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Unzufriedenheit ist das Werkzeug des Teufels. Der Kampf um die Menschheit hat begonnen. „Das Gute“ und „Das Böse“ bringen sich in Stellung. Krimi der Extraklasse. Ein Norddeutscher-, Polit-, Aufklärungs-, Thesen-, Spirituell-, Themengeber-, Gegenwarts-, Zukunfts- und Ideengeber Krimi Einzigartig, Unterhaltung pur bis zur letzten Seite. So noch nie dagewesen Inhaltsangabe: Die Zukunft sieht vielversprechend aus. Jean hat ein neues Zuhause an der Nordseeküste, einen Freund und einen Job. Doch als ihre Freundin ermordet wird, ändert sich alles. Jean erkennt, dass in ihrem ruhigen Dorf viele gefährliche Menschen leben. Sie beschließt, den Mord aufzuklären und wird zur Detektivin. Dabei entdeckt Jean ihre unentdeckten Fähigkeiten. Gleichzeitig wird sie in die Gedankenmodelle und Probleme anderer verwickelt. Jeans Umfeld lehrt sie Dinge, die sie nicht für möglich hielt. Nur Wenige sind Unschuldig. Aber die Wenigen sind ein Glücksstrahl in ihrem Herzen. Stolpersteine im Roman: Kirchen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zocken Kirchen und Volk ab. Deutsche V.I.P.´s helfen mit das Kinder von Alkoholikern tot gemacht werden. Gründung der 1. Generation. Der einzig wahre Friedensvertrag zwischen Russland / Ukraine. Präsident Trumps Hauptziel. Die Endlösung der Palästinenserfrage. Die Plagen der jungen Männern. Die Plagen der älteren Frauen. Männersex und Politik. Bürokraten, Steuerberater, Finanzbeamte die Totengräber der Nation.
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Seitenzahl: 735
Veröffentlichungsjahr: 2025
Für Kirsten
Rüdiger Gums
Anlaufschmerz
Alles ist miteinander verwoben.
© 2025 Rüdiger Gums
Vollständige Taschenbuchausgabe 1. Auflage 2025 ISBN 978-3-384-62089-7
Vollständige E-Book Ausgabe 1. Auflage 2025 ISBN 978-3-384-62090-3
Druck und Distribution im Auftrag des Autors Rüdiger Gums:
tredition GmbH, Heinz-B_eusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Rüdiger Gums, Süderstrasse 11a, D-28816 Stuhr, www.ruedigergums.de
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Alle in diesem Roman geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtig. Dieser Roman enthält fiktive Elemente und soll nicht als historische oder kulturelle Darstellung verstanden werden. Alle Bezüge zu realen historischen Ereignissen oder kulturellen Praktiken sind fiktionalisiert und dienen ausschließlich der Unterhaltung. Die im Roman geäußerten Meinungen und Ansichten sind die der fiktiven Charaktere und spiegeln nicht unbedingt die Ansichten des Autors wider. Dieser Roman enthält möglicherweise sensible Themen und ist für ein erwachsenes Publikum gedacht. Die Darstellung solcher Themen dient der Erzählung und sollte nicht als Empfehlung oder Billigung verstanden werden. Der Autor und der Verlag übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden oder Missverständnisse, die aus der Lektüre deses Romans entstehen können. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schrifliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, verwielfältigt oder verbreitet werden.
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Cover
Widmung
Titelblatt
Urheberrechte
Kapitel 1 „Ein neuer Lebensabschnitt“
Jean zieht nach Ditzum
Idee … „Fahrrad 3D Sicherung“
Zickentaxi
Feierabend
Nachbarn
Pogum Tour
Idee . . . „Freie Toilette“
Gottesdienst … „Erster Kirchenbesuch“
Kapitel 2 „Der Mord“
Hafenleiche
Nordzeitung „Mord in Ditzum“
Lauras letzte Gedanken
Emssperrwerk Tour
Idee . . . „Vermögensgleichheit“
Gottesdienst . . . Predigt „Häusliche Gewalt“
Idee . . . „Volljährigkeit Partner Seminare“
Kapitel 3 „Die Bitte einer Toten“
Anwalt
Unter lieben Nachbarn
Gottesdienst . . . Predigt „Drogenmissbrauch“
Idee . . . „Drogen in der Öffentlichkeit“
Idee . . . „Alkoholkosten“
Idee . . . „Drogen Kontaktverbote“
Nordzeitung „Verdächtiger im Mordfall“
Unter Nachbarn und Freunden
Gottesdienst . . . Predigt „Frauenhass“
Emden Tour
Idee . . . „E-Autos, Kleinstautos, Fahrräder, fair laden“
Kapitel 4 „Die Hobbydetektive“
Amerikanerin
Idee . . . „TV Vielfalt“
Vierer Treffen
Dave
Gottesdienst . . . Predigt „Jesus Ermordung“
Russin
Internetzeitung . . . „Russische DNA“
Gottesdienst . . . Predigt „Abtreibungen“
Schweizer
Flyer . . . „Die Kassiererin und der Adlige“
Gottesdienst . . . Predigt „Vergewaltigungen 1. W“
Gottesdienst . . . Predigt „Vergewaltigungen 2. W“
Kapitel 5 „Ausländer sein ist Arbeit.“
Eemsdelta Tour
Flyer . . . „Ihre Lebensgestaltung“
Alis erstes Tagebuch
Idee . . . „Messerangriffe“
Flyer . . . „Gastgeber Gäste, Rechte Pflichten“
Bild . . . „Kulturzwiebel“
Oberlandesgericht
Gottesdienst . . . Predigt „Schlechte Menschen“
Deutscher
Kapitel 6 „Mensch sein ist kompliziert.“
Erster Einbruch
Cum-Ex in einfachen Worten
Nordzeitung „Urteil im Mordprozess“
Gottesdienst . . . Predigt „Einsamkeit“
Nordzeitung „Mörder verübt Selbstmord“
Israelis
Nordzeitung „Stichfestes Alibi für Ali?“
Gottesdienst . . . Predigt „Menschen und Pleite“
Palästinenser
Kapitel 7 „Die Macht des Geldes.“
Zweiter Einbruch
Tonbänderabhöraktion Teil 1
Trump Versteher
Trump „Kreuzzug der Christen“
Tonbänderabhöraktion Teil 2
USA Geheimnisse
Vertrag „Waffenstillstand, Russland / Ukraine“
Kapitel 8 „Die Kindheiten prägt die Menschheit.“
Normaler Alltag
Nordzeitung „Ali war unschuldig“
Alis Beerdigung
Alis zweites Tagebuch
Bild . . . Ansichten einer Pyramide
Krankenschwestern Erlebnisse 1 bis 4
Alis Vergangenheit
Männersex in Diktaturen
Zeitsprung
Bild . . . Ansichten eines Pendels
Alis letzter Zeitsprung
Gottesdienst . . . Predigt „Kirchenpersonal“
Kapitel 9 „Der Unterschied zwischen Sprechern und Machern“
Weener Tour
Idee . . . „Einheitsschulranzen“
Revolutionär
Laura Jansens Gedanken: Liebe zum Leben
Stammtisch Freie Friesen
Idee . . . Sachsen wird Ost Thüringen
Idee . . . Adelstitel für alle
Idee . . . Vereinigung Selbstständige mit Pflegenden
Bild . . . 50 Millionen Schulden
Idee . . . Ruheständler, halbes Wahlrecht
Idee . . . Ruheständler, Pflichtdienst
Gottesdienst . . . Predigt „Zeitgeist“
Kapitel 10 „Menschen mit freien Gedanken.“
Upstalsboom
Leserin Leser . . . Warnung. Sei Vorsichtig!
Ende Gefahren Bereich . . . Anlaufschmerz
Bild . . . ÖL Gas Kohle Förderländer
Besprechung
Freie Friesin
Idee . . . EU pachtet Land in Afrika
Flyer . . . Bus überholen erlaubt?
Kapitel 11 „Dummheit und Klugheit sind Geschwister.“
Entführung
Palästinenserfrage, Endlösung auf Israelisch
Befreiung
Gottesdienst . . . Predigt „Klimawandel“
1. Generation gründet sich
Logo . . . Für die “Erste Generation”
Logos für alle freien Menschen der Welt www.networkbridge.org
Protest Lied . . . Musik ( The Hanging Tree? ) nach eigenem Ermessen
Der Mörder Teil 1
Nachrichtenmagazin . . . Mirrorgate
Der Mörder Teil 2
Tageszeitungen . . . Niedergang der Presse
Gottesdienst . . . Predigt „Ich habe Angst“
Kapitel 12 „Die Bitte einer Toten wird erfüllt.“
Das Verhör
Nordzeitung „Mörder von Laura Jansen verurteilt“
Das Leben geht weiter
Abschließende Botschaft
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Urheberrechte
Kapitel 1 „Ein neuer Lebensabschnitt“
Abschließende Botschaft
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Kapitel 1 „Ein neuer Lebensabschnitt“
Jean zieht nach Ditzum
Jean konnte es kaum erwarten, endlich nach Ditzum zu ziehen. Diese Vorfreude war auch das Resultat monatelanger sorgfältiger Vorbereitung. Alles, was sie behalten wollte, war liebevoll verpackt. Der Rest hatte einen neuen Platz gefunden, verkauft, verschenkt oder entsorgt. Es fühlte sich an, als würde sie ein strahlendes neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen, endlich, und das an der Seite eines ganz besonderen Menschen. Ihrem Philipp. Gerade Philipp, diesen Philipp den sie beim ersten Treffen zunächst für völlig ungenießbar hielt. Und jetzt, und jetzt zählt sie die Stunden bis sie sich wieder sehen werden.
Die Vorstellung eines gemeinsamen Lebens mit ihm, fernab des täglichem hektischen Pendelns zwischen den Städten Leer und Oldenburg, war wie eine erfrischende Gedankenbrise. Keine Sorgen mehr, vor allen Dingen keinen mentaler Stress, ob ihr Fahrrad am Bahnhof noch da war, wenn sie Morgens ankam. Keine unangenehmen Begegnungen mehr mit diesen nervigen Polizeibeamten bei ihren Fahrraddiebstahl Anzeigen. Keine endlosen Geschichten über Diebstähle sich anhören müssen, die von der Politik ignoriert wurden, und keine verlegenen Kommentare, die mehr nach einer Floskel klangen als nach echtem Trost. „Ist alles halb so schlimm, bezahlt doch „eh“ die Versicherung.“ Jean hatte oft das Gefühl, dass die Beamten mehr an Statistiken interessiert waren als an den Menschen, die darunter litt. Das schlimmste war aber deren Gleichgültigkeit wahrzunehmen, sie so richtig zu spüren. Man war noch im Schockzustand, weil einem das liebgewonnene Rad weggenommen wurde, und jetzt wurde man quasi durch diese Gleichgültigkeit ein zweites mal gedemütigt. Eine volle Breitseite ins Gemüt, jedes mal, oh wie Jean das hasste.
Idee … „Fahrrad 3D Sicherung“
Bevor Jean nach Ditzum zog, ließ sie ihr Fahrrad noch von einem Fachmann mit einer neuen genialen Diebstahlsicherung ausstatten. Und dieser Schutz ist wirklich clever ausgedacht. Er basiert auf einem alten Prinzip von Müttern, ihren Kindern, das naschen der versteckten Kekse auszutreiben. Das eigene Fahrrad wird für neue Käufer ungenießbar gemacht und schon erlischt das Interesse.
Zwei identische mehrstellige Nummern wurden sichtbar am Rahmen des Fahrrads angebracht. Die erste Zahlenreihe besteht aus 4 mm hohen dicken 3D Ziffern, die einzeln auf dem Rahmen verschweißt worden sind. Die zweite Zahlenreihe ist in einem 4 mm dicken Dreieckstahlblech ausgestanzt und in einem Fahrrad Rahmenwinkel angebracht. Da die 3D Zahlenreihe und das Blech jeweils in einer andern Farbe war, ergibt das ganze mit der Fahrradrahmenfarbe einen zusätzlichen 3 Farben Code. Die Zahlenreihen sind so deutlich zu sehen, dass man sie auch im Vorbeifahren gut wahrnehmen kann. Drei Kollegen von Jean hatten zusätzlich Solar LED Lampen am Stahlblech eingebaut, die grün leuchteten, wenn alles in Ordnung war, und rot blinkten, wenn es gestohlen werden sollte. Mit einem Bluetooth Sender am Fahrradschlüssel ist vieles möglich geworden. Vielleicht wäre auch der Einbau eines lauten Signalhorns nicht schlecht.
Wird ein so codiertes Fahrrad gestohlen, kann jetzt jeder ohne großen Aufwand, ob Polizei, ein potenzieller Käufer oder ein Hobbydetektiv, dieses Fahrrad im Freien oder im Internet erkennen und melden. Auch angefertigte Fahrrad Fotos können von einer Ki überall ausgewertet werden. In Jeans Freundeskreis haben viele ebenfalls diese 3D Sicherung an ihren Fahrrädern in unterschiedlichen Farben angebracht. Und tatsächlich wurde bisher niemandem von ihnen mehr das Fahrrad gestohlen. Ein Fahrrad ungenießbar zu machen scheint zu wirken. Das gleiche wie mit den Keksen, wer isst schon gerne einen versalzenen Keks zweimal und lässt sich dabei von anderen auch noch verhöhnen.
Idee Ende
Doch all das gehörte nun der Vergangenheit an. Die fremden Gesichter in der Bahn, die chaotischen Wetterlagen und die ständigen Schreckmomente als Briefträgerin mit dem E-Fahrrad im Straßenverkehr, diese Zeiten waren endlich vorbei.
Mit unbändiger Vorfreude dachte Jean an ihr neues Leben in Ditzum, an das Dorf mit all seinen charmanten Eigenheiten. Die Einheimischen waren stets freundlich, besonders die, die dort aufgewachsen waren. Die meisten lebten und arbeiteten im Ort oder pendelten täglich zu ihren Arbeitsplätzen in die nähere Umgebung. Sie sind wie ein lebendiger Kompass, der sie immer wieder nach Hause führt. Wie es der alte Spruch schon sagt. „Rituale, Rituale, von der Wiege bis zur Bahre, Rituale.“ Jeden Abend kehrten fast alle von ihnen nach Ditzum zurück. Ihre Heimat und sie selbst sind wie die Pole eines Magneten, die sich stets dabei anziehen wenn sie sich zu nahe kommen. Diese starke Verbindung sorgt dafür, dass sie immer wieder zueinanderfinden.
Natürlich gab es auch die Nachtschichtler, die unentbehrlich für das Funktionieren des Alltags waren. Doch wie das Leben so spielt, war nicht alles gleich, und der ein oder andere Zugezogene fiel durch sein auffälliges Verhalten auf. Und das war allerdings seit je her gewollt und gut so. Nichts ist schlimmer wie es in unzugänglichen Dörfern im Harz oder in Oberbayern vorkam, wo jeder Einwohner mit jedem Verwandt ist, die Nachnamen sich gleichen, und die Gesichtszüge zeigen das alle die Schlauheit von 3 Pfund Brot haben. Obwohl es immer noch Zungen gibt, die behaupten, das die schräge Landespolitik in diesen Regionen von Parteiortsverbänden geformt werden, deren Mitglieder sich alle im Geiste und Aussehen sehr ähneln.
Bevor Jean beschloss, nach Ditzum zu ziehen, hatte sie noch kurz überlegt, im Personalbüro des Roten Nordsee Geschwaders der Bundeswehr in Jever anzurufen. Dort hatte sie vor ihrer Zeit in Oldenburg gearbeitet. Man hatte damalsihren Wunsch, die Welt außerhalb ihrer Heimat zu erkunden, respektiert und die Trennung im Guten vollzogen. Der Gedanke an eine Wiedereinstellung kam jedoch nicht ernsthaft in ihr auf, er verflog rasch. Erinnerungen tauchten auf, die sie nach und nach bei diesen Überlegungen wieder einholten. Eigentlich wollte sie diese Gedanken nicht haben, aber wie das manchmal so ist, das Hirn macht bei ihr Hirnloses.
Jean dachte daran, dass sie damals als zivile Mitarbeiterin in dieser Bundeswehrkaserne oft nicht den Respekt erhielt, den sie verdiente. Die Soldaten schienen mehr mit ihren Sternen beschäftigt zu sein, als mit der Verantwortung, die sie trugen, so ihre damaligen Eindrücke. In den letzten Jahren hatte Jean durch die Berichterstattung in den Medien mitbekommen, dass die Bundeswehr ihre eigentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen konnte, und dieser Gedanke bereitete ihr Unbehagen. Nicht das sie eine Kriegstreiber war, im Gegenteil, aber die Bundeswehr empfand sie immer schon für richtig. Was sie nun hörte, war ein Unbehagen für viele. Mangelnde Munitionsvorräte und unzureichende Ausrüstung waren alarmierend. Die Verantwortlichen schienen nicht einmal an einem Plan zu arbeiten, um sich theoretisch auf Krisensituationen vorzubereiten. Der Arschkriecher Geist, ein eingeführtes System von der CD über die Bundeswehr Gründungshebamme Mannstein, ist also immer noch deutlich spürbar, sagte sich Jean jetzt.
„Zum Glück kam ja dann Trump mitsamt seinem Tross von Fachkräften in den USA an die Macht. Als Trump quasi mit einem Knopfdruckfunksignal, 89 US Raketenwerfer in der Ukraine ausschaltete, wurde spätestens jetzt für jeden Blödmann klar, dass alle europäischen Waffensysteme mit US Technologie jederzeit so deaktiviert werden können.“ sagte Jean jetzt kurz zu sich in ihre Gedanken versunken. „Ich stelle mir gerade vor, wie Donald Duck am Swimmingpool in Florida furzend auf einer Liege liegt und mit einem Augenzwinkern alle Waffen der NATO ausschaltet. Obwohl es würde auch möglich, das nur ein einziger Spion in der Lage sein könnte, mal eben die Europäischen Armeen still zu legen. Dabei sehe ich das verwirrte Gesicht eines deutschen Sterne Soldaten, dermit seinem jetzt ferngesteuerten Kampfjet auf dem roten Platz landet, flankiert von ferngesteuerten eigenen Panzern. Das alles als Geschenk für den Massenmörder Putin. Unsere schleimenden Generale, haben also jahrzehntelang dafür gesorgt, dass wir uns mit nutzlosem US Schrott umgeben.
Doch Jean ließ sich von diesen negativen Gedankenspielen nicht aufhalten. Der Mist mit der Bundeswehr war Vergangenheit. Ihre Zukunft in Ditzum war voller Möglichkeiten, und sie war bereit, mit Philipp an ihrer Seite, ein erfülltes Leben zu gestalten. Es war an der Zeit, ihre Träume in die Realität umzusetzen. Ditzum wartete auf Jean, und mit jedem Schritt, den sie in diese neue Welt setzte, spürte sie die Kraft der Veränderung.
Da fielen Jean erneut die treuen Generäle wieder ein, die oft in ihrem Fliegerhorst vorbeikamen, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Immerhin waren sie charmant und höflich, doch für mehr schien es nicht zu reichen. Die Zivilangestellten waren sich einig und murmelten, wenn diese Herren außer Hörweite waren. „Mit diesen Leuten einen Krieg führen? Niemals!“ Wir waren überzeugt, dass diese Herrschaften die Ersten wären, die sich dem Feind ergeben würden. Warum sollten sie auch andere zum Kämpfen anführen, wenn sie selbst nur zusahen, wie alles den Bach runterging?! Sie kannten in allen Zeiten die Situation der Bundeswehr genau und ließen die Bevölkerung im Dunkeln.
Was diese Goldsternträger uns wirklich zeigten, war eine maskierte Fassade aus Schauspielerei, Lächeln und blitzblanken Uniformen. Jeder Soldat ohne Offizierspatent wusste, dass das Schlimmste was ihm passieren konnte, wenn ein solcher Vorgesetzter im Gefecht neben ihm stehen würde. Und dann war da noch das leidige Thema der Steuergelder. So viel Geld wurde in den vergangenen Jahrzehnten verschwendet, für nichts und wieder nichts! Naja, immerhin für 3 Tage Landes Verteidigung hätte es ja gereicht. Was hätte man damit alles bewirken können! Stattdessen sah Jean die kaputten Schulen,Kindergärten und öffentlichen Einrichtungen vor meinen Augen.
Jean schüttelte den Kopf. „Stopp! Nochmal! Das ist alles Vergangenheit“, dachte sie. Die Welt der Soldaten war ihr fremd geworden. Jeder Mensch trägt Erinnerungen mit sich, Ereignisse, die man lieber vergessen möchte. Besonders bei Neuanfängen, so wie jetzt bei Jean, kommen alte Gedanken wieder hoch. Üble Gedankenströme, die sich immer wieder hochwürgen, sind immer schon Jeans Problem gewesen. Doch Jean wusste, was zu tun war. Sie ersetzte die dunklen Gedanken in strahlende. Bald würde sie in Ditzum mit ihrem geliebten Philipp leben.
Der Grund für diesen Neuanfang war mehr bitter als süß. Der Verlust ihrer geliebten Oma hatte Jean das Herz gebrochen, doch gleichzeitig öffnete sich ein neuer Horizont. Wie blöde sich das immer anhört. Neuer Horizont. Aber so war das nun einmal. Ihre Oma hatte ihr das Haus in Ditzum vererbt, ein Ort, an dem sie mit Philipp ein neues Leben beginnen würde. Jean und Philipp hatten unzählige Wochenenden damit verbracht, das Haus und den Garten nach ihren Geschmäckern zu renovieren und dabei den Charme und die Atmosphäre, die tief in Jeans Kindheit verwurzelt war, zu bewahren.
Das Fischer- und Hafendorf Ditzum liegt ganz oben links im Norden Deutschlands, nahe der niederländischen Grenze. Ein Ort im Rheiderland und gehört zur Gemeinde Jemgum. Es ist ein charmantes kleines Dorf, das stolze 100 Zentimeter über dem normalen Wasserspiegel der Nordsee thront, geschützt durch robuste Deiche, die Sicherheit und Standhaftigkeit versprechen. Der beschauliche Hafen wird von den Einwohnern und zahlreichen Gästen als der schönste in ganz Friesland gepriesen. So mündet der Ditzumer Hafen in den Fluss Ems, die dann in den Dollart fließt und der wiederum in die nahe Nordsee mündet.
Auch ein schmaler Entwässerungsgraben schlängelt sich durch das Dorf und führt zur Schleuse am Hafen. In Ditzum leben etwas über 600 Seelen, dazu kommen noch regelmäßigFeriengäste, die in den typischen, liebevoll restaurierten Häusern ihren Urlaub verbringen. Roter Backstein, der Häuser und dunkles Kopfsteinpflaster der Wege prägen das Dorfbild und vermitteln so ein Gefühl von Geschichte und echter Geborgenheit.
Mittendrin steht die alte Windmühle, daneben die Kirche, und wer genau hinsieht, entdeckt in der stimmungsvollen Ortsmitte noch einige weitere versteckte Juwelen. Die Atmosphäre ist stets einladend. Egal, wie verträumt man durch die engen Gassen schlendert, umgeben von malerischen Häuschen. Ein freundliches „Moin“ schallt stets durch die Luft, sobald man auf jemanden trifft. So mancher ist sprachbegabt oder hat einfach Freude am Reden, dann bekommt man sogar ein „Moin Moin“ zu hören, bevor man sich wieder trennt, ein Beweis dafür, dass in Ditzum die Kommunikation wie Wasser stets fließt.
Unter diesen einladenden Gegebenheiten steht am Ortsrand das Haus von Jeans Oma. Ein kleines, rotes Backsteingebäude mit einem Stockwerk, einem Dachboden, einem Schornstein und einem Garten, der mit Liebe und Hingabe schon seit je her gepflegt wurde. In dieser Gegend verzichtet man auf einen Keller, denn wer braucht schon einen dauerhaften Schwimmpool unter seinem Haus! Hier gibt es zwei Dinge im Überfluss. „Erstens, das Wasser.“ Wasser von oben, Wasser von unten und Wasser von den Seiten. Und „Zweitens, den Erfindergeist“, um sich das Wasser vom Halse zu halten.
All dies vereint, macht dieses Plätzchen zu einem wahren Rückzugsort, der nach Geborgenheit und Geschichten aus vergangenen Zeiten duftet.
Die letzte größere Aktion vor ihrem Einzug war ein gemeinsames Projekt mit ihrem Freund. Philipp, ein Finanzbeamter des Finanzamts Leer, hatte sich eine durchdachte Routine zurechtgelegt. Mit sorgfältigen Listen und einem Häkchensystem wurde der Umzug zum Kinderspiel. So vorbereitet ging es mit dem Möbelwagen auf die halbstündige Fahrt nach Ditzum.
Einen Tag später saßen die beiden beim Frühstück, umgeben von Möbeln und Erinnerungen, die nun einen neuen Platz in ihrem gemeinsamen Leben fanden. Philipp konnte so entspannt in den Tag starten. Seine Fahrt zur Arbeit würde nun eine halbe Stunde länger dauern wie bisher. Jean hingegen stand vor einem aufregenden beruflichen Neuanfang. Sie hatte ihren Job als Briefträgerin in Oldenburg aufgegeben. Die Stadt war zwar schön, die Menschen freundlich und die Fußgängerzone ein Paradies für junge Leute. Aber je mehr Zeit sie mit Pendeln verbrachte, desto mehr vermisste sie die Freiheit und Unbeschwertheit der friesischen Landschaft. Mit jedem Jahr wurde ihr klarer, dass sie eine typische Friesin war, stolz, mutig und frei in Gedanken und Taten.
Umso mehr freute sich Jean darauf, endlich mit Philipp zusammenzuleben. Natürlich gab es auch einige Eigenheiten an ihm, die sie zum Schmunzeln brachten. So hatte Philipp das Mülltrennungsritual seiner Mutter übernommen. Der Plastikmüll für die Gelbe Tonne wurde stets bevor er in der Tonne landete, akribisch abgewaschen. Seine Mutter konnte den Geruch von leeren Fischdosen und den Resten in anderen Lebensmittelverpackungen nicht ertragen. Anstatt den Müll sofort zu entsorgen, sammelte sie ihn in den Aufbewahrungsbehältern unter der Küchenspüle. Jean beobachtete oft, wie Philipp mit der leeren Frischkäseverpackung das gleiche Ritual durchführte. „Das schöne warm gemachte Trinkwasser, alles nur um den Müll zu säubern“, dachte Jean manchmal nicht so amüsiert.
Dennoch wollte Jean ihm diese Angewohnheit nicht gleich am ersten Tag ausreden. Nach und nach würden sie sich aneinander anpassen müssen, und darauf freute sie sich.
Jean war sich auch ihrer eigenen Eigenheiten und Marotten bewusst, die sie für ein harmonisches Zusammenleben mit Philipp anpassen wollte. Eine ihrer Marotten war es, am Küchentisch zu sitzen und mit einem wohlriechenden Brillenputztuch ihre Brille zu reinigen. Auch das Einreiben ihrer Hände mit duftender Creme am Küchentisch gehörte dazu. Philippfand das absolut uncharmant und störte sich an den starken Parfüm und Gerüchen, die dann seine kulinarischen Duftträume überlagerten.
Jean musste zugeben, dass er in dieser Hinsicht recht hatte. Parfümduft neben Spagettisoße ist schon dämlich. Sie versprach Besserung. Zumal sie und Philipp ein nicht so schönes Erlebnis beim Griechen hatten. Die beiden jungen Mädchen am Nebentisch stanken unerträglich nach billigem schweren Parfüm. An diesem Abend war sie sich mit Philipp sofort einig gewesen. Sofort aufstehen, Wortlos das Restaurant verlassen. Und jetzt war es so, jedes Mal, wenn in ihr das Verlangen aufkam, eine ihrer „Parfümbomben“ am Esstisch zu nutzen, genügte oft ein scharfer Blick von Philipp, um sie daran zu erinnern, dass sie diese Handlung sofort abbrechen sollte. Dabei bemühte sie sich um einen unschuldigen Blick, auch wenn sie insgeheim wusste, dass sie damit nicht immer ungeschoren davonkam.
Doch die Vorfreude auf ihr neues gemeinsames Leben war größer als alle kleinen Herausforderungen. Gemeinsam würden sie wachsen, sich unterstützen und die kleinen Eigenheiten des anderen liebevoll annehmen. Gemeinsam waren sie stark und eines wollte Jean wahrlich nicht werden, Kleinlich. Natürlich brannte dann und wann noch die ein oder andere Erinnerung an ihren letzten Freund in ihr hoch. So ein Arsch. Aber bei ihm hatte sie schon im Vorfeld so eine Ahnung gehabt. Warum sie trotz ihrer Vorahnung mit ihm zusammen war, ist ihr bis Heute ein Rätsel. Dumm, dümmer, am dümmsten, sagte sie sich meist wenn diese Erinnerung in ihr hoch kroch. Jetzt aber, mit ihrem Philipp sah die Welt völlig anders aus.
Eine weitere Eigenschaft, die Jean an Philipp besonders schätzte, war seine Offenheit für neue Ideen. Er war stets bereit, Neues zu entdecken, selbst wenn er manchmal nicht ganz nachvollziehen konnte, was sie ihm vermitteln wollte. In manchen Beziehungen ihres Bekanntenkreises erlebte Jean oft das Gegenteil. Zuerst kam Ablehnung auf eine geäußerte Theorie eines Partner, gefolgt von Missverständnissen und unnötigenStreitigkeiten. Doch Philipp hatte einen klaren Leitsatz. „Was du von anderen erwartest, solltest du auch dir selbst gegenüber auftragen.“
Wenn solche Gedanken durch Jeans Kopf schwirrten, strahlte sie ihren Philipp an, bis er verwundert fragte. „Habe ich etwas gemacht?“ „Nö, alles gut, mein Schatz“, antwortete Jean dann meist in solchen Momenten mit einem Lächeln. Sie grinste in sich hinein und ließ ihn im Unklaren darüber, was in ihrem Kopf vor sich ging. Diese Momente waren einfach wunderschön, genau so, wie sie es sich immer mit ihm erträumt hatte.
Bereits vor Wochen hatte Jean beschlossen, sich in der Umgebung von Ditzum nach einer neuen Arbeitsstelle umzusehen. Allerdings hatte sie es nicht allzu schwer. Ein kurzer Anruf bei Neele, ihrer ehemaligen Chefin, genügte dabei. „Hast du zufällig eine Stelle als Taxifahrerin frei?“ Die Freude in Neeles Stimme war für Jean deutlich hörbar.
Heute, am späten Vormittag, war es nun soweit. Jeans erster Arbeitstag. Sie hatte Neele immer geschätzt. Neele war ehrlich, sprach klare Worte und sie war stets herzlich. Philipp hatte sich für diesen Tag freigenommen, um im Baumarkt Gartengeräte zu besichtigen. Bevor die beiden das Haus verließen, durchliefen sie ein vertrautes Ritual. Schulter an Schulter standen sie im Vorflur nebeneinander und betrachteten sich gemeinsam im Spiegel. Ein harmonisches Bild. Beide schlank und nahezu 1,80 Meter groß. Jeans dunkelblonde Haare fielen in sanften Wellen bis zu den Schultern und strahlten Lebensfreude und Unbeschwertheit aus. Im Gegensatz dazu schimmerte Philipps dunkelbraunes Haar in einem militärischen Kurzhaarschnitt, kurz und prägnant.
Die Zufriedenheit in ihren reflektierenden Gesichtern war für den jeweils anderen spürbar. Ein stilles Einvernehmen schwebte im Raum, fast so, als würden ihre Blicke einen unsichtbaren Vertrag schließen. „Wir lieben uns.“
Die Verabschiedung war kurz und herzlich. Jean dachte schmunzelnd. „Warum muss er mir beim Abschiedskuss schon wieder den Hintern streicheln?! Ich habe schließlich gleich einen Termin! So ein kleiner Blödmann aber auch.“ Mit einem schelmischen Lächeln trennten sich die beiden und stürzten sich in den Tag. Keiner von ihnen ahnte, dass der Umzug nach Ditzum nicht nur ihre Beziehung vertiefen würde, sondern auch unvorhersehbare Ereignisse bereithielt.
Zickentaxi
Jean war total aufgeregt, als sie mit Neele, der Inhaberin von Zickentaxi, zusammentraf, um ihre neue und alten Rolle als Taxifahrerin zu beginnen. Es würde ein Wiedersehen unter Freundinnen sein. Während ihrer Ausbildung damals, hatte Jean bereits als Aushilfstaxifahrerin für Neele gearbeitet, und die Erinnerungen daran waren immer noch lebendig. Dieses Mal hatte sie sich entschieden in 3 Schichten zu arbeiten.
Als Jean das Büro erreichte, stand Neele bereits vor der Tür. Ihr strahlendes Lächeln war ein deutliches Willkommen, das keine Worte brauchte. Jean bemerkte sofort, dass Neele sich kaum verändert hatte. Sie war groß, hatte eine robuste Figur und trug eine lässige Jeansjacke, die ihren fröhlichen Charakter unterstrich. Es fehlte nur noch die sichtbare Haarbürste in der Brusttasche, wie sie in den Siebzigerjahren so beliebt war. Beide Frauen waren gleich groß und konnten sich so freundlich in die Augen schauen. Dieser Moment war ein Zeichen ihrer Vertrautheit, einer neuen Freundschaft, die länger dauern würde.
Jean konnte sich noch gut daran erinnern, wie Neele ihr einst erzählte, dass sie ein sogenanntes Wikinger Baby war. Jedes vierte in Friesland geborene Baby gilt als ein solches, sie sind schwerer wie die anderen, stärker und voller Kraft. Das hatte seinen Ursprung in den Überfällen der Wikinger, die vor Jahrhunderten das friesische Volk heimsuchten. Räubereien und Übergriffe gerade gegenüber den Frauen prägten diese Zeit.
Neele berichtete damals weiter, dass man die Nachkommen der geraubten und versklavten Friesen heute noch in Norwegen und Dänemark erkennen könne. Neugierig hatte Jean nachgehakt. „Woran erkennt man das?“ Neele lächelte und antwortete. „An ihren brillant gutem Aussehen!“
Diese Gedanken wirbelten in Jeans Kopf, als Neeles fröhlicher Ruf sie unterbrach. „Okay, kein großes „Wiedersehen und Tamtam!“ Ihre Stimme war klar und voller Freude. „Aber wenn ich schon mal dabei bin.“ In diesem Moment wusste Jean, dass es besser war, Neele ausreden zu lassen. Sie genoss diese Augenblicke der ungestümen Begeisterung, in denen Neele ihre Geschichten mit voller Leidenschaft erzählte. Es war, als ob die Welt um sie herum für einen kurzen Moment stillstand, während Neele mit ihrer kraftvollen Präsenz die Vergangenheit zum Leben erweckte.
„Nur nebenbei bemerkt, ich empfinde eine tiefe Enttäuschung über die Norweger und deren Entscheidungen, die sie mir zu oft treffen. Es ist bedauerlich, dass sie sich von der europäischen Gemeinschaft abgrenzen und einen EU Beitritt ablehnen. Ihr Umgang mit Öl, Gas, Fisch Ressourcen ist oft schwer nachvollziehbar. Ich fühle mehr Abscheu als Freundlichkeit. Sie ziehen sich aus ihrer Verantwortung zurück und zocken uns mit ihrem Öl, Gas und Strom gnadenlos ab. Der Verkauf von Zuchtlachs, der mit diesen kleinen, unerwünschten Kreaturen befallen ist, zeigt auch ihre Denkweisen im Lebensmittelbereich, dass Profit über das Wohl der Tiere gestellt wird. Es ist traurig zu sehen, wie Hunderte Millionen Lachse leiden müssen, nur um den Gewinn einiger weniger zu maximieren. Jedes Lebewesen hat das Recht auf ein würdevolles Leben, und es liegt an uns, für solche Werte einzutreten. Wir sollten uns für eine Welt einsetzen, in der alle Kreaturen mit Respekt behandelt werden. Ich wiederhole mich in diesem Punkt immer wieder, aber kein Lebewesen hat es verdient so behandelt zu werden wie die Lachse in Norwegen von den Norwegern.“
„Weißt du, was norwegische Kunden in ihrem schönen Land tun? Sie blicken niemals durch ein Mikroskop, wenn sie einen frischen Lachs in der Hand halten. Sie wollen nicht sehen was darauf so rum krabbelt. Denn die Norweger kaufen auch niemals Lachs aus Zuchtfarmen ihrer Landsleute. Bei denen kommt vieles auf den Tisch aber nichts mit winzig kleinen Kreaturen, die schon vor ihnen am Lachs knabbern. Diese kleinen Details werden oft umgangen, und stattdessen widmen sich die Verantwortlichen lieber den angenehmeren Themen die uns EU ler nur ablenken sollen.“
„Oh man man man“, dachte Jean jetzt nur. Nichts hatte sich in den Jahren ihrer Abwesenheit beim Zickentaxi geändert, wenn Neele einmal so anfing, dann war der halbe Tag schon vorbei. Aber an ihrem ersten Arbeitstag konnte Jean nur innerlich darüber lächeln. So hörte sie weiter Neele gespannt zu, zumal es jetzt schon bezahlte Arbeitszeit war.
„Eine lebhafte Erinnerung kommt mir in den Sinn“, sagte Neele dann. „Ein Gespräch mit einem Fahrgast, der sich stolz als Norweger vorstellte. Er begann, mir zu erzählen, dass die Deutschen sein Land im Zweiten Weltkrieg vier Jahre lang besetzt hatten. Mit einem scharfen Ton lamentierte er über die damaligen Deutschen und bezeichnete sie als Massenmörder. Das mag zwar für diese Zeiten stimmen, und die Geschichte ist nun mal, wie sie ist und wir haben keinen Einfluss auf die Vergangenheit. Aber wir können immer noch eines tun, wir können dazu lernen. Doch ich konnte dann nicht umhin ihm zu entgegnen, dass seine Vorfahren unsere Vorfahren nicht vier Jahre, sondern vierhundert Jahre lang ausgeraubt, massakriert und versklavt hatten. Ein gewaltiger Unterschied, wenn du mich fragst! Es ist schon faszinierend, wie schnell man die eigene Geschichte ausblenden kann, während man auf die anderen mit dem Finger zeigt. Ich kann nur sagen, keiner von den jetzt Lebenden Menschen auf beiden, ja auf allen Seiten, sollte mit solchen Geschichten den anderen belästigen oder Beschuldigen. Unsere Vorfahren haben alle mehr oder weniger Scheiße gebaut, da gab es keine Gruppe die das besser oder schlechter machten.“
„Anders sieht es mit den Dänen aus. Sie haben nach dem Krieg über eine Viertelmillion deutsche Frauen und Kinder versorgt und ihnen das Leben und eine Zukunft geschenkt. Das ist wahre Größe eines Volkes, eine Antwort auf Unterdrückung die es durch die Deutschen erfahren hatte. Was für ein Volk, was nach dem Krieg noch soviel Mitgefühl dem Aggressor zeigen konnte. Natürlich gab es auch in dem damaligen Dänemark dunkle Kräfte. Man spricht davon das diese Kräfte 5000 Kleinkinder langsam verhungern ließen und damit haben die Guten der Dänen bis Heute auch zu kämpfen.“
„Weißt du, Neele, du nimmst das alles viel zu persönlich. Klar haben die Völker an den Rändern der Nordsee viel Dummes und Schlimmes sich untereinander angetan. Aber eines ist gewiss. Wir sind alle miteinander verwandt, und das schweißt uns zusammen. Im Grunde bin ich also eine Norwegerin mit einer dänischen Stupsnase, spreche in einem englischen Dialekt, esse jeden Morgen ein französisches Baguette zum Frühstück. Zum Mittag gibt es belgische Pommes frites mit viel Mayonnaise, und am Abend sitze ich neben meiner niederländischen Windmühle, trinke meinen Friesentee und sehe dabei zu, wie Wasser aus den Entwässerungskanälen in die Nordsee gepumpt wird. Und? Hast du noch irgendwelche Fragen, liebe Neele?“
„Ok, ok, du hast ja recht, ich habe verstanden“, grinste jetzt Neele Jean an.
Jetzt geschah das was Jean noch gut in Erinnerung hatte, plötzlich und das ohne jegliche Vorwarnung von ihrer Chefin, läutete sie das Tagesgeschäft ein. „Alles gut, lass uns jetzt weitermachen“, sagte Neele dann energisch, als ihr deutlich wurde, das sie wieder einmal völlig mit ihren Gedanken vom Tagesgeschehen abgedriftet war. „Wir kennen uns ja! Lass uns gleich loslegen! Du bekommst eine kurze Einweisung, denn es hat sich einiges geändert. Heute geht es auf eine ganz normale Taxitour, wir beide gemeinsam, als Zickentaxi Duo!“
„Aber bevor wir ins Abenteuer starten, lass uns den Papierkram erledigen“, sagte Neele mit einem schelmischenGrinsen und blättert durch die Unterlagen. „Moment mal, du heißt ja gar nicht Jean!“
„Das stimmt“, antwortet Jean und zwinkerte ihr zu. „Ich heiße Jeanette. Aber alle nennen mich Jean, ein Spitzname. Früher, als ich bei dir als Ersatzfahrerin gearbeitet habe, hat dein Ex sich um den ganzen bürokratischen Kram gekümmert. Dein Mann kannte meinen richtigen Namen.“
Ein kurzer Moment der Stille, dann lächelten die beiden. „Wir lassen die Vergangenheit hinter uns und konzentrieren uns auf das, was vor uns liegt“, sagte Neele jetzt nur, denn an ihren Ex wollte sie sich überhaupt nicht erinnern.
Die Einweisung war rasch erledigt. Die neuen Taxitarife und die neueste Elektronik und Software im Auto machten das Fahren aufregend. Kaum waren sie losgefahren, klingelte Neeles Handy. Eine Kundin brauchte dringend eine Fahrt zu ihrem Facharzt. Und schon änderte Neele die Fahrtrichtung. Die Innenstadt von Leer präsentierte sich als chaotisches Verkehrsmeer. Neele ließ das Fenster herunter und genoss den Fahrtwind, eine wahre Taxifahrerin in ihrem Element.
Sie fuhren durch eine Einbahnstraße, gesäumt von charmanten roten Backsteinhäusern, deren Haustüren direkt zum Gehweg führten. An einer roten Ampel hielten sie an, als plötzlich ein unhöflicher Ruf eines Passanten die Luft durchbrach. „Ach du dicke fette Fotze!“ Jean und Neele schauten sich ungläubig an. Deutlich zeigte dieser Mensch auf Neele, die in lockerer Art ihren Arm auf den Fenstertürrahmen hatte. War das etwa eine Reaktion auf den markanten Schriftzug „Zickentaxi“ an ihrem Auto? Dieser Mann fühlte sich offensichtlich berufen, seine Meinung kundzutun. Neele spürte, dass hier jemand die falsche Wahl getroffen hatte. Ein klassischer Fall von „Falsches Mädchen am falschen Ort für diesen Typen.“
Mit einem entschlossenen Blick zu Jean parkte Neele das Auto auf einem freien Parksteifen. Sie holte zwei Kabelbinderaus dem Handschuhfach und sprang mit fester Entschlossenheit aus dem Fahrzeug. „Er scheint etwas in seinem Leben zu vermissen, vielleicht ein bisschen Respekt mit ein paar Spritzer Nahkampf, und ich bin hier, um ihm das zu zeigen“, murmelte Neele deutlich und ging mit kräftigen Schritten auf den unflätigen Mann zu.
Als sie ihn erreichte, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig, und niemand, am wenigsten der Mann selbst, konnte so schnell reagieren. Ruckzuck öffnete Neele seinen Hosengürtel, zog seine Hose mitsamt der Unterhose bis zu seinen Schuhen herunter und band die zusammen gepressten Hosen mit den Kabelbindern jeweils rechts links dicht an seinen Beinen fest zusammen. Das laute Knacken der Kabelbinder hallte durch die Straße, wie der Klang eines gerechtfertigten Scherzes. Der Mann, völlig verschreckt, versuchte dabei vergeblich, sein nun öffentlich sichtbares Geschlechtsteil zu verdecken.
Mit einem breiten Grinsen erhob sich Neele nun vor dem gedemütigten Mann, der im Gesicht deutlich rot angelaufen und entblößt dastand. „Na dann, einen schönen Tag noch!“, rief Neele dem Mann fröhlich ins Gesicht, während die umstehenden Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer in schallendes Gelächter ausbrachen. Alle wussten, dass Kabelbinder ohne passendes Werkzeug nicht zu lösen sind und dieser mehr assi als freche Mensch nun ein körperliches und psychologisches Problem vor sich hatte.
Unbeeindruckt stieg Neele wieder ins Taxi und sagte zu Jean. „Das musste jetzt einfach sein! Irgendwo gibt es Grenzen! Ich hoffe nur, das sein 100 Gramm Gehänge nicht meine Haare berührt haben, als ich vor ihm in die Hocke ging.“ Jean dachte jetzt nur. „Es gibt Augenblicke im Leben da muss man halt den Mund halten“, so entgegnete Jean Neele nur. „Komisch das diese Idioten niemals aussterben.“
In dieser Situation passend, wie von Geisterhand geleitet, löste sich der Stau, es ging dann schnell weiter zu ihrer Kundin.
Nur eine, laut Neele inzwischen ganz normale kleine Gefahrensituation, hatte ihre Fahrt ein wenig behindert. „Sieh mal, Jean, da vor uns. Keiner von denen hält am Stoppschild. Das Halten am Stoppschild ist total aus der Mode gekommen.“ „Gut zu wissen“, sagte Jean nur und legte noch einen drauf. „Warum wird Stoppschild eigentlich mit doppeltem P geschrieben, obwohl auf dem Schild das Wort Stop mit einem P geschrieben steht?“ „Na, du kannst Fragen stellen“, schmunzelte Neele jetzt. „Aber das ist eine gute Eselsbrücke. Siehst du ein Stoppschild, rechne damit, dass du P wie Pech haben kannst, wenn der andere sich nicht an seine Stoppflicht hält.“ „Wird jetzt Stoppflicht mit zwei oder drei P geschrieben?“ Jean, das sind die Fragen des Lebens, die gestellt werden müssen“, konterte Neele lachend.
Einige Fahrten später, während die beiden an einer roten Ampel standen, schwelgten sie in Gedanken. „Warum blinken die ganzen gelben Seitenblinker der Autos nie im Einklang?“, fragte Jean und deutete auf die Fahrzeuge um sie herum. „Es ist, als hätten sie alle ihren eigenen Takt“, fügte sie mit einem schmunzelnden Blick hinzu. „Du meist die Fahrtrichtungsanzeiger?!“ meinte auf einmal eine Oberlehrerin Neele schmunzelnd dazu, einfach nur um etwas zu sagen.
Selbst Autos der gleichen Marke schienen in ihrem Blinkverhalten nicht synchron zu sein. Immer wieder, jetzt wo die beiden Frauen darauf achteten, fiel diese Eigenart auf und sie konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Es waren solche kleinen Momente, in denen sie für einen Augenblick das Erwachsensein hinter sich ließen und wieder zu unbeschwerten Jugendlichen wurden.
Doch kaum wechselte die Ampel von Rot auf Grün, war das Thema auch schon wieder vergessen. Sie lächelten sich an, voller Vorfreude auf den nächsten Kunden, der ihre Aufmerksamkeit fordern würde.
Der Tag war erfüllt von einer Vielzahl kleiner Geschichten, einige davon erlebt oder erzählt von ihren Fahrgästen. Manchmal wünschten sich die beiden Frauen, diese Fahrtenwürden nie enden, so spannend waren die Geschichten ihrer Fahrgäste manchmal. Doch jede Fahrt hatte ihr Ende, ob die Erzählungen nun vollständig oder nur ansatzweise erzählt wurden. So auch, als Neele und Jean ein Pärchen nach Bad Zwischenahn fuhren. Die beiden Akademiker kannte Neele bereits, denn sie ließen sich häufig mit ihrem Taxi chauffieren. Es waren nicht nur ihre Titel, die sie als Akademiker auszeichneten, auch ihr Verhalten entsprach einem Klischee. Auf ihrer Fahrt unterhielten sich die beiden vertieft in ihren anstehenden Projekten an den beiden Energie Forschungszentren Oldenburg und Göttingen, dem EFZN. Neele und Jean verstanden überhaupt nicht über was die beiden redeten. Auch das kam mal vor.
Während der Rückfahrt plauderten Neele und Jean über das Oldenburger Göttinger Pärchen, ohne die tiefen Themen der beiden wirklich zu verstehen. "Eines weiß ich aber ganz genau. Diskutiere niemals mit Akademikern, ich meine, das gilt jetzt nicht für alle aber für einige von denen. Die von denen ich jetzt spreche locken dich immer in Themenbereiche, die sie selbst beherrschen. Solltest du dann doch einmal in solch eine Falle geraten sein, vergiss alles, die machen dich mit ihrer Logik so fertig, dass du nicht mehr weißt, ob du Mann oder Frau bist. Aber danach kannst du immer in ihren strahlenden Augen erkennen, wie wohl es ihnen dabei ergeht. Okay, jetzt aber Thema wechseln." „Sag mal, Jean“, begann Neele, „Hast du dich jemals gefragt, wie Akademiker eigentlich Liebe machen? Ich meine, die können ja nicht einmal unbefangen mit einander reden oder handeln. Wenn man die reden hört wirkt das wie eine Abtötung echter Gefühle. Ne, die haben keine Vorstellung von einem soliden Sexabenteuer!“
„Vielleicht diskutieren sie stundenlang über die richtige Herangehensweise beim Sex“, ergänzte Jean lachend. „Oder sie schauen in Wörterbüchern nach“, fügte Neele mit einem Schmunzeln hinzu. „Vielleicht diskutieren sie erst darüber, was man heutzutage beim Sex tun oder lieber lassen sollte.“ „Oder sie schauen in Wörterbüchern nach, Internet kann ja jeder“, gab Neele noch lachender weise dazu. Nach einerkleinen Schmunzelpause sagte Neele.“ Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie solche Leute beim Sex stöhnen, Uh, ja, gibs mir, tiefer, schneller, uh. Nach einer weiteren kurzen Pause sagte wiederum Neele. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie solche Leute überhaupt Intimität erleben. Wenn ich an meine Lehrer in der Schulzeit denke, die und Leidenschaft, das passt einfach nicht zusammen. Und doch haben sie Kinder! Wie das bei denen funktioniert hat, bleibt mir ein Rätsel.“ Beide lachten herzhaft. „Da bin ich aber heilfroh, mit meinem Philipp zusammen zu sein“, erwiderte Jean. „Der ist alles, aber auf keinen Fall ein Akademiker im Bett!“
„Na toll, jetzt meldet sich meine Blase auch noch“, bemerkte Neele kichernd. „Beeil dich, ich muss auch dringend“, lachte Neele und die beiden Frauen drückten ungeduldig die Beine zusammen. Glücklicherweise waren es nur Minuten bis zur nächsten Toilette. Nach dem gemeinsamen Toilettengang beschlossen die Beiden, in Zukunft etwas zurückhaltender und ernsthafter zu sein. Doch schon nach wenigen Minuten erkannten sie lachend, dass eine solche Vereinbarung unmöglich war.
"Nun, wieder auf der Rückfahrt zum neu ausgewählten Taxistand, nutzte Jean die Situation, um ihrem Philipp eine Sprachnachricht zu senden. Doch als sie ihr Smartphone aufklappte, leuchtete ihr ein Text entgegen, den sie noch nicht kannte. „Gesichtserkennung fehlgeschlagen.“ „Was soll das denn?“ sagte Jean laut. „Mein Handy mag mein Gesicht nicht mehr. Verstehe ich nicht, was hat es gegen mein Gesicht?“ „Das ist ja wirklich eine Unverschämtheit von dem Ding. So schlecht siehst du nun wirklich auch wieder nicht aus“, meinte Neele lachend."
Als die beiden Frauen einmal eine weitere kurze Durststrecke an einem Taxistand erlebten, kam ein Mann in Handwerkerkleidung auf sie zu, einen Werkzeugkasten in der einen Hand und ein Schutzhelm in der anderen. „Könnten sie mich fahren?“, fragte er. „Natürlich können wir!“, riefen die beiden Frauen synchron.
Nachdem der Handwerker Neele seine Zieladresse mitgeteilt hatte und die Fahrt begann, entbrannte bald eine lebhafte Diskussion unter den dreien, über die Vor- und Nachteile einer ebenerdigen, einer bodengleichen Dusche. „Und welchen Auftrag haben sie jetzt bei diesem Kunden?“ fragte Neele. Sein Kunde hatte ihn beauftragt, eine Toilette vom Flachspülertyp einzubauen. Der Handwerker erzählte weiter, dass er ein Alkoholproblem hatte und deshalb Heute nicht mit seinem eigenen Auto zu einem Kunden fahren wollte. „Das mit ihrem Problem tut mir leid, aber es ist trotzdem schön sie zu ihrem Ziel zu fahren.“ sagte jetzt Neele nur.
Und schon entbrannte eine weitere lebhafte Diskussion über die Vor- und Nachteile einer Toilette Typ Flachspüler. „Bei einem Flachspüler sieht man sofort, was man so im Darm hatte, und das ist alles andere als appetitlich. Da ist man froh, wenn man einen anderen Typ von Toilette hat und der Darminhalt im Wasser verschwindet“, erklärte er. „Und bei solch einer Toilette mit viel Wasser, sieht das alles viel angenehmer aus und riecht nicht so scheiße. Das muss jeder für sich entscheiden. Was ist einem wichtiger? Frühzeitig Krankheiten in der Schiete erkennen oder den Geruch zu minimieren?“
Neele und Jean hörten interessiert zu. Starke Meinungen und die Leidenschaft für das eigene Handwerk einzutreten, beeindruckten die beiden. In diesem Moment wurde ihnen bewusst, dass jede Geschichte, egal wie klein oder unbedeutend sie schien, eine eigene Stärke hatte. Und so fuhren sie weiter, bereit, jede neue Erzählung in ihr Herz aufzunehmen oder um beim Thema zu bleiben, zu verdauen.
Als der Handwerker lachend das Taxi verließ, schwor er, nur noch mit diesen beiden Frauen fahren zu wollen. Dann kehrte für einen Moment Ruhe im Auto ein. Doch die Stille währte nicht lange. Der neue Fahrgast bemerkte sofort den leichten Alkoholdunst, den der vorherige Passagier hinterlassen hatte. „Puh, ich hoffe, das sind nicht ihre Ausdünstungen“, meinte er mit einem schmunzelnden Blick, doch in seinerStimme schwang auch Ernsthaftigkeit mit. Auch dieser Herr hatte seine eigene Geschichte parat. Ohne Vorwarnung begann er zu erzählen, während Neele und Jean ihm, begleitet von den Fahrtgeräuschen, aufmerksam lauschten.
„Wussten sie, dass die neuen Autos selbst entscheiden, wann das Abblendlicht ein oder aus geschaltet wird?“ Beide Frauen schauten sich neugierig und gleichzeitig fragend an. „Ja, das weiß doch jeder. Die machen das heute alle automatisch, jedenfalls wenn man vorher diese Option ausgewählt hatte.“ „Genau! So zum Beispiel wenn es dunkel wird oder man einen Tunnel durchfährt, springt das Licht vom Auto an.“
„Aber wussten sie auch, dass dieses Licht-an Licht-aus Spiel bei leichtem oder starkem Nebel nicht funktioniert! Viele Autofahrer merken gar nicht, dass sie nur mit den kleinen Seitenlichtern unterwegs sind und so kaum von anderen Autofahrern bei Nebel wahrgenommen werden. Und weil alles so schön automatisch geht, vergessen Autofahrer auch die notwendige Nebelschlussleuchte bei Nebel einzuschalten. Und das geschieht einfach, weil man nicht mehr daran denkt, weil wir es uns alle abtrainiert haben. Alles geht so schön automatisch, aber bei Nebel versagt das System!“
Jetzt schauten sich Neele und Jean wirklich erstaunt an. „Ich bin Berufskraftfahrerin und bei Nebel schalte ich immer alle Lichter ein. Aber das stimmt, das ist mir auch schon aufgefallen. Oft fahren Leute bei Nebel ohne Abblendlicht und ohne Nebelschlussleuchte“, sagte Neele mit fester Stimme.
„Und wissen sie, warum ich das jetzt alles weiß?“, fragte der Mann. Beide Frauen sahen ihn neugierig an, Neele durch den Rückspiegel, während Jean sich im Beifahrersitz so gedreht hatte, dass sie den Fahrgast direkt ansehen konnte. „Ich bin heute Morgen so einem Ochsen im Nebel, im bekannten Osnabrücker Nebelland mit meinem Auto, hinten aufgefahren! Plötzlich war er mit seinem Auto vor mir, und natürlich hatte er keine Nebelschlussleuchte an. Toll nech. Mein Auto hat jetzt einen Schaden, und der Ochse hat ein Schleudertrauma, laut Sanitäter.“
„Oh, das ist ja eine blöde Geschichte! So ein Missgeschick! Und jetzt werden sie als alleiniger Schuldiger dastehen, so wie ich die Rechtsprechung kenne“, sagte Neele. „Mal sehen, noch ist ja alles frisch, also das letzte Wort wird wohl beim Gericht gesprochen“, meinte der Fahrgast nur.
Leider erreichten sie nun sein Ziel, die Mietwagenfirma, und so endete diese kurze, aber aufschlussreiche Geschichte. Kaum hatten sie sich verabschiedet, wandte sich Neele an Jean. „Bei Nebel muss man immer mit allem rechnen. Also immer schön vorsichtig und langsam fahren.“
Da klopfte ein neuer Fahrgast an die Fahrerseitenscheibe. Er sah etwas abgekämpft aus, und als die Fahrt begann, legte er sofort mit seiner Geschichte los. Er wollte nur ein wenig die Stadt Leer mit samt dem Ortsteil Loga zu Fuß erkunden, hatte sich aber dann völlig verlaufen. „Ich musste auf andere Fußgänger vertrauen, um den richtigen Weg zu finden“, gestand er, während Neele und Jean ihm geduldig lauschten.
„Wussten sie, dass es verschiedene Typen von Fußgängern gibt? Da sind die, die alles wissen und deren Erklärungen klar und prägnant sind. Diese Art habe ich heute leider nicht gefunden“, gab er lachend kund. „Dann gibt es die, die alles wissen und alles gesehen haben. Ihre Erklärungen sind dann leider so lang, dass man irgendwann nicht mehr zuhört und nur aus Höflichkeit bleibt. Und dann gibt die, meist Ausländerinnen, die fast immer extrem herzlich und zuvorkommend Auskunft geben. Ihr Gedächtnis ist bemerkenswert, aber manchmal sind ihre Wegbeschreibungen voll mit Kleinigkeiten gespickt, die keinen praktischen Nutzen haben. Deshalb habe ich mich gefreut, sie hier mit ihrem Taxi stehen zu sehen.“
Nachdem sie den Wanderer bei seiner Schwester abgesetzt hatten, auch diese Information erhielten die beiden mit einem Lächeln. So beobachteten sie ihren Fahrgast noch eine Weile, als er in Richtung eines Mehrfamilienhauses ging. Neele bemerkte. „Oh ha, Mitte Füße nache Heimat.“ Jean wusste sofort, was sie meinte. Wenn Menschen beim gehen mit einem Fuß leicht über den großen Zeh des anderen Fußes gehen,sagt man hier in Friesland nicht wie anderswo. „Über den großen Onkel gehen“, sondern. „Mitte Füße nache Heimat.“ Und das war auch ein passendes Stichwort für die Rückfahrt zum Bahnhof, zum Taxistand, als Neele noch lachend hinzufügte. „Mitte Auto nache Heimat.“
Jedes Mal, wenn Neele das Taxi verließ, sei es, um etwas zu holen oder einfach nur, um sich zu strecken, war da dieser kurze Ausdruck von Schmerz in ihrem Gesicht. Doch selbst in diesen Momenten schimmerte Humor in ihrer Stimme. „Ach, das Taxifahren ist wirklich eine Kunstform des menschlichen Leidens!“, murmelte sie, während sie den Anlaufschmerz beim Aufstehen mit einem Lächeln abtat.
In einer weiteren Pause, während die Beiden auf einen Kunden warteten, sprach Neele Jean in einem ernsten Ton an. Sie drehte sich dabei in ihrem Autositz so um, dass sie Jean direkt in die Augen schauen konnte." „Um deiner Einweisung gerecht zu werden muss ich noch ein nicht so schönes Thema ansprechen.“
„Bist du selbst in einen Unfall verwickelt, bist du Zeugin oder kommst zu einem gerade geschehenden Unfall und stellst fest, dass eine Frau mit einem Kopftuch daran beteiligt ist, gilt immer eine Regel. Hilf Frauen, die ein Kopftuch tragen, in einer Not- oder Gefahrensituation niemals direkt selbst. Wähle immer zuerst den Notruf und warte ab, greife aber nicht selbst ein oder lege Hand an. Es besteht Lebensgefahr für dich. Männer, die sich als Besitzer dieser bedauernswerten Geschöpfe Gottes darstellen, könnten deine Hilfe falsch auffassen. Und wenn sie dir irgendein Leid zufügen, dich verletzen oder gar töten, wird das vor Gericht immer als Totschlag im Affekt bezeichnet. Da der Täter aus Kulturkreisen kommt, die ein solches Verhalten nicht ganz ausschließen, wird ihm eine geminderte Schuldfähigkeit attestiert. Das heißt, so ein Typ schlachtet dich ab, und bekommt dann ein Gerichtsurteil auf Bewährung, was für diese Leute Freispruch bedeutet. Also, überlege nicht, ob du für nichts zum Krüppel geschlagen oder getötet werden willst. Wähle einfach den Notruf. Und um dieSache rund zu machen. Darüber nachzudenken gilt für dich als Berufskraftfahrerin im Taxigewerbe genauso wie es für dich im Privatleben gilt. Wenn ich eine Gelegenheit dazu bekommen, sage ich allen jungen Menschen dasselbe, ich sage es den Eltern, wenn sie ihre Kinder lieben, und ich sage es natürlich meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Aber ich sage auch, dass jeder selbst entscheiden muss, wie er reagiert. Letztendlich muss man seine Entscheidungen vor sich selbst, der Gesellschaft und vor Gott verantworten.
Der restliche Tag verlief ruhig, und Jean freute sich schon sehr auf den Feierabend, um mit Philipp im neuen Zuhause den Abend zu genießen. Ihre Entscheidung, als Taxifahrerin zu arbeiten, fühlte sich genau richtig an, vor allem nach so einem aufregenden ersten Tag. Jean wusste, dass sie stark war und diese Herausforderung mit Anmut und Leidenschaft meistern würde. Einen Arbeitsplatz zu haben, auf den man sich jeden Tag freut, ist etwas ganz Besonderes. Jean ahnte das nicht viele Menschen das Glück hatten, einen solchen Job zu finden.
Feierabend
Kaum war Jean zu Hause angekommen, klingelte ihr Telefon. Es war Philipps Mutter, die wissen wollte, wie es den beiden geht. Jean und ihre Schwiegermutter hatten ein gutes Verhältnis, auch wenn es manchmal Spannungen gab. Jean wusste, dass ihre Schwiegermutter sie manchmal als Rivalin sah, weil sie Philipp, ihren Lieblingssohn, jetzt seltener sah. Aber Jean nahm das nicht so ernst und schmunzelte darüber.
Jean hatte erfahren, dass ihre Schwiegermutter ein ähnliches Verhältnis zu ihrer eigenen Schwiegermutter gehabt hatte. Diese dachte, dass ihr Sohn quasi von der Schwiegertochter „geraubt“ wurde. Manchmal hatte Jean das Gefühl, dass es zwischen ihr und ihrer Schwiegermutter ähnlich zuging. Jean vermutete, dass ihre Schwiegermutter glaubte, dass Jean im Haushalt alles falsch machte und dass Philipp mit der falschen Frau zusammen war. Aber Jean ließ sich davon nicht beirren und machte sich keine extra Mühe, wenn ihre Schwiegereltern zu Besuch kamen.
Wie immer klagte Philipps Mutter über ihren ältesten Sohn Erik und die Spannungen zwischen ihm und seinem Vater. Sie hatte gehört, dass viele erwachsene Männer ein angespanntes Verhältnis zu ihren Vätern haben. Und viele Männer in Deutschland hatten kaum noch Kontakt zu ihren Vätern oder trafen sie nur widerwillig bei irgendwelchen Pflichtveranstaltungen. Nachdem sie Jean davon erzählt hatte, sprach sie wieder über ihren Philipp, als wäre er der perfekte Sohn.
Jean und ihre Schwiegermutter philosophierten oft über das Thema, warum sich Väter und Söhne im Erwachsenenalter oft entfremden. Jean erinnerte sich an ihre Beobachtungen, wie stolze Väter ihre kleinen Söhne auf den Armen hielten und dabei von deren Leistungen erzählten. Doch wenn die Söhne erwachsen wurden, veränderte sich das Verhältnis oft ins Negative. Es war schmerzhaft, das zu beobachten, aber viele Söhne schien es eigentümlicherweise gleichgültig zu sein. Manchmal erinnerten sich Männer an ihren eigenen Vater, wie ein bekannter Kölner Liedsänger, der beim Besuch des Grabes seines Vaters erkannte, wie schade es um ihr zerrüttetes Verhältnis gewesen war. Er verarbeitete seine Gedanken dann in einem berühmt gewordenen Lied. Er verarbeitete seine Gedanken dann in einem berühmt gewordenen Lied. Ein Lied, das er im Kölner Dialekt sang und dann mitsamt seiner Band deutschlandweit bekannt machte. Jean stellte sich oft die Frage, warum das Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen so schwierig war, besonders wenn sie die Spannungen zwischen ihrem Schwiegervater und seinem zweiten Sohn Erik beobachtete.
Bei ihrem letzten Besuch zeigte Jeans Schwiegervater ein unerwartetes Verhalten. Vielleicht war die angespannte Situation zwischen ihm und Erik für ihn einfach nicht mehr auszuhalten. Seine Frau forderte oft von ihm, sich mit Erik zu versöhnen, aber alte Wunden sind schwer zu heilen. An diesem Wochenende spürten sie zudem die Auswirkungen der Streitigkeiten zwischen Erik und seiner Ex Freundin. Diese Trennung belastete alle, besonders wegen den Sorgerechtsfragen und finanziellen Streitpunkten.
Inmitten dieser angespannten Atmosphäre versuchte Philipps Vater, die Situation mit einem Gedicht aufzulockern. Er zitierte „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm, aber niemand fand es amüsant. „Wer reitet da durch Nacht und Wind, es ist die Mutter mit ihrem Kind. Sie reitet nach Westfalen, der Alte will nicht zahlen.“ Erik, der sich angesprochen und somit ungerecht behandelt fühlte, verließ wortlos das Haus. Die Eltern sahen sich nun gegenseitig mit Schuldgefühlen in die Augen. Auch Jean und Philipp entschieden sich, nicht lange zu bleiben, da das Auto zum vereinbarten TÜV Termin musste.
Auf der Rückfahrt sagte Jean zu Philipp, dass viele Eltern vergessen, dass sie selbst einmal klein und Kindlich waren und dass ihre eigenen Eltern sich auch um sie sorgten. Diese Erinnerungen verblassen im Gedächtnis eines Erwachsenen häufig. Wie ein ewiger Reigen von Erinnerungen, Vergessen und steten Sorgen der von Generation zu Generation weiter gereicht wird. Eltern vergessen ihre Kindheitserlebnisse aber erwarten das ihre eigenen Kinder diese behalten, was natürlich dumm ist dies zu erwarten. Diese einseitigen Erinnerungen der Eltern können dann für viele Kinder, besonders für Männer, zu einem Hemmschuh werden, der eine Verbindung zu ihren Vätern erschwert.
Philipp antwortete, dass das größte Problem älterer Eltern ist, dass sie denken, sie müssten die Probleme ihrer erwachsenen Kinder lösen. Sie fühlen sich immer noch verantwortlich und machen sich oftmals permanent Sorgen, was sie sehr belastet. Eltern sollten sich nicht zu sehr mit den Problemen ihrer Kinder identifizieren und nicht versuchen, alles zu lösen. Auch erwachsene Kinder sollten ihre Eltern nicht mit negativen Dingen belasten. Wenn alle das beherzigen würden, gäbe es viel bessere Beziehungen zwischen Vätern und ihren erwachsenen Kindern.
Jean wusste, dass sie stark und selbstbewusst war. Sie wollte eine Brücke zwischen den Generationen schlagen, Verständnis und Liebe in die Beziehungen bringen. Jean fühlte es irgendwie. Es lag an ihr, neue Wege zu finden, um diese altenMuster zu durchbrechen und die Verbindung zu festigen, die trotz aller Herausforderungen Bestand haben konnte, und das auch in ihrer eigenen Familie.