zwischen Zeige- und Mittelfinger hält.

»Gut, dass einer von uns noch in der Lage ist zu denken.«

»Dann gib dir Mühe.«

Grinsend dringe ich in sie ein und ihr Stöhnen erregt mich. Während ich in ihre Haare greife, rieche ich ihr Parfüm und den dezenten Zigarettenrauch, was mich unerklärlicherweise geil macht, obwohl ich selbst nicht rauche.

»Oh Gott!«

»Für meine Freunde nur Alistair.«

Sie haut mir auf meinen nackten Arsch und sagt: »Sei nicht blasphemisch, ich glaube an Gott.«

»Na, wenigstens einer.«

Sie schlägt mich wieder, dabei lacht sie laut und ich stoße fester in sie hinein. Meine Hände wissen nicht, wo sie zuerst anfassen sollen. Ihre Brüste sind klein, jedoch fest. Die Oberschenkel – ich stehe total auf Oberschenkel haben die richtige Menge an Muskeln. Ihr Stöhnen veranlasst mich, schneller zu werden, dadurch komme ich und sie bald darauf. Kurz verweile ich noch in ihr und spüre ihre Kontraktionen, die mein Hochgefühl noch aufrechterhalten. Ausgepowert rolle ich schließlich auf die Seite und beruhige meinen Atem, dabei nicke ich ein.

Beim Öffnen meiner Augen sehe ich, wie Geneviève ihre Strümpfe auszieht.

»Du bist eingeschlafen, heißt das, dass du mir vertraust?«, fragt sie mich und legt ihre Strümpfe beiseite.

»Keine Sorge, ich habe dich im Blick«, zwinkere ich ihr zu. »Rauchst du jetzt eine?«, frage ich sie berauscht und sie lacht leise. »Ich weiß auch nicht, warum mich das bei dir so anmacht.«

»Es ist Genussrauchen und keine Sucht. Daher rauche ich auch nur draußen oder wenn mich jemand nervös macht.« Sie zeigt auf mich.

»Wieso?«

»Ich wusste nicht, ob du mit mir … du bist so undurchschaubar.«

»Das ist mein Job.« Ich ziehe sie zu mir herüber. »Jeder Mann wäre froh, wenn du ihn nur ansehen würdest.«

»Du Charmeur.«

»Ich sag es nicht, weil ich dich ins Bett kriegen will.«

»Hör auf, ich hab jetzt Hunger«, kichert sie.

»Du weißt nicht, welchen Hunger du bei mir auslöst.«

Lachend schubst sie mich weg. »Komm. Essen wir. Es gibt Ratatouille. Hab ich selbst gemacht.«

4.

Wir essen nackt am Esstisch.

»Warst du überrascht, von den Aliens zu hören?«, frage ich sie.

»Selbstverständlich! Du nicht?«

»Ja, schon, aber in meinem Job hat das nur noch gefehlt.«

»Die Wudd haben alle großen Nationen kontaktiert, natürlich streng geheim. Die International Agency hat es über ihre externen Quellen erfahren.«

»Da weißt du mehr als ich.«

»Ich weiß es tatsächlich schon eine ganze Weile. Natürlich wollen die Regierungen erst mal alles für sich behalten …«

»Seit wann weißt du es?«

»Das darf ich dir nicht sagen. Dein Status als Agent reicht nicht aus.«

»Fürs Bett hat es ausgereicht?!«

»Da warst du kein Agent, sondern ein Mann.«

Sie bringt mich zum Lachen und fragt mich: »Was wäre deine Mission?«

»Ich soll die Aliens …«

»Wudd!«

»Die Alien-Wudd …«

Sie schüttelt ihren Kopf und ihre braunen Haare fallen ihr ins Gesicht.

»Ich soll ihre Gegner für sie ausspionieren.«

»Du wärst ein Doppelagent in der Doppelagenten-Mission«, stellt sie fest.

»Das wird spaßig.«

»Falls du die Mission annimmst.«

»Denkst du, ich sollte es nicht machen?«

»Doch! Ich wusste nur nicht, dass du dich schon entschieden hast.«

Schweigend trinke ich mein Wasser.

»Wann würdest du fliegen?«

»In drei Tagen.«

»Oh, das ist ja schon bald.« Sie kommt auf mich zu. »Dann sollten wir keine Zeit verlieren.« Sie reicht mir ihre Hand und ich ergreife sie stürmisch.

Im Bett lehne ich mich an das Kopfende und sie sitzt auf mir, dabei greift sie in meine Haare und ihre Lippen streifen an meinem Hals entlang. Sanft drücke ich ihre Hüften enger an mich, damit ich tiefer in sie eindringen kann, dabei stöhnt sie laut und das macht mich wahnsinnig, sodass ich fest hineinstoße. Plötzlich piept ihr Handy und sie guckt mich an, daraufhin piept auch mein Handy und sie sagt atemlos:

»Das Baby.«

»Willst du nachsehen, was es ist?«

Unschlüssig sitzt sie auf mir, als ihr Handy klingelt und sie dran geht.

»Hi, Kay. Was ist es?«, fragt sie lauter als beabsichtigt.

»Ein Mädchen!« Über den Lautsprecher höre ich Kay.

»Herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich so sehr für euch.«

»Danke! Ist Alistair bei dir?«

Kurz stockt sie, dann sagt sie: »Ja, er hört mit.«

»Herzlichen Glückwunsch auch von mir«, meine Atmung hat sich reguliert.

»Danke! Ihr braucht heute nicht mehr ins Krankenhaus zu kommen. Erstens ist Heera eingeschlafen und zweitens ist die Besuchszeit auch schon vorbei. Wir sehen uns dann morgen.«

»Ja. Genieß die Zeit mit deiner Familie«, Geneviève hat das Reden wieder übernommen.

»Das ist die beste Zeit! Ich kann mein Glück gar nicht in Worte fassen«, Euphorie liegt in seiner Stimme.

»Wir freuen uns für euch«, sagt sie mit leuchtenden Augen und sieht in meine, dabei hören wir ihm mit einem Ohr zu.

»Ich bin auch für meine Freunde dankbar, die ich jetzt alle anrufen werde«, sagt er fröhlich.

»Mach das! Wir sehen euch dann morgen.«

Gleichzeitig legen sie auf und sie wirft das Handy aufs Bett. Dann streichelt sie mit den Fingern meine durchgeschwitzten Haare aus der Stirn und sagt gedankenverloren:

»Wenn du die richtige Frau findest, wirst du ihr deine Liebe gestehen.«

»Das sagst du mir, während du auf mir und ich in dir bin?!«

Sie gibt mir einen Klaps auf meine Wange. »Nimm die Liebe ernst.«

»Warum hast du die Liebe nicht ernst genommen?«, frage ich, während ich ihren Hals küsse.

»Ich nehme die Liebe ernst, aber ich kann mich nicht auf einen Mann beschränken. Es gibt so tolle und wunderbare Männer.« Ihre Hände gleiten an mir herunter, die so weich sind, dass meine Worte abgehackt sind.

»Vielleicht kann ich auch nicht nur eine Frau lieben.« Mit meiner Zungenspitze lecke ich über ihre Brustwarzen.

»Oh Gott, Alistair!«

»Das ist besser«, nuschele ich zwischen ihren Brüsten und sie drückt meinen Kopf enger an sich.

»Du musst erst wissen, was überhaupt Liebe ist … nicht Verliebt-Sein … oh …« Sie wirft ihren Kopf in den Nacken und bewegt sich auf mir. »Wenn es dich trifft … dann wie eine Naturgewalt. Du kannst nicht entkommen.«

Ihre Haut glänzt wie die Sonne auf dem Sand am Strand und ihr Körper bebt, als sie kommt. Ich beobachte ihr Zucken in Ekstase, und ohne viel zu tun löst sich mein Orgasmus. Schwer atmend küsst sie mich leidenschaftlich und wir schlafen umschlungen ein.

5.

Mitten in der Nacht rufe ich Roy an.

»Guten Morgen«, meldet er sich munter.

»Eher gute Nacht. Roy, kann ich noch mit dem Raumschiff mitfliegen?«

»Ja.«

»Ist es nicht zu spät? Hast du nicht schon jemanden?«, frage ich überrascht.

»Nein.«

»Das wäre schon übermorgen.«

»Ja.«

»Und du hast keinen anderen?«

»Ich wusste, dass du Ja sagst.«

»Das war knapp.«

»Nicht für mich.«

»Du kennst mich ziemlich gut, oder?«

»Seit du drei Jahre alt bist …«

»Und die vier Sechsjährigen …«, scherze ich übertrieben.

»Es waren doch nur zwei.«

Wir lachen zusammen, dann sagt er ruhig: »Damals im Waisenhaus sah ich einen schmächtigen kleinen Jungen mit dreckigen blonden Haaren, der aber keine Angst in den Augen hatte.«

Gerührt schweige ich.

»Und auch jetzt zeigst du Mut … ich schicke dich, weil ich weiß, nichts könnte dich aufhalten, deine Mission zu erfüllen.«

Wieder weiß ich nicht, was ich sagen soll.

»Deine Gefühle zu äußern hat dir immer schwergefallen! Nicht weil du ein Agent bist, nein, du konntest mehr mit deinen Taten zeigen, als mit Worten sprechen.«

Kurz hängen wir in der Telefonleitung, als ich sage: »Ich werde mich morgen von meinen Freunden und meiner Familie verabschieden.«

»Verrat deiner Familie aber nicht zu viel.« Damit meint er Heera.

»Sie will sowieso nichts von meiner Arbeit wissen.«

»Das ist gut so. Ich wünsche dir viel Erfolg.«

»Danke.«

Nach dem Frühstück fahren wir ins Krankenhaus und treffen Marya und ihre Familie draußen am Ausgang.

»Hallo. Geht ihr schon?«, fragt Geneviève sie.

»Ja, sonst wird es zu voll.«

»Wo ist Sona?«, frage ich, weil sie bei ihnen sein sollte.

»Bei Heera, später nimmt Kay sie mit nach Hause.«

»Wir gehen dann mal rein«, sagt Geneviève ungeduldig.

Im dritten Stock kommen Pia und Sona auf uns zu.

»Onkel Alistair!« Sona springt in meine Arme und ich hebe sie hoch.

»Hallo, hübsche Frau.« Sie sieht ihrer Mutter von Tag zu Tag ähnlicher. Die gleichen schwarzen Haare und dunkelbraunen Augen.

»Ich bin doch ein Mädchen«, kichert sie schüchtern.

»Kommst du nach?! Ich geh schon mal rein«, sagt Geneviève, während sie Pia umarmt.

»Wie ist deine kleine Schwester denn so?«, frage ich Sona und mit gesenktem Kopf antwortet sie:

»Sie ist so schrumpelig.«

Pia und ich lächeln.

»Keiner ist so hübsch wie du.«

Sona lächelt breit und Pia sagt: »Wir wollten gerade nach draußen zu Vjai. Er musste dringend telefonieren.«

»Kommst du mit?«, fragt Sona mich.

»Später. Erst gehe ich zu deiner schrumpeligen Schwester.«

Heera hat ein Einzelzimmer, das klein, aber fein ist. Kay und Geneviève stehen am Fenster mit dem Baby im Arm und wirken entzückt. Ich gehe zu Heera, die im Bett sitzt und mich glücklich anstrahlt.

»Herzlichen Glückwunsch.«

»Danke.«

Ich gebe ihr einen Kuss auf den Kopf und sie umarmt mich fest, dann nuschelt sie: »10.10.10, ist das nicht ein schöner Geburtstag?!«

»Das ist der. Allerdings hast du 2000 vergessen.«

»Habe ich nicht … 2 steht für meine zwei Töchter.«

»Passend zu deiner Kette, die Kay dir zum Geburtstag geschenkt hat«, sage ich und gebe ihr ein Schmuckkästchen.

»Oh, Dankeschön.«

»Ein Armband mit Schneeflocken.«

Gerührt umarmt sie mich wieder und steckt eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr. »Ich würde die ja anziehen, aber ich seh schrecklich aus.«

»Das kannst du gar nicht.«

»Hey, such dir deine eigene Frau«, ermahnt mich Kay und scheucht mich von ihrem Bett weg.

Lachend fragt Geneviève mich: »Willst du dein Patenkind mal halten?«

»Sie ist so winzig«, sage ich ehrfürchtig vom Weiten.

»Chandni«, nennt Kay mir ihren Namen.

»Setz dich im Sessel«, befiehlt Geneviève und gibt mir das Baby.

»Hallo, Chandni.« Gebannt sehe ich sie an und wiederhole: »Sie ist so winzig.«

»Press mal dieses Ding aus dir heraus … dann ist es nicht mehr so winzig.« Wir lächeln sie mitleidig an, darauf sagt Heera weiter: »Gib sie mir mal, ich muss sie stillen.«

»Sie schläft doch …«

In dem Moment wird Chandni wach und ich gucke Heera an.

»Ich hab Zauberkräfte …«, zwinkert sie mir zu. »Ich hab das schon mal gemacht und weiß, wann mein Kind Hunger hat.«

»Wie das?«, frage ich und will aufstehen, als Geneviève mir das Baby abnimmt und es ihr gibt.

»Die Milch schießt rein …«

»In deiner Brust?«, frage ich immer noch neugierig, darauf nickt sie.

»Das sind genug Informationen über den Körper meiner Ehefrau«, ermahnt mich Kay wieder.

»Wir gehen kurz vor die Tür«, lächelnd schiebt Geneviève mich durch die Zimmertür.

Draußen stellen wir uns um den Aschenbehälter und wieder macht die Zigarette in Genevièves Hand mich an und ich lächele sie vielsagend an, darauf macht sie eine wegwerfende Handbewegung. Währenddessen rennt Sona wieder auf mich zu und ich hebe sie abermals hoch, das ist unser Spiel.

»Ich hab dir noch ein Spiel für deinen Gameboy mitgebracht«, sage ich, dabei kann ich gar nicht so schnell gucken, wie sie es aus meiner Hand schnappt und in das Gerät hineinsteckt. Da sie schon in das Spiel vertieft ist, setzte ich sie auf die Bank und bemerke, dass Vjai, Pia und Kay sich zu Geneviève gesellen. Erst begrüße ich noch Vjai, dann sage ich:

»Ich werde ins All fliegen.«

Geneviève nickt lächelnd und Kay fragt: »Bist du sicher?«

»Nein, aber einer sollte herausfinden, was die Aliens vorhaben.«

»Und wer könnte das besser als du!«, sagt Vjai und gibt mir einen Bro-Handschlag. Seine weißen Zähne strahlen auf seiner dunkelbraunen Haut genauso wie sein Diamantstecker im linken Ohr.

»Fang dir keine Weltallpilze ein, Gnom.« Pia umarmt mich.

»Sicherlich nicht, Hexe.«

Sie und ich waren immer wie Geschwister, die sich zanken. Ihre blonden Haare hat sie zu einem Zopf gebunden und die hellgrünen Augen leuchten bei dem Anblick von Vjai.

»Du verpasst die beste Zeit von unseren Kindern«, sagt Kay, ohne mich anzusehen.

»Das ist mir schmerzlich bewusst.«

Zurückhaltend sieht er mich an, dann umarmt mich Kay. »Wir werden dich vermissen.«

»Genau wie ich euch.«

Geneviève und ich laufen ein Stück von den anderen weg, bis sie leise fragt: »Warum ist unsere Zeit so begrenzt?«

»Weil es ein Genuss ist.«

Schüchtern spielt sie mit ihren hellbraunen Haaren und ich hole ein kleines Päckchen aus meiner Jackentasche.

»Ich wollte dir das schon die ganze Zeit geben, aber du hast mich ja gar nicht zu Atem kommen lassen.«

»Was ist das?«, fragt sie lachend.

»Schweizer Schokolade«, flüstere ich in ihr Ohr. »Lass sie langsam auf deiner Zunge zergehen, wie mich letzte Nacht.«

Sie atmet hörbar ein und ich lächele in ihre Haare, dann drückt sie mich enger an sich.

»Pass auf dich auf!«

»Mach ich.«

In dem Moment klingelt mein Handy. Während ich das Gespräch annehme, nickt sie mir zu.

»Hallo, ich heiße Zero und ich habe deine Nummer von Roy.«

»Bist du …«

»Ein Wudd? Ja!«

»Wo bist du?« Irgendwie bin ich unbeholfen, mit einem Alien zu sprechen.

»Ich schicke dir die Koordinaten, komm dahin, wenn die Sonne untergeht.«

»Verstanden.«

Die Zeit bis dahin verbringe ich mit meiner Familie und erzähle Heera, dass ich zu einer Mission muss. Sie ist nicht begeistert und fragt auch nicht viel nach. Kay soll es ihr schonend beibringen, dass ich den Planeten verlasse.

6.

Die Koordinaten sind von einem Friedhof. Der Taxifahrer fragt mich, was ich in der Dunkelheit da machen will.

»Ich besuche die Toten, die kommen nur nachts raus.«

»Sexdate?«, fragt er leise, und laut lachend gebe ich ihm ein großzügiges Trinkgeld beim Aussteigen.

Der Friedhof ist klein und dunkel. Ein paar Kerzen leuchten vereinzelte Gräber und die Straßenlaternen zeigen den Eingang. Ein Mann steht direkt dahinter. Er trägt eine schwarze Hose und einen Hoodie, dessen Kapuze er tief in die Stirn gezogen hat. Ich frag mich, warum, denn die Aliens sehen uns ähnlich, da muss er sich doch nicht verstecken, denke ich, bis er ins Licht tritt: Seine grünen Augen leuchten wie zwei Smaragde in der Nacht und verleihen der Dunkelheit etwas Geheimnisvolles.

»Hallo, Alistair.«

»Hi, Zero.«

»Ich arbeite mit den Botschaftern von Wudd und Menschen zusammen und bin für dich zuständig.«

»Na gut, wenn du zuständig bist.« Sein Lächeln haut mich um. »Gott hat sich Zeit genommen, um dich zu machen«, sage ich immer noch ihn anstarrend.

»Du glaubst an Gott?«

»Jetzt schon.«

Schüchtern geht er durch seine goldenen Haare und die Kapuze fällt nach hinten. Schnell zieht er sie wieder an.

»Bist du breit auf dem Raumschiff transportiert zu werden?«

Auf dem Weg zu ihm habe ich meine Tasche bei Geneviève abgeholt und bin für die Reise gut ausgerüstet.

»Was soll ich machen?«, frage ich unbeholfen.

»Darf ich dich anfassen?«

»Junge, wo du willst!«

Wieder lächelt er schüchtern, dann nimmt er meinen Ellenbogen und wir werden ins Innere eines Raumschiffs gebeamt.

»Das ist dein Zimmer«, sagt er, als mir noch der Kopf schwirrt. »Ich habe in dem Raum die Schwerkraft angepasst, sodass wir dich langsam an unseren Planeten gewöhnen.«

Nickend schaue ich mich um: grauer Boden und hellgraue Wände. An der Deckenleiste verläuft ein dünner gelber Strahl und leuchtet den Raum, wobei die Erde im Panoramafenster mein Gemüt erhellt.

»Wow!«, sage ich und trete näher heran, wo auch ein Tisch mit einem Stuhl steht.

»Wenn du hier auf den Knopf am Tisch drückst, wird das Essen und Trinken repliziert werden. Es ist auch an dich angepasst.«

Von dem Blick auf die Erde unter mir kann ich mich nicht loseisen. Es ist, als ob die Zeit stehengeblieben ist.

»Links ist das Bad. Ruh dich aus. Wir fliegen gleich los. Das Schiff ist klein, aber dafür ist es schnell.«, schildert er weiter, und als ich nur nicke, verlässt er das Zimmer.

Das Raumschiff startet und nimmt an Geschwindigkeit zu. Plötzlich fühle ich mich alleine und verlassen. Wir werden schneller und die Sterne fliegen an uns vorbei. Das Schwindelgefühl setzt wieder ein und ich lege mich ins Bett. Dann schlafe ich ein.

»Alistair?«

»Hmm!«

»Geht es dir gut?«, fragt Zero. Seine Stimme ist so angenehm tief.

»Hmm!«

»Würdest du mich bitte ansehen?«

Müde will ich mich umdrehen, als er seine Hand auf meiner Schulter legt.

»Alistair!«

»Noch zwei Minuten.«

»Du schläfst schon seit zwei Tagen und ich sage es ungern, aber du musst etwas laufen.«

»Was?«, erschrocken mache ich meine Augen auf, die mir wieder zufallen. »Ich habe mich doch gerade erst hingelegt.«

Zwischen meinen Beinen spüre ich Nässe und sehe an mir herunter: Ich habe immer noch alle meine Sachen an, sogar die Jacke, und ich rieche streng.

»Würdest du mich bitte alleine lassen«, wispere ich verlegen und ziehe meine Decke enger an mich.

»Das kann ich nicht. Es ist meine Schuld. Ich habe dich zu lange alleine gelassen. Ich dachte, du wachst wieder auf, wenn du ausgeschlafen bist, aber du hast die Weltraumkrankheit.«

»Das schaff ich schon«, sage ich und weiß gar nicht, was man bei dieser Krankheit macht, aber erst mal muss ich mich waschen. Ich setze mich zu schnell hin, sodass ich wieder auf mein Kissen falle.

»Ich helfe dir.«

»Das möchte ich nicht. Ich kenn dich doch gar nicht«, versuche ich, die Kontrolle über mich zu erlangen.

»Ich bin für dich zuständig.«

»Schon wieder das Wort: zuständig. Klingt ob ich dein Haustier wäre.«

»Du kennst dich im Weltall nicht aus. Ich schon«, sagt er herrisch.

»Dann sag mir, was ich machen soll, und ich machs.«

»Ich bring dich ins Bad, aber als Erstes ziehst du dich aus.«

»Waas?«, theatralisch halte ich meinen Kragen fest.

»Du bist witzig, was wir jetzt auch gut gebrauchen können«, sagt er lächelnd.

Mit Humor komme ich besser mit solchen misslichen Situationen klar, jedoch kommen meine Witze nicht bei jedem gut an.

»Du kannst deine Unterhose anlassen, aber es ist leichter, dich im Bett auszuziehen als im Bad«, erklärt er mir seine Absichten.

Nachdem ich mich bis auf meine Boxershorts entkleidet habe, stellt er mich unter die Schalldusche und langsam kommt meine Motorik zurück.

»Setz dich ans Tisch und iss was«, sein Tonfall ist dominant, was mich amüsiert, weil er so jung ist.

Am Tisch drücke ich den Knopf, wo eine Liste mit Getränken und Essen angezeigt wird. Zuerst trinke ich ein großes Glas Wasser, dabei beobachte ich, wie ein Strahl über das Bett geht und es reinigt. Die Schüsselbrei will ich ins Bett nehmen, doch er befiehlt wieder:

»Du musst etwas laufen, aber iss erst in Ruhe.«

»Zero, ich bin müde.«

»Das tut mir leid.«

»In deiner Stimme ist nix, was nach einem leidtun klingt.«

Er schmunzelt und ich schnaufe, dabei laufe ich ein paar Schritte im Zimmer herum, dann esse ich einen Löffel und laufe weiter.

»Stehst du auf Männer? Oder auf beide Geschlechter?« Seine Frage kommt so überraschend, dass ich stehen bleibe. »Du hast mich angemacht«, sagt er schüchtern.

»Also, wo ich herkomme, nennt man das ein Kompliment. Du bist sehr attraktiv.« Eine Liaison mit Aliens kommt nicht in Frage. »Ich stehe auf Frauen«, sage ich und setze mich ihm gegenüber am Tisch. »Manche Männer finde ich attraktiv, aber bis jetzt war keiner dabei, der mich sexuell angezogen hat … auch du nicht«, sage ich und merke, dass das Laufen mir gut getan hat. »Du stehst auf Männer?« Meine Frage lässt ihn erblassen. »Wenn das ein Geheimnis ist, werde ich es selbstverständlich für mich behalten.«

»Ist es«, sagt er mit gesenktem Kopf.

»Du hattest bis jetzt keinen Sex? Auch nicht mit Frauen?«

»Nein.«

»Kann ja sein, dass du dich ausprobieren möchtest, ob du …«

»Frauen finde ich, wie du sagst, nicht sexuell anziehend.«

»Wie alt bist du?«

»18.«

»Die Frauen würden sonst was dafür geben, mit dir …«

»Wir, Wudd, bevorzugen es, erst zu heiraten.«

»Und einen Mann kannst du nicht heiraten?«

»Es ist kompliziert.«

»Ist das nicht immer so?«

»Unser Fokus liegt auf Nachwuchs. Unsere Rasse ist viel älter als die der Menschen und unsere Anzahl umfasst nicht mal die Hälfte von euch Menschen.«

»Die anderen Aliens schlachten euch ab«, bringe ich es auf den Punkt.

»Die Sheyaatin«, belehrt er mich und lenkt das Thema zurück auf mich: »Aus deiner Akte geht hervor, dass du nie verheiratet warst.«

»Und das soll auch so bleiben.«

»Keine Kinder?«

»Nicht das ich wüsste.« Er lacht und ich schleife mich zum Bett hin. »Weckst du mich, falls ich wieder im Koma liege?«, frage ich ihn erschöpft. »Aber ohne Kuss.«

»Ich spritze dir ein Medikament, danach geht es dir besser«, sagt er sachlich, da er meine Dornröschen-Analogie nicht versteht.

Er holt ein handgroßes Gerät aus seinem dunkelgrünen Jackett, was seine Augen betont, heraus, und ich lege missmutig meine Hand darauf.

»Vertraust du mir nicht?«, fragt er sichtlich amüsiert.

»Nein!«, ich atme tief ein, da der Schwindel stärker wird. »Aber ich hab keine andere Wahl. Mir geht es echt scheiße.«

»Das wird schon wieder. Wir kriegen das hin.«

»Ja, Meister.«

Lächelnd holt er aus dem Gerät, das wie ein medizinischer Tretorder aussieht, einen kleinen Inhalator und spritzt mir damit das Mittel in den Hals. Augenblicklich fallen mir die Lieder zu.

7.

Die nächsten Wochen bin ich wie betäubt. Nichts funktioniert, wie ich es will, und bin langsam im Denken und Handeln. Allerdings kann ich mich in die Geschichte der Aliens hineinlesen, damit meine ich beide: Wudd und Sheyaatin. Das Computersystem wird als I.S.E. bezeichnet und hat eine unisex Stimme, jedoch klingt es für mich sehr weiblich. Manches lass ich mir von ihr vorlesen und kann ihr auch Fragen stellen, wie: Warum sie sich seit über tausend Jahren bekriegen, jedoch reicht ihr Wissen nicht aus, um diese Frage zu beantworten.

Ich lerne die Kultur der Wudd kennen. Auf dem höchsten Stand der Technik und Wissenschaft gibt es auch einfaches Landleben mit Ackerbau und Tieren. Der Rat der Schatten ist eine Art Regierung für den ganzen Planeten. Allerdings gibt es einen Auserwählten, der über allen steht. Sein Name soll nicht ausgesprochen werden, daher hat er eine Bezeichnung: Prinz. Sein Bild präge ich ein und bin überrascht, dass er ledig ist. Die Wudd legen viel Wert auf die Ehe und Nachwuchs. Die meisten Ehen sind arrangiert und es gibt keine Altersvorgaben, man kann auch mit sechzehn heiraten. Bei diesem Thema schwirrt mir der Kopf noch mehr und ich nicke wieder ein.

»Alistair?«

»Hmm!« Langsam mache ich meine Augen auf.

»Geht es dir gut?«

»Hmm! Ich glaub, diese Unterhaltung hatten wir schon mal«, scherze ich, doch Zero bleibt ernst.

»Ich muss dir was erzählen …«

»Was denn?«

Er senkt seinen Kopf und schweigt.

»Wenn du Sex mit mir haben willst, dann muss ich es dankend ablehnen.«

»Kannst du mal ernst sein?«, fragt er lächelnd.

»Ich versuchs ja, aber … mit was wäschst du deine Haare? Goldenen Sonnenstrahlen?!«

Er lacht leise, jedoch wird er gleich wieder ernst. »Ich habe schlechte Nachrichten.«

Behutsam setze ich mich hin.

»Die Erde wurde angegriffen.«

»Was?!« Sofort bin ich hellwach.

»Ein schneller spontaner Sheyaatin-Angriff.«

»Was?« Mein Gehirn nimmt die Information nicht auf, daher will ich aufstehen, als er seine Hand beruhigend auf meinen Arm legt. »Wir müssen zurückfliegen!«

»Bitte hör mir zu. Unser Schiff wurde verspätet informiert.«

»Was heißt das?« Diesmal schwirrt mir der Kopf durch meine vielen Gedanken.

»Die Erde wurde schon vor ein paar Wochen angegriffen. Darauf haben wir unsere ganze Flotte losgeschickt, jedoch haben die Menschen ihre Atombomben zur Verteidigung abgefeuert. Die Erde wurde verstrahlt.«

»Oh, nein.«

»Wir hatten zwei kleine Raumschiffe im Orbit, die die Strahlungen der Bomben auf ein paar Gegenden abschirmen konnten. Wir sind gerade dabei, die Menschen zu evakuieren.«

»Wohin?«

»Ein geheimer Planet.«

»Ich muss wissen, ob es meinen Leuten gut geht.«

»Das geht nicht. Die Kommunikation ist eingeschränkt.«

»Fliegen wir denn zurück?«

»Nein.«

»Wieso nicht? Ich muss …«

»Wir haben schon fast die Eddreé erreicht, daher würden wir ohnehin zu spät kommen.«

»Zu spät für was?«, frage ich verwirrt.

»Der Planet 3477 zur Evakuierung soll geheim bleiben. Wir sperren die Wege, die Schiffe, die da hinfliegen, kommen nicht zurück.«

Meine Gedanken sind benebelt und ich fühle mich betäubt. »Ich dachte, die anderen Aliens wissen nix von uns«, setze ich meine Mission weiter fort.

»Das dachten wir auch.«

»Wie haben sie es herausgefunden?«, frage ich und weiß, dass seine Antwort mich nicht zufriedenstellen wird, ich muss es selber herausfinden.

»Wir gehen der Sache nach.«

Genau wie ich!

»Wie groß sind die Verluste, außer, dass wir unseren Planeten verloren haben?« Er senkt seinen Kopf. »Zero!«

»Durch die Verstrahlung sind viele Menschen gestorben. Die Sheyaatin haben sich allerdings zurückgezogen. Wir baten die Nationen der Erde, die Bomben nicht einzusetzen, da wir ja schon unterwegs waren und die Sheyaatin wären in der Unterzahl, jedoch hörten die Menschen nicht auf uns. Die Bomben haben den größeren Schaden angerichtet, als die Sheyaatin.«

Ich atme tief ein, um klar zu denken und zu fragen: »Wie viele?«

»Mehr als die Hälfte.«

Verzweifelt lege ich meinen Kopf in meine Hände. Kay, Heera, die Kinder … wie geht es den anderen? So hilflos habe ich mich nach dem Tod von Mac gefühlt. So nutzlos.

»Alistair, es tut mir leid.«

»Kannst du mich bitte alleine lassen?«

»Selbstverständlich. Ich halte dich auf dem Laufenden.«

Er verlässt das Zimmer und ich gehe zum Fenster.

Was gibt es noch auf dem Laufenden zu halten? Ich will nur wissen, wie es meiner Familie und meinen Freunden geht. In diesem Moment entwickele ich einen Hass gegenüber den Aliens. Egal, ob Wudd oder Sheyaatin, ihr Krieg hat unsere Welt zerstört. Sie haben uns verraten. Einer von ihnen war es und ich werde herausfinden, wer es war. Meine Mission als Doppelagent hat ihre Priorität geändert. Die Wudd sind nicht die Guten, die sie vorgeben zu sein. Was führen sie im Schilde? Natürlich kann ich keinen meiner Kollegen erreichen, um mein Vorhaben abzusprechen. Die heiße Wut heilt meine Krankheit.

In den nächsten Tagen trainiere ich wieder, als Zero in den Raum mit den Projektionen kommt.

»Alistair, eine Nachricht wurde für dich aufgegeben.«

Erstaunt werfe ich den Stab, den die Wudd zum Kämpfen benutzen, beiseite. Ich will mir ihre Kampfstile aneignen, daher mache ich mich mit dem Stab vertraut.

Er gibt mir ein kleines Tablet. Die Wudd besitzen jegliche Art von Kommunikation: Handys, die mit dem Schiff verbunden sind, oder später mit dem Satelliten des Planeten. Ein Interface, das als Bildschirm dient, und der Kommunikator zum Anstecken.

»Ich bin mir sicher, es sind gute Nachrichten«, sagt er und ich wische mit zittrigen Fingern über den Bildschirm. Verblüfft sehe ich eine Nachricht von Geneviève:

Lieber Alistair, wir wurden angegriffen. Heera, Kay und den Kindern geht es gut. Sie alle, Pia, Vjai, Roy, Alka und ich, fliegen mit dem nächsten Schiff zu dem neuen Planeten. Ich hoffe, die Nachricht erreicht dich und du kannst dich voll und ganz deiner Mission zuwenden, die du ab jetzt selbst bestimmen kannst. LG Geneviève.

Erleichtert lese ich die Nachricht noch einmal. Sie sind alle wohlauf.

Geneviève hat mir ihre Zustimmung gegeben. Nach Roy hat sie den Rang, mir die Anweisungen zu geben. Als ich die Nachricht ein drittes Mal lesen will, sagt Zero:

»Du kannst es behalten … das Tablet kannst du auf der Eddreé auch als Kommunikationsgerät benutzen.«

Nickend lege ich das Tablet zu meinen Sachen und denke, dass ich es später verschlüsseln werde.

»Darf ich mit dir trainieren?«, fragt er zurückhaltend.

»Ich trainiere besser alleine.«

»Du bist sauer«, stellt er nüchtern fest.

»Kannst du es mir verübeln?«

»Du verurteilst uns ohne Beweise.«

»Welche Beweise brauche ich noch?«, frage ich sauer.

»Denkst du, wir haben euch verraten? Wieso sollten wir? Wir wollten ein Bündnis mit euch eingehen, also warum?«

»Umgekehrte Psychologie!«

Er sieht mich verständnislos an, jedoch denke ich nicht daran, ihm meine Theorie mitzuteilen: Die Wudd informieren die Sheyaatin, wo wir sind, dann kommen die Wudd uns in letzter Minute, als weißer Ritter um die Ecke, zur Hilfe, aber bis dahin sind wir Menschen nur noch eine Handvoll. Leicht uns unter Kontrolle zu halten.

»Mit Menschen hatten wir eine neue Hoffnung. Ihr seid klug.« In seinem Tonfall schwingt Bedauern mit.

»Wir haben keine Raumschiffe«, gebe ich zu bedenken.

»Was die Technik angeht, seid ihr unterentwickelt, aber ihr kennt den Wert des Lebens.«

Bei seinem Kompliment an uns, verschränke ich meine Arme.

»Die Menschen sind halb Wudd und halb Sheyaatin.«

Entgeistert sehe ich ihn an, darauf führt er seine Schilderung weiter: »Ein paar Werte habt ihr von uns und ein paar von denen.«

Puh! Ich dachte schon.

»Das erste Mal seit langem denken wir, dass wir dank euch die Kriege beenden können. Wir setzen große Erwartungen in die Menschheit. Sicherlich haben wir euch nicht verraten. Allein das anzunehmen, finde ich als Beleidigung.« Seine Worte leuchten ein, dennoch bleibe ich skeptisch.

»Für dein Alter bist du schon …«

»Mit diesem Vorurteil kämpfe ich auch schon mein Leben lang: hübsch, jung und dumm.«

Unwillkürlich muss ich lächeln, da ich auch als jung und dumm katalogisiert wurde.

»Obendrein stehe ich auf Männer … leb mal damit«, er klingt gereizt.

»Ist bestimmt nicht einfach.«

»Ich sollte schon längst eine Frau haben. Meine Eltern ahnen es, jedoch finden sie keine Lösung, und da sie im Rat der Schatten sitzen, schickten sie mich weit weg von Eddreé.«

»Du bist sauer«, ahme ich ihn nach, weil ich die Situation lustig finde, dass er jetzt aufgebracht ist und ich ruhiger geworden bin.

»Kannst du es mir verübeln?«, kontert er und ich gucke ihn amüsiert an, dann fügt er leise hinzu: »Ich dachte, ich hätte einen Freund in dir gefunden …«

»Hast du.«

»Du beleidigst nicht nur mich, sondern mein ganzes Volk … so sind wir nicht.«

Tief einatmend stelle ich mich gerade hin und sehe ihn ruhig an.

»Ohne uns zu kennen, hast du uns schon beurteilt.«

»Ich war voreilig … durch die Vernichtung meines Planeten bin ich voreingenommen«, lenke ich ein, da ich ihn noch brauche, und erkenne, dass er auch ahnungslos ist.

In meiner Ausbildung als Agent habe ich auch gelernt, individuell zu entscheiden. Zero ist eine Person, die ich mag, und er ist aufrichtig zu mir.

»Dazu kommt, dass du dir Sorgen um deine Leute machst … du bist nicht bei ihnen, sondern bei uns, und zudem im Weltall, das verstehe ich«, kommt er mir entgegen.

»Dennoch werde ich jede Option in Betracht ziehen«, sage ich sicher.

»Darum bitte ich dich.«

Entspannt lächeln wir uns an, daher sage ich noch: »Ein Freund, nicht mein Freund. Eine Interaktion mit Aliens kommt für mich nicht in Frage, wie geil man(n)/frau auch aussieht.«

»Ein Freund! Du bist nicht mein Typ.«

»Du hast einen Typ?«

Er wird rot. »Ich bin in jemanden verliebt.«

»Den will ich sehen.«

»Nein!«, schüchtern schüttelt er seinen Kopf und ich kann nicht anders, als seine Haare zu bewundern, die ihm bis zum Kinn gehen.

»Wieso nicht?«, frage ich neugierig.

»Erstens weiß er nichts von meinen Gefühlen für ihn und zweitens denke ich, dass er asexuell ist.«

»So eine kannte ich auch.«

»Warst du in sie verliebt?«

»Nein. Solche Menschen sind immun gegen jegliche Annäherungsversuche.«

»Bei ihm ist es ähnlich«, erzählt er von ihm, und ich offenbare mehr von ihr:

»Nicht, dass sie mir nicht zugetan war, doch sexuell lief da gar nix bei ihr.«

»Er lehnte jeden Heiratsantrag ab und ich war sicher, dass er auf Männer steht …«

»Wenn er dich nicht will, dann bin ich sicher, dass er innerlich tot ist.«

Verlegen lächelt er.

»Du wirst schon jemand anderen lieben.«

»Du auch.«

Wir nicken und gehen versöhnt unserer Wege.

8.

Mac hat mir eine Uhr zu meinem 23. Geburtstag geschenkt: mit blauem Marmorhintergrund. Darauf sind die Zifferblätter aus Gold, genau wie der Verschluss mit braunem Lederband. Die Uhr trage ich fast nie, jedoch habe ich sie immer bei mir. Jetzt bin ich froh, dass ich sie mit ins All genommen habe. Nicht nur wegen der Erinnerung, sondern auch, da sie die Uhrzeit und das Datum von der Erde anzeigt. Wir landen am 01.12.2010 auf Eddreé. Der Planet ist der Erde gar nicht so unähnlich, nur etwas größer … ach ja, und er hat zwei Monde. Für die Romantiker unter uns.

Zero bringt mich in meine Unterkunft, die auf einer Insel beim Militär ist.

»Ich möchte gleich loslegen, bring mich zu meinem Ansprechpartner«, sage ich zu Zero, der mich wieder streng ansieht.

»Du solltest dich ausruhen und dich an die Schwerkraft gewöhnen.«

»Die Anpassung auf dem Raumschiff war gut, ich fühle mich stabiler auf meinen Füßen.«

Ohne ein Wort lässt er mich im Zimmer alleine und ich schlafe in meinen Sachen ein.

Mein Körper war dann doch etwas überfordert von dem reinen Sauerstoff auf dem Planeten. Allerdings kann ich nicht abwarten, meine Theorien zu beweisen, daher bringt mich Zero zum Rat der Schatten.

Wir fliegen mit einem kleinen Raumgleiter dahin. Das graue Gebäude ist von der Luft aus schwer auszumachen. Seine Struktur verschmilzt sich mit der Umgebung und auch drinnen hat es keine geraden Wände oder Decken.

»Alistair, darf ich dir Ratsmitglied Moschai vorstellen?«

»Ich bedauere sehr deinen Verlust«, sagt Moschai zu mir.

»Wie konnte das passieren?«, falle ich mit der Tür ins Haus.

»Wir können nichts mit Sicherheit sagen …«

»Habt ihr eine Vermutung?«, unterbreche ich sie, und ja, es ist mir klar, dass es unhöflich ist und keinen guten Ersteindruck macht, aber meine Untätigkeit bringt mich um den Verstand.

»Ohne Beweise sprechen wir unseren Verdacht nicht aus.«

Es ist, als würde ich mit Windmühlen kämpfen.

Moschai ist klein und kommt mir bis zu meiner Brust, allerdings lässt ihre Präsenz sie größer wirken.

»Also, was soll ich für euch machen?«, frage ich etwas gereizt.

»Fühlst du dich schon in der Lage dazu? Brauchst du noch etwas Zeit?«

»Mein Planet liegt in Schutt und Asche, die Menschen wurden auf einen gottverdammten Planeten gebracht und ich soll mich ausruhen … ich habe keine Zeit dafür.«

»Der Planet 3477 ist ein fruchtbarer und erdähnlicher Planet«, rechtfertigt sie sich. Sie hat ein weißes Gewand an, dessen Haube sie absetzt. Darunter sind ihre braunen Haare verknotet. »Dennoch sind wir bemüht, die Erde von der Bestrahlung zu reinigen. Nur, uns fehlen die Leute dazu.«

»Warum macht ihr das? Die Erde gehört doch jetzt den anderen Aliens.«

»Sheyaatin. Wie der Krieg auch endet, wir werden versuchen, dass die Erde wieder den Menschen gehört.« Sie umgeht meine Frage.

Ein Friedensvertrag wurde aufgesetzt, dass die Menschen vor Sheyaatin sichert, dafür mussten wir unseren Planeten opfern. Ein nobler Akt von den Wudd, und dennoch frage ich mich, ob sie ein doppeltes Spiel spielen.

»Du vertraust uns nicht?!«

Ich kann nicht sagen, ob es eine Frage oder eine Aussage ist, daher sage ich:

»Gib mir bitte eine Aufgabe, ich kann nicht dumm rum-sitzen.«

»Komm mit.«

Beim Gehen gucke ich zu Zero und er sagt: »Ich hole dich später hier ab.«

Sie führt mich die Treppen des grauen Steingebäudes hinunter. Hier ist der Sitz von Rat der Schatten, der fern von der Zivilisation liegt.

»Das kannst du als deinen Arbeitsplatz benutzen.«

Ein kleiner grauer Raum mit einem Holzschreibtisch und einem Stuhl.

»Hier kannst du die Daten von unseren Militär-Missionen aufrufen. Du bist mit I.S.E. verbunden.« Sie tippt auf den Schreibtisch, der aufleuchtet.

»Ja, die gab es auch auf dem Raumschiff.«

Internes System Einheit.

»Wir können keine Spione auf Sheyaatin-Planeten schicken, sie erkennen unsere Biosignatur. Du, als Mensch kannst ungehindert überall hin.«

»Was soll ich herausfinden?«, frage ich und sehe auf den Schreibtisch.

»Was du für relevant hältst. Vielleicht, wo sie als Nächstes angreifen werden. Dann können wir einem anderen Volk rechtzeitig zur Hilfe kommen.«

»Wo fange ich an?«

»Wir lassen einen Raumgleiter für dich anfertigen. Ist deine Raumkrankheit vollständig