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Die Zwanzigerjahre sind dieses Mal keine goldenen. Nur Naive dürfen weiterhin daran glauben: "Es ging uns noch nie so gut!" Jahrtausende kämpften die Menschen gegen materielles Elend, heute haben wir es mit einem noch gefährlicheren Gegner zu tun, der geistigen Verelendung sowie der Gleichgültigkeit und Desorientierung sehr Vieler. Was bleibt? Vielleicht der Weg nach innen, in die eigene Geschichte, das persönliche Glück, die ganz subjektive Sicht auf vielfältige Wahrheiten ... Das E-Book beinhaltet 1000 Aphorismen zu sämtlichen Lebensbereichen von A wie "Aber" bis Z wie "Zweifel", immer prägnant formuliert und gut verständlich, sowohl tief existenziell als auch hochaktuell. Sechzehnte, ergänzte und vollständig überarbeitete Auflage.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Stefan Rogal
Als ich in der Realität ankam, wollte ich sofort zurück
1000 Aphorismen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Neue Aphorismen
Zum Autor
Impressum
Impressum neobooks
Ungefähr 300 bis 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung erzählt ein Gleichnis des griechischen Philosophen Sokrates von Menschen, die seit ihrer Geburt gefesselt in einer Höhle leben. Sie können die Köpfe nicht drehen, schauen nur auf die Wand vor sich. Hinter ihnen brennt ein Feuer. Zwischen diesem Feuer und den Gefangenen werden Gegenstände vorbeigetragen, deren Schatten auf die Höhlenwände fallen. Allein diese wechselnden Schattenbilder werden von den Gefangenen wahrgenommen und für real gehalten. Als ein Gefangener befreit wird und die schattenwerfenden Gegenstände sieht, hält er sie verständlicherweise für weniger wirklich als deren Schattenbilder, weil er diese sein bisheriges Leben lang für einzig relevant gehalten hat. Nachdem der Gefangene aus der Höhle geführt wird, die Sonne, die eigentliche Welt, das Licht und die natürlichen Farben sieht, ist er völlig verstört und hat nur noch den einen Wunsch: zurück auf seinen Platz in der Höhle gehen, um wieder die vertrauten Schattenbilder sehen zu dürfen.
Dieses weltberühmte Gleichnis ist tausendfach interpretiert worden; und doch kann hier eine Auslegung ergänzt werden.
Selbstverständlich bleiben wir Menschen Gefangene; die Höhle wird immer unsere kleine Welt sein. Kein Philosoph kann uns je daraus befreien und sollte es doch einmal gelingen, werden wir ihm und dem, was er uns zeigt, kein Vertrauen schenken und uns viel lieber in unser bequemes Gefängnis zurück begeben. Auch irritiert und schmerzt uns jede Ausprägung der ungeschönten Realität: Je weniger wir davon mitbekommen, umso angenehmer ist es für uns; vielleicht heute gar nicht zu Unrecht. Aber wie steht es um die Bilder, die jene Gefangenen im Gleichnis und dementsprechend wir hier und heute so gerne betrachten?
Welche schattenhaften Wahrnehmungen besitzen für unser Erleben und Verhalten eine so übergewaltige Bedeutung, dass wir alles Andere, und sei es auch viel wahrer und vielleicht lebendiger, ihnen unterordnen?
Sind es nicht unsere lebensgeschichtlichen Erfahrungen, unsere inneren Bilder und Überzeugungen? Selbst wenn diese Bilder und Überzeugungen bereits in unserer Kindheit aus einer Kette von Zufällen heraus entstanden sind, bleiben sie stärker als jede Vernunft, jedes Argument, jede noch so brillante philosophische Theorie.
Vor dem Hintergrund unserer Geschichte, unserer Weltanschauung und inneren Wahrheiten werden wir auch die folgenden Aphorismen lesen …
Aber
Es gibt überall ein Aber; aber das ist nun einmal so.
Abitur
Dumme mit Abitur bleiben trotzdem dumm.
Ablenkung
Wenn du mich nicht von mir ablenkst, tue ich es.
Ablenkung
Wir verbringen unser Leben damit, dass wir uns von ihm ablenken.
Ablenkung
Für viele besteht der Inhalt ihres Lebens darin, sich von ihm abzulenken.
Ablenkung
Wer sich auf die Zwischentöne konzentriert, verpasst die Melodie.
Abstand
Die Vergangenheit müssen wir, die Gegenwart sollten wir mit Abstand betrachten.
Abstreiten
Bei Konfrontation mit eigenem Fehlverhalten: Einfach alles abstreiten. – Das habe ich aber nie so geschrieben!
Ahnungslosigkeit
Ich ahne, dass ich ahnungslos bin.
Aktionismus
Je mangelhafter die Substanz, desto größer der Aktionismus.
Aktionismus
Jeder Hund begreift früher oder später, dass sein Bellen sinnlos ist – beim Menschen sieht es ganz anders aus.
Aktionismus
Im Gegensatz zum Hamster baut sich der Mensch sein Rad selbst.
Albtraum
Wenn das Leben ein Albtraum wäre, hätten wir die Hoffnung, daraus zu erwachen.
Albtraum
Das Leben ist für einen Albtraum zu real, für die Realität zu albtraumhaft.
Alles falsch
Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, alles falsch zu machen, dass das Richtige abwegig erscheint.
Alltag
Die meisten von uns betäuben sich mit der Droge Alltag.
Alltag
Wenige Momente stillen Glücks verlieren sich im endlosen Grau des lärmenden Alltags.
Alltag
Das Leben bietet kein Resümee, aber morgen einen neuen Tag.
Alltag und Glück
Das Leben hat zwischen die glücklichen Momente viele graue Tage ausgebreitet.
Alltägliches
Im Alltäglichen ist viel Besonderes, im Besonderen nicht wenig Alltägliches.
Alter
Im Alter verabschieden sich Vergangenheitund Zukunft.
Alternativen
Es existiert nichts, das nicht auch ganz anders möglich wäre.
Älterwerden
Älterwerden ist das Schwinden von Möglichkeiten.
Altes und Neues
Überall ist das Alte immer noch und das Neue immer schon.
Anarchie
Wenn alle machen, was sie wollen, zeigt sich darin keine freie, sondern eine dumme Gesellschaft.
Anbiedern
Wer sich Kindern anbiedert, ist selber noch eines.
Anderes Leben
Eigentlich will ich ganz anders leben; aber das Einzige, was ich über mein neues Leben weiß, ist, dass es ganz anders sein soll.
Anderssein
Unsere Sehnsucht nach einem Anderssein bleibt rein theoretisch.
Anpassung
Unser Leben ist ein Prozess der permanenten Anpassung an das Leben.
Apfel
Manchmal fällt der Apfel weit vom Stamm, verbessert aber dadurch nicht seinen Geschmack.
Aphorismen
Zu jedem Aphorismus gibt es ein „Aber“; aber das versteht sich von selbst.
Aphorismen
Manch Aphorismus kann mehr als tausend Worte.
Armut
Arm sind wir, wenn wir nichts mehr finden, auf das wir uns konzentrieren können.
Arschlöcher
Wir haben es im Leben so lange mit Arschlöchern zu tun, bis wir selbst eins werden.
Asyl
Asyl bedeutet nicht: Wir haben Lust auf ein angenehmeres Leben bei euch.
Asyl
Ein Asylversprechen an alle ist ein Versprechen, das eigene Land zugrunde zu richten.
Aufrichtigkeit
Unaufrichtigkeit verletzt – Aufrichtigkeit auch.
Aufrichtigkeit
Wenn du sagst, was du denkst oder fühlst, wirst du mit den Konsequenzen leben müssen.
Aus der Geschichte lernen
Was haben wir aus der Geschichte gelernt? Dass man aus der Geschichte lernen müsste.
Aus meiner Haut
Ich kann so wenig aus meiner Haut wie du in meine.
Aushalten
Früher oder später stellt uns das Leben vor die Herausforderung, es auszuhalten.
Ausnahmen
Das Leben: Ausnahmen von Regeln, die es gar nicht gibt.
Ausreden
Eigentlich wollte ich einen Aphorismus zur Ausrede schreiben; aber mir fällt gerade keiner ein.
Ausreden
Wenn du dein Leben ändern willst, fang nicht damit an, Ausreden dafür zu suchen, warum du es doch nicht tust.
Außergewöhnliches
Bei aller Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen haben wir Angst davor, vom Alltäglichen auch nur einen Hauch abzuweichen.
Auswege
Was ist dein Ziel in der Philosophie? – Der Fliege zu zeigen, dass sie den Ausweg aus dem Fliegenglas nicht finden kann.
Autorität
Welche Autorität du anerkennen sollst? Deine eigene.
Ballspielen
Was lernen Kinder beim Ballspielen? Ballspielen.
Bedeutungslosigkeit
Alles ist so lange wichtig, bis es gleichgültig wird.
Bedrohung
Die größte Bedrohung für den Menschen entstammt ihm selbst.
Befreiung
Der Mensch kann sich von seiner Zukunft befreien, nicht aber von seiner Vergangenheit.
Befremden
Wer sagt, was alle denken, befremdet sie.
Begegnung
Leben ist Begegnung – vor allem die mit sich selbst.
Begegnungen
Früher oder später hinterlässt fast jede menschliche Begegnung einen schalen Nachgeschmack.
Belangloses
Den größten Teil unseres Lebens widmen wir Belanglosem.
Bequemlichkeit
Die bequeme Dummheit „Ich habe für alles Verständnis!“ kann unbequeme Folgen haben.
Bequemlichkeit
Gegen die Bequemlichkeit hat nichts eine Chance.
Bequemlichkeit
Nichts ist bequemer, als sich verdummen zu lassen.
Bequemlichkeit
Der postmoderne Prolet ist zu faul dazu, sich die Welt so zu machen, wie sie ihm gefällt; er erwartet, dass andere dies für ihn tun.
Beschränkung
Wer unfrei ist, will Freiheit; wer frei ist, Beschränkung.
Besonderes
Um im Alltäglichen das Besondere erkennen zu können, musst du nur vierzig Jahre warten.
Besonderes und Alltägliches
Das Besondere wird schneller alltäglich als das Alltägliche besonders.
bewusst – selbstbewusst
Wir sollten immer ganz bei der Sache sein – und ganz bei uns.
Beziehung
Eine Beziehung gelingt, wenn die Neurosen zusammen passen.
Beziehungen
Ich habe schlechte Beziehungen zu allen – auch zu mir selber.
Bilder
Was mir bleibt, sind tausend Bilder.
Bilder
Am Ende jeder Reise, auch der des Lebens, sehen wir uns einer Flut von Bildern gegenüber.
Bildung
Bildung braucht Zeit und Ruhe, Verdummung geht schnell und ist bequem.
Bildung
Bildung, die nicht zufrieden macht, ist wie Nahrung, die nicht satt macht.
Bildung
Bildung ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Bildung.
Bildung
In Bildung zu investieren, hat weniger mit Geld zu tun; vielmehr müssten die Beteiligten Bildung wollen.
Bildung
So schwer Bildung erarbeitet werden muss, so leicht geht sie wieder verloren.
Bildung
Wer Menschen fördern will, muss sie fordern.
Bildung
Die Angst vor zuviel Bildung ist immer größer als die vor zuviel Dummheit.
Bildung
Bildung kostet Geld – Dummheit noch viel mehr.
Bildung
Niemand irritiert so sehr wie ein gebildeter Mensch.
Bildung
Ein gebildeter Mensch irritiert – heute zunehmend auch sich selbst.
Bildung
Gebildet sein heißt: die Realität sehen.
Bildung und Freiheit
Bildung braucht Freiheit wie Freiheit Bildung braucht.
Blick in die Sterne
Der Blick in die Sterne offenbart weit weniger Fragen als der in die Seele.
Blindheit
Wir sind ähnlich blind für fremdes Leid wie für eigenes Glück.
Bösartigkeit
Mein schmerzlichster Fehler der ersten Lebenshälfte: an die Gutartigkeit des Menschen zu glauben. Mein schmerzlichster der zweiten: an dessen Bösartigkeit zu verzweifeln.
Böses
Leider kämpfen in der Welt nicht Gut gegen Böse, sondern Dumm gegen Böse.
Brandstifter
Brandstifter arbeiten oft bei der Feuerwehr.
Buch der Welt
Wer das Buch der Welt heute zur Seite legt, findet es morgen vielleicht weniger lesenswert.
Buch des Lebens
Auch das Buch des Lebens hat spannende und langweilige Kapitel.
Bürger
Dem Bürger bleiben Fassungslosigkeit, Wut und im besten Fall die Flucht nach innen.
Chaos
Das Chaos in meinen Nachtträumen kann ich nicht verhindern, das in den Tagträumen schon.
Corpsgeist
Dumm, wenn der Corpsgeist Dummheit fordert.
Dankbarkeit
Wir sind stets bereit, auch das kleinste Unglück zu verfluchen; dem Glück danken wir kaum.
Dankbarkeit
Der Dumme fordert von der Zukunft, der Kluge dankt der Vergangenheit.
Dankbarkeit
Statt zu suchen, was wir sowieso nicht finden werden, sollten wir das würdigen, was wir schon gefunden haben.
Daumenlutschen
Das „Hab-ich-schon-immer-so-gemacht“ ist das Daumenlutschen des Erwachsenen.
Definitionen
Alles definiert sich dadurch, was es ist und was es nicht ist.
Degoutante Regeln