Atlan 227: Träume aus fremder Dimension - H.G. Ewers - E-Book

Atlan 227: Träume aus fremder Dimension E-Book

H.G. Ewers

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Beschreibung

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die das Gemeinwohl völlig außer acht lassen. Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen. In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits zweimal erfolgreich zum Einsatz gelangte. Gonozal, der lebende Tote, kommt erneut ins Spiel, als die ISCHTAR, Atlans bestes und modernstes Raumschiff, sich dem Planeten Marlackskor nähert, wo eine erbitterte Raumschlacht zwischen Maahks und Arkoniden im Gang ist. Atlans Eingreifen entscheidet die Schlacht zugunsten der Arkoniden, doch die ISCHTAR mitsamt ihrer Besatzung gerät in akute Gefahr - daran ändern auch nichts die TRÄUME AUS FREMDER DIMENSION ...

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Nr. 227

– ATLAN exklusiv Band 88 –

Träume aus fremder Dimension

Er lebt in einer anderen Dimension – doch was er träumt, wird Wirklichkeit

von H. G. Ewers

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits zweimal erfolgreich zum Einsatz gelangte.

Gonozal, der lebende Tote, kommt erneut ins Spiel, als die ISCHTAR, Atlans bestes und modernstes Raumschiff, sich dem Planeten Marlackskor nähert, wo eine erbitterte Raumschlacht zwischen Maahks und Arkoniden im Gang ist.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Kristallprinz spürt einem »Träumer« nach.

Fartuloon, Ra und Vorry – Atlans Freunde und Begleiter.

Karmina Arthamin – Eine Kommandantin ändert ihre Meinung.

Merlon Lantcor – Oberbefehlshaber einer Arkon-Flotte.

Braccho

1.

Als der Rematerialisierungsschmerz sich mit imaginären Krallen in meinen Nacken bohrte, stöhnte ich unterdrückt auf.

Dennoch nahm ich ihn gar nicht bewusst wahr. Vor meinem geistigen Auge stand noch immer das Bild der Raumschlacht, wie es sich mir unmittelbar vor der Transition dargeboten hatte.

Im Mittelpunkt dieses Bildes war ein großer Walzenraumer gewesen, nach seiner Hyperfunkaktivität das Flaggschiff der maahkschen Raumflotte. Dieses Schiff war es gewesen, das uns den schweren Treffer beigebracht hatte, der großen Schaden in den Maschinenräumen angerichtet hatte.

Ich sah in der Erinnerung noch überdeutlich die Abstrahlmündungen jenes Raumschiffs in den offenen Geschützpforten. Sie zeigten genau auf die ISCHTAR. Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen, denn die Zeit, die wir bis zur Nottransition brauchten, reichte dem Maahk, uns eine ganze Breitseite zu verpassen, die das Ende der ISCHTAR bedeutet hätte.

Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen. Dennoch bewies mir der Entzerrungsschmerz der Wiederverstofflichung, dass ich noch lebte und dass auch die ISCHTAR noch existierte.

Demnach hatte der Maahk doch nicht geschossen. Das stellte mich vor ein unlösbares Problem. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Maahk freiwillig darauf verzichtet haben sollte, uns den Rest zu geben. Ich konnte mir aber auch keinen anderen Grund für unsere Weiterexistenz vorstellen.

»Ist dir nicht gut, mein Junge?«, hörte ich die Stimme Fartuloons neben mir. »So stark war der Entzerrungsschmerz doch gar nicht.«

Ich wandte langsam den Kopf und sah meinen Pflegevater an.

»Ich überlegte gerade, warum wir noch leben«, erwiderte ich. »Warum hat der Maahk uns nicht den Fangschuss gegeben?«

»Das können wir später überlegen, Atlan«, erklärte mein Pflegevater. »Jetzt müssen wir uns um das Schiff kümmern. Ich fürchte, die Transitionstriebwerke sind endgültig ausgefallen.«

Ich nickte und riss mich zusammen.

Mein nächster Blick fiel auf Helos Trubato, der die Systeme des Schiffes mit Hilfe der Bordpositronik durchcheckte. Wenigstens schien die Bordpositronik noch einwandfrei zu arbeiten. Die übrigen Leute der Zentrale-Besatzung waren dabei, unsere Position zu ermitteln, nach anderen Raumschiffen Ausschau zu halten und mit den betroffenen Sektionen zu sprechen, um das Ausmaß der Schäden zu ermitteln.

Ein Blick auf die Bildschirme der Panoramagalerie verriet mir nichts darüber, wo wir wiederverstofflicht waren. Aber allzu weit konnten wir uns nicht von Marlackskor entfernt haben; Nottransitionen sind wegen der Gefahr einer Verirrung in unbekanntem Gebiet immer Kurztransitionen.

Ich stellte eine Interkomverbindung zum Bordhospital her und ließ mir die Registratur geben. Dort erfuhr ich, dass bei dem schweren Treffer sechs meiner Leute gefallen und achtundzwanzig verwundet worden waren. Ich nahm mir vor, so bald wie möglich persönlich nach den Verwundeten zu sehen.

Vorher aber musste ich mich einem Problem widmen, das für uns alle lebenswichtig war. Als ich sah, dass Helos Trubato die Grobdurchcheckung beendet hatte, ging ich zu ihm und erkundigte mich nach dem Zustand der ISCHTAR.

»Wir sind nur noch zu dreißig Prozent manövrierfähig«, antwortete mein Erster Offizier. »Außerdem sind drei Geschützstände ausgefallen. Das Transitionstriebwerk ist durch Energierückschläge beschädigt. Es hält vielleicht noch eine Kurztransition durch, wenn wir einen Anlauf bis auf mindestens neunzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit nehmen, aber mehr bestimmt nicht.«

»Dann bereiten Sie eine Kurztransition vor, möglichst in ein benachbartes Sonnensystem!«, befahl ich.

Trubato schaute mich verwundert an.

»Sollten wir nicht zuerst die gröbsten Schäden an den Impulstriebwerken beheben, Kristallprinz?«, fragte er mit leichtem Vorwurf.

»In einer normalen Lage wäre das unsere erste Sorge gewesen«, gab ich zurück. »Leider ist unsere Lage alles andere als normal. Wir sind nicht nur verloren, wenn die Maahks uns finden. Wir geraten auch in die größten Schwierigkeiten, wenn wir von denen aufgespürt werden, denen wir vorhin noch geholfen haben, eine vernichtende Niederlage zu verhindern: den Schiffen der Flotte Lantcors. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass wir notfalls sehr schnell eine Transition durchführen können.«

»Sie werden trotzdem nicht davonkommen, Atlan«, sagte eine weibliche Stimme hinter mir.

Als ich mich umdrehte, erkannte ich Karmina Arthamin, die Stellvertreterin des arkonidischen Flottenkommandeurs Lantcor, die ich in meine Gewalt gebracht hatte.

»Was wollen Sie damit sagen, Sonnenträgerin?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, was sie meinte.

Karmina lächelte zuversichtlich.

»Die ISCHTAR hat naturgemäß Aufsehen erregt, weil Gonozal VII. aus ihr zu allen Arkonschiffen gesprochen hat, wenn auch indirekt«, erwiderte sie. »Folglich wird Zweisonnenträger Lantcor alles daransetzen, sie aufzuspüren. Es genügt, wenn ein einziges Arkonschiff die Strukturerschütterung angemessen hat, die die ISCHTAR bei der Transition erzeugte. Sobald diese Strukturerschütterung ausgewertet ist, weiß Lantcor, wo die ISCHTAR wiederverstofflichte.«

»Deshalb bereiten wir uns auf eine weitere Transition vor«, gab ich zurück.

»Die ebenfalls angemessen werden wird«, erklärte Karmina. »Es hat keinen Sinn für Sie, dem Unausweichlichen entgehen zu wollen. Ich schlage vor, Sie ergeben sich mir und treten mir freiwillig das Kommando über Ihr Schiff ab. Möglicherweise würde man Ihnen das als mildernde Umstände auslegen.«

Allmählich trieb diese Arkonidin mich zur Weißglut. Ich hatte die arkonidische Flotte vor Marlackskor praktisch gerettet, nachdem sie in eine äußerst schwierige Lage geraten war, weil die Maahks irgendwie von dem bevorstehenden arkonidischen Angriff erfahren und sich vorbereitet hatten. Dennoch behandelte Karmina Arthamin mich wie einen Piraten.

»Da ich kein Verbrecher bin, will ich keine mildernden Umstände!«, entgegnete ich scharf. »Im Gegenteil, ich will mein Recht, das Recht nämlich, an der Seite meines Vaters, der von Orbanaschol gewaltsam vom Amt des Imperators entfernt wurde, über das Große Imperium zu regieren. Niemand wird mich daran hindern, auch Sie nicht.«

Ich winkte einen jungen Offizier heran.

»Führen Sie Sonnenträgerin Arthamin in eine Arrestkabine und sorgen Sie dafür, dass das Schott ständig von einem Doppelposten bewacht wird!«, befahl ich.

»Sie wollen die Wahrheit nicht hören, wie?«, fragte Karmina ironisch.

»Nein, ich will mich nur nicht dauernd mit Unsinn von meinen Aufgaben ablenken lassen«, erwiderte ich schroff und wandte mich ab.

*

Als die Sonnenträgerin die Kommandozentrale verlassen hatte, begab ich mich zum Astrogator und fragte, wie weit er mit der Positionsbestimmung sei.

»Die wesentlichen Daten liegen vor«, antwortete er. »Wir sind rund siebenunddreißig Lichtjahre von Marlackskor entfernt. Die nächste Sonne, eine rote Riesensonne ohne Planeten, ist fünfeinhalb Lichtjahre entfernt. In einer Entfernung von rund sieben Lichtjahren gibt es eine arkongroße grüne Sonne mit elf Planeten, von denen Nummer zwei den Bedingungen auf den Arkonwelten am nächsten kommt.«

»Haben Sie die Koordinatenkarte anfertigen lassen?«, erkundigte ich mich.

Er lächelte und überreichte mir eine Symbolfolie aus speziell aufgeladenem Metallplastik, in dem sich elektronisch Daten speichern ließen.

»Es ist alles darauf«, sagte er. »Sie brauchen sie nur der Bordpositronik einzugeben, um die Transitionsdaten zu bekommen.«

Ich erwiderte sein Lächeln.

»Danke!«, sagte ich. »Ich freue mich darüber, dass Sie weitergedacht haben.«

Mit der Koordinatenkarte begab ich mich zum Ersten Offizier. Helos Trubato hatte inzwischen die funktionsfähigen Triebwerke hochgeschaltet und die ISCHTAR anfahren lassen. Die Geschwindigkeit betrug allerdings erst fünf Prozent LG.

»Eine grüne Sonne, rund sieben Lichtjahre von hier«, erklärte ich und gab ihm die Karte. »Der zweite Planet scheint geeignet zu sein, um auf ihm die notwendigen Außenreparaturen durchzuführen. Ich möchte, dass Sie sofort auf Kurs gehen und die Transition einleiten.«

»Nur einleiten, nicht durchführen?«, fragte Trubato.

»Richtig«, antwortete ich. »Wenn wir die Transition durchführen, wird die Strukturerschütterung garantiert angemessen. Warten wir aber, bis ankommende Raumschiffe in unserer unmittelbaren Nähe die Struktur des Raum-Zeit-Gefüges erschüttern und führen dann unseren Sprung durch, wird durch die Überlappung zwischen Erschütterungsnachhall und frischer Erschütterung eine genaue Anmessung mit Strukturtastern unwahrscheinlich.«

»Verstanden, Kristallprinz«, erwiderte Trubato. »Ich werde also bis neunzig Prozent LG beschleunigen und danach die Normaltriebwerke abschalten, um Energie zu sparen.«

»Gut!«, sagte ich. »Und sobald unsere Strukturtaster ansprechen, drücken Sie auf den Schalter, der unsere Transition auslöst.«

Als ich mich umwandte, stand Ra hinter mir. Der Barbar vom dritten Planeten einer unbekannten Sonne schien missgestimmt zu sein.

»Was kann ich tun, Atlan?«, fragte er. »Ich stehe immer nur herum, anstatt eine Aufgabe zu bekommen.«

»Geh in deine Kabine und ruh dich aus, Ra«, erwiderte ich. »Wahrscheinlich bekommst du bald mehr zu tun, als dir lieb sein dürfte. Unsere Lage ist alles andere als problemlos.«

»Warum ruhst du dich nicht ebenfalls aus?«, fragte er aggressiv.

»Weil ich der Kommandant dieses Schiffes bin«, gab ich zurück.

»Na, schön!«, meinte Ra. »Aber wenn ich beim nächsten Einsatz nicht eine fest umrissene Aufgabe erhalte, komme ich gar nicht erst mit.«

Ich sah ihm nach, wie er davonging, absichtlich in provozierend wirkendem Schlendergang. Wahrscheinlich hätte ich ihm einen Posten auf der ISCHTAR zuteilen sollen, anstatt ihn zu meiner Verfügung freizuhalten.

Ich wandte mich an Fartuloon.

»Wo steckt Vorry?«

»Er hilft den Leuten, die die Beschussschäden von innen auszubessern versuchen«, antwortete mein Pflegevater.

»Dann hat er wenigstens nicht unter Langeweile zu leiden«, erwiderte ich. »Kommst du mit ins Bordhospital?«

Bevor Fartuloon antworten konnte, sprachen die Strukturtaster an. Der Alarm heulte nur kurz durch die Zentrale, dann gab die Ortungsautomatik die Koordinaten des Eintauchorts bekannt.

»Ich bin noch nicht soweit!«, rief Trubato mir zu. »Wir haben erst vierundzwanzig Prozent LG erreicht!«

»Weiter beschleunigen«, erwiderte ich. Etwas anderes konnten wir allerdings auch nicht tun.

Glücklicherweise erfasste die Hyperortung nur ein einziges Raumschiff, das in unserer Nähe wiederverstofflicht war. Es handelte sich um ein zweihundert Meter durchmessendes Kugelraumschiff.

»Wenigstens ist es kein Maahk«, meinte Fartuloon dazu.

Ich setzte mich in meinen Reservesitz vor dem großen transparenten Kartenschrank in der Mitte der Zentrale, stellte eine Interkomverbindung zur Funkzentrale her und bat darum, eingehende Hyperkomsprüche durchzuschalten.

»Bei einem Maahk hätten wir gewusst, woran wir sind«, erwiderte ich. »Hier wissen wir es nicht – noch nicht. Aber ich fürchte, das eine Schiff wird Verstärkung herbeiholen, sobald es uns identifiziert hat.«

»Hyperkomspruch für Sie, Kristallprinz!«, meldete die Funkzentrale.

Ich schaltete mein Gerät ein. Auf dem Bildschirm war ein älterer Arkonide zu sehen.

»Schiff LLOTKAM, Kommandant Perkamer!«, meldete er sich. »An Schiff ISCHTAR! Im Auftrag von Zweisonnenträger Lantcor ersuche ich Sie, die Maschinen zu stoppen und die Ankunft des Oberbefehlshabers abzuwarten.«

»ISCHTAR an LLOTKAM!«, antwortete ich. »Das ist kein Schiff der Imperiumsflotte und deshalb nicht verpflichtet, Weisungen eines Befehlshabers der Imperiumsflotte zu befolgen. Entweder Sie halten sich zurück oder Sie unterstellen sich der Befehlsgewalt von Imperator Gonozal VII. und meiner Befehlsgewalt.«

»Ihr Schiff ist beschädigt«, sagte Perkamer. »Ohne fremde Hilfe können Sie die Schäden kaum beheben. Ich appelliere an Ihre Vernunft und an Ihren Patriotismus, wer immer Sie auch sind.«

»LLOTKAM beschleunigt, nimmt Kurs auf uns«, meldete die Ortung.

Ich nickte kaum merklich und schaute zu Helos Trubato hinüber.

»Vierundsechzig Prozent LG«, flüsterte mein Erster Offizier.

Das war noch zu wenig für eine Transition mit beschädigtem Aggregat. Also musste ich den Verfolger noch hinzuhalten versuchen.

»Unterlassen Sie Ihre Annäherungsversuche!«, sagte ich. »Oder ich muss das Feuer eröffnen lassen. Wir haben unseren Patriotismus vor Marlackskor wohl hinreichend bewiesen, Kommandant Perkamer.«

»Ich ersuche Sie noch einmal, alle Maschinen zu stoppen«, erklärte Perkamer. »Außerdem verlange ich Sonnenträgerin Arthamin zu sprechen, die sich an Bord Ihres Schiffes befindet.«

»Achtundsiebzig Prozent LG!«, flüsterte Trubato.

Unsere Geschwindigkeit erhöhte sich in immer kürzeren Zeitabständen. Die LLOTKAM würde uns vor der Transition nicht mehr gefährlich nahe kommen. Aber es war besser, mit der Transition zu warten, bis die Verstärkung auftauchte, die Perkamer – sicher mit Hyperfunk-Richtstrahl – angefordert hatte.

»Sonnenträgerin Arthamin ruht«, erwiderte ich. »Sie können mit ihr sprechen, sobald sie wach ist.«

»Sie versuchen mich hinzuhalten!«, rief Perkamer erregt. »Unsere Instrumente zeigen klar, dass Sie sich auf eine Transition vorbereiten.«

»Neunzig Prozent LG!«, meldete Trubato.

»Abwarten!«, entschied ich. »Mit geringen Werten weiter beschleunigen!«

Die LLOTKAM holte auf, aber einholen konnte sie uns nicht mehr. Sobald wir unmittelbar an der Schwelle der Lichtgeschwindigkeit standen, konnte innerhalb des normalen Raum-Zeit-Kontinuums kein Objekt schneller sein als wir. Das bedeutete, dass von diesem Augenblick an die Entfernung zwischen der LLOTKAM und uns gleichbleiben würde.

Theoretisch konnten wir solange in sicherem Abstand vor der LLOTKAM herfliegen, bis ihre wegen der geringeren Größe geringeren Treibstoffvorräte aufgebraucht waren und sie zurückfiel. Praktisch war das wegen unserer beschädigten beziehungsweise durch Überbeanspruchung anfällig gewordenen Triebwerke und Maschinenanlagen nicht möglich. Ganz abgesehen vom Dilatationseffekt, der uns, flogen wir an der Schwelle zur Lichtgeschwindigkeit, um Jahrhunderte der Jetztzeit berauben würde, was es unmöglich machen würde, Orbanaschol zu stürzen und seine verhängnisvolle Politik zu beenden.

Plötzlich schlugen Flammen aus den Feldsicherungen unserer Strukturtaster. Die Erschütterung ließ auf die Rematerialisation mehrerer großer Objekte schließen.

»Ab!«, rief ich Trubato zu.

Ich bekam gerade noch mit, dass die Ortung die Ankunft von sechs schweren arkonidischen Kampfschiffen anzeigte, dann verschwanden das Universum und ich selbst aus meiner Wahrnehmung.

Als der Verzerrungsschmerz der Wiederverstofflichung einsetzte, hörte ich das Heulen von Alarmsirenen.

»Transitionstriebwerk ausgefallen!«, plärrte eine seelenlose Automatenstimme.

Ich massierte meinen Nacken mit beiden Händen, dann wischte ich mir die Tränen des Schmerzes aus den Augen und sah mich auf den Panoramabildschirm um.

Ich atmete auf.

»Wenigstens haben wir unser Zielgebiet erreicht, die grüne Sonne!«, sagte ich.

*

»Beinahe wären wir mit dem zweiten Planeten kollidiert«, meldete die Ortung. »Er ist nur eine halbe Lichtsekunde entfernt.«

»Setzen Sie zur Landung an!«, rief ich meinem Ersten Offizier zu. »Wir müssen so schnell wie möglich ein Versteck für das Schiff finden.«

»Aber wir wissen noch nichts über den Planeten«, wandte Fartuloon ein.

»Was wir wissen müssen, werden wir beim Landeanflug sehen«, gab ich zurück.

»Du rechnest also damit, dass die Verfolger uns bald finden werden«, meinte mein Pflegevater.

»Finden sollen sie uns eben nicht«, antwortete ich. »Aber sie werden sich denken können, dass wir für unsere Transition ein System mit einem brauchbaren Planeten ausgesucht haben. Da sie außerdem wissen, dass die ISCHTAR schwer beschädigt ist, werden sie uns nicht in großer Entfernung suchen, sondern beim nächsten brauchbaren Planeten.«

»Das leuchtet mir ein«, meinte Fartuloon.

Er setzte sich neben mich und half mir, die von der Ortungszentrale eingehenden Daten auszuwerten.

Bald wussten wir, dass der zweite Planet der namenlosen grünen Sonne etwas kleiner als die Arkonplaneten war, eine Sauerstoffatmosphäre und erträgliche Temperaturen aufwies. Es gab Berge, Ebenen, Flüsse und Meere und eine Vegetation, die sich dem ersten Anschein nach durch krasse Unterschiede auszeichnete.