AntiAmerika - T.K. Falco - E-Book

AntiAmerika E-Book

T.K. Falco

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Beschreibung

Allana Blake ist eine jugendliche Ausreißerin, die sich in AntiAmerika mit einer extremistischen Hacker-Gruppe anlegt. Erhältlich als ebook, Hörbuch und Taschenbuch.

AntiAmerika steht im Zentrum des größten anarchistischen Aufstandes in den USA seit 100 Jahren. Als die Hacktivistengruppe AntiAmerika die größten Banken des Landes hackt, steht die Finanzindustrie am Rande des Zusammenbruchs. Die Hackerin und jugendliche Ausreißerin Alanna Blake wird von der Regierung zwangsrekrutiert, um die einzige Verbindung zu AntiAmerika aufzuspüren: ihren verschwundenen Ex-Freund Javier. Sie muss ihr ganzes sozialtechnisches Geschick einsetzen, um eine Verschwörung aus Lügen und Betrug aufzudecken, die sowohl das Leben derer gefährdet, die ihr am nächsten stehen, als auch die Geheimnisse einer Vergangenheit bloßlegen könnte, die sie am liebsten für immer unter Verschluss halten würde.

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Ähnliche


ANTIAMERIKA

T.K. FALCO

Übersetzt vonARNO MAIERBRUGGER

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Copyright © 2018 T.K. Falco.

Aus dem Englischen von Arno Maierbrugger.

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors untersagt, außer für kurze Erwähnung in einer

Buchrezension.

Inhalt

Erstellt mit Vellum

1

SOZIALTECHNIK

Alanna hatte kein besonders gutes Gefühl, ihrem besten Freund etwas vorzugaukeln. Auch wenn sie den Eindruck nicht loswurde, dass er selbst Geheimnisse vor ihr hatte.

Sie sah Brayden vom Beifahrersitz des Wagens aus an, mit dem sie die regennasse Autobahn entlangfuhren, die quer durch Miami schnitt. Er schwieg. Eine dichte Mähne aus Rastalocken fiel ihm über die Schultern, und seine Tätowierung mit den chinesischen Schriftzeichen war unter seinem grünen Leibchen gut sichtbar. Die Zeichen waren eine Referenz an seine chinesische Abstammung väterlicherseits, zu einem Viertel jedenfalls, wie er einmal bemerkte.

Als sie bei einem karibischen Schnellimbiss an der Bird Road auf ein paar Happen hielten, fragte sie ihn schließlich, warum niemand etwas von Javier gehört oder gesehen hatte in der ganzen letzten Woche. Die beiden waren seit Kindheit enge Freunde, und wenn jemand über den Grund von Javiers Verschwinden Bescheid wissen musste, dann war es mit Sicherheit Brayden. Aber er meinte, er habe nicht die geringste Ahnung und verbrachte den Rest der Mahlzeit damit, schweigend auf seinem Hühnersandwich herumzukauen.

Sie war sich ziemlich sicher, dass er log. Und doch war er war nicht halb so gut im Lügen wie sie. Alanna hatte ihn gedrängt, das Auto zu nehmen und in Javiers Wohnung vorbeizuschauen um zu sehen, ob alles auch wirklich in Ordnung war, und Brayden ließ sich schließlich darauf ein. Sie hielt sich mit ihren wahren Beweggründen zurück. Wenn er so tat, als wisse er von nichts, dann würde sie das auch tun.

Als sie mit dem orangefarbenen Wagen in die Brickell Avenue einbogen, unterdrückte sie schon zum vielleicht hundertsten Mal an diesem Tag den Drang, auf ihr Mobiltelefon zu sehen. Javiers Textnachricht von gestern hatte sie die ganze Nacht kaum schlafen lassen.

Brayden parkte vor dem hochaufragenden Wohnkomplex, in dem sich Javiers Apartment befand. Er nahm sein Wertkartenhandy aus der Tasche, um ihn anzurufen. Er benutzte wie alle Hacker die meiste Zeit unangemeldete und anonyme Telefone, um auf Nummer sicher zu gehen. Alanna musterte derweil die schimmernde Glasfassade des Gebäudes.

Brayden ließ es ein paarmal läuten.

„Anrufbeantworter“, sagte er dann mit seinem dicken jamaikanischen Akzent.

„Glaubst du mir jetzt? Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich bin mir ganz sicher.“

„Du bist einfach zu nervös“, erwiderte er, noch mit dem Telefon am Ohr. „Es kommt mir überhaupt komisch vor, dass du in der ganzen Zeit, in der ihr zusammen wart, nie seine Standortdaten angezapft hast so wie von all den anderen Leuten. Das hätte uns die Fahrt erspart.“

Sie warf Brayden einen bösen Blick zu. Er hörte nicht auf, über ihre Internet-Betrugsmaschen, mit denen sie nun mal ihr Geld verdiente, zu frotzeln – und das viel häufiger als alle anderen, die sie in der Szene kannte. Nicht, dass ihm diese Kommentare zustünden. Er war schließlich auch kein Engel. Laut Javier haben er und seine Hacktivisten-Kumpel sogar einmal die Webseite des US-Bundesfinanzamtes geknackt. Obwohl, sie haben nichts Schlimmes angerichtet oder gar gestohlen. Es ging nur darum, Lücken zu finden. Auf diese Weise machten Hacker wie er ihr Geld mit Firmen und Institutionen. Kopfgeld nannte man das.

Er selbst sah sich als einen Grauhut-Hacker, eine Mischung aus „gutem“ Weißhut-Hacker und „bösem“ Schwarzhut-Hacker. Also einer, der nicht unbedingt kriminelle Absichten hat, sondern durchaus gewissen ethischen Standards folgt. Alanna bedeutete der Begriff wenig. Ihre Welt war in schwarz und weiß aufgeteilt, und da passte nichts dazwischen. Wenn es nach ihr ging, waren sie beide Internet-Kriminelle. Das schönzureden machte für sie keinen Sinn.

Brayden sprach Javier aufs Band, dass sie vor seinem Haus stehen and warten würden. Dann schob er seine rechte Hand an Alanna vorbei, um ihr die Wagentür zu öffnen.

„Ich parke in der nächsten Straße. Lass dir nicht zu viel Zeit.“

„Du willst nicht mit mir rauf gehen?“, fragte sie überrascht. Einer der Gründe, mit ihm hierher zu fahren, war ja, dass sie nicht alleine in das Apartment gehen wollte.

„Wozu? Wenn er nicht antwortet, dann bedeutet es, dass er entweder nicht hier ist oder von niemanden gestört werden will.“

„Komm mit mir hoch. Es wird nur ein paar Minuten dauern.“

Er senkte den Kopf. Die Rastalocken fielen in einem Bausch nach unten.

„Ich muss zuerst einen Parkplatz finden. Abgesehen davon verstehe ich die Aufregung nicht, die du hier machst. Du kennst Javier ja. Wahrscheinlich ist er gerade tief konzentriert am Hacken, um von den Firmen Kopfgeld für ihre Programmierfehler zu kassieren.“

Sie rieb sich den Nacken. Unter normalen Umständen könnte Brayden ja recht haben mit der Vermutung, dass Javier mit seinem üblichen „ethischen Hacken“ beschäftigt war, aber nicht jetzt. Zu viele Rätsel umgaben sein Verschwinden.

Seine Studienfreunde hatten seit Tagen nichts von ihm gehört. Er sei die ganze Woche dem Unterricht ferngeblieben, sagten sie. Und doch war er einfach nicht der Typ dafür, sich von einem auf den anderen Augenblick in Luft aufzulösen. Wenn er für einen Notfall oder so etwas die Stadt hätte verlassen müssen, hätte er mit Sicherheit jemandem Bescheid gesagt.

„Bist du überhaupt nicht besorgt?“, wollte sie von Brayden wissen.

„Pffft. Der Junge hat immer einen klaren Kopf bewahrt. Wenn er Leute beschummeln würde so wie du, dann würde ich mir Sorgen machen.“

„Gut. Warte im Auto.“

„Lass die Finger von den Wohnungen älterer Leute. Ich weiß, du würdest denen ihr Geld und ihren Schmuck stehlen, wenn sich nur die Gelegenheit bietet“, sagte er in seiner sarkastischen Art.

Alanna ignorierte seine Bemerkung und trat in die schwüle Hitze hinaus. Er fuhr den Wagen bis zum Stoppzeichen am Ende der Straße weiter. Sie wartete, bis er an der Kreuzung nach rechts abbog und ging dann auf die Drehtüre des Gebäudes zu.

Sie stahl nicht das Geld anderer Leute. Nur deren persönliche Daten. Identitäten und Details ihrer Finanztransaktionen. Kreditkartennummern. Ausweise und Passwörter. Medizinische Aufzeichnungen. Informationen, die man gut zu Geld machen konnte.

Sie gelangte zu diesen Daten auf die gleiche Weise, wie sie nun am Wachmann vorbeizukommen gedachte, der in der Mitte der Eingangshalle saß – mit Sozialtechnik. Leute hacken. Es war eine der vielen Fähigkeiten, die sie von ihrem Vater mitbekommen hatte. Der war ein „guter“ Hacker gewesen und hatte dafür wenig Verwendung, und so gab er ihr nur die Grundlagen weiter. Den Rest hatte sie sich selbst beigebracht, als sie als junge Ausreißerin in Miami ganz auf sich selbst gestellt über die Runden kommen musste.

Der Wachmann kauerte hinter dem Empfangstresen. Alanna schritt über den gebohnerten Marmorboden und warf einen Blick in seine Richtung. Er war vertieft in ein Video einer anarchistischen Demonstration, das auf seinem Smartphone lief. Sie schaute kurz auf ihr eigenes Telefon. Keine neuen Nachrichten.

Es dauerte eine Weile, bis sie seine Aufmerksamkeit erheischen konnte. Sie tappte mit ihren Fingerspitzen auf den Tresen und räusperte sich. Er war ein recht stramm gekleideter Typ, in seinen Mittzwanzigern, schätzte sie. Schließlich sah er auf und blickte sie von seinem ledernen Bürostuhl aus an. Er rückte den Kragen seines weißen Polohemds zurecht und musterte sie genau. Endlich: Ein aufmerksames Publikum, dachte sie.

„Ich möchte ein Studio-Apartment mieten. Kann ich mit jemandem vom Vermietungsbüro sprechen?“

„Haben Sie einen Termin?”

„Nein. Ich habe mir andere Wohnungen in der Gegend angesehen und dachte, ich schaue mal rein. Ist das in Ordnung?“

Er zögerte mit einer Antwort. Sie lächelte ihn strahlend an und klimperte mit den Wimpern. Er lächelte zurück, legte ein Blatt Papier und einen Stift auf den Tresen und wies sie an, sich einzutragen. Sie notierte ihren Namen und die Uhrzeit, und der Sicherheitsbeamte stand auf und führte sie zum Aufzug.

Es lief alles wie am Schnürchen. Er entsperrte die Liftbedienung mit seinem Schlüsselbund und drückte den Aufwärtsknopf. Und doch schien es, als würde er sie misstrauisch ansehen. Sie war sich nicht sicher. Erkannte er sie? Bei ihrem letzten Besuch hatte sie ihn hinter genau diesem Schreibtisch gesehen. Er schien ihr damals wenig Beachtung zu schenken, denn Javier war ja da, und sie gingen gemeinsam als ein Pärchen nach oben. Damals, als sie noch zusammen waren.

Sie erwiderte kurz seinen Blick und schaute dann weg. Es war das Beste, wenn sie nicht reagierte. Viele Kerle gafften sie an. Oder machten Bemerkungen über ihr Aussehen. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft das Wort exotisch gefallen war. Es war eine höfliche Art zu sagen, dass man ihre ethnische Zugehörigkeit nicht sofort einordnen konnte. Viele haben es versucht, bei diversesten Gelegenheiten, aber noch nie war jemand dahintergekommen, dass sie irisch-malaysischer Abstammung war. Das war scheinbar einfach zu fremdartig.

Der Sicherheitsbeamte ging zurück zu seinem Schreibtisch und teilte ihr mit erhobenen Augenbrauen mit, dass sich das Vermietungsbüro im obersten Stockwerk befände.

„Zwölfter Stock. Gehen Sie einfach in das Büro am Pool. Die können Ihnen alle Fragen beantworten.“

Allein im Aufzug, drückte sie zuerst auf den Knopf für zwölf und dann für drei – Javiers Etage. Ihre kleine List hatte gewirkt. Der Schwierigkeitsgrad auf ihrer Sozialtechnik-Skala war gering, vielleicht eine Zwei. Es war nicht viel Können erforderlich. Nur ein paar Lügen und ein kokettes Lächeln.

Und doch war Alanna angespannt. Sie zog es vor, ihre Zielpersonen per Telefon oder E-Mail zu manipulieren statt von Angesicht zu Angesicht.

Sie warf einen letzten Blick auf ihr Mobiltelefon und verstaute es in ihrer schwarzen Lederhandtasche. Seit gestern Morgen hatte sie sich an die Hoffnung geklammert, dass Javier sich zurückmelden würde. Doch er hatte nicht auf ihre Sprachnachrichten reagiert, und auch nicht auf ihre Textnachrichten und E-Mails. Es gab nur diese einzige Nachricht von ihm, die er an ihr Telefon geschickt hatte, und die kam mit einem blinkenden roten Notsignal.

Alanna. Ich bin in Schwierigkeiten. Komm und hilf mir.

Es gab keine weiteren Details. Sie stellte sich die schlimmsten Dinge vor.

Sie erzählte Brayden nichts davon. Die Nachricht war schließlich nur an sie gerichtet. Überhaupt hatte sie seit der Trennung nicht mehr viel über Javier gesprochen, und auch Brayden begann Schweigen zu breiten über alles, was mit ihrem Ex-Freund zu tun hatte.

Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Sie ging rasch in die Richtung von Javiers Wohnung.

Es war eines dieser Gebäude, das so hochmodern konzipiert war, dass es unmöglich gemütlich sein konnte. Obwohl, es war viel schöner als das in Olympia Heights, in dem sie ihre Bude hatte. Aber auch viel unheimlicher. Bis heute war sie noch nie alleine diesen Flur entlang gegangen. Sie nahm den Widerhall ihrer Schritte auf dem glanzlosen Keramikboden viel deutlicher wahr. Ihr Schatten huschte über die beigefarbenen Wände. Als das automatische Deckenlicht plötzlich erlosch, war es, als schienen die Wände näher zu kommen. Sie fühlte sich unwohl.

Schließlich erreichte sie Javiers Tür und klopfte an den weißen Metallrahmen. Keine Antwort. Sie klopfte noch zweimal, presste ihr Ohr an die kalte Oberfläche der Tür und hielt den Atem an, als sie lauschte. Doch es blieb still. Sie blieb resignierend mit der Stirn an der Tür lehnen und verlor sich in Gedanken. Seit sechs Wochen rätselte sie, was der Grund für Javiers Verschwinden war. Warum er nach zwei Jahren ihre Beziehung auf einmal abgebrochen hatte und seitdem jeden Kontakt zu ihr mied. Sie konnte jetzt nicht einfach weggehen.

Dann umfasste sie den Türknauf. Verriegelt. Während ihre Finger das kalte Messing umklammerten, verzogen sich ihre Lippen zu einem Grinsen. Ein großer Vorteil, wenn man sich für ihre Art zu leben entschieden hatte, war die Freiheit, sich zu bewegen, wo immer man wollte – sowohl online als auch in der realen Welt. Die Türen blieben nur geschlossen, solange sie es zuließ. Sie griff in die Gesäßtasche ihrer Jeans und holte einen Dietrich und einen Torsionsschlüssel hervor. Es war Zeit für Antworten.

Sie zog sich die Kapuze ihres dunkelgrauen Pullovers über den Kopf und spähte den Flur hinunter, während sie sich gegen die Tür lehnte und den Dietrich in das Schloss schob. Wenn sie jetzt ein aufmerksamer Mieter bemerkte und einen Notruf absetzte, würde sie in null Komma nichts in einem Streifenwagen der Polizei von Miami landen. Sie war sich des Risikos bewusst. Aber sie blieb kontrolliert. Vor Jahren hatte sie ihrem Vater ein Versprechen gemacht. Sie würde sich niemals verhaften lassen. Sie hatte nicht die Absicht, das jemals zuzulassen.

Sie hielt inne und strich sich ihre rot gefärbten Haarsträhnen aus den Augen. Jede noch so kleine Ablenkung könnte dazu führen, dass sie einen Fehler machte. Es klopfte in ihrer Brust. Sie spürte ein Kribbeln, das von Kopf bis Fuß ging. Gedanken an Javier überkamen sie. Sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters. Schließe die Augen. Atme tief ein. Schalte deine Umgebung aus. Hebe deine Augenlider. Schließe diese Tür auf.

Sie war sechs Jahre alt, als er ihr das Werkzeug zum Aufbrechen von Schlössern und die Anleitung dazu gab. Sondiere das Schlüsselloch mit dem Dietrich, bis das spitze Ende auf dem Kopf eines Sperrstifts landet.Schieb den Torsionsschlüssel hinterher und übe Druck auf den Dietrich aus, bis der Stift einrastet.Wiederhole den Vorgang mit den übrigen Sperrstiften.Dann dreh den Türknauf und sprich die magischen Worte „Sesam öffne dich.“

Die Tür sprang auf. Sie steckte das Werkzeug in ihre Tasche zurück und betrat die Wohnung.

Es war stockdunkel. Die Vorhänge waren zugezogen. Alanna stand an der Tür und wartete, bis sich ihre Augen anpassten. Sie schob die Kapuze von ihrem Kopf. Die Klimaanlage war scheinbar schon seit einiger Zeit abgestellt worden. Sie tastete die Wand ab, bis ihre Fingerspitzen Plastik berührten. Nachdem sie den Lichtschalter umgelegt hatte, ließ sie sich auf der grauen Couch nieder. Die Lampe flackerte.

In der Küche und im Wohnzimmer herrschte völlige Unordnung. Schubladen und Schränke waren geöffnet. Kleidung, Papiere und Bücher lagen auf dem Parkettboden verstreut. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit. Javier würde seine Wohnung niemals in so einem Zustand verlassen. Sie ballte ihre zitternden Hände zu Fäusten. Sie hatte keine Ahnung, wann diese Verwüstung stattgefunden haben könnte. Vielleicht vor Tagen, oder auch nur vor ein paar Minuten, dachte sie verunsichert.

Auf den Linoleumfliesen am Küchenboden lag ein Hammer zwischen anderen Werkzeugen. Sie schnappte sich ihn, umklammerte den Griff und schlich zur Wand hinüber. Am Eingang zum Schlafzimmer hielt sie den Atem an und schloss die Augen, Sie stand mit erhobenem Hammer da, was immer auch kommen sollte.

Doch nichts geschah. Da war niemand. Sie machte die Augen wieder auf und sah Javiers Habseligkeiten auch dort am Boden zerstreut liegen. Sie atmete keuchend aus und begann, das Zimmer zu untersuchen. Wer auch immer hier eingebrochen war, hatte nichts ausgelassen und alles durchwühlt. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn sie sich diesen Leuten in den Weg stellte. Ihr Herz klopfte. Diese Eindringlinge schienen das Problem zu sein, vor dem er sie gewarnt hatte.

Sie schaltete alle Lichter an und durchsuchte jeden Winkel der Wohnung. Sogar die Schränke im Badezimmer waren durchwühlt. Der Computermonitor war umgestoßen und Javiers Laptop war verschwunden. Aber da waren kein Blut, keine Leichen.

Sie hatte das Schlimmste befürchtet. Doch es schien, dass es noch Hoffnung gab. Zumindest im Moment. Denn sie konnte erst aufatmen, wenn sie sicher sein konnte, dass er lebte und unversehrt war.

Als sie das letzte Mal vor über einem Monat miteinander sprachen, ließ Javier keine Anzeichen von Problemen erkennen. Und doch, er war weniger gesprächig als sonst, was sie auf ihre Trennung zurückführte. Als sie ihn um eine Erklärung bat, redete er um den Brei herum. Sie rief ihn mehrmals an und verlangte Klartext. Aber seine letzten Worte, bevor er auflegte, waren: „Wir brauchen eine Pause voneinander.“

Hatte er mit ihr Schluss gemacht, weil er bedroht wurde und sein Leben in Gefahr war? Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. Die Situation war surreal. Sie war ja die Cyberkriminelle. Javier war der ethische Hacker. Der anständigste Mensch, den sie kannte. Eigentlich sollte sie all diese Probleme haben, nicht er.

Ein Piepton ihres Telefons riss sie aus ihrer Benommenheit. Da war eine Textnachricht. Wahrscheinlich wollte Brayden wissen, was los ist – oder vielleicht war es doch Javier? Sie legte den Hammer weg und fischte das Telefon aus ihrer Handtasche. Am Display prangte die Anrufer-Identifikation von Javiers Handy.

Ich muss dir mein Geheimnis verraten, Alanna. Komm und finde mich, lautete die Nachricht.

Sie erschauderte. Was bedeutete das alles? Alanna beschloss, Javier eine Nachricht zurück zu schreiben und ihn zu fragen, was zum Teufel los war, sobald sie das Gebäude verlassen hatte. Sie steckte das Telefon wieder in die Tasche. Die Eindringlinge könnten jederzeit zurückkommen, befürchtete sie. Aber sie würde die Wohnung noch ein letztes Mal nach Hinweisen auf Javiers Verbleib untersuchen, erst dann würde sie gehen.

Doch auch die neuerliche Durchsuchung des Wohnzimmers blieb erfolglos. Beim Durchstöbern der verstreuten Gegenstände im Schlafzimmer konnte sie gerade noch vermeiden, auf einen Bilderrahmen zu treten. Es war ein oval gerahmtes Familienfoto, das einen schlaksigen Javier zeigte, der mit einem leeren Lächeln neben seinen Eltern und seiner kleinen Schwester stand. Sie strich mit den Fingerspitzen über sein Gesicht, bevor sie den Rahmen auf die weiße Kommode neben seinem Bett stellte.

Sie untersuchte den Raum weiter, aber es hatte keinen Sinn. Nichts in diesem Chaos bot irgendwelche Antworten. Sie streckte ihre Beine durch, um das zittrige Gefühl zu stoppen, das sie befallen hatte. Es war Zeit zu verschwinden. Jetzt, da sie mit Sicherheit wusste, dass Javiers Leben in Gefahr war, konnte sie Brayden alles erzählen. Vielleicht würde er dann endlich bereit sein, das Gleiche zu tun. Sie ging vom Schlafzimmer zur Eingangstür zurück, schaltete das Licht aus und verließ die Wohnung.

Alanna huschte den leeren Korridor entlang. Der nächste Aufzug war nur wenige Meter entfernt, und sie würde hinunterfahren, dann gelassen am Empfang vorbeischreiten und schließlich ins Freie treten. Das nahm sie sich jedenfalls vor. Doch ein plötzliches schrilles Klingeln ließ sie innehalten. Jemand war mit dem Aufzug auf dieser Etage angekommen. Die Türen schoben sich zur Seite, und ein glatzköpfiger Mann in einem dunklen Anzug trat heraus. Er sah aus, als gehöre er in eine Wrestling-Arena. Als er sie sah, machte er für einen kurzen Moment ein erstauntes Gesicht. Doch dann verzog sich seine Miene langsam zu einem bösartigen Grinsen. Alanna blieb wie gebannt im Flur stehen.

Sie nickte mit dem Kopf und versuchte, höflich und entspannt zu wirken.

„Hallo.“

Er deutete mit seiner rechten Hand in ihre Richtung.

„Bleiben Sie genau da stehen. Rühren Sie sich nicht vom Fleck.“

Ihre Muskeln versteiften sich. Ihr erster Reflex war, seiner Anweisung Folge zu leisten. Aber ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr das Gegenteil. Sie drehte sie um und begann, davonzurennen.

„Ich sagte, bleiben Sie stehen!“, schrie ihr der Mann hinterher.

Als sie bei einem roten Notausgangsschild ankam, riss sie die Tür zu dem Treppenhaus dahinter auf. Sie umfasste das Geländer und rannte die Stiegen hinunter, so schnell sie konnte. Die Tür zum Flur über ihr schloss sich mit einem metallischen Krachen und schnitt die Geräusche von trampelnden Füßen und das Geschrei ihres Verfolgers ab. Als dieser die Tür wieder aufbekam und ins Treppenhaus trat, war sie bereits im untersten Stockwerk angelangt. Dort huschte sie schnell durch die nächste Türöffnung, die sich vor ihr auftat.

Ein feuchter Luftzug strich über ihr Gesicht, als sie sich im Parkhaus des Gebäudes wiederfand. Die Ein- und Ausfahrt für Fahrzeuge befand sich auf der gegenüberliegenden Seite. Sie bemerkte eine Ausgangstür zu ihrer Rechten. Doch als sie am Knauf drehte und die Tür öffnen wollte, bewegte diese sich nur wenige Zentimeter. Es schien, als wurde von der anderen Seite etwas dagegen gedrückt.

Sie wich ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang mit der Schulter voran gegen die Tür, die durch die Wucht abrupt aufschwang und offenbar ein Hindernis mit sich stieß. Alanna blickte nervös um sich. Da war eine Frau mit blondem Pferdeschwanz, weißem Hemd und dunkler Hose, die sich mühte, wieder auf die Beine zu kommen. Sie starrte Alanna an, als ob sie auf sie gewartet hätte.

Alanna hatte keine andere Wahl und musste schnell handeln, bevor der Glatzkopf sie einholte. Pferdeschwanz riss die Augen auf, als Alanna sich leicht bückte und eine Kampfstellung einnahm. Die Frau schien zu ahnen, was nun kommen würde.

„Denken Sie nicht einmal daran“, sagte sie.

Alanna stürmte mit aller Kraft auf sie zu und stieß sie erneut zu Boden. Als sie davon spurtete, hörte sie die Frau hinter ihr unverständliche Laute kläffen, die wie Flüche klangen, aber mit zunehmender Entfernung leiser wurden.

Alanna hastete über einen Betonweg, der von einer Palmenreihe gesäumt war und zur Vorderseite des Gebäudes führte. Zu ihrer Linken lag ein kleiner Yachthafen. Dieser Teil von Brickell bestand aus Hochhäusern und schmucken betonierten Gehwegen an der Bucht des Miami Rivers, die zum Flanieren einluden. Es war eine der exklusivsten und teuersten Wohngegenden in der Innenstadt von Miami. Und doch war jetzt wenig Verkehr auf der Straße. Auf dem Bürgersteig waren keine Menschen zu sehen.

Sie hatte es geschafft, dachte sie. Brayden war mit seinem Wagen nur einen Block von ihr entfernt. Sie bog an der Ecke rechts ab und rannte so schnell sie konnte. Ein triumphierendes Lächeln schoss ihr auf die Lippen, und sie genoss den Adrenalinstoß.

An der nächsten Kreuzung blickte sie die Querstraße hinunter. Ein paar Blocks entfernt fuhr ein vereinzelter blauer Lieferwagen die Straße entlang. Sie war nicht weit von der Stelle, wo Brayden den Wagen geparkt haben musste. Wenn sie sich beeilte, konnte sie in der nächsten Minute mit ihm von dort wegfahren und sich in Sicherheit bringen.

Aber sie zögerte. Ihre Verfolger waren höchstwahrscheinlich Polizisten oder FBI-Agenten. Sie wollte Brayden auf keinen Fall in dieses ganze Chaos hineinziehen. Sie blickte geradeaus und entschied sich, in diese Richtung weiter zu laufen, weg von dem geparkten Auto.

Als sie einen kurzen Blick zurückwarf, sah sie den Glatzkopf an Pferdeschwanz, die sich wieder hochgerappelt hatte, vorbeirennen. Sie musste sich verstecken.

Eine Straße weiter kam sie an einer Kreuzung mit einem leeren Parkplatz und einem geschlossenen Restaurant zu ihrer Rechten und einem Hochhaus und einer Sackgasse zu ihrer Linken an. Vor ihr waren noch mehr leere Straßen. Sie rannte auf den Parkplatz zu, in der Hoffnung, hinter dem Restaurant ein Versteck zu finden.

Angelangt, blieb sie stehen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Eine Seite des Parkplatzes war von einer weißen Holzwand begrenzt, die zu hoch war, um darüber zu klettern. Auf der anderen Seite standen ein paar große Bäume und dazwischen ein Bürogebäude aus braunem Backstein. Sie warf ihr geliebtes Schlossknacker-Werkzeug hoch in die Äste des Baumes, der ihr am nächsten war. Es waren Beweise für den Einbruch, die sie belasten könnten. Sie biss sie die Zähne zusammen und setzte ihre Flucht fort.

Als sie über den rauen Asphalt des Parkplatzes lief, hörte sie stampfende Schritte hinter ihr, die näherzukommen schienen. Sie war auf halbem Weg zum Restaurant, als sie anfing, außer Atem zu geraten. Ihre Lunge begann zu brennen und sie musste das Tempo drosseln.

Im nächsten Augenblick wurde sie von kräftigen Armen an der Hüfte gepackt und von den Füßen gerissen. Sie schlug hart auf dem Boden des Parkplatzes auf.

Alanna lag bäuchlings da. Ihre gesamte rechte Körperseite pochte vor Schmerzen. Der spröde Asphalt rieb an ihrer Wange, als sie nach Luft schnappte. Ihr Angreifer, der bei der Attacke ebenfalls zu Boden ging, stand wieder auf. Mit Mühe drehte sie sich ein wenig zur Seite. Ihre geprellten Rippen ließen sie vor Schmerz zusammenzucken, ihr rechtes Knie und der Ellbogen waren aufgeschürft. Als sie versuchte, sich zu erheben und dabei den Oberkörper nach oben bewegte, drückte der Glatzkopf ihr sein Knie in den Rücken und ließ sie wieder flach zu Boden gehen.

Sie lag weiter mit dem Gesicht nach unten da und stöhnte laut. Der Glatzkopf ließ nicht locker und fixierte sie weiter mit seinem Knie. Hinter ihnen hörte sie jemanden schreien. Doch all ihre Hoffnung auf Rettung verging beim Anblick von Pferdeschwanz und zwei anderen Kerlen, die eilig näherkamen. Es schien, als ob die ganze Welt sie in die Enge treiben wollte.

„Lassen Sie mich los, verdammt!“, schrie sie.

Sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrer rechten Schulter als der Mann ihr den Arm auf den Rücken drehte. Dann fühlte sie etwas Metallisches an ihrem rechten Handgelenk, gleich darauf am linken. Sie versuchte sich zu widersetzen, doch die Handschellen drückten sich in ihre Haut ein. Das Blut pochte in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen und versuchte, die Tortur und das Gebrüll ihrer Peiniger einfach auszublenden.

Es tut mir leid, Papa. Ich habe dich enttäuscht – schon wieder.

2

ANGELN NACH INFORMATIONEN

Die Leute lassen dich ausbluten, wenn du es zulässt. Versprich mir, dass du nicht so endest wie ich, als hilfloses Opfer.

Sie erinnerte sich an diese eine Unterhaltung mit ihrem Vater vor vielen Jahren. Nach seiner Bemerkung hatte er einen langen Zug aus der Whiskeyflasche genommen und resigniert in die Ferne geblickt. Sie konnte nicht anders, als es ihm zu versprechen. Egal ob er betrunken gewesen war oder nicht, er hatte damals wohl die Wahrheit gesagt. Als sie Jahre später auf sich allein gestellt in Miami ankam, konnte sie mit eigenen Augen sehen, wie Recht er hatte. Es wimmelte von Gaunern, die Ausreißern wie ihr harte Drogen verkauften. Sie beuteten die jungen Leute aus, bis sie völlig verbraucht waren. Aber sie blieb wachsam. Und schaffte es letztendlich, diese riskante Zeit besser durchzustehen als die meisten anderen.

Aber jetzt schien ihre Glückssträhne zu einem Ende gekommen zu sein. Seit über einer Stunde saß sie in einem kühlen Vernehmungsraum.

Am Parkplatz hatte ihr der glatzköpfige Mann ihre Rechte vorgelesen, noch während er sein Knie in ihren Rücken gepresst hielt. Pferdeschwanz gab die Anweisungen, und dann wurde sie von dem Glatzkopf und einem anderen grauhaarigen Kerl auf den Rücksitz eines Polizeiautos verstaut, mit dem sie zum Revier fuhren.

Ihre Handtasche mit Bargeld und Ausweisen wurde beschlagnahmt. Ihr Name, ihr Foto, ihre Fingerabdrücke und ihre DNA wurden in einer Datenbank gespeichert. Sie war jetzt offiziell auf dem Raster. Es war das Letzte, was sie brauchte, dachte sie, aber es würde wahrscheinlich noch schlimmer kommen.

Sie feixte gegen ihr Spiegelbild an der grauen Wand des Raumes und wippte dabei mit dem Fuß auf dem schwarz gefliesten Boden. Wenn das FBI etwas von ihr wollte, sollten sie merken, dass sie das Warten satthatte.

Die Agenten, die sie verhaftet hatten, waren von einer Einheit, die sich FCCU nannte –Federal Cyber Crimes Unit, eine Bundespolizei für Internetkriminalität. Es war das erste Mal, dass sie von denen hörte. Es gab so viele Einheiten, Teams und Einsatzgruppen in diesem Bereich, dass sie den Überblick verloren hatte. Auf jeden Fall schien es, dass ihre Sozialtechnik-Betrügereien sie einholten. Braydens Warnungen hatten sich als gerechtfertigt erwiesen. Sie hoffte, dass ihre FCCU-Entführer ihn nicht auch geschnappt hatten.

Eine Viertelstunde verging, bevor ein großgewachsener Mann mittleren Alters den Raum betrat. Er hatte einen gebräunten Teint, kurzes schwarzes Haar und trug einen grauen Anzug. Er ließ einen hellbraunen Ordner, einen gelben Notizblock und einen Stift auf die hölzerne Tischplatte fallen, die sich zwischen ihnen befand. Sein Blick fixierte Alanna, als er auf dem Metallstuhl ihr gegenüber Platz nahm.

„Frau Blake, mein Name ist Ethan Palmer. Ich bin Spezialagent beim Inlandsgeheimdienst.“

Sie verharrte regungslos. Ihre Arme hingen an den Stuhllehnen herunter. Geheimdienst und FCCU, das war ganz schön viel für einen einfachen Einbruch. Sie fragte sich, welche ihrer Internet-Betrügereien auf deren Radar aufgetaucht waren. Oder wie lange sie sie schon beobachteten. Und doch, welche Beweise sie auch immer haben mochten, sie hatte nicht die Absicht, irgendetwas von sich preiszugeben.

Palmer legte seine rechte Hand auf den Ordner.

„In Ihrer Akte steht, dass Sie kurz nach Ihrem sechzehnten Geburtstag in North Carolina als vermisst gemeldet wurden. Seitdem gibt es keine Aufzeichnungen über irgendwelche Ihrer Aktivitäten. Möchten Sie uns sagen, was Sie in den letzten zwei Jahren und davor gemacht haben?“

Sie blickte zur Seite. Jeder Zentimeter der Wand war in demselben tristen und deprimierenden Grau gestrichen.

Er nahm seinen Stift in die Hand und lächelte gekünstelt.

„Ihre beiden Eltern sind als verstorben aufgeführt. Haben Sie jemanden, den wir kontaktieren sollen? Einen Freund oder ein Familienmitglied?“

„Nein.“

„Tut mir leid, das zu hören. Es muss hart sein, als ein Mädchen in Ihrem Alter allein zu leben.“

Das Letzte, was sie brauchte, war, dass dieser Kerl sie bemitleidete.

„Haben Sie viel Erfahrung mit Mädchen in meinem Alter?“, fragte sie.

„Meine Älteste ist sogar ein paar Jahre jünger als Sie“, antwortete er.

Er setzte ein Lächeln auf, aber sie bemühte sich, keinerlei Emotionen zu zeigen. Stille trat ein. Plötzlich betrat Pferdeschwanz den Raum. Sie trug eine dunkelblaue Jacke über einem langärmeligen weißen Hemd und kaute auf einem Kaugummi, während sie an dem Tisch vorbei in den hinteren Teil des Raumes marschierte, dort stehenblieb und die beiden stumm musterte.

Palmer wies in ihre Richtung, ohne seine Augen von Alanna zu nehmen.

„Ich glaube, Sie kennen FCCU-Spezialagentin Sheila McBride bereits.“

Er warf der Agentin einen kurzen Blick zu, den sie aber nicht erwiderte, als wäre sie über etwas verstimmt.

„Tut mir leid, dass wir ohne Sie angefangen haben“, sagte er in ihre Richtung.

Die Frau lehnte an der Wand und sagte nichts. Beide Hände steckten in ihren Jackentaschen. Sie sah angespannt aus, dachte Alanna. Sie hatte etwas von einem Kontrollfreak. Das konnte Alanna an der Art erkennen, wie sie bei der Verhaftung Befehle gebellt hatte. Auch der durchdringende Blick, mit dem sie sie anfunkelte, war ihr nicht fremd. Fast ihr ganzes Leben lang war sie mit Menschen zusammen gewesen, die sie als Verbrecherin abstempelten und sie so behandelten. Doch damit konnte sie umgehen. Sie sandte der Agentin ein breites, spöttisches Lächeln zurück.

Palmer winkte mit seiner Hand, um Alannas Aufmerksamkeit zurückzuerlangen.

„Also, wollen Sie uns sagen, was Sie in dem Wohnhaus gemacht haben? Oder warum Sie vor den FCCU-Agenten weggelaufen sind?“

Er presste die Fingerspitzen zusammen, während sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und schwieg.

„Können Sie uns sagen, wie Sie dorthin gekommen sind? Mit ihrem eigenen Wagen sind sie nicht gefahren. Der steht in der Parkgarage ihres Wohnhauses.“

Sie knirschte mit ihren Zähnen. Wenn sie nicht über Brayden Bescheid wussten, würde sie es ihnen ganz sicher nicht sagen. Agentin McBride trat näher an den Tisch heran. Sie war definitiv immer noch sauer über die Schubser vor Javiers Wohnung. Doch die Feindseligkeit war gegenseitig. Alanna hatte wenig Sympathie für Leute, die ihr das Leben schwermachen wollten. Vor allem mit Frauen, die sich aufspielen wie diese da. Sie schob es auf die Wut, die sich in ihr durch das Leben mit einer psychisch instabilen Mutterfigur jahrelang aufgestaut hatte. Eine Wut, die für ein ganzes Leben reichte.

Agentin McBride lehnte sich in einer bedeutungsschweren Geste nach vorne.

„Raten Sie mal, was wir nach einer gerichtlich angeordneten Durchsuchung Ihrer Wohnung auf Ihrem Laptop gefunden haben?“

Sie stellte sich vor, dass es Daten aus ihren Angriffen mit betrügerischen E-Mails gewesen sein könnten. Das waren die größten Gewinnbringer unter all ihren Internet-Betrügereien. Sie verschickte stapelweise E-Mails, die den Anschein erweckten, von Instagram, Facebook oder einer anderen vertrauenswürdigen Quelle zu stammen. Ein paar ahnungslose Zielpersonen öffneten sie, klickten auf die Links in der Nachricht und gaben dann ihre persönlichen Daten auf gefälschten Webseiten ein, die sie erstellt hatte.

Sie senkte den Kopf, bevor sie antwortete.

„Minecraft?“

Agentin McBrides blaue Augen verengten sich.

„Beweise für das Abschöpfen von personenbezogenen Daten. Identitätsdiebstahl. Dazu kommt dann Widerstand gegen die Festnahme. Ein Einbruch. Sie sind dabei, einen Bundesstaatsanwalt sehr glücklich zu machen“, sagte sie.

Alannas Puls stieg. Die meisten Daten auf ihrem privaten Server waren verschlüsselt. Bis auf die E-Mails, die sie heute Morgen verschickt hatte. Sie hätte vorsichtiger sein können, gut, aber sie hatte ja nicht mit einem Hinterhalt des FBI gerechnet. Wenn sie nicht blufften, war sie tatsächlich aufgeschmissen. Aber sie würde sich nicht durch irgendein Zeichen von Panik verraten. Agentin McBrides Taktik war es, die Psycho-Karte auszuspielen. Doch Alanna hatte so etwas schon viele Male in einer Menge unterschiedlicher Situationen erfahren müssen, sodass sie damit recht sicher umgehen konnte. Und so beunruhigte es sie nicht sonderlich.

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Agent Palmer zu. Der Typ musste in den Vierzigern sein. Die Falten in seinem Gesicht wurden langsam sichtbar.

„Ich will einen Anwalt.“

„Haben Sie einen Anwalt, den Sie anrufen können? Wenn nicht, werden Sie warten müssen, bis das Gericht Ihnen einen zuweist.“

Sie runzelte die Stirn über seinen kleinen Einschüchterungsversuch.

„Ich werde warten. Bis dahin bekommen Sie nichts von mir.“

Agentin McBride holte Luft, um etwas zu sagen, doch Palmer schnitt ihr das Wort ab.

„Gut. Dann reden Sie eben nicht. Hören Sie sich also an, was wir zu sagen haben.“

„Tun Sie sich keinen Zwang an.“

Er öffnete den Ordner und hielt ihr ein Blatt Papier unter die Nase.

„Sind Sie mit dieser Gruppe vertraut?“

Sie erkannte das Bildschirmfoto sofort. Oben war eine rot-schwarze Anarcho-Flagge mit einem Stern in der Mitte zu sehen. Darunter war ein schwarz-weißes Bild von Che Guevara – das Motiv, das man auf so vielen T-Shirts sehen konnte. Javier war nicht gerade begeistert, als er das damals sah. Seine Familie war aus Kuba geflohen, also war er nicht gerade ein großer Fan von allem, was mit Che zu tun hatte.

Neben dem Bild stand ein Zitat: Jetzt ist es an der Zeit, das Joch abzuschütteln, eine Neuverhandlung der repressiven Auslandsschulden zu erzwingen und Druck auf die Imperialisten auszuüben, damit sie ihre Aggression aufgeben.

Sie wandte ihren Kopf und sah über die linke Schulter.

„Ja. Ich weiß von AntiAmerika. Die sind jeden verdammten Tag in den Nachrichten.“

Sie interessierte sich eigentlich nicht sonderlich für diese Gruppe. Brayden war es, der sie dauernd mit deren Aktivitäten und seinen Litaneien darüber bombardierte. Er war ein Hacktivist und überzeugter Unterstützer, der sich über das Internet für sozialpolitische Zwecke einsetzte und laufend antikapitalistische Tiraden von sich gab. Sobald er begann, davon zu dozieren, wie „das System zugunsten der Reichen manipuliert ist, um die Massen auszubeuten“, konnte ihn niemand mehr zum Schweigen bringen.

Agent Palmer griff nach einem weiteren Bildschirmfoto, während McBride in der Ecke auf und ab ging.

„Das war die Internetseite der Nexus-Bank nach dem ersten Angriff von AntiAmerika am 1. Mai, dem Tag des Gedenkens an die Angriffe der ‚Roten Angst‘ von 1919, also vor mehr als einem Jahrhundert. Es folgten Angriffe auf Dominion und First Regency. Die drei größten Banken des Landes wurden in den letzten zwei Monaten gehackt.“

Die Agenten nahmen scheinbar an, als würde sie das irgendwie interessieren.

„Ist das der der Grund, warum Sie beide hier sind und mich verhören?“

Agent Palmer nickte.

„Agentin McBride und ich sind Teil einer behördenübergreifenden Einsatztruppe, die das untersuchen soll.“

„Gut für Sie.“

„Was ist Ihre Meinung zu AntiAmerika?“

Alanna konnte hören, wie Agentin McBride in der Ecke an ihrem Kaugummi schmatzte.

„Ich habe keine. Ist mir auch völlig egal. Was denken Sie?“

„Das sind keine Hacktivisten, die für mehr oder weniger sinnvolle Sachen einstehen wie Gruppen wie zum Beispiel LulzSec oder NullCrew. Das sind Anarchisten. Ihr Ziel ist es, dieses Land in die Knie zu zwingen. Und je mehr Anhänger sie anziehen, desto gefährlicher werden sie.“

Alanna wusste darüber. Seit AntiAmerika nach dem ersten Hack ein Manifest ins Netz gestellt hatte, versammelten sich auf Nachrichtenportalen, in Chatrooms und auf Twitter Scharen an Unterstützern, heimlichen Anarchisten, die zur Revolte aufriefen. Sie hatte keine Ahnung, wie viele es waren. Aber jedes Mal, wenn sie den Fernseher anmachte, gab es Nachrichten über neue Proteste in Großstädten rund um den Globus.

„Okay. Melodrama beiseite – was hat das alles mit mir zu tun?“

Palmer lehnte sich zurück und klatschte in die Hände.

„Kennen Sie einen Hacker namens Paul Haynes?“

Alanna ließ ihren Kopf rückwärts auf die Stuhllehne sinken. Die Tatsache, dass das FBI Pauls Namen erwähnte, bedeutete, dass sie wussten, dass er ein Schwarzhut-Hacker war, also einer von der bösen Sorte. Sie musste vorsichtig vorgehen. Ohne zu wissen, welche Beweise sie im Ärmel hatten, konnte sie nicht zu offensichtlich jede Verbindung zu ihm leugnen.

Palmer legte seinen Kopf schief.

„Sie können sicher eine einfache Ja-oder-Nein-Frage beantworten. Kennen Sie ihn oder nicht?“

Wenn sie schwieg, würde das den Verdacht der beiden Agenten nur noch vergrößern, dachte sie. Und wenn sie antwortete, würde er vielleicht endlich auf den Punkt kommen.

„Ich kenne ihn. Aber nicht sehr gut. Wir haben ein paar Mal miteinander gesprochen.“

„Wie lange ist es her, dass Sie zuletzt mit ihm gesprochen haben?“

„Ein paar Monate. Warum?“

Es war besser, wenn sie ihn als Bekannten abtat. Sie hatte schon genug Ärger mit ihren eigenen kriminellen Machenschaften, ohne sich mit denen von Paul in Verbindung bringen zu lassen.

„Sein Mitbewohner wurde ermordet aufgefunden.“

Als sie das hörte, drehte sich Alanna fast der Magen um. Sie krümmte sich in ihrem Stuhl. Die beiden Agenten beobachteten ihre Reaktion mit Interesse, das hieß, sie musste ihre Gefühle im Zaum halten. Aber sie konnte nicht anders, als tiefstes Mitleid mit Paul zu empfinden. Ganz gleich, was sie immer von ihm gehalten hatte, sie konnte den Gedanken nicht ertragen, wie herzzerreißend dieser Verlust für ihn gewesen sein musste.

„Wir wollten ihn vor ein paar Wochen vorladen, um mit ihm über ein von ihm entwickeltes Hacking-Skript zu sprechen, das beim ersten AntiAmerika-Angriff verwendet worden war. Die Agenten, die zu seiner Wohnung in South Beach geschickt wurden, fanden die Leiche des Mitbewohners. Er war gefesselt, geschlagen und erdrosselt worden.“

Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Wow. Ich habe seinen Mitbewohner nie kennengelernt“, sagte sie. „Aber Paul schien immer ein netter Kerl zu sein. Glauben Sie, er hat ihn umgebracht?“

„Wir wissen es nicht. Aber er steht offensichtlich unter Verdacht, da er, kurz nachdem der Mord geschah, plötzlich verschwunden ist.“

Paul und Terry waren ein Paar, das zusammenlebte, ohne andere Mitbewohner. Aber das würde das FBI von Alanna nicht erfahren. Auch wenn sie Paul nie besonders nahegestanden war, würde sie nichts über sein Privatleben ausplaudern. Sie bekam ein Ziehen im Bauch. Paul sprach stets über ihrer beider Zusammensein, als hätte er die Liebe seines Lebens gefunden. Sie war skeptisch, dass so eine Beziehung in Gewalt und Mord geendet haben sollte.

Agent Palmer beugte sich vor.

„Wo haben Sie ihn zuletzt gesehen?“

„Im MechLab.“

Das war ein Treffpunkt in Miami, wo sich die Hacker herumtrieben. Eine Kombination aus Freizeitzentrum, Bibliothek, Werkstatt und Computerlabor. Paul war einer der ersten, den sie dort getroffen hatte, als sie vor ein paar Jahren Stammgast wurde. Brayden und Javier kannten ihn sogar noch länger.

„Haben Sie irgendwelche Informationen, wo wir ihn finden könnten?“

„Tut mir leid. Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört.“

Agentin McBride meldete sich zu Wort.

„Was ist mit Javier Acosta? Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen oder von ihm gehört?“

Alanna blickte zu ihr hinüber. Die Agentin stand immer noch im Schatten in der Ecke.

„Javier? Was hat er mit der Sache zu tun?“

McBride setzte ein selbstgefälliges Gesicht auf.

„Er wird seit ein paar Wochen vermisst, nicht wahr? Ist er nicht auch ein Freund von Paul Haynes, der etwa zur gleichen Zeit verschwunden ist?“

Oh Mist. Das FBI war hinter Javier her. Sie beobachteten seine Wohnung – nicht ihre.

Agentin McBride neigte den Kopf, und ihre Blicke kreuzten sich.

„Alanna? Javier Acosta – was können Sie uns über sein Verschwinden sagen?“

„Er würde nie jemandem etwas antun – oder sich gar mit AntiAmerika einlassen.“

„Die Sicherheitslücke, die AntiAmerika gegen die Nexus-Bank ausnutzte, wurde von Paul und Javier entdeckt. Sie meinen, das ist ein Zufall?“

Dass das FBI Javiers Wohnung durchsucht hatte, bedeutete, dass er als Verdächtiger für die AntiAmerika-Angriffe gehandelt wurde. Schweigen war nicht länger eine Option. Sie musste für seine Unschuld bürgen. Oder zumindest das Verhör in eine andere Richtung lenken.

„Javier ist ein ethischer Hacker. Firmen bezahlen ihn dafür, dass er ihre Fehler behebt. Er stiehlt nichts von ihnen.”

Agentin McBride stolzierte an den Rand des Tisches.

„Er sucht nach Software-Schwachstellen und hackt Firmennetzwerke für Geld. Klingt verdammt nach den AntiAmerika-Hackern“, sagte sie.

„Reden Sie mit Paul. Wahrscheinlich war er es. Oder vielleicht hat Javier es als Schwachstelle an die Bank verkauft. Und Nexus hat die Sicherheitslücke nicht rechtzeitig behoben. Aber Javier hatte nichts mit dem Angriff zu tun“, erwiderte Alanna.

Agent Palmer reckte seinen Kopf.

„Selbst wenn das stimmt, würden wir ihn gerne befragen. Aber er ist verschwunden, also bitten wir Sie, uns zu unterstützen. Hat er jemals eine Unzufriedenheit mit Banken geäußert? Oder Unterstützung für AntiAmerika gezeigt?“

„Nein. Javier ist kein Hacktivist. Er interessiert sich nicht für Politik. Und er hat in seinem Leben noch nie ein Verbrechen begangen. Sie kennen doch den Unterschied zwischen einem Weißhut- und einem Schwarzhut-Hacker, oder?“

Agentin McBride schmatzte noch immer mit ihrem Kaugummi.

„Wenn Sie ihn so gut kennen, warum sind Sie dann in seine Wohnung eingebrochen?“

Alanna blickte zu Boden. Die grellen Lichter an der Decke des Raumes ließen ihre Augen brennen.

„Wir hatten eine Beziehung. Aber an diesem Tag ging er nicht ans Telefon. Also bin ich zu seiner Wohnung gegangen.“

Die Agentin schüttelte den Kopf und schmunzelte.

„Wir glauben, dass Sie etwas zu verbergen haben. Wollen Sie uns etwas über die verschlüsselten Daten auf Ihrer Festplatte erzählen? Gibt es da irgendetwas, das mit AntiAmerika in Verbindung steht?“

Alanna unterdrückte ein Lachen.

„Sie glauben tatsächlich, dass ich mit diesen Freaks unter einer Decke stecke? Ihr Leute müsst wirklich verzweifelt sein.“

Agentin McBride fasste an den Tischrand, so stark, dass ihre Fingerknöchel hervortraten.

„Ihr Auftritt könnte überzeugender sein“, sagte sie in einem nüchternen Tonfall. „Allerdings haben wir Beweise, dass Sie Daten abschöpfen, die Ihnen nicht gehören.“

„Ich sage es Ihnen ganz offen: Ich würde mich niemals mit AntiAmerika oder einem anderen Haufen Verrückter einlassen. Suchen Sie, so viel Sie wollen. Sie werden nichts finden, was mich mit denen verbindet“, erwiderte Alanna.

„Vielleicht ist Ihr Freund ein Mitglied von AntiAmerika. Und Sie sind seine Komplizin“, konterte McBride.

Alanna sprang von ihrem Stuhl auf.

„Sind Sie schwerhörig? Wir haben nichts mit denen zu tun. Wenn Sie in Ihrem Job etwas taugen würden, wüssten Sie, dass ich die Wahrheit sage.“

„Ich werde Ihnen erzählen, was ich weiß“, sagte die FCCU-Agentin.

Sie ging auf Alanna zu und hob ihren Zeigefinger.

„Sie sind eine Diebin und eine Lügnerin. Wenn Sie nicht aufhören, sich dumm zu stellen, werden Sie als verurteilte Verbrecherin enden.“

„Ich weiß, worum es hier geht“, erwiderte Alanna. „AntiAmerika lässt euch dumm dastehen. Also wollt ihr den ersten Hacker verhaften, den ihr findet.“

Agentin McBride schob ihre Haarsträhnen zur Seite.

„Schmeicheln Sie sich nicht selbst. Sie sind ein Identitätsdieb. Glauben Sie etwa, wir interessieren uns für so einen Abschaum wie Sie es sind?“