15,90 €
Mit diesem Buch soll es Rauchern gelingen, den Mechanismus der Nikotinsucht von Grund auf zu verstehen. Die typischen Zweifel in Bezug auf das Rauchen-Aufhören wandeln sich mit diesem Wissen in einen festen Glauben an den eigenen Erfolg und letztendlich in ein befreiendes Gefühl der Sicherheit. Nikotinsucht besteht im Wesentlichen aus zwei Bausteinen, dem Nikotin selbst und den Gedankenstrukturen des Rauchers. Diese sind wiederum sehr vom Zeitgeist abhängig, in dem ein Raucher aufgewachsen ist. Während das Nikotin selbst immer die gleiche Wirkung ausübt, ändern sich die Sichtweisen und Glaubensschwerpunkte von Rauchern in den letzten Jahren immer schneller. Das Buch "all about smoking" kann als eine Ansammlung neuer Themen-Schwerpunkte verstanden werden, die Raucher heutzutage mental an ihre Sucht ketten. Im Verlauf des Lesens wird der Lösungsansatz immer klarer und führt den Raucher zurück an seinen Ausgangspunkt, bevor er zum ersten Mal eine Zigarette geraucht hat. Wir, die Autoren Clara Brundyn und Elfi Blume, haben selbst mehrere Jahrzehnte geraucht und mit diesem Ansatz unsere Sucht verblüffend einfach beenden können. Wir sind Nichtraucher-Trainer und seit vielen Jahren erfolgreich im Bereich der Nikotinprävention tätig - überwiegend in deutschen Unternehmen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 227
Veröffentlichungsjahr: 2015
www.tredition.de
Clara Brundyn, Elfi Blume
all about smoking
Das Rauchen verstehen… …und einfach damit aufhören
www.tredition.de
© 2015 Clara Brundyn, Elfi Blume
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7323-3609-8
Hardcover:
978-3-7323-3610-4
e-Book:
978-3-7323-3611-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
ES GIBT FÜR UNS KEINEN RAUCHER, VON DEM WIR ANNEHMEN, ES SEI FÜR IHN NICHT MÖGLICH WIEDER FREI ZU SEIN!
Davon sind wir überzeugt!
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1. Abhängigkeit
2. Aufklärung
3. Betrug
4. Wille und Willenskraft
5. Der erste Kontakt
6. Nikotin
7. Der Hungertrieb beim Menschen
8. Parasitismus
9. Infektion
10. Manipulation
11. Das mentale Immunsystem
12. Die erste Zigarette
13. Genuss
14. Stress
15. Der Zwang
16. Die Willenskraft-Methode
17. Freiheit
18. Gewohnheit
19. Das Verlangen
20. Zusammenfassung
21. Leuchttürme
Ein persönliches Schlusswort
Kontaktaufnahme
Vorwort
Das vorliegende Buch stellt eine Zusammenfassung unserer Erfahrungen als Nichtrauchertrainer dar, die wir im Laufe von siebzehn Jahren in unseren Seminaren sammeln konnten. Nach wie vor bereitet es uns große Freude Rauchern dabei zu helfen, die Zigaretten endgültig loszuwerden. Da sich der Zeitgeist in Bezug auf das Rauchen stetig ändert, mussten wir unsere Herangehensweise auch den neuen Glaubensschwerpunkten von Rauchern immer wieder anpassen. Im Lauf der Jahre kam so eine Fülle an bildhaften Beispielen zustande, die es einer immer größer werdenden Bandbreite von Rauchern ermöglicht, die Nikotinfalle umfassend zu begreifen. Die wichtigsten haben wir in diesem Buch zusammengefasst und uns bemüht, sie in einen logischen Kontext zu stellen.
„all about smoking…alles über das Rauchen“ ist in erster Linie für Raucher geschrieben, die den Wunsch haben mit dem Rauchen aufzuhören. Unsere Bemühungen zielen darauf ab einen Raucher aus seinen Gedanken- und Gefühlsstrukturen herauszuhelfen, die ihn in seinen Verhaltensmustern gefangen halten. Sollten Sie als Nichtraucher dieses Buch lesen, wäre es daher wichtig zu versuchen, sich in die Gefühlslage von Rauchern hineinzuversetzen, damit die Erklärungen für Sie auch Sinn ergeben. Sollten Sie Raucher sein, ist es wichtig, den Inhalt des Buches auch zu reflektieren. Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre und lesen Sie ruhig das ein oder andere Beispiel noch einmal, wenn Sie das Gefühl haben, die Kernaussage nicht richtig verstanden zu haben.
Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen:
Clara Brundyn und Elfi Blume.
Einleitung
Trotz der in den letzten Jahren zunehmenden Tendenz das Rauchen aus dem gesellschaftlichen Leben zu verdrängen, ist der Tabakkonsum nach wie vor ein weit verbreitetes Laster, das viele Menschen mit ihrem Leben bezahlen. Die WHO schätzt, dass weltweit jedes Jahr um die 6 Millionen Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums sterben, Tendenz steigend. Damit stellt die Nikotinsucht die weltweit größte vermeidbare Todesursache dar.
Es hat in jüngerer Zeit viele Veränderungen in Bezug auf das Rauchen gegeben, die zeigen, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfindet. Dazu gehören die zahlreichen Rauchverbote und die immer größer werdenden Gesundheitswarnungen auf den Zigarettenschachteln, die zunehmende Verbreitung des Shisha-Rauchens und der unübersehbar deutlich angestiegene Umsatz von E-Zigaretten. Erwähnenswert sind ebenfalls die mittlerweile zahlreichen Therapiemöglichkeiten, die Rauchern dabei helfen sollen von ihrer Sucht loszukommen.
Eine dieser Methoden soll im Folgenden genau dargestellt werden. Dabei handelt es sich um eine Herangehensweise, die völlig ohne materielle Hilfsmittel wie Tabletten, Nikotinersatzpräparaten, Akkupunkturnadeln oder Ähnlichem auskommt. Diese Vorgehensweise beruht lediglich auf der Vermittlung von nützlichen Informationen und Fakten in Bezug auf die Nikotinfalle, die es dem Raucher ermöglichen sollen zu erkennen, wie man ohne Schwierigkeiten mit dem Rauchen aufhört.
Unsere Überzeugung, dass dies für jeden Raucher funktionieren kann, basiert auf zwei Säulen: zum einen auf unserer eigenen Rauchergeschichte. Wir sind selbst jahrzehntelang Raucher gewesen und durften nach immer wieder gescheiterten Versuchen erleben, wie leicht man tatsächlich diesem Teufelskreis entkommen kann. Und zum anderen auf unserer praktischen Erfahrung aus mittlerweile über 2000 gehaltenen Nichtraucherseminaren. Da wir immer wieder von Teilnehmern gefragt werden, ob es möglich wäre die Kursinhalte in schriftlicher Form zu erwerben, haben wir uns dazu entschlossen diesem Wunsch nun nachzukommen.
Das Lesen dieses Buches soll in erster Linie Spaß machen. Rauchen ist ein Thema, das allzu oft mit einem überaus großen Ernst behandelt wird. Diese Ernsthaftigkeit ist natürlich auch bis zu einem gewissen Grad angebracht, doch für das Verstehen der Nikotinfalle ist sie nicht relevant.
Wenn Sie dieses Buch mit der klaren Absicht lesen das Rauchen aufzugeben, haben Sie sich ohnehin mit ziemlicher Sicherheit schon genug ernsthafte Gedanken um das Rauchen gemacht. Daher können wir Ihnen versichern, dass die ganzen Fakten um die gesundheitlichen und finanziellen Folgen des Rauchens kaum eine Rolle spielen werden, höchstens um zu erklären, warum dieses Wissen beim Aufhören so gut wie nutzlos ist.
Wir möchten Ihnen ein umfassendes Verständnis der Falle vermitteln, in der Sie sich als Raucher befinden. Lassen Sie alles beiseite, was Sie über das Rauchen und über das Rauchen-Aufhören zu wissen glauben und nehmen Sie die Informationen in diesem Buch möglichst unvoreingenommen auf. Sollten wir Sie nicht überzeugen, können Sie wieder auf Ihr altes Wissen zurückgreifen.
Die Nikotinfalle ist ein äußerst raffinierter Mechanismus, der schwerlich von den Betroffenen selbst durchschaut werden kann. Wir bedienen uns daher verschiedener Beispiele, um dem Raucher eine Distanz zwischen sich selbst und seinen durch das Nikotin manipulierten Gedanken und Gefühlen zu ermöglichen. Wir wissen aus Erfahrung, dass nicht jeder Raucher mit jedem dieser Beispiele sofort einverstanden ist. Hilfreich ist, wenn Sie beim Lesen des Buches immer im Auge behalten, dass wir darauf abzielen durch einen bestimmten Vergleich einen bestimmten Aspekt des Rauchens zu beschreiben und nicht das Rauchen als Ganzes.
Sollten Sie im Moment noch rauchen ist das völlig in Ordnung. Rauchen Sie Ihre letzte Zigarette aber erst nachdem Sie alles gelesen haben und sich innerlich bereit fühlen. Sollten Sie in einem unserer Kurse gewesen sein und dieses Buch lesen, um sich von dem eventuell noch bestehenden Verlangen nach einer Zigarette zu befreien, dann rauchen sie nicht, sofern Sie seit dem Kurs rauchfrei sind. Sie werden erleben, dass mit zunehmendem Verständnis der Nikotinfalle das Verlangen zu rauchen sich immer mehr in Luft auflöst.
1. Abhängigkeit
Wenn ein Raucher sich fest vorgenommen hat, das Rauchen zu beenden, macht er in der Regel folgenden Prozess durch: war man die ganze Zeit davon überzeugt aufhören zu können, wenn es wirklich darauf ankommt, merkt man nun, dass etwas nicht stimmt. Man hat einige Jahre des Rauchens hinter sich, sich dabei nicht allzu viele Gedanken um die Folgen für die eigene Gesundheit und den Geldbeutel gemacht und irgendein Ereignis führte zu dem Entschluss, es nun sein zu lassen – z.B. bestimmtes Alter, Schwangerschaft, Krankheit, Zigarettenpreiserhöhung, zu viel auf einer Party geraucht, etc.
Tatsächlich ist es bei vielen Rauchern zunächst so, dass sie bei ihrem allerersten Versuch verwundert darüber sind, wie relativ unproblematisch es ist aufzuhören. Dadurch fühlt man sich bestätigt, dass man die ganze Zeit über als Raucher Recht hatte mit der Annahme, dass das Rauchen-Aufhören eben kein allzu großes Problem ist, wenn man denn wirklich will. Zu einem späteren Zeitpunkt fangen viele Ex-Raucher aber ironischerweise genau deshalb wieder an. Denn dass man jederzeit aufhören kann, weiß man ja jetzt. Was soll schon passieren, wenn man „nur eine“ raucht? Bei dieser „nur eine“- Zigarette bleibt es nicht, es werden zügig mehr, und meistens vergeht eine gewisse Zeit, bevor es zu einem erneuten Versuch kommt, der sich bereits darin vom ersten unterscheidet, dass er häufiger nach hinten verschoben wird. Irgendwann muss man sich beweisen, dass man alles unter Kontrolle hat, man hört auf…für eine gewisse Zeit…und fängt dann später doch wieder an.
Was man als Raucher leider oft viel zu spät begreift: dieser Prozess ist darauf angelegt, sich ein Leben lang zu wiederholen. Egal, ob der Raucher eine Krebsdiagnose bekommt, ein Raucherbein hat oder vielleicht überhaupt keinen nennenswerten gesundheitlichen Nachteil durch das Rauchen, viele schaffen den Absprung nicht und sterben als Raucher, obwohl sie fest daran geglaubt haben sie würden irgendwann aufhören. Es gibt tatsächlich Raucher, die Ihnen erzählen, sie hätten mit dem Rauchen schon mehrmals aufgehört - immer erfolgreich - und während sie Ihnen das erzählen, rauchen sie eine Zigarette oder in letzter Zeit immer beliebter: eine E-Zigarette.
Um ein Ziel zu erreichen müssen zwei Dinge geklärt sein: erstens wo man steht, und zweitens wo man hin will. So einfach das in diesem Moment klingt, erliegen die allermeisten Raucher bereits hier einer Illusion. Wenigen Rauchern ist wirklich bewusst wo sie stehen und wo es genau hingeht. Sie sind sich auch meist nicht im Klaren darüber, was sie eigentlich erreichen wollen bei dem Vorhaben mit dem Rauchen aufzuhören. Die meisten Raucher würden das Rauchen nämlich lieber kontrollieren können, als ganz damit aufhören zu müssen. Nur zu bestimmten Gelegenheiten rauchen zu können und nicht mehr jeden Tag rauchen zu müssen, das wär’s.
Und daher löst die Vorstellung nie wieder rauchen zu dürfen in keinem Raucher das Gefühl von Freude aus. Tatsächlich wird er sogar unbewusst einige Anstrengungen auf sich nehmen um das Erreichen dieses Zieles zu boykottieren. Die bewusst erlebte Erfahrung, die der Raucher infolgedessen macht, ist entweder ein Zustand deprimierter Verwirrung oder pseudopositiver Verdrängung.
Im Kern der Verwirrung herrschen Angst und Sorge. Die Angst, dass man etwas opfern muss, dass man etwas verlieren wird oder dass man durch eine schreckliche Zeit muss, bevor man sagen kann, dass man es geschafft hat. Die Sorge, dass man vielleicht zunimmt oder keine Freude mehr empfindet und letzten Endes trotz aller Bemühungen vielleicht doch scheitert, weil es eben - wie jedermann weiß - fast unmöglich ist, sich von dem Verlangen nach einer Zigarette dauerhaft zu befreien.
Diese beklemmenden Gefühle haben erstaunlich viel Macht. Noch erstaunlicher ist, dass der Raucher die ersten Jahre davon kaum etwas wahrnimmt. Der Grund dafür ist, dass diese Ängste blitzschnell in die „Später“- Gedankengänge verlegt werden:
„Ich werde aufhören, ganz sicher, allerdings nicht jetzt, weil - (unterschiedlichste Gründe wie private Probleme oder Stress) - später werde ich es ganz sicher schaffen!“
Solange Raucher daran glauben, dass sie „später“ aufhören werden, spüren sie diese Ängste nicht. Erst mit dem Realisieren, dass dieses „später“ nicht kommt, wird Rauchern die Angst als elementarer Kern des Rauchens zunehmend bewusst. Wird aus dem „später“ ein „jetzt“, z.B. wenn die Zigarettenschachtel unerwartet schnell leer ist, geraten viele Raucher sogar direkt in einen panikartigen Zustand.
Um also wirklich erfolgreich mit dem Rauchen Schluss zu machen, ist es daher wichtig die eigene Situation zunächst zu verstehen. Erst dann sind Sie in der Lage das klare Ziel anzupeilen:
Mit absoluter Sicherheit zu wissen, dass Sie nie wieder rauchen werden und sich aufrichtig darüber zu freuen!
Beginnen wir mit dem Phänomen, dass die meisten Raucher ihre Abhängigkeit erstaunlich spät realisieren. Woran genau liegt das eigentlich? Es könnte, wie allgemein angenommen wird, daran liegen, dass sich eine Abhängigkeit schleichend entwickelt, also vom Betroffenen unbemerkt. Das beantwortet die Frage aber noch nicht vollständig. Es bliebe noch zu klären, warum eigentlich kein Raucher in der Lage ist, die Entwicklung dieser Abhängigkeit bewusst zu verfolgen, denn Außenstehenden, wie z.B. den Freunden oder dem Partner, gelingt das meist sehr schnell. Fest steht allerdings auch, dass kein Raucher mit der allerersten Zigarette, die er geraucht hat, gleich abhängig war. Also muss an der Theorie von der Entwicklung einer Abhängigkeit zwangsläufig etwas dran sein. Sollte diese Theorie zutreffen, dann folgt daraus, dass es Raucher gibt, die ihren Konsum unter Kontrolle haben und solche, die ihn verloren haben.
Bleiben wir zunächst bei der Ich-habe-das-Rauchen-unter-Kontrolle-Gruppe. Warum rauchen diese Personen? Natürlich deshalb, weil sie den ein oder anderen Aspekt des Rauchens genießen, sei es der Geschmack, das Gefühl der Geselligkeit oder das der Entspannung.
Die zweite Gruppe genießt zwar ebenfalls so manche Zigarette, es kommt jedoch auch ein gewisser Zwang mit ins Spiel. Die Erfahrung dieses Zwanges wird landläufig Abhängigkeit oder auch Sucht genannt. Verantwortlich für diesen Zustand der Abhängigkeit wird entweder der Körper, die Droge, das Suchtgedächtnis oder das Unterbewusstsein gemacht, wobei die Glaubensschwerpunkte von Raucher zu Raucher und von Experte zu Experte variieren.
Wenn Sie diese Sichtweise für zutreffend halten, haben Sie tatsächlich nur eine geringe Chance dauerhaft Nichtraucher zu werden. Sie haben gar keine Chance glücklicher Nichtraucher zu werden. Denn die oben beschriebene, zugegebenermaßen grob vereinfacht dargestellte Theorie, basiert in ihrem Kern auf einem gewaltigen Irrtum.
Damit auch Sie in die Lage kommen, diesen Irrtum selbst zu durchschauen, bedarf es vorher einiger Vorbereitungen und Ihrer unvoreingenommenen Vorstellungskraft.
2. Aufklärung
Lassen Sie uns zunächst den gesellschaftlichen Hintergrund des Rauchens beleuchten. Als Sie aufgewachsen sind, war der Tabakkonsum ein ganz selbstverständlicher Teil unserer westlichen Kultur. Er mag auch eine ganz selbstverständliche Tätigkeit in ihrer unmittelbaren Umgebung gewesen sein, vielleicht waren Ihre eigenen Eltern sogar Raucher.
Ein nicht zu unterschätzender Teil der Problemkonstellation Rauchen besteht in dieser Sozialisation. Dabei könnte man durchaus von einer Art manipulativer Umerziehung sprechen, die schon bei den Kleinsten, teils unbewusst, teils bewusst vorangetrieben wurde und immer noch wird. Umerziehung nennen wir es deshalb, weil wir davon ausgehen, dass jedes Kind eine natürliche, instinktive Abneigung gegen Rauch (egal, aus welcher Quelle er nun stammt) verspürt. Süßigkeiten in Zigarettenform, Comics wie Lucky Luke oder Leinwandidole wie John Wayne tragen ihren Teil dazu bei, das Rauchen als einen völlig natürlichen und normalen Zeitvertreib wahrzunehmen, oder anders ausgedrückt: das Gefühl Rauch in die Lunge zu ziehen als unnatürlich und komisch wahrzunehmen rückt bei den meisten Menschen schon in jungen Jahren in den Hintergrund. Helden unserer Gesellschaft wie Helmut Schmidt oder Johnny Depp vermitteln selbstbewusst die Botschaft, aus eigenem Entschluss Raucher geworden zu sein.
Unter Gehirnwäsche versteht man laut Wörterbuch eine permanente Einwirkung falscher Informationen, die schließlich zu einer Einstellungsänderung führen, also geglaubt werden.
So drastisch wir das Wort Gehirnwäsche auch empfinden, weil es generell mit Diktaturen in Verbindung gebracht wird, die Definition laut Wörterbuch ist tatsächlich auch auf eine so harmlose Geschichte wie die vom Weihnachtsmann übertragbar. Die Einstellung vieler Eltern hat sich diesbezüglich mittlerweile geändert, viele sehen keinen Sinn mehr darin, ihre Kinder in dieser Sache anzulügen. Doch vor noch gar nicht allzu langer Zeit, und vermutlich gehören Sie zu dieser Generation, hat man nicht davor zurückgeschreckt, die absurdesten Geschichten rund um das weihnachtliche Fest zu erzählen. Viele Kinder sind beim Besuch vom Nikolaus aus Angst in Tränen ausgebrochen.
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, wie leicht vor allem Kinder zu manipulieren sind. Sie glauben so gut wie alles, was ihnen die Erwachsenen erzählen und sie nehmen auch unbewusst die Verhaltensweisen der Erwachsenen auf. Fast jeder Raucher hat in seiner Kindheit z.B. diese Kaugummi-Zigaretten „geraucht“ und damit Erwachsensein gespielt. Wäre es denkbar, dass z.B. Traubenzucker als Kokainimitat an Kinder verkauft werden könnte? Ganz sicher nicht, aber warum? Weil Kokain so viel schlimmer ist als das Rauchen? Das ist sicher ein Argument, allerdings würde uns bei diesem Beispiel auch ganz klar vor Augen stehen, dass bei einem Kind, das Kokainkonsument spielt, die Wahrscheinlichkeit echtes Kokain zu sich zu nehmen deutlich zunehmen würde, wenn es irgendwann einmal erwachsen ist und die Gelegenheit dazu haben sollte.
Beim Rauchen ist es ähnlich wie bei den Geschichten mit dem Weihnachtsmann, außer dass man hier zwischen erzählten und vorgelebten Informationen unterscheiden muss. Erzählt hat man Ihnen, dass Rauchen ungesund und teuer ist, dass man am besten niemals damit anfängt, usw. Das entspricht natürlich der Wahrheit. Vorgelebt hat man allerdings etwas ganz anderes, und für das Unterbewusstsein, das in ganz besonderem Maße in der Phase des Erwachsenwerdens Informationen aus seiner Umwelt aufnimmt, bewertet und abspeichert, ist die Masse der Informationen entscheidend, weniger der Inhalt. Diktatoren wissen das, deshalb hängt ihr Bild in jedem Wohn- und Schulzimmer. Vor allem durch Film und Fernsehen wird immer wieder der Eindruck vermittelt, Rauchen sei eine Form von Genuss, man mache es freiwillig und es verleihe einen Hauch von Männlichkeit oder Emanzipation. Diese unbewusst ständig auf die Kinderpsyche einrieselnden, falschen Informationen lassen zwar bei keinem Menschen den konkreten Wunsch entstehen, Raucher zu werden. Sie tragen aber dazu bei, dass das Rauchen als deutlich harmloser empfunden wird als es ist. Kokain und Heroin empfinden wir als äußerst gefährliche Substanzen. Dabei sterben an Heroin kaum 1000 Menschen pro Jahr, an Nikotin sterben allein in Deutschland 2600 Menschen pro Woche! Es ist naheliegend anzunehmen, dass diese vorgelebte „Harmlosigkeit“ des Rauchens einen großen Anteil an diesen Todeszahlen hat.
Sich darüber bewusst zu werden, wie tiefgreifend die Umwelt uns in vielerlei Hinsicht prägt, ist noch nie einfach gewesen. Hier kann es von Nutzen sein, sich mit der menschlichen Geschichte ein bisschen zu beschäftigen. Bevor wir das tun, möchten wir eines völlig klarstellen: Sie sind nicht aufgrund der Gesellschaft zu einem Raucher geworden, sonst wäre fast jedes Mitglied der Gesellschaft Raucher. Aber die Beschäftigung mit dem sozialen Kontext ist ein unabdingbares Element um jenes Verständnis über das Rauchen zu entwickeln, das unserer Meinung nach nötig ist um den Wirkmechanismus der Nikotinfalle umfassend zu begreifen.
Frühere Problemkonstellationen der Menschheitsgeschichte zu analysieren hat den Vorteil, dass wir dies zwangsläufig mit einer gewissen Distanz tun, die aufgrund der zeitlichen Entfernung entstanden ist. Diese Distanz wiederum ist aber auch oft der Grund dafür, warum wir heute so manches menschliche Dilemma nur noch schwierig nachvollziehen können. Nach reiflicher Überlegung haben wir ein Beispiel ausgesucht, das unserer Meinung nach bestens dazu geeignet ist, die Verwicklung und Abhängigkeit eines jeden einzelnen Bürgers von seiner ihn umgebenden Umwelt deutlich zu machen: den Ablasshandel.
Nun könnte es sein, dass Sie den Ablasshandel einfach als lächerlich abtun. Das ist Ihnen aber nur aufgrund der zeitlichen Distanz möglich, die Sie dazu haben. Wenn wir versuchen uns in die damalige Zeit hineinzuversetzen, ohne die Menschen von damals vorschnell als dumm oder leichtfertig zu verurteilen, dann kann man aus dieser Geschichte viele nützliche Schlüsse ziehen. Umreißen wir kurz die wichtigsten Eckpunkte, die zum Ablasshandel gehört haben:
Ein Großteil der Menschen konnte damals weder lesen noch schreiben. Man ging gehorsam sonntags in die Kirche, aber die Messen wurden auf Latein gehalten, so dass die normalen Bürger den Inhalt gar nicht verstehen konnten. Gott stellte man sich als einen strengen Vater vor, der außerhalb unserer Welt existiert und Gebote erlässt, damit der sündige Mensch nach seinem Tod, vorausgesetzt er hält die Gebote auch ein, das ewige Leben erhalten kann. Dann gab es noch den Teufel, der alles Mögliche unternimmt, damit der Mensch bei diesem Vorhaben scheitert. Somit war die Angst vor der Hölle und vor dem Teufel der Motor, um die Menschen dazu zu bringen Gottes Gebote einzuhalten. Es ist wohl wichtig sich klar zu machen, dass nicht irgendein Einzelner oder eine Gruppe Einzelner sich diese Geschichten bewusst ausgedacht haben, um die Bevölkerung zu versklaven. Sie spiegeln eher die kollektiven Annahmen über Gott und den Teufel wider, die jedoch primär durch die Kirche geprägt wurden. Einigen Mitgliedern der Kirche muss jedoch völlig klar gewesen sein, wie viel Menschen in ihrer Verzweiflung bereit sind für ihre Erlösung tatsächlich zu tun und schreckten nicht davor zurück, diese Unwissenheit der Masse aus reinen Profitgründen auch auszunutzen.
Da Geistliche einen „direkten Zugang“ zu Gott hatten, lag es also nahe, für das Heil der Verstorbenen zu beten, damit diese das ewige Leben erhalten konnten. Das kostete jedoch Zeit – und dementsprechend auch Geld. Man wollte große, beeindruckende Kirchen bauen (die wir natürlich auch heute noch bewundern). Dann kam wohl die Idee auf mit dem Ablass. Man ging davon aus, dass wenn ein Mensch gestorben war, er zunächst in einem Zwischenstadium landete, dem Fegefeuer. Wo es danach hinging, ob in die Hölle oder den Himmel, war von ausgewählten Personen beeinflussbar. Also verkaufte die katholische Kirche damals den Ablassbrief und lies sich so ihren guten Draht zu Gott bezahlen. Diese Tat hilft ja allen. Die Kirche bekommt Geld, der Verstorbene kommt vielleicht doch noch in den Himmel, und die Hinterbliebenen haben das gute Gefühl alles in ihrer Macht stehende getan zu haben, damit es der geliebten, verstorbenen Person gut geht.
Durch den Glauben eines Großteils der damaligen Bevölkerung bekamen die Geschichten über Gott und den Teufel eine eigene Realität. In diesem Buch soll unter dem Begriff der Realität die Summe der Überzeugungen von Menschen verstanden werden, die an bestimmte Informationen glauben. Damit wollen wir deutlich machen, dass wir hier nicht den Anspruch erheben über die wirkliche Realität Bescheid zu wissen. Wir wollen allerdings betonen, dass Menschen grundsätzlich dann etwas als wirklich wahr zu sein scheint, wenn ein Großteil der sie umgebenden Gesellschaft daran glaubt. Und der Teufel war eine absolut gefühlte und gefürchtete Realität der damaligen Zeit. Selbst Luther soll ihn in seinem Kämmerchen gesehen haben. Nun wissen wir überhaupt nicht, ob es ein Wesen wie den Teufel gibt oder nicht. Fakt ist jedoch: wir glauben nicht mehr daran (zumindest die meisten), und das ist der eigentliche Grund, warum er aus unserer Alltagserfahrung auch so ziemlich verschwunden ist.
Die Angst, die mit diesen Glaubensinhalten verbunden war, kann natürlich mit etwas Fantasie gut nachvollzogen werden. Stellen Sie sich vor, Ihre geliebte Ehefrau (oder -mann) ist gestorben und Ihnen fehlt leider das Geld für einen solchen Ablassbrief. Können Sie sich die Schuld, das schlechte Gefühl vorstellen, das Sie haben würden? Diese emotionale Schuld könnte sie so lange plagen, bis Sie es schaffen das Geld irgendwie, z.B. durch das Aufnehmen von Schulden, zusammenzukratzen. Damit hätten Sie zwar Schulden, aber auch das Gefühl der Erleichterung das Beste für Ihren Ehepartner getan zu haben. Vielleicht kam die Kirche Ihnen sogar entgegen und hat eine Ermäßigung auf den Ablassbrief gewährt. Dafür wären Sie natürlich überaus dankbar gewesen.
Luther war der erste, der öffentlich diese Geldbeschaffungsmaßnahme der katholischen Kirche anprangerte. Dafür wurde ihm mit der Todesstrafe gedroht und er war zeitweise vogelfrei. Heute nehmen wir ihn als einen Helden wahr, als einen der großen Architekten der Aufklärung, dem Vorhaben Menschen aus ihrer Unwissenheit und der damit verbundenen Sklaverei zu befreien.
Was genau hat das jetzt mit dem Rauchen zu tun? Tatsächlich gibt es ein paar verblüffende Ähnlichkeiten, die wir kurz erläutern wollen. Bevor wir das tun, möchten wir ganz klar betonen, dass dieses Beispiel nur dabei helfen soll, das Rauchen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, als das die meisten Menschen in der heutigen Gesellschaft tun. Es geht nicht darum irgendwelche Personen oder Institutionen anzuprangern, und schon gar nicht den Raucher.
Beginnen wir mit der Informationskontrolle. Der Mensch des Mittelalters war bei Religionsfragen völlig auf die Informationen der Kirche angewiesen. Aus diesem Grund war es möglich zahlreiche Fantasiegeschichten in Umlauf zu bringen, von denen ein Großteil angsteinflößend war, und Angst macht Menschen gefügig.
Ganz ähnlich ist es in unserer Zeit mit dem Thema Rauchen. Heute glauben die meisten Menschen fest daran, dass bei der Nikotinabhängigkeit ein Experte helfen könnte, z.B. ein Arzt, Psychologe oder Psychiater. Um ein solcher Experte zu werden, muss man viele Jahre lang studieren und forschen. Man geht davon aus, dass die Prozesse, die zur Entwicklung der Nikotinsucht beitragen, äußerst vielfältig und komplex sind. Zum einen gibt es da die ultrakleinen Prozesse im Gehirn, die dann so etwas wie das Suchtgedächtnis entwickeln, das nie mehr gelöscht werden kann. Synapsen, Andockstellen, Botenstoffausschüttung und Rezeptoren, kaum ein Mensch ist in der Lage da durchzublicken. Es gibt die Theorie, dass die Weichen für eine Sucht bereits im Kindesalter gelegt werden (z.B. durch drogenbhängige Eltern und/oder anderen traumatischen Erfahrungen). Völlig verwirrend wird es, wenn die Gene mit einbezogen werden, denn sollte tatsächlich die Möglichkeit bestehen, dass Ihre Sucht genetisch veranlagt ist, dann haben Sie leider niemals eine realistische Chance auf vollständige Heilung.
Man muss jetzt auch gar nicht alle gängigen Theorien beleuchten, es reicht wenn man feststellt, dass sie alle eines gemeinsam haben: ohne fremde Hilfe eines Experten oder eines Hilfsmittels hat der Raucher so gut wie keine Chance auf Erfolg, und ohne immense eigene Anstrengung überhaupt gar keine.
Wer ist nun in der Lage dieses Wissen anzuzweifeln? Wenn Sie anfangen, sich kritisch mit diesen Theorien zu beschäftigen, dann wird Ihnen auffallen, dass sie sich sehr oft widersprechen. Nehmen wir einfach die oft empfohlene Methode der Nikotinersatztherapie. Das Wort an sich ist schon ein Widerspruch, da Nikotin überhaupt nicht ersetzt wird, sondern man verändert einfach die Darreichungsform. Das mag zwar verhaltenspsychologisch von Nutzen sein, aber biochemisch macht das überhaupt keinen Unterschied.
Gut, an der Stelle wollen wir zugeben, dass jeder Raucher unterschiedlich ist, und was dem einen hilft, kann für den anderen völlig unbrauchbar sein. Verschiede Menschen, verschiedene Raucher, verschiedene Methoden. Daraus folgt die schier unermessliche Fülle an Büchern, die sich mit diesem komplexen Thema beschäftigt und natürlich auch die recht große Verwirrung, in der sich die meisten Raucher befinden, ganz zu schweigen von der Angst vielleicht zu denen zu gehören, die es niemals wirklich schaffen können komplett vom Rauchen loszukommen. Schließlich gilt auch unter Experten die zwar nicht häufig laut geäußerte aber von vielen verinnerlichte Einstellung, dass es in manchen Fällen gar nicht möglich ist, die Abhängigkeit von Nikotin wirklich zu überwinden.
Nun finden Sie es vermutlich sehr vermessen, die schreckliche Situation der Nikotinabhängigkeit mit dem Ablasshandel in Verbindung zu bringen, einem der größten Schwindel in der Menschheitsgeschichte. Und doch könnte es ganz spannend sein, sich zu fragen, wem diese ganzen Theorien eigentlich finanziell nützen.
Ihnen als Raucher nämlich gar nicht. Sehr viel Geld fließt hingegen in die Hände der Experten mit ihren Instituten, viel Geld müssen Sie hinlegen beim Apotheker für egal welches Mittelchen (die ja nie von der Krankenkasse übernommen werden), die Tabaksteuer, die Tabakindustrie, die Filmindustrie mit ihrer immensen Schleichwerbung, sie alle verdienen ungeheuerlich viel Geld bei diesem Geschäft. Nur der Raucher steht allein da mit dem Verlust nicht nur seines Geldes, sondern darüber hinaus mit dem Verlust an Lebenslänge, Lebensqualität und Selbstachtung, und nicht zu vergessen: dem Verlust seiner Freiheit!
Ohne sich im Einzelnen mit den ganzen Theorien zu beschäftigen und sie unter die Lupe zu nehmen, wollen wir hier genau eines hervorheben: sie basieren alle auf der festen Überzeugung, dass es schwierig sei mit dem Rauchen aufzuhören. Bei diesem Glauben, so fest verwurzelt er auch sein mag, handelt es sich in Wahrheit um einen gewaltigen Irrtum! Das Problem ist, dass dieser Glaube als absolut bewiesenes, wissenschaftliches Wissen dargestellt wird. Der Großteil der Gesellschaft glaubt überzeugt daran, und das ist der Hauptgrund dafür, warum dieses „Wissen“ heute so wahr zu sein scheint wie der Teufel den Menschen im Mittelalter real vorkam.
Nun stehen wir an einer etwas absurden Stelle. Sie lesen dieses Buch, weil es Ihnen bisher nicht aus eigener Kraft gelungen ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Ist das nicht der Beweis dafür, dass es schwierig sein muss? Wenn es einfach wäre mit dem Rauchen aufzuhören, bräuchten Sie dann Hilfe? Zum Aufhören selbst benötigen Sie tatsächlich überhaupt keine Hilfe. Das ist kinderleicht. Was kann schon schwierig daran sein, die letzte Zigarette seines Lebens auszudrücken? Wozu Sie Hilfe brauchen ist, es zu schaffen, die nötige Distanz zu erlangen, um zweifelsfrei erkennen zu können, dass es auch wirklich Ihre Letzte ist. Und dabei kann Ihnen dieses Buch helfen. Warum? Weil wir in exakt der gleichen Situation waren, in der Sie jetzt sind. Wir kennen die Verzweiflung, die Angst, das Scheitern, die Leere und die Depressionen (und natürlich die Gewichtszunahme) aus eigener Erfahrung, und nicht aus studierter. Wir haben die nötigen Informationen bekommen, die es einem ermöglichen zu erkennen, dass die Nikotinsucht ein raffinierter Mechanismus ist, und wir haben die Freiheit erfahren, die mit diesem Verständnis möglich ist. Jahrelang haben wir daran gearbeitet diese Informationen einfach verständlich zu machen, damit jeder Raucher in den Genuss dieser einzig schönen Erfahrung beim Rauchen kommen kann: dem Aufhören.