Alpengold 266 - Hanni Birkmoser - E-Book

Alpengold 266 E-Book

Hanni Birkmoser

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Obwohl sie sich nur heimlich lieben dürfen, glaubt die hübsche Marianne ganz fest an eine gemeinsame Zukunft mit ihrem Stefan - bis sie ihn eines Tages in zärtlicher Umarmung mit einer anderen sieht.
Die Welt bricht für Marianne zusammen, denn sie weiß inzwischen, dass sie sein Kind unter dem Herzen trägt. Gedemütigt und in ihrem Stolz tief verletzt, verlässt sie noch in derselben Nacht das Heimatdorf und nimmt in der Fremde eine Stelle als Magd an ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 145

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Das heimliche Kind der Magd

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6186-5

www.bastei-entertainment.de

Das heimliche Kind der Magd

Ein dramatischer Roman aus den Bergen

Von Hanni Birkmoser

Obwohl sie sich nur heimlich lieben dürfen, glaubt die hübsche Marianne ganz fest an eine gemeinsame Zukunft mit ihrem Stefan – bis sie ihn eines Tages in zärtlicher Umarmung mit einer anderen sieht.

Die Welt bricht für Marianne zusammen, denn sie weiß inzwischen, dass sie sein Kind unter dem Herzen trägt. Gedemütigt und in ihrem Stolz tief verletzt, verlässt sie noch in derselben Nacht das Heimatdorf und nimmt in der Fremde eine Stelle als Magd an …

Die Sonne war hinter der Karwendelspitze verschwunden. Fröstelnd zog Hans Burger die Schultern hoch. Wenn es so weiterging, mussten sie mit einem harten Winter rechnen. Für September war es schon recht kühl. Aber er konnte zufrieden sein mit dem Sommer. Die Ernte war gut gewesen wie in keinem Jahr zuvor. Schade, dass es der Vater nicht mehr erlebt hatte.

Das Gesicht des jungen Mannes verdüsterte sich bei diesem Gedanken. Ganz unerwartet war er gestorben, der alte Berghofbauer. Gewiss, er war mit seinen siebzig Jahren nicht mehr der Jüngste gewesen, aber dass der Tod so plötzlich kommen würde, damit hatte keiner gerechnet. Am wenigsten er selbst. Zu gerne hätte er noch die Hochzeit seines jüngsten Sohnes miterlebt.

Hans schritt schneller voran. Der Gedanke an Marianne erhellte seine Züge. Er konnte den Tag kaum erwarten, bis sie endlich die Seine war. Schon von Weitem sah er sie auf dem Holzstapel sitzen. Wie oft hatte sie hier schon auf ihn gewartet?

Mit wenigen Schritten war er bei ihr. Mit einem Jubelruf ließ sich das Madl in seine Arme fallen. Fest hielt er die zierliche Gestalt im geblümten Dirndl an sich gepresst, so fest, dass Marianne einen kleinen Seufzer ausstieß.

»Aber geh, Hans, du tust grad so, als hättest du mich eine Ewigkeit nicht gesehen.« Sie versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien.

Doch Hans lachte nur.

»Der Tag hat viele Stunden, und sie wollen net vergehen, wenn ich weiß, dass ich dich am Abend treffe.« Seine Lippen suchten ihren Mund. Sofort schlangen sich die Arme des Madls um seinen Hals.

»Der Vater will wissen, wann er das Aufgebot bestellen soll. Wir müssen uns beeilen, sonst überlegt er sich’s am Ende gar anders.«

Hans zog das Madl neben sich auf das Holz.

»Dass ich dich lieber heut als morgen heiraten tät, weißt du, Marianne. Aber ich kann den Hof net allein lassen. Die Erna und der Seppl sind alt. Schwere Arbeit ist nichts mehr für die beiden. Ich muss warten, bis der Stefan kommt.«

Stefan war der älteste Sohn und Erbe des Berghofbauern. Vor einigen Jahren war er in die Welt gezogen.

»Wenn du mich brauchst, Vater, komm ich sofort zurück. Aber bevor ich den Hof übernehme, möcht ich mir noch ein bisserl was von der Welt anschauen«, hatte er gesagt.

Der Berghofbauer war nicht begeistert von der Idee seines Ältesten gewesen, aber Stefan hatte nicht lockergelassen. Wer konnte auch ahnen, dass der Vater so schnell von ihnen gehen würde?

Marianne, das Bürgermeistertöchterchen, zog einen allerliebsten Schmollmund.

»Das hör ich schon ein gutes halbes Jahr, dass wir warten müssen. Am End warten wir in zwanzig Jahren immer noch. Aber ob du mich dann noch magst mit grauen Haaren, das ist eine andere Frage.«

Hans musste lachen. Doch dann wurde er wieder ernst. Er hob ihr Gesicht zu sich empor und sah hinein in diese lockenden blauen Augensterne.

»Mögen tu ich dich mein Leben lang, Marianne, das musst du mir glauben. Ich bete jede Nacht zu unserem Herrgott, dass er den Stefan kommen lässt. Du wirst sehen, es dauert nimmer lang.«

Nur zu gern ließ sich das junge Madl beruhigen.

»Jetzt muss ich wieder runter ins Dorf. Morgen für die Hochzeit der Berta ist noch allerlei zu tun, und ich hab der Mutter versprochen, net lang wegzubleiben.« Sie stand auf und glättete ihren Rock.

»Ich komm mit dir, es wird eh bald dunkel werden.« Hans legte den Arm um ihre Schultern.

Marianne lachte glockenhell.

»Das tät dir passen, gell! Und bei jeder Biegung möchtest du ein Busserl zur Belohnung. Nein, ich geh allein. Da bin ich geschwind unten.« Sie hob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Bevor er jedoch die Arme um sie schlingen konnte, war sie mit einem leisen Lachen davongeeilt.

Gedankenverloren blieb Hans Burger stehen und sah ihr nach, bis ihr helles Kleid nur noch als winziges Pünktchen zu sehen war. Dann drehte er sich um und trat den Heimweg an.

Oben im letzten Häusl flammte das Licht auf. Es war der Berghof. Sicher wartete die alte Erna schon mit dem Essen auf ihn. Ein Gefühl der Rührung durchzog seine Brust. Er konnte sich die Erna aus seinem Leben nicht mehr wegdenken. Sie war ihm in all den Jahren eine Mutter gewesen. Seine eigene war bei seiner Geburt gestorben, und ans Heiraten hatte der Vater nicht mehr gedacht.

»So eine wie meine Resi find ich eh nimmer, also bleib ich allein«, waren stets seine Worte gewesen.

Hans blieb stehen und sah sinnend auf sein Vaterhaus.

Nein, ein stolzes Anwesen war er wahrhaftig nicht, der Berghof. Die Felsen, die sich unmittelbar hinter dem Haus erhoben, gaben ihm etwas Düsteres. Das Haus machte einen trostlosen Eindruck, da halfen auch die dunkelroten Geranien vor den winzigen Fenstern nichts.

»Man müsste halt alles erneuern, aber das kostet Geld, und es reicht ja eh grad zum Leben …« Hans seufzte. Stefan würde es nicht leicht haben mit dem alten Hof. Trotzdem beschlich ihn ein eigenartig trauriges Gefühl, wenn er daran dachte, das Vaterhaus bald verlassen zu müssen.

Müssen? Nein, ein Muss war es nicht. Nur konnte er der Marianne schlecht zumuten, hier zu hausen. Immerhin war sie die Tochter des Bürgermeisters, der zugleich der reichste Bauer weit und breit war.

»Ist schon genug, dass die Marianne einen heirat, der hinten und vorne nix hat, da braucht sie net auch noch in der Wildnis zu hausen«, pflegte er zu sagen.

Hans lachte bitter auf. Wildnis! Für ihn bedeutete diese Wildnis die Heimat, die er über alles liebte. Aber er hatte eben die Marianne zu lieb. Ihretwegen schwieg er.

Oben öffnete sich die Tür, und eine kleine rundliche Gestalt trat auf den Hof.

Hans legte die Hand an den Mund.

»Erna! Ich bin gleich da«, rief er so laut, dass es von den Felsen zurückkam. Die alte Magd winkte ihm zu und ging ins Haus zurück.

Hans musste sich bücken, um über die Schwelle treten zu können.

»Muss Liebe schön sein«, brummte der alte Seppl, der es sich auf der Ofenbank mit seiner Pfeife gemütlich gemacht hatte.

Hans lachte und setzte sich an den Tisch.

»Den Schmarrn wärm ich schon zum dritten Mal auf«, schimpfte die Erna vor sich hin, doch als sie in die bittenden Augen ihres Lieblings sah, musste sie lachen. »Wird Zeit, dass du deine Marianne kriegst, sonst gehst du uns noch schier drauf vor Sehnsucht.« Sie setzte sich zum Hans an den Tisch.

»Wenn mein Madl so kochen kann wie du, fehlt mir nichts zu meinem Glück«, verkündete der kauend.

Der alte Seppl blinzelte in das Licht.

»Wird Zeit fürs Bett. Morgen früh geht’s zeitig los zur Kirche.« Mit schweren Schritten schlurfte er zur Tür.

Erna sah ihm kopfschüttelnd nach.

»Er bräucht ja auch net unten zu sein bei jeder Hochzeit. Ministrieren wird ein anderer auch können. Für ihn ist der Weg doch zu weit.«

»Aber geh, Erna. Ohne Sepp geht es doch net. Aber er hat recht. Gehen wir schlafen. Morgen wird es ein langer Tag.«

Hans ging hinauf in seine Kammer. Er nahm das Bild, das auf seinem Tisch stand, in die Hand. Ein Madl mit blonden Locken und lustigen blauen Augen lachte ihn an.

»Marianne«, flüsterte der Bursche und trat an das Fenster.

Ob sie in diesem Augenblick auch so sehnsüchtig an ihn dachte? Man konnte den Hof ihrer Eltern von hier oben aus gut sehen. Überall brannte Licht.

Sicher gab es noch viel zu tun für die Hochzeit morgen. Berta, die älteste Tochter des Bürgermeisters, würde heiraten. Den Benno vom Moosbauern. Der Benno war einer der begehrtesten Junggesellen gewesen. Der Bürgermeister war stolz auf seine Tochter und den zukünftigen Schwiegersohn.

Hans dachte an die Zeit zurück, als es angefangen hatte, mit der Marianne und ihm. Lieb gehabt hatte er sie eigentlich schon immer, schon damals, als sie noch zur Schule gegangen waren.

Im Frühling hatte er ihr die ersten Schneeglöckchen geholt und im Winter die harten Schneebälle schützend abgewehrt. Dann hatten sie sich aus den Augen verloren. Die Marianne musste nach Garmisch zu ihrer Tante und eine höhere Schule besuchen.

Eines Tages war sie wieder da gewesen, und er war seitdem wie selbstverständlich wieder an ihrer Seite. Sie war schön geworden, eine richtige junge Dame, die Burschen hatten sich alle um sie gerissen. Das Glück, dass ausgerechnet er, der arme Berghofsohn, es sein sollte, den sie liebte, hatte er lange nicht fassen können. Als dann Mariannes Vater dahintergekommen war, hatte es viele böse Worte gegeben.

Doch das Madl hatte zu ihm gehalten, und schließlich musste auch der reiche Bürgermeister einsehen, dass gegen die Liebe kein Kraut gewachsen war.

Wenn nur erst der Stefan käme! Hatte er kein Heimweh nach dem kleinen Dorf am Fuß des Karwendels? Hans konnte das nicht verstehen. Wenn er nur einen Tag in der Stadt zu tun hatte, zog es ihn mit aller Gewalt wieder hierher zurück.

Jetzt wurde es auch für ihn Zeit zu schlafen, denn er musste morgen zeitig aufbrechen, schließlich rechnete die Trachtenkapelle mit seinem Einsatz.

***

Ein schöner Herbsttag war angebrochen. Fast konnte man meinen, es wäre noch Sommer, so warm schien die Sonne schon in den frühen Morgenstunden.

Erna machte große Augen, als sie Hans in der Tür stehen sah.

»Da schau einer an! Bist wirklich ein fescher Bursche. Man kann die Marianne verstehen. Es gibt weit und breit keinen, der so ausschaut wie du.«

Die alte Magd hatte recht. Hans war wirklich ein stattlicher Bursche. Der grüne Trachtenanzug stand ihm ausgezeichnet.

Hastig trank Hans den heißen Kaffee und trat dann den Weg ins Dorf an. Mit großen Zügen atmete er die würzige Gebirgsluft ein. Vor seinen Augen lag das Dorf Krün in der Morgensonne. Das Wetter war so klar, dass man bis auf die österreichischen Berge sehen konnte. Majestätisch grüßte die Zugspitze den frühen Wanderer.

Unten im Dorf auf dem Markplatz hatte sich schon eine bunte Menschenmenge versammelt. Die Hochzeit der ältesten Bürgermeistertochter wollte sich niemand entgehen lassen. Städtisch gekleidete Urlaubsgäste mischten sich unter die bunten Trachten der Dörfler.

»Bist du auch schon da, Hans.« Der Brenten-Lois schlug dem Angesprochenen kräftig auf die Schulter. »Wirst ganz schön blasen müssen heut mit deiner Trompete, es wird eine lange Nacht werden.«

Hans war mit Leib und Seele Musiker. So konnte er sich auch um das Tanzen drücken, denn damit war es nicht gut bestellt bei ihm. Suchend sah er sich um, um die Marianne irgendwo zu erspähen.

»Dein Dirndl ist schon drin in der Kirche«, verriet Lois ihm.

»Na, dann lass uns reingehen, es wird eh gleich anfangen.«

Die Kirche war schon bis auf den letzten Platz gefüllt. Marianne saß in der ersten Reihe zwischen der Mutter und dem Bruder. Hans gab es einen Stich in der Herzgegend. So lieb sah sie aus in dem hellblauen Kleid, einen Strauß Almrosen in der Hand. Und als hätte sie seinen Blick gespürt, sah das Dirndl auf.

Über ihr Gesicht huschte eine leichte Röte. Sie lächelte ihm zu, dass ihm ganz warm wurde. Und da setzte auch schon die Orgel ein. Die schweren Kirchenportale öffneten sich, und Berta trat am Arm ihres Vaters in die Kirche.

Donnerwetter! Ein Raunen ging durch die Menge. Da hatte sich der Bürgermeister aber nicht lumpen lassen! Wie eine leibhaftige Prinzessin sah die Berta in dem bestickten Brokatdirndl aus. Hinter ihr schritt der Bräutigam, der Benno. Vor Aufregung hatte sich sein Gesicht gerötet.

Hans musste lachen. Sonst war er immer einer der lautesten Burschen, der Benno. Heute schritt er fast bescheiden hinter seiner Zukünftigen einher.

Als der Pfarrer den Bund des Brautpaares segnete, hörte man unterdrücktes Schluchzen. Die Frau Bürgermeister konnte ihre Rührung nicht verbergen. Dankend nahm sie das Tüchlein, das Marianne ihr reichte.

Draußen vor der Kirche hatte sich die Dorfjugend versammelt. Nach altem Brauch musste das Brautpaar Kleingeld unter die Menge werfen. Bald war eine lustige Balgerei im Gange.

Die Hochzeitsgäste schritten hinüber zum Metzgerwirt, wo das Festessen bereits wartete.

Jetzt endlich konnte Hans seiner Marianne die Hand drücken.

»Hab’s kaum erwarten können, dich zu sehen«, flüsterte er.

In ihren Augen schimmerten Tränen.

»Es war schön, gell! Net erwarten kann ich’s, bis ich endlich die Berghoferin bin.« Liebevoll sah das Madl ihn an.

»Hab Geduld, Madl, es wird net mehr lang dauern.«

Noch ein letzter fester Händedruck, dann mussten sich die beiden trennen. Für Hans begann jetzt die Arbeit. Die Instrumente lagen schon bereit im großen Saal des Gasthofs. Mit Musik würde das Essen noch mal so gut schmecken.

Von Marianne sah Hans an diesem Tag nicht mehr viel. Jeder wollte, als es später ans Tanzen ging, die hübsche Bürgermeistertochter in den Armen halten.

Es neigte sich schon Mitternacht zu. Im Saal herrschte eine ausgelassene Stimmung. Das Brautpaar war längst gegangen, doch die Gäste schienen nicht müde zu werden. Immer wieder verlangten sie neue Stücke von der Musik. Hans und seine Männer waren hübsch ins Schwitzen gekommen.

Eben tanzte Marianne vorüber. Der Brenten-Lois hatte sie fest an sich gedrückt, ein bisserl zu fest, erschien es Hans. Was bildete sich dieser Lackl ein? Nur weil der Hof seines Vaters ein bisserl größer war als der Berghof …

Hans legte das Instrument beiseite. Er gab den anderen ein Zeichen weiterzuspielen und bahnte sich einen Weg durch die tanzende Menge. Schließlich stand er vor dem Lois, der der Marianne eben was ins Ohr flüstern wollte.

»Sei net bös, aber einen Tanz möcht ich auch mit meinem Dirndl tanzen.« Hans sagte es ganz ruhig.

Doch Lois schien nicht gehört zu haben. Noch enger umschlang er das Madl, das sich vergebens zu wehren suchte.

Da wurde es Hans zu viel. Er packte den Burschen an den Aufschlägen seines Trachtenanzugs.

»Hast mich net verstanden? Ich tanz jetzt mit der Marianne.«

Lois blieb stehen, ohne das Dirndl jedoch aus seinen Armen zu lassen.

Hans sah, dass der Lois mehr getrunken hatte, als für ihn gut war. Seine Augen glitzerten böse.

»Der Tanz war mir versprochen, also tanz ich ihn auch zu End!« Er stellte sich breitbeinig vor dem Hans auf.

»Wenn du anständig tanzt, hat niemand was dagegen. Aber du drückst das Dirndl so sehr, dass es Angst kriegen muss.«

»Ich weiß doch, dass das den Dirndln gefällt.« Lois lächelte spöttisch.

»Mag sein, der Marianne aber net«, entgegnete Hans scharf.

»Tust ja grad, als wärst du schon verheiratet mit ihr. Ist ja noch net gewiss, ob sie dich auch nimmt. Bei deinem Mitbring tät ich es mir auch überlegen.«

Hans war eine Blutwelle in das Gesicht gestiegen. Erschrocken war Marianne neben ihn getreten und fasste seinen Arm.

Die anderen Gäste waren aufmerksam geworden und hatten mit dem Tanzen aufgehört.

»Komm, Hans, gehen wir nach Hause. Ist eh schon spät«, bat das Madl.

»Zuerst soll der mir wiederholen, was er grad gesagt hat!« Hans’ Augen blitzten verräterisch.

Doch Lois fühlte sich ebenfalls im Recht.

»Freilich sag ich das noch mal: Ich tät’s mir überlegen, wenn ich die Marianne wär. Sie könnt ja jeden Burschen haben.«

Da schlug Hans zu. Seine Hiebe waren so stark, dass Lois zu Boden sank. Die Gäste wichen entsetzt zurück. Bei den Burschen hatten sich zwei Parteien gebildet. Die einen redeten auf den Hans ein, die anderen halfen dem Lois wieder auf die Beine.

»Sei gescheit, Hans, der Lois ist ja rauschig.«

Doch der junge Berghofer war wie von Sinnen. Zu oft schon hatte er hören müssen, dass er arm war und ein Dirndl wie die Marianne nicht verdiente.

Lois lachte hämisch und trat auf ihn zu. Diesmal kam der Schlag von ihm. Der Alkohol hatte ihm unerwartete Kräfte verliehen. Jetzt ging Hans zu Boden.

Schon war der andere über ihm. Doch Hans war nüchtern und von Natur aus kräftiger. Er schlug noch ein paarmal zu, dann sah er, dass der Lois nicht mehr konnte.

»Das nächste Mal überlegst du besser, wenn du mit mir redest.« Hans sah sich nach Marianne um, die die Rauferei mit blassem Gesicht verfolgt hatte.

»Komm, Dirndl, für heut ist’s eh aus.«

Sie traten zusammen hinaus in die Nacht. Es war frisch, und Hans spürte, dass das Dirndl zitterte. Sofort zog er seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern.

»Es tut mir leid, dass du dich meinetwegen geschlagen hast«, sagte sie leise.

Hans tröstete sie. »War ja net nur wegen dir, Marianne. Der Lois ist mir schon lang auf die Nerven gegangen mit seiner Prahlerei. Ist ja wahr, dass er mehr hat als ich, aber einmal muss ein End sein. Oder muss ich ein Leben lang hören, dass ich net viel hab?« Bitter klangen diese Worte.

Marianne blieb stehen. Ganz ernst blickten ihre Augen mit einem Mal.

»Denk net darüber nach, Hans. Wichtig ist allein, dass wir uns lieb haben.«