Atlantis 5: Die Kralasenin - Michelle Stern - E-Book

Atlantis 5: Die Kralasenin E-Book

Michelle Stern

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Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben – und werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen. Ihre Flucht führt sie zuerst zur Venus, dann hinaus in die Weiten der Milchstraße. Dort erleiden sie mit ihrem kleinen Raumschiff, der BEST HOPE, allerdings Schiffbruch und geraten in Gefangenschaft. Sie werden nach Galkorrax gebracht, einer Welt, die von Maahks bewohnt ist – und dort treffen sie auf Atlan. Rhodan stellt sich der Jägerin, die sich auf ihre Spur gesetzt hat – dabei erfährt er einiges über sie und ihre Vergangenheit. Rowena ist DIE KRALASENIN ...

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Nr. 5

Die Kralasenin

Ein Terraner in Gefangenschaft – er stellt sich seiner erbitterten Feindin

Michelle Stern

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Kristallprinz

1. Freund und Feind

2. Kristalltod

3. Im Netz der Kralasenin

4. Kristallträume

5. Kristalledikt

6. Kristallflucht

7. Offene Fragen

8. Kristallverrat

9. Kristallsturm

10. Kristallpalast

11. Antworten

12. Im Nebelsektor

13. Kristallstunden

14. Wahrheit und ihr Preis

Epilog: Atlantis, 30. März 8005 v. Chr.

Kommentar: Rowena da Gonozal

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist.

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben – und werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen.

Ihre Flucht führt sie zuerst zur Venus, dann hinaus in die Weiten der Milchstraße. Dort erleiden sie mit ihrem kleinen Raumschiff, der BEST HOPE, allerdings Schiffbruch und geraten in Gefangenschaft. Sie werden nach Galkorrax gebracht, einer Welt, die von Maahks bewohnt ist – und dort treffen sie auf Atlan.

Rhodan stellt sich der Jägerin, die sich auf ihre Spur gesetzt hat – dabei erfährt er einiges über sie und ihre Vergangenheit. Rowena ist DIE KRALASENIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner erfährt Entscheidendes über das Talagon.

Sichu Dorksteiger – Die Ator hadert mit dem Narzissmus der Arkoniden.

Rowena – Die adelige Arkonidin erzählt ihre wechselvolle Geschichte.

Caysey – Die Atlanterin blickt hinter Rowenas Maske.

Geektor – Der Maahk stellt das Wohl seines Volkes über seine Befehle.

Atlan

Prolog

Kristallprinz

Galkorrax, wenige Wochen zuvor

Ich starre Atlan an. Meine Brustplatte schmerzt, als würde sie schrumpfen. Verzweifelt lege ich die Finger auf den Knauf des Dagorschwerts. Muss es so enden? »Was wir getan haben, ist Hochverrat. Was du nun tun willst, ist sogar noch schlimmer.«

Atlan schweigt. Ich fürchte mich vor diesem Schweigen, der unbeugsamen Haltung, dem festen Blick aus den rötlichen Augen.

Wir stehen in einer mit Luft gefüllten Kuppel dicht an glassitartigem Material, an das sich ein Energieschirm schmiegt. Vor mir und Atlan erstrecken sich fliegende Kristallstrukturen aus stabilisierten Salzen, von Antigravfeldern gehalten. Die Maahks haben diesen Ort geschaffen. Sie halten sich dort draußen auf, wenn sie Entscheidungen treffen, so heißt es jedenfalls in der arkonidischen Flotte. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich weiß allgemein wenig über die Maahks. Ihre Welt ist mir fremd, und ich wünschte, ich wäre nie an diesen Ort gekommen.

Es ist eine tödliche Welt, zum Sterben schön. Wäre die Schutzkuppel nicht, in der wir stehen, würde uns allein die hohe Gravitation niederdrücken und jeden Atemzug zur Qual machen. Die Atmosphäre ist reines Gift. Und doch ist diese Welt ganz anders, als ich erwartet habe. Wäre das, was wir soeben erfahren haben, weniger furchtbar – ich könnte Galkorrax lieben.

Ich trete dichter an Atlan heran. Sein Gesicht wirkt eingefallen, um Jahre gealtert. Seine Kiefermuskeln sind angespannt. Er ist bereit für diese Schlacht, die nicht im freien Raum ausgetragen wird, sondern in ihm. Sein Kampf neigt sich dem Ende zu. Er hat ihn gewonnen und trotzdem verloren.

Atlans Stimme ist fest. Es ist die Stimme eines Kristallprinzen, der es gewohnt ist, Befehle zu erteilen. »Wir wissen nun, worum es geht. Ich muss es tun.«

»Nein!« Ich fasse seine Hände. Am liebsten möchte ich ihn am Kragen der Uniform packen. »Lass mich es tun! Du bist wichtiger als ich!« Was ich verschweige, ist, dass ich schwach bin. Ich liebe ihn mehr, als Worte es sagen können. Nicht als Mann, sondern als Menschen, als einen Teil, der zu mir gehört, und der geschützt werden muss.

»Du kennst meine Einstellung, Rowena.«

Oh ja. Ich kenne sie: »Ein wahrer Anführer versteckt sich nicht hinter seinen Untergebenen. Er ist an der vordersten Front, und verlangt nichts, was er nicht selbst zu tun bereit wäre.«

Ich möchte mich Atlan zu Füßen werfen und betteln oder auf ihn einschlagen, doch beides würde die Situation schlimmer machen. Es bleibt genau ein Weg, den ich noch gehen kann. Um ihn zu gehen, muss ich klug handeln und meine Gefühle verbergen.

Ich reiße mich zusammen, schlucke Zorn und Furcht hinunter und lasse ihn los. »Dann wirst du es tun? Egal, was ich sage?«

Atlan lächelt. »Ja.«

Seine Tapferkeit kennt keine Grenzen. Genau wie der Himmel über Galkorrax. Atlan ist edel, bereit zu tun, was getan werden muss. Niemals hintergeht er die, die er liebt. Ich wünschte, ich wäre mehr wie er.

»Ich werde dich unterstützen«, lüge ich. Wenigsten das habe ich gelernt, wie jede Adelige. Ich musste es lernen, denn den Ehrlichen und den Naiven droht im Spiel der Kelche der Tod.

»Danke«, sagt Atlan. »Das bedeutet mir viel.«

Ich wende den Blick ab. In meinen Augenwinkeln sammeln sich vor Aufregung Tränen, die ich fort blinzele. Gemeinsam blicken wir hinaus aus der Kuppel auf die magisch schöne, verstörende Welt, die ich am liebsten auseinanderreißen würde, weil Atlan hier seine Entscheidung getroffen hat. Dieser Ort bedroht mich mehr als mein schlimmster Feind.

1.

Freund und Feind

Galkorrax, 30. März 8005 v. Chr.

»Lass sie töten, Geektor«, befahl Atlan.

»Jawohl, Hochedler.« Der in einen Schutzanzug gehüllte Maahk mit den großen, blassgrauen Schuppen hinter dem geschlossenen Helmvisier drehte sich um. Er gab den drei Soldaten, die ihn begleiteten, ein Zeichen mit den beiden Daumen der Sechsfingerhand.

Die 2,20 Meter hohen, grob menschenähnlichen Wesen kamen auf ihren kurzen, kräftigen Beinen auf Perry Rhodan, Caysey und Sichu Dorksteiger zu.

Eines packte Caysey mit den trichterförmigen Händen an den Armen. Die Atlanterin schrie mit geweiteten Augen auf. Offenbar hatte der Maahk fester zugepackt als nötig. Da er eine extrem hohe Schwerkraft gewohnt war, konnte er ein menschliches Handgelenk zerbrechen wie eine hohle Erdnussschale.

»Atlan ...!« Das Wort entfuhr Perry Rhodan, ehe er es verhindern konnte. Er war zu geschockt von der Eröffnung des Freundes und der Ironie, dass ausgerechnet Atlan es sein sollte, der ihn, Sichu und Caysey hinrichten ließ.

Rowena schlug ihm in den Magen. Es war ein harter, aber kein brutaler Schlag, dennoch ließ er Rhodan heftig ausatmen. Er sah nach unten. Einen Moment drehte sich der graue, steinharte Boden der Militärbasis mitsamt seinen schwarzen und Rowenas weißen Stiefeln.

»Es heißt ›Hochedler‹!«, fuhr Rowena ihn an. »Du kannst dankbar sein, dass du bei deinem Ende nicht auf den Knien liegen musst, du Lotusratte!«

Die Arkonidin wirkte ernsthaft verärgert über die Anrede, genau wie der Mann neben Atlan, der Rhodan bekannt vorkam: Tarts! Er hatte Holobilder von Atlans Mentor gesehen. Dennoch war es etwas ganz anderes, diesem Arkoniden tatsächlich gegenüberzustehen und das nicht als Freund, sondern als vermeintlicher Feind des Imperiums.

Der zweite und der dritte Maahksoldat griffen mit den bis zu den Knien reichenden Tentakelarmen nach Rhodan und Sichu. Wie es aussah, hatten sie nicht vor, sie sofort zu erschießen.

Rhodan erkannte den Blick des Maahks, der Caysey nun am Handgelenk hielt und das Translatorarmband daran mitsamt den Knochen zu zerquetschen drohte. Der Maahk hatte keinen Hals. Sein anderthalb Meter breiter Sichelkopf reichte wie ein Halbmond von einer Schulter zur anderen. Auf dem Grat saßen vier runde, grün schillernde Augen mit geschlitzten Pupillen, deren vorderer Blick zur Schleuse ging.

Die Maahks würden sie einfach auf die andere Seite bringen, hinein in die heiße, giftige Atmosphäre, die sie atmeten. Das passte zu diesen Intelligenzwesen, die Rhodan als ausgesprochen pragmatisch kannte. Warum sollten sie die Energiemagazine ihrer Waffen verschwenden, wenn der Planet die Arbeit genauso gründlich erledigte?

Sichu stemmte sich gegen den weit stärkeren Maahk. »Lasst uns los! Wir müssen mit dem Kristallprinzen reden!«

»Der Kristallprinz hat entschieden«, sagte Geektor. »Die Zeit für Gespräche ist vorbei. Bringt sie hinaus.«

Kaum hatte er es gesagt, waren sie auch schon auf dem Weg zur Schleuse.

»Wir sind keine Feinde, Hochedler!«, rief Rhodan. »Wir haben wichtige Informationen! Wollt Ihr nicht wissen, welche es sind?«

»Ich weiß, dass ihr mir nicht helfen könnt«, sagte Atlan. »Also spielt es keine Rolle. Es tut mir leid. Ich bedaure euer Ableben. Doch ihr seid keine Arkoniden und wisst nicht, um was es hier geht.«

»Verdammter, arkonidischer Kollektivnarzissmus«, zischte Sichu.

Ein Maahksoldat öffnete die erste Schleusentür. Er stieß Caysey vor sich her. Die Atlanterin hielt sich den runden Bauch, während sie vorwärts stolperte.

Rhodan musste sich etwas einfallen lassen, und zwar sofort.

»Wartet!«, sagte Rowena. »Vielleicht können sie uns ja doch helfen. Diese drei Fremden sind die Einzigen, die wissen, wo das Talagon ist! Ich verfolge sie nun schon eine ganze Weile. Es sind diejenigen, die das Talagon gestohlen haben. Wahrscheinlich haben sie versucht, es in Klera da Gafois Auftrag fortzuschaffen, um es für sich zu nutzen. Dabei wussten sie nicht einmal, was es ist.«

Atlan blinzelte. War er überrascht? Oder irritierte ihn etwas? Auch wenn Rhodan diesen jungen Atlan nicht kannte und er vermutlich noch weit arroganter und vor allem arkonidischer geprägt war als sein späteres Selbst, war er ihm doch vertraut.

»Aber du hast doch ...!«, setzte Caysey an.

Rhodan warf ihr einen raschen Blick zu, der so intensiv war, dass die Atlanterin zusammenzuckte und verstummte.

Etwas ging da vor, zwischen Atlan und Rowena. Rhodan wusste noch nicht, was es war, doch er wollte es herausfinden, und er spürte, dass es besser war, das mit Rowena zu klären als mit Atlan. Die Arkonidin wusste ihre Namen. Sie hatte Sichu und ihn trotz der Masken erkannt, die sie als Arkoniden tarnten, wahrscheinlich wegen Caysey, die keine Maske trug und hochschwanger war. Dennoch hatte Rowena Atlan nicht gesagt, dass er und Sichu maskiert waren. Was auch immer da lief, es konnte sich als hilfreich erweisen und ihnen vielleicht sogar das Leben retten, falls Rhodan herausfand, wie er den Keil zwischen den beiden nutzen konnte.

Rowena winkte die Maahksoldaten zurück, doch die blieben an Ort und Stelle stehen. Die Arkonidin machte ein Gesicht, als hätte sie Ammoniakgeschmack im Mund. »Die Geschichte von der Vernichtung des Artefakts an Bord des Unitherschiffs ist eine Lüge!«

Rhodan wollte widersprechen, doch dieses Mal war es Caysey, die ihn warnend aus großen Augen ansah und sich dabei den Bauch hielt, als wollte sie das Kind mit Gewalt für immer darin behalten. Also schwieg Rhodan, obwohl er überzeugt davon war, dass das Talagon den Unithern in die Hände gefallen war. Es musste mit deren Schiff beim Abschuss zerstört worden sein. Oder war das Talagon von einer Art, dass es sich schwer zerstören ließ? Was genau war dieses rätselhafte Objekt überhaupt?

Atlan trat näher an ihn heran. »Ich sehe, dass du anderer Meinung bist. Was hältst du zurück?«

»Das ist unwichtig«, behauptete Rowena.

Rhodan fiel auf, dass sie Atlan mit einer seltsamen Mischung aus Respekt, ja, Verehrung und gleichzeitig großer Vertrautheit behandelte. Kein anderer hätte einem Kristallprinzen derart in die Parade fahren dürfen.

In Rowenas Augen trat ein Ausdruck, den Rhodan nur mit »mordlüstern« beschreiben konnte. Anklagend wies sie mit dem Zeigefinger auf ihn. »Wir wissen, dass ihr es versteckt habt. Wir können das Talagon anmessen. Es muss sich auf Galkorrax befinden, vermutlich noch an Bord des gestohlenen Schiffs. Wohin genau habt ihr es geschafft?«

Das waren überraschende Neuigkeiten, doch weder Rhodan noch Sichu ließen sich die Überraschung anmerken. Caysey dagegen machte einen nahezu schuldbewussten Eindruck. Offensichtlich konnten die Arkoniden das Talagon nur grob orten, denn wenn sie es aufspüren könnten, hätte sich Rowena niemals dazu entschieden, sich für sie einzusetzen.

»Das würde mich auch interessieren«, sagte Atlan. Er kniff die rötlichen Augen zusammen. »Wo genau ist das Talagon?«

Rhodan schwieg.

Auf Rowenas Lippen stahl sich ein dünnes Lächeln. »Überlass sie mir, Hochedler. Ich weiß, dass du solche Aufgaben wenig schätzt. Ich werde schon aus diesen Dieben herausholen, woher sie kommen, was sie im Schilde führen und wo sie das Talagon verborgen haben.«

Auf Atlans Stirn bildete sich eine kleine Falte. »Du denkst, ich wäre nicht selbst in der Lage, mich dieser Aufgabe zu stellen? Muss man dafür einem Geheimdienst angehören und Kralasene sein?«

»Ich denke, du hast anderes zu tun«, sagte Rowena.

Neben den beiden kam Bewegung in Tarts. Der hochgewachsene, muskulöse Vere'athor und Dreiplanetenträger machte einen Schritt neben Atlan, berührte beruhigend dessen Arm. Trotz seiner leicht vorgebeugten Körperhaltung strahlte er Vitalität aus. »Rowena hat recht. Die Maahks haben zwar bereits damit begonnen, die LT-IV zu demontieren, doch die Zeit rennt uns schneller davon, als Heroen laufen können. Je eher wir das Talagon finden, desto besser.«

Atlan trat zu Rhodan. Sein Blick war bohrend. »Warum sollte ich eine so wichtige Aufgabe wie dieses Verhör delegieren? Ihr habt also das Talagon gestohlen? Wie seid ihr nach Galkorrax gekommen? Etwa an Bord unseres Schiffs? Und was hat euch auf das Talagon aufmerksam gemacht? Habt ihr wirklich auf Klera da Gafois Befehl gehandelt?«

»Ich werde das herausfinden«, sagte Rowena.

»Warum?«, fragte Atlan. »Weshalb soll ich es nicht selbst tun? Es gibt derzeit keine wichtigere Aufgabe als dieses Verhör.«

»Doch«, widersprach Tarts, »die gibt es. Jemand muss das Talagon finden. Ein Verhör kann fehlschlagen, egal, wer von euch beiden es führt.«

»Dem stimmen wir zu«, sagte Geektor. »Sie sollten sich unserer Suche mit einer kleinen Mannschaft anschließen, Hochedler. Sie und Ihre Untergebenen denken als Arkoniden anders als wir und finden das Versteck vielleicht eher.«

Da war ein Zweifel in Atlans Gesicht, den Rhodan schlecht zu deuten wusste. Misstraute er Rowena? Oder ging es allein um seinen arkonidischen Stolz?

Hinter ihnen umklammerte Caysey ihren Bauch noch fester. Die Androhung, gefoltert zu werden, schockierte sie offensichtlich. Auch Rhodan konnte sich tausend mögliche Zukünfte vorstellen, die ihm lieber gewesen wären. Aber vielleicht bot ein Verhör auch eine Chance. Rowena war impulsiv und unerfahren im Vergleich zu ihm.

Er reagierte instinktiv und nutzte sein Wissen über den Atlan, den er kannte, und der stolz, aber auch misstrauisch und loyal war. »Ihr könnt eine solche Aufgabe nicht delegieren, Hochedler! Wieso solltet Ihr anderen vertrauen? Am besten, Ihr lasst uns an Ort und Stelle erschießen ...«

»Es reicht«, unterbrach Atlan und reagierte damit so, wie Rhodan gehofft hatte. »Bringt die Barbarin wieder her. Rowena, du wirst dich darum kümmern, dass sie das Versteck des Talagon preisgeben. Ich erwarte einen raschen Erfolg. Tarts, du wirst Rowena zur Seite stehen.«

Die Maahks blickten von Atlan zu Geektor und gehorchten, ohne dass Rhodan hätte erkennen können, welches Zeichen der Maahkanführer ihnen gegeben hatte. Die Mimik der Methanatmer war trotz seiner Erfahrung zu fremd. Vielleicht war es eine leichte Weitung der schlitzförmigen Pupille gewesen.

»Schafft sie einzeln in die Luftkuppeln!«, forderte Rowena.

Caysey drängt sich an Sichu, doch die beiden Maahks trennten die Frauen.

»Das ist unzumut...!« Noch ehe Rhodan den Satz beendet hatte, hatte er ein zweites Mal Rowenas Faust im Magen, dieses Mal heftiger.

»Sei froh, dass du noch lebst«, zischte die Arkonidin. Sie trat einen Schritt zurück und blickte zu Tarts. »Hol mir etwas, das seine Zunge löst. Mit ihm fange ich an!«

Zwischenspiel

Caysey

Caysey starrte hinaus aus dem durchsichtigen Etwas und dem Energiegeflimmer. Sollte es erlöschen, würden sie und ihr Kleines sofort sterben. Sie hockte auf einem großen, weichen Deckenlager in einer Kuppel, die wie ein Maahk-Kopf geformt war. Draußen schwebten Kristallbrocken in der Luft. Ihre Farben changierten von Blau über Grün nach Gelb. Sie drehten sich leicht, glitzerten, funkelten, tanzten umeinander.

Es war so schön, dass Caysey weinen wollte. In keinem Traum hatte sie Licht und Schatten auf diese Weise gesehen, selbst dann nicht, wenn sie vom Vrouhtou und seinen Geistern geträumt hatte. Was sich dort in der giftigen Hitze zeigte, war ein Wunder.

»Keine Angst«, flüsterte sie ihrem ungeborenen Sohn zu. »Sie wissen es nicht.«

2.

Kristalltod

11. Tedar 10.482 da Ark

»Dies ist der Tag, der nie hätte kommen dürfen.« Sarene da Gonozal presste ihre Handflächen gegen das Kristallglas. Sie schwankte leicht, fing sich wieder. Das von weißen Locken eingerahmte Gesicht zeigte tiefe Falten, die am Vortag noch nicht da gewesen waren.

Die rubinroten Augen richteten den Blick auf den See, der den schlanken, trichterförmigen Wohnturm umgab und ihn spiegelte. Wasserlotus blühte in hellem Rot. Zwei Weißfederköpfe trieben mit eingefalteten Flügeln im Schatten des Khasurns dahin. Um den See erstreckten sich die Gärten in ihrer Weite und Pracht. Alles sah aus wie immer, doch nichts war, wie es sein sollte.

»Ja.« Konnoth suchte nach Worten. In Sarenes Gegenwart suchte er immer nach Worten. Sie war eine da Gonozal und geborene da Jeram, eine Adelige, die weit über ihm stand und ihm allein durch ihre Anwesenheit das Gefühl gab, fehl am Platz zu sein.

Ihr und ihrer Familie hatte Konnoth seinen Aufstieg zu verdanken. Es war Sarenes Vater gewesen, der ihn aus dem überfüllten Elendsviertel einer unbedeutenden Randwelt mitgenommen hatte, um ihm die Gelegenheit zu geben, Kralasene zu werden. »Flieht mit mir! Ich habe ein Raumschiff im Orbit, das Orbanaschols Bluthunde nicht orten werden. Wir können die Kristallwelt gemeinsam verlassen.«

Sarenes Schultern strafften sich. »Ich werde diesen Khasurn nicht aufgeben. Eine da Gonozal flieht nicht.«

Nun war es Konnoth, der sich am liebsten am Kristallglas abgestützt hätte. Er berührte den Knauf des Dagorschwerts an seiner Seite. »Auch ein Krieger zieht sich manchmal zurück.«

»Vor uns liegt kein Kampf.« Sarene hob den Kopf. »Vor uns liegt eine Hinrichtung.«

Sie schwiegen.

Ja, vor Sarene und ihrem Mann lag die Hinrichtung. Sie alle wussten es. Orbanaschol III., der vor der Besteigung des Kristallthrons den Namen Veloz da Gonozal getragen hatte, hatte seit der Schande von Erskomier die Macht im Arkonsystem übernommen. Er war der neue Imperator, nachdem er seinen eigenen Bruder auf dem Planeten Erskomier ermordet hatte. Offiziell war Mascudar da Gonozal einem Jagdunfall zum Opfer gefallen, doch jeder und jede im Arkonsystem wusste, dass diese Geschichte eine Lüge war.