Andere Leben - Iman Humaidan - E-Book

Andere Leben E-Book

Iman Humaidan

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Beschreibung

Myriam ist fast vierzig, als sie erstmals wieder ihre Heimat besucht. Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit sie mit ihren drusischen Eltern vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Australien flüchtete. Ihr Bruder wurde von einer Granate zerfetzt, der Vater verlor den Verstand, die Mutter erlitt einen Schock und spricht seither kaum mehr. Seit elf Jahren ist Myriam mit dem Hausarzt ihres Vaters verheiratet und lebt mit ihm in Mombasa. Der Anlass ihrer Reise nach Beirut ist der Verkauf des elterlichen Hauses, doch der eigentliche Grund ist Heimweh nach dem Land ihrer Jugend. Ihre Großmutter und ihre schwerkranke Freundin Olga, mit der sie all die Jahre korrespondiert hat, leben noch immer hier. Auch ihre große Liebe Georges ist hier verschollen. Vieles hat sich in ihrer Abwesenheit verändert. In der Stadt herrscht eine fieberhaft-hektische Aufbruchstimmung, die die Kriegsgräuel vergessen machen will. Doch Myriam will sich erinnern ... Iman Humaidan entwirft in ihrem Roman in dichter, sinnlicher Prosa das Bild einer traumatisierten Nachkriegsgeneration, ein Stück libanesischer Zeitgeschichte. Sie ergründet, was Menschen durch Emigration verlieren und bei ihrer Rückkehr wiederzuerlangen hoffen, aber auch die Alternativen des Daseins, die sich an jedem neuen Ort auftun: »Andere Leben".

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Die Autorin

Iman Humaidan, geboren 1956 in Ain Anub südlich von Beirut. Sie studierte Soziologie an der Amerikanischen Universität Beirut und ist seit 1989 als freie Mitarbeiterin für Feuilletons verschiedener arabischer Tageszeitungen tätig. Sie hat mehrere Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht; auf Deutsch erschienen im Lenos Verlag die Romane Wilde Maulbeeren und B wie Bleiben wie Beirut. Iman Humaidan lebt in Beirut.

Die Übersetzerin

Regina Karachouli, geboren 1941 in Zwickau. Studium der Arabistik und der Kulturwissenschaften in Leipzig. Promotion über Dramatik und Theater in Syrien. Von 1975 bis 2002 Lehr- und Forschungstätigkeit am Orientalischen Institut der Universität Leipzig. Übersetzerin zahlreicher literarischer Werke aus dem Arabischen (u.a. von Sahar Khalifa, Alia Mamduch, Hanna Mina, Sabri Mussa, Alifa Rifaat, Tajjib Salich, Habib Selmi und Nihad Siris).

Die Übersetzung aus dem Arabischen wurde aus Mitteln der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia unterstützt durch litprom – Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.

Titel der arabischen Originalausgabe:

Ḥayawât uẖrâ

Copyright © 2010 by Iman Humaidan

E-Book-Ausgabe 2013

Copyright © der deutschen Übersetzung

2013 by Lenos Verlag, Basel

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich

Coverfoto: Keystone

www.lenos.ch

ISBN EPUB-E-Book 978 3 85787 537 3

Für Inaâm und Majj,

die auch in ihrer Abwesenheit

stets anwesend sind

»When will you be back home?«, fragte er mich, unterwegs zum Flughafen Mombasa.

Ich hatte nichts gesagt, weder dass ich weggehen noch dass ich zurückkehren würde. Sagte nur, ich hätte Heimweh nach dem Libanon. Ich weiss, es ist keine Sehnsucht nach einem bestimmten Ort, sondern nach etwas, das ich in meinem Innersten verliere, Tag für Tag, das sich verliert durch Abwesendsein, etwas, das ich mir selbst erschaffen habe aus lange in meinem Kopf bewahrten Bildern. Nun ist anscheinend nichts mehr davon übrig. Mehr als fünfzehn Jahre sind vergangen seit meiner Ausreise. Mir ist klar, dass ich das Verlorene durch eine Rückkehr nach Beirut nicht wiedergewinne, dass ich vielmehr meinen Verlust bestätigen werde. Ich werde bestätigen, dass alles, wonach ich mich gesehnt habe, in meinem Kopf existierte, nur in meinem Kopf, und dass ich es niemals erreichen kann.

Ich habe Chris hinter mir gelassen. Auch seinen Brief liess ich auf dem Nachttisch neben meinem Bett liegen, ungeöffnet. Ich weiss ja, was er enthält: Geld, das ich nicht verlangt hatte, und die Frage, wann ich wiederkomme. Seit unserer Heirat hinterlegt er mir die Scheine immer in einem Couvert. Kein einziges Mal haben sich unsere Hände berührt, wenn er mir Geld gab.

Am Vortag meiner Reise von Kenia in den Libanon war Chris im Labor beschäftigt gewesen, als ich ihn anrief. Seine Assistentin nahm ab. Er werde gleich zurückrufen, meinte sie und legte auf. Chris erkundigte sich gar nicht erst, was ich gewollt hatte, zu begeistert war er von dem, was er berichten musste. Mit bebender, beinah schluchzender Stimme erzählte er mir, welch sensationelle Resultate er bei seinen vor Jahresfrist begonnenen Experimenten erzielt habe! Natürlich, er war glücklich über seine Testergebnisse. Seine Euphorie konnte mich freilich weder von meinem Entschluss noch von dem fiebrigen Verlangen abbringen, schon mal die Koffer zu packen, sie abzuschliessen und an die Tür zu stellen. Ich klappte einen leeren Koffer auf, wahllos warf ich ein paar Kleider und andere Dinge hinein. Öffnete die Kästen in meinem Schrank, suchte Unterwäsche zusammen, Baumwoll-T-Shirts, Jeans. Stapelte alles aufs Bett. Dann fand ich, dass es viel zu viele Sachen waren und dass ich mir endlich angewöhnen sollte, meinen Reiseballast zu reduzieren.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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