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Das Geheimnis einer glücklichen Partnerschaft Ihre Beziehung dümpelt müde vor sich hin? Aus den Flitterwochen sind im Laufe der Jahre "Bitterwochen" geworden? - Unter den ständigen Spannungen und Enttäuschungen einer kriselnden Partnerschaft leiden wir seelisch und oftmals sogar körperlich. Der häufigste Beziehungskiller ist dabei die bloße Unkenntnis über den Menschen an unserer Seite: Falsche Erwartungen und nie geklärte Missverständnisse stutzen den Schmetterlingen im Bauch schneller die Flügel, als das Geschirr an die Wand krachen kann. Doch Hilfe naht: Dieser tiefenpsychologische Ratgeber klärt Sie über das unbekannte Wesen in Ihrem Haus und Bett auf und lässt Sie Ihren Partner und seine Bedürfnisse sowie auch sich selbst viel besser verstehen. Wussten Sie beispielsweise, dass Sie auf dünnem Eis wandeln, wenn Sie Ihren Partner zum Liebesbekenntnis zwingen oder mit Provokationen etwas "Stimmung" in die Beziehung bringen wollen? Dass Ihnen Liebesbeweise, Komplimente und Anerkennung vielleicht nur vorenthalten werden, weil Ihr Gegenüber selbst darauf hofft, gelobt und geliebt zu werden? Es gibt viel zu erfahren auf dem Weg zum erfüllten Partnerglück. Aber ist der Führerschein zur Zweisamkeit erst gemacht, dann klappt's auch mit dem Nachbarn. - Erstmals als Taschenbuch! -
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Seitenzahl: 287
Veröffentlichungsjahr: 2019
Andreas Winter
ArtgerechtePartnerhaltung
Das Geheimnis glücklicherund beständiger Liebe
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Andreas WinterArtgerechte PartnerhaltungDas Geheimnis glücklicher und beständiger LiebeE-Book (epub): ISBN 978-3-86374-510-3(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-508-0, 1. Auflage 2019)
Mankau Verlag GmbHD-82418 Murnau a. StaffelseeIm Netz: www.mankau-verlag.deInternetforum: www.mankau-verlag.de/forum
Lektorat: Dr. Thomas Wolf, MetaLexis; Barbara Böhm,Mankau Verlag GmbH (Taschenbuchausgabe)Endkorrektorat: Susanne Langer-Joffroy M. A., GermeringGestaltung Umschlag: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, ZürichGestaltung Innenteil: Mankau Verlag GmbH
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Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring
Hinweis: Dieses Buch ist eine überarbeitete und in wesentlichen Teilen ergänzte Fassung der Bücher „Liebe, Sex und Partnerschaft. Warum Erfüllung so einfach sein kann!“ aus dem Jahr 2008 und „Artgerechte Partnerhaltung. Lieben ohne Stress“ aus dem Jahr 2014.
Wichtiger Hinweis des Verlags:Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr; Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch dargestellten Inhalte ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbsthilfe, und suchen Sie bei Erkrankungen oder auffälligen Verhaltensstörungen einen erfahrenen Arzt oder Therapeuten auf.
Für Ernst und Didi
Inhalt
Vorwort von von Bernhard Reicher
Vorwort des Autors
Am Anfang war der Regen
Über artgerechte Partnerhaltung
Der „Gute Grund“ für eine Partnerschaft
Was wollen Sie eigentlich von Ihrem Partner?
Erst mal richtig kennenlernen
Ich sehe was, was du nicht siehst: Projektion auf den Partner
Persönlichkeit und Charakter
Die Sternzeichen
Was sagt uns die Astrologie?
Steinbock
Wassermann
Fische
Widder
Stier
Zwillinge
Krebs
Löwe
Jungfrau
Waage
Skorpion
Schütze
Genauigkeit zählt
Ein Känguru hat keinen Rüssel
Memory – schnell gelöst
Der Charakter
Eine ganz alte, offene Rechnung
Die soziale(n) Rolle(n)
Die Suche nach dem verlorenen Zwilling
Der Einfluss der Geschwisterreihenfolge
Die Spielregeln
Ein Wort über die Liebe
Der Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit
Physik und Liebe
Beziehungsstress kann krank machen
Herzinfarkt aus Einsamkeit
Prostatakrebs als Selbstbestrafung für Sex
Liebesfähigkeit kann man „reparieren“
Keine Liebe ohne Selbstliebe
Familie ist eine Burg
Hassen heißt geliebt werden wollen!
Angst ist das Gegenteil von Liebe
Sind Sie Vermeider oder Erreicher?
Liebe macht nicht blind, sondern schön
Bereichern oder belasten Sie?
Säen Sie „Liebessaat“!
Sex
Warum schämen wir uns für unsere Sexualität?
Die Rolle der Biologie
Die Pille als Beziehungskiller
Sex muss spannend sein
Sind Sie „Yin-Yang-verpolt“?
Homosexualität – eine Folge der Erziehung?
Was ist männlich, was ist weiblich?
Warum ist Sex so wichtig?
Macht Fruchtbarkeit sexy?
Sexprobleme – Frigidität, Impotenz, vorzeitiger Orgasmus
SM und Co. – gibt es „kranken“ Sex?
Sexsucht und Promiskuität
Liebe und Sex – eine Einheit?
Zeig mir, wie du tanzt, und ich sag dir, wie du im Bett bist!
Sex hält jung!
Liebeskiller Treueschwur
Dauerbeziehungen
Körper, Geist und Seele – die drei Säulen einer Partnerschaft
Prototyp einer unglücklichen Partnerschaft – der „Zwangsplatoniker“
Zeig mir, wie du aussiehst, und ich sag dir, wofür du geliebt werden willst
Wir heiraten zuerst unsere Eltern
Partnerschaftsmuster
Ehe ist eine Aktie
Sich liebevoll trennen erhält den Respekt
… bis dass wer uns scheidet?
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Eifersucht
Liebesbeweis oder Minderwertigkeitskomplex?
Wie Sie endlich Erfüllung finden!
Partnerverständnis durch Hypnose
„Bastelanleitung“ für den Traumpartner
Nicht suchen – finden lassen!
Sich öffnen zieht mögliche Partner an
Entschuldigen Sie sich doch mal!
Kleiner Kompatibilitätscheck
Die perfekte Beziehung
„Liebeserklärung“ oder „Eine ungewöhnliche Ehe“
Ein paar Worte über die Treue
Sieben Tipps für eine glückliche Partnerschaft
Nachwort
Anhang
Zum Autor
Ausbildung zum Coach
Bestimmung des Aszendenten
Weitere Bücher von Andreas Winter
Audio-CDs von Andreas Winter
DVDs von Andreas Winter
Anmerkungen
Stichwortregister
Vorwort
von Bernhard Reicher
Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie.
Die schlechte lautet: Menschliches Zusammenleben ist an einem Tiefpunkt angekommen. Wir alle beklagen den zunehmenden Verlust an Sozialkompetenz, Empathie und echtem menschlichen Kontakt in unserer Gesellschaft, haben aber eine fast instinktive Scheu davor, Gefühle zu zeigen. Wir sind top informiert, wollen in der Regel aber gar nicht wissen, wie es den Menschen in unserem Umfeld tatsächlich geht. Wir sind mehr interessiert an Likes als an Wahrhaftigkeit.
Sind wir dabei, die Verbindung zueinander endgültig zu verlieren? Oder haben wir sie überhaupt nie richtig kennengelernt? Ich vermute Letzteres. Schließlich beklagen sich Moralisten seit der Antike über den zunehmenden Verfall von Ethik und verbindlichen Werten. Soweit wir das überblicken können, mangelte es unserer Gesellschaft stets an dauerhaftem Mitgefühl und Vertrauen.
Ich nehme an, dass wir durch jahrhundertelange, kollektive Konditionierung Aufmerksamkeit, Nähe und Liebe als Mangelware empfinden. Wir haben als Gesellschaft unhinterfragt Konzepte zu Beziehungen und Sexualität übernommen, die nicht primär dem Leben dienen, sondern dem Machterhalt von unterdrückenden Systemen.
Immerhin bekommen wir Integralrechnung beigebracht, aber nicht, wie man wertschätzend kommuniziert. Wir lernen Königslisten, aber nichts über Persönlichkeitstypen. Wir üben Gehorsam, aber nicht, wie man die eigenen Bedürfnisse erkennt und mitteilt: „High-Tech im Krieg, Neandertal in der Liebe“, wie es Dieter Duhm formuliert, dessen Wunsch, unsere Intelligenz endlich in den Dienst der Liebe zu stellen, ich mich vollsten Herzens anschließe. Da ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, mitunter sogar Pionierarbeit. Und dazu trägt Andreas Winter mit diesem Buch bei – die gute Nachricht lautet nämlich:
Beziehungsfähigkeit kann man lernen.Und dafür ist es auch nie zu spät.
Allerdings fordert er uns dafür auch auf, uns einer der größten Herausforderungen zu stellen, der wir uns möglicherweise gegenübersehen: verletzlich zu sein und bedingungslos Ja zu uns selbst zu sagen. Echte Selbstliebe ist die Basis für erfüllte Partnerschaften.
Dafür muss der eine oder andere festgefahrene Glaubenssatz schon mal infrage gestellt werden – und das gehört zu den Spezialitäten von Andreas Winter. Dass er dabei gern auch mal provoziert, liegt in der Natur der Sache. Man kann bei einigen Themen auf den folgenden Seiten durchaus anderer Meinung sein als er oder ihm vorwerfen, nur an deren Oberfläche zu bleiben … doch „Artgerechte Partnerhaltung“ will ja auch keine akademische Arbeit sein, in der diese Teilbereiche erschöpfend behandelt werden sollen, sondern ein allgemeinverständlicher Ratgeber für den praktischen Alltag.
Für einen Alltag, der mehr und mehr geprägt sein kann von einem Miteinander, das wir ganz selbstverständlich und tief empfunden als respektvoll, einfühlsam, bestätigend, inspirierend, friedlich und lustvoll erleben – und zwar in jeder gewählten Beziehungsform, sexuellen Orientierung, Spielart und Identität – finden Sie hier wertvolle Anregungen, die Ihnen helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Und das kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Bernhard Reicher, Philosoph und CoachGraz im März 2019
Vorwort
des Autors
Jeder Mensch braucht Liebe! Eine glückliche Partnerschaft gilt neben Wohlstand und Gesundheit als wichtige Zutat von Lebensqualität. Doch jeder weiß: Ausgerechnet hier kommt es oft zu großen Schwierigkeiten. Partnerschaftliche Beziehungen, die in Harmonie ein Leben lang halten, sind seltener als Gold. Vorwürfe und Erwartungen vergiften das „Betriebsklima“ zwischen Menschen, die einst gehofft hatten, auf ewig in Liebe zusammenbleiben zu können.
Doch das hat Ursachen! Ich behaupte, die meisten Probleme und Konflikte in Partnerschaften kommen allein dadurch zustande, dass die Partner sich selbst und den anderen nicht gut genug kennen und daher vom anderen etwas erwarten, das dieser gar nicht erfüllen kann. Eine weitere ernste Ursache von großen Schwierigkeiten in Beziehungen sind die eigenen versteckten Verhaltensmuster, mit denen man seine eigene Liebesfähigkeit sabotiert und vor allem: den falschen Partner anzieht. Hinzu kommen noch zahlreiche blockierende Glaubenssätze, veraltete Moralvorstellungen sowie Ängste und Vorbehalte.
Vor rund zehn Jahren schrieb ich ein kleines Büchlein mit dem Titel „Liebe, Sex und Partnerschaft“. In diesem versuchte ich, zu erklären, wie man aus Beziehungen den Stress hinaus- und die Harmonie hineinbringt und diese auch erhält. Nach einigen Jahren stellte sich heraus, dass einige Dinge in diesem Buch noch viel deutlicher und ausführlicher gesagt werden mussten, also schrieb ich es noch einmal neu, und es bekam den Titel „Artgerechte Partnerhaltung – Lieben ohne Stress“.
Nun, wieder einige Jahre später, zeigt sich eine Thematik, die mir zuvor in dem großen Ausmaß nicht bewusst war, die ich aber aufgrund meiner Forschung, Erfahrung und praktischen Arbeit hervorheben möchte. Es geht um ein Thema, das ich bislang in keinem mir bekannten Partnerschaftsbuch gefunden habe: verborgene gesellschaftliche Gründe für unseren oft hilflosen Umgang mit Partnerschaft. Gebrochene Herzen, Scheidungskriege und Einsamkeit sind nämlich ein Milliardenmarkt für Mediziner, Psychologen, Partnervermittler, die Unterhaltungsindustrie und die Kirche. Wer selbstsicher, aufgeklärt, aufgeschlossen und reflektiert ist, der ist ein verlorener Kunde für die Glücksversprecher-Wirtschaft. Nun haben Sie selbst aber sicher ein großes Interesse daran, gesund und glücklich zu sein und entweder mit ihrem Partner in Harmonie zusammenzuleben oder sich friedlich und liebevoll zu trennen, ohne sich einsam zu fühlen. Daher habe ich beschlossen, mein Büchlein erneut etwas umzuarbeiten, zu aktualisieren und Ihnen mit einem neuen Titel zur Verfügung zu stellen. Es geht um das Geheimnis glücklicher und beständiger Liebe!
Andreas Winter Iserlohn im März 2019
Am Anfangwar der Regen
Mein Vater war gerade 19 Jahre alt, als er meine Mutter zum ersten Mal sah. Sie stand mit einer Freundin im strömenden Sommerregen unter dem Vordach eines kleinen Schuhgeschäfts. Die beiden jungen Frauen kamen gerade aus dem Kino und hatten noch einen weiten Heimweg vor sich. Es war Sonntag. Mein Vater war mit zwei Freunden unterwegs, und ihm war sofort klar: Sie ist es! Sie und keine andere. Seine Freunde sollten die andere Dame nach Hause bringen, er würde sich um „die Blonde“ kümmern. Ein Weg von zehn Kilometern unter seinem Regenschirm wurde für beide eine viel zu kurze Ewigkeit. Höflich untergehakt, mit verlegenen Gesprächen und großer Schüchternheit, in der mein Vater meine 16-jährige Mutter noch siezte, nahm sie vor der Haustür seine Hand und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf den Mund. Mein Vater war wie vom Blitz getroffen, und von ihm aus hätte nun in diesem Augenblick die Welt um ihn herum untergehen können. Ihm war klar: Dieses Mädchen wollte er nie wieder gehen lassen.
Es war ein kleiner elektromagnetischer Ausschlag im Gehirn. Er war auf dem Monitor im Krankenzimmer für jeden gut sichtbar. Ein kleiner Impuls, den meine Mutter aussendete und der die Nulllinie, die schon viel zu lange über den Bildschirm flimmerte, unterbrach, als mein Vater zum letzten Male ihre Hand nahm, sanft streichelte und ihr sagte, wie sehr er sie liebte und immer lieben werde. Dann, fast sechs Jahrzehnte nach ihrem ersten Kuss, musste er sie schließlich doch gehen lassen. Die Linie auf dem Monitor rührte sich nicht mehr. Das blonde Mädchen, seine Frau, meine Mutter, war nun verstorben und lag vor meinem Vater im Bett eines Krankenhauses. Die Welt um ihn herum ging unter.
Wenn man meinen Vater heute nach seinem Befinden fragt, so sagt er, er wäre ein sehr glücklicher Mensch, weil er das Glück hatte, so lange mit so einer wundervollen Frau zusammen sein zu dürfen.
Das bezeichne ich als eine liebevolle Partnerschaft.
Ich bin aufgewachsen mit einem seltenen Exemplar von Elternpaar – mit einem, das zusammenhält. Mit einem, das trotz mancher Schwierigkeiten jedes Problem miteinander gelöst hat. Der Umgang der beiden war stets respektvoll, auf gleicher Augenhöhe und immer konstruktiv. Und ich kann Ihnen nun fast zwei Jahre nach dem Tod meiner Mutter sagen: Die Liebe, die Menschen einst verbunden hat, stirbt nicht. Und es lohnt sich, nach ihr zu suchen, denn es gibt sie!
Über artgerechte Partnerhaltung
Aber was passiert, wenn man eine Beziehung eingehen will? Dann muss man diese ja hegen, pflegen und schützen wie ein zartes Pflänzchen. Man muss Kompromisse machen, auf den anderen Rücksicht nehmen, man darf nicht mehr so leben wie zuvor, schließlich hat der andere ja auch Bedürfnisse und Eigenschaften, die zu ihrem Recht kommen wollen… Doch ich glaube: Nein! Das ist der Denkfehler, den viele machen! Echte partnerschaftliche Liebe bedarf weder Vorsätze noch Disziplin. Sie verbindet Menschen, die wie Mond und Erde durch eine unsichtbare Kraft zusammengehalten werden. Wenn man an den richtigen Partner geraten ist, ist alles ganz einfach. Wenn etwas wackelt, stimmt da etwas nicht. Meist fehlt dann zumindest einem von beiden eine wichtige Eigenschaft: die (Selbst-) Liebe! Solche Menschen erhoffen sich, vom anderen geliebt zu werden, weil sie sich selbst nicht lieben. Das Gefühl, „falsch gehalten zu werden“, haben viele, die zu mir in die Beratungspraxis kommen. Daher der Titel „Artgerechte Partnerhaltung“.
Das klingt fast so, als wollte ich sagen, Ihr Partner wäre gefangen, abhängig und würde darunter leiden, dass er mit Ihnen zusammen sein muss? Stimmt! Genau darum geht es. Allerdings gilt das natürlich nicht immer und in jeder Situation – schließlich lieben Sie Ihren Partner und wollen ein Stück Ihres Lebens mit ihm teilen. Sie würden ihm nicht nur die Sterne vom Himmel holen, sondern sogar versuchen, seinen Lebensstil, seine Macken, ja sogar seine Freunde zu tolerieren – so gut es geht zumindest. Gesagtes bezieht sich also nur auf die wenigen Momente der Partnerschaft, in denen bestimmte Konflikte zwischen Ihnen auftreten. Konflikte, in denen man sich übereinander ärgert. Situationen, in denen man sich fragt, ob der andere noch „ganz dicht“ ist oder man selbst vielleicht eine Meise hat. Wenn Ihre Frau Ihnen ungerechterweise unterstellt, Sie hätten etwas mit der Buchhalterin – obwohl die gar nicht in Ihr Beuteschema passt. Situationen, in denen Ihr Mann wie selbstverständlich davon ausgeht, dass Sie den Bucheckernkuchen seiner Mutter perfekt und auf Verlangen nachbacken – Arbeitsaufwand ca. fünf Stunden –, anstatt zum inoffiziellen Firmendinner zu gehen, wo zugunsten eines besseren Betriebsklimas die sozialen Gefüge gemischt und neu gekittet werden. Kleine Konflikte, wie die berühmte Zahnpastatube, die SIE vorn zusammenquetscht, weil SIE dort das schnellste Ergebnis bekommt, damit allerdings SEIN „Von-hinten-aufrollen-und- bis-zum-letzten-Tropfen-ausnutzen-Sparprogramm“ zunichtemacht. Reibereien also, die wenn sie nur ausgesessen und verdrängt, aber nicht wirklich grundsätzlich gelöst werden, eine Partnerschaft schleichend und dauerhaft vergiften können. Eine vergiftete Partnerschaft ist das Gegenteil von dem, was sie eigentlich sein sollte, oder? Schmetterlinge im Bauch, Euphorie, Gemeinsamkeit, Power ohne Ende und Unzertrennlichkeit, war das nicht das Gefühl, weswegen Sie diesen Menschen nach dem ersten Frühstück nicht rausgeschmissen haben, sondern am liebsten nie wieder gehen lassen wollten? Ein Leben lang den Himmel auf Erden haben, das war der Plan, und nun haben Sie diesen Menschen an der Backe und denken: Warum hat mich keiner gewarnt? Ich persönlich glaube, dass aber genau diese Konflikte einzig und allein dadurch zustande kommen, dass wir unsere Partner nicht gut genug kennen und dass wir vielleicht manchmal selbst nicht genau wissen, wer wir wirklich sind, was wir wirklich wollen, es also möglicherweise an Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, kurzum, an Selbstliebe mangelt.
Klar: Wenn es mal „knirscht“, dann trennt man sich nicht sofort – schließlich ist Ihr Partner ja kein Tamagotchi (Sie kennen diese kleinen virtuellen Spielzeug-Haustiere aus Japan, die, wenn man sie auch nur einen Tag zu lang nicht beachtet, nicht mehr funktionieren. Alles, was man dann tun kann, ist, sie wegzuwerfen!). Aber wenn die Lösung ausbleibt, knirscht es so lange weiter, bis es kracht. Das muss nicht sein, und das will auch keiner. Wenn Sie jedoch wissen, welches „Tier“ Sie da zu Hause haben, wenn Sie selbst die Gelassenheit aufbringen, die fremdartigen Eigenschaften nicht nur zu tolerieren, sondern sogar zu akzeptieren, dann lebt es sich viel entspannter und harmonischer. Es geht also um Lieben ohne Stress.
Dieses Buch ist für Eheleute, Singles und Geschiedene, für Teenies und Senioren, für Schwule, Lesben, Heteros und Selbstmacher. Es ist ernst und humorvoll, differenziert und plakativ. Dieses Buch ist Psychologie für Partner und für die, die es werden wollen. Dieses Buch wird Sie nachdenklich, wütend und auch traurig machen, aber ohne Happy End geht keiner nach Hause – das verspreche ich Ihnen!
Wenn Sie wissen möchten, was genau hinter Einsamkeit und Beziehungsstress steckt und wie man diese dennoch überwindet, wenn Sie Spaß an tiefenpsychologischer Detektivarbeit haben und offen für ungewöhnliche Sichtweisen sind, dann wird dieses Buch für Sie eine erkenntnisreiche Lektüre sein. Liebe ist zwar ein recht philosophisches Thema, doch mit anschaulichen Praxisbeispielen werde ich Ihnen zeigen, was es Spannendes zu entdecken gibt bei der Suche nach dem Schlüssel zu partnerschaftlicher Erfüllung.
Natürlich ist dieses sehr vielschichtige Thema zu umfangreich, um es im Detail zu besprechen. Wenn wir über den Wald reden, besprechen wir auch nicht jeden Baum. Daher möchte ich mich auf einer formalen, übergeordneten Ebene bewegen; ich versuche jedoch, Sie nicht zu langweilen. Ich benutze beim Begriff „Partner“ stets die in der deutschen Sprache für Verallgemeinerungen gebräuchlichere maskuline Form. Gemeint sind natürlich beide Geschlechter.
Hörbuch mit Coaching
Für die Hörbuch-Version dieses Buches habe ich auch ein tiefenpsychologisches Audio-Coaching produziert. Damit können Sie ein paar Ihrer möglicherweise bislang nicht bewussten Eigenschaften entdecken und ergründen. Dieses Coachingprogramm wird Ihnen helfen, das Gelesene auf emotionaler Ebene nachzuvollziehen, damit Sie es im Alltag auch umsetzen können. So gelingt es Ihnen, Ihre Selbstsicherheit und damit auch Liebesfähigkeit zu verstärken. Auf Seite 225 finden Sie noch weitere Informationen.
Andreas Winter I Artgerechte Partnerhaltung I 978-3-86 374-511-0
Begeben wir uns nun in die spannende Welt der Tiefenpsychologie. Ich werde Ihnen Dinge zeigen, die Sie schon immer geahnt haben, aber vielleicht nicht wussten, dass Sie damit sogar recht hatten.
Ich erlebe in der Beratungspraxis immer wieder Menschen, die nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Partner überrascht sind, wie leicht sich Konflikte lösen lassen. Jahrelang sind sie mit ihren eigenen Problemen anderen zur Last gefallen und stellen nun fest, wie einfach deren Lösungen sein können. Allerdings ist es so, dass man oftmals mit viel Reflexionsarbeit einen „blinden Fleck“ sichtbar machen muss. Aber dann lebt es sich plötzlich leichter in der Partnerschaft. Wenn Streit, Eifersucht, Misstrauen und Verlustangst sich abmildern, Vorwürfe, Ermahnungen und Appelle seltener werden oder ausbleiben, dann ist das für die Betroffenen schon recht erleichternd.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich bin ein recht harmoniebedürftiger Mensch. Bereits als Teenie fand ich Zank und Streit albern und überflüssig, und so suchte ich, wenn es auf dem Schulhof wieder einmal zwischen zwei bis an die Zähne mit verbotenen Wörtern bewaffneten Siebenjährigen knallte, nach einer Konfliktlösung. Oft fiel mir sogar etwas ein, womit alle leben konnten.
Denn wozu soll Streit eigentlich führen? Genau: zum Frieden. Den kann man aber auch einfacher haben (damals wusste ich allerdings noch nichts über die Temperamente und Persönlichkeitseigenschaften). Nun bringt es ja in den meisten Fällen rein gar nichts, wenn man den Streithähnen sagt: „Auseinander, vertragt euch!“ Daraus entsteht bestenfalls ein Waffenstillstand, aber kein Frieden. So wurde mir schon früh klar, dass die Lösung eines Konflikts immer über den Grund des Streites führt und dieser Grund zudem bei fast allen Menschen der gleiche ist: Missverständnis! Als ich dann noch erfuhr, dass nicht nur die ganze Menschheit schon seit Tausenden von Jahren wie ein Ochs vor dem Berge vor der Frage stand, wie man miteinander konfliktfrei leben kann, sondern sogar Ehepaare, die eigentlich die stabilste Einheit des Zusammenlebens bilden sollten, war ich erschüttert.
Dabei ist das Geheimnis der harmonischen Partnerschaft und Liebe eigentlich längst bekannt – und gar nicht so schwierig.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie die zwölfjährige Heike sich heulend ihrer Freundin Petra anvertraute und untröstlich darüber war, dass ihr Freund Arne sie offenbar nicht genug liebte. Er hätte nie Zeit für sie, träfe sich lieber mit seinen Freunden, und das Schlimmste, er würde sie nicht küssen, obwohl sie schon seit drei Wochen zusammen seien (Heike war eine echte Furie). Da Petra damit völlig überfordert war, sie mit „Ach, der Arne ist doch sowieso doof“ offenbar nicht den gewünschten seelsorgerischen Effekt erzielte und Heike mir mit ihren verheulten Augen einen Hilfe suchenden Blick zuwarf, knüpfte ich mir innerlich meinen „Superhelfer-Umhang“ um und flog mit gestreckten Armen herbei, dazu berufen, eine weitere Seele aus dem Tal der Tränen zu retten. Ich fragte Heike: „Kann es sein, dass der gar nicht weiß, wie sehr du ihn magst, und sich das auch gar nicht vorstellen kann?“ Man musste allerdings dazu wissen, dass Heike damals in der Tat ein ziemlich steiler Zahn war und Arne ein Pickelgesicht mit kariertem Pullunder, Cordhose und fettigen Haaren. Sie blickte mich an, als hätte jemand das Licht in ihrem Kopf angeknipst. „Meinst du wirklich?“, fragte sie mit unsicherer Stimme. Ich sagte: „Klar, doch! Du bist seine erste Freundin, du bist eine der Klassenschönheiten, und das ist einfach zu hoch für ihn. Er ist viel zu verklemmt, um dich zu küssen. Schnapp ihn dir und küss ihn selbst. Und dann erkläre ihm, was du an ihm liebst!“ (Das hätte ich zwar auch gerne mal gewusst, aber das war nicht Teil meiner Aufgabe.)
Nun, die beiden haben zwar, soweit ich weiß, nicht geheiratet und vier Kinder bekommen, aber für ein paar Wochen waren sie tatsächlich ein regelrechtes Turteltaubenpärchen. Interessanterweise veränderte sich Arne in der Zeit etwas zum Positiven. Die Pickel verschwanden und der karierte Pullunder auch. Mission erfüllt!
Konflikte lösen – hieraus entstand mein Berufswunsch als Coach. Die Partnerschaftsberatung ist zwar nur ein Teil des gesamten Aufgabengebietes, doch er ist einer der schönsten. Zu mir kommen verzweifelte und Hilfe suchende Menschen, zerstritten, sexuell ausgehungert, wütend, resigniert und vor Kummer ganz krank. Menschen, die schon fast alles versucht haben, um endlich mit dem Partner glücklich zu sein. Ich gehe zwar nie mit einer Kettensäge an eine Partnerschaft – aber auch niemals mit Sekundenkleber! Wenn eine Partnerschaft am Ende ist, ist sie am Ende!
Manchmal ist es besser, sich freiwillig von einem falschen Partner zu trennen, als zu warten, bis man selbst am Ende ist. Doch meist, so zeigte sich, hatte die echte Liebe noch gar nicht begonnen, obwohl die Partner seit Jahren schon zusammenlebten.
Ich halte es bei der Partnerschaft ähnlich wie bei der Gesundheit – nicht die Dauer ist entscheidend, sondern die Qualität.
Es gibt also Hoffnung. Ich möchte Ihnen zeigen, wie man mit ein wenig Liebes-Psychologie viele Blockaden aus dem Weg räumt, die man in der Kindheit erworben hat. Mit diesem Wissen werden Sie Ihre Beziehung künftig ganz anders erleben können. Dann ist Schluss mit Eifersucht, Einsamkeit, Streit und Enttäuschung, und der Weg ist frei für eine gesunde Partnerschaft.
Wie schon gesagt, die Liebe ist zusammen mit Job, Wohlstand und Familie eines der zentralen Lebensthemen, worüber die meisten Menschen ihre persönliche Lebensqualität definieren und wovon die Gesundheit abhängen kann. Stimmt es mit der Partnerschaft nicht, kann einen das krank und unglücklich machen. Eine unharmonische Partnerschaft wird oftmals sogar schlimmer empfunden als ein unbefriedigender Job, vielleicht, weil man bei einem Job irgendwann Feierabend machen kann. Bei einer Beziehung ist das meist nicht so einfach. Sie können schlecht sagen: „Schatz, es ist Wochenende. Denk dran, dass mein Lover gleich kommt, und räum bitte deinen Kram aus dem Schlafzimmer.“ Umgekehrt kann eine erfüllte Beziehung den empfundenen Berufsstress durchaus ausgleichen, wobei es in der täglichen Beratungspraxis interessanterweise eine hohe Übereinstimmung zwischen Jobunzufriedenheit und Partnerschaftsnörgeleien gibt.
In den nun folgenden Kapiteln wollen wir sehen, wie wir nicht nur mehr Harmonie, sondern vielleicht sogar eine Win-win-Situation für beide Partner mit weitreichenden positiven Folgen hinbekommen, denn: Klappt’s in der Liebe, klappt’s meist auch im Leben.
Der „Gute“ für eine Partnerschaft
Partnerschaft ist kein Pflichtprogramm. Vielleicht haben Sie das immer gedacht, aber Sie müssen nicht unbedingt Ihr Bett und Ihr Leben mit jemand anderem teilen. Wenn Sie es trotzdem tun, tragen Sie damit ein Stück weit die Verantwortung für das Gefühlsleben eines anderen Menschen. Ihr Partner kann nicht einfach alles an sich abprallen lassen, was von Ihnen kommt, zum einen wollen Sie das bestimmt nicht und zum anderen sind Sie selbst wahrscheinlich nicht immun gegen seine Meinung, sein Verhalten, seine Stimmung und vor allem seine Schwächen und Ängste. Daher lohnt es sich einmal, einen Blick auf Ihre Partnerschaftsmotivation zu werfen.
Was wollen Sie eigentlichvon Ihrem Partner?
Es heißt ja, „Gegensätze ziehen sich an“. Aber auch „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Was denn jetzt? Ich glaube, dass beide Sinnsprüche ihre Berechtigung haben. Sind Sie der Typ Mensch, der im Partner sein Spiegelbild sucht und sich wohlfühlt, wenn das Gegenüber genauso tickt wie Sie? Die Musik, die der andere hört, die Bücher, die er liest, und die Filme, die er guckt, die Reiseziele, die Klamotten und auch der Arbeitsplatz könnten bei einem Klonschaf nicht gleicher sein? Das ist nicht schlimm – es sei denn, der andere ändert sich im Laufe des Lebens. Dann gute Nacht.
Oder orientieren Sie sich an einem „Großen“, der Sie beschützt und den Sie dafür bewundern, dass er Ihnen alles Mögliche voraushat? Einen mindestens zehn Jahre älteren Papa oder eine Mama mit Reife, Geld und Lebenserfahrung? Bewundern Sie jemanden, dem Sie zeigen können, wie lieb, klug und fleißig Sie sind? Erhoffen Sie sich von ihm dafür stets Anerkennung und verachten im Gegenzug alles Jüngere?
Auch das ist nur ein klein wenig pathologisch und kann ein Leben lang halten, solange Ihr Liebster weiterhin Angst vor ebenbürtigen Partnern hat. Falls er sich jedoch aus diesem Muster heraus entwickeln sollte, wird bald eine Stelle im Haus frei – und zwar Ihre.
Vielleicht ist es aber auch genau umgekehrt, und Sie stehen auf jemanden, den Sie beschützen, versorgen und behüten können? Jemanden, der zu Ihnen aufschaut, von Ihnen lernt und dessen Sicherheitsbedürfnis Sie erfüllen können. Auch das ist okay, wenn Ihr Partner Peter Pan gleicht und niemals erwachsen werden will.
Dumm ist nur, dass Sie sich offenbar gern mit unreifen und hilfsbedürftigen Selbstwert-Zwergen umgeben – lassen Sie das bloß nicht Ihre Mitmenschen wissen, denn das sagt eine Menge über Sie aus. Aber auch das ist okay, solange Ihr Leben eine Steintafel bleibt, auf der sich niemals etwas ändert.
Es mag aber auch sein, dass Sie den Kampf brauchen, einen Sparringspartner, den Sie dreimal die Woche so richtig in Grund und Boden ringen können und danach das Gefühl haben, Ihre Liebe wäre unerschütterlich. Gehören zu Ihrem Liebesalltag Streit, Provokation, Szenen und vielleicht sogar Sabotageakte? So etwas wie: Sie machen Ihrem Mann extra viel Knoblauch ins Abendessen – genau dann, wenn er am nächsten Morgen ein wichtiges Gespräch mit seiner liebreizenden Kollegin zu führen hat.
Andersherum: Sie als Mann sehen es als beziehungsbelebend an, wenn Sie Ihre Frau, eine Ex-Bulimikerin, hin und wieder mit Blick auf den Bauch fragen, ob sie schwanger ist oder einfach nur eine altersbedingte Bindegewebsschwäche hat. Und vielleicht denken Sie verschmitzt, ein bisschen Necken kann ja nicht schaden, derweil Sie die Kotzgeräusche aus dem Badezimmer überhören. (Menschen machen solche schlechten Scherze entweder, um sich am Partner zu rächen oder weil sie ihn in seiner Stärke völlig überschätzen bzw. selbst Minderwertigkeitsgefühle haben.)
Vielleicht ist der Grund Ihrer Partnerschaft auch der, dass Sie partout nicht allein sein können bzw. wollen und sich irgendeinen Menschen halten, weil Sie einfach nur totale Angst vor Trennung haben.
Oder sind Sie der absolut Verständnisvolle, der für alles eine Entschuldigung hat und vor lauter Harmoniesucht schon vor langer Zeit seinen Stolz beerdigt hat – direkt neben Ihrer Ausstrahlung und Ihrem eigenen Willen. Dafür sind Sie aber der einzige Mensch, mit dem es Ihre bessere Hälfte länger als drei Jahre ausgehalten hat. Das ist doch Liebe, oder?
„Nein!“, sage ich. Jetzt werden Sie mich vielleicht hassen, aber: Das sind alles Beziehungen und keine Partnerschaften. Der Unterschied besteht darin, dass eine Beziehung danach trachtet, eine gewisse Stabilität herzustellen, und eine Partnerschaft diese Stabilität von allein erzeugt. Das bedeutet: Eine Beziehung ist meist ein Abhängigkeitsverhältnis, welches sich auflöst, wenn es seinen Zweck erfüllt hat, derweil eine Partnerschaft der Zweck an sich ist. Die Quittung für diesen Selbstbetrug bekommt man meist erst dann, wenn man schon fast zu alt ist, um auf dem Markt wirklich noch etwas Passendes zu finden, denn dazu gehört Zeit. Ich habe in meiner Beratungspraxis sehr viele Menschen erlebt, die sich nicht darüber im Klaren waren, warum genau sie mit ihrem Partner zusammen waren und nach dem Coaching etwas, sagen wir, gelassener mit dem anderen umgehen konnten, sich allerdings dann auch bald trennten, denn oftmals schlägt dann auch die Stunde der Wahrheit. In den Folgewochen zeigt sich dann immer, dass eine Partnerschaft mit Liebe viel stressfreier ist als eine Abhängigkeit.
Also denken Sie bitte kurz nach:
Was erhoffen Sie sich von Ihrem Partner und warum?
Wünschen werden Sie sich Eigenschaften wie Loyalität, Gemeinsamkeit, Solidarität und Liebe im abstrakten Sinne. Im konkreten Sinne mag das dann so etwas wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, guter Sex, Zärtlichkeit, Gewaltfreiheit, Kinderliebe, Familiensinn, Treue usw. sein. Aha! Erwischt! Sie wollen eine Partnerschaft wie jeder andere auch. Aber leben Sie auch bereits in einer, oder hoffen Sie darauf, dass es endlich einmal eine wird? Und: Wer von Ihnen beiden hat nun eigentlich das große Defizit, das vom anderen ausgeglichen werden soll?
Lassen Sie mich Ihnen ein paar weitere Fragen stellen:
→ Warum gibt es so viele nette und attraktive Menschen, die partnerlos und einsam sind?
→ Wieso gibt es einige Menschen, die immer wieder an den falschen Partner geraten?
→ Wieso beteuert ein Mensch seinem Partner seine Liebe und wird dann in einem Eifersuchtsanfall gewalttätig?
→ Weshalb boomt die Branche der Partnerschaftsvermittlung, obwohl die Erfolgsquote in Bezug auf dauerhafte Beziehungen erschreckend niedrig ist?
→ Vielleicht haben Sie schon von Menschen gehört, die jahrelang in einer festen Beziehung lebten und von jetzt auf gleich ohne ersichtlichen Grund Reißaus nahmen. Wie soll das gehen, wenn Liebe doch angeblich ein Band fürs Leben ist?
→ Warum gibt es auch heute noch Menschen, die ihr Leben lang verheiratet sind, während viele Ehen schon nach kurzer Zeit geschieden werden? Und wieso macht eine Ehe allein noch keine glückliche Partnerschaft?
→ Warum fällt es einigen Menschen so schwer, sich endgültig zu trennen, obwohl die Beziehung von Streit und Misstrauen geprägt ist?
Und nun die Antwort: weil konfliktfreie Zwischenmenschlichkeit an Reife gebunden ist und erlernt werden muss. Wie eine Fremdsprache. Beziehungs- oder Liebesfähigkeit und Sexualität sind nicht automatisch perfekt, reifen nicht von ganz allein. Sie führen ohne Training nicht zur erfüllten Partnerschaft, sondern werden durch unsere kindlichen Erfahrungen beeinflusst. Erlebte Konflikte mit Eltern und Geschwistern verhindern oft echte Liebe. Menschen versuchen unterbewusst, durch ihren Partner einen alten Konflikt mit einem Elternteil, mit Bruder oder Schwester zu lösen, oder suchen in ihrem Partner etwas, das dieser gar nicht erfüllen kann, weil er oder sie gar nicht gemeint ist.
Hinzu kommt: Viele Menschen haben solch starke Minderwertigkeitsgefühle, dass sie sich selbst nicht mehr bedingungslos annehmen – und sich somit erst recht nicht auf andere einlassen können. Auch die Liebe zu sich selbst muss erlernt werden, um ein wertvoller Lebens- und Liebespartner zu sein. Je nachdem, von welchen Vorbildern wir lernen, leben, lieben – oder leiden wir.
So erklärt sich plötzlich das Unerklärliche. Alle oben gestellten Fragen werden beantwortet, wenn man weiß, dass die soziale Komponente der Beziehungsfähigkeit die biologische überwiegt. So etwa, warum eine Frau, die einen gewalttätigen Vater hatte, sich unbewusst einen gewalttätigen Mann sucht – weil sie gelernt hat, dass ein solches Verhalten offenbar zu einem durchsetzungsfähigen Mann gehört. Nicht selten suchen sich solch traumatisierte Frauen auch einen überaus sanften und „lieben“ Mann und provozieren ihn so lange, bis er gewalttätig wird – nur um unbewusst die Gewalt des anderen kontrollieren zu können. Auch die Abkehr von einem Mann und die Hinwendung zu einer Frau kann die Folge einer maskulinen Gewalterfahrung sein. Jetzt wird klar, weshalb eine attraktive Frau jahrelang erfolglos auf Partnersuche ist und plötzlich den „Richtigen“ findet. Nachdem sie den psychologischen Grund ihrer Isolation verarbeitet hat, hält sie nicht mehr länger nach einem Vaterersatz Ausschau, sondern ist offen für einen Partner auf Augenhöhe. Nun ist es nicht weiter verwunderlich, warum sehr viele Menschen lieber für Sex Geld bezahlen, anstelle sich auf das Abenteuer einer auch sexuell gleichberechtigten Partnerschaft einzulassen. Isolation in einer Beziehung ist meist kein Pech, sondern die Folge einer tief sitzenden Angst.
Erst mal richtig kennenlernen
Ein Freund von mir sagte neulich: „Ich habe meine Traumfrau gefunden!“ Er schwärmte zehn Minuten lang von der intelligentesten, reflektiertesten, schönsten, verständnis- und liebevollsten Frau in seinem ganzen fünfzigjährigen Leben. „Ach?“, fragte ich. „Wann, wo und wie hast du sie kennengelernt?“ Und er (mit strahlendem Blick): „Gestern Abend in der Buchhandlung!“ Okay…gestern Abend…, dachte ich und fragte vorsichtig erneut nach. „Und wie?“ – „Na, ich fragte sie, ob sie einen Kaffee haben möchte.“ – „Ja und …?“ – „Sie sagte Nein!’“ – „Ja, und dann?“ – „Dann habe ich sie gefragt, ob sie Portugiesin ist, da hat sie aber auch Nein gesagt. Und sie sei verheiratet.“
Jetzt traf mich wirklich der Schlag! Und obwohl diese Anmache an Direktheit wohl kaum noch zu überbieten war, ergab sich daraus ein stundenlanges und intensives Gespräch, und die beiden wollten sich wiedertreffen, obwohl sie verheiratet ist. Allerdings ist so etwas meines Erachtens eher die Ausnahme. Für gewöhnlich klopft man an, bevor man eintritt.
Also: Was machen Sie, wenn Sie einem Menschen zum ersten Mal begegnen? Geben Sie ihm sofort Telefonnummer, Autoschlüssel, einen Kuss und Ihr Portemonnaie? Natürlich nicht! Sie „checken“ ihn zunächst. Erst einmal beschnuppern. Bis dahin bleibt man an der Oberfläche, tauscht sich thematisch über Dinge aus, bei denen man sich hoffentlich nicht auf den Schlips tritt: das Wetter, Musik, das Weltgeschehen oder bestenfalls noch Hobbys und gemeinsame Bekannte. Man will sich ja schließlich erst einmal kennenlernen.
Kennenlernen? Wie lange dauert das eigentlich? Ein befreundeter Iraner erzählte mir diesbezüglich einmal: „Wir Moslems sagen, bis man jemanden wirklich kennengelernt hat, hat man ein Kilogramm Salz miteinander gegessen.“ In zeitliche Dimensionen übertragen, heißt das – wenn Sie nicht gerade eine Salz leckende Ziege sind – in etwa sieben Jahre. Sieben Jahre dauert es übrigens auch, bis ein transplantiertes Organ vom Empfängerkörper entweder angenommen oder abgestoßen wird. Also scheint das „Kennenlernen“ irgendwie tatsächlich an diese Zeit gebunden zu sein. Aber das auch nur, wenn Sie viel miteinander zu tun haben, weder Scheuklappen noch ein Brett vor dem Kopf haben und überdies nicht in die bösen Fallen der Projektion und der verzerrten Wahrnehmung tappen, denn diese verhindern echtes Kennenlernen.
Ich sehe was, was du nicht siehst:Projektion auf den Partner