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Monika Leitner

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Beschreibung

Lockruf des Herzens

Rührender Roman um das Herzeleid der armen Vroni

Von Monika Leitner

Sie kennen sich schon seit ihrer frühesten Kindheit: Martin Gerstner, der zweite Sohn vom Gerstnerhof, und die reizende Vroni Mittermaier, die mit ihrer Mutter auch einen kleinen Hof bewirtschaftet. Als sie erwachsen werden, erblüht zwischen Martin und Vroni eine zarte Liebe. Doch Martin will nicht mit leeren Händen um Vroni werben. Deshalb entschließt er sich, für zwei Jahre nach Kanada zu gehen, um sich dort als Holzfäller zu verdingen. Mit dem ersparten Geld will er später für sich und Vroni in der Heimat eine Existenz aufbauen.
Als Vroni schluchzend von Martin Abschied nimmt, kann sie nicht ahnen, dass ihre Liebe schon bald auf die härteste Probe gestellt wird ...

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Seitenzahl: 134

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Inhalt

Cover

Impressum

Lockruf des Herzens

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: dotshock / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9045-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lockruf des Herzens

Rührender Roman um das Herzeleid der armen Vroni

Von Monika Leitner

Sie kennen sich schon seit ihrer frühesten Kindheit: Martin Gerstner, der zweite Sohn vom Gerstnerhof, und die reizende Vroni Mittermaier, die mit ihrer Mutter auch einen kleinen Hof bewirtschaftet. Als sie erwachsen werden, erblüht zwischen Martin und Vroni eine zarte Liebe. Doch Martin will nicht mit leeren Händen um Vroni werben. Deshalb entschließt er sich, für zwei Jahre nach Kanada zu gehen, um sich dort als Holzfäller zu verdingen. Mit dem ersparten Geld will er später für sich und Vroni in der Heimat eine Existenz aufbauen.

Als Vroni schluchzend von Martin Abschied nimmt, kann sie nicht ahnen, dass ihre Liebe schon bald auf die härteste Probe gestellt wird …

Als Martin Gerstner in Neubeuern aus dem Bus stieg, war sein hübsches, sonnenverbranntes Gesicht ernst und nachdenklich.

Schon auf der ganzen Fahrt hierher hatte er sich überlegt, wie er den Eltern beibringen sollte, welche Entscheidung er vor wenigen Stunden getroffen hatte. Doch jeder Schritt, der ihn heimwärts führte, machte ihm die Aufgabe nur noch schwerer.

Martin war ein großes, kräftiges Mannsbild von vierundzwanzig Jahren, an die harte Arbeit auf dem kleinen Hof gewöhnt, der kaum genug einbrachte, um die fünf Menschen zu ernähren, die auf ihm hausten. Schon gar nicht, wenn das Wetter so schlecht war wie im vergangenen Sommer. Es hatte ihnen die Gerste verhagelt und das Heu durchnässt, sodass kaum die Hälfte davon noch zu gebrauchen gewesen war.

Zwar hatte sich Martin für den ganzen Winter zum Holzschlag verdingt, doch was er dadurch verdient hatte, hatte nicht ausgereicht, um das zusätzliche Futter für die Kühe zu beschaffen, ohne dass das Vieh elend verhungert wäre. Sie hatten ja auch schon wochenlang Strohhäcksel verfüttern müssen, obwohl die Milchproduktion stark darunter gelitten hatte.

Wenn der Vater nicht den Kredit bei der Bank aufgenommen hätte, wäre es kaum abzusehen gewesen, wie es auf dem Hof weitergehen sollte. Doch nun würden Jahre vergehen, bis diese Schulden abgezahlt werden konnten, immer vorausgesetzt, dass es nicht zu einem weiteren verheerenden Sommer kam.

Martin hatte die Anzeige in der Zeitung gelesen, und es hatte ihm keine Ruhe mehr gelassen, bis er sich entschlossen hatte, mehr darüber zu erfahren. Doch die Entscheidung war ihm beinahe gegen seinen Willen aufgedrängt worden, und nun wusste er nicht, wie er den Eltern beibringen sollte, dass er nicht mehr länger auf dem Hof bleiben konnte.

Nur Schorsch, der um drei Jahre ältere Bruder, würde kaum etwas dagegen einzuwenden haben. Er sollte ja eines Tages den Hof übernehmen, und deshalb stellte Martins Entschluss höchstens einen Vorteil für ihn dar. Auch gab es noch die Vroni, an die Martin in diesem Augenblick gar nicht zu denken wagte. Vorerst galt es, die größte Hürde hinter sich zu bringen, und das waren seine Eltern.

Kein Wunder, dass seine Schritte immer langsamer wurden, nachdem er die letzten Häuser des kleinen Dorfes zurückgelassen hatte und sich dem Hang zuwandte. Trotzdem tauchten die beiden Einödhöfe viel zu rasch auf. Recht bescheiden lagen sie da, an die Hänge der Hochries geschmiegt, als suchten sie dort Schutz vor den Herbststürmen und den Schneemassen des Winters.

Dabei war der Gerstnerhof noch das stattlichere der beiden Chiemgauer Bauernhäuser, mit seinem ausladenden Dach und dem Stall, der sich an das Wohnhaus anschloss. Dunkel gebeizt waren die mächtigen Balken des Obergeschosses mit einer Altane, die sich über die ganze Stirn des Hofes erstreckte. Sie war dem Südwesten zugewandt, um den ganzen Tag lang die Sonne einzufangen. Darum konnte es manchmal im Sommer in den Kammern dahinter arg heiß sein.

Das gemauerte Erdgeschoss bedurfte dringend eines frischen Anstriches. Die Witterung in dieser Höhenlage verdarb schon in kurzen Jahren den Kalk, mit dem die Mauern geweißelt wurden.

Die dünne Erdschicht des Hofes gab nicht viel her und war eigentlich nur für den Viehbetrieb geeignet, auch wenn die Gerstner sich redlich bemühten, ihm auch ein wenig Getreide abzuringen. Vom Milchgeld allein ließ sich ja kaum leben.

Und trotzdem war dies Martins Heimat, in der er aufgewachsen war und an der er hing. Nun würde er sie in Kürze verlassen. Doch er ahnte, dass es früher oder später ohnehin dazu gekommen wäre.

Eines Tages würde der Bruder heiraten und eine junge Bäuerin auf den Hof bringen, und dann wäre Martin dazu gezwungen worden, sich anderswo zu verdingen. Nein, es war schon am besten, so wie er sich alles an diesem Tag überlegt hatte.

Seine Rückkehr wurde kaum zur Kenntnis genommen, als er bald darauf in den kühlen, dämmerigen Flur trat.

„Bist du wieder da?“, fragte der Vater nur, der gerade den Stall betreten wollte. „Dann kannst du uns gleich beim Melken helfen.“

Martin schluckte die Neuigkeiten hinunter, die ihm schon auf der Zunge lagen, und eilte in seine Kammer hinauf, um den Trachtenanzug gegen die Arbeitskleidung umzuwechseln.

Unten im Stall gab es keine Fragen, wo er den halben Tag lang gewesen war. Schorsch, der Ältere, streute den Kühen bereits das Grünfutter vor, das schon an diesem Morgen von der Wiese gebracht worden war, während der Vater die Scheckige melkte.

Die reichen Bauern im Tal konnten sich vielleicht eine Melkmaschine leisten, doch hier oben war das ein Luxus, der unerschwinglich war. Es standen auch nur elf Kühe und zwei Kälber im Stall.

Martin nahm die gewohnte Arbeit auf, doch diesmal waren seine Gedanken ganz woanders. In einer Ferne, von der er nichts wusste und vor der er sich ein wenig fürchtete.

Schorsch machte sich daran, auszumisten und frische Streu einzuschütten. Der Hof würde Martin fehlen, aber ganz besonders die Vroni vom Nachbarhof. Sie kannten einander schon seit der Kindheit, und es war weitaus mehr als Freundschaft, die sie miteinander verband. Vor zwei Jahren hatte Vroni ihm eingestanden, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte. Was würde sie sagen, wenn sie erfuhr, auf was er sich da eingelassen hatte?

Es dauerte keine Stunde, bis die Arbeit getan war. Martin trat nach draußen und wusch sich im eiskalten Wasser des Brunnens, ohne auf die Kühle der Abendluft zu achten. Dann ging er rasch in seine Kammer hinauf und zog sich zum Abendessen rasch um.

Die Mutter stellte einen riesigen Berg goldgelber Schmalznudeln vor ihre Mannsbilder hin.

„Bist du in der Stadt gewesen?“, wandte sie sich an ihren Jüngsten.

Martin spürte, dass er nun mit seinem Geheimnis herausrücken musste, so schwer es ihm auch fiel.

„Ja, wegen der Anzeige bin ich hineingefahren“, gab er zu.

Die Mutter blickte ihn verständnislos an.

„Was für eine Anzeige denn?“

„Mei, für die Holzfäller halt“, stieß er beinahe unfreundlich hervor. „Im ‚Duschlbräu’ haben wir uns bewerben müssen, und mich haben sie angenommen, wo ich doch schon im vergangenen Jahr fürs Forstamt gearbeitet habe.“

„Angenommen? Wofür denn?“, fragte der Vater. „Brauchen die beim Forstamt denn Leute?“

„Nein“, gestand Martin ein. „In Kanada werden sie gebraucht.“

„Maria und Joseph!“, flüsterte die Bäuerin mit einer dumpfen Ahnung und wurde plötzlich blass. „Du wirst doch net am Ende nach Kanada gehen, Bub?“

Martin hielt den Kopf über seinen Teller gesenkt.

„Und warum net?“, murmelte er. „Die zahlen mehr Geld, als ich in meinem ganzen Leben daheim verdienen kann. Da kann ich euch leicht jeden Monat die Raten für die Bank überweisen, und mir bleibt immer noch genug. Außerdem ist es doch nur für zwei Jahre.“

„Aber Kanada, Bub!“, seufzte die Bäuerin. „Das ist ja am anderen Ende der Welt. Da gibt es Bären, und man ist seines Lebens net sicher.“

„So schlimm ist es da gewiss net, wie du es dir vorstellst“, warf der Gerstnerbauer ein. „Willst du den Buben denn sein ganzes Leben lang am Schürzenbandl haben?“

„Ich hab halt gemeint, dass es am besten so ist“, fügte Martin hinzu. „Ihr kommt doch gewiss auch ohne mich mit der Arbeit zurecht. Und dann sind wenigstens die Schulden auf dem Hof schnell abgezahlt. So eine Gelegenheit kommt gewiss net so schnell wieder.“

„Das schon“, gab der Bauer zu bedenken. „Aber es wäre gescheiter gewesen, wenn du zuerst mit uns darüber gesprochen hättest. Was meint denn die Vroni überhaupt dazu?“

Martin verzog das Gesicht.

„Der hab ich noch überhaupt nix davon gesagt“, gestand er ein. „Aber sie wird schon verstehen, dass es der beste Ausweg für uns alle ist. Wir können doch net so wie bisher auf dem Hof weiterwurschteln, weil es hinten und vorn am Geld fehlt. Wenn wir die Schulden nimmer haben, dann ist alles viel leichter, und wahrscheinlich kann ich auch noch ein bisserl Geld sparen, bis ich wieder zurückkomme.“

Die Bäuerin wischte sich verstohlen über die Augen.

„Wann geht es denn los?“, stellte der Bauer die Frage, die auch ihr bereits auf der Zunge lag.

„Am Montag muss ich in der Früh in München sein. Wir fliegen von dort aus direkt nach Kanada“, erwiderte Martin.

„Jessas! Auch das noch“, entfuhr es der Bäuerin. „Vielleicht stürzt der Flieger ab. Man hört doch über so viele Unglücke.“

„Jetzt gib doch endlich Ruh!“, herrschte der Bauer sie an. „Der Bub ist noch gar net fort, und du bildest dir schon alles Mögliche ein. Ändern lässt sich jetzt doch nix mehr, wenn er schon zugesagt hat. Er wird wissen, was er tut, der Martin. Schließlich ist er ja kein Kind mehr.“

Trotzdem war es, als lag nach seinen Enthüllungen ein Schatten über dem Hof. Lediglich Schorsch Gerstner schien recht zufrieden zu sein, wenn es auf diese Weise gelingen sollte, die Schulden auf dem Hof schneller abzuzahlen. Und es gab noch einen weiteren Grund, weshalb ihm diese Entwicklungen zusagten, auch wenn er den sorgfältig vor den Eltern und Martin verbarg.

Fast eine Stunde lang sprachen die vier Menschen auf dem Hof miteinander, bevor sich Martin aufrichtete.

„Ich glaube, ich gehe am besten noch zur Vroni hinüber“, erklärte er schweren Herzens. „Sie wird ja doch bald erfahren, dass ich fortgehe, und da wird es wohl am besten sein, wenn ich es ihr selber sage.“

***

„Nein!“, stieß Vroni Mittermaier tonlos hervor, und das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen, nachdem ihr Martin von seinen Plänen erzählt hatte. „Das darfst du mir net antun, Martin.“

„Es gibt keinen anderen Weg, Vroni“, sagte der geliebte Mann. „Schau, es sind doch nur zwei Jahre, und die sind schnell vorbei. Aber in der Zeit ist meinen Leuten geholfen, und bis dahin habe ich auch genug Geld gespart, damit wir heiraten können. Wenn ich es jetzt net tu, dann geht das ewig so weiter.“

Das kleine, herzförmige Gesicht mit den warmen braunen Augen war ernst geworden, und seine Worte stellten keinen Trost für Vroni dar. Liebte sie denn Martin nicht aus ganzem Herzen? Und jetzt wollte er in die Fremde gehen, in ein anderes Land? Zwei Jahre erschienen ihr wie eine Ewigkeit.

Als der Bursche den Schmerz in ihren Augen sah, zog er Vroni an sich und beugte den Kopf herunter. Ihre Lippen fanden sich zu einem Busserl, und er spürte, wie das Madl verhalten zitterte.

„Es wird schon net so schlimm sein, wie wir es uns vorstellen, Vroni“, sagte er zärtlich. „Schau, ich schreibe dir doch, und gern habe ich dich auch. Daran wird sich nix ändern. Bei mir wenigstens net.“

„Kannst du denn net daheimbleiben?“, flüsterte sie. „Du hast doch den ganzen Winter fürs Forstamt gearbeitet, und sie sind recht zufrieden mit dir gewesen. Sie hätten dich gewiss auch heuer wieder angenommen.“

„Vielleicht“, gab er zu. „Aber sie zahlen net einmal die Hälfte von dem, was ich in Kanada verdienen kann. Mir ist die Entscheidung auch net leichtgefallen, das darfst du mir glauben, aber ich habe an uns gedacht. Mit dem Geld, das ich sparen werde, können wir heiraten und uns das meiste leisten, was wir für den Anfang brauchen. Ich will net, dass es uns hinten und vorne an allem fehlt. Wer weiß, vielleicht reicht es sogar für einen Pachthof aus.“

Als ob der weltliche Besitz ihr so viel bedeutete, dachte Vroni voller Schmerz. Sie hätte den Martin auch geheiratet, obwohl er nichts besaß, solange er sie nur liebte.

Es war ja auch nicht so, als ob sie ganz arm wären. Da war der Mittermaierhof, auf dem sie leben konnten und der eines Tages an sie übergehen würde. Er wurde zwar nicht mehr bewirtschaftet wie ein richtiger Bauernhof, doch es hätte schon für sie beide ausgereicht, wenn Martin irgendwo noch eine Beschäftigung fand.

„Kannst du ihnen denn net sagen, dass du es dir anders überlegt hast, Martin?“, murmelte Vroni. „Wir finden schon einen Ausweg, auch wenn du daheimbleibst. Ich brauch dich, und du bist auch deinen Leuten eine große Hilfe.“

Sie spürte, wie sich sein Körper versteifte.

„Das geht net“, stieß er beinahe grob hervor. „Ich habe ihnen mein Wort gegeben und kann es nimmer zurücknehmen. Und was sind die zwei Jahre denn schon? Die sind schnell vorbei. Heiraten könnten wir sowieso net früher.“

Vroni schwieg betroffen.

„Du brauchst net zu denken, dass ich dich vergesse oder mir eine andere suche“, fuhr Martin fort. „Ich will keine andere als dich. Mir geht es nur darum, dass wir es zu etwas bringen, Vroni. Schau, hier könnte ich mich jahrelang abplagen und bleibe immer nur ein Knecht oder ein Holzfäller. Aber da drüben kann einer reich werden, wenn er arbeiten will und sein Geld net verschleudert. Kannst du das net verstehen?“

Vroni kämpfte die Tränen zurück und nickte verkrampft. Sie ahnte, dass sie ihm unrecht tat. Es geschah doch nur ihretwegen und um seinen Leuten zu helfen.

Aber dennoch fiel es ihr schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, Martin zwei Jahre lang nicht zu sehen.

„Was meinen denn deine Leute dazu?“, zwang sie sich zu fragen.

Martin berichtete von dem Gespräch, das er mit den Eltern und dem Bruder geführt hatte.

„Weiß Maria schon, dass du fortgehst?“, fragte Vroni dann. Maria Gerstner war Martins Schwester. Sie arbeitete den Sommer über auf der Alm und kehrte erst im Spätherbst wieder zurück. Sie war im gleichen Alter wie Vroni, und die beiden Madln waren miteinander aufgewachsen.

„Ich sag es ihr am Samstag, wenn ich auf die Alm hinaufgehe“, erklärte der Bursche. „Vielleicht bleibt sie dann auch nächstes Jahr daheim, um bei der Arbeit mitzuhelfen.“

Sie sprachen noch lange miteinander, und Vroni versicherte ihm, dass sie voller Sehnsucht auf ihn warten würde, auch wenn ihr die Zeit in diesem Augenblick schier endlos erschien. Sie schlang die Arme um Martins Nacken.

„Aber wir sehen uns vorher schon noch, gell?“

Er küsste sie wieder.

„Freilich“, versprach er. „Ich komme morgen Abend und auch sonst so oft, wie es geht.“

Als Martin sich dann verabschiedet hatte und in der Dunkelheit zum elterlichen Hof zurückkehrte, war er keineswegs sicher, ob er sich richtig entschieden hatte.

***

Die Tage bis zu Martins Abreise vergingen wie im Flug. Vroni erschien es jedenfalls so. Sie weinte bittere Tränen, als ihr Liebster schließlich Abschied nahm. Das Madl befürchtete, er würde sie in ein paar Tagen bereits vergessen haben, wenn er sich erst einmal in dem fremden Land aufhielt.

Nachdem er abgereist war, wollten die Tage kein Ende nehmen. Immerzu dachte das arme Madl in ihren Liebsten. Sie schaute sich auf einer Karte Kanada an und sah, wie riesig das Land war.

Es waren noch keine zehn Tage vergangen, als der Postbote schon den ersten Brief von Martin brachte. Vroni riss ihn ungeduldig auf und überflog die Zeilen. Er war gut angekommen und hatte bereits in der kurzen Zeit ein paar Freunde gewonnen, die wie er aus Deutschland stammten.

Von Toronto aus waren sie im Hubschrauber nach Nordwesten gebracht worden und befanden sich nun in einem großen Holzfällerlager. Schwierig war es nur mit der fremden Sprache, obwohl er schon ein paar Brocken gelernt hatte. Über die Verpflegung konnte er nicht klagen, und auch das Wetter war weitaus besser, als er erwartet hatte.