Atlan 226: Gefahr für das Imperium - H.G. Ewers - E-Book

Atlan 226: Gefahr für das Imperium E-Book

H.G. Ewers

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Beschreibung

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die - allen voran Imperator Orbanaschol III. - nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen. Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol, den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen. In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits zweimal erfolgreich zum Einsatz gelangte. Gonozal, der lebende Tote, kommt erneut ins Spiel, als die ISCHTAR, Atlans bestes und modernstes Raumschiff, sich dem Planeten Marlackskor nähert, wo eine erbitterte Raumschlacht zwischen Maahks und Arkoniden im Gang ist. Atlan greift aktiv in diese Schlacht ein, denn es besteht GEFAHR FÜR DAS IMPERIUM ...

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Nr. 226

– ATLAN exklusiv Band 87 –

Gefahr für das Imperium

Raumschlacht vor Marlackskor – ein lebender Toter soll die Arkon-Flotte retten

von H. G. Ewers

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol, den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits zweimal erfolgreich zum Einsatz gelangte.

Gonozal, der lebende Tote, kommt erneut ins Spiel, als die ISCHTAR, Atlans bestes und modernstes Raumschiff, sich dem Planeten Marlackskor nähert, wo eine erbitterte Raumschlacht zwischen Maahks und Arkoniden im Gang ist.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Kristallprinz greift entscheidend in eine Raumschlacht ein.

Fartuloon – Atlans Lehrmeister und Begleiter.

Vorry – Der Magnetier »frisst« sich durch.

Helos Trubato – 1. Offizier der ISCHTAR.

Merlon Lantcor – Oberkommandierender einer Arkon-Flotte.

Karmina Arthamin

1.

Ich erwachte von einem Geräusch, das sich wie das Lärmen von tausend Kreissägen anhörte.

Da ich bis tief in die Nacht hinein an den Vorbereitungen zu unserem Einsatz auf Marlackskor gearbeitet hatte, war ich noch so benommen, dass ich einige Zeit brauchte, um zu erkennen, woher das Geräusch kam.

Als ich es wusste, fuhr ich wie von einem Kirshon gebissen hoch. Fassungslos starrte ich auf das, was einmal die östliche Außenwand meines Quartiers gewesen war. Von der Stahlplastikwand waren nur noch die zerfressenen Ränder übrig, und auch sie schrumpften zwischen den gierig fressenden Kiefern eines schwarzen tonnenförmigen Wesens rasend schnell zusammen.

»Vorry!«, schrie ich.

Das schwarze Wesen ließ von seinem Frühstück ab und fuhr zu mir herum. Zwischen den beiden Knochenplatten des Mundes, die härter als bester Arkonstahl waren, hing noch ein Fetzen Metallplastik. Während ich hinsah, wurde es blitzschnell zerkleinert und verschwand in dem blauschillernden Schlund.

Das Wesen klappte den Mund zu, blickte mich aus seinen leuchtenden gelben Augen an und sagte:

»Einen schönen guten Morgen, Atlan!«

Ich schwang mich aus dem Bett, streifte eine Hose über und erwiderte ungehalten: »Das ist wirklich ein schöner Morgen, du verfressenes Ungeheuer! Was hast du dir dabei gedacht, einfach eine Wand meiner Unterkunft aufzufressen?«

Das Wesen antwortete nicht, sondern zog seinen breiten Schädel ein. Er verschwand in dem schwarzen Tonnenungetüm, das der natürliche Panzer Vorrys war.

Ich ging hinüber und klopfte an den Panzer.

»Verstecken gilt nicht«, erklärte ich. »Wenn du etwas angestellt hast, musst du auch dafür geradestehen, Vorry.«

Zaghaft streckte Vorry seinen Kopf wieder ins Freie. Sein Anblick faszinierte mich wie eh und je. Vorry war ein Magnetier. Der Name rührte daher, dass er im Innern eines Magnetbrüters aus einem Ei geschlüpft war. Ich hatte bis heute keine Ahnung, wie Vorrys Volk hieß und wo es lebte. Der Magnetier konnte es mir nicht sagen, weil er es selbst nicht wusste.

»Bist du sehr böse auf mich?«, fragte Vorry. »Ich wollte dich nur wecken. Als mir dann der Duft des beinahe neuen Metallplastiks in die Nase stieg, konnte ich nicht widerstehen. Außerdem hatte ich Hunger.«

Ich seufzte. Dem Burschen konnte man einfach nicht böse sein. Er war im Grunde genommen gutmütig, wenn auch seine Körperkraft ungeheuerlich war, jedenfalls im Vergleich zu seiner Größe. Vorry hatte nur zwei Leidenschaften: Er verschlang am liebsten Unmengen von eisenhaltigem Material, und er forderte andere Lebewesen und sogar Roboter gern zum Zweikampf heraus.

»Nicht sehr«, antwortete ich, denn ich wollte seiner Fresslust nicht zusätzlichen Auftrieb geben, indem ich verriet, dass ich ihm nicht böse war. »Aber ich bitte dich, künftig nur noch das zu verspeisen, was dir zugeteilt wird.«

»Die Rationen sind viel zu klein für mich«, beklagte sich Vorry.

»Ich werde dafür sorgen, dass sie verdoppelt werden«, erklärte ich. »Während ich mich wasche und anziehe, kannst du Fartuloon wecken. Aber bitte nicht auf die gleiche Art und Weise wie mich, sonst nehme ich dich nicht mit nach Marlackskor.«

»Ich werde ganz brav sein«, erwiderte Vorry. Er drehte sich um und eilte auf seinen vier kurzen beschuppten Beinen davon. Seine Bewegungen wirkten plump, aber er konnte sich so schnell bewegen wie ein Gleiter, wenn er wollte.

Nachdem ich mich gewaschen und mich angekleidet hatte, verließ ich meine Unterkunft. Dank Vorry brauchte ich die Tür nicht zu benutzen. Draußen war wirklich ein wunderschöner Morgen. Eine glasklare Luft lag unter einem hellblauen Himmel. Von den Hängen des Tales, in dem sich Fartuloons Hauptstützpunkt befand, wehte eine leichte Brise herab. Es war ein wunderschönes Tal – hier auf Kraumon. Die Wälder, Seen und Flussläufe ließen es paradiesisch wirken, wenn man sich dabei die siebenundvierzig Gebäude, die Bodenforts und die Raumschiffe fortdachte, die hier standen.

Ich stieg in meinen bereitstehenden Gleiter, startete und schwebte hinüber zu dem größten Raumschiff, das auf dem Raumhafen der Stadt Gonozal-Mitte stand. Es war kugelförmig wie alle Arkonidenschiffe, durchmaß am äquatorialen Triebwerksringwulst dreihundert Meter und trug den Namen ISCHTAR. Wir hatten das Schiff erst vor kurzem gekapert, generalüberholt und waffentechnisch auf den neuesten Stand gebracht.

Als ich den Namen auf der Außenhülle las, musste ich wieder an meine Geliebte, die Varganin Ischtar, denken. Sie hatte mich zusammen mit meinem Sohn Chapat verlassen, obwohl ich sie dringend gebeten hatte, bei mir zu bleiben. Die Trennung schmerzte mich noch immer jedes Mal, wenn ich an Ischtar dachte. Und ich dachte oft an meine Goldene Göttin.

Am Fuß einer der Landestützen der ISCHTAR saß Ra, der Barbar vom dritten Planeten einer gelben Sonne, deren Koordinaten ich noch immer nicht kannte. Ischtar kannte sie, aber sie hatte sie mir nicht preisgeben wollen. Ra war der lebende Beweis dafür, dass sie dort gewesen war, denn dort hatte sie ihn zu ihrem Geliebten gemacht. Unbekannte Raumfahrer hatten Ra später von seiner Heimatwelt entführt.

Ra wischte sich schnell über die Augen, als er mich sah. Offenbar trauerte er ebenfalls Ischtar nach. Aber er hätte sich lieber einen Finger abgebissen, als es mich merken zu lassen. Als ich in seiner Nähe landete, lächelte er, als freute er sich über den herrlichen Tag.

»Kommst du mit in die Hauptschaltzentrale, Ra?«, erkundigte ich mich.

Ra nickte bestätigend, eine Geste, die einige von uns seit langem übernommen hatten, ich eingeschlossen.

Ich ging vor ihm her bis zur ausgefahrenen Rampe der Bodenschleuse. Die Schleuse war geöffnet. Es gab auf Kraumon niemanden, der sich unbefugt an etwas zu schaffen gemacht oder gar gestohlen hätte. Die zwölftausend Intelligenzwesen, davon neunzig Prozent Arkoniden, die hier lebten, wenn sie sich nicht gerade in einem Einsatz befanden, waren eine Elitetruppe, die den Schwur »für Atlan und Arkon – auf Leben und Tod!« abgelegt hatte und ihn ernst nahm.

Ra und ich stiegen durch die Schleuse und fuhren mit dem zentralen Antigravlift ins Kommandodeck hinauf. Als wir die Zentrale betraten, sah ich, dass die Besatzung bereits vollzählig anwesend war. Die Frauen und Männer überprüften ein letztes Mal alle Systeme des Schiffes.

Sie wandten sich bei unserem Eintritt um, nahmen Haltung an und grüßten, indem sie ihre geballten rechten Hände gegen die Brust schlugen.

Ich erwiderte den Gruß, dann wandte ich mich dem Ersten Offizier zu, einem Arkoniden namens Helos Trubato. Als Kommandant fungierte ich selber.

»Wann können wir starten, Trubato?«

»In anderthalb Stunden, Kristallprinz«, antwortete der Erste Offizier.

»Danke! Machen Sie weiter!«, befahl ich und setzte mich in meinen Sessel vor den Hauptkontrollen.

*

Wenig später traf mein Pflegevater Fartuloon ein. Er trug wie fast immer seinen verbeulten und blankgewetzten Harnisch und einen Helm. An seinem Waffengurt, der selbstverständlich je einen Thermostrahler und eine Schockwaffe enthielt, hing das Skarg, ein kurzes Breitschwert, dessen Knauf eine seltsame Figur zeigte.

Ich war jedes Mal fasziniert, wenn ich diese Figur sah. Sie schimmerte silberfarben und schien zu lächeln, als ich sie fixierte. Im nächsten Augenblick verflossen ihre Konturen, wie immer, wenn ich versuchte, sie genauer zu betrachten.

Fartuloon schob seinen total verkettet wirkenden untersetzten Körper herein. In Wirklichkeit besaß er kein Gramm überflüssiges Fett. Er verdankte seine Korpulenz antrainierten Muskelpaketen.

»Ich grüße dich, Atlan!«, rief er mir schon von weitem zu. »Weißt du schon, dass an deiner Unterkunft eine Wand fehlt?«

Vorry, der meinem Pflegevater gefolgt war, drückte sich verlegen in einen Winkel der Zentrale.

»Sie ist dem Appetit eines Eisenfressers zum Opfer gefallen«, antwortete ich.

Fartuloon blickte sich nach Vorry um, entdeckte ihn und grinste, während er sich über den schwarzen gekräuselten Vollbart strich.

»Ich muss dir doch mal den Bauch aufschneiden, Vorry«, meinte er. »Weißt du, was ich glaube? Dass ich lauter Eisenspäne darin finden würde.« Er lachte laut.

Der Erste Offizier drehte sich nach Fartuloon um und meinte:

»Hoffentlich frisst Vorry uns keine Löcher in die ISCHTAR.«

»Sie haben doch die angeforderten Eisenbarren an Bord bringen lassen?«, fragte ich ihn.

»Selbstverständlich, Kristallprinz«, antwortete er. »Einen ganzen Lagerraum voll. Aber bei diesem Vielfraß weiß man ja nie ...«

»Soll ich ihn erdrücken, Atlan?«, fragte Vorry und streckte die kräftigen Arme aus.

»Lass das!«, wehrte ich seinen unangebrachten Scherz ab, vor allem, weil ich sah, dass Eiskralle ebenfalls die Zentrale betreten hatte. Der Chretkor blieb unmittelbar neben dem Schott stehen, ein von seiner Gestalt her arkonidenähnliches Wesen, aber mit einem völlig transparenten Körper, so dass alle seine Organe deutlich zu sehen waren, soweit der Körper nicht von der Kleidung bedeckt wurde.

»Ich sehe, wir sind komplett«, sagte ich. »Trubato, bitte kommen Sie an den Kartentisch – und ihr auch, Fartuloon und Eiskralle!«

Wir versammelten uns um den Kartentisch. Vorry näherte sich zaghaft. Aber seine Zaghaftigkeit war nur gespielt.

Ich schaltete den Kartentank ein und machte das Zielgebiet durch eine Sonderschaltung erkennbar.

»Der maahksche Stützpunkt Marlackskor besteht aus zwei Riesenplaneten, die um eine blaue Riesensonne kreisen«, erklärte ich. »Einer der Planeten, nennen wir ihn Marlackskor I, besitzt einen Mond von einem Drittel der Größe Arkons, der über eine Sauerstoffatmosphäre verfügt. Ich denke allerdings, dass wir diesen Mond – er heißt Rashillkane – bei unserer Operation aus dem Spiel lassen können. Er ist wegen seiner Sauerstoffatmosphäre nicht reizvoll für die Maahks.«

»Richtig!«, pflichtete Fartuloon mir bei. »Wie wir durch Olfkohr erfahren haben, befinden sich die Stützpunkte der Maahks auf den beiden Riesenplaneten. Morgen soll eine arkonidische Flotte von rund zweitausendachthundert Schiffen die Stützpunkte angreifen und vernichten. Unsere einzige Aufgabe wird es sein, mindestens einen führenden Arkoniden der Flotte aus einem Flaggschiff zu entführen und auf diese Weise ein Druckmittel gegen Orbanaschol in die Hände zu bekommen.«

»So ist es«, bestätigte ich. »Es gibt nur eine einzige Schwierigkeit dabei, und die ist psychologischer Art. Wir müssen die Maahks, die wir aus tiefster Seele hassen, ignorieren, obwohl bei Marlackskor Arkoniden gegen Maahks kämpfen werden und die Maahks folglich auch auf Arkonschiffe schießen. Ich weiß, dass mir das schwerfallen wird, sehr schwer sogar.«

»Mir auch, mein Junge«, fiel Fartuloon ein. »Wir werden in einen schweren seelischen Konflikt geraten und immer gegen die Versuchung ankämpfen müssen, auf die Maahks zu feuern. Aber wenn wir unsere Aufgabe erfüllen wollen, müssen wir damit fertig werden. Es steht fest, dass Orbanaschol die Führung dieses Großangriffs nicht Leuten zweiter Wahl übertragen hat, sondern hochstehenden Adligen, die seine Gunst genießen. Die Gelegenheit, einen Günstling des Diktators zu fangen, dürfen wir uns nicht entgehen lassen.«

»Ich weiß«, erwiderte ich. »Darüber sind wir uns also klar. Wir werden uns in einen Verband der Flotte einschmuggeln, die Funkgespräche abhören und auf unsere Gelegenheit warten. Eiskralle, du hilfst Morvoner Sprangk, der auf Kraumon zurückbleibt. Ich verlasse mich auf euch. Kümmere dich auch um Corpkor, der ebenfalls zurückbleibt, weil er sich von seinen Verletzungen erholen muss, die er sich in der Eisigen Sphäre zugezogen hat.«

»Das geht in Ordnung, Atlan«, versicherte Eiskralle. Er kam mir heute leicht geistesabwesend vor. Wahrscheinlich träumte er, wie so oft, davon, wieder bei seinem Volk zu sein. Ich hatte ihn schon einmal gefragt, ob wir ihn nicht nach Hause bringen sollten. Der Chretkor hatte höflich lächelnd abgewehrt, ohne mir seine Gründe zu nennen.

Ich schaltete die Kartentankprojektion ab, nickte meinen Gefährten zu und sagte:

»Solange die Überprüfung der Systeme anhält, kümmere ich mich um meinen Vater.«

»Soll ich mitkommen?«, fragte Fartuloon.

»Lieber nicht«, antwortete ich.

Mein Pflegevater merkte wohl, wie sehr mich der Gedanke an die Hilflosigkeit meines Vaters aufwühlte. Er legte mir die Hand auf den Unterarm und sagte:

»Es ist schwer für dich, aber noch schwerer ist es für Arkon, das unter der Diktatur Orbanaschols stöhnt. Wenn dein Vater frei entscheiden könnte, er würde freudig die Rolle übernehmen, die wir ihn spielen lassen.«

Ich nickte.

»Danke, Fartuloon«, sagte ich.

*

Mein Vater blickte nicht auf, als ich den Raum betrat, in dem seine wiederbelebte Hülle wohnte. Der Blick seiner rötlichen Augen war fest auf die gegenüberliegende Videowand gerichtet. Aber ich war sicher, dass er die Raumschlachtszene, die dort spielte, überhaupt nicht wahrnahm.

Er wirkte immer noch imponierend, wie er da hoch aufgerichtet in dem breiten Sessel saß, mit seinem silberfarbenem schulterlangen Haar und dem schmalen, hochstirnigen und scharf gezeichnetem Gesicht, das den uralten Hochadel verriet.

Ich salutierte vorschriftsmäßig und drückte damit meinen Respekt vor dem Imperator aus.

»Darf ich nähertreten, Erhabener?«, fragte ich, in der schwachen Hoffnung, er möge endlich einmal reagieren.

Natürlich reagierte er nicht. Es war, als könnte er mich überhaupt nicht hören. Fartuloon allerdings hatte mir nach vielen Untersuchungen versichert, mein Vater könnte durchaus alles hören, was man ihm sagte. Auch seine Sprechwerkzeuge und das entsprechende Hirnzentrum wären in Ordnung. Aber der Geist, der höher entwickelten Lebewesen erst die ihnen eigene Lebendigkeit einhauchte, fehlte. Ihn hatte das Lebenskügelchen, mit dem ich seinen Körper wiederbelebt hatte, nicht zurückholen können.

Erschüttert trat ich auf meinen Vater zu, nahm ihn am Arm und zog ihn behutsam aus seinem Sessel. Er gehorchte so willig auf den Zug, wie ein normaler Arkonide, der unter Tiefenhypnose stand. Auch als ich ihn mehrmals im Raum umherführte, um ihm wenigstens etwas Bewegung zu verschaffen, wurde er nicht störrisch.

Anschließend setzte ich ihn wieder zurück. Danach tastete ich an der Versorgungsautomatik einen Synthobrei, der alle notwendigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthielt, die ein Arkonide braucht. Ich wagte ihm keine feste Nahrung zu geben. Er hätte, falls er nicht richtig kaute, an einem Fleischbrocken ersticken können.

Ich musste mit den Tränen kämpfen, als ich sah, wie maschinenhaft er den Synthobrei aufnahm und hinterschluckte. Mein Hass auf Orbanaschol wuchs ins Uferlose. Was mochte der Mörder nach dem Tod meines Vaters angestellt haben, dass seine Seele sich unwiderruflich verflüchtigt hatte? Ich nahm mir vor, keine Gnade gegenüber dem Diktator walten zu lassen, wenn er mir in die Hände fiel. Falls er nicht im Kampf starb, würde ich dafür sorgen, dass die ganze Härte des Gesetzes ihn traf – und ich würde ihn bestimmt nicht begnadigen, um einen Imperator vor der Hinrichtung zu bewahren.

Als die Schüssel geleert war, wusch ich meinem Vater das Gesicht. Sein Mund bewegte sich noch immer wie bei der Nahrungsaufnahme. Ich musste ihn mehrmals mit sanfter Gewalt zudrücken und zuhalten, bis die entsprechenden Reflexe abgeklungen waren.

Anschließend zog ich ihn aus und legte ihn auf sein breites Pneumobett. Dann zog ich die aus lebendem Biostoff bestehende Klimadecke bis unter die Achseln.