Amies Haus - Ilona Galvagni - E-Book

Amies Haus E-Book

Ilona Galvagni

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Beschreibung

Völlig unerwartet erbt Julie ein altes, baufälliges Haus in einer abgelegenen Gegend von Wales. Etwas überstürzt zieht sie dort ein und muss schnell feststellen, dass sie mit ihrer Katze dort nicht alleine lebt. Es scheint einen weiteren Hausbewohner zu geben, den Julie jedoch nicht zu Gesicht bekommt. Es geschehen merkwürdige, furchteinflößende Dinge, die Julie sich nicht erklären kann und die sie immer weiter an den Rand des Wahnsinns treiben. Schließlich muss sie erkennen, dass sie in einem grausamen Spiel gefangen ist, in dem es nur einen Gewinner geben kann. Wird sie es sein?

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Seitenzahl: 76

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Amies Haus ist das zweite Buch der Autorin.

Ihr Debütroman Ruhelose Seelen – Kann ein Verfluchter jemals glücklich sein? erschien im Jahr 2018 (ISBN: 978-3748108917).

Für meine walisischen Freundinnen Julie und Amie, die mich mit den Erzählungen über das Spukhaus ihrer Kindheit zu diesem Buch inspiriert haben und die mir erlaubt haben, ihre Namen darin zu verwenden. 1

1 Alle anderen Namen und alle Orte sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

Geschafft! Erleichtert richtete Julie sich auf, wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab und rieb sich den schmerzenden Rücken. Der letzte Umzugskarton war ausgepackt, der letzte Schrank eingeräumt. Endlich war der Umzug geschafft.

Zufrieden blickte sie sich in der altmodischen, aber recht geräumigen Küche um. Ihre eigene Küche in ihrem neuen Zuhause. Das 1901 erbaute Herrenhaus hatte sie überraschend geerbt, von einer Großtante, von deren Existenz sie gar nichts geahnt hatte. Wobei sie die Bezeichnung »Herrenhaus« etwas übertrieben fand. Das Haus war zwar recht groß und auch definitiv ziemlich alt, aber nicht besonders herrschaftlich. Aber es hieß eben so. Maenor Tywyll. Das war Walisisch und bedeutete »Dunkles Herrenhaus«, auf Englisch »Dark Manor«. Den Namen fand sie etwas gruselig und sie versuchte deshalb nicht allzu viel darüber nachzudenken wie es wohl ursprünglich zu diesem Namen gekommen war. Dunkel war es auf jeden Fall und definitiv auch etwas düster. Außen und innen.

Da sie immer knapp bei Kasse war, war sie direkt eingezogen, ohne etwas renoviert oder modernisiert zu haben. Hauptsache sie sparte schon mal die teure Miete für ihre Wohnung. Renovieren konnte sie ja nach und nach.

Hier würde sie nun also wohnen. In dem winzigen Örtchen Gwyllin, irgendwo im Nirgendwo des nördlichsten Zipfels von Wales, in einem kleinen Tal, umgeben von rauer Natur und hohen Bergen. Daran würde sie sich erst noch gewöhnen müssen. Nach einer kleinen, aber völlig überteuerten Stadtwohnung mitten in der walisischen Hauptstadt Cardiff war das eine ziemliche Umstellung.

Als freiberufliche Übersetzerin konnte sie zum Glück von jedem Ort aus arbeiten, solange die Internetverbindung funktionierte. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass sie anfangs leider nicht würde arbeiten können, denn diese Bruchbude verfügte nicht einmal über einen Telefonanschluss, geschweige denn über eine W-LAN-Verbindung. Das hatte sie leider nicht bedacht und als es ihr schließlich dämmerte, war die winzige 1-Zimmer-Wohnung in Cardiff schon gekündigt gewesen. Da war sie vielleicht wieder einmal, wie so oft, etwas voreilig und impulsiv gewesen. Aber die Aussicht auf ein großes, eigenes Haus inmitten einer romantischen Landschaft war einfach zu überwältigend gewesen.

Nun gut. Jetzt sparte sie also die Miete, hatte aber dafür auch bis auf Weiteres kein Einkommen. Sie konnte nur hoffen, dass hier bald Telefon- und Internetanschluss gelegt werden würden. Den Antrag hatte sie jedenfalls schon gestellt.

Erschrocken fuhr sie aus ihren Gedanken hoch, als es hinter ihr schepperte. Sie drehte sich um und seufzte als sie die alte, schon etwas rostige Suppenkelle auf dem Fußboden liegen sah. Siyah benahm sich hier also offenbar genauso schlecht wie in Cardiff, nur dass sie hier in diesem Haus sehr viel mehr Platz und Möglichkeit haben würde, Unsinn anzustellen. Darüber wollte sie lieber noch nicht nachdenken.

Siyah, ihre alte pechschwarze Katze, hatte sie als Kitten zu sich genommen als deren Mutter überfahren worden war. Sie hatte sich viele Nächte um die Ohren geschlagen und die Kleine mühevoll mit dem Fläschchen und Kätzchenaufzuchtmilch aufgepäppelt. Zum Glück hatte das Kätzchen überlebt und Julie hatte es Siyah getauft, weil das laut ihrer Recherche wohl das türkische Wort für »schwarz« war.

Julie liebte sie abgöttisch. Dennoch ärgerte es sie immer wieder, dass es der Katze völlig egal war, dass sie nicht auf der Küchenzeile und auf dem Küchentisch herumspazieren durfte. Sie tat es trotzdem. Manchmal hatte Julie sogar das Gefühl, sie tat es absichtlich und erst recht, weil sie ganz genau wusste, dass diese Flächen für sie tabu waren. Nun war Siyah aber auch schon 13 Jahre alt und wenn sie es ihr in 13 Jahren nicht hatte abgewöhnen können, würde sie das jetzt wohl auch nicht mehr schaffen. Sie hatte sich damit abgefunden. Die Katze hatte einfach den größeren Dickkopf. Da war nichts zu machen.

Just in diesem Moment kam Siyah stolz erhobenen Hauptes in die Küche spaziert und miaute lautstark nach ihrem Abendessen. Stimmte ja, die Fütterzeit war längst überschritten. Julie war so mit aus- und einräumen beschäftigt gewesen, dass sie jedes Zeitgefühl verloren hatte. Sobald sie Siyahs abendliche Futterration in den Napf gefüllt und auf den Boden gestellt hatte, kam die Katze auch sofort aufgeregt angerannt und begann zufrieden und unter lautem Schnurren zu fressen.

»Guten Appetit. Lass es dir schmecken. Dein erstes Mahl in unserem neuen Zuhause.«, sagte Julie und streichelte der Katze liebevoll über das dunkle Fell.

Julie streckte sich und gähnte herzhaft. Eigentlich sollte sie auch noch etwas essen. Nach diesem anstrengenden Umzugstag hatte sie ordentlichen Hunger, aber sie war viel zu müde, um es heute noch mit diesem altertümlichen Monstrum von einem Herd aufzunehmen. Diese Herausforderung würde sie auf morgen verschieben. Heute wollte sie nur noch ins Bett.

Erschöpft stieg sie die knarrende und knarzende Holztreppe ins obere Stockwerk hinauf. Die würde sie abschleifen und neu streichen müssen, ging ihr noch durch den Kopf, ehe sie in einen schweren, traumlosen Schlaf sank.

Verwirrt und irgendwo zwischen Schlafen und Wachen gefangen, schlug Julie die Augen auf. Um sie herum war es stockdunkel. Es musste also mitten in der Nacht sein, denn sie hatte vor dem Zubettgehen weder die vom Holzwurm durchlöcherten Fensterläden noch die mottenzerfressenen Vorhänge geschlossen und trotzdem drang nicht der kleinste Lichtstrahl in ihr Schlafzimmer.

Warum war sie aufgewacht? Sie lauschte in die Stille und hörte gar nichts. Egal. Weiterschlafen. Julie kuschelte sich erneut in die durchgelegene Matratze und zog sich die viel zu warme Daunendecke bis unters Kinn. Da hörte sie es erneut. Das Geräusch, das sie geweckt haben musste. Es klang wie….Schritte. Schwere, schlurfende Schritte, die zwischendurch immer wieder in unregelmäßigen Abständen fest aufstampften. Und sie schienen von oben zu kommen. Aus der Zimmerdecke.

Was war dort oben? Eigentlich nur noch der Dachboden. War etwa jemand eingebrochen und suchte auf dem alten Dachboden nach möglichem Diebesgut? Durchaus denkbar. Das Haus wirkte von außen etwas heruntergekommen aus und hatte lange leer gestanden. Es gab keine direkten Nachbarn und sehr wahrscheinlich hatte noch niemand mitbekommen, dass das Haus seit heute wieder bewohnt war. Vielleicht waren es auch Jugendliche, die ihren Dachboden zum nächtlichen Treffpunkt auserkoren hatten?

Sollte sie die Polizei rufen? Ach, verdammt. Konnte sie ja gar nicht. Wie auch? Ohne Telefonanschluss und ohne Handysignal war das schwer möglich. Leise fluchend knipste sie die Nachttischlampe an – ein grauenhaftes Ding aus einem ehemals vermutlich weißen, inzwischen aber schmutzig-vergilbten Stoff mit herunterhängenden Fransen. Sie schwang die Füße aus dem Bett, schlüpfte in ihre Hausschuhe und wickelte sich in den kuscheligen Morgenmantel, den sie schon für den kommenden Tag bereitgelegt hatte. Dann öffnete sie so geräuschlos wie möglich die Schlafzimmertür und horchte ins Dunkel. Für einen Augenblick hörte sie nichts, dann nahmen die Schritte wieder ihre Wanderung über den Dachboden auf.

Was sollte sie tun? Sie musste nachsehen wer da oben war, aber sie traute sich nicht. Was, wenn der Einbrecher bewaffnet war? Sie ging zurück ins Schlafzimmer und sah sich nach einer geeigneten Waffe um. Ihr Blick fiel auf den alten, offenen Kamin und das danebenstehende Kaminbesteck. Kurz entschlossen nahm sie sich den Schürhaken und ging unter dessen unerwartet großem Gewicht fast in die Knie. War der etwa aus Gusseisen? Sie hielt ihn mit beiden Händen und schlich zurück in den Flur. Dort verharrte sie kurz bis ihre Augen sich einigermaßen an die Dunkelheit gewohnt hatten. Das Licht konnte sie auf keinen Fall einschalten, sonst wäre der Einbrecher ja gewarnt.

Mit angehaltenem Atem und auf Zehenspitzen pirschte sie sich an die verstaubte Treppe heran, die zum Dachboden führte, und stieg sie hinauf. Dabei setzte sie ihre Füße in Zeitlupe auf, immer in der Sorge, das morsche Holz könnte brechen oder zumindest knarren. Doch zum Glück geschah nichts von beidem. Am oberen Ende der Treppe befand sich nochmals eine Tür. Diese war geschlossen. Doch dahinter hörte sie die schlurfenden Schritte, diesmal noch lauter. Sie kamen eindeutig von hier.

Julie holte einmal tief Luft, dann stieß sie mit einer ruckartigen Bewegung die Tür auf und rief: »Wer ist da?« Die Schritte verstummten abrupt. Sie war darauf gefasst, dass jemand auf sie zu und an ihr vorbeirennen würde. Dass vielleicht jemand versuchen würde sie niederzuschlagen oder zu überwältigen. Doch es passierte überhaupt nichts. Es war einfach nur still.

Mit zusammengebissenen Zähnen tastete Julie an der Wand neben der Tür nach einem Lichtschalter und fand ihn schließlich. Eine einsame, eingestaubte Glühbirne tauchte den Dachboden in ein träges Dämmerlicht. Naja, genau genommen eher in Schatten als in Licht. Und diese Schatten waren verdammt unheimlich. Zumal der Dachboden riesig wirkte. Julie verließ der Mut. Was sollte sei alleine gegen einen vielleicht kräftigen, männlichen Einbrecher ausrichten, der sich vielleicht irgendwo