Ashantee - Peter Altenberg - E-Book

Ashantee E-Book

Peter Altenberg

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Beschreibung

Dieses eBook: "Ashantee" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ashantee ist eine Prosaskizze von Peter Altenberg, die 1897 erstmals publiziert wurde. Thematisiert werden Altenbergs persönliche Erfahrungen während einer Völkerschau in Wien. In 32 kurzen Skizzen begleitet der Ich-Erzähler (später Peter A., Herr Peter oder Sir Peter genannt), ein dauerhafter Besucher einer Völkerschau, die Ashantee (dt. Aschanti) bis zu ihrer Abreise. Durch Kommunikation mit den Aschanti entwickelt sich ein vertrautes Verhältnis, welches vom Besuch der Hütten bis zur erotischen Beziehung mit einem jungen Aschanti-Mädchen reicht. Peter Altenberg (1859-1919) war ein österreichischer Schriftsteller. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Impressionismus

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Peter Altenberg

Ashantee

Die Völkerschau von den Afrikanern bis hin zur Abreise

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-2693-4

Inhaltsverzeichnis

Der Hofmeister
Gespräch
The School
Die Hütten
Souper
Der Kuss
Cultur
Paradies
Der Abend
Ein Brief aus Accra
Der Neger
Akolé
Akolé’s Gesang, Akolé’s süsses Lied
Complications
Psysiologisches
Klein-Ella
Ein Brief aus Wien
Übersetzung von »Ein Brief aus Wien«
Prinzessin in grün
Paprika-Schoten
L’homme Médiocre
Der Automat
Philosophie
Ritterlichkeit
Le Cœur
Conclusion
Palawer (Rath der Männer)
Der Tag des Abschiedes
Depart pour L’afrique
Ihre Adresse
Spätherbst-Abend

      »Nicht Dir und Einem gib das Gute, welches Du gefunden auf deinen schweren Wegen – – – gib es Allen!       Gib auf die feige Vorsicht, gleichgesinnten Herzen Dich zu eröffnen!       Sei stark!

Meinen schwarzen Freundinnen, den unvergesslichen »Paradieses-Menschen«Akolé, Akóshia, Tíoko, Djôjô, Nāh-Badûhgewidmet.

MEYER, CONVERSATIONS-LEXIKON. Band I., Seite 900, Ashantee:

»Negerreich in Guinea, Westküste, Goldküste. Wurde von den Engländern 130 Kilometer von der Küste zurückge-drängt. Hauptsitz der englischen Colonie an der Küste: Accra.

Der Hofmeister

Inhaltsverzeichnis

Beim Eingange in den »Thiergarten« mit dem schwarzen Netz-Gitter und den staubigen Syringen war ein hellbraunes, von Firniss glänzendes und in der Nachmittag-Sonne bratendes Schweizerhäuschen, in welchem der Clark sass und eine Birne speiste. Er verkaufte citronengelbe Entréekarten und dunkelgrüne ermässigte für Vereine, Militärs, Habitüé’s. »Les enfans ne comptent pas« sagte er, wie wenn man sagt: »Marsch, verschwindet, Ihr habt wenig Bedeutung – – –.« In einem kleinen Käfige bei dem schwitzenden Schweizerhäuschen sassen zwei Aguti, Dasyprocta Aguti. Der Käfig-Boden war bedeckt mit Semmelstücken und Zuckerstücken.

Ein junger Hofmeister, mit einem Knaben und einem Mädchen, sagte: »Bornirte Menschen. Obst fressen sie nur! Du wirst gleich sehen.« Er gab ihnen eine kleine Pfirsich.

Die Aguti setzten sich auf die Hinterbeine und assen wie Eichkätzchen. Das junge Mädchen war ganz warm vor Verehrung und spürte es, wie alle Umstehenden den Hofmeister ebenso verehrten oder ähnlich.

»Erinnere mich, Fortunatina, morgen werde ich dir ›Brehm‹ vorlesen über diese lebendige Lieblingsspeise der Onza, Jaguare, Brasilien. Diese Zwei befinden sich im Hafen des Lebens. Aber Brod und Zucker?! Affen sind es doch nicht, par exemple.«

Dann kam man zu den Bären, welche stereotype Bewegungen ausführten und elend rochen und welche das Publikum ununterbrochen aufforderte, doch in das Bassin sich zu begeben.

»Wartet – – – « sagte der Hofmeister und warf eine ganze Semmel in das Bassin. Da musste der Bär hinein, wenn auch nur mit dem Vorderleibe.

Bei der Löwin stützte Fortunatina ihre Ellbogen auf die Holz-Barrière und blickte sie lange an. Die Löwin schlich hin und her, wie rutschend auf dem feuchten Steinboden, wie sich anschleichend, hélas, an was heran?!

Der Hofmeister stand mit dem Knaben rückwärts, welcher zum Weitergehen drängte: »Eine Löwin, was sieht man?! Eingesperrt ist sie – – –.«

Der Hofmeister blieb ruhig auf seinem Platze.

»Fortunatina und die Löwin – – – « dachte er. Er wusste gar nicht, was es bedeutete, welchen Inhalt es habe. Wie eine Ballade fühlte er es, welche noch Niemand gedichtet hat. Die Ballade ist da, will geboren werden von einem Dichter, ganz in das Leben hinaus gestellt sein. Im Kopfe eines Menschen befindet sie sich bereits, drängt zum Tageslichte, will Gesang werden – – – Fortunatina und die Löwin! Der Hofmeister stand ruhig da. Das kleine Mädchen wandte sich um, erröthete, lächelte verlegen, machte sich bereit zu gehen.

»Es ist keine Schande, in Thiere sich hineinzuträumen« dachte der Hofmeister. Er legte lächelnd seine wundervollen väterlichen Hände auf die Schultern des Kindes.

Fortunatina träumte: » – – – plötzlich, mitten in der Nacht, ertönt ein Gebrüll, welches gleichsam die ganze Natur erbeben macht – – –. Ein Schlag mit der Tatze ist im Stande, ein Rind zu fällen – – –. Man hat Beispiele, dass – – –. Afrika. Afrika. Kaltblütigkeit, Entschlossenheit haben oft im letzten Momente den kühnen Jäger – – –.«

Sie blickte auf den Hofmeister. Dieser aber trug eine breite Pepitahose, ein dunkles Saccó und einen kleinen braunen Filzhut. Ferner einen Stock rnit einem Hirschgeweihgriffe und einen Zwicker mit Goldeinfassung. Ganz in gelbem Leder sollte er dastehen! Jedesfalls in Gamaschen.

Sie gingen weiter.

Man hörte das Geräusch von eisernen Castagnetten, dumpfen Holztrommeln, Messingringen.

Sie kamen zu dem Tanzplatze der Aschanti.

»Syncopirte Rythmen« sagte der Hofmeister, »hört Ihr?! Tàdă tădàdă dădà tădàdă – – –.«

»Wie bei Uns die Dreschflegel« sagte der Knabe.

»Sehr richtig« sagte der Hofmeister, »Syncopen.«

»Wirklich wie Drescher« sagte Fortunatina.

»Oder wie in einem Eisenbahn-Waggon die Geräusche unter dem Boden« sagte der Knabe.