Alpengold 347 - Monika Leitner - E-Book

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Monika Leitner

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Beschreibung

Seit der Schulzeit sind Monika Wenzel und Konstantin Bronner beste Freunde. Doch sie müssen sich immer heimlich treffen, denn der reiche Rieschhofer verbietet es seiner Tochter strikt, mit den Bronners zu verkehren. Für ihn sind diese armen Schlucker und Menschen zweiter Klasse.
Monika lässt sich dadurch nicht beirren. Für sie und Konstantin steht schon bald fest, dass sie später heiraten werden. Auch während Konstantins Studium in München bleiben die beiden in engem Kontakt. Doch plötzlich meldet er sich nicht mehr bei seiner Jugendfreundin. Und dann eines Tages steht Konstantin Monika ganz unverhofft in ihrem Heimatdorf gegenüber - mit einer wunderschönen, eleganten, jungen Dame im Arm ...


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Inhalt

Cover

Liebe zeigt dir den Weg

Vorschau

Impressum

Liebe zeigt dir den Weg

Eine romantische Begegnung im Sonnental

Von Monika Leitner

Seit der Schulzeit sind Monika Wenzel und Konstantin Bronner beste Freunde. Doch sie müssen sich immer heimlich treffen, denn der reiche Rieschhofer verbietet es seiner Tochter strikt, mit den Bronners zu verkehren. Für ihn sind diese arme Schlucker und Menschen zweiter Klasse.

Monika lässt sich dadurch nicht beirren. Für sie und Konstantin steht schon bald fest, dass sie später heiraten werden. Auch während Konstantins Studium in München bleiben die beiden in engem Kontakt. Doch plötzlich meldet er sich nicht mehr bei seiner Jugendfreundin. Und dann eines Tages steht Konstantin Monika ganz unverhofft in ihrem Heimatdorf gegenüber – mit einer wunderschönen, eleganten, jungen Dame im Arm ...

Bis zu den Sommerferien ist es noch lange hin. Die dritte und vierte Grundschulklasse, die beide in einem einzigen Raum untergebracht sind, schwitzen über sakrisch schweren Rechenaufgaben, wie es der Dirner-Seppel seinem Nachbarn, dem Bronner-Konstantin, zuflüstert.

Dem Konstantin hingegen fällt es leicht, weil er der Begabteste seiner Klasse ist. Mitleidig schiebt er dem Sepp sein Heft hin, wobei er die Lehrerin, die Frau Leitner, scharf im Auge behält.

Als Konstantin die Aufgaben gelöst hat, schaut er sehnsüchtig zum Fenster hinaus, das weit offen steht.

In zarte Dunstschleier gehüllt, liegen die Berge in der Ferne. Das bedeutet eine Schönwetterperiode, und darum ist es kein Wunder, dass die Kinder sich lieber draußen im Freien tummeln würden, als in der dumpfen Schulstube hocken zu müssen.

Konstantins Blicke lösen sich nur schwer von dem Sommerglanz da draußen und suchen den goldblonden Lockenkopf der gleichaltrigen Monika Wenzel, die zwei Bankreihen vor ihm sitzt.

Wenn er ihr doch helfen könnte! Er spürt es förmlich, dass auch sie sich wie sein Nachbar, der Seppel, in Schwierigkeiten befindet.

Monika ist ihm die liebste von allen Madln, mit denen zusammen er die Schule besucht. Da ist keine, die ihr an Zierlichkeit und Liebreiz gleichkommt. Es gibt keine, die so veilchenblaue Augen und einen so roten Mund hat wie sie, die Jüngste vom Rieschhof, der im schönen Sonnental liegt.

Lange Jahre hat es auf dem Rieschhof nur zwei Jungen gegeben, den jetzt achtzehnjährigen Thomas und den um drei Jahre jüngeren Fritz. Bis nach sieben Jahren den Eheleuten Georg und Barbara Wenzel doch noch eine Tochter geschenkt worden ist, die Monika.

In dieses zarte blondhaarige Dingerl ist der Rieschhofer ganz vernarrt. Sie, die heute Achtjährige, ist der Liebling aller auf dem stattlichen und reichen Bauernhof, dem schönsten im ganzen Sonnental.

Diese Monika hat es auch dem Bronner-Konstantin angetan. Sie kennen sich ja schon so lange, denn draußen in der Öde, wo der reiche Rieschhof auf einer Anhöhe liegt, hat auch Konstantin seine Heimstatt, keine zweihundert Meter entfernt.

Nur geht es »beim Vogler«, wie das Kleinbauernanwesen der Bronners genannt wird, weitaus bescheidener zu als bei den Wenzels. Sie sind zwar Nachbarn, aber sie halten Abstand voneinander, weil Anton Bronner nicht der Mensch ist, sich einem, der bei jeder Gelegenheit sein Großbauerntum herauskehrt, aufzudrängen. Er hat es früh genug von da drüben zu spüren bekommen, dass die Rieschhoferischen nichts mit ihm zu tun haben wollen.

Er selbst ist ja nur ein Kleinbauer, der von dem gewichtigen Nachbarn über die Schulter hinweg angesehen wird. Das weiß er, und weil Arme überempfindlich sind, geht er dem Reichen aus dem Weg. Er hat es auch seinen vier Kindern befohlen, sich vom Rieschhof und seinen Bewohnern fernzuhalten.

Anton Bronner und die Seinen können auf dem Voglerhof nur existieren, weil er seit einer Reihe von Jahren Tag für Tag mit dem Fahrrad nach Bad Lichtenau fährt. Dort arbeitet er in einer Skifabrik, wo er es durch Fleiß und Geschick zum Vorarbeiter gebracht hat. Seitdem geht es nicht mehr gar so knapp und armselig in Konstantins Familie zu.

Vierzehn, zwölf und zehn Jahre sind seine Schwestern alt. Resi kastanienbraun und mit bernsteinfarbigen Augen wie ihre Mutter. Anni blond und blauäugig wie der Vater. Und Kati? Sie hat dunkle Locken und die gleichen Bernsteinaugen wie die Mutter und die älteste Schwester.

Es ist seltsam, dass die schönen dunkel glänzenden Haare und die goldgelben Augen der Bronner-Margret sich in ihrer Familie so stark vererbt haben, dass auch Konstantin die Haarfarbe der Mutter, ihre Augen, aber auch ihr zähes Durchsetzungsvermögen sowie ihre Klugheit mit in sein Leben bekommen hat.

Was wären sie wohl ohne ihre tüchtige Mutter, die vier Bronnerkinder!

Konstantin im Klassenzimmer wartet wie die anderen ungeduldig auf das Läuten der Glocke, die für heute den Unterricht beendet.

Als sie draußen im Korridor schrillt, ist im Nu die ganze Schar in Bewegung.

Konstantins Augen suchen die Rieschhof-Monika. Als er sie erspäht, läuft er ihr nach und kommt gerade zurecht, als der dicke Franzl vom Metzgermeister Hirnhuber sich dem zarten Blondkopf nähert und Monika an den Haaren reißt.

Die wendet sich ihm mit blitzenden Augen zu, und – klatsch – klebt ihre Hand mit allen fünf Fingern auf der pausbäckigen Wange des Buben.

Im gleichen Moment packt ihn Konstantin.

»Das lässt du bleiben, gell?«, schreit er wütend. »Monika steht unter meinem Schutz, dass du's nur weißt.«

»Ich fürchte mich net vor dem Dicken, Konstantin, ich werde schon mit ihm fertig«, meint Monika lachend. »Aber es ist lieb von dir, dass du mir beistehen willst.«

Was weder der reiche Rieschhofer noch der so viel ärmere Voglerhofer wissen, ist, dass ihre Kinder, Monika und Konstantin, eine enge Freundschaft geschlossen haben, seit sie gemeinsam in die gleiche Schulklasse gehen.

Da sie denselben Weg hin und auch zurück haben, hat es sich so ergeben, dass sie anfänglich einzeln und hintereinander von der Öd hinab ins Dorf gewandert sind, bis sie einmal auf dem Heimweg von einem heftigen Gewitter überrascht wurden und ein Wolkenbruch sie gezwungen hat, im Innern einer am Wegrand stehenden kleinen Kapelle Schutz zu suchen.

Es ist Konstantin gewesen, der dem Mädchen nachgerannt ist, es bei der Hand gepackt und mit sich in die Kapelle gezogen hat. Er hat gewusst, wo der Schlüssel zu finden war, und hat ihn aus einer Mauernische geholt und die niedrige Tür aufgeschlossen.

»Da, geh schnell rein!«, hat er befohlen und das Mädchen über die Schwelle geschoben. In diesem Augenblick ist ein greller Blitz über den fast schwarzen Himmel gefahren. Ein peitschender Donnerschlag, ein Splittern und Krachen sind gefolgt.

Die sonst so beherzte Monika ist bis in die Lippen erblasst und hat sich ängstlich an den um einen Kopf größeren Buben geklammert.

»Hat's eingeschlagen?«, hat sie mit zitternder Stimme gefragt.

Konstantin hat genickt und sofort einen Arm um das Mädchen geschlungen.

»Du brauchst dich net zu fürchten, Monika, ich bin ja bei dir«, hat er sie beruhigt.

Damals – und daran erinnert sich Konstantin jetzt auf dem Schulhof – hat Monika sich gefürchtet, und seit diesem starken Gewitter, das sie in der kleinen Kapelle eng umschlungen überstanden haben, sind sie Freunde, die ihr Geheimnis sorgfältig hüten.

Nur Konstantins Schwestern, die ja auch noch schulpflichtig sind, wissen davon, halten aber dicht.

Heute wandern Konstantin und Monika wieder einträchtig den Weg aus dem Sonnental hinauf zur Öd.

»Bist du mit deinen Rechenaufgaben fertig geworden, Moni?«, fragt Konstantin.

Monika zuckt die Schultern.

»Weiß net, ob ich alles richtig hab. Es ist mir auch egal. Ich will ja mal heiraten und net studieren.«

»Wen möchtest du denn mal heiraten, Monika? Solch einen großen Bauern wie dein Vater einer ist?«

Sehr energisch schüttelt das Mädchen den blonden Kopf.

»Einen Bauern? Nie! Am liebsten tät ich einen Beamten ... ach nein, jetzt weiß ich es gewiss«, verbessert sie sich, »ich heirate mal einen Doktor.«

»Was für einen? Am Ende einen Viehdoktor?« Ein wenig verständnislos schaut der Bub die Freundin an.

»Geh, einen richtigen Menschendoktor meine ich, das ist doch klar. Seitdem unser alter Doktor Brandhofer selbst so oft krank ist, sind ja alle, die im Dorf krank werden, arm dran. Da kann ja einer sterben, bis ein Doktor aus Bad Lichtenau zu uns herauskommt.«

»Darüber hat mein Vater auch schon gesprochen, dass, wenn unserem Doktor was passiert, kein anderer Doktor mehr aufs Land geht. Die ausstudiert haben, bleiben lieber in der Stadt oder lassen sich in den Kurbädern nieder, da verdienen sie mehr, sagt der Vater, und da ist auch mehr los. Die Praxis von einem Landdoktor ist ihnen viel zu anstrengend.«

Konstantin hört in diesem Moment, dass ein Auto hinter ihnen herfährt, und zieht Monika hastig an den Straßenrand. Dort bleiben sie stehen, um den Wagen an sich vorbeizulassen.

Doch wie groß ist ihr Erschrecken, als das Auto hält und der Rieschhofer aussteigt.

Als er mit wuchtigen Schritten näher kommt, mit zorngerötetem Gesicht und drohenden Augen, hat Konstantin das Gefühl, als schöbe sich eine mächtige Dampfwalze auf ihn zu, denn der Rieschhofer ist einen Meter und neunzig groß und wird mindestens zweieinhalb Zentner wiegen.

»Wer hat dir erlaubt, Hand in Hand mit meiner Tochter zu gehen, ha?«, schreit er den Buben an. »Und du, Monika, hab ich dir net verboten, mit den Frettern vom Voglerhof zu reden?«

»Die Voglerleute sind keine Fretter, Papa, und Konstantin schon gar net. Der ist mein Freund!«, verteidigt das Mädchen den Kameraden und dessen Familie.

Doch damit kommt Monika bei ihrem Vater schlecht an.

»Darüber reden wir zwei noch miteinander. Steig ein!«, befiehlt Georg Wenzel barsch. »Merkt es euch ein für alle Mal: Erwisch ich euch ein zweites Mal, dass ihr beisammen seid, dann zieh ich dem Burschen die Hose stramm. Die vom Voglerhof sind kein Umgang für dich, Monika.«

In der Brust vom Konstantin tut irgendetwas ganz abscheulich weh. Er muss an sich halten, um nicht laut loszuschreien vor Zorn. So gedemütigt wie eben jetzt hat er sich noch nie gefühlt.

Mit einem todtraurigen Ausdruck in den Augen schaut er Monika nach, wie sie in den Wagen klettert und neben dem Vater Platz nimmt. Doch als das Auto anfährt, sieht er, dass sie hinter dem breiten Rücken des Rieschhofers die Hand hebt und ihm, dem Konstantin, zuwinkt.

Langsam schleicht der Bub heimwärts und fühlt, dass ihm die Tränen über die Wangen rollen. Fast ist so etwas wie Hass in ihm aufgestiegen. Hass gegen den Hochmut des Rieschhofers.

***

Monika ist anders als ihr Vater. Das erlebt der Bub vom Voglerhof schon am nächsten Schultag.

Auf dem Weg ins Dorf ist sie an ihm im Auto, an dessen Lenkrad der Rieschhofer saß, vorbeigefahren, und Konstantin hat sich seinen Teil dabei gedacht.

Aber jetzt, in der Schule, lächelt sie ihm zu, als er die Klasse betritt. In der Pause kommt sie dann zu ihm, der sich absichtlich zurückgehalten hat, und nimmt seine Hand.

»Brauchst dir nix zu denken, Konstantin, ich halte zu dir«, sagt sie. »Das hässliche Wort, das mein Vater gesagt hat, kränkt mich genauso wie dich. Vergiss es, wenn du es kannst.«

Heftig schüttelt Konstantin den Kopf.

»Das kann ich net, Monika, ganz gewiss, das kann ich net.«

Sein Gesicht ist so verändert und fremd, dass das Mädchen schnell mit liebkosender Hand darüberstreicht.

»Ich versteh es«, sagt sie traurig, hebt sie den Kopf und schaut den Freund treuherzig an, »aber ich hab noch kein einziges Mal so von euch gedacht wie mein Vater. Glaubst du mir das?«

»Ja, Monika, das glaube ich dir, und dafür bin ich dir dankbar«, erwidert der Bub.

Sie drückt seine Hand, die sie noch immer festhält.

»Zwischen uns ändert sich nix«, verspricht sie ihm, »auch wenn mein Vater mich jetzt immer mit dem Auto in die Schule bringen und wieder abholen will. Wie ich ihn kenne, wird ihm das bald zu viel werden. Dann treffen wir uns bei der Kapelle, gell, und gehen den Rest des Weges zusammen.«

In der Folgezeit renkt sich alles wieder ein. Als zwei Wochen vergangen sind, wandern die Freunde, Monika und Konstantin, wieder genauso einträchtig den Schulweg hin und zurück wie früher. Nur geben sie jetzt scharf Obacht und spitzen die Ohren, damit ihnen nichts Verdächtiges entgeht.

Ein einziges Mal wären sie um ein Haar vom Rieschhofer erwischt worden, wenn den Konstantin nicht irgendetwas, was er sich nicht erklären kann, gewarnt hätte. Plötzlich hat er ein Gefühl, als täten Ameisen über seinen Rücken krabbeln. Da bleibt er zurück, kniet sich hin und nestelt an seinem Schuhband.

»Geh zu, Moni!«, ruft er der Freundin nach, als die sich nach ihm umdreht. »Geh schnell weiter, ich hab was hinter uns gehört.«

Das Mädchen setzt sich in Trab und ist weit voraus, als doch tatsächlich der Vater im Auto sie einholt, bremst und ihr einzusteigen befiehlt.

Konstantin sieht es aus der Ferne und ist froh, dass es diesmal gut gegangen ist. Die Drohung des Nachbarn, dass dieser ihm den Hosenboden stramm ziehen wolle, wenn er ihn noch einmal mit der Monika zusammen sehe, hat er nicht vergessen. Das wäre für ihn eine unerträgliche Schmach gewesen, weil ihn noch niemals jemand verprügelt hat, nicht einmal der eigene Vater.

Die Kinder vom Voglerhof sind mit Liebe und einem guten Beispiel erzogen worden, das ihnen die Eltern gegeben haben. Schläge kennen sie nicht, nur Ermahnungen, erklärende Worte, die es ihnen leicht machen, ihre Fehler einzusehen.

***

So gehen die nächsten Jahre dahin, und die Freundschaft zwischen der Rieschhof-Monika und dem Bronner-Konstantin bleibt bis zum letzten Schuljahr nur eine Schulwegfreundschaft.