Auf den Kern gebracht - Die Kürbis-Anthologie - Martina Meier - E-Book

Auf den Kern gebracht - Die Kürbis-Anthologie E-Book

Martina Meier

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Kürbis – ein Gemüse oder doch eher eine Frucht, bei den einen beliebt, bei den anderen verhasst. Entweder man mag ihn oder eben nicht, etwas dazwischen gibt es kaum. Früher galt er als Armeleuteessen, heute gibt es ihn mächtig aufgepimpt auch in Gourmet-Restaurants. Doch gibt es den Kürbis auch in der Literatur? So was wie ... den Kürbis von Wilhelm Tell? Nein! Oder doch? Denn wer denkt bei diesem wundervollen Gewächs, das es in mehr als 700 Sorten auf fünf Kontinenten gibt, schon an eines der beliebtesten Märchen – Aschenbrödel. Die Geschichte von Aschenputtel wäre sicherlich eine andere, wenn es nicht den Kürbis gegeben hätte, der sich in eine goldene Kutsche verwandelte ... Nun, wie es auch literarisch um den Kürbis bestellt sein mag, wir haben die schönsten Geschichten und Gedichte gesammelt und verraten dazu noch das ein oder andere bislang in der Küchenschublade verborgene Kürbisrezept.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



o

Auf den Kern gebracht

Die Kürbis-Anthologie

Martina Meier (Hrsg.)

o

Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

Herausgeber: Martina Meier – Cat creativ – im Auftrag von:

Copyright (©) 2022 by Papierfresserchens MTM-Verlag

Mühlstraße 10, D- 88055 Langenargen, Deutschland

Herstellung: CAT Creativ – www.cat-creativ.at

Titelbild: © Sven Roth

Kerne: © Vadym Tynenko - Adobe Stock lizenziert

Bilder und Illustrationen Innenteil: © bei den jeweiligen Autoren

ISBN: 978-3-99051-088-9 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-089-6 - E-Book

*

Inhalt

Ein Kürbis am Rande seines Lebens

Kein Gemüse

Elf Kürbisse

Seltsame Gelüste am frühen Morgen

Kürbis, Fett und Feuerwehr

Timmi und der Kürbis

Was Kürbisse anrichten können – eine Telegrafiekonversation

Erklärungen helfen, wenn man einen Kürbis ernten möchte

Wachstum

Die Giganten von Venzone

Wer hat den Kürbis gesehen

Frau Schillmöllers Kürbisstuten-Rezept

Frau Klinkes Kürbismarmeladen-Rezept

Der vergessene Kürbis

Nicht perfekter Kürbis

Der Kürbiskönig

Ein Kürbis hat Pläne

Ich koche ... (aus der Sicht eines Kochtopfes)

Kern

Wie Uchiki Kuri den Abend rettete

Kürbisröllchen-Rezept

Kürbissuppe-Rezept

Kürbis Spice Latte-Rezept

Mein Kürbis am Fenster

Der freundliche Kürbis

Was ist das?

Eine Kürbisreise

Kürbissüppchen

Der coole Kürbiskoch Franz

Das Märchen vom Kürbis

Der Geist im Kürbis

Einmal im Jahr wird Grenchen zur Kürbismetropole

Zeit für den Kürbis

Ein Kürbisleben in einem Blumentopf

Roher Kürbiskuchen - Rezept von der Kräuterhexe

*

Ein Kürbis am Rande seines Lebens

Bei den Holzkisten, in denen ich gemeinsam mit anderen Kürbissen lagerte, bremsten Autos herunter und sahen bei vermindertem Tempo nach mir und meinen Leidensgenossen. Nicht wenige blinkten, fuhren in die kiesige Parkbucht ein, gingen hin zu den Paletten, auf denen wir in Boxen lagen, und bezahlten schließlich die fünf, sechs oder sieben Euro, je nachdem, was auf dem Schild neben unserer Kiste stand.

Mich nannten die anderen Kürbisse Eric. Zu Beginn unserer Lagerung hatte man uns gesagt, wir seien Durchreisende. Von den Feldern geholt, würde uns der Weg über diese Holzkisten neuen Besitzern zuführen. Obwohl ich mich durch den vorgezeichneten Pfad so gänzlich ohne Mitbestimmungsrecht ein wenig entmündigt fühlte, war jeder Widerspruch gegen Bevormundung zwecklos. Keine Chance, etwas dagegen zu unternehmen. Weder hätte der Bauer mein Anliegen gehört, noch es verstanden, falls ich es vorbringen würde, denn er sprach kein Kürbisch. Alle paar Tage kam der Bauer, ich und meine Kürbiskollegen klagten stumm.

In meinen Vorstellungen, die gelegentlich ihr Unwesen trieben, sah ich mich von Buben an Halloween ausgehöhlt zu einem Kerzenhalter verkommen, dem in mich hineingestellten Licht Schutz vor Unwetter bieten und all solche schrecklichen Dinge. Stand ich wahrlich schon im Endstadium meines Kürbisdaseins, unweigerlich dem Kürbisfriedhof nahe oder einem schlichten Komposthaufen zugeführt? In einem Thermomix zerhäckselt, um einer sämigen Kürbiscremesuppe Zutat zu sein? Als püriertes Etwas, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, eben all das, was ich nicht sein wollte und dennoch nicht abwenden könnte, stellte sich in meinen Überlegungen dar. Das Schicksal sucht man sich nicht aus, insbesondere als pflanzliches Wesen wird man rasch Opfer hungriger Menschen, brutaler Umstände.

„Rübe ab“, so würde mein Urteilsspruch lauten. So oder so ähnlich. Jeden möglichen Käufer hörte ich bereits Messer wetzen, sah mich zerstückelt in seinem Topf, in siedendem Wasser liegend, nach kürzester Zeit weich gekocht. Alles, was einem Kürbis heilig ist, würde ich binnen weniger Momente verlieren und mich den Umständen hingeben müssen. Was ich vermeiden wollte, würde ich erleiden.

So ging das tagelang: Autos rauschten vorbei, manche drosselten ihre Geschwindigkeit, andere hielten sogar an. Plötzlich geschah es, die Hände eines Stehengebliebenen streiften meine orangene Haut länger als je irgendwelche Hände zuvor. Zarte Kinderhände, deren Inhaber herausposaunte, er wolle unter allen Umständen schon Stunden nach meiner Mitnahme von Mutters Kürbissuppe kosten. Keine Frage, ich wäre bald ein Opfer des Appetits. Ich würde meinen Kopf hinhalten müssen, mich wehrlos ausschaben lassen und mit meinem Innenleben den Hunger einer mir bislang völlig anonymen Familie stillen.

Mitgenommen wurde ich, auf den Beifahrersitz geschnallt, von der Rückbank aus durch den Lärm übermütiger Kinder beschallt. Permanent stritten sie über meinen Verwendungszweck, einer Verwendung, von der deren Vater behauptete, das letzte Wort sei längst gesprochen. Da hörte ich, ich lande in einem sprudelnden, dabei wohl leicht salzigen Becken.

So geschah es, dass Mädchen, Junge und Vater im Flur ihre Jacken ablegten, sie mich gleich darauf an die Hausherrin weiterreichten und das zuvor bloß in meiner Fantasie gewetzte Messer wahrhaftig mir die ersten Härchen krümmte, zunächst nur, um meinen Härtegrad und oberflächlich auch meine Genießbarkeit zu testen. Flugs verschwand die Hausherrin, die Mutter der beiden Kinder, auf der Toilette, nochmals Hände waschen, nachdem sie zwischenzeitlich niesen musste.

Hätte ich Füße gehabt, wäre ich geradewegs davongerannt. Doch nicht einmal Schneckentempo konnte ich einschlagen. Mich grämte die an sich vorhandene Gelegenheit, wegzulaufen, die ich allein wegen meiner körperlichen Beschaffenheit verstreichen lassen musste. Mit jeder Minute wurde mir der baldige Abschied von meinem Leben präsenter. Jawohl! Die längste Zeit meines Lebens war ich unversehrt geblieben. Das würde sich rasch ändern. Was galten meine Ansprüche, wenn eine vierköpfige Familie von mir satt werden konnte?

Wie unwahrscheinlich war es, dass sie im spätesten Augenblick ihre Gelüste zugunsten meiner Unversehrtheit zügelten. Gäbe es Gesetzbücher, deren Paragrafen auf meine Unantastbarkeit durch Menschenhand verwiesen, ich hätte entsprechende Seiten nicht einmal aufschlagen können. Arme und Beine zur Verteidigung meines Lebens fehlten mir. Niemals zuvor hatte ich dermaßen mit meinen Unzulänglichkeiten gehadert.

„Hole mich zum Teufel nicht dies siedende Wasser“, flehte ich. Unter Höllenqualen ausgekocht zu werden, war eine Bestrafung, die ich mir durch keine Sünde verdient hatte. Verdammt.

Urplötzlich fluchte die Mutter, denn im Wohnzimmer stritten ihre Kinder. Sie tobten, sie schlugen gegenseitig aufeinander ein, zogen an Ärmchen, kratzten an Beinen, bissen in Schultern, ehe das Mädchen weinte und die Mutter, die eigentlich kochen sollte, schimpfen und schlichten musste.

Der Vater, der nachdrücklich auf meinen Verwendungszweck hinwies, ging unter, als er forderte: „In den Topf mit ihm!“

Mutter zog den Jungen in die Ecke des Esszimmers, schalt ihn und streichelte nebenher das Mädchen. Ausgiebige Diskussionen mit Schuldzuweisungen folgten, obwohl es der Mutter pressierte, das Essen zu Tisch zu bringen.

Wurde ich abgeschlachtet, weil die Familie, vegetarisch wie sie sich ernährte, kein Tierblut, aber den Saft meines Fleisches ohne Probleme fließen sehen konnte? Ich fühlte mich von diesen Menschen gegängelt, von ihrer Doppelmoral um mein Leben betrogen.

Eine Zeit lang Stille. Dann hörte ich die Mutter dem Mädchen Happy Birthday singen. Anschließend stammelte die Mutter: „Wenn du meinst. Es ist dein Geburtstag.“

„Ihr Geburtstag, ihr Geburtstag“, äffte der Bruder seine Mutter nach.

„Wo unser Sohn recht hat, die Suppe war versprochen“, stimmte der Vater in dessen Ton mit ein.

Durch den hartnäckigen und einstimmig vorgetragenen Widerstand von Vater und Sohn war die Mutter nun trotz der Bitte ihrer Tochter fest entschlossen, mich ins nicht nur dampfende, sondern regelrecht sprudelnde Wasser hineinzugeben, mich zuvor aber zu zerteilen. Sie trug mich in die Küche, eine Prise körnigen Salzes gab sie in den Topf … Und jetzt? Die Mutter legte das Messer auf meiner obersten Haut an und ich spürte bereits meinen Nektar fließen. Oh nein!

Das Mädchen, von beherzter Natur wie seine Mutter, durchbohrte diese mit zu Herzen gehenden Blicken. Konnte sie die Mutter weich kochen, bevor Selbiges mit mir armem Kürbis geschehen würde? Wie wahr! Der Mutter sank das Messer ohne Ankündigung förmlich zurück auf die Anrichte.

„Menschenskind“, wisperte sie und warf dann die Hände über dem Kopf zusammen. Und das Mädchen mit dem Namen Nadine entwendete mich, nahm mich zu sich hinauf in ihr Bett, wog mich sanft, wie Kinder ihres Alters es normalerweise nur mit Kuscheltieren und Puppen tun.

Seit diesem Tag, als Vater und Sohn noch die halbe Nacht über ihr entgangenes Festmahl lamentierten und ich über dieser mir durchaus nicht unangenehmen Melodie eingedöst bin, kommt es mir vor, als wäre ich unsterblich. Ich scheine mich durch die Zuwendung und Pflege des Mädchens andauernd zu verjüngen. Kein Tag vergeht, ohne dass ich über meine damalige Befreiung juble und froh bin, meinem angedachten Schicksal entronnen zu sein. Tag für Tag fühle ich mich dank Nadines Engagement als vollwertiges Mitglied von Familie Reischl. Nadine allein habe ich es zu verdanken, dass ich am Leben bin und von denen mittlerweile geschätzt werde, die mich einstmals abschlachten wollten.

Oliver Fahnwurde 1980 in der Kreisstadt Pfaffenhofen an der Ilm im Herzen Oberbayerns geboren. Der Heilerziehungspfleger lebt dort zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Neben dem Schreiben zählt Langstreckenlauf zu seinen Leidenschaften.

*

Kein Gemüse

Als Butternut, Muskat oder Hokkaido bekannt,

existiert der Kürbis in vielen bunten Sorten.

Er erfreut sich großer Beliebtheit im Land,

ob als Pudding, Marmelade, Kompott oder Torten.

Das aromatische Fruchtgemüse zählt zu den Beeren,

es ist vielseitig einsetzbar und gesund.

Es deckt ab, was wir so an Leckereien begehren,

in Massen verputzt wird man nicht mal rund.

Kathinka Reusswig,geboren 1980, Abitur, Studium. Wohnhaft in Schlüchtern, Hessen.

*

Elf Kürbisse

Ein Kürbis, noch klein, fragte keck

nach seines Heranwachsens Zweck.

D’rauf es hieß: „Gib doch Ruh’!

Wirst schon seh’n! Werde du

erst mal groß! Lass dich ernten und schmeck!“

Ein Kürbis sah nachts in die Ferne

und zählte die zahllosen Sterne.

Er verzählte sich schnell

und begann auf der Stell’

aus der Nähe zu zähl’n seine Kerne.

Ein Kürbis berichtigte gern

das Sprichwort von Schale und Kern:

„Zwar ist hart meine Schal’,

doch zu nennen die Zahl

meiner Kerne, die weich, liegt mir fern.“

Ein Kürbis sah fall’n eine Schnuppe,

die Teil einer Sternschnuppentruppe.

Ob verfehlt sie ihr Ziel,

er sich frug, als sie fiel

zu den Teil’n seines Trupps in die Suppe.

Ein Kürbis versendete Grüße

an Saft’ge, an Scharfe, an Süße.

Zwar als freundlich er galt,

aber auch als zu alt

für das leckere junge Gemüse.

Ein Kürbis erschrak bei der Ernte,

als man ihn vom Stiele entfernte,

der ihm wuchs erst ans Herz,

als den trennenden Schmerz

seines Abschiedes kennen er lernte.

Ein Kürbis war letztlich der schwerste

und somit der Wettbewerbserste.

Riesig freu’n er sich tat.

Gratulanten er bat:

„Wünscht mir Glück, dass vor Stolz ich nicht berste!“

Ein Kürbis in einer der Kisten

sprach: „Freunde, als ob wir’s nicht wüssten!

Da ihr groß und begehrt,

werdet bald ihr verzehrt.

Muss mein Dasein als Zierkürbis fristen.“

Ein Kürbis verströmte Gerüche,

lag offen herum in der Küche.

Doch das störte ihn nicht.

Laut dem Zeitungsbericht

war’s normal, gab’s im Lebenslauf Brüche.

Ein Kürbis versprach seinem Züchter:

„Wirst stolz auf mich sein. Ich werd’ Dichter.“

Wen’gstens war ein Gedicht

er als Zwischengericht,

wie geurteilt am Esstisch ein Richter.

Ein Kürbis bekam ein Gesicht,

ob eins er nun wollt’ oder nicht.

Wär’ geglückt das Projekt,

hätt’ er Leute erschreckt,

statt zu enden als Kürbisgericht.

Wolfgang Rödiglebt in Mitterfels. Er hat seit 2003 mehr als 500 belletristische Kurztexte in Anthologien, Zeitschriften, Büchern ... veröffentlicht.

*

Seltsame Gelüste am frühen Morgen

Bauch (grummelnd): „Ich will Kürbissuppe.“

Hirn (von oben herab): „Du kannst doch keine Kürbissuppe zum Frühstück haben.“

Bauch (enttäuscht): „Warum nicht?“

Hirn (belehrend): „Weil das kein Frühstück ist. Ein Marmeladenbrot wäre jetzt angebracht. Oder Müsli.“

Bauch (trotzig): „Ich will aber kein klebrig süßes Marmeladenbrot und auch kein fades Müsli, ich habe Lust auf was Deftiges.“

Herz (anfeuernd): „Setz dich durch, Bauch. Du weißt schon, was das Richtige für dich ist.“

Hirn (beleidigt): „Herz, halt die Klappe. Du bist schon wieder rührselig. Kürbissuppe ist KEIN Frühstück.“

Bauch (herausfordernd): „Sagt wer?“

Hirn (überheblich): „Alle Mütter dieser Welt.“

Herz (mahnend): „Die meinen es zwar gut, aber sie haben nicht immer recht.“

Bauch (zustimmend): „Genau.“

Hirn (resigniert): „Hmpf. Dann mach, was du willst. Mir doch egal.“

Bauch (triumphierend): „Yippie!“

Hirn (drohend): „Aber jammere nachher bloß nicht, wenn es dir schlecht geht! Ich habe dich gewarnt!“

Die Kürbissuppe schmeckt hervorragend. Sie führt wohlige Wärme und unschlagbare Zufriedenheit herbei, alles gut. Kein Bauchgrimmen oder sonstige Beschwerden.

Hirn (grübelnd)): „Ich verstehe das nicht. In meinem Speicher steht doch …“

Herz (mitfühlend): „Sei nicht immer so streng mit dir. Nicht alles, was man dir eingetrichtert hat, entspricht der Wahrheit.“

Bauch (zufrieden): „Kann ich bestätigen. Von den aufgewärmten Pilzen ist mir ja auch nicht schlecht geworden, falls du dich erinnern kannst.“

Das Hirn denkt nach, analysiert dieses Faktum und sucht nach der Ursache. Hirn (neutral): „Früher gab es keine Kühlschränke und deshalb fanden sich in Pilzgerichten vom Vortag jede Menge Zersetzungsbakterien. Das ist heute anders.“

Bauch (frohlockend): „Genau, und nach dem Genuss von Steinobst kann man heute bedenkenlos Wasser trinken, weil es statt keimbelastetem Brunnenwasser sauberes Leitungswasser gibt.“

Hirn (griesgrämig): „Jetzt fängst du wieder damit an. Lass es einfach, bitte.“

Herz (vorsichtig): „Hirn, bist du sauer?“

Hirn (zerknirscht): „Ja, ein bisschen. Immer diese Fehlinformationen und Halbwahrheiten. Da bemüht man sich, alles zu behalten und dann stimmt die Hälfte davon gar nicht.“

Bauch (aufmunternd): „Nimm es nicht so schwer, die meisten Informationen dienen unserem Schutz. Außer die Sache mit dem Frühstück und das mit dem rohen Kuchenteig ... bin schon still.“

Herz (trällernd): „Lösch doch einfach die alte Info und ersetze sie durch die neue. Fürs nächste Mal.“

Hirn (entmutigt): „Wenn das so einfach wäre. Je älter das Wissen, je früher eingepflanzt, desto schwerer bekomme ich das wieder raus.“

Bauch (schmunzelnd): „Schlimme Sache. Ich habe meistens nach zwanzig Minuten vergessen, was man mir eingefüllt hat.“

Hirn (leicht angesäuert): „Du hast leicht reden. Du bist ja auch für die Energieumwandlung zuständig und nicht für komplexe Vorgänge wie Datenspeicherung.“

Herz (freudig): „Dann machen wir es einfach zusammen! Wir konzentrieren uns jetzt alle darauf, in uns zu verankern, dass Kürbissuppe zum Frühstück keine negativen Auswirkungen hat, einfach köstlich schmeckt und uns ein wunderbares Gefühl von Wärme und Sättigung beschert.“

Und die Moral von der Geschicht’?

Der Bauch hat oftmals recht.

Liliana Wildlingöffnete ihre Augen an einem Sonntagmorgen 1979. Die Autorin schreibt hauptsächlich Romane und Kurzgeschichten.

*

Kürbis, Fett und Feuerwehr

Immer wieder gern erzählte mir Harlander, wenn wir gerade in der Achterbahn saßen oder durch die Geisterbahn fuhren, wie er damals, siebenundachtzig, zur Volksmusik gekommen war. Ich meine, ich hatte ja die Geschichte schon tausendmal von ihm gehört, fand es aber immer wieder lustig, wenn er mit herumfuchtelnden Armen und rollenden Augen erklärte, was damals mit ihm passierte, was in seinem Innern vorging, als er das erste Mal, das war im Veldener Volksfest, das Lied hörte, das ihn zum bedingungslosen Anhänger der deutschen Volksmusik machte. Mit feuchten Äuglein sagte er dann immer: „Du, Boermel, das kannst du dir nicht vorstellen, ich habe dieses Lied sogar in meinem Sack gespürt!“ Er meinte damit das Lied Meinen Kameraden hab’ ich gern verraten von der mittlerweile ermordeten Kapelle Die Oberbabinger hinterhältigen Kürbisköpf.

Ich verstand Harlander gut. Auch ich habe, es war auf ähnliche Weise, meine Liebe zum melodic hardcore entdeckt. Ich saß damals in Jugoslawien mit meinem Kassettenrekorder auf einem Zeltplatz und hörte die völlig überbewertete Band Queen, als plötzlich aus einem der Nachbarzelte ein von oben bis unten bekotzter, holländischer Punk gekrochen kam und mir ein Tape mit der Aufschrift Bad Religion in die Hand drückte. Beim zweiten Lied 1000 more fools gab es in meinem Kopf eine Explosion. Das war, als hätte jemand hinter meiner Stirn eine gut geschüttelte Flasche voll mit Glücksgefühl entkorkt – und ab diesem Moment wusste ich, dass Queen Scheiße ist.

Aber zurück zu Harlander. Mit seiner Liebe zur Volksmusik ging bei ihm auch eine gewisse Verkürbissung einher, wie das Seneca nannte. Er, Harlander, der eigentlich von Natur aus einen nur leicht gelblichen, eher beigefarbenen Teint hatte, vielleicht vergleichbar mit einem Käsekuchen oder mit frischem Sauerkraut, nahm jetzt immer mehr orangefarbene Hauttöne an. Ganz abgesehen von seiner Farbe begann er nun auch, schwer zuzunehmen. Harlander hatte im Grunde immer die Form eines Stehaufmännchens gehabt – und nun, nach seiner Verfettung, war der etwa 155 Zentimeter hohe Kerl mit seinen kurzen Beinen, dem schweren Wanst und seiner orangen Haut tatsächlich zu einem wandelnden cucurbita maxima geworden.

Harlanders Kopf indessen bildete nun einen Kürbis auf dem Kürbis. Seine Fettbacken fielen angesichts ihrer Masse lefzenartig über sein Fünffach-Kinn und sein Fünffach-Kinn wiederum lag schwer auf seinen schmalen Schultern. Wenn also Harlander wieder einmal nach dem Singen im Bierzelt einnickte, konnte man sehen, wie sein beutelartiges Gesichtchen bis zur Radieschen-Nase im Fettgewebe seines Kinns versank.

Harlander und ich, wir fuhren am liebsten Kinderkarussell. Ja, auf unseren sommerlichen Touren durch Bayern von Volksfest zu Volksfest, von Dult zu Dult hatten wir es besonders auf die Kinderkarussells abgesehen. Ich fuhr am liebsten in der Bimmelbahn oder saß auf dem Schaukelpferd, Harlander fuhr immer mit dem Feuerwehrauto. Immer! Immer saß Harlander im Feuerwehrauto und sang auf gut Bayrisch und mit fliegenden Fäusten sein Lied: „Meyneeen Kamero’n, hob i gern verro’n!“ Aber leider, mit zunehmender Verkürbissung Harlanders, war es ihm unmöglich geworden, in einem Feuerwehrauto Platz zu finden.

Herausgefunden hatte er das, als er merkte, dass er nicht mehr aus einem der Feuerwehrautos entkam. Durch Verdrängung sämtlicher Luft aus der Fahrgastzelle des Autos hatte es Harlander sozusagen im Fahrzeug festgesaugt – er musste im Anschluss von der Feuerwehr aus dem Kinderkarussell-Feuerwehrauto geschnitten werden. Und das war das letzte Mal, dass mein Freund Harlander mit einem jener Kinderkarussells fahren konnte – und schlimmer noch – Harlander und ich fuhren ab nun, wegen Harlanders Fettmasse, in getrennten Gondeln, und diese Tatsache, nicht mehr mit Harlander in einem Boot zu sitzen, rettete mir das Leben.

Wir fuhren gerade Riesenrad. Die Fahrgastkabinen bei dem Ding waren rund. Man saß im Grunde in einer Art Schüssel oder so. Ich sah von meinem Sitzplatz aus Harlander in einer benachbarten Gondel mit den Fäusten Luft-Pauke spielen, während er ganz laut Meynen Kamero’n hob i gern verro’n! sang.

Plötzlich löste sich Harlanders Kabine aus der Verankerung, drehte sich einmal im Gestänge des Riesenrads und dann schlug sie schließlich nach einigen Metern freiem Falls richtig herum auf dem Festplatz auf.

Von oben, also aus meiner Sicht, sah es aus, als stehe da unten eine riesige Schüssel – angefüllt mit Kürbissuppe.

Marko Stiebritz, geboren am 1. Juli 1972 in Jena. 1987 Ausreise mit den Eltern nach Bayern. Erste Gedichte und Liedertexte ab etwa 1990 und 1996 die erste Kurzgeschichte nach Zauberwald-Pilz-Genuss. 2003 bis 2006 oder so, Belletristik-Fernstudium und 2010 erscheint eine seiner Kurzgeschichten in einer Anthologie „Brieftaubengeschichten“. 2018 dritter Platz im Landshuter Literaturwettbewerb. Lieblingsautor: Thomas Bernhard. Schreibt am liebsten Komödien. Schlimm: Fantasy-Geschichten mit betrunkenen Einhörnern und niedlichen Trollen.

*

Timmi und der Kürbis

Es war zwei Tage vor Halloween, als der Kürbis plötzlich in Timmis Tür stand. Timmi war sauer an diesem Abend. Eigentlich sollte er längst schlafen. Aber er war nicht sauer, weil er schlafen sollte. Nein, er war sauer, weil er den Kürbis nicht würde aufschneiden dürfen. Schon wieder nicht.

Dabei war es doch etwas ganz Besonders. Immer zwei Tage vor Halloween. Wenn sie den großen Kürbis, den seine Mutter beim kleinen Gemüsehändler am anderen Ende der Stadt gekauft hatte, auf den Küchentisch stellten, um mit dem riesigen Messer, das sie wirklich nur an diesem einen Tag aus dem Fach ganz oben herausnehmen, den Kürbis zu öffnen, das ziemlich eklige Innere herauszuholen, ihm ein gruseliges Gesicht schnitten und schließlich eine Kerze hineinstellten. Erst dann begann Halloween so wirklich.

Aber seine Eltern hatten gesagt, dass er immer noch zu klein sei, dass diesmal Tom, sein großer Bruder, den Kürbis aufschneiden dürfe, denn der sei ja immerhin schon doppelt so alt wie Timmi.

Timmi hasste Tom.

Also nicht wirklich.

Er hasst es nur, dass Tom bereits zwölf Jahre alt und damit schon fast erwachsen und er immer noch nur der kleine Timmi war und er auch schon begriffen hatte, dass sich daran niemals irgendetwas ändern würde. Auch wenn Timmi hundert Jahre alt wäre, dann wäre Tom eben schon einhundertundsechs Jahre alt und sicher dürfte er dann auch Dinge machen, die nur ein Einhundertsechsjähriger so machen darf.

Also war er sauer, lag im Bett und starrte wütend an die Decke.

Da öffnete sich die Tür. Nur ein kleines Stück.

Timmi setzte sich auf.

Aber da kam niemand.

Doch. Da unten. Dort stand der Kürbis. Der große Kürbis für Halloween. Der Kürbis wackelte ein wenig hin und her und schloss schließlich die Tür wieder.

War das ein Scherz?

Hatte Tom den Kürbis in Timmis Zimmer geworfen?

Was sollte das?

Aber da rollte der Kürbis weiter in das Zimmer und sprang schließlich auf die Bettdecke. Timmi zog erschrocken die Beine an.

Dann war es für einen Moment still.

Timmi schaute zur Tür. Sicher würde da Tom gleich lachend hereingelaufen kommen. Er schaute zum Kürbis. Aber Tom kam nicht.

„Timmi, ich benötige deine Hilfe!“

Der Kürbis konnte sprechen!

„Du kannst sprechen?“

„Selbstverständlich kann ich sprechen.“

Timmi nickte nur.

„Ich benötigte deine Hilfe!“, wiederholte der Kürbis und rollte ein wenig näher an Timmi heran, der jetzt seine Arme um seine Beine geschlungen hatte. Wie einen Schutzschild.

„Timmi, sie wollen mich in Stücke schneiden. Morgen. Ich weiß es genau. Mit einem garstigen Messer. Bitte hilf mir!“

Timmi war sprachlos. Durch seinen kleinen Kopf wuselten unzählige Fragen: Wollte er dem Kürbis helfen? Warum konnte der Kürbis sprechen? Sollte er dem Kürbis erzählen, dass er das mit dem Aufschneiden eigentlich ziemlich toll fand? Also zumindest bisher, da er ja noch nicht gewusst hatte, dass dem Kürbis das mit dem Aufschneiden selbst gar nicht gefiel.

Schließlich stammelte Timmi nur: „Aber ... aber wie soll ich dir denn helfen?“

„Bringe mich fort.“

„Fort? Wohin?“

„Ich bin mit diesem Ort leider nicht vertraut.“

Timmi dachte nach. „Ein paar Straßen rauf ist ein Feld. Mit Gras und Büschen und so. Dahin vielleicht?“

„Ja, das klingt durchaus passabel. Bringe mich bitte zu diesem Feld. Du musst mich jedoch in die Arme nehmen, allein bin ich gar wohl zu langsam.“

Timmi nickte. Jetzt mehr zu sich selbst. Ja, er wollte dem armen Kürbis helfen, ihn retten. Wie ein Held aus einem Abenteuerfilm. Timmi griff entschlossen nach dem Kürbis und tapste vorsichtig in Richtung Tür. „Wir müssen aufpassen. Mein Bruder ist sicher noch wach. Wenn er uns erwischt ...“ Er sprach den Satz nicht zu Ende, denn er öffnete in diesem Moment leise die Tür einen Spalt und spähte nach draußen.

„Nun?“, fragte der Kürbis leise.

„Niemand.“ Timmi schob sich samt Kürbis in den dunklen Flur. „Da links ist das Zimmer von meinem blöden Bruder. Und da rechts das Wohnzimmer, da sind meine Eltern. Die gucken bestimmt Fernsehen. Wie immer.“

Timmi flüsterte nur und versuchte, auf Zehenspitzen leise durch den Flur zu schleichen. Aber er konnte nicht auf Zehenspitzen gehen. Keine Ahnung, wer das konnte, aber ganz sicher konnte das niemand mit einem dicken Kürbis im Arm. Also ging er ganz einfach wie immer. Nur leiser. Und langsamer. Er kam sich vor wie ein Ninja. Das war ziemlich klasse.

Die Haustür am Ende des Flurs kam langsam näher. Sehr langsam.

„Ich bin dir zur ewigen Dankbarkeit verpflichtet.“

„Pssst.“

Da hörte Timmi Schritte.

Von überall.

Gleichzeitig.

Aus dem Wohnzimmer.

Aus Toms Zimmer.

Warum jetzt?

Ausgerechnet jetzt?

Er schaute sich um.

Es war viel zu weit bis zur Haustür.

Ohne nachzudenken, drückte er die Küchentür auf, stolperte hinein und schloss die Tür wieder.

„Droht uns Gefahr?“

Timmi atmete schwer und konnte nicht antworten. Er hörte seine Eltern im Flur. Und Tom. Sie kamen in ihre Richtung. Sie würden sie finden. Sie würden ihm den Kürbis abnehmen und ihn morgen aufschneiden. Timmi blickte sich verzweifelt um. Aber da war nichts. Nur die Küchengeräte, dreckiges Geschirr, eine alte Zeitung von seiner Mutter, Hefte und Stifte auf dem Küchentisch, wo Tom eigentlich seine Hausaufgaben hätte machen sollen.

Es war vorbei.

Einfach vorbei.

Timmi griff nach einem dicken Stift.

„Was gedenkst du, zu tun?“ Der Kürbis wackelte in seinen Armen nervös hin und her.

„Ich habe eine Idee.“ Mehr sagte Timmi nicht, sondern er malte. Auf den Kürbis. Ein Gesicht. Zwei runde Augen. Einen schrägen Mund. Und ein paar Haare.

„Was ...“ Der Kürbis schien sprachlos.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Timmis Familie stand in der Küche.

„Timmi, was machst du so spät hier?“, fragte seine Mutter.

„Ich konnte nicht schlafen. Ich wollte den Kürbis anmalen.“

„Oh, schaut euch das Gesicht an, wie süß.“ Sein Vater strahlte und griff nach dem Kürbis.

„Was für ein reizendes Gesicht.“ Auch seine Mutter lächelte entzückt.

Tom schien irritiert: „Süß? Reizend? Aber ich kann ihn doch trotzdem morgen noch aufschneiden, oder?“

Seine Mutter schüttelte nur den Kopf: „Aber Tom. Das hat Timmi selbst gemalt. Dein kleiner Bruder. Da können wir doch nichts schneiden. Wir haben diesmal halt einen bemalten Kürbis.“

Tom schnaubte vor Wut: „Was? Wenn ich den Kürbis vollgekritzelt hätte, dann hätte es nur Ärger gegeben.“

Seine Eltern antworteten nicht, sondern stellten den bemalten Kürbis stolz auf den Tisch.

„Aber jetzt ab ins Bett, Timmi!“

Timmi nickte artig: „Sofort, ich möchte dem Kürbis noch gute Nacht sagen.“

Tom verdrehte nur die Augen, aber sein Vater lächelte und wuselte Timmi durch die Haare: „Aber nicht zu lange.“

Dann verließ Timmis Familie die Küche und er war mit dem Kürbis allein.

„Manchmal ist es wohl doch ganz gut, wenn man klein ist“, flüsterte Timmi stolz.

Der Kürbis nickte. Oder er wackelte auch nur. „Sei bedankt, mein Freund. Du hast mich gerettet.“

Timmi tätschelte den Kürbis. „Gute Nacht.“ Dann drehte er sich um. Er war jetzt doch ziemlich müde.

„Timmi!“ Der Kürbis flüsterte wieder.

„Ja?“ Timmi wandte sich noch einmal um und beugte sich zum Kürbis herab.

„Timmi, ich fürchte, ich benötige morgen erneut deine Hilfe.“

„Hilfe? Wobei?“

„Die Eier! Wir müssen sie vor dem Frühstück retten!“

Marcus Straßerlebt seit 50 Jahren auf diesem Planeten, ist eigentlich Diplom-Physiker und arbeitet er als Programmierer in einer Softwarefirma für Verlage und die Buchbranche. Nebenher hat er aber schon sein gesamtes Leben über nicht nur Computerprogramme, sondern auch Geschichten und Bücher geschrieben, früher auch Kinderhörspiele für das Radio (WDR 3 und 5) und ein IT-Buch mit dem schönen Namen „PHP Quick&Dirty“. Er hat mehrere Bücher als Selfpublisher veröffentlicht.

*

Was Kürbisse anrichten können – eine Telegrafiekonversation

Nachbar 1

Guten Morgen STOPP Schreibe in ernster Angelegenheit STOPP Teile Ihnen hiermit mit, dass Ihr Gemüse langsam, aber sicher Ihre Grundstücksgrenze überschreitet und das meine beansprucht STOPP Kann dies nicht dulden STOPP Bitte um Entsorgung des Gemüses von meinem Grundstück STOPP Erwarte Antwort STOPP

Nachbar 2

Ich grüße Sie STOPP Bei dem Gemüse handelt es sich um Kürbisse STOPP Brauchen viel Platz, um zu gedeihen STOPP Kann Ihrem Wunsch daher nicht nachkommen STOPP Kürbisse auf Ihrer Seite der Grundstücksgrenze dürfen Sie aber für die Hälfte des Marktpreises erwerben STOPP Kürbisse sind sehr nährstoffhaltig und schützen die Haut vor UV-Strahlen STOPP

Nachbar 1

Sie missverstehen mich STOPP Habe kein Bedarf an Kürbissen STOPP Bin wenig interessiert an den Inhaltsstoffen der Kürbisse STOPP Habe nur Interesse daran, dass sie von meinem Grundstück verschwinden STOPP Muss sonst zu härteren Maßnahmen greifen STOPP

Nachbar2

Bin nicht an Drohungen interessiert STOPP Kürbisse sind friedliebende Pflanzen STOPP Sollten Sie Hand an diese legen, wird das Folgen haben STOPP Grundstücksgrenzen wurden nie auf Papier festgelegt STOPP Wussten Sie, dass zu Kolonialzeiten in Kürbisschalen Kuchen gebacken wurde STOPP

Nachbar 1

Die Geschichte Ihrer Kürbisse bleibt gänzlich irrelevant STOPP Ist mir egal, wie man zu Kolonialzeiten Kürbisse gegessen hat STOPP Ihre Kürbisse wachsen bereits bis vor meine Haustür STOPP Definitiv Grundstücksgrenzen-Überschreitung STOPP Kann sie demnächst als Fußabtreter benutzten STOPP Möchte, dass Sie Ihre Kürbisse umgehend entfernen lassen STOPP Bereits im letzten Jahr haben Ihre Kürbisse von meinem Wohnraum Besitz ergriffen STOPP Habe Sie gewähren lassen, da Sie neue Nachbarn waren STOPP Habe endgültig genug STOPP

Nachbar 2

Verstehe Ihr Problem nicht STOPP Im letzten Jahr konnten Sie doch anscheinend damit leben STOPP Die Kürbisse sind erst im nächsten Monat erntereif STOPP Bis dahin sind mir die Hände gebunden STOPP Erwarte Ihr Verständnis STOPP

Nachbar 1

Sie haben ganz offensichtlich keinerlei Einsicht STOPP Werde zur Axt greifen oder eine Bombe auftreiben und auf Ihr Grünzeug losgehen STOPP Gebe Ihnen noch bis morgen Zeit STOPP

Nachbar 2

Sollten Sie meine Kürbisse angreifen, klage ich auf Sachbeschädigung STOPP Von der Bombe würde ich abraten STOPP Sie würden Ihr eigenes Grundstück in Mitleidenschaft ziehen STOPP Es gibt keinen Grund, gewalttätig zu werden STOPP Das würde ich als unnötige Eskalation einstufen STOPP Lege Ihnen ans Herz, diese Maßnahmen noch einmal zu überdenken STOPP Wussten Sie, dass Kürbisse durch Aschenputtel bekannt wurden STOPP Kürbisse sind also der Stoff, aus dem Märchen gemacht sind STOPP Behalten Sie das im Hinterkopf STOPP

Nachbar 1

Ist mir scheißegal STOPP

Nachbar 2

Kein Grund, ausfallend zu werden STOPP

Nachbar 1

Habe Ihre Kürbisse abgebrannt STOPP Aber Sie können nicht auf Sachbeschädigung klagen STOPP Es gibt nichts, was Sir mir nachweisen könnten STOPP

Nachbar 2

Sehe keinen Grund, Sie zu verklagen STOPP Sie haben mir mit dem Brand doch einen Gefallen getan STOPP Habe die Kerne eingesammelt STOPP Natürliche Röstung STOPP Dafür bekomme ich mehr Geld als für die Kürbisse selbst STOPP Es hat mich gefreut, mit Ihnen zusammenzuarbeiten STOPP Ein Kürbis alleine produziert um die 500 Kerne STOPP Wirklich lohnenswert STOPP Die Kerne, meine ich STOPP Da sieht man einmal mehr, dass es nicht auf das Äußere ankommt STOPP Es geht immer um den Kern der Dinge STOPP Auf ein Neues STOPP

Nachbar 1

Ich werde auf die Bombe zurückgreifen STOPP

Ende der Konversation STOPP

Désirée Braun, Jahrgang 2000, wohnhaft irgendwo im Saarland.

---ENDE DER LESEPROBE---