Auf Safari mit dem Traummann - Joss Wood - E-Book

Auf Safari mit dem Traummann E-Book

Joss Wood

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Beschreibung

High-Society-Girl Clem ist fassungslos: Nach einem Skandal schickt ihr Vater sie mitten in die Wildnis Südafrikas! Wenigstens ist sie in dem Luxusresort vor der Presse sicher. Allerdings nicht vor sexy Ranger Nick, der sie mitnimmt auf eine besonders aufregende Safari …

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Seitenzahl: 175

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IMPRESSUM

Auf Safari mit dem Traummann erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Joss Wood Originaltitel: „Wild About the Man“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRABand 30 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Gisela Blum

Umschlagsmotive: mauritius images / Westend61 / Tomas Rodriguez

Veröffentlicht im ePub Format in 8/2022.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751515351

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Luella Dawsons Blog:

Meine Freunde, wer hätte geahnt, welche überraschende Wendung mein Interview mit Cai Campbell und Clem Copeland nehmen würde? Dass sie ihre Trennung bekannt gaben, kam nicht unerwartet. Umgehauen hat mich eher, dass Cai, der sich zehn Jahre lang erfolgreich gegen das Heiraten gewehrt hat, uns umgehend seine neue Verlobte präsentierte – eine vollbusige Blondine. Gleich darauf ließ er eine weitere Bombe platzen: Er hat sich bereits vor Jahren sterilisieren lassen, Clem aber nicht darüber informiert. Dabei wünscht sie sich nichts mehr als ein Baby – wir erinnern uns an das Gespräch, in dem sie sich darüber beklagte, wie sehr sie unter ihrer Unfruchtbarkeit litt.

Am Spätnachmittag kehrte Nick Sherwood in sein Büro zurück, staubbedeckt, schlechter Laune und verschwitzt. Seine Kehle fühlte sich an wie ausgedörrt. Er holte zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank hinter seinem Schreibtisch, stellte sich unter das Gebläse der Klimaanlage, öffnete die erste und leerte sie in drei Zügen. Geschickt warf er sie in den Mülleimer und griff nach der nächsten. Hinter ihm lag ein höllischer Tag, woran die mörderische Hitze nur teilweise schuld war.

Normalerweise genoss er die Fotosafaris zu Fuß. Sie boten ihm Gelegenheit, seine Gäste kennenzulernen, die umgekehrt den engen Kontakt mit dem Besitzer der Sechs-Sterne-Lodge zu schätzen wussten. Zu seinem Leidwesen waren sie an diesem Tag jedoch nur im Schneckentempo vorangekommen, mehrfach hatte er befürchtet, einen der übergewichtigen, rotgesichtigen Touristen wiederbeleben zu müssen.

Tiere hatten sie keine gesehen, das unaufhörliche Plappern, Lachen, Fluchen und Rufen hatte sie verscheucht. Am liebsten hätte er selbst auch die Flucht ergriffen.

Erschöpft ließ er sich auf seinen Bürostuhl fallen und öffnete die oberste Schreibtischschublade auf der Suche nach einer Packung Aspirin. Er schluckte gleich drei Tabletten und spülte sie mit dem restlichen Wasser aus der Flasche hinunter.

Ein kaltes Bier, ein paar Bahnen im Swimmingpool und heißer Sex wären jetzt genau das Richtige, dachte er sehnsüchtig. Stattdessen erwarteten ihn die Gehaltsabrechnung, ein Wartungsbericht und zahlreiche E-Mails.

Er fuhr den Computer hoch und griff nach dem Aktenordner, der ihm am nächsten lag. Kaum hatte er ihn aufgeschlagen, da ging ein Videoanruf über Skype ein. Stirnrunzelnd las er den Namen. Sein Hauptinvestor und stiller Teilhaber Hugh Copeland meldete sich nur selten.

„Guten Tag, Sir“, begrüßte er höflich seinen ziemlich konservativen und unfassbar reichen Gönner, der ihm den Bau einer Sechs-Sterne-Anlage mit angeschlossenem Tierreservat und Tierklinik ermöglicht hatte.

„Ich hoffe, es geht Ihnen gut.“ Der ältere Herr im eleganten Dreiteiler stützte sich auf die Lehne seines Bürosessels und blickte grimmig in die Kamera.

Das sieht nach Ärger aus, schoss es Nick durch den Kopf. „Vielen Dank, Sir. Was kann ich für Sie tun?“ Der Wirtschaftsbericht war termingerecht versandt worden, die Zinsen entrichtet …

„Ich versuche seit heute Morgen, Sie zu erreichen.“

Mist. „Ich habe eine Fotosafari angeführt. Gibt es ein Problem? Und wenn ja, wie kann ich es lösen?“, packte er entschlossen den Stier bei den Hörnern.

„Ich schicke Clem zu Ihnen.“

„Wen?“

„Meine Tochter Clementine. Sie hat großen Ärger und braucht vorübergehend einen ruhigen Rückzugsort.“

Argwöhnisch runzelte Nick die Stirn. „Welche Art von Ärger?“ Mit einer Kriminellen oder Drogensüchtigen wollte er nichts zu tun haben, wie sehr er ihrem Vater auch verpflichtet war.

„Die Presse lechzt nach ihrem Blut. Ihr langjähriger Lebensgefährte hat ihr während eines TV-Interviews ihre Nachfolgerin präsentiert.“

Unwillkürlich empfand Nick so etwas wie Mitleid. Ihm fiel ein, dass die Tochter seines Partners mit einem mäßig erfolgreichen Rockmusiker zusammenlebte. Cai Campbell und Clem Copeland – „Die verrückten Cs“, wie die Presse sie nannte.

Offenbar hatte Campbell das Exmodel gegen eine jüngere Version eingetauscht. Jetzt hatte er sie am Hals. Das war nicht fair. „Sie kommt hierher?“

„Ist das ein Problem?“, fragte Copeland scharf.

„Ja, Sir. Als eines der wenigen Sechs-Sterne-Hotels in Südafrika sind wir ein Jahr im Voraus ausgebucht. Alle Zimmer sind belegt.“

Der alte Herr fluchte. „Sie haben absolut nichts frei?“

„Höchstens ein Etagenbett bei den Wildhütern.“

„Und in Ihrem Haus?“

Nur das nicht! „Der Standard dürfte ihr nicht behagen. Es lässt sich nicht mit dem Hotel vergleichen.“

„Damit wird sie schon klarkommen.“

Nick schloss die Augen und zählte langsam bis zehn. Als er sie wieder aufschlug, saß Copeland auf der Kante seines Schreibtischs und betrachtete ihn verdrossen. Nick ahnte, was ihm durch den Kopf ging: Vor zehn Jahren habe ich Millionen in einen fünfundzwanzigjährigen Traumtänzer investiert, der nichts besaß als das Hemd auf dem Leib, einen Abschluss in Zoologie und ein Stück Land am Rande des Krüger Nationalparks. Du stehst in meiner Schuld.

„Wann kommt sie an?“

„In einer halben Stunde.“

Er schluckte. „Gut.“

„Danke. Das werde ich Ihnen nie vergessen.“

Copeland legte auf, und Nick warf aufstöhnend den Kopf in den Nacken. Womit hatte er das verdient? Die nächste Zeit musste er sein Haus mit einer verwöhnten High-Society-Prinzessin teilen, die nichts konnte als den Arm eines ebenso reichen Mannes zieren.

Clem Copeland gähnte, rekelte sich und blinzelte müde. So bequem der Jet ihres Vaters auch war, sie hatte kaum Schlaf gefunden. Ihr Blick fiel auf Jason, der ihr aufmunternd zulächelte. Er war ihr Assistent, bester Freund und treuer Begleiter seit ihrer Zeit als Model und hatte ihr auch in den vergangenen turbulenten sechsunddreißig Stunden treu zur Seite gestanden. Unwillkürlich traten ihr Tränen in die Augen.

Zuvorkommend reichte er ihr eine Flasche Wasser und tätschelte ihr tröstend das Knie.

„Das war nicht nur ein schlechter Traum, oder?“

„Leider nicht. Ich konnte dieses egoistische selbstverliebte Schwein von Anfang an nicht leiden und habe dich gewarnt, dass er etwas ausheckt.“ Frustriert raufte er sich das Haar.

„Ich dachte, die Presse lässt uns in Ruhe, wenn wir uns in aller Freundschaft trennen. Es wurde ja bereits seit Monaten öffentlich darüber spekuliert.“

„Cai besitzt nicht mehr Anstand als ein Straßenköter. Er belügt dich seit Jahren, und du fällst immer wieder auf ihn herein.“ Er schenkte sich ein Glas Wein ein und stürzte es in einem Zug hinunter.

„Du weißt, dass ich aus Wut weine, nicht aus Kummer?“ Clem betupfte sich die Augen mit einem Papiertaschentuch. „Ich könnte ihn umbringen! Wie lange er sie wohl schon kennt – zwei Wochen oder sogar schon drei? Der Verlobungsring war riesig!“

„Du lenkst vom Thema ab.“

Dazu hatte sie allen Grund. Nicht genug, dass Cai bei Bekanntgabe ihrer Trennung der Welt sofort ihre Nachfolgerin präsentiert hatte, er hatte auch eine weitere Gemeinheit für sie parat gehalten.

„Es war ein echtes Highlight, als ich mich in ihre Designer-Handtasche übergeben habe.“

„Und das vor laufender Kamera!“

„Vielen Dank, dass du mich in der Werbepause aus der Show geholt hast.“

„Schon gut. Ich habe noch nie im Leben jemanden verprügelt, diesmal stand ich kurz davor.“

Clem starrte eine Weile trübselig auf den Boden. „Soll ich raten, wie die Schlagzeilen lauten? ‚Was würde Roz dazu sagen?‘ oder ‚Clem fehlt das Format ihrer Mutter‘.“

„So ähnlich.“

„Wieso wird nur immer meine Mutter ins Spiel gebracht?“

„Die Presse hat sie nach ihrem frühen Tod auf ein Podest gestellt.“

„Und ich werde ihr nicht gerecht.“ Clems Mutter war eine hochdekorierte beliebte Kriegsberichterstatterin gewesen, ehe sie in die Politik einstieg und als kommende Premierministerin gehandelt wurde.

„Du hast einen anderen Weg eingeschlagen.“

„Und ob!“

„Du hast mir einmal erzählt, du hättest sie schon vor ihrem Tod vermisst. Sie war zu beschäftigt, um dir ihre Zeit zu widmen. Ich glaube, Cai sollte die Lücke füllen, die sie in deinem Leben hinterlassen hat.“

„Nun spiel hier bloß nicht den Psychologen! Er war einfach ein heißer Typ, älter als ich, und seine Art zu leben hat mir imponiert. Ich war jung, dumm und total verknallt. Mit neunzehn sollte man keine wichtigen Entscheidungen fällen.“ Sie seufzte. Hätte sie ihn direkt nach seinem ersten Seitensprung verlassen, säße sie jetzt nicht im Jet ihres Vaters, auf der Flucht vor der Presse.

„Wohin fliegen wir eigentlich? Zu der Villa auf den Seychellen oder in das Apartment in Sydney? Wir sind schon ewig unterwegs.“

„Dein Vater schickt dich in ein privates Wildreservat in Südafrika.“

„Machst du Witze? Afrika? Tiere? Insekten? Sonne – bei meiner hellen Haut?“

„Tut mir wirklich leid. Du warst auf der Suche nach Privatsphäre. In der Baobab and Buffalo Lodge findet die Presse dich nie. Sie ist ausgesprochen luxuriös und teuer und bietet alles, was du dir nur denken kannst: ein Spa, Ausflüge auf Elefanten … Das solltest du ausprobieren.“

„Bloß nicht! Landleben ist nichts für mich, aber vermutlich müssen wir das Beste daraus machen.“

„Du musst das. Ich kehre nämlich sofort um.“

„Aber ich brauche dich!“

„Ich muss Schadensbegrenzung betreiben.“

Vergebens suchte Clem nach einem Argument, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Sie konnte jetzt nicht allein sein. Vor Angst und Selbstmitleid bekam sie Magenschmerzen.

„Ich weiß, ich bin verwöhnt, faul, selbstsüchtig und gedankenlos“, gab sie niedergeschlagen zu. „Ich habe zu viel Zeit und Geld und vieles getan, worauf ich nicht stolz bin. Cai ist mir gleichgültig. Im Ernst, ich wünsche ihm viel Glück mit seiner Verlobten.“

„Aber?“

„Er wusste, wie sehr ich mir ein Baby gewünscht habe. Wieso hat er mich glauben lassen, ich sei unfruchtbar? Warum hat er mich zu sämtlichen Untersuchungen begleitet, obwohl ihm klar war, dass es an ihm lag?“

„Weil er ein Schwein ist und gern Spielchen treibt?“

„Vermutlich.“ Clem putzte sich die Nase. „Wir sinken. Gleich sind wir da.“

Nick hatte seinen uralten offenen Geländewagen direkt neben der Landebahn geparkt. Er saß auf der Kühlerhaube, die abgewetzten Stiefel auf dem Frontschutzbügel, und bewunderte, wie die Sonne in einem wahren Farbenrausch hinter den Akazien versank. Am frühen Abend waren die Temperaturen angenehm, aber tagsüber wurde es unerträglich heiß. Die Wasserstellen in der Region waren nahezu ausgetrocknet, Mensch und Tier sehnten den Regen herbei, der jeden Tag einsetzen musste. Bislang zeigte sich jedoch keine Wolke am Himmel.

Sonnenuntergänge wie dieser gehörten zu den zahlreichen Gründen, aus denen er seine anstrengende Arbeit nicht leid wurde. Er empfand es als Privileg, einem kleinen Stück Afrika seinen Schutz angedeihen zu lassen.

Sein Großvater hatte ihn bereits als Vierjährigen hierher gebracht. Seit damals liebte er dieses Land mit all seinen Gefahren, dem jahrtausendealten Kampf ums Überleben des Stärkeren. Immer wieder hatte er hier Zuflucht gesucht, wenn es in seinem Elternhaus zu wild herging, und Ruhe und Frieden gefunden. B und B, wie Insider die Baobab and Buffalo Lodge liebevoll nannten, war sein Heiligtum, sein Lieblingsplatz auf Erden.

Anderswo zu leben und zu arbeiten kam ihm nicht in den Sinn. Auch von Bescheidenheit am falschen Ort hielt er nichts. Daher hatte er direkt nach seinem Studium den Bau einer Sechs-Sterne-Anlage in Angriff genommen, auf dem Land, das ihm sein Großvater vererbt hatte. Das Startkapital stammte von einem ehemaligen Klassenkameraden seines Vaters, gegen eine fünfundzwanzigprozentige Beteiligung.

Seine Arbeit forderte Opfer: Zeit, Geld, Sozialleben. Auf der Suche nach der Sicherheit und Stabilität, die ihm in seinem chaotischen Elternhaus gefehlt hatten, war er eine Ehe eingegangen, die nur fünf Jahre gehalten und ihn seiner Familie entfremdet hatte.

Seit einigen Jahren lebte er wieder allein und war zufrieden damit. Welche Frau ertrug schon das Leben in der Einsamkeit und einen Mann, der sich bewusst gegen emotionale Bindungen entschied?

Gelegentlich sehnte er sich nach einer amüsanten Gesprächspartnerin und einfallsreichen Geliebten, der es nichts ausmachte, von ihm nach Belieben ignoriert zu werden. Aber woher nehmen? Daher begnügte er sich mit flüchtigen Affären, unkompliziert und einfach zu finden, sofern überhaupt eine Frau sein Interesse weckte.

Müde rieb er sich mit der Hand übers Gesicht, als das unverkennbare Geräusch von Turbinen das herannahende Flugzeug ankündete. Er zog das Funkgerät aus der Hosentasche und vergewisserte sich, dass die Landebahn frei war. Nicht selten streckte sich ein Löwe auf dem heißen Asphalt aus, oder eine Herde Antilopen graste direkt daneben. Über die offene Funkfrequenz informierte er den Piloten. Kurz darauf setzte das Flugzeug auf, schoss an ihm vorüber, bremste ab, wendete am Ende der Piste und kehrte zu ihm zurück. Die Tür wurde geöffnet, der Pilot fuhr die Treppe aus, sprang heraus und reichte Nick die Hand.

„Saubere Landung“, lobte Nick.

„Danke.“ Der junge Mann sah sich um. „Wow, das nenne ich echte Wildnis. Gibt es hier Löwen?“

„Manchmal.“ Neugierig betrachtete Nick die junge Frau, die in diesem Moment in der geöffneten Tür auftauchte. Das lange Haar fiel ihr in dichten Wellen um die Schultern. Es schimmerte in einem herrlichen Rotton, den kein Friseur der Welt künstlich nachzuahmen vermochte. Mit den hohen Wangenknochen, blasser Haut und zarten Gesichtszügen wirkte die hochgewachsene schlanke Gestalt geradezu elfenhaft.

Sie sah zurück in den Jet. „Jason, ich werde dich vermissen. Vielen Dank für alles.“

„Du schaffst das schon. Lass von dir hören“, antwortete ihr eine tiefe Stimme aus dem Inneren der Maschine.

„Melde dich, sobald du angekommen bist.“ Ihre Stimme klang sanft und melodiös, der Akzent ließ auf eine ausgezeichnete Schule schließen.

Sie wandte sich um, stieg die Treppe herab und kam auf Nick zu. Zu einem weißen langen Hemd trug sie ein winziges Etwas, das kaum die Bezeichnung Rock verdiente, eine schwarze Strumpfhose und kniehohe Stiefel. Als sie näher kam, verschlug es ihm endgültig den Atem. Dunkle lange Wimpern und dramatisch geschwungene Brauen bildeten einen perfekten Kontrast zu den grünen Augen, die denen ihres Vaters verblüffend ähnelten.

Atme, du Idiot, sonst kippst du um, ermahnte Nick sich. Weder Wilderer noch durchgedrehte Elefanten oder ein Motorschaden an seiner Cessna im vollen Flug hatten ihm je dermaßen die Fassung geraubt.

Seine rothaarige Exfrau hatte ihn häufig an ein heiß, aber kontrolliert flackerndes Feuer denken lassen, diese Erscheinung glich einem tosenden Buschbrand.

Nicht noch ein Rotschopf! stöhnte er innerlich. Aus Erfahrung wusste er, dass diese Spezies so gefährlich war wie Malaria, wilde Büffel und Schwarze Mambas.

Nicht nur die sengende Hitze traf Clem wie ein Schlag, sondern auch die erschreckende Erkenntnis, dass sie in tiefster Wildnis gelandet war, auf ihr unvertrautem Terrain. Sie bekam es mit der Angst zu tun und wollte schon auf dem Absatz umkehren, zu Jason in die Maschine steigen und nach Hause fliegen. Dann entdeckte sie den Mann neben der Rollbahn und vergaß alles andere.

Braunes, eine Spur zu langes Haar umgab ein Gesicht, das so rau wie der Busch im Hintergrund wirkte. Schmale Lippen und ein durchdringender Blick ließen ahnen, dass man ihn besser mit Vorsicht genießen sollte. Er war gut einen Meter neunzig groß, trug einen Dreitagebart, und sein athletischer Körper mit den breiten Schultern und schmalen Hüften ähnelte dem eines Schwimmers. Er ist wie dieses Land, wild, heiß und ungebändigt, schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf.

Im selben Moment kreuzten sich ihre Blicke. Als er spöttisch lächelte, begriff sie, dass er sich bereits eine Meinung über sie gebildet hatte. Er hielt sie für verwöhnt, versnobt, hochnäsig. Damit lag er leider nicht falsch. Ihr war klar, dass er sich von ihr nicht bezaubern und einwickeln lassen würde, gleichzeitig ärgerte sie sich über sein rasches – und zutreffendes – Urteil.

Sie ging auf ihn zu. Als sie ihn erreichte, neigte er den Kopf, reichte ihr aber nicht die Hand. „Ms. Copeland, ich bin Nick Sherwood.“

Beim Klang der angenehmen tiefen Stimme jagte ihr ein Schauer über den Rücken.

Während der Pilot ihr Gepäck aus dem Flugzeug holte und es auf der Ladefläche seines uralten Autos verstaute, sah Nick auf die Uhr und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Deutlicher hätte er ihr nicht zu verstehen geben können, dass er sie als Belastung und Zeitverschwendung betrachtete.

Für wen hältst du dich eigentlich? dachte sie empört. „Wollen Sie ihm nicht helfen?“, fragte sie.

Er warf dem Piloten einen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Er hat alles unter Kontrolle.“

Wütend fächelte Clem sich Luft zu. „Ist es hier immer so heiß?“

„Wir befinden uns in Afrika, es geht auf den Sommer zu. Natürlich ist es heiß, aber das ist bei entsprechender Kleidung auszuhalten. Shorts und T-Shirt sind okay, Strumpfhose und Stiefel eignen sich nicht.“

„Holen Sie mir Wasser …“ Ehe sie ein ‚Bitte‘ hinzufügen konnte, musste Clem niesen.

An der Art, wie er die Augenbrauen hochzog, erkannte sie, dass er verwöhnte, anspruchsvolle Frauen nicht ausstehen konnte. Das war ihr durchaus recht. Ihr missfiel es, dass er ihr eine Gänsehaut verursachte …

„Nein.“ Nick deutete auf das Flugzeug. „Holen Sie es sich selbst.“

„Jason, könntest du Chloe bitten, mir ein Wasser zu holen?“, rief Clem gelassen zur Maschine hinüber.

„Manieren sind Ihnen also doch nicht ganz fremd“, kommentierte Nick.

Gleich darauf erschien Jason in der Tür, eine Flasche in der Hand, kletterte auf das Rollfeld hinunter, reichte sie ihr und schüttelte Nick die Hand. „Wenn Clem eine ihrer Launen hat, ist sie unausstehlich.“

„Ich habe keine Laune! Außerdem hätte ich allen Grund dazu.“

„Nicht mir gegenüber“, wandte Nick ein.

„Sie sind sehr unfreundlich.“

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“

Clem deutete auf sein Fahrzeug, das aus mehr Rost als Farbe bestand. Es war gewiss über fünfzig Jahre alt. „Ist das Ihr Auto?“

„Ja.“

Gesprächig war er nicht gerade. Er stand einfach da und sah sexy aus. Und genervt. Sie drehte am Schraubverschluss ihrer Flasche, bekam sie aber nicht auf. Nach mehreren vergeblichen Versuchen nahm Nick sie ihr aus der Hand, öffnete sie im ersten Anlauf und gab sie ihr zurück.

„Vielen Dank.“

Er grinste nur, wofür sie ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. „Ist es Ihre Aufgabe, die Gäste abzuholen?“

„Manchmal.“

„Weiß Ihr Boss, dass Sie dazu ein verbeultes altes Auto benutzen? Es ist einer Luxuslodge nicht würdig.“

Als er die Arme vor der Brust verschränkte, traten die Adern an seinen Unterarmen hervor. Unwillkürlich musste Clem schlucken. „Üblicherweise werden die Gäste in Safarifahrzeugen abgeholt, aber die sind momentan alle in Gebrauch.“

„Um sechs Uhr abends? Wozu?“

„Tja, wozu braucht man Safariautos in einem Wildreservat? Vielleicht um Wild zu beobachten?“

Verärgert über ihre eigene Dummheit, trat Clem nach einem losen Stein. „Das ist kein Grund, gleich sarkastisch zu werden“, murmelte sie.

„Von Sarkasmus bin ich noch weit entfernt.“

War das eine Kampfansage? „Sprechen Sie so mit allen Gästen?“

„Üblicherweise nicht.“

„Wieso erhalte ich eine Sonderbehandlung?“

Er trat an die Beifahrerseite, öffnete die Tür, die nur noch an einer Angel hing, und machte eine einladende Geste. „Sie sind kein Gast, ich tue lediglich Ihrem Vater einen Gefallen. Steigen Sie ein.“

„Ihre Einstellung gefällt meinem Vater ganz bestimmt nicht. Wenn Sie sich nicht besser benehmen, feuert er Sie.“

Die Warnung schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken – was ihr gehörigen Respekt einflößte. Ein Mann mit gesundem Selbstbewusstsein war ihr seit einer Ewigkeit nicht mehr begegnet.

„Ihr Vater kennt meine Haltung und weiß, im Gegensatz zu Ihnen, wie weit er gehen kann. Im Übrigen können Sie sich Ihre kindischen Drohungen sparen. Die Baobab and Buffalo Lodge gehört mir. Steigen Sie jetzt ein, oder wollen Sie lieber zu Fuß gehen?“ Er blieb ganz ruhig, seine Stimme klang eiskalt.

Unvermittelt bekam Clem es mit der Angst zu tun. Sie betrachtete das Auto und biss sich nervös auf die Unterlippe. In dem schmalen kurzen Rock konnte sie nicht auf das Trittbrett steigen, ohne den Umstehenden einen ausgezeichneten Blick auf ihren Po zu gewähren.

Fluchend rieb sie sich über die Stirn.

„Wo liegt das Problem, Red?“, fragte er unter Anspielung auf ihr rotes Haar.

Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, doch ihr Zorn galt ihr selbst. Im Lauf der Jahre hatte sie einige der bestaussehenden Männer der Welt kennengelernt. Keiner von ihnen hatte ähnlich heftige Empfindungen in ihr geweckt wie er – höchstens Cai bei der ersten Begegnung.

Beruhige dich, du bist lediglich müde und durcheinander, sprach sie sich Mut zu. Die letzten Tage waren ein einziges Chaos gewesen – eigentlich sogar die letzten zehn Jahre. Nach dem Debakel mit Cai musste ihr jeder halbwegs annehmbare Mann gefallen. Hinzu kam, dass sie seit nahezu einem Jahr keinen Sex mehr gehabt hatte. Ihre Reaktion auf ihn war also durchaus verständlich.

„Es wird bald dunkel“, drängte Nick.

„Ich kann nicht einsteigen, ohne dass es mir, Ihnen oder dem Piloten peinlich wäre.“

„Wovon sprechen Sie?“

Clem deutete auf ihren Rock. „Er ist zu kurz und zu schmal. Sobald ich das Bein hebe …“