Alpengold 455 - Carolin Ried - E-Book

Alpengold 455 E-Book

Carolin Ried

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Beschreibung

Der junge Großbauer Markus Reithinger verlobt sich mit Agnes Renz, der Tochter eines kleinen Bauern. Sie ist ein hübsches, fleißiges Dirndl - bodenständig, herzlich und wie geschaffen dafür, ihm eine treue Frau zu sein. Und doch spürt Markus, dass sein Herz sich nicht ganz öffnen will. Jede zarte Berührung, jeder Blick erinnert ihn an Mariandl - seine erste, seine große Liebe. "Eine Baroness heiratet keinen Bauern", befahl ihr Vater jedoch. Und Mariandl gehorchte. Seitdem fragt sich Markus: Hat sie ihn je wirklich geliebt? Agnes könnte ihm eine Antwort darauf geben, aber sie wird sich hüten, denn auch sie hat ein Geheimnis ...

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Seitenzahl: 106

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Ich kann Mariandl nicht vergessen

Vorschau

Impressum

Ich kann Mariandl nicht vergessen

Die Welt drehte sich weiter, doch in seinem liebenden Herzen blieb der Augenblick ewig

Von Carolin Ried

Der junge Großbauer Markus Reithinger verlobt sich mit Agnes Renz, der Tochter eines kleinen Bauern. Sie ist ein hübsches, fleißiges Dirndl – bodenständig, herzlich und wie geschaffen dafür, ihm eine treue Frau zu sein. Und doch spürt Markus, dass sein Herz sich nicht ganz öffnen will. Jede zarte Berührung, jeder Blick erinnert ihn an Mariandl – seine erste, seine große Liebe.

»Eine Baroness heiratet keinen Bauern«, befahl ihr Vater jedoch. Und Mariandl gehorchte. Seitdem fragt sich Markus: Hat sie ihn je wirklich geliebt?

Agnes könnte ihm eine Antwort darauf geben, aber sie wird sich hüten, denn auch sie hat ein Geheimnis ...

Markus Reithinger trat ans Fenster und blickte auf den Hof. Alles, was sein Blick umfasste, gehörte jetzt ihm: das lang gestreckte Stallgebäude gegenüber mit den fünfzig Kühen, dreißig Schweinen und vier Pferden, das große, gut eingerichtete Bauernhaus und vierhundert Morgen Land, dazu noch ein beträchtliches Vermögen.

Er war ein ausgemachter Glückspilz, ein lachender Erbe. Nein, lachend eigentlich nicht. Der Onkel, der ihm dieses stattliche Anwesen vermacht hatte, hätte seinetwegen uralt werden können. Markus hatte nicht auf das Erbe spekuliert. Aber nun war es ihm zugefallen!

Er hatte seinen Onkel, den Reithinger-Anton, kaum gekannt. Als kinderloser Witwer und Sonderling hatte dieser wenig Kontakt zu seinen Verwandten gepflegt. Das Wohl seines einzigen Neffen Markus musste er aber offenbar im Auge behalten haben. Sonst hätte er ja nicht zu dessen Gunsten sein Testament verfasst.

Markus gedachte des Verstorbenen voller Dankbarkeit. Er wandte sich ins Zimmer zurück.

Da klopfte es an die Tür.

»Herein!«, rief Markus und lächelte vor sich hin. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass er nun hier der Bauer war, bei dem man nicht einfach so hereinpolterte. Daheim auf dem kleinen, bescheidenen Hof seines Vaters hatte es keine Dienstleute gegeben, sondern nur die Eltern und ihn.

Es war die alte Friedel, die Wirtschafterin auf dem Reithinger-Hof, die ihren ergrauten Kopf hereinstreckte.

»Magst du jetzt eine Brotzeit?«, wollte sie wissen.

»Nein, dank dir schön«, lehnte Markus ab. »Ich will mir ein bisserl die Gegend anschauen. Zum Nachtmahl bin ich wieder zurück.«

Friedel zog sich mit einer gebrummten Zustimmung zurück.

Langsam schlenderte Markus die Dorfstraße entlang. Nichts kam ihm mehr bekannt vor. Nur einmal als Kind hatte er seinen Onkel in Waldenstein besucht. Der Ort gefiel ihm mit seinen schönen alten Bauernhäusern. Er blickte zu den Gipfeln der Berge hinauf, zu deren Füßen sich prachtvoller Nadelwald erstreckte.

Heute wollte Markus noch keine Arbeit auf seinem neuen Besitz verrichten. Er hatte also Zeit und nutzte sie, um sich mit der Gegend vertraut zu machen. Er streifte kreuz und quer durch den Wald und landete schließlich im Nachbarort Lobenberg. Dort verspürte er plötzlich Appetit und kehrte in dem kleinen Gasthof ein.

Es war bereits dämmrig, als Markus sich auf den Rückweg machte. Er nahm einen Umweg und näherte sich Waldenstein vom entgegengesetzten Ende. Es wurde immer dunkler. Aus den Wiesen stieg schon Nebel auf.

Kurz vor dem Ortseingang entdeckte Markus eine alte Wassermühle. Das Rad war noch vorhanden, stand aber still. Ehemals musste es der kleine Wildbach bewegt haben, der an der Mühle vorbeifloss. Das Gebäude selbst war verfallen. Die Tür hing schief in den Angeln.

Markus blieb stehen. Plötzlich stutzte er. Hatte er da nicht Stimmen gehört? Warum auch nicht? Solche Plätze suchten sich Kinder gern zum Spielen aus. Aber um diese Zeit?

Von Neugier getrieben trat Markus leise näher. An der Tür blieb er stehen.

Er hatte sich nicht geirrt. Stimmen drangen zu ihm. Jetzt konnte er sie auch unterscheiden. Es waren eine Männer- und eine Frauenstimme. Verstehen konnte er nichts, dazu waren sie zu gedämpft. Ein wissendes Lächeln flog über sein Gesicht. Nicht nur Kinder, sondern auch Liebespaare suchten sich derartige Plätze aus!

Ebenso leise wie er gekommen war, wollte Markus sich wieder entfernen. Aber er hatte Pech! Unkraut, Gestrüpp und kniehohes Gras hatten sich hier an dem verlassenen Fleck angesiedelt. Eine tückische Brombeerranke legte sich um Markus' linken Fuß und hielt ihn fest. Unwillkürlich nach Halt suchend, griff er um sich. Ausgerechnet die verrostete eiserne Türklinke bekam er zu fassen.

Mit ohrenbetäubendem Knarren schwang die Tür nach innen auf.

Ein hoher, spitzer Schrei ertönte. Der fahle Mondschein fiel auf das vor Schreck erstarrte Gesicht eines Dirndls. Alles spielte sich in Sekunden ab. Markus erlebte es wie in einem Film. Etwas streifte seinen Körper und huschte an ihm vorüber ins Freie. Und wie ein Schatten folgte ein anderer Mensch hinterher.

Völlig verdutzt stand Markus da, die Hand immer noch auf der Türklinke. Vergeblich versuchten seine Augen, dem »Spuk« zu folgen. Er war verschwunden, wie ein Spuk eben verschwand. Das Dunkel hatte ihn verschluckt.

Ja, Herrschaftszeiten! Markus schüttelte unwillkürlich den Kopf. Wenn ein Dirndl so in Panik geriet, weil ein plötzlicher Störenfried beim heimlichen Liebesnest auftauchte, war das noch verständlich.

Aber der Mann? Die Gestalt, die er nur schattenhaft wahrgenommen hatte, musste ein Mann gewesen sein. Schließlich hatte er eine Männerstimme gehört. Dieser Mann also musste für einen Vertreter des »starken« Geschlechts reichlich schwache Nerven haben.

Markus zog sein Feuerzeug aus der Tasche, knipste es an und trat in das Innere der Mühle. Der matte Schein beleuchtete auf dem von Steinen und Lehmbrocken übersäten Boden eine Schachtel Streichhölzer. Sie war leer. Sonst fanden sich keine weiteren Spuren, die der »Spuk« zurückgelassen hatte.

Ein letzter Blick, und dann verließ Markus den unheimlichen Ort. Da hatte er gleich am Tag seiner Ankunft ein amüsantes Erlebnis gehabt! Amüsant für ihn, aber für das so unsanft gestörte Paar wohl weniger. Das Dirndl tat ihm besonders leid.

Wenn es auch finster gewesen war und der Mond nur spärliches Licht gespendet hatte, so hatte Markus doch gesehen, dass es ein ausgesprochen hübsches Dirndl gewesen war. Ihre entsetzten großen Augen würde er so bald nicht vergessen. Und er würde sie wiedererkennen, wenn er ihr bei Tageslicht begegnete!

Wer konnte sie sein? Warum hatte sie es nötig, sich mit ihrem Schatz hier in der alten Mühle zu treffen? Wahrscheinlich steckte ein strenger Vater dahinter, einer, der noch von vorgestern war!

Das hübsche Madl, dem sein Auftauchen einen so großen Schreck eingejagt hatte, ging Markus auch noch nicht aus dem Sinn, als er längst wieder daheim war. Doch dann lenkte ihn etwas ab. Er verließ die Stube, trat hinaus in den Flur und rief nach Friedel.

Sie kam aus der Küche, immer noch etwas brummig. Schließlich hatte er ihre Brotzeit verschmäht und auch noch das Nachtmahl.

»Friedel, du hast doch heut' Mittag etwas erzählt von einem Waldstück, das ein Gutsbesitzer hier verkaufen möchte«, sagte Markus.

»Freilich«, erwiderte Friedel eifrig. »Herr von Hersenburg sucht schon lange einen Käufer für ein großes Stück Wald. Ich hab daran gedacht, als du gesagt hast, es wär schad, dass zum Reithinger-Hof net auch ein bisserl Wald gehört.«

»Richtig! Ich muss vorhin net gut hingehört haben. Diesen Herrn von Hersenburg, kann man den so einfach aufsuchen?«

»Warum net?«, meinte Friedel und zuckte mit den Schultern. »Aber vorher anzurufen, das könnt nix schaden!«

»Ja, das werde ich machen. Wo liegt denn das Gut?«

»Am anderen Ende von Waldenstein, ein bisserl außerhalb, da, wo ...«

»Da, wo die alte, verfallene Wassermühle steht?«, fragte Markus.

»Ja, genau dort. Wenn man den Weg rechts von der Mühle geht, kommt man nach Gut Hersenburg. Woher kennst du denn überhaupt schon die Mühle?« Friedels wasserhelle Augen blinzelten verwundert.

»Ich bin vorhin daran vorbeigegangen«, antwortete Markus.

Er wollte Friedel nicht nach dem Dirndl aus der Mühle fragen. Erstens hätte er das Madl doch nicht genau beschreiben können. Und zweitens wollte er ihr keine Ungelegenheiten bereiten und ihr Geheimnis darum nicht verraten.

Markus wünschte Friedel eine Gute Nacht und ging schlafen. Er war nach diesem Tag mit den zahlreichen neuen Eindrücken rechtschaffen müde.

***

Am nächsten Morgen stand Markus frühzeitig auf, wie er es von daheim gewohnt war. Er steckte voller Tatendrang. Kaum konnte er es erwarten, auf seinem neuen Hof zu schaffen.

Vorher aber wollte er erst noch Gut Hersenburg aufsuchen. Er fand die Rufnummer im Telefonbuch. Von irgendeinem dienstbaren Geist wurde ihm gesagt, dass ihn Herr von Hersenburg gern empfangen wolle.

Gleich nach dem Frühstück machte Markus sich auf den Weg. Als er über den Hof zur Garage ging, um seinen Wagen zu holen, herrschte schon reges Treiben.

Die Tür des Stallgebäudes stand offen. Zwei junge Knechte, Jürgen und Bernd, mühten sich ab, einen Jungstier in den Stall zu bekommen. Das Tier hatte entschieden etwas dagegen. Mit gesenktem Kopf stand es da, die Beine gespreizt. Bernd schob von hinten, Jürgen zog von vorn. Es war ein urkomischer Anblick!

Markus konnte sich ein Lächeln nicht verbeißen. Je mehr die beiden sich abquälten, desto störrischer stemmte sich der Stier gegen den Boden. Seine ausladenden Hörner kamen Jürgen bedrohlich nahe.

»Sakra!«, fluchte er, »willst du wohl, du Viech, du elendiges!«

»Was ist denn mit dem Tier?«, fragte Markus.

»Mei, der ist auf der Koppel gewesen«, antwortete Jürgen keuchend. »Aber da kann er nicht länger bleiben. Er ist halt schon zu wild und zu groß!«

»Ach so.« Markus nickte verstehend. »Dann lass es mich probieren!« Er nahm Jürgen den Strick aus der Hand. Dann betrachtete er das aufgeregte Tier. Dessen Nüstern waren gebläht. Die großen glänzenden Augen schielten tückisch zur Seite.

»Ja, was schaust du denn so grantig, Bazi?«, redete Markus auf das Tier ein. »Warum magst du denn durchaus net da hineingehen?« Vorsichtig hob er die Hand.

Der Stier schien es erstaunlicherweise nicht übel zu nehmen. Da kraulte Markus ihn leicht und behutsam zwischen den Hörnern.

»So ist's recht«, sprach er weiter. »Jetzt geh!«

Mit sanfter Gewalt begann er zu ziehen. Und oh Wunder, das Tier gab seinen Widerstand auf. Es zögerte noch einen Moment, doch dann trottete es willig in den Stall. Nachdem es in der Box untergebracht war, kam Markus wieder hinaus in den Hof.

»So wird das gemacht«, sagte er lachend zu Jürgen und Bernd, die ihn respektvoll und mit offenen Mündern anstarrten. »So manch ein Rindviech will halt behandelt werden wie ein rohes Ei – und net nur die vierbeinigen Rindviecher!«

Jürgen und Bernd grinsten. Ihr neuer Bauer schien in Ordnung zu sein. Wie er das hingekriegt hatte mit dem Stier, alle Achtung! Und Humor hatte er offenbar auch.

Als Markus wenig später mit seinem Wagen an der alten Mühle vorbeifuhr, wirkte sie gar nicht mehr so unheimlich und gespenstisch wie gestern Abend. Und wieder kam ihm das Dirndl in den Sinn.

Herrgottsakra, warum musste er immer wieder daran denken? Das Dirndl und ihr heimliches Gspusi gingen ihn doch überhaupt nichts an. Er hatte jetzt ganz andere Sorgen. Welchen Preis würde Herr von Hersenburg für das Waldstück fordern? Würde es auch seinen Wünschen entsprechen hinsichtlich der Lage und Beschaffenheit?

Der Gutshof kam in Sicht, ein vornehm wirkender, zweistöckiger Bau aus rotem Backstein, ein gepflegter Vorgarten, mehrere Wirtschaftsgebäude.

Alexander von Hersenburg empfing Markus in seinem Arbeitszimmer. Er war ein großer, hagerer Mann mit grau meliertem Haar und scharfen blauen Augen.

»Bitte sehr, Herr Reithinger, nehmen Sie Platz.« Er deutete auf einen lederbezogenen Sessel neben dem Schreibtisch. »Zigarette?«

Markus nahm dankend an. Beide Männer bedienten sich.

»Sie interessieren sich für meinen Hirschenwald?«

»Hirschenwald?«

»Ja, so wird das Waldstück genannt, weil es früher reichen Wildbestand aufwies, insbesondere Rothirsche«, erklärte der Gutsherr lächelnd. »Aber das ist lange vorbei. Jetzt finden Sie dort höchstens mal ein paar Hasen oder Wildschweine. Sie möchten den Wald für Jagdzwecke?«

»Eigentlich net. Ich hab eher an den Holzschlag gedacht.«

»Ach so. Ja, dafür ist er bestens geeignet. Ich zeige Ihnen einen Lageplan. Einen Moment, bitte!« Alexander von Hersenburg griff in die oberste Schreibtischschublade und entnahm ihr den Plan.

Das zum Verkauf stehende Waldstück entsprach in Größe und Lage genau Markus' Vorstellungen. Und auch der Preis schien ihm angemessen. Er und der Gutsherr wurden sich bald einig.

»Dann darf ich Ihnen jetzt einen Kognak anbieten, Herr Reithinger?«

Markus hatte nichts dagegen. Es war ja üblich, ein Geschäft mit einem Schluck zu besiegeln.

Der Gutsherr trat an einen Wandschrank und wollte gerade Flasche und Gläser herausnehmen. Da klopfte es an die Tür.

»Herein!«

Ein junges Madl erschien. Es hatte lockiges kastanienbraunes Haar, das lang auf die Schultern fiel, eine zierliche, graziöse Figur, helle, leicht schräg gestellte Augen.

Markus zuckte unwillkürlich zusammen. Diese Augen! Ihre Farbe hatte er gestern im ungewissen Mondlicht nicht erkannt. Jetzt sah er, dass sie grünlich schimmerten. Es war das Dirndl aus der Mühle!

»Papa, entschuldige, ich wollte nur ... Oh, du hast Besuch?« Das Dirndl blieb wie angewurzelt stehen. Sanfte Röte stieg ihr in die Wangen. Hatte auch sie Markus jetzt erkannt? Unmöglich! Sie war viel zu erschrocken gewesen. Und sein Gesicht war vom Mondlicht nicht erfasst worden.