Auf dem Weg nach Bethlehem - Dorthe Lykke Jensen - E-Book

Auf dem Weg nach Bethlehem E-Book

Dorthe Lykke Jensen

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Beschreibung

Drei Kinder. Drei Orte. Drei Geschichten. Die junge Maria wohnt in Nazareth und ist schwanger. Ein Engel hat ihr eine unfassbare Ankündigung gemacht, aber niemand will ihr glauben. Ihre Zukunft hat sie sich definitiv ganz anders vorgestellt. In Bethlehem lebt der Hirtenjunge, Niko. Er würde lieber zur Schule gehen und mehr über Gott erfahren, als nachts auf den Feldern die Schafe zu hüten. Aber er hat keine andere Wahl. Shadrak ist der Sohn eines Sterndeuters aus Ktesiphon, einer Stadt im Irak. Als er einen ganz besonderen Stern am Himmel sieht, ist ihm klar: Da kommt ein neuer König und den muss er unbedingt kennenlernen. Koste es, was es wolle! Ein Adventskalender-Buch, das Maria, Niko und Shadrak auf ihrem Weg nach Bethlehem begleitet.

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Dorthe Lykke Jensen

Auf dem Weg nach Bethlehem

Adventskalender-Buch

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Impressum

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Originaltitel: På vej til Betlehem

Erschienen bei: Børn & Tro, Copenhagen

© 2018 by Dorthe Lykke Jensen

© 2023 der deutschsprachigen Ausgabe Bibellesebund Verlag, Marienheide

© 2023 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

https://www.bibellesebund.de/

Übersetzung: Ethel-Maria Lung

Lektorat: Iris Voß

Titelgestaltung: Gisela Auth

Illustrationen: Anna Karina Birkenstock

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Bibeltexte:

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Hoffnung für alle, © 1983, … 2015 by Biblica, Inc., hrsg. von Fontis

Printausgabe: ISBN 978-3-95568-509-6

E-Book: ISBN 978-3-95568-515-7

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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Inhalt

Titel

Impressum

Vorwort

Einleitung

1. Dezember

2. Dezember

3. Dezember

4. Dezember

5. Dezember

6. Dezember

7. Dezember

8. Dezember

9. Dezember

10. Dezember

11. Dezember

12. Dezember

13. Dezember

14. Dezember

15. Dezember

16. Dezember

17. Dezember

18. Dezember

19. Dezember

20. Dezember

21. Dezember

22. Dezember

23. Dezember

24. Dezember

25. Dezember

Viele Jahre später

Nachwort der Autorin an die Erwachsenen

Vorwort

Schon als Kind hatte ich die Idee, dieses Buch zu schreiben, und jetzt endlich habe ich es geschafft. Ich war schon immer sehr fasziniert von den vielen Prophezeiungen im Alten Testament, die auf den Messias hinweisen. Prophetien, die sich mit dem Kommen von Jesus alle ganz genau erfüllt haben. Ich habe deshalb versucht, einige dieser Weissagungen hier und da in den Text einzubauen, wo es meiner Meinung nach passte. Ich denke nicht, dass die Kinder diese Vorhersagen bis ins kleinste Detail verstehen, weil sie oft schwere Wörter und Konzepte enthalten, aber das macht nichts. Meine Hoffnung ist einfach, dass die Prophetien den Kindern nahebringen, dass die Geburt von Jesus nicht nur zufällig und Inhalt einer schönen, gemütlichen Weihnachtsgeschichte war. Sie war ein einschneidendes Ereignis, das die Welt verändert hat und von Gott schon viele Hundert Jahre vorher prophezeit worden war.

Meine Geschichte ist für Schulkinder gut geeignet und kann jeden Tag im Dezember beim Abendessen, als Gutenachtgeschichte oder einfach bei einer besinnlichen Familienzeit vorgelesen werden.

Ich weiß, dass der Dezember ein hektischer Monat für Familien ist – aber ist es da nicht umso wichtiger, mitten in unserem geschäftigen Treiben Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit zu finden? Man kann auch zwei Abschnitte an einem Tag lesen und damit etwas Puffer einbauen. Eine andere Idee ist, schon im November anzufangen. Dieser Adventskalender besteht aus sechsundzwanzig Kapiteln, es gibt also noch einen kleinen Bonus nach Heiligabend. Das letzte Kapitel beschäftigt sich jedoch mit dem Tod und der Auferstehung von Jesus und ist vielleicht aufgrund der Thematik nicht für alle Kinder geeignet. In dem Fall kann man die Geschichte auch nach dem fünfundzwanzigsten Tag enden lassen.

Die Bibelverse im Text wurden den Übersetzungen Hoffnung für alle und Gute Nachricht Bibel entnommen.

Die historischen Theorien, die diesem Buch zugrunde liegen, habe ich im Anhang für diejenigen, die mehr wissen wollen, erläutert. In den meisten historischen Romanen nehmen die Autoren sich künstlerische Freiheiten heraus, damit die Geschichte rund ist. Das habe ich auch getan.

Dorthe Lykke Jensen

Einleitung

In den nächsten fünfundzwanzig Tagen wirst du ein junges Mädchen und zwei Jungen kennenlernen. Sie heißen Maria, Niko und Shadrak und kennen einander zunächst nicht, weil sie in drei verschiedenen Städten leben. Maria wohnt in Nazareth, Niko in Bethlehem und Shadrak wohnt sehr weit weg, in einer großen Stadt namens Ktesiphon.

Obwohl die drei Hauptpersonen meiner Geschichte es erst noch nicht wissen, werden sie vieles erleben, was miteinander zusammenhängt. Ihre Erlebnisse zeigen ihnen etwas sehr Wichtiges, das sie nie wieder vergessen werden.

Jeden Tag im Dezember lesen wir über die Erlebnisse von Maria, Niko und Shadrak. Ich habe die zeitliche Abfolge der biblischen Ereignisse etwas verändert. In Wirklichkeit hat die Geschichte ganz sicher länger als fünfundzwanzig Tage gedauert. Bevor es losgeht, muss ich dir auch noch sagen, dass ein Teil des Buches meiner eigenen Fantasie entsprungen ist, wie zum Beispiel die Geschichte von Niko und Shadrak. Auch ein Teil von Marias Geschichte wurde ausgeschmückt. Das meiste jedoch stammt aus der Bibel. Das alles habe ich aufgeschrieben, damit du mehr über die wichtigste Geschichte von Weihnachten lernen kannst, nämlich, wie es damals war, als Jesus geboren wurde.

Und wenn wir das Ganze im Dezember schaffen wollen, müssen wir jetzt wirklich loslegen.

1.Dezember

Maria

Hab ich gerade geträumt? Oder ist das wirklich passiert? Die fünfzehnjährige Maria schüttelte verwirrt den Kopf. Marias Schwestern sagten ja immer, sie sei eine Träumerin und habe eine blühende Fantasie. Aber so etwas konnte man sich doch nicht ausdenken, oder? War gerade wirklich ein Engel bei ihr gewesen?

Es kam schon mal vor, dass sie mitten am Tag träumte. Meistens von Josef, ihrem Verlobten. Sie wollten bald heiraten und es gab so viel, über das Maria nachdachte und träumte: das Fest, das Kleid, die Gäste, ihr neues Haus … Schon ihr ganzes Leben wohnte Maria in Nazareth. Sie und Josef kannten sich, seit sie denken konnte, und sie hatte immer gewusst, dass sie ihn eines Tages heiraten würde.

Aber das, was sie gerade erlebt hatte, war kein Traum gewesen. Die Gestalt, die plötzlich neben ihr gestanden hatte, war von strahlendem Licht umgeben gewesen. Kein normaler Mensch. Das musste ein Engel gewesen sein. „Hab keine Angst, Maria“, hatte er gesagt. „Du wirst schwanger werden und Gottes Sohn zur Welt bringen.“ Sie war in diesem Moment so glücklich und voller Frieden gewesen. Es kam ihr so vor, als wäre sie Teil eines großen Plans geworden, den Gott schon lange vorhergesagt hatte.

Maria berührte ihren Bauch. Fühlte sich schon etwas anders an? Hier würde Gottes Sohn heranwachsen. Maria lächelte und holte tief Luft. Doch dann erstarb ihr Lächeln plötzlich, und sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Was würde Josef dazu sagen? Würde er ihr glauben? Vermutlich nicht. Diese Geschichte klang so unwirklich … Maria schlug ihre Hände vors Gesicht und schloss die Augen. Ihr Herz pochte wie wild und sie wusste nicht, was sie tun sollte.

Niko

Niko fiel es schwer, mit seinem Onkel Andreas Schritt zu halten, während sie durch die Straßen von Bethlehem eilten. Er musste regelrecht neben dem Onkel herrennen. Eigentlich war sein richtiger Name Nikodemus, aber fast alle nannten ihn einfach Niko.

„Du hast wirklich Glück, dass ich dir diesen Job vermittelt habe, Junge“, hörte er seinen Onkel sagen. „Es ist schlimm, dass dein Vater tot ist. Er ist viel zu früh gestorben. Ich bin auch traurig. Aber das Leben geht weiter. Und du musst jetzt für deine Familie Geld verdienen, auch wenn du erst elf Jahre alt bist.“

Nikos Magen knurrte. Sie hatten wirklich viel zu wenig Essen zu Hause.

Onkel Andreas redete weiter: „Gewöhn dich lieber schnell daran, dass das Leben als Hirtenjunge nicht leicht ist. Und glaub nicht, dass du wegen mir Vorteile hast. Du musst genauso hart arbeiten wie die anderen Jungen. Schon viel zu lange hast du in der Synagogenschule herumgesessen und dir alte Schriftrollen angeschaut.“

Die Synagoge in Bethlehem war wie jede Synagoge eine Art Kirche. Dort beteten die Leute im Alltag. Zu den großen Festen zogen die Menschen jedoch in die Stadt Jerusalem, wo der große Tempel war. Zur Synagoge gehörte auch eine Schule, in der die Jungen die Schriften von Gott kennenlernten.

Nikos Onkel fuhr fort: „Ich muss ja zugeben, ich denke, dein Vater hat dich verwöhnt. Schriftrollen! Wozu braucht man die denn? Jetzt musst du dich zusammenreißen und ein richtiger Mann werden. Keine Schule mehr für dich, jetzt gilt nur noch das Leben als Hirte.“

Niko nickte traurig. Er vermisste die Schule schon jetzt. Auch seinen alten Lehrer Nathanael. Der konnte selbst die schwierigen Dinge so gut erklären. Gerade jetzt hätte Niko dringend eine Antwort auf die Frage gebraucht, worin der Sinn von all dem lag, was in seinem Leben passiert war, und wie er damit umgehen könnte. Es gab so vieles, was er nicht verstand. Sein Vater war tot, seine Mutter weinte, sie waren arm und hatten fast nichts zu essen.

Niko schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. Sein Onkel hatte ja recht. Er musste sich zusammenreißen. Es war jetzt Nikos Verantwortung, Geld zu verdienen. Obwohl er noch ein Kind war. Er war jetzt der Mann im Haus. Seine Mutter und Salome, seine kleine Schwester, brauchten ihn.

Shadrak

Die Hitze der Wüste hatte sich schwer über die Stadt Ktesiphon im Irak gelegt. Kein Lüftchen wehte. Shadrak lag in seinem Bett und wälzte sich hin und her. Er schwitzte und atmete tief ein und aus. Ob es wohl auf der Dachterrasse kühler war? Er schwang die Beine über den Bettrand und schlich aus dem Zimmer, die Treppe hinauf auf das Dach. Vielleicht könnte er sich dort oben auf eine Bank legen und einschlafen, während er die Sterne anschaute. Er tat das oft heimlich, weil es hier oben am schönsten war. Shadraks Mutter war der Meinung, dass er mit seinen zehn Jahren zu klein war, um allein auf dem Dach zu schlafen, deshalb musste er immer aufpassen, dass niemand ihn erwischte. Von seinem Vater hatte er gelernt, die Sterne zu lieben. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er an seinen Vater dachte. Shadrak war sehr stolz auf ihn, denn er war Ktesiphons größter und wichtigster Sterndeuter. Der Job seines Vaters war es, Sterne zu beobachten und herauszufinden, ob etwas Besonderes am Sternenhimmel geschah. Außerdem beriet er den König, wenn der Hilfe brauchte. Manchmal nannte man ihn auch einen Weisen, weil er oft so kluge Antworten wusste.

Shadrak wollte gerade die Tür öffnen, als er auf der Dachterrasse Stimmen hörte. Das mussten sein Vater und einige der anderen Sterndeuter sein. Er hatte es ganz vergessen, aber schon in den letzten Nächten waren sie oben auf dem Dach gewesen. Niemand wusste genau, warum. Shadrak öffnete vorsichtig die Tür, schlich auf die Terrasse und versteckte sich hinter einer Statue. Er war klein für sein Alter, sodass die Figur ihn verdeckte.

„Ich denke, es passiert heute Nacht“, hörte Shadrak seinen Vater sagen.

„Ja, es passiert bestimmt bald, das ist ganz sicher. Wenn nicht heute Nacht, dann vielleicht morgen!“, bestätigte einer der anderen Männer.

Shadrak lugte vorsichtig hinter der Statue hervor. Vier Männer standen am Rand der Dachterrasse und spähten aufmerksam in den Sternenhimmel. Sie waren völlig vertieft darin, sodass keiner den Jungen bemerkte.

„Aber wenn es geschieht – was bedeutet das dann?“, fragte einer der Männer. Sie schauten einander ernst an und schüttelten die Köpfe. Shadraks Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er musste herausfinden, was hier vor sich ging. Auch wenn das bedeutete, dass er heute Nacht überhaupt nicht mehr schlafen würde.

2.Dezember

Maria

Maria weinte und weinte. Sie konnte gar nicht aufhören. Die Tränen rollten ihr nur so über die Wangen, während sie laut schluchzte und ihren Bauch umschlang. Marias Mutter saß still da und schaute sie an, dabei knetete sie nervös ein Tuch in ihren Händen.

Marias Vater ging schnaubend auf und ab und murmelte vor sich hin. Hin und wieder schaute er zu Maria hinüber und plötzlich begann er zu schimpfen.

„Was hast du nur getan? Und mit wem? Josef sagt, dass du schwanger bist. Er sagt, dass er nichts damit zu tun hat. Und ich glaube ihm. Er kommt aus einer wichtigen Familie, Maria, und er ist sehr wütend. Und ich bin es auch. Maria, Maria! Du bist das schönste Mädchen der ganzen Stadt. Aber du hast alles zerstört. Nicht nur für dich selbst, sondern auch für Josef. Und für deine Mutter, deinen Vater und für deine beiden Schwestern. Jeder in der Stadt wird uns jetzt verachten. Du bist von einem fremden Mann schwanger geworden! Stell dir vor, wir können nicht einmal unsere eigene Tochter im Zaum halten. Jetzt wird Josef dich sicher nicht heiraten wollen. Und was ist mit deinen Schwestern? Wer wird sie heiraten? Das traut sich jetzt bestimmt keiner mehr, nach dem, was du getan hast.“

Maria hörte auf zu weinen. Wollte Josef sie nicht mehr heiraten? Wozu bin ich dann überhaupt noch auf der Welt?, dachte sie. Egal, ob sie Gottes Sohn im Bauch hatte, es war ihr gleichgültig. Völlig gleichgültig. Wenn Josef sie nicht heiraten wollte, dann war alles egal. Maria holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Sie dachte an die Ruhe und den Frieden, die sie spüren konnte, als der Engel sie besucht hatte. Das half ein bisschen. Es musste einfach eine Lösung für den ganzen Schlamassel geben, wenn Gott doch ein Teil der Geschichte war.

Niko

Niko fror und rückte etwas näher an das Lagerfeuer heran. Der dunkle Winterhimmel war übersät mit Sternen, die in merkwürdigen Mustern leuchteten. Die alten Schafhirten saßen immer noch da und kauten auf ihrem Abendessen herum, während Niko schon lange mit seiner Portion fertig war. Trotzdem war er immer noch hungrig und schaute zu dem Topf hinüber, der im Feuer lag und dessen Inhalt vor sich hin köchelte. Wenn die alten Männer fertig gegessen hatten, wollte er sehen, ob noch etwas übrig war. Vielleicht hatte er ja Glück und es war noch ein Rest zum Auskratzen für ihn da.

Niko hatte nur ein kleines Frühstück gehabt und das lag schon viele Stunden zurück. Diese Mahlzeit jetzt war die erste richtige des Tages. Sein Onkel hatte gesagt, dass Niko jeden Morgen, wenn er mit der Arbeit als Schafhirte fertig wäre, ein wenig Geld bekommen würde. Zum Glück lagen die Schafherden im Moment in der Nähe von Bethlehem, deshalb durfte Niko am Morgen nach Hause gehen, um einige Stunden zu schlafen. Am Nachmittag musste er dann wieder seinen Dienst antreten. Die anderen Hirten mussten Tag und Nacht auf den Feldern bleiben, um die Schafe zu hüten. Später würde er dann auch einige Wochen am Stück von seiner Familie getrennt sein. Er seufzte und starrte in die Flammen.

Heute Morgen hatte er seiner Mutter die erste Münze gegeben. Er war sehr müde gewesen, aber auch richtig stolz. Seine Mutter hatte schnell etwas zum Essen für die drei gekauft, aber Niko wollte nichts essen und hatte sich gleich schlafen gelegt. Als er aufgewacht war, hatte sein Magen schrecklich geknurrt. Seine Mutter und seine Schwester waren gerade beim Putzen, und Salome hatte ihm dankbar zugelächelt. Das war seit vielen Wochen das erste Lächeln von ihr gewesen. Niko war froh, dass seine kleine Schwester endlich etwas Ordentliches zu essen bekommen hatte.

Shadrak

Shadrak wurde jäh aus dem Schlaf gerissen, als eine Tür laut ins Schloss fiel. Was war geschehen? Er schüttelte den Kopf. Plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Sein Vater und die anderen Sterndeuter hatten stundenlang dagestanden und die Sterne beobachtet. Shadrak war langsam müde geworden. Zum Schluss hatte er sich neben die Statue gesetzt, hinter der er sich die ganze Zeit versteckt hatte, und dann musste er wohl eingeschlafen sein.

Jetzt sah er sich um: Er war ganz allein hier oben. Die vier Sterndeuter hatten die Terrasse verlassen. Die Sonne begann bereits in der Ferne aufzugehen. Ein rot-gelber Streifen breitete sich am Himmel aus und warf ein schönes Licht auf die Dächer der Stadt.

Shadrak schlich sich vom Dach hinunter. Wo die Männer wohl hingegangen waren? Er ging zum Büro seines Vaters. Die Tür war verschlossen, aber er konnte dahinter Stimmen hören. Er legte sein Ohr an die Tür, konnte aber nicht hören, worüber geredet wurde. Was sollte er tun? Er musste einfach wissen, was hier los war!

Plötzlich hatte er eine Idee und lief in die Küche. Er nahm eine Kanne Wasser und einige Gläser und stellte sie auf ein Tablett. Dann ging er schnell zurück zur Bürotür und klopfte an. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein und begann, für die Männer vier Gläser mit Wasser zu füllen. Sie bemerkten ihn kaum und unterhielten sich einfach weiter.

„Sie bewegen sich aufeinander zu!“

„Ja, es wird sicher bald geschehen.“

„Aber was hat das zu bedeuten?“

Shadrak konnte es nicht mehr aushalten und platzte heraus: „Worüber redet ihr? Was wird passieren? Wer bewegt sich aufeinander zu?“

Die vier Sterndeuter hörten abrupt auf zu reden und schauten zu Shadrak hinüber.

„Was machst du hier, mein Sohn?“, rief Shadraks Vater. „Und habe ich dir nicht beigebracht, dass man Erwachsene nicht unterbricht, wenn sie sich unterhalten?“

Shadrak schaute verlegen auf den Boden.

„Du hast ja einen richtig neugierigen Sohn, Melchior!“, bemerkte einer der Sterndeuter mit einem Augenzwinkern und fuhr fort: „Wir gehen jetzt nach Hause und legen uns schlafen. Du kannst ja in der Zwischenzeit deinem Sohn erklären, was hier passiert. Vielleicht kann er heute Abend wieder mit uns auf der Dachterrasse stehen. Das ist auf jeden Fall besser, als hinter einer Statue zu liegen“, sagte der Wissenschaftler und zwinkerte Shadrak zu.