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J.R. Voigt

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Beschreibung

Pelle Worm stand buchstäblich vor dem nichts. Seine neue Errungenschaft hatte ihn sitzen lassen, indem sie die Verabredung nicht einhielt. Dadurch konnte er seinem Hobby, dem Segeln frönen. Jedoch war er allein und dadurch dachte ständig über sein unstetes Leben nach. Was ihn daran zweifeln ließ, ob es das Richtige war. Bis er nach Ankunft im Hafen zufällig eine seiner vorangegangenen Liebschaften wiedertraf. Und damit das Unheil seinen Lauf nahm. Kurz über lang, weil er sich nach wie vor für ihre Person interessierte, was nicht von ungefähr kam, war er in Machenschaften verstrickt. Von denen er im Nachhinein besser die Finger gelassen hätte. Vorausgesetzt er hätte es im Vorwege erahnen können. Pelle Worm blieb bei diesem Geschehen nicht nur in den heimischen Gefilden, sondern musste sich zur Lösung des Falls bis nach Kolumbien begeben. Dort, in der pulsierenden Stadt Bogota und dem geheimnisvollen Medellín, hatte er mit kriminellen Aussteigern und Drogenclans zu tun, die ihr Rauschgift nach Europa vertrieben. Und zu allem Überfluss vor nichts zurückschreckten.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Alles nur Lüge

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Buch

Pelle Worm stand buchstäblich vor dem nichts. Seine neue Errungenschaft hatte ihn sitzen lassen, indem sie die Verabredung nicht einhielt.

Dadurch konnte er seinem Hobby, dem Segeln frönen. Jedoch war er allein und dadurch dachte ständig über sein unstetes Leben nach. Was ihn daran zweifeln ließ, ob es das Richtige war.

Bis er nach Ankunft im Hafen zufällig eine seiner vorangegangenen Liebschaften wiedertraf. Und damit das Unheil seinen Lauf nahm.

 

Kurz über lang, weil er sich nach wie vor für ihre Person interessierte, was nicht von ungefähr kam, war er in Machenschaften verstrickt. Von denen er im Nachhinein besser die Finger gelassen hätte. Vorausgesetzt er hätte es im Vorwege erahnen können.

 

Pelle Worm blieb bei diesem Geschehen nicht nur in den heimischen Gefilden, sondern musste sich zur Lösung des Falls bis nach Kolumbien begeben. Dort, in der pulsierenden Stadt Bogota und dem geheimnisvollen Medellín, hatte er mit kriminellen Aussteigern und Drogenclans zu tun, die ihr Rauschgift nach Europa vertrieben. Und zu allem Überfluss vor nichts zurückschreckten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jörg Voigt

 

Alles nur Lüge

Krimi

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

I.

Der Anfang

 

*

Pelle Worm, hatte es endlich geschafft, mit seinem Segler die „See Falke“ wieder seine Freiheit zu leben, nachdem Monika ihm die Begründung gab nicht mitkommen zu wollen. Obwohl sie wenige Tage zuvor in den Höhenlagen über Bergen in Norwegen noch erklärte, ihr Leben ändern zu wollen.

Denn sie hatten beabsichtigt, zusammen die Unabhängigkeit auf seinem Segler zu genießen, um an nichts mehr denken zu müssen, was sie in den Monaten zuvor belastete.

Dass sie ihm mir nichts dir nichts einfach absagte, ohne eine echte Begründung, nahm er daher persönlich.

Hinzu kam, dass er sich anfänglich selbst überreden musste, wieder für jemand verantwortlich zu sein.

Gerade in dem Moment, wo sie dann endlich los wollten, hatte sie ihm kurzerhand abgesagt.

Dieses schmerzte ihn doppelt, zumal er sich geschworen hatte, niemals mehr Verantwortung übernehmen zu wollen, nachdem seinerzeit das Unglück passierte. Denn er allein gab sich die Schuld daran.

Daher hatte er sich fest vorgenommen, niemals mehr eine Beziehung einzugehen, die dazu führen könnte, ihn in ein seelisches Tief zu stürzen. Und nun, nachdem er sich dennoch durchgerungen, seine Bedenken beiseite geschoben hatte, wollte sie plötzlich nicht mehr mitkommen und hatte ihn, wenn man es wollte, einfach sitzen gelassen.

Aber das hatte er abgehakt, indem er fluchtartig Norwegen verließ und sich auf den Weg nach Greena begab, um sein Schiff aus dem Hafen zu holen. Dort wollte Sanft so lange auf ihn warten, bis er seine Angelegenheit in Norwegen erledigt hatte.

Aber nach dem Vorfall mit Monika lief bereits gleich das nächste schief. Denn als er nach Greena zurückkehrte, war Karl Sanft nicht mehr im Hafen. Wenige Tage zuvor war er mit der „Sanftes Lady“ ausgelaufen, wie ihm der Hafenmeister berichtete. Wohin hatte er nicht hinterlassen, als er das letzte Liegegeld bezahlte, außer dass er nicht mehr warten wollte.

Bei dem Gedanken schmerzte ihm am Allermeisten, dass er es nicht einmal versuchte, ihn zu erreichen, obwohl sie zuvor eine ereignisreiche Reise zusammen zurückgelegt hatten.

Aber auch das schüttelte er ab, wie der Hund den Regen, mit dem Gedanken, dass Sanft seine Gründe gehabt haben musste. Daher machte er sich allein auf den Weg, indem er sein Schiff für eine längere Reise klarmachte und am darauffolgenden Morgen auslief.

Er hatte kein besonders Ziel, wollte nur segeln und herbeigesehnte Gefühl haben, dabei frei zu sein. Tun und lassen zu können, was er wollte. Das war das, was er am Segeln mochte und ihn sein altes Leben vergessen ließ.

Und er liebte daran, dass er auf niemanden Rücksicht nehmen musste. Niemanden um Erlaubnis fragen musste. Niemanden Rechenschaft ablegen musste. Er war frei, konnte in den Tag leben.

 

*

Nach wenigen Tagen befand er sich bereits in der Außenelbe, nachdem er die nicht enden wollende Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal überstanden und die Schleuse in Brunsbüttel passiert hatte.

Die vielen Schiffe am Einlass der Schleusenanlage und das damit verbundene Warten auf Durchfahrt hatte ihn in Anbetracht dessen, dass er danach stundenlang segeln konnte, nicht sonderlich gestört.

Sein neues Ziel wollte er erst dann bestimmen, sobald er wusste, wie die Wetterverhältnisse sich entwickelten.

Als dann ein stetiger Wind aus Südost wehte und noch dazu die Tide passte, entschloss er sich kurzerhand dieses zu nutzen und segelte mit schneller Fahrt von acht Knoten durch die Außenelbe Richtung offener Nordsee.

Dabei kam es ihm nicht ungelegen, wenn es so bleiben würde, gleich bis nach Helgoland, wie man sagt, auf einer Backe durchsegeln zu können, um seine Bestände an Getränken aufzufrischen.

Auf Höhe der Insel Pellworm, klingelte sein Mobiltelefon.

Als er aufs Display schaute, konnte er die Nummer sofort erkennen, sodass er sich zwingen musste, das Gespräch nicht anzunehmen.

Er hatte auch seinen Stolz und wollte sich mit derartigen Dingen nicht weiter belasten und hing seinen Gedanken nach, beobachtete die digitale Windanzeige und den manuellen Verklicker am Top des Mastes.

Diesen Anblick liebte er, der ihm vermittelte, dass er frei war, im Vorweg kein Ziel hatte und entscheiden konnte, wie er es wollte.

Und als wenn er ein zweifelhaftes Gefühl unterdrücken musste, sagte er sich: „Wäre Monika mitgekommen, hätte er Rücksicht nehmen müssen, sodass er sich doch glücklich schätzen konnte, dass es nicht so war.

Dennoch konnte er die Frage aber nicht beantworten, wie lange das Gutgehen würde, wenn er sich an das Display seines Mobiltelefons von soeben erinnerte.

Wie selbstverständlich schaute er auf seine Armbanduhr, blickte dann auf den Geschwindigkeitsmesser und konnte, wenn der Wind bei der Stärke bliebe und die Segel weiterhin so blähten, in wenigen Stunden in Helgoland sein. Eine Dauer, die er akzeptierte, um den Kopf freizubekommen.

Dass er dabei in der Dunkelheit in Helgoland ankommen würde, störte ihn nicht weiter. Denn seitdem er als Einhandsegler auf Reisen war, und das war seit einigen Jahren der Fall, hatte er schon öfters nachts unterwegs sein müssen, um die gesetzten Ziele im Tiden-Gewässer zu erreichen.

Aber solche Törns verlangten seine ganze Aufmerksamkeit und konnte daher nicht an Dinge denken, die zu Ende waren.

Außerdem er ausgeruht war, nachdem er morgens im Hafen von Brunsbüttel nach einer durchschlafenden Nacht erwachte.

Seine Armaturen, sein Plotter zeigte an, dass er die Insel Pellworm bereits hinter sich gelassen hatte, sodass es genauso läuft, wie es sein sollte, um sein Ziel schnellsten zu erreichen.

Die Dünung verlieh ihm dabei das Gefühl, als wenn er schwebte und gleichzeitig beruhigte es ihn dermaßen, dass er ein wenig einschlummerte, nachdem er den Autopiloten einstellte und sicher sein konnte, dass ihm niemand eine Zeit lang entgegenkommen würde.

Als das Telefon erneut klingelte und es sich dabei um dieselbe Nummer handelte, musste er sich erneut zwingen, nicht heranzugehen. Aber auf der anderen Seite wollte er nicht an sie erinnert werden und wollte die ruhige Fahrt nutzen, um zu schlafen. Daher stellte er das Mobiltelefon einfach aus.

 

*

Im Morgengrauen erwachte er, schaute über seinen Süllrand hinweg und erkannte voraus im Dunst die Beleuchtung von Helgoland-Düne die stetig näherkam. Dass er schon von weiten erkennen konnte, dass alle Liegeplätze belegt waren und ihm nichts anderes übrigbleiben würde, als im Päckchen festzumachen, schreckte ihn nicht davon ab, seine Fahrt fortzusetzen.

Der Segler, an dem er bei Ankunft anlegen wollte, hatte die Größe seines Schiffes, sodass er den ersten Versuch wagen konnte, eigenständig anzulanden, ohne dass er das Segelschiff, wenn er kleiner gewesen wäre, bei einem missglückenden Manöver zusammenschieben würde.

Als er nah genug herangefahren war, sah er, dass es sich um eine Feeling 32 mit Namen „Leebo“ handelte und bei der zu seinem Leidwesen niemand an Bord war, der die Leinen hätte annehmen können.

Aber er war in diesen Dingen erfahren, sodass gleich sein erster Versuch funktionierte, und auch der mäßige Wind von der Nordsee her half, die „See Falke“ direkt an die Bordwand der Feeling zu schieben. Die von ihm vorher ausgebrachten Fender verhinderten gleichzeitig die unmittelbare Berührung beider Bordwände.

Mit der Achterleine in der Hand konnte er danach übersteigen und die Klampe auf dem Schiff eigenhändig belegen, ohne dass die „See Falke“ gleich wieder abgetrieben wurde.

Anschließend hatte er die Fender so positioniert und die Segler so miteinander vertäut, dass beide Boote durch den stetigen Wellengang nicht zusammenstießen.

Wenig später machte er sich daran, über alle im Verbund liegenden Schiffe hinweg zusteigen, um an Land zu kommen, damit er sich im Büro des Hafenmeisters anmelden konnte. Auf dem Weg dorthin turnte ihn nach der Hälfte der im Päckchen festgemachten Boote ein Mann und eine Frau mit einem kleinen Mädchen entgegen.

Während er selbst gerade wieder dabei war, von einem Vorschiff auf das nächste Schiff über die Reling zustiegen, was jedes Mal eine wackelige Angelegenheit war, konnte er die Personen im ersten Moment nicht deutlich erkennen. Als sie sich dann gegenüberstanden, jeder sich an der Reling mit einer Hand festhielt, stellte der Mann sich und die Frau als Ehepaar vor.

Er mit Namen Klaus; und die Frau, die er sofort erkannte, nachdem der ihm fremde Mann einen Schritt auf die Seite gegangen war, als Margarete und Tochter Nicole. Beide schauten ihn mit großen Augen an, was ihn verwunderte.

Im ersten Moment wollte er seinem Gefühl nachgeben und dagegen angehen, dass sie kein Ehepaar sein konnten, denn das wusste er genau, sie war seit einigen Jahren mit einem Geerdes verheiratet, daran wollte er weiß Gott nicht erinnert werden. Trotzdem wurde er das Empfinden nicht los, dass etwas nicht stimmen konnte, aber diesen Impuls unterdrückte er augenblicklich.

Margarete kannte er sehr gut, hatten sie vor mehreren Jahren eine Beziehung, obwohl sie bereits mit einem anderen Mann verheiratet war. Eines Tages hatte sie ihn verlassen, war für ihn aus unerklärlichen Gründen nicht mehr zu erreichen. Kurze Zeit nach Margaretes Verschwinden, hatte er Marlies kennengelernt und selbst geheiratet. Erst bei seinem letzten Einsatz hatte er sie dann wiedergetroffen, der so grandios scheiterte, sein persönliches Glück zerstörte und sein Leben dadurch veränderte.

Sie waren die Tochter und Enkeltochter des Waffenfabrikanten Theodor Wieland, den er mit samt seiner Familie vor Jahren beschützen musste, nachdem Islamisten versuchten, ihn zu erpressen, um an strategisch wichtige Waffen zu gelangen.

An diesem Fall wollte er nicht mehr erinnert werden, denn dieser war der Auslöser seiner Lebensänderung, indem er danach zum einsamen Segler mutierte und zu einer neuen Identität kam.

Wieland und seine Familie hatte er damals beschützen können, das war ihm zweifelsfrei gelungen. Jedoch war es ihm nicht geglückt, auf seine eigene Frau Marlies und seinen Sohn Emil bei diesem Fall aufzupassen. Beide wurden durch die Terroristen unerwartet als Druckmittel eingesetzt, nachdem sie seine Identität herausgefunden hatten und Wieland und das BKA den Forderungen nicht nachgaben.

Auch in dem Moment, wo er Margarete sah, wollte er an diesem Einsatz nicht erinnert werden. Denn er war froh, dass er es jahrelang hinbekommen hatte, diesen Fall und damit sein Unglück auszublenden.

Aber in dem Augenblick, wo sie ihm mit falschen Familienstand vorgestellt wurde, kamen die Erinnerungen zurück. Er hätte weglaufen können, hätte er die Gelegenheit dazu gehabt.

Margarete hatte ihn ebenfalls sofort erkannt und gab ihm unmissverständlich zu verstehen, nicht weiter zu fragen, indem sie mit dem Zeigefinger der rechten Hand eine verneinende Geste machte und diesen Hin und Her bewegte. Diese Art hatten Sie damals oft angewandt, um sich unbemerkt zu verständigen, wenn ihr Mann Karsten bei seinem Einsatz in ihrer Nähe war.

Bevor er weitere Fragen hätte stellen wollen, sagte dieser Klaus, dass er Eigner der Feeling sei, wo er gerade festgemacht hatte.

Aber so wie er das erklärte, war es für ihm klar, dass auch das eine Lüge sein musste. Außerdem schaute er ihn nicht offen ins Gesicht, und das, was er sagte, nur unverständlich nuschelte.

Margarete stand in diesem Augenblick nur stumm da und blickte mit großen, hilfesuchenden Augen zu ihm Dabei war nicht zu übersehen, dass etwas nicht stimmte. Auf sein Gefühl konnte er sich bei solchen Gegebenheiten meistens verlassen, was ihm schon während seiner aktiven Zeit beim BKA immer zugutekam.

Trotz dieser verfänglichen Situation auf dem Vorschiff eines fremden Schiffes im Päckchen liegend vor Helgoland, kam er nicht umhin die beiden zu fragen, wo es denn noch hingehen solle.

Margarete zögerte keinen Moment zu lange und antwortete wie erleichtert: „Wir segeln gegen Mittag nach Norderney.“

Daraufhin, ohne dass er Zeit hatte etwas erwidern zu können, fasste ihr Begleiter sie auffallend ruckartig an den Oberarm und zog sie von ihm fort, sodass es nicht zu übersehen war, dass er es eilig hatte.

Dieses seltsame Verhalten des Fremden bestärkte nur noch sein plötzliches Unwohlsein und schaute verwundert hinter den dreien her.

Später, nachdem er sich beim Hafenmeister angemeldet und die notwendigen Lebensmittel und Getränke besorgt hatte, schleppte er anschließend die zwei vollen, schweren Taschen zur „See Falke“. Schon einige Schiffe voraus, als er von einem Schiff aufs andere turnte, war es nicht zu übersehen, dass die „Leebo“ bereits verschwunden war. Außerdem war seine „See Falke“ an einem anderen Segler festgemacht, was deutlich zu erkennen war, da dieser eine auffallend rote Außenlackierung hatte. Und daran hätte er sich weiß Gott erinnert.

In dem Moment, wo ihm das richtig bewusstwurde, ärgerte er sich, dass er so lange an Land geblieben war und sich mit seinen Besorgungen nicht beeilt hatte, diese zu erledigen.

Als er den vorletzten roten Segler erreicht hatte an dem jetzt sein Boot in der Dünung sich auf und ab bewegte. Bevor er seine schweren Taschen aufs Schiff legen konnte, kam zu seiner Verwunderung der Skipper aus der Kajüte und erklärte: „Das Schiff hat bereits abgelegt und wir haben deines an meinem Segler befestigt.“

Schlauer Schiffsführer, sieht man, dachte er, behielt das aber für sich und sagte vielmehr:

„Ja, das ist nicht zu übersehen. Besten Dank.“

„Ach ja, mein Name ist Martin,“ „Und mein Name Pelle, Pelle Worm.“ „Etwa so wie die Insel?“ Dabei grinste er.

„Ja, so ähnlich, aber nicht Pellworm.“ Martin grinste immer noch über das ganze Gesicht und sagte dann:

„Pelle, bevor das Schiff losmachte, konnte ich beobachten, wie die Frau, die sehr ernst dreinschaute, eine Papierkugel aufs Schiff geworfen hatte. Dabei hatte sie sich mehrmals umgesehen.“

Verwundert schaute er den Skipper an und hatte es plötzlich eilig, an Bord zu kommen. Seine urplötzliche Hektik blieb nicht verborgen.

Nachdem er seine Einkaufstasche über die Reling der „See Falke“ gehoben hatte, konnte er schon die Papierkugel in der Plicht liegen sehen. Genauso, wie dieser Martin ihm gesagt hatte. Der immer noch auf seinem Vordeck stand und ihn genau beobachtete, obwohl das Schiff unangenehm hin und her schaukelte.

„Ganz schön neugierig,“ dachte Pelle, nahm seine Einkaufstasche und auch den Papierball hoch und ging in die Kajüte, nicht ohne noch einmal demonstrativ zu ihm herüber zuschauen.

Die Einkaufstaschen hatte er, ohne auszuräumen einfach auf den Schiffsboden fallen lassen, setzte sich an den Tisch in der Kajüte und musste sich anstrengen, die zusammengepresste Kugel auseinander zubekommen, ohne das Material zu zerreißen.

Nachdem er es geschafft hatte, strich er das zerknüllte Papier halbwegs glatt und begann zu lesen.

Was er in dem Moment wahrnahm, ließ ihn erschaudern, obwohl die Frau nicht viel geschrieben hatte:... bitte helfe mir und meiner Tochter. Klaus hat uns entführt .... Ahnte ich es doch, waren seine Gedanken, als er die wenigen Worte gelesen hatte.

Es war nicht zu übersehen, dass sie den kurzen Satz dennoch in Eile, mit ungelenker Handschrift geschrieben hatte.

Sofort war er wieder bei seinem alten Beruf. Und so wie es in den letzten Jahren dann immer war, konnte er Schwierigkeiten buchstäblich wittern. Eine Zeit lang hatte er dann versucht diesen Instinkt zu unterdrücken, diesem Zwang zu folgen, indem er meinte, er müsse helfen. Unwillkürlich musste er sich schütteln, als er an den letzten Fall dachte. Beim letzten Mal schaffte er es nicht und hatte sich ungewollt eingemischt, war monatelang mittendrin und landete schließlich in Norwegen. Je länger er darüber nachdachte, wusste er schon, wie es wieder enden würde, wenn er seinem Instinkt nachgeben würde.

Aber in dem Augenblick, wo er den zerknüllten Zettel las, wusste er es nicht, was ihn erwarten würde.

Nachdenklich legte er das knittrige Papier zur Seite, ging über den Niedergang nach oben, sein Segelschiff schaukelte im Wellengang und schaute dabei angestrengt über die Bordwand der „See Falke“, als er in der Plicht stand und hielt nach der „Leebo“ Ausschau. Überrascht war er nicht, dass das Schiff nicht mehr zu sehen war, nachdem sie schon vor mehreren Stunden ausgelaufen waren.

Mit nachdenklichem Blick blätterte er zur Sicherheit in seinem Tidenkalender, um bestätigt zu bekommen, dass er im Moment nicht das notwendige Wasser hatte, um Auslaufen zu können. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als noch stundenlang zu warten, bis er, wenn er es dann noch im Unterbewusstsein für notwendig hielt, auslaufen konnte.

Je länger er über den Vorfall nachdachte, war er schon verwundert, dass er ausgerechnet hier auf die beiden traf? Seine Nerven waren strapaziert angespannt. Aber wer sollte dafür gesorgt haben, dass er mit Margarete hier zusammentrifft, die ihn gleichzeitig an seine verkorkste Vergangenheit erinnerte.

Es konnte daher nur ein unglücklicher Zufall sein, dass er wieder an etwas erinnert wurde, was ihn noch immer belastete. Eine andere Erklärung, dass es sich um Absicht handeln könnte, hatte er dafür nicht.

Nachdem er sich in seine Kajüte zurückgezogen hatte, ließen ihn die Gedanken um seinen alten, lange zurückliegenden Fall nicht los. Er öffnete eine Flasche Rotwein, diesmal hatte er einen leckeren Bordeaux 2014. Er mochte die geraden Jahrgänge, goss sich ein Glas ein, nahm sich eine wärmende Fleecedecke und ging zurück ins Cockpit, setzte sich auf die Deckel der eingebauten Backskisten und schaute über die Reling in die Ferne, um nachzudenken.

Seine Gedanken schwirrten immer wieder um seine Vergangenheit, machten sich in ihm breit, was ihn belastete, was plötzlich noch nicht abgeschlossen schien. Außer, dass er eine neue Identität hatte, nämlich Pelle Worm, mit der er bisher glücklich war, konnte er doch unbehelligt sein Leben führen.

Aber trotzdem war er sich darüber im Klaren, je länger er seine Nase in Dinge hineinsteckte, dass er nicht lange mehr mit dieser Tarnung wird leben können. Daher konnte er es nur sicherstellen, wenn er nicht meint, sich ständig in Dinge einmischen zu müssen, die ihn nichts angehen.

Als er daran dachte, war er mit sich selbstzufrieden, weil er auch gar nicht hätte auslaufen können, wenn er gewollt hätte. Aber nur so lange, wie die Wasserverhältnisse ihn daran hinderten, was ihn gewissermaßen beruhigte.

 

*

Nachdem er sich ein zweites Glas Rotwein eingeschenkt hatte, dabei in den dunklen Nachthimmel schaute und die „See Falke“ seicht im Wellengang hin und her schwankte, kam ihn der Fall, den er eigentlich vergessen wollte in Erinnerung.

Damals, als Wieland von Islamisten erpresst wurde, war er für die Sicherheit der Wielands verantwortlich. Als die Situation eskalierte, hatte er Mohamed, den Junior des Anführers Ibrahim, erschossen, als dieser Margarete als Geisel mitnehmen wollte.

Bevor er daraufhin entsprechende Vorkehrungen zum Schutz seiner eigenen Familie treffen konnte, was er leichtsinnigerweise eine geraume Zeit in den Hintergrund geschoben hatte. Im Nachhinein machte er sich dieses immer wieder zum Vorwurf, nachdem seine Frau und seine Sohn, als sie ihn morgens zum Kindergarten fahren wollten, mit dem Auto in die Luft gesprengt wurden. Jahre ist es her und er meinte gerade darüber hinweggekommen zu sein und nun kommt ihm Margarete in die Quere und plötzlich sind seine Erinnerungen wieder deutlich vor seinen Augen. Er hatte extra eine neue Identität angenommen, nachdem Ibrahim gefasst wurde und ihm Rache schwor, als er im nachfolgenden Prozess gegen ihn ausgesagt hatte. Trotzdem wollte er nicht mehr dran erinnert werden, hatte diese Kapitel abgeschlossen, um seinen Frieden zu finden. Er wusste auch nicht, ob Ibrahim wieder auf freien Fuß war. Aber eines hatte man ihm zugetragen, dass damals keine hohen Gefängnisstrafen verhängt wurden. Mehr wusste er nicht, denn nach seiner damaligen Aussage musste er sofort untertauchen, solange dieses noch möglich gewesen war. Alles was sie ihm seinerzeit vorschlugen, hatte er akzeptiert, den sein Leben war durch den Verlust seiner Familie ruiniert. Bis zu dem Tag, wo er Monika kennenlernte. Als er an sie dachte, ärgerte er sich, dass er so stur war und die Anrufe von ihr ignoriert hatte.

Trotz aller Vernunft ließ ihn die seltsame Begegnung vom Morgen nicht los. Zu sehr hatte er seinen Beruf geliebt, als dass er Verbrechen, falls es dann eines sein sollte, einfach erduldete. Daher war es für ihn zwangsläufig, dass er darüber nachdachte, wie er vorgehen müsste, wenn er ihr helfen wollte.

Gleichzeitig war er sich bewusst, dass er nicht nochmals darauf hoffen konnte, einen Karl Sanft an seiner Seite zu haben, der ihm bei den Ermittlungen hilfreich sein könnte. Den er vorschicken konnte, wenn er nicht in Erscheinung treten durfte. Nur zu dumm, waren seine Gedanken, dass er ihn in Greena, nach ihren letzten Ermittlungen verpasst hatte.

Er konnte machen was er wollte, die Gedanken ließen ihn, wider aller Vernunft nicht los. Immer wieder spielte er die Ermittlungsabläufe durch. Vorausgesetzt er würde sich einmischen. Er nahm einen Schluck Rotwein, der ihn abermals beflügelte in seinen Gedanken.

Gesetzt dem Fall er würde sich allein drum kümmern und sich bei Margaretes Vater nach ihr erkundigen, müsste er sich zu erkennen geben. Andernfalls und da ist er sich ziemlich sicher, würde er keine Auskunft bekommen. Außerdem wüsste er auch nicht, wie er den Sachverhalt hätte erklären sollen. Alles andere wäre in seiner Lage auch leichtsinnig, ohne entsprechenden Schutz für sich selbst zu haben.

Was das Sinnvollste in dieser Sache war, darüber wollte er noch eine Nacht schlafen und sich dann entscheiden.

Nachdem er sich noch ein weiteres Glas Bordeaux eingeschenkt hatte, nahm er einen weiteren Schluck davon und schaute in den sternenklaren Himmel. Als wenn er am Himmel nach Rat suchte. Unwillkürlich musste er mit dem Kopf schütteln, als er daran dachte, dass es wieder eine Frau sein würde, die ihn in Schwierigkeiten bringen könnte. Dabei wurde er an Monika erinnert und abermals das Gefühl nicht los, dass das Kapitel mit ihr noch nicht abgeschlossen ist.

 

*

Das Klappern der Fallen am Mast und das heftige Schwanken der „See Falke“ weckten ihn bereits vor seiner am Wecker eingestellten Uhrzeit. Am Abend hatte er sich bereits die Zeit eingestellt, um ja nicht die Möglichkeit zu verschlafen auszulaufen, wenn er sich am Morgen dazu entschließen würde hinterher zu segeln. Denn es war bei ihm immer so, dass er bei stürmischen Wetter und seichten Seegang schlafen konnte wie in Abrahams Schoß.

Als er nun aber durch die Unbilden des Wetters vorzeitig geweckt wurde, war er noch völlig verschlafen. Dementsprechend vorsichtig öffnete er den Niedergang, indem er das Schiebelug langsam nach hinten schob. Das Zwielicht des Morgens, zwang ihn zu blinzeln und dabei glaubte er seinen Augen nicht zu trauen, weil tiefhängende Wolken, vom starken Wind getrieben, über ihm hinwegzogen. Das Wetter hatte sich gegenüber dem Vortag komplett verändert und es war gleichzeitig mit regen zu rechnen.

Augenblicklich zog er die Luke wieder zu, ging rückwärts in die Kajüte zurück und schaltete das Radio ein, forderte das Wetterfax ab und bekam seine Vermutung bestätigt, dass eine Schlechtwetterfront aus Westen heranzog.

So wie er es erkennen konnte, war Wind mit sechs bis sieben Beaufort und mit dem dazugehörigen Regen auf dem Weg zu ihm, sodass es nicht gerade der ideale Augenblick war Vorbereitungen für ein Auszulaufen aus dem sicheren Hafen zu treffen. Dennoch fing er an, sich auf Schwerwetter einzustellen und traf seine Vorkehrungen.

Dabei schaute er immer wieder auf seine Armbanduhr und sah, dass er noch ausreichend Zeit dazu hatte nach dem Frühstück nochmals an Land zu gehen, um die Sanitäranlagen im Hafen aufzusuchen. Obwohl er sich bei solchen Witterungen eigentlich nur in seiner kleinen Nasszelle ein wenig erfrischte, sich mit Katzenwäsche deshalb zufriedengab, beschloss er trotzdem über die Vorschiffe zu krabbeln.

Das Schaukeln des Schiffes in der zwischenzeitlich rauer werdenden See bereitete ihm leichte Schwierigkeiten, sein kleines Frühstück zuzubereiten. Daher beschloss er den Tisch nicht zu decken, wie er es sonst tat, wenn er im Hafen lag und bereitete sich ein Müsli mit kalter H-Milch vor, was sich aber auch als nicht so einfach herausstellte, um die notwendigen Zutaten in die Schale zu bekommen, die er dabei krampfhaft festhielt.

Trotz alledem schoss unverhofft beim Einschütten der haltbaren Milch ein größerer Schluck davon über den Rand der Schale hinweg, als sich die „See Falke“ ruckartig in ihrer Vertäuung aufbäumte und gleichzeitig ihn durchrüttelte.

Daher war er drauf und dran, auch diese Art Frühstück ausfallen zu lassen, tauchte nicht in den hinteren Windungen seines Gehirns plötzlich der Gedanke auf, dass er sich um das seltsame Verhalten und den Hinweis auf dem zerknüllten Stück Papier kümmern sollte.

Wiederum setzte dieses aber voraus, dass er sich halbwegs stärkte, wenn er bei diesem Seegang nicht verhungern wollte.

Denn es war schier unmöglich sich als Einhandsegler während des Segelns etwas zuzubereiten, sollte ihn dann der Hunger einholten.

Also wischte er den Schluck Milch mit einem Papiertuch auf, die er bevorzugte und stellte die Schale zur Sicherheit diesmal ins kleine Spülbecken, grinste dabei, denn das hätte er gleich machen sollen und versuchte es ein weiteres Mal. Wie nicht anders zu erwarten, traf nun der Schluck Milch dorthin, wo dieser hin sollte. Warum nicht gleich so waren seine Gedanken dazu.

Es war außerdem deutlich zu spüren, dass es über Nacht merklich kühler geworden ist. Am Vortag war noch Sonnenschein und stetiger Wind, was für einen Segler ein Traum darstellte und nun dieses Wetter. Trotz der aufgetretenen Unbilden des Wetters setzte er sich an den kleinen Tisch in der Pantry und hatte das Radio eingeschaltet, um sich abzulenken.

Denn schon in der vorangegangenen Nacht, wurde er mehrmals kurz wach, horchte dann nach draußen und wurde immer wieder an Margarete erinnert. Ihre Gestik konnte er sich immer noch nicht erklären. Er wusste nicht was er von so einem Hinweis halten sollte. Als er sie vor Jahren bei der Überwachung ihrer Familie wiedertraf, wusste er das.

Seine Selbstzweifel, zudem was er machen sollte, wurden heftiger. Er glaubte daher nicht umhinzukommen, sich darum zu kümmern, wollte er nicht seinem Wesen untreu werden, zu helfen, wenn es notwendig war.

Plötzlich war er an dem Punkt angelangt, je länger er überlegte, dass er versuchen wird, Wieland zu erreichen. Alle anderen Gedankengänge dazu fühlten sich für ihn falsch an

Als er nach seinem kurzen und nicht gerade komfortablen Frühstück über die Reling der einzelnen Boote hinwegstieg, um an Land zu kommen, denn an Bord wollte er dieses Gespräch nicht führen. Im Geiste stellte er sich bereits seine Worte vor, die er wählen würde, um es Wieland beizubringen, dass er glaubte, sein Tochter und Enkelin wurden angeblich entführt.

Trotz des stetig zunehmenden Wellengangs hatte er es geschafft über die wackelnden Segler an Land zu kommen. Um sich von dieser Unruhe zu erholen, setzte er sich erst einmal auf die leere Bank an der Kaimauer.

Einem normalen Spaziergänger oder Touristen würde der starke Westwind eine Pause an der Stelle vergraulen. Er hingegen zog noch sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und rief eine eigens für ihn eingerichtete, sichere Telefonnummer an.

Die Taste war noch nicht gedrückt, als er augenblicklich die gewünschte Verbindung hatte. Daher wurde er das Gefühl nicht los, als wenn man seinen Anruf gewartet hätte.

„Hallo Worm, was gibt es so Dringendes, dass du diese Nummer anrufst? Ich hoffe, es gibt diesmal einen Grund dazu.“ Es war Markus Ahrens der sich meldete und stand ihm als Kontaktperson zur Verfügung. Immer nur dann, wenn er in Situationen kam, die seine Vergangenheit betraf.

Aber nicht nur das, er wurde von ihm auch benutzt, um ihm zu helfen. Als Gegenleistung, wenn er sich wieder einmal in Dinge hat reinziehen lassen, die nichts mit seiner Vergangenheit zu tun hatten und die besagte Hilfe brauchte.

Da sie aber durch die Jahre vertraut miteinander wurden, zumindest fühlte es sich so an, konnte er ihm seine Sonderwünsche nicht verwehren, zumal er auch eine Portion Mitleid mit ihm hatte, denn auch er hatte schweres durchgemacht.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass es wieder etwas Besonderes ist und du dich in Gefahr begibst,“, sagte er, als er eine Weile von Pelle nichts hörte.

„Ich mag dich Markus, und wenn du eine Frau wärst, würde ich dich glatt heiraten. So scharf…“ erwiderte Pelle. „Lass das“ fiel ihn Ahrens mit einem freundlichen Tonfall ins Wort, „Ich habe keine Zeit für deine Scherze, aber geht es dir gut? Oder warum rufst du mich zu dieser Stunde an?“ Pelle schaute auf seine Armbanduhr und sagte: „Ach ja, es ist ja noch so früh, aber du kannst mir bestimmt helfen.“.

Nachdem er den Vorfall geschildert hatte, was einige Minuten in Anspruch nahm, antwortete Ahrens: „Du weißt, was ich von diesen Alleingängen halte, aber ich weiß auch, dass ich dich nicht davon abhalten kann, Du machst sowieso was Du für richtig hältst. Also, das, was du mir geschildert hast, hört sich in der Tat seltsam an. Aber Du wirst Dich nicht mit Wieland in Verbindung setzen, die Nummer gebe ich Dir nicht. Denn sollte mehr dahinterstecken, wie Du es annimmst, dann bist Du sofort in Gefahr. Daher werde ich mit Wieland Kontakt aufnehmen und Dich verständigen. Geh Du auf Deine „See Falke“ zurück und mache Dir einen schönen Vormittag, denn so lange werde ich brauchen.“

„Geht es nicht wirklich schneller, denn ich muss auslaufen, sonst läuft mir die Möglichkeit dazu weg, meine Nachforschungen anzustellen.“

Markus Ahrens hatte keine Ahnung davon, was ein Segler alles beachten musste, wenn gesteckte Ziele in der Nordsee erreicht werden sollten, hörte aber die drängende Bitte heraus.

„Ich versuche es.“

 

*

Als er dann doch später als gedacht die sehnsüchtige erwartete Nachricht erhielt, war er bereits ausgelaufen, denn er konnte nicht länger warten. Das Zeitfenster dazu wäre zu knapp geworden, hätte er auf seinen Rückruf gewartet. Außerdem hatten Wind und Wellengang weiter zugenommen, sodass er einfach die Leinen löste und lossegelte.

Sein Schiffsnachbar Martin hatte noch versucht ihn aufzuhalten. Er ignorierte seinen Hinweise einfach, dass es zum Segeln immer rauer werden könnte mit den Worten: „Ich habe es eilig und schon öfters habe ich bei solch einem Wetter einen Törn durch die Nordsee unternommen.“ „Weichei,“ wollte er sagen, behielt es aber für sich.

Martin hielt dennoch aber kopfschüttelnd die Leine in der Hand, bis der Motor einwandfrei lief: „Aber ich hoffe, dass du weißt, was du tust.“ Und schmiss ihm die Leine vom Bug in die Plicht.

Die erste halbe Stunde hatte er einen Moment an seine Entscheidung gezweifelt, denn der Wind kam in Böen aus Südwest, was die „See Falke“ immer wieder schlagartig in die Krängung gehen ließ und ihn unangenehm an sein Müsli erinnerte. Er legte direkten Kurs auf Norderney an, denn bei dieser Windrichtung musste er nicht kreuzen, sodass er mit einem Schlag es schaffen könnte, direkt vor Norderney zu kommen. Dennoch, je länger er segelte, immer bedrohlicher wurden die Böen, die die Wolken ihm gleichzeitig entgegentrieben. Aber ihre nasse Fracht hatten sie bisher noch nicht über ihn ausgeschüttet, was sich jederzeit ändern könnte, wenn er sein Barometer dazu beobachtete.

Er hing bereits eine geraume Zeit seinen Gedanken dazu nach, als das Mobiltelefon klingelte, was er in einer Tasche an der Steuersäule befestigt hatte. Der Ton war schrill durchdringend, was er extra so eingestellt hatte, um auch bei tosendem Wind den Anruf nicht zu überhören.

Wie nicht anders erwartet, war es Markus. Einmal davon abgesehen, dass dieser nicht erbaut war, als er durch das Heulen des Windes hörte, dass er bereits losgemacht hatte, berichtete er ihm ausführlich, was er bei seinem Gespräch mit Wieland in Erfahrung bringen konnte.

„Pass auf dich auf, mach nichts Unüberlegtes und du weißt, du musst dich melden, und das, bevor es zu spät ist.“

„Danke,“ war seine knappe Antwort, denn er konnte sich vorstellen, dass Markus jetzt versuchen würde, ihn davon zu überzeugen, sein Vorhaben abzubrechen. Daher erwiderte er nichts weiter und beendete lieber das Gespräch, indem er die rote Taste drückte.

Nachdem er das Gespräch beendet hatte, setzte er sich in die Plicht an den Steuerstand. Den Autopiloten hatte er bereits eingestellt und konnte die „See Falke“ sich weitestgehend selbst überlassen.

Hin und wieder kontrollierte er die Instrumente. Und nachdem er feststellte, dass alles seine Ordnung hatte und nichts einer schnellen Fahrt entgegenstehen würde, hatte er ausreichend Zeit, über das nachzudenken, was ihm sein Ahrens zuvor berichtet hatte.

Er konnte es nicht glauben, dass Margarete mit einem Mann mit Namen Klaus Reinders zusammen sein sollte und ihm dann mitteilt, sie sei entführt worden. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Das kam ihm mehr als mysteriös vor. Dass sie ihren Vater verlassen hatte, nachdem ihr Ehemann Karsten Gerdes vor einiger Zeit tödlich verunglückte, hatte einigen Wirbel verursacht. Erst recht, nachdem sie ihm die Schuld darangab.

Mehr konnte sein Ahrens nicht in Erfahrung bringen, denn Wieland hatte sich geweigert, nähere Einzelheiten bekannt zu geben, auch mit dem Hinweis, dass es reine Privatsache sei. Nur der Hinweis von ihm, dass dieser Klaus nicht ganz dicht sei, ließ auch Ahrens aufhorchen.

Trotzdem hatte er Pelle geraten, die Finger davon zu lassen, denn das ginge ihm nichts an. Und erst recht nicht, dass der Schwiegersohn verunglückt oder verschwunden ist. Denn man hatte keine neuen Erkenntnisse, obwohl alle Stellen und auch Wieland über den Tod, über das Verschwinden Nachforschungen anstellten.

Außerdem könnte er durch unbedachtes Handeln seine Tarnung auffliegen lassen. Aber trotzdem hatte er ihm versprochen, noch weitere Informationen einzuholen und ihm diese mitzuteilen, sobald er ihn wieder erreichen kann.

Trotz seiner Warnung konnte er es förmlich riechen und hatte das unangenehme Gefühl, dass etwas nicht stimmen konnte. So wie sie ihn angeschaut hatte, so wie sie den Zettel mit ihrem Hilferuf mehr hingekritzelt als leserlich geschrieben und einfach auf sein Schiff geworfen hatte. Das konnte doch nur darauf schließen lassen, dass sie Hilfe benötigte. Und es störte ihn im inneren seines Körpers, dass Ahrens so vehement versuchte, ihn von seinen eigenen Nachforschungen abzubringen. Warum er das so empfand, konnte er sich in dem Augenblick nicht erklären.

 

Viel weiter kam er nicht mit seinen Gedanken, denn nicht nur der Wind hatte zugelegt, sondern einzelne dicke Tropfen rissen ihn plötzlich aus seinen Gedanken und kündigten an, dass es unangenehm werden würde.

Deshalb stand er von seinem Platz auf, was ihm einige Mühe abverlangte. Denn zwischenzeitlich tauchte das Segelschiff mit dem Vorschiff in die Wellen und legte sich danach immer wieder zur Seite, wenn auch noch der böige Wind in die Segel fegte.

Mit angestrengtem Blick kontrollierte er die Armaturen, sodass er sogleich erkennen konnte, dass das Barometer weiter abgefallen war, was wiederum auf nichts Gutes schließen ließ. Die Temperatur lag gerade noch bei einem erträglichem Maß von 10 Grad und er sich in die Kajüte quälte, seine warme Segelkleidung hervorkramte und versuchte diese vorsichtshalber überzustreifen, falls es noch kühler werden sollte.

Dieses Versuche waren bei dem Wellengang nicht so einfach, sodass er mehrere Male mit den Armen an den Ärmeln vorbeistocherte, als diese durch den einfallenden Wind immer wieder zur Seite geweht wurden.

Als er es dann endlich geschafft hatte und über den Niedergang nach oben kam, blickte er zu den Segeln und war froh, dass er diese auf das notwendige Maß bereits gerefft hatte. Diesmal hatte er niemanden an Bord, der ihn in seinen Entscheidungen beeinflussen konnte.

Er wurde in seinen Gedanken zu seinem letzten Törn durch die Ostsee unterbrochen, als eine neuerliche Welle über das Vorschiff rauschte und die letzten Ausläufer sich in die Plicht ergossen. Das hätte übel ausgehen können, waren seine Überlegungen, als er sich noch rechtzeitig an der Reling festhalten konnte, ansonsten hätte es ihn durch die plötzlichen Wassermassen um gedrückt.

Die stetig ansteigenden Wellen sorgten dafür, dass die „See Falke“ immer wieder aufs Neue in das tosende Wasser der Nordsee eintauchte und die salzige Fracht über das Deck rauschte. Pelle musste sich mit einer Hand am Rahmen der Spritzkappe festhalten, wollte er nicht in der Plicht hin und her geschleudert werden.

Mittlerweile regnete es wie aus Kübeln und er war nicht mehr ganz so sicher, dass sein Gedanke, Margarete umgehend aus ihrer Situation zu befreien, dazu die Richtigen waren.

Aufkommende Zweifel musst er aber beiseite drängen, da er jetzt sowieso keine andere Wahl mehr hatte als weiter zu segeln. Umkehren war nicht mehr möglich, wollte er nicht stundenlang gegen Wasser, Wind und Welle ankämpfen. Die Entscheidung war gefallen.

Da es noch früh am Tag war, hatte er ausreichend Zeit, sein Ziel zu erreichen, dabei war es an der Logge nicht zu übersehen, dass die „See Falke“ mit ungeahnter Geschwindigkeit durch die brausende See, über die Wellen nur so dahingleitet.

Mittlerweile hatte sich zu dem immer stärker werdenden Regen auch eiergroße Hagelkörner mit Blitz und Donner dazugesellt, was ihn an ein Inferno ungeahnten Ausmaßes erinnern ließ.

Die dicken Hagelkörner machten Höllenkrach, trommelten nur so aufs Deck und der platschende Regen dazu, lärmte ebenfalls.

Gebannt schaute er auf seine Instrumente und konnte keine Abschwächung von Regen und Sturm erwarten, auch wenn er es in dem Moment gehofft hätte. Die Wetteraufzeichnungen ließen keine Rückschlüsse auf Besserung zu. Vielmehr konnte er davon ausgehen, je länger er die Hinweise betrachtete, dass es die nächsten Stunden noch so weitergehen würde.

Als er daran dachte, dass er in den vorangegangenen Wochen nach seiner Rückkehr nach Greena, dafür gesorgt hatte, dass elektrische Winschen installiert wurden, war er froh, dass er die Idee umsetzte.

Obwohl alle seine Segelkameraden ihn auslachten und sagten, es wäre nichts für so ein Segelschiff, hatte er trotzdem daran festgehalten und dafür gesorgt, dass der Einbau kurzfristig erfolgte. Er grinste, als er an diese endlosen Diskussionen zurückdachte. Dennoch war er skeptisch, ob sich diese Einrichtung bewährte, indem das Großsegel trotz Sturm, auf Knopfdruck in den Mast einrollen konnte. Soweit, dass er nicht dauernd in die Krängung nach Lee gedrückt wurde.

Außerdem verhinderte die Technik, dass er bei normalen Manövern, nicht wieder über das Vorschiff krabbeln musste, was ihm vorrangig am Herzen lag.

 

Denn mit Schrecken dachte er dabei an seinen letzten Törn zurück, als er bei Schlechtwetter Probleme mit den Segeln hatte. Bei schlechten Bedingungen, was harmlos ausgedrückt war, wurde er vom Wasser überspült und dabei, mal krabbelnd mal hockend, die Segel reffen musste. So etwas wollte er nie wieder erleben. Aber bisher hatte er noch keine Gelegenheit bei Schlechtwetter, so wie es im Augenblick vorherrschte, dieses Manöver durchzuführen und bei solchen Bedingungen die Technik zu testen.

Beherzt lenkte er augenblicklich die „See Falke“ gegen den Wind, betätigte augenblicklich den Knopf, so wie es ihm theoretisch vermittelt wurde. Bei schönem Wetter.

Mit einer Leichtigkeit, einem angenehmes Summen des Motors in der Winsch zog das Großsegel automatisch in den Mast. Natürlich dauerte es einen gewissen Augenblick und erforderte seine volle Konzentration, bevor das Segel in die richtige Position im Mast arretiert war.

Überrascht durch den leichten Verlauf, dass es ausreichte, auf Knopfdruck die Segel zu führen, ließ er das Schiff wieder nach Lee abfallen und ging auf seinen alten Kurs zurück.

Es sollte sich augenblicklich herausstellen, dass das Manöver richtig und rechtzeitig vonstattenging, so wie er es als Einhandsegler immer praktizierte, indem er es vollbrachte, sobald er dran dachte.

Derartiges Handeln bewahrheitete sich immer wieder, wenn du dran denkst, mache es und nicht erst lange überlegen.

Stundenlang saß er danach am Steuerstand, wohl frierend, trotzdem glücklich, diese Freiheit genießen zu können.

Obwohl der Regen unaufhörlich auf ihn niederprasselte, hatte er dabei das Gefühl, als wenn der fehlende Regen der vorangegangenen Sommermonate nun herunterkommen würde. Seinen Platz konnte er nicht verlassen, wollte er bei diesem Inferno sein Schiff nicht riskieren. Immer wieder schaute er zur Windanzeige, die ihm konstant acht Beaufort anzeigte und seine Segel damit am Limit waren, ohne sie noch weiter einziehen zu müssen.

Aber als sich dann so langsam die Dämmerung über der Nordsee ausbreitete, der Regen nachließ und nur noch der stetige, kräftige Wind, aber im erträglichen Maß in seine Segel drückte, war er erleichtert. Die ständigen Krängungen durch die einfallenden Böen störten ihn dabei nicht weiter und er konnte sich endlich in die Kajüte begeben, um sich eine kleine Mahlzeit zu bereiten.

Trotz der erträglichen Strapazen des Tages holten ihn immer wieder die Gedanken des Vortages ein und auch das Gespräch mit Markus, dass Margarete freiwillig ihren Mann verlassen haben soll.

Je länger er darüber nachdachte, konnte er sich das nicht vorstellen. Abermals hatte er Zweifel, machten sie ihm doch nicht den Eindruck eines glücklichen Paares, zumal sie ihm auch noch die Papierkugel ins Schiff geschmissen hatte. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf und schaute dabei auf seinen Plotter.

Die gesetzten Wegepunkte zeigten ihm an, dass er noch einige Seemeilen vor sich hatte und er in der verbleibenden Zeit ein wenig schlafen konnte. Er machte es sich bequem, nachdem er den Autopiloten erneut kontrolliert hatte und schlief augenblicklich ein.

 

*

Den Hörer hatte Wieland noch nicht ganz aufgelegt, nachdem das Gespräch mit Markus Ahrens vom BKA beendet war und dieser ihm im Anschluss des Gesprächs noch seine Telefonnummer gab. Vorher hatte dieser ihm die unerfreuliche Nachricht übermittelt, dass seine Tochter und seine Enkelin in Schwierigkeiten sein könnten.

Die Einzelheiten dazu kamen ihm mehr als seltsam vor, obwohl ihn dieses nicht sonderlich wunderte, hatte er es doch immer kommen sehen, dass es mit diesem Klaus eines Tages nicht gut gehen würde.

Denn zwischenzeitlich hatte er sehr viel über ihn in Erfahrung gebracht und konnte es trotz alledem seiner Tochter nicht erzählen. Nicht einmal, dass er ein Doppelleben führte, indem er bereits verheiratet war, wollte er sie nicht ganz verlieren.

Sie machte ihn immer noch bittere Vorwürfe, dass ihr Mann Karsten bei einer Geschäftsreise in Kolumbien ums Leben kam. Ihm selbst tat es leid, zum einen, dass er dadurch mit seiner Tochter über Kreuz lag und zum anderen, dass seine Enkelin ihren Vater verloren hatte, obwohl sie gar nicht so viel mit ihm gemein hatte. Darüber mochte er aber nicht näher nachdenken, das war einzig und allein, die Angelegenheit seiner Tochter. Sie musste damit klarkommen.

Ansonsten war er nicht sonderlich traurig, über das Verschwinden seines Schwiegersohns.

Denn Karsten Geerdes hatte sich bei ihm im Betrieb nicht sonderlich als „Leuchte“ hervorgetan. Er wollte das schnelle Geld aber nach Möglichkeit mit wenig Arbeit verdienen.

So manches Mal sind sie aneinandergeraten, was sich im Laufe der Jahre als belastend darstellte und ihre Arbeit empfindlich störte. Als dann die Meldung kam, dass er in Kolumbien verschollen war und die Behörden vom Tod ausgingen, spürte er trotz alledem eine gewisse Erleichterung.

Die Umstände seines angeblichen Todes wurden nie richtig aufgeklärt, zumal die Behörden in Kolumbien keine weiteren Nachforschungen zuließen und auch eine Leiche nie gefunden wurde.

Dennoch wurde er von seiner Tochter bedrängt, etwas zu unternehmen und hatte daraufhin den Privatdetektiv Mitterer nach Kolumbien geschickt, um den Vorfall auf eigene Faust zu klären. Nachdem dieser nicht wieder zurückkam und spurlos verschwunden war, ließ er es auf sich beruhen.

Jedoch gab sich seine Tochter nicht damit zufrieden, schaltete sich selbst ein, ging zu den deutschen Behörden und war drauf und dran, nach Bogota zu reisen, um eigene Nachforschungen anzustellen. Zu seiner Verwunderung ließ sie aber ihr Vorhaben abrupt fallen, nachdem sie diesen Klaus Reinders in Düsseldorf kennenlernte. Den Mann, den er selbst von einem Kongress aus Bogota kannte.

Alles, was er jedoch mit Mitterer über seinen Schwiegersohn in Erfahrung brachte, war mysteriös und die genauen Zusammenhänge ließen sich nicht nachvollziehen und gaben kein Aufschluss. Mysteriös war, dass er auch seinen Detektiv später nicht weiter befragen konnte, weil dieser plötzlich verschwunden war. Und genau zu dem Zeitpunkt, als er das erfuhr, tauchte dann Reinders in Düsseldorf auf.

Dieser war ein Abenteurer, hatte Deutschland vor langer Zeit wegen dubioser Geschäfte schon einmal verlassen müssen. Nicht weil er mit den Behörden in Schwierigkeiten kam, sondern vielmehr mit südamerikanischen Kartellen, die in Deutschland ihr Unwesen treiben. So wie er es bei seinen eigenen Nachforschungen später herausgefunden hatte, war er im Rauschgift und Waffenhandel aktiv. Er vermutete aber auch, dass er sich mit den Südamerikanern arrangiert hatte.

Aber zu seinem Leidwesen konnte er ihm nichts nachweisen, daher beauftragte er einen weiteren Privatermittler, Peter Garner, der zum einen die vorhandenen Spuren von Reinders aufnehmen und gleichzeitig nach seinem Schwiegersohn und dem verschollenen Mitterer forschen sollte.

Die Berichte, die er auch von ihm anfänglich aus Südamerika erhielt, waren eindeutig und bestätigten die Dinge, die er schon durch seinen ersten Ermittler in Erfahrung brachte. Dennoch, die Leiche von seinem Schwiegersohn blieb genauso verschwunden wie sein Detektiv Mitterer.

Bis vor einem halben Jahr hatte Garner ihm regelmäßig berichtet, was wichtig erschien, auch dass Klaus Reinders eine Zeit lang in Bogota lebte, dort engste Verbindungen zum Drogen – und Waffenkartell hat und mehr oder weniger als „langer Arm“ dieser Kartelle zwischenzeitlich arbeitete. Genauso, wie er es geahnt hatte.

Und was ihn ebenso stutzig machte, dass es immer wieder mysteriöse Hinweise zu einem unbekannten Deutschen gab. Jeder wusste, dass es ihn gab, aber keiner kannte ihn persönlich.

Aber dann hörte er auch von Garner nichts mehr, sein Handy war ausgeschaltet und die Nummer nicht mehr zu erreichen.

In dem Moment, wo er sich diese Tatsache noch einmal in Erinnerung rief, wählte er erneut die Nummer. Aber er hätte es noch öfter versuchen können. Es war sinnlos. Anfänglich hatte sich sofort die Mailbox eingeschaltet und nun bekommt er die Meldung, dass die Nummer nicht mehr existiert.

Je länger er über diesen Vorgang nachdachte, kam er zwangsläufig zu dem Entschluss, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als sich in dieser Angelegenheit an die Polizei zu wenden, wollte er endlich Licht ins Dunkle bringen.

Gleichzeitig wurde er das Gefühl nicht los, dass nur das dazu führen würde, seine Tochter wieder in die Augen sehen zu können. Und sollte tatsächlich an dem etwas dran sein, dass seine Tochter in Schwierigkeiten steckte, dann wollte, dann musste er ihr jetzt helfen. Egal was zwischen ihnen vorgefallen war.

Wieland kramte auf seinem Schreibtisch herum und zog unter dem Kalender den Zettel mit der Telefonnummer von diesem Ahrens hervor. Einen kurzen Moment schaute er die Nummer intensiv an und drückte dann die Tasten.

Es dauerte nicht allzu lange und Ahrens meldete sich. „Hier Wieland, wir müssen uns unterhalten.“ Mehr sagte er nicht, als er die Stimme von ihm hörte. Dieser antwortete sofort. „Das glaube ich Ihnen. Wann und wo wollen wir uns treffen, Herr Wieland?“ „Kommen Sie heute Abend gegen achtzehn Uhr zu mir. Dann besprechen wir alles.“

 

*

Zur vereinbarten Zeit saßen sich die beiden im großen Salon der Wieland – Villa gegenüber und Ahrens nippte gerade an seinem Glas Wasser, als Wieland anfing zu erzählen.

„Es ist nicht so ungewöhnlich, wenn meine Tochter in Schwierigkeiten stecken würde. Wie Ihnen aus der Presse sicherlich bekannt, ist mein Schwiegersohn Karsten Gerdes in Kolumbien spurlos verschwunden. Die Behörden hatten uns nie richtig Auskunft gegeben und weder die deutsche Botschaft in Bogota noch meine Privatdetektive konnten etwas in Erfahrung bringen. Nur so viel, dass sich mein Schwiegersohn mit irgendwelchen Waffenhändlern getroffen hatte, was auch geplant war und daraufhin verschwand. Irgendwann hieß es, er sei tot, jedoch wurde die Leiche nie gefunden.

Auf Drängen meiner Tochter habe ich Privatdetektive eingesetzt, aber auch die hatten mehr als oberflächliches zum Verschwinden ihres Mannes nicht herausbekommen. Bei den Nachforschungen stießen sie auf Rauschgiftlieferungen, Waffengeschäfte, in denen mein Schwiegersohn verwickelt gewesen sein sollte. Aber je weiter sie vorgingen, je gefährlicher muss es geworden sein, bis der erste Privatdetektiv Mitterer nicht zurückkehrte, obwohl das von mir angeordnet wurde und der zweite Peter Garner auch plötzlich verschwunden ist. Das, nachdem ich ihn beauftragt hatte, die vorhanden Spuren wieder aufzunehmen. Vorher hatte Garner mir noch berichtet, dass Klaus Reinders, der neue Lebensgefährte meiner Tochter, mit den unterschiedlichen Kartellen zusammenarbeitet und zu den deutschen Gruppen die Verbindung hält. Aber wie dieser Kontakt aussah und in welchem Umfang, wollte er berichten, sobald er wieder zurück war. Aber bis heute habe ich nichts von ihm gehört, sodass ich annehmen muss, dass mehr zwischen dem Verschwinden der Detektive, meines Schwiegersohns und den Schwierigkeiten meiner Tochter stecken muss. Und deshalb habe ich Sie jetzt kontaktiert.“

Als Wieland den Namen Reinders erwähnte, war Markus Ahrens nicht überrascht. Holländer hatte ihn den Namen Reinders bereits genannt. Außerdem hatte er selbst bereits Ermittlungen zu ihm angestellt und einiges an Daten in Erfahrung gebracht. In der Tat war Reinders als Deutscher in Südamerika ein nicht zu verachtender Drahtzieher im Waffen – und Drogenhandel und steht schon seit Längerem auf der Liste beim BKA. Jedoch fehlten die entscheidenden Hinweise, um etwas gegen ihn unternehmen zu können. Ebenso war bekannt, dass er gute Verbindungen zum mächtigen Rodriguez – Clan hatte, wobei er genaueres noch nicht in Erfahrung bringen konnte.

Nachdem Ahrens sich ein wenig zurücklehnte, damit er genauer in das fragende Gesicht von Wieland sehen konnte, und damit auch eine gewisse Überheblichkeit zum Ausdruck brachte, was nicht zu übersehen war, sagte er:

„Ihre Nachforschungen in Ehren, aber da hätten Sie lieber die Finger von lassen sollen, denn damit haben Sie erreicht, dass diese beiden Kartelle gewarnt sind. Sie hätten uns viel früher ansprechen müssen. Nun wird es schwierig, in dieser Angelegenheit wieder so viel Ruhe reinzubringen, dass kein Verdacht geschöpft wird, dass wir ihnen auf den Fersen sind und gleichzeitig müssen wir jetzt unter Zeitdruck handeln, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, dass ihre Tochter und Enkeltochter zu Schaden kommen.“

Mit einem entsetzen Blick sah Wieland sein Gegenüber an, hätte ihm am liebsten aus den Raum gewiesen, mit welcher Arroganz er ihm vorhielt, falsch gehandelt zu haben. Er hatte doch nur versucht, etwas herauszubekommen und konnte sich anfänglich nicht im Entferntesten vorstellen, dass daraus etwas entstehen würde, was seiner Familie schaden könnte. Gleichzeitig wurde er das Gefühl nicht los, dass Ahrens unbedingt darauf bedacht war, Einzelheiten zum Verschwinden seiner Tochter und Enkelin für sich zu behalten.

„Und was kann ich jetzt machen, wenn ich meiner Familie helfen will?“, fragte er mit einer belegten Stimme, was von seinem Gesprächspartner nicht zu überhören war.

„Sie werden gar nichts machen, wir übernehmen das, denn wie ich ihnen eingangs bereits erklärte, haben wir Hinweise zu den Kartellen in Kolumbien und auch hier in Deutschland, dass Personen involviert sind, die wir seit einiger Zeit im Visier haben.“

„Was soll ich machen, wenn meine Tochter sich meldet?“ „Gar nichts, Sie hören sich das an, beruhigen sie, wenn es so sein sollte, und verständigen mich. Sofort.“

So wie Ahrend das sagte, passte Wieland das nicht, war er es doch gewohnt, Anweisungen zu geben, wenn es um seine Familie, um seine Geschäfte ging und erwiderte daher: „Sie gestatten doch wohl, dass ich mich um meine Angelegenheit selbst kümmere und handeln werde, wenn ich es für richtig erachte. Oder meinen Sie, dass ich mit solchen Verbrechern nicht klarkomme.“ „Ja,“ war die knappe Antwort von Wieland und ergänzte nach einem kurzen Augenblick, „wenn Sie ihre Familie nicht gefährden wollen, dann halten Sie sich daran, was ich ihnen eben gesagt habe.“

Der Gesichtsausdruck von Wieland sprach Bände, was Ahrens nicht sonderlich störte. „Ich kann Ihnen nur raten. Wenn Sie etwas hören, rufen Sie mich sofort an. Ansonsten bin ich aber auch morgen Vormittag bei ihnen und gebe Ihnen den Ablauf bekannt, wie wir vorgehen werden, um Ihre Tochter zu schützen. Aber auch wie wir die Drahtzieher und allen voran Reinders das Handwerk legen können. Und wer weiß, was noch alles dahintersteckt.“

„Können Sie mir denn garantieren, dass bei ihrem Vorhaben meiner Tochter und meiner Enkelin nichts passieren wird?“

Aus Wielands Stimme war rauszuhören, dass er sich in der Tat Sorgen machte, was Ahrens noch einmal zum Anlass nahm, ihm zu antworten: „Nein, aber wenn Sie keine Alleingänge unternehmen, dürfte Ihre Familie bei unseren Aktionen so ziemlich sicher sein. Ganz ausschließen können wir dabei aber nichts. Was auch ihnen klar sein dürfte.“

Wieland erwiderte nichts mehr, ihm lief es eiskalt über den Rücken, wenn er daran dachte, in was für eine Gefahr, seine Tochter und auch seine Enkelin sich befanden.

 

*

Markus Ahrens war seit Jahren damit befasst, Verbrecherbanden, das dazugehörige organisierte Verbrechen und die Clankriminalität zu bekämpfen und hatte in seiner Dienststelle erfahrene Beamte, mit denen er zusammenarbeitete. Bisher beschränkte sich sein Aktionsradius auf Deutschland und die angrenzenden Länder. Aber seit einiger Zeit durfte er sich auch in die Verbindungen auf anderen Kontinenten einschalten, worauf mittlerweile sein Hauptaugenmerk lag. Wobei er immer wieder versuchte, seine persönlichen Vorteile daraus zu ziehen.

Sein bester und erfahrenster Mann in diesem Metier war einmal Patrik Holländer gewesen, den konnte er mit seiner Erfahrung auf alle noch so komplizierten Brandherde ansetzen, bis zu dem Tag, der alles in ihrem Leben veränderte. Und daran musste auch er immer wieder zurückdenken.

Es ist ein Jammer, musste er sich eingestehen, dass damals dieses Unglück mit Holländers Familie geschehen ist und dieser daraufhin den Dienst quittierte, quittieren musste. Auch deshalb, um nicht in die Fänge des Verbrechersyndikats zu kommen, denen er zu Lasten seiner eigenen Familie das Handwerk gelegt hatte. Daher wäre er ihm auch keine Hilfe mehr gewesen, so unmittelbar nach dem Unglück.

Aber so wie es aussah hatte er sich wieder erholt nach der langen Auszeit, nachdem er als Pelle Worm durch die Meere schipperte und ihm in der Vergangenheit immer nur zur Verfügung stand, wenn er es für richtig hielt. Und so wie es aussah, er dabei seine Sinne schärfen konnte, die durch die dauernden, einsamen Segeltörns zu verkümmern drohten.

„Wo steckt er jetzt, wo ich ihn gebrauchen könnte?“

Es war zum Verzweifeln und Ahrens versuchte es zum gefühlt hundertsten Mal, ihn über sein Mobiltelefon anzurufen, obwohl es naheliegend war, dass er ihn nicht erreichen konnte, wenn er irgendwo da draußen in der Nordsee umher dümpelt.

Er legte sich auf seine Liege im Nebenbüro, wo er sich eine Schlafmöglichkeit eingerichtet hatte, wenn er etwas Wichtiges erledigen musste und diese Sorgen nicht mit nach Hause nehmen wollte.

Seine Frau Klara hatte dafür volles Verständnis, zumal sie dann unabhängig war und ihren eigenen Wünschen nachgehen konnte. Solche, die er selbst nicht liebte, wie Theater- und Opernbesuche oder etwas ganz Banales, wie durch die Fußgängerzonen zu laufen.

Ruhe konnte er nicht finden, denn er dachte wieder über Reinders nach, der ihm in der Vergangenheit schon einige Sorgen bereitet hatte.

Er selbst war ihm gefolgt, hatte ihn unbemerkt auf Schritt und Tritt beobachtet, ohne dass er es merkte und war ihm sogar bis nach Bogota gefolgt. Dieses hatte er Wieland nicht gesagt, denn der brauchte es nicht zu wissen.

Aber auch Pelle hatte er bisher nichts mitgeteilt, denn so wie er ihn einschätzte, wäre der wiederum zu sehr interessiert gewesen, ihm behilflich zu sein, und das wollte er nicht, um ihn nicht zu gefährden. Aber auch wegen seiner eigenen Interessen.

Trotz alledem, je länger er darüber nachdachte ärgerte er sich doch, dass er ihn nicht früher in seine Ermittlungen mit eingebunden hatte. Denn dann müsste er ihn jetzt nicht verzweifelt suchen beziehungsweise darauf warten, dass er die Güte hatte sich bei ihm zu melden.

Das war das, was er gar nicht liebte an seinem Beruf, hilflos zuzusehen oder zu warten, bis sich etwas ergab.

Denn er wollte bestimmen, wo es lang geht, das hatte er auch Wieland unmissverständlich klargemacht.

Die Gedanken um Reinders und seine dubiosen Geschäfte ließen ihn auch in dieser Nacht nicht los, sodass er nicht einschlafen konnte. Immer wieder wälzte er sich auf der Liege umher, die auch einfach von ihrer Bauart war und ihm nicht unbedingt Wohlbehagen bescherte und daher ihr Übriges tat, ihn nicht schlafen zu lassen. Die Liege ist einfach, ist daher nicht bequem und das würde er ändern, sollte er noch weiterhin in diesem Raum seine Nächte verbringen müssen. Und bei jedem Geräusch, ob es das erklärliche Knacken von Gegenständen in dem Raum war oder auch nur das Knacken seiner Liege, wenn er sich hin und her wälzte, störten ihn ungemein. Dabei öffnete er jedes Mal nur ein Auge, blinzelte zum Regal herüber und erblickte die rot leuchtende Digitalanzeige des Weckers. Jedes Mal nahm er wahr, dass er noch genügend Zeit hatte, um zu schlafen, wenn er nur konnte.

Seine Gedanken, sein Kopfkino hätte er bis dahin verfluchen können, bis er endlich erschöpft in einen Halbschlaf fiel.

Dieser Schlaf kam ihm lange vor, als er durch ein Klingeln seines Mobiltelefons wieder geweckt wurde. In dem Moment hätte er das Handy an die Wand schmeißen können. Aber als er die im Display angezeigte Nummer verschwommen, weil er normalerweise Brille trug, erkannte. Nachdem das Telefon auch nicht aufhörte, ihn zu nerven, kam er von dem Gedanken ab.

Dennoch brauchte er eine geraume Zeit, um sich zu sammeln und einigermaßen klar denken zu können, bis er endlich die grüne Taste drückte.

„Was willst Du um diese Zeit,“ knurrte er mehr ins Telefon, obwohl es der Anrufer war, auf den er wartete. „Guten Morgen mein Guter,“ dröhnte eine an Esprit überschäumende Stimme ihm entgegen, die er am liebsten mit derben Worten unterbrochen hätte. Nochmals fragte er mit brummiger Stimme: „Was ist los?“

„Ich dachte mir, ich rufe Dich einmal an, nachdem sich das Wetter ein wenig beruhigt hat, und gebe Dir meinen Standort durch, solange das noch möglich ist.“

Nun hatte er sich auf seine Liege gesetzt, war augenblicklich hellwach, ihm blieb aber auch nichts anderes übrig bei dieser Stimme und antwortete: „Irgendwie bin ich doch froh, dass Du anrufst. Wo bist Du jetzt.“

„Ich weiß nicht.“

„Wie Du weißt nicht?“ Brüllte er mehr ins Telefon, als er das hörte. Prompt bekam er die Antwort. „Lass mich doch ausreden. Ich weiß nicht, ob Dir das etwas sagt, wenn ich Dir sage im Busetief zwischen Nordsee und Norderney Richtung Riffgat.“.

Als Ahrens das hörte, schaute er verwundert den Hörer an und dachte sich Busetief, was er damit wohl meint, ich kenne nur Busen und da kann ich. Er dachte nicht weiter und sagte stattdessen: „Ist ja schon gut, interessiert mich so auch nicht weiter. Nur wie lange brauchst Du, bis Du im nächsten Hafen bist?“ „Wenn es vom Wind her so bleibt und nichts Dramatisches mehr passiert, dann schätze ich mal,“ Pelle zögerte mit der Antwort, was Ahrens deutlich wahrnahm, bis er endlich sagte: „Ungefähr eineinhalb, vielleicht zwei Stunden.“ „Okay, dann habe ich noch einen Augenblick und kann meinen Schlaf fortsetzen. Melde Dich, wenn Du festgemacht hast, dann müssen wir uns unterhalten.“.

 

*

Als das Gespräch beendet war, ließ er sich wieder auf die Seite fallen und versuchte abermals auf seiner unbequemen Liege einzuschlafen. Diesmal hatte er ein gutes Gefühl, dass das funktionieren würde. Aber nach einer halben Ewigkeit musste er feststellen, dass es ein kläglicher Versuch war. Immer wieder schaltete sich sein Kopf, seine Gedanken ein, erinnerten ihn an Vorkommnisse, und es war nicht daran zu denken, in einen geruhsamen Schlaf zu kommen, der ihn hätte ausruhen lassen, denn zu vieles passierte in seinem Kopf. Es hatte sich eingebrannt, was unerledigt war und keinen weiteren Aufschub bedurfte. Denn, nachdem Patrik Holländer alias Pelle Worm den Dienst quittierte, setzte er sich selbst an die Fährte von Reinders und folgte ihm bis nach Kolumbien, weil dieser einmal dort und dann wieder in Deutschland sein Unwesen trieb.

Die kolumbianischen Behörden hatte ihn unterstützt, nicht alle Stellen so, wie er sich das wünschte und hatte so manches Mal eher das Gefühl, dass es Personen gab, die seinen Nachforschungen im Wege standen.

Reinders hatte sich mit den nachfolgenden Gruppierungen des Escobar-Clans, einst eines der führenden Organisationen im weltweiten illegalen Handel mit Rauschgift und Waffen zusammengetan und sie bei ihren Geschäften in Europa unterstützt. Ahrens musst erneut erschauderte, als er daran dachte, war an Schlaf gar nicht mehr zu denken. Denn bei seinen Ermittlungen stieß er auch auf die grausamen Verbrechen, die dieser Clan in Medellín einst verübte. Aber in ihren Grausamkeiten stehen die neuen Gruppierungen den von damals in nichts nach. Und das war das, was ihn so schockierte und jetzt noch immer wieder erschaudern ließ, wenn er dran zurückdachte. Abgetrennte Gliedmaßen waren die schrecklichsten Gräueltaten, aber nicht die abscheulichsten, wenn er die anderen ausblendete, was ihm nicht immer gelang.

An diese neuen Organisationen, denn Escobar selbst war lange tot und größere, aber auch kleinere sind in diese Lücke gestoßen, war er ganz nah herangekommen.

Bei seinen umfänglichen Nachforschungen stieß er zufällig auf Garner, der für Wieland Ermittlungen anstellte, denn beide hielten sich eine Zeit lang im selben Hotel der Stadt Medellín auf. Auch hiervon hatte er Wieland nichts berichtet, wollte er doch erst einmal abwarten, was dieser Mann ihm verheimlichte. Zuzutrauen war ihm das als Waffenproduzent.