Aus gutem Hause - Band 1 - Rona Cole - E-Book

Aus gutem Hause - Band 1 E-Book

Rona Cole

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Beschreibung

Geld, eine hübsche Freundin, Karrierechancen von denen andere nur träumen. Als Sohn reicher Eltern hat Leo alles, was man sich nur wünschen kann. Selbst ein Sportunfall kann seine heile Welt nicht erschüttern. Wohl aber Leos Arzt Cameron, der in ihm Gefühle weckt, die er noch nie zuvor hatte – und einem Mann gegenüber auch nicht haben will. Dass Cameron sein Interesse auch noch zu erwidern scheint, lässt Leo plötzlich alles in Frage stellen – seine Sexualität, seine berufliche Zukunft, seine Familie. Aber ist Cameron all das wirklich wert? Band 1 des Buches!

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Seitenzahl: 693

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Deutsche Erstausgabe (ePub) März 2015

© 2010 by Rona Cole

Verlagsrechte © 2015 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Fürstenfeldbruck

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN ePub: 978-3-95823-542-7

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

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Klappentext:

Band 1 des Buches!Geld, eine hübsche Freundin, Karrierechancen von denen andere nur träumen. Als Sohn reicher Eltern hat Leo alles, was man sich nur wünschen kann. Selbst ein Sportunfall kann seine heile Welt nicht erschüttern. Wohl aber Leos Arzt Cameron, der in ihm Gefühle weckt, die er noch nie zuvor hatte – und einem Mann gegenüber auch nicht haben will. Dass Cameron sein Interesse auch noch zu erwidern scheint, lässt Leo plötzlich alles in Frage stellen – seine Sexualität, seine berufliche Zukunft, seine Familie. Aber ist Cameron all das wirklich wert?

Band 1

Rona Cole

Für Chris, Jonny, Will...

und am allermeisten natürlich

für Guy...

Ich dachte mir,

wenn schon, denn schon...

Cameron

Es ist mein freier Tag und ich habe ein Date. Das erste seit einer gefühlten Ewigkeit. Eigentlich ist es nicht klug, heute Nacht auszugehen, denn morgen darf ich zur Frühschicht antreten, aber ich muss einfach mal wieder um die Häuser ziehen.

Die letzten beiden Wochenenden hab ich auf einer Fortbildung in Berlin verbracht und abends bin ich, ohne jeden Exkurs ins Berliner Nachtleben, in mein Hotelbett gefallen. Ein einziges Mal war ich kurz auf einen Drink in der Hotelbar. Aber das war nicht besonders ergiebig. Nur ein paar Typen auf Geschäftsreise, aber darauf hatte ich keinen Bock. Ich steh weder auf Bi-Typen noch will ich irgendwelche Heten bekehren, die meisten sind schlicht und ergreifend kein Verlust.

Das Wochenende nach der Fortbildung hatte ich Nachtdienst in der Notaufnahme und die Woche drauf war ich in Starnberg bei meinen Eltern und hab einen auf Familie gemacht. Aber eigentlich mag ich das ganz gerne. Trotz meines unsteten Lebenswandels, wie meine Mutter das, was ihr schwuler und ungebundener Sohn so treibt, liebevoll nennt. Leslie, meine Schwester, und ihre beiden Jungs waren da, und seit ich hier in Hamburg die Stellung halte und mein Dad die Professur in München angenommen hat, sehe ich, dank meines Dienstplans, allesamt nur noch ziemlich selten. Starnberg ist einfach verdammt weit weg, aber Hamburg ist mein Zuhause, also werd ich die beiden Jahre, bis ich meinen Vertrag voll hab, schon irgendwie überleben. Und vermutlich sollte ich mich, auch wenn ich keinerlei Ambitionen auf Familienplanung mit ihm hab, mal auf mein Date konzentrieren.

Er ist ein bisschen jung, aber ganz süß, ist ein Bekannter von Achim und hat sich echt ins Zeug gelegt, meine Telefonnummer zu bekommen. Zuerst waren wir essen, danach sind wir an der Innenalster entlang und haben überlegt, ob wir ins Kino sollen. Aber am Ende sind wir im guten, alten 136° gelandet und jetzt stehe ich hier an der Bar und sehe ihm zu, wie er tanzt.

Er kann sich gut bewegen und ab und zu lächelt er zu mir herüber. Nick heißt er und er studiert im zweiten Semester VWL.

»Puh«, sagt er außer Atem und lässt sich neben mir auf einen Barhocker fallen. »Ich brauch mal 'ne Pause.«

»Willst du was trinken?« Er nickt, ich bestelle noch zwei Flaschen Bier und wir stoßen an.

»Cheers«, sagt er und schenkt mir ein Lächeln, das ich erwidere. Wir trinken wortlos, er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und lässt sie nach oben gleiten bis kurz vor meinen Schritt.

Ich wollte ihn eigentlich nicht mitnehmen, ich stehe nicht mehr sonderlich auf Sex mit so jungen Typen, sie verlieben sich schnell und dann hat man Probleme, sie wieder loszuwerden. Ich wollte ihn allerhöchstens küssen, bei der Verabschiedung. Aber vielleicht denk ich noch mal drüber nach.

»Und du bist echt Arzt?«, will er wissen.

Ich nicke.

»Krass!«

»Was ist daran denn krass?«, frage ich.

»Na ja, du bist so jung… und du hast ein Zungenpiercing.«

Wenn der wüsste, wo ich sonst noch überall ein Piercing hab…

»Ich bin gar nicht mehr so jung«, gebe ich zu. »Ich bin fast vierunddreißig. Und das Piercing hab ich schon ewig. Ich hab's machen lassen, da war ich ungefähr so alt wie du.«

»Sechsundzwanzig?«, fragt er. Ich weiß, dass er mich grade anlügt, er ist vierundzwanzig. Hat Achim mir gesagt.

»So ungefähr«, entgegne ich, um ihn nicht bloßzustellen.

»Lässt du es drin, wenn du arbeitest?«, will er wissen.

»Wieso nicht? Ist doch Chirurgenstahl.« Ich grinse.

»Wo arbeitest du?«

»Am UKE. Wie alt hättest du mich denn geschätzt?« Ich weiß, dass ich jünger aussehe. Wenn ich sage, ich bin achtundzwanzig, dann glaubt mir das jeder. Es ist nichts Neues, aber es schmeichelt mir. Und wenn er jetzt richtig antwortet… na ja, vielleicht nehme ich ihn ja doch noch mit nach Hause heute Nacht.

»Hm… siebenundzwanzig vielleicht?«, schätzt er. Das ist nett. Ich schenke ihm ein gönnerhaftes Lächeln.

»Tanzen?« Er lacht.

»Ich steh eigentlich nicht drauf«, gebe ich zu. Ich finde Tanzen albern.

»Ich steh aber drauf… und auf dich steh ich auch.« Beinahe wie zufällig lässt er seine Hand über meine Knopfleiste gleiten. Holla! Okay, tanzen wir eben vor dem Ficken.

Ich lege meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn vom Barhocker. Wir wiegen uns im Rhythmus der Musik, ich streiche ihm eine Strähne hinters Ohr und unsere Lippen treffen sich. Er küsst besser, als ich erwartet habe, sanft, aber doch bestimmt spielt er mit meiner Zunge und dem Piercing und streichelt dabei ziemlich aufreizend meinen Po. Er ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt und er weiß ganz genau, was er da tut.

»Zu dir?«, fragt er, als wir in die Phase übergehen, in der es keine Zuschauer mehr braucht, und sieht mich entschlossen an. »Ich wohn in einer WG.«

»Hm…« Ich überlege. Eigentlich vermeide ich es, sie mit zu mir zu nehmen. Seit ich im Haus meiner Eltern wohne, ist das ein bisschen kompliziert, aber auf Sex auf einem Bett aus Europaletten am Arsch der Welt hab ich heute Nacht auch keinen Bock.

»Okay«, sage ich also und küsse ihn noch mal. Dann lege ich meinen Arm um ihn und wir verschwinden zum Taxistand.

»Scheiße, du wohnst hier nicht wirklich, oder?«, fragt er etwa zwanzig Minuten später und schluckt.

»Doch«, gestehe ich, und genau deswegen wollte ich ihn eigentlich nicht mit zu mir nehmen.

Er folgt mir über den Kiesweg der Einfahrt und die Treppe hinauf. Ich schließe die Tür auf und er sieht sich fast ehrfürchtig im Foyer um.

Das Haus ist ein bisschen groß für eine Person, aber es gehört einfach schon seit Ewigkeiten meiner Familie, und da ich nun mal hier in Hamburg arbeite, kann ich auch gleich drin wohnen.

Vielleicht sollte ich mir ein Apartment in der City anschaffen, nur zum Ficken, denn natürlich denkt er jetzt, ich bin irgend so ein reicher Typ. Bin ich vermutlich sogar, mein Vater ist Professor und mein Großvater war es auch schon. Ich bin zwar keiner, aber immerhin kann ich nächstes Jahr Oberarzt werden, wenn es gut läuft. Schätze also, ich bin nur, was meine sexuelle Orientierung angeht, ein bisschen missraten, aber das sieht man mir nach, auf meinem ansonsten guten Weg zur Fortführung der Familientradition.

»Schlafzimmer ist da drüben!« Ich schiebe ihn am Kragen seiner Jacke, die ich ihm dabei abstreife, rückwärts durch die hohe Flügeltür. Das alte Parkett knarrt unter unseren Füßen. Ich dränge ihn zu meinem Bett, wir lassen uns rückwärts darauf fallen und küssen uns.

»Das ist voll die Villa!«, keucht er, als er den Kuss kurz unterbricht, während ich mich an seinem Hemd zu schaffen mache. Ich hab jetzt keinen Bock, meine Vermögensverhältnisse mit ihm zu diskutieren, ich hab überhaupt keinen Bock drauf, dass er seinen Mund jetzt zum Reden benutzt.

»Hm«, brumme ich deshalb nur. »Falls du bis morgen Früh bleiben willst, erschrick nicht, um sieben kommt die Haushälterin!«

»Haushälterin?«

»Ja, nur damit du weißt, dass ich hier nicht mit meiner Mutter oder so wohne… Aber keine Panik, sie wird sich nicht weiter an dir stören, sie kommt immer so früh und macht den Kaffee.«

»Aha…« Spätestens jetzt denkt er wirklich, ich sei ein reicher Typ.

»Können wir das jetzt damit beenden und vielleicht weitermachen?«, frage ich ein wenig genervt.

»Okay«, sagt er und drückt mich mit einem Grinsen aufs Bett. Ich mag dieses Grinsen irgendwie, es ist versaut. Ich hoffe, er hält, was er verspricht.

Er setzt sich auf meine Oberschenkel und streicht sanft mit der Hand über die Knopfleiste meiner Jeans.

»Hm«, mache ich. Seine Finger gleiten unter mein Hemd, ein wenig zögerlich erst, aber als ich mit meiner Hand über die deutliche Erhebung in seiner Jeans streiche und den Reißverschluss aufziehe, wird er schnell zielstrebiger. Hastig knöpft er mein Hemd auf und fährt mit der Zunge über die Haut, die er dabei freilegt. Ich öffne mit einem routinierten Handgriff seinen Gürtel und schiebe ihm seine Jeans und seine Short über die Hüften. Er schließt die Augen und wirft den Kopf in den Nacken, als ich ihn anfasse.

Er seufzt genießerisch und schiebt mein Hemd auseinander. Blind tasten seine Hände nach meinen Brustwarzen. Ich wette, ich weiß, was jetzt kommt…

»Oh!«, stößt er überrascht hervor und öffnet die Augen.

»Hättest du dir ja denken können, nach der Zunge.« Ich grinse, als er für einen Augenblick auf meine durchstochenen Nippel starrt. »Und ich hab auch ein Prinz Albert, aber dazu kommen wir gleich…«

Ganz offensichtlich hat er keine wirkliche Ahnung, was das ist, aber er kann es sich wohl denken und es schreckt ihn offenbar nicht ab. Im Gegenteil, er lässt sich auf meinen Oberkörper sinken und beginnt, mit der Zunge an meiner Brustwarze zu spielen. Bewegt sanft mit den Zähnen das Metall hin und her und entlockt mir ein Stöhnen. Ich streichle seinen Rücken, lasse meine Finger an seinem Rückgrat entlang über jeden einzelnen Wirbel wandern und dann zwischen seinen Pobacken verschwinden. Offenbar mag er das, denn er strampelt sich hektisch seine Hose, die immer noch in seinen Kniekehlen hängt, von den Beinen und schiebt dann auch mir Jeans und Pants über die Hüfte. Und dann erfährt er, was ein Prinz Albert ist.

Einen Moment lang mustert er erst mich und dann das Piercing an meiner Eichel, bevor er grinst, sich zwischen meine Beine gleiten lässt und beginnt, mit seiner Zunge daran zu spielen. Und das macht er gar nicht mal schlecht.

»Mhm…« Ich spreize meine Beine ein wenig. Er kauert sich mit rundem Rücken dazwischen, nimmt mich, so tief er kann, in den Mund, spielt mit seiner Zunge und ich genieße es. Ich lehne mich zurück, greife in sein Haar, bewege sanft seinen Kopf auf und ab und ziehe ihn dann, als ich genug und keine Lust mehr auf Vorspiel habe, nach oben und wieder nah vor mein Gesicht.

»Bottom?«, frage ich und spiele dabei mit meinen Zähnen sanft an seiner Unterlippe. Eigentlich ist es gar nicht wirklich eine Frage.

»Schon«, haucht er brav.

»Dann dreh dich um«, sage ich und schiebe ihn zielstrebig auf den Bauch.

»Kannst du… mit dem Piercing… ein Kondom?«, fragt er ein bisschen schüchtern.

»Natürlich. Ich bin nicht wahnsinnig… und immer safe.« Ich greife mir den Kram aus der Schublade, setze mich auf seine Oberschenkel und bereite ihn noch ein bisschen vor. Nur mit den Fingern und Gel, ich rimme nicht bei One-Night-Stands, dafür war ich im Studium wohl ein bisschen zu lang auf der Inneren.

Er stöhnt und als ich einen zweiten Finger in ihn schiebe, drängt er sich mir fast ungeduldig entgegen. Ich hab auch keine Lust mehr zu warten, ziehe mir das Kondom über und für einen kurzen Moment verspannt er sich noch mal, als ich endlich in ihn eindringe. Ich bin vorsichtig und eine Zeit lang streichle ich seinen Rücken, bis er wieder entspannt unter mir liegt. Ich beginne langsam mich zu bewegen, fühle seine Enge und höre ihn stöhnen. Dafür, dass ich ihn eigentlich nur zum Abschied küssen wollte, ist diese Nummer gar nicht mal so übel. Vielleicht darf er ja doch bleiben bis morgen Früh…

Leo

»Guten Morgen, Herr von Leibwitz, Frau von Leibwitz.«

Dr. Schön, den ich schon von der gestrigen Voruntersuchung kenne, schüttelt erst mir und dann meiner Mutter die Hand. Natürlich hat sie drauf bestanden, mit ins Untersuchungszimmer zu kommen. Ich finde das zwar äußerst albern, immerhin werde ich in knapp zwei Monaten dreiundzwanzig, aber für sie bin ich wohl immer noch ein kleiner Junge. Und ich fürchte auch, dass das für den Rest meines Lebens so bleibt.

»Guten Morgen!«, erwidere ich knapp. Für einen Arzt hat er einen ziemlich laschen Händedruck.

Um ehrlich zu sein, bin ich jetzt doch ein bisschen aufgeregt. Sicher, es ist nur die Metallentfernung, die große OP nach dem Unfall habe ich längst hinter mir, aber trotzdem, es ist eine Vollnarkose, denn Onkel Joachim hat mir für den Eingriff von einer Spinalanästhesie abgeraten.

»Okay, nüchtern sind Sie, Blut haben wir Ihnen gestern schon abgenommen, der Anästhesist war da und hat Sie untersucht, der Aufklärungsbogen ist unterzeichnet. Gibt es noch Fragen von Ihrer Seite?« Auffordernd sieht er uns an. Erst meine Mutter, dann mich.

»Möchtest du noch etwas wissen, Leonhard?«, fragt sie und legt mir, ganz so, als wäre ich tatsächlich noch ein Kleinkind, die Hand auf die Schulter.

»Wie lange wird es dauern, bis ich das Bein wieder belasten kann?«, frage ich.

Wir haben das schon besprochen, ziemlich ausführlich, und ich weiß, jetzt kommt gleich wieder die Hockey-Diskussion, aber ich habe irgendwie das Gefühl, eine Frage stellen zu müssen.

»Vier Wochen sollten Sie es nicht mehr als gewöhnlich belasten. Also keinen Leistungssport.«

»Kein Hockey, Leo«, kommt es wie auf Kommando.

Ich seufze und nicke. Ich fürchte, ich werde ihre Aversion gegen Hockey nie verstehen, schließlich hat sie mich da ursprünglich mal hingeschleppt. Jetzt mag ich Hockey. Und ich bin ziemlich gut darin. Mit siebzehn war ich bei einer Sichtung für die Junioren-Nationalmannschaft und hätte sogar ein Probetraining absolvieren dürfen, aber meine Eltern meinten damals, ich sollte mich lieber auf die Schule konzentrieren. Jetzt spiele ich ganz normal im Verein. Zweimal die Woche. Und seitdem ich mir vor ein paar Monaten den Schneidezahn abgebrochen habe, ist der Ofen bei meiner Mutter ganz aus. Dabei hab ich eine Füllung drauf bekommen, die man wirklich überhaupt nicht sieht.

»Was ist mit Joggen?«, frage ich.

»In Maßen vielleicht. Man merkt schnell, was tolerabel ist.«

»Okay.«

»Gut, dann setzen Sie sich noch mal rüber auf die Liege und ich sehe es mir an.« Gehorsam ziehe ich meine Hose aus und lasse mich dann in Shorts auf der Liege nieder. Dr. Schön greift nach meinem Sprunggelenk, fährt über die Narbe und das Metall darunter, dreht den Fuß hin und her und ich muss die gleiche Bewegung mit dem anderen Bein machen. Es ist alles in Ordnung. Wie gestern schon. Was soll sich da in einer einzigen Nacht auch groß geändert haben?

»Gut, dann ziehen Sie sich mal wieder an, Herr von Leibwitz.«

»Das war's?«

»Ja, Sie werden gleich abgeholt und für den Eingriff vorbereitet. Sie hatten sich ja, soweit ich das sehe, gegen eine Prämedikation entschieden.«

Ich nicke, greife nach meiner Hose und ziehe sie wieder an. Vermutlich hätte ich sie wohl gar nicht ausziehen müssen. So ganz kann ich diesen Untersuchungstermin nicht einordnen, zudem bin ich ein wenig irritiert, weil Dr. Schön mich wieder untersucht, obwohl den Eingriff nachher Dr. Hansen, einer von Onkel Joachims Chirurgen, durchführen wird. Der hatte gestern frei und eigentlich hätte ich ihn daher wenigstens heute erwartet, damit er das Bein, an dem er rumschnippelt, vielleicht vorher mal in Augenschein nimmt, aber vermutlich hat er da keinen Bock drauf, und dass es ihn nicht interessiert, obwohl ich der Neffe seines Chefs bin, spricht, finde ich, beinahe schon wieder für ihn.

Ich steh nicht auf Typen, die meinem Onkel in den Arsch kriechen. Auch wenn ich privat versichert bin und tatsächlich Anspruch auf Chefarztbehandlung hab. Aber leider ist Professor Wagenbach, der gleichzeitig mein Onkel ist, zuerst auf einem Kongress und danach dann für drei Wochen in den USA. Also macht es eben dieser Dr. Hansen.

Onkel Joachim meinte, dass er ein sehr fähiger Chirurg sei, und ich vertraue ihm da, schließlich will ich die Sache möglichst schnell hinter mich bringen, damit ich wenigstens noch ein paar Tage was vom Sommer hab, bevor im Oktober die Uni losgeht. Meine Mutter war natürlich nicht sonderlich begeistert, dass ihr Bruder es dann nicht selbst macht. Aber meinem Vater, war es, wie eigentlich immer, scheißegal. Also hab ich mich durchgesetzt mit dem Argument, dass es ja vielleicht ein paar Wochen dauern könnte, bis ich wieder fit bin und dass ich die ersten Semesterwochen keinesfalls verpassen will. Außerdem ist es ja keine schwierige OP, reine Routine, was soll da schon groß passieren? Wenn alles läuft wie geplant, kann ich schon übermorgen wieder raus hier. Ohne Metall. Fast ein Jahr renne ich jetzt schon damit rum und auch wenn es vermutlich ein bisschen psycho ist, bilde ich mir manchmal echt ein, es zu spüren. Außerdem will der Knöchel manchmal nicht so, wie ich gerne will, und je nachdem, wie sehr ich ihn belaste, schwillt er ab und zu auch ordentlich an. Ist insgesamt echt blöd gelaufen, diese Sache mit dem Skiunfall.

Ich wusste damals schon im Fallen, dass es keine besonders gute Aktion war, es hat scheiße wehgetan und ich bin erst mal auf der Piste liegen geblieben. Aufstehen konnte ich nicht mehr. Also hat Manja, meine Freundin, die Bergwacht gerufen und sie haben mich in diesen peinlichen Schlitten gelegt, bis zur Liftstation gefahren und dann runter ins Tal gebracht. Als der Arzt dort ein bisschen an meinem Knöchel rumgedreht hat, dachte ich, ich sterbe vor Schmerz. Manja hat meine Hand gehalten und was von Ganz ruhig, Leo, das schaut nach einem Bänderriss oder Schlimmerem aus gemurmelt.

Manja studiert Medizin. Keine Ahnung, ob sie im ersten Semester so was schon wissen konnte, aber sie hatte recht und es war tatsächlich Schlimmeres. Mein Knöchel war nämlich total im Eimer. Alle Bänder abgerissen und der Bruch ziemlich tief. Am Ende war es zwar nur der kleinere Knochen, ich weiß nicht genau, wie er heißt, der gebrochen war, aber der hatte sich verschoben und ich musste fast neun Wochen an Krücken gehen.

Sehr zum Missfallen meines Vaters, denn dummerweise konnte ich dadurch im letzten Semester nicht anfangen zu studieren. Am liebsten hätte er mich dafür ja sowieso nach St. Gallen geschickt oder an eine Business School, aber ich wollte erst mal hier bleiben und wenigstens da hat er mit sich reden lassen und vermutlich muss ich ihm dafür echt dankbar sein. Als es darum ging, ob ich vielleicht lieber was anderes studieren würde als BWL, hat er das nämlich nicht getan. Für meinen Vater stand schon immer fest, dass ich sein Unternehmen weiterführen werde. Der Großvater meines Großvaters hat den Vorläufer unserer Bank gegründet und mittlerweile haben wir Filialen in den meisten Hauptstädten Europas und zwei in den USA. Es läuft gut, ich glaube, er verdient mehr als die meisten und wir sind dann wohl das, was allgemein als reich gilt, aber mein Vater arbeitet auch sehr viel dafür.

Im Grunde kenne ich ihn nur arbeitend und wenn er verreist, dann geschäftlich. Alle Urlaube, an die ich mich erinnern kann, waren entweder in unserem Haus auf Sylt und nie länger als zwei Wochen, und selbst von dort ist er dann manchmal tagsüber zurück nach Hamburg ins Büro gefahren, oder ich war mit meiner Mutter alleine weg.

Jedenfalls war ich froh, als ich dann irgendwann alt genug war, alleine zu Hause zu bleiben. Das hört sich jetzt vielleicht alles ein wenig trostlos an, ist es aber nicht. Es war nicht wirklich dramatisch und ich habe keine bleibenden Schäden davongetragen. Ist alles okay, manche Dinge sind einfach, wie sie sind, und man kann sie nicht ändern. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis mein Vater aufhört zu arbeiten. Vermutlich werde ich nach dem Studium also erst mal ein Auslandsjahr in einer unserer Filialen machen und dann als Assistent der Geschäftsführung einsteigen. Oder er schickt mich vorher noch ein paar Jahre woanders hin, um Berufserfahrung zu sammeln.

Nach dem Abi hab ich eine Lehre als Bankkaufmann gemacht, nicht bei uns, sondern bei einer großen staatlichen Bank. Das sei eine solide Basis, meinten meine Eltern, und es war nicht wirklich relevant, dass ich jeden einzelnen Tag davon gehasst habe und es nichts ist, was ich mir für mein Leben vorstellen kann. Ich hoffe, das Studium gefällt mir besser. Auch wenn ich mir nicht mal sicher bin, ob ich es am Ende überhaupt hinbekomme. Ich bin nämlich nicht besonders gut in Mathe.

Wenn ich es mir aussuchen dürfte, hätte ich vielleicht wie Manja oder Onkel Joachim Medizin studiert. Ich habe meinen Zivildienst im Krankenhaus gemacht und das hat mir gut gefallen, obwohl mein Vater es natürlich als Zeitverschwendung betrachtet hat. Ich weiß gar nicht, wieso er letztlich damit einverstanden war. Vermutlich hat Onkel Joachim damals mit ihm geredet.

»Dann werden wir Sie mal auf die Station begleiten lassen, nicht?« Dr. Schön erhebt sich und verabschiedet sich von uns. Eine Schwester kommt, er drückt ihr meine Unterlagen in die Hand und sie setzt sich wortlos in Bewegung. Ergeben folge ich ihr.

»Wirst sehen, Leonhard, übermorgen bist du schon wieder zu Hause«, höre ich meine Mutter hinter mir sagen. Ich nicke.

»Wird schon, Mama«, sage ich, als wir vor dem Zimmer angekommen sind. Sie umarmt mich flüchtig und küsst mich dabei auf die Wange. Ich kann ihre Rippen spüren. Meine Mutter ist, ich meine das nicht böse, eine typische Unternehmergattin. Sehr schlank, sehr blond gefärbt und in jeder Lebenslage immer gepflegt und hanseatisch gefasst. Manja wird auch mal so werden, auch wenn sie jetzt noch dunkelhaarig ist. Und ich, ich werde vielleicht so enden wie mein Vater. Mit einem Sohn, der sich, wenn er mal zweiundzwanzig ist, nicht wirklich daran erinnern kann, ob er an einem Sonntagnachmittag tatsächlich mal mit mir im Garten Fußball gespielt hat oder ob er sich nur daran zu erinnern glaubt, weil er sich's immer gewünscht hat.

Ein hübsches Bein

Es ist ein bisschen hektisch, als ich am nächsten Morgen auf Station komme. Fast fünf Minuten zu spät platze ich in die Frühbesprechung. Ein paar aus dem Team rollen mit den Augen. Aber das juckt mich nicht sonderlich. Erstens bin ich es mittlerweile gewohnt und zweitens würden diejenigen auch dann die Augen rollen, wenn ich pünktlich wäre. So etwas darf man nicht persönlich nehmen.

Die Nacht war noch ziemlich lang, denn ein Vorteil an jungen Typen ist, sie haben selten nach dem ersten Mal genug. Nick ist noch richtig aufgetaut, ich bin ziemlich auf meine Kosten gekommen und ich schätze, er auch. Jedenfalls hat er sich heute Früh mit einem Kuss auf den Mund von mir verabschiedet und um ein Haar hätte er es geschafft, mich vorhin nach dem Duschen noch mal ins Bett zu zerren. Ich könnte wetten, er hat mir einen Zettel mit seiner Nummer hinterlassen. Vielleicht ruf ich ihn bei Gelegenheit mal an.

Ich unterdrücke ein Gähnen. Das frühe Aufstehen nach solchen durchgemachten Nächten macht mich in letzter Zeit bedenklich fertig. Entweder ich bin's irgendwie nicht mehr gewohnt oder, so hart das ist, ich werde wohl langsam alt. Jedenfalls fühle ich mich im Moment gerade so.

Wenigstens hat mir eine der Studentinnen, die momentan ihr Praktikum hier auf Station machen, einen Kaffee hingestellt. Ich schätze, es war wieder die kleine Blonde, bei der ich mir, wäre ich hetero, wohl echt was drauf einbilden würde, dass sie ein bisschen auf mich steht und in schöner Regelmäßigkeit ihre Flirtversuche startet.

Gott, ist das gestern spät geworden. Ich grinse, als ich dran denke, und versuche, dem Gespräch von Joachims stellvertretendem Oberarzt zu folgen. Er ist nicht von meiner Station und er redet gerade mit seinem Team über ein künstliches Hüftgelenk. Hab ich nicht gemacht, von daher interessiert es mich auch nicht sonderlich, und es geht, soweit ich mit halbem Ohr mitbekomme, auch gar nicht um die OP, sondern um irgendwelche komischen Werte, die sich mal wieder kein Mensch erklären kann.

Ich bemühe mich, nicht einzuschlafen, und nachdem so ziemlich jeder außer mir einen Kommentar abgegeben hat, kommen wir endlich zum OP-Plan.

»Also machst du das Sprunggelenk vom Chef, Cam?« fragt Thomas, der Oberarzt unserer Abteilung. Wenn alles gut läuft, geht er in ein paar Monaten nach Rostock und ich werde sein Nachfolger. Ziemlich geil, immerhin bin ich nicht mal fünfunddreißig.

»Was'n für'n Sprunggelenk?«, murmle ich, immer noch ein bisschen abwesend, und nehme einen Schluck Kaffee. Scheiße, ist der heiß! Also nicht Thomas, der ist alles andere als heiß, ich meine natürlich den Kaffee.

»Diese Weber-B-Fraktur, ist nur die Metallentfernung.«

»Ach die, ja, die steht, glaube ich, bei mir drin.« Ich erinnere mich dunkel.

»Ja, der Chef hat's vor 'nem Jahr selbst operiert. Reizlos, kleine Sache. Der Patient will aber kein Risiko eingehen und zum Semesteranfang wieder fit sein, deswegen wollte er nicht warten, bis Wagenbach wieder zurück ist.«

»Sollte zu bewältigen sein, zeitlich passt's ja. Wann wollen die starten?«

»Der ist schon in der Vorbereitung, ich glaube, in einer halben Stunde fangen sie an mit der Anästhesie. Am besten machst du danach diese Knie-Sache, denn für die Unterschenkelreposition, die ich neulich erwähnt habe, hätte ich gerne deine Hilfe.«

»Ach, ist das heute? Das, wo du erst mal alles wieder kaputtmachen musst?«

»Genau das, üble Geschichte…«

»Kein Thema, sag Bescheid, wenn du mich brauchst, darf ich sägen?«

»Wenn du's hinterher ohne Abweichung wieder zusammengeschraubt kriegst…«

»Käme auf einen Versuch an!« Vielleicht behalte ich die Tatsache, dass ich nicht viel geschlafen hab, besser für mich.

Obwohl ich noch nicht mal Oberarzt bin, schätzen sie mich im OP. Ich bin ganz gut darin, ich stehe drauf und außerdem steht auf meinem Abschlusszeugnis Harvard. Ich hab in Boston studiert, meine Mutter ist Amerikanerin, daher auch mein Name.

Ich nicke und wir gehen den OP-Plan weiter durch. Sonst gibt es heute nicht viel. Erstens ist Sommer und zweitens ist der Chef in Urlaub. Den letzten Nachtdienst habe ich fast komplett durchgeschlafen, und wenn heute niemand mit dem Hubschrauber kommt, wird es ein einigermaßen ruhiger Tag.

Thomas steht auf, murmelt sein obligatorisches Schönen Tag, die Kollegen und damit ist die Besprechung beendet. Ich nehme meinen Kaffee und folge ihm zur Visite, jedenfalls die nächsten zwanzig Minuten, dann ruft mein Sprunggelenk, aber die Anästhesie hier ist so eine Sache… Die fangen sowieso nie pünktlich an.

»Was macht das Handicap?«, frage ich den Kollegen Schröder, als wir uns eine halbe Stunde später im Vorraum zu den großen OPs treffen und nebeneinander die Hände desinfizieren. Er ist der Chef der Gynäkologie und ich weiß von Dad, dass sie am Wochenende in München waren. Dad kennt ihn aus seiner Klinikzeit hier und sie haben sich zufällig auf dem Golfplatz getroffen. Ich weiß also, was sein Handicap macht, nicht, weil's mich interessiert, sondern weil Dad es erwähnt hat. Er erwähnt gerne die Handicaps anderer Leute und dann im gleichen Atemzug seins, das natürlich niedriger ist. Aber er meint das nicht so. Ist irgendwie typisch mein alter Herr.

»Frag nicht…«, entgegnet Schröder.

Ich wasche mir Hände und Nägel, schüttle das Wasser ab, reibe den Alkohol ein und schaue auf die Uhr dabei, obwohl ich es mittlerweile wohl ohne könnte. Aber drei Minuten sind drei Minuten.

»Achtzehn« sagt Schröder nun ein bisschen verstimmt, während er von einer Schwester den Kittel gereicht bekommt. »Wie war dein freier Tag?«

»Heiß«, sage ich und grinse vielsagend.

»Ja… die Temperaturen sind im Moment schon ziemlich drückend…«

Ich beiße mir auf die Zunge, schlucke jeden weiteren Kommentar hinunter, schlüpfe selbst in den Kittel, der mir gereicht wird, ziehe die Handschuhe an und betrete als Letzter den kleinen OP.

Wie immer ist es kurz kalt, aber man gewöhnt sich schnell dran. Ich bringe seit ein paar Jahren mein gefühlt halbes Leben in dieser Kälte zu. Ich operiere und hab darüber hinaus nur wirklich selten Patientenkontakt. Ich bin, das muss ich zugeben, kein besonders empathischer Arzt, aber ich bin ein ganz passabler Chirurg. Hätte ich mit meinen Patienten reden wollen, wäre ich Psychiater geworden. Aber eigentlich wollte ich sie schon immer lieber aufschneiden. Kurz hatte ich über Pathologie nachgedacht, aber da riecht es die meiste Zeit komisch.

Kaum habe ich mein obligatorisches Morgen! von mir gegeben, drückt eine der Schwestern auf den Knopf für die Musik. Sie spielen immer Musik im Hintergrund, ist so eine Marotte von Joachim, an die ich mich mittlerweile gewöhnt habe. Ich hör's eigentlich schon gar nicht mehr, was bei seiner Auswahl definitiv auch besser ist. Aber wenn er weg ist, dann suche ich aus und seit er in Urlaub ist, läuft hier Coldplay. Ich liebe Coldplay. Ich steh auf ihre Musik, außerdem ein bisschen auf Chris Martin und noch ein bisschen mehr auf den Bassisten.

Der Patient liegt auf dem Tisch und pennt schon, ich ziehe die Augenbrauen hoch, was so viel wie Können wir anfangen? heißt, und Juri, der diensthabende Anästhesist, der außer Narkosen nichts kann, vor allem kein Deutsch, nickt.

Das Bein hat ein Kreuz mit Kuli auf dem Fußrücken, ist rasiert und bereits rot von der Desinfektion. Aber die Narbe am Knöchel ist so auffällig, dass sowieso klar ist, dass es nur das richtige sein kann. Und solche Sachen von wegen falsche Seite operiert, na ja, ich glaube, das sind eher so die Mythen. Ich hab's jedenfalls noch nie erlebt. Aber trotzdem, man muss sichergehen, und deswegen überfliege ich die Krankenakte, die mir hingehalten wird, noch mal kurz.

Er ist 1986 geboren und männlich. Aber auf männlich wäre ich auch ohne den Vermerk in der Akte gekommen. Es gibt so weit keine Besonderheiten in der Anamnese. Mein Blick wandert rüber zum Lichtkasten, an dem die Röntgenbilder hängen. Ich checke den Namen, es sind seine, es waren noch nie die falschen, seit ich hier arbeite, aber was das angeht, bin ich ein Kontrollfreak. Alles, was ich kontrolliere, muss ich hinterher nämlich nicht ausbaden.

»Hübsches Bein«, sage ich ein bisschen anzüglich. Die meisten Kollegen und auch das Personal wissen zwar, dass ich schwul bin, aber ich hänge es nicht wirklich an die große Glocke. Ich verstecke mich nicht, ich nehme nicht meine beste Freundin Nele mit auf Kongresse und stelle sie da als meine Lebensgefährtin vor, aber ich hänge es auch nicht raus, und wenn ich jetzt einen festen Freund hätte, dann würde ich ihn vermutlich auch zu Hause lassen. Weil das mein Privatleben und, wie der Name es schon andeutet, privat ist. Ist aber auch irrelevant, denn ich habe ja keinen festen Freund. Ich bin nicht mal auf der Suche nach einem, auch wenn meine Mutter sich das wünscht. Ich hatte drei Jahre jemanden, Mark, wir haben sogar ein knappes Jahr zusammengelebt, bevor wir uns dann getrennt haben. Manchmal sind da ein paar Nachwehen, wenn wir uns über den Weg laufen, irgendwo im Nachtleben, denn wir kennen uns einfach gut, und der Sex zwischen uns, der war immer ziemlich geil. Er hat mittlerweile wohl wieder was Festes und ich bin nicht sicher, ob es mich stört. Ihn stört es allerdings offensichtlich nicht, trotzdem noch mit mir in die Kiste zu hüpfen. Aber nur, weil ich ab und zu noch mal ganz gerne mit ihm schlafe, bedeutet das nicht, dass ich nicht offen für was Neues wäre. Ich bin nur nicht auf der Suche. Ich bin da irgendwie kompliziert und auch nicht besonders gut drin, fürchte ich.

Es ist in der Tat ein hübsches Bein. Muskulös und durchtrainiert. Vermutlich ist der Typ, der es sich gebrochen hat, Sportler. Es ist rasiert, aber ich glaube nicht, dass sein Besitzer sonderlich viel Körperbehaarung hat. Er dürfte blond sein. Ich bin geneigt, das Tuch, das über ihm liegt, anzuheben und einen Blick auf den Oberschenkel zu werfen, aber ich lasse es bleiben. Ich bin ja nicht zum Spannen hier. Den Rest des Patienten kann ich sowieso nicht sehen, sie haben ihn schon mit dem Tuch abgehängt. Aber eigentlich interessiert's mich auch nicht, denn intubiert sieht niemand wirklich sexy aus.

»Ist irgend so ein reiches Söhnchen von und zu… Leibwitz, glaube ich«, sagt Fabian, der PJ-ler, der jetzt an die andere Seite des Tischs kommt.

»Wie der Keks?«

»Nein, mit W. Wie Witz«, korrigiert mich Flirt-Blondie ziemlich kokett für jemanden, der nur die Wundhaken und den Mund halten soll. Ich überlege, ob ich sie abfragen soll, irgendwas, was sie nicht weiß, aber dann lasse ich es sein.

»Leonhard von Leibwitz, was ein Name, arme Sau…« Ich grinse irgendwo zwischen mitleidig und schadenfroh, schiebe meine Zunge kurz zwischen die Zähne und beiße drauf. Ist eine blöde Angewohnheit von mir. Blondie schaut entsetzt, vermutlich weil mein Umgangston sie schockiert oder weil sie hört, wie mein Piercing unter dem Mundschutz an meine Zähne schlägt. Schätze, meinen Kaffee muss ich mir ab morgen wieder selbst besorgen.

»Du musst grade reden…«, entgegnet Fabian.

»Fick dich!«, murmle ich und greife nach dem Skalpell, das mir gereicht wird.

»Ich glaube, der Name sagt mir irgendwie was«, bemerkt Fabian.

»Mir nicht. Aber mit Typen, die nach 1985 geboren sind, brauchst du mir sowieso nicht zu kommen. Und Alliterationen finde ich auch nicht grade sexy.« Nick und die letzte Nacht unterschlage ich mal eben nonchalant. Seinen Nachnamen weiß ich nicht mal.

»Willst du sicherheitshalber einen Blick auf seinen Schwanz werfen?«, erkundigt sich Fabian.

»Lass mal. Schließlich sind wir zum Arbeiten hier.«

Fabian lacht. Er ist cool, ich mag ihn. Ich hoffe, er bekommt nach seinem praktischen Jahr eine Stelle bei uns.

»Den von Leibwitz' gehört dieses Bankhaus.« Blondie fallen angesichts unseres Umgangstons beinahe die kajalverschmierten Augen aus dem Gesicht. Und irgendwas sagt mir, dass das grade kein Flirtversuch ist.

»Siehst du mal, Cameron… Diaz!« Fabian kann's nicht lassen. Dabei hab ich ihm schon hundertmal gesagt, dass eigentlich sie den Männer- und nicht ich den Frauennamen hab. Es gibt viel mehr Männer, die so heißen, nur leider sind die alle nicht berühmt.

»Das hat schon ewig niemand mehr zu mir gesagt. Seit ich die Haare länger habe, sehe ich ihr gar nicht mehr so ähnlich.« Offenbar fühlt Blondie sich angesprochen.

Fabian dreht sich vom Tisch weg und bekommt einen Lachanfall. Auch zwei der OP-Schwestern sind amüsiert. Ich seh's an ihren Augen.

»Er meint mich«, setze ich sie trocken in Kenntnis.

»Oh…« Jetzt wird sie rot.

»Du siehst ihr nicht ähnlich, ich heiße nur so… also Cameron, ohne Diaz. Und ich schätze, nachdem wir das geklärt haben, sollten wir anfangen, bevor er noch aufwacht.«

Zu Yellow öffne ich die alte Narbe, die nicht grade hübsch ist, vielleicht schneide ich was raus und sehe, ob ich es intrakutan vernähe. Wenn es nicht so stark schwillt, ist das keine üble Idee und bei solch einem Namen kann der Kerl vermutlich gut auf weitere Entstellungen verzichten. Außerdem sagt der Name bei genauerem Nachdenken auch mir was. Ich glaube, die von Leibwitz' sind irgendwie sogar Verwandte vom Chef. Der Typ könnte sein Neffe sein, käme auch ungefähr hin mit dem Alter. Ich glaube, ich kann mich sogar an den Typen mit dieser Bank erinnern. War mit seiner Frau auf Joachims Gartenfest.

Wir räumen die Muskulatur zur Seite und ich lege die Platte frei. Ich bin konzentriert, mache meine Arbeit, es ist kein schwerer Eingriff. Fabian assistiert und ich löse die einzelnen Schrauben, die Studentin hält, immer noch mit hochrotem Kopf, die Wundhaken und eine der OP-Schwestern saugt ab. Aber es blutet kaum, denn ich schneide so wenig wie möglich. Den Rest mache ich stumpf und unterhalte mich dabei mit Fabian über belangloses Zeug.

»War das 'ne Stellschraube?«, frage ich in den Raum. Daran, dass ich alleine bin und mich nicht einfach mit Joachim über Fachliches unterhalten kann, muss ich mich noch gewöhnen. Ich operiere gerne mit ihm, ich kann viel lernen von ihm und ich habe das Gefühl, er mag mich, schätzt meine Arbeit und er hat irgendwie was Väterliches.

Obwohl er verheiratet ist und eine nette Frau hat, haben sie keine eigenen Kinder. Sie hatten einen Sohn, ungefähr so alt wie ich, aber er ist an den Folgen eines Motorradunfalls gestorben. Auf seinem Tisch. Ein echtes Drama und 'ne richtig schöne Scheiße.

Ich glaube, seitdem sieht Joachim in mir ein bisschen so was wie seinen Ersatzsohn. Ihn juckt es auch nicht, dass ich schwul bin, und ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob er verheiratet wäre, wenn seine Generation meine wäre. Das ist nur so ein Gefühl, aber ich täusche mich da selten.

»Die Fraktur ist damals mit einer Stellschraube versorgt worden«, antwortet Fabian, der offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht und die Akte gelesen hat.

»Halte ich bei so einer Fraktur auch noch immer für die beste Idee, selbst wenn man hinterher lange nicht belasten darf.« Eine der Schwestern hält mir eine Nierenschale hin, in die ich nacheinander alle acht Schrauben fallen lasse. Dann löse ich die Platte mit dem Raspatorium vom Knochen, hebe sie vorsichtig ab, lasse sie zu den Schrauben in die Schale fallen und wir schließen die Muskulatur wieder so gut es geht. Kurz überlege ich, auf den Drainageschlauch zu verzichten, weil es immer noch nicht wirklich stark blutet, aber dann lege ich doch einen, etwas oberhalb der eigentlichen Narbe.

»Machst du zu?«, frage ich Fabian, denn ehrlich gesagt, hab ich keine Lust, da jetzt eine Naht drauf zu machen, und ich müsste auch rüber in OP II, wenn ich Thomas nachher helfen soll. Aber eigentlich darf ich Fabian hier nicht alleine lassen, solange nicht zu ist und die Instrumente kontrolliert sind, und ich bin da gewissenhaft. Also bleibe ich. Wenn Thomas mich braucht, soll er mich eben anpiepen. Und bis der mal aufgeschnitten hat… Er ist nicht grade der Schnellste…

»Okay, das war's«, sage ich, als Fabian den letzten Stich setzt. »Danke schön!« Ich nicke kurz in die Runde, drehe mich um und gehe. Eine der Schwestern öffnet mir die Schiebetür. Ich trete in den Vorraum, ziehe das verschmierte Zeug aus und werfe es in einen der bereitstehenden Wäschebehälter. Mein Blick fällt auf den Plan, der im Vorraum aushängt und auf dem mal wieder jeder rumgeschmiert hat, sodass man sowieso nichts mehr erkennen kann. Ich beschließe also, so zu tun, als hätte ich nicht lesen können, dass das Knie jetzt eigentlich schon dran sein sollte. Ich brauche nämlich noch einen Kaffee und eine Zigarette, und eigentlich muss ich auch eben noch mal runter auf Station. Vielleicht kann ich heimlich im Treppenhaus auf dem Weg dorthin rauchen. Das Knie wird mir vermutlich nicht weglaufen. Wie auch, es ist ja kaputt…

Dr. Hansen

Seit knapp vier Stunden bin ich wach und mir geht's ganz gut. Schmerzen habe ich kaum und auch nur einen ziemlich dünnen Verband um den Knöchel. Ich liege alleine, mein Zimmer ist groß und hell und es erinnert, mal abgesehen von diesem blöden Krankenbett, eher an ein Hotel.

Ständig kommt eine Schwester rein, sieht nach mir und hat für den Nachmittag Dr. Hansen angekündigt. Jetzt ist es gleich fünf, Nachmittag scheint hier ein dehnbarer Begriff zu sein. Ehrlich gesagt bin ich gespannt auf Dr. Hansen, denn aus dieser komischen Broschüre, die hier im Nachttisch lag, mit so einer Art Who is Who der behandelnden Ärzte der Chirurgie, weiß ich, dass Dr. Hansen eine Frau ist. Dr. Hansens Vorname ist nämlich Cameron.

Dr. Cameron Hansen. Klingt nett und irgendwie muss ich dabei unweigerlich an Cameron Diaz denken. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schlank und blond ist und dieses niedliche Lächeln hat. Bestimmt hat sie kurze Haare, sieht von hinten aus wie ein Kerl und trägt eine Brille. Komisch, dass Onkel Joachim gar nicht erwähnt hat, dass es eine Ärztin ist, die ihn bei der OP vertritt. Aber auf der anderen Seite habe ich ja auch nicht gefragt und geändert hätte es sowieso nichts.

Ich nehme einen Schluck von meiner Cola, die ich mir von der Schwester habe bringen lassen, weil ich Tee nicht runterkriege und Kaffee nur am Morgen ertragen kann, und spiele ein bisschen mit meinem DS. Im Fernsehen läuft um diese Zeit nichts und das W-Lan funktioniert hier, warum auch immer, nicht.

Bei meinen Eltern habe ich schon angerufen. Meinem Vater habe ich auf die Mailbox gesprochen und meine Mutter habe ich Gott sei Dank auf dem Handy erreicht. Sie wird mich heute zum Glück nicht mehr besuchen kommen, war nicht ganz leicht, ihr das auszureden, aber ich bin kein Kleinkind mehr und morgen darf ich wohl schon wieder nach Hause. Jedenfalls hoffe ich das. Aber das kann natürlich nur Dr. Hansen entscheiden, die sich so langsam mal blicken lassen könnte.

Ich hab noch nicht mal zu Ende gedacht, da fliegt die Tür auf und ein paar Weißkittel schieben sich ins Zimmer. Schnell lege ich den DS weg und setze mich aufrecht hin. Gott sei Dank habe ich mir vorhin im Bad wenigstens eine eigene Short, ein Shirt und eine Trainingshose angezogen. Ich hasse diese Krankenhaus-OP-Kluft, diese Netzhöschen gehen echt überhaupt nicht.

»Herr von Leibwitz!?«, sagt einer der Ärzte, der ziemlich jung ist, und ich bin nicht sicher, ob das eine Feststellung oder eine Frage ist.

Ich antworte also nicht und mustere die Truppe, die sich im Halbkreis um mein Bett aufstellt. Neben dem jungen Arzt, der grade meinen Namen gesagt hat, gibt es noch einen Mann und drei Frauen. Eine ist eine Krankenschwester. Die anderen beiden tragen Arztkittel und von der älteren nehme ich an, dass sie Dr. Hansen ist.

Sie hat keine Brille und auch keine kurzen Haare, aber es gibt offenbar trotzdem Menschen, die Cameron heißen und dabei ziemlich unsexy sind. Die andere Frau ist noch ziemlich jung und blond und macht sich Notizen auf einem Klemmbrett. Vermutlich eine Medizinstudentin. Der Typ, der noch nichts gesagt hat, trägt ein blaues OP-Hemd unter seinem Kittel, eine blaue OP-Hose und weiße Clogs. Er ist ziemlich groß und hat wahnsinnig blaue Augen, die durch die blaue Kleidung noch intensiver wirken. Er hat mittellange, dunkle Haare, die sich an den Enden locken und ziemlich ungemacht aussehen, ein winziges Muttermal auf der linken Wange und ein markantes Kinn mit einem Grübchen. Ich finde, er sieht verdammt gut aus.

»Was ist das?« fragt er nun, ohne mich anzusehen, und ich bin nicht ganz sicher, ob er mich meint. Ich bin mir nur sicher, dass es gelangweilt klingt. Trotzdem hat er dabei eine ziemlich angenehme Stimme. Sie ist rau und auch nicht besonders laut. Er stößt beim S ganz leicht mit der Zunge gegen die Zähne und ich finde das irgendwie sexy. Ich könnte schwören, ich habe da grade ein Zungenpiercing blitzen sehen. Aber das kann wohl nicht sein, denn der Kerl ist schließlich Arzt. Bestimmt würde er das rausnehmen müssen. Onkel Joachim hasst diese Dinger.

»Die Metallentfernung!«, antwortet die Ärztin, die ich für Dr. Hansen halte.

»Wann haben wir die noch mal gemacht?«, fragt er abwesend.

»Gleich heute Früh«, antwortet der jüngere Arzt, der mich vorhin beim Namen genannt hat.

»Wie fühlen Sie sich, Herr…?« Offensichtlich weiß Mr. Hübsch meinen Namen nicht, obwohl er vor nicht mal fünf Minuten gefallen ist. Sieht ganz so aus, als hätte er mich stattdessen gedanklich grade Metallentfernung von heute Früh getauft.

»Von Leibwitz«, sage ich schüchtern.

»Ach ja.« Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und für einen Moment sieht er mich mit seinen blauen Augen an. Dann wirft er einen Blick auf die große Armbanduhr, die er an seinem relativ schmalen rechten Handgelenk trägt, und ich kann ihm ansehen, dass er findet, dass jetzt schon Feierabend sein könnte.

»Also, Herr von Leibwitz, wie geht es Ihnen?« Wieder sieht er mich an. Mir wird ein bisschen warm. Könnte man auch als heiß bezeichnen. Mein Gott, was ist eigentlich los mit mir?

»Gut!«, krächze ich. Es klingt heiser und irgendwie fällt es mir schwer zu sprechen, weil mein Hals völlig ausgetrocknet zu sein scheint. Ist aber bestimmt wegen der OP und dem Beatmungsschlauch.

Zum Glück scheint er sich nicht wirklich für die Wirkung, die er auf mich hat, zu interessieren, sondern nur für meinen Knöchel.

»Bewegen Sie das mal«, sagt er und wieder klingt seine Stimme dabei ganz genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe: weich und doch rau, nicht besonders laut und vor allen Dingen sehr männlich. Sie passt zu ihm und irgendwie wird mir grade noch ein bisschen heißer.

Ich konzentriere mich also besser auf das operierte Bein, bewege den Fuß und ziehe die Zehenspitzen in Richtung Knie. Das geht ziemlich gut. Ich habe fast keine Schmerzen, nur die Naht spüre ich natürlich ein bisschen.

»Zur Seite«, befiehlt er leise und starrt dabei gebannt auf meinen Knöchel. Gehorsam drehe ich den Fuß und kann dabei den Blick nicht von ihm und seinem Gesicht abwenden. Mann, dieser Kerl ist echt verdammt hübsch…

»Mal beide Füße.« Gehorsam mache ich die Turnübungen und starre ihn dabei wie hypnotisiert weiter an. Gott, er sieht einfach nur wahnsinnig gut aus.

»Okay«, sagt er, als er wohl genug gesehen hat, greift sich von dem jüngeren Arzt ein wenig flapsig meine Akte, öffnet sie und schreibt etwas. Ich registriere, dass er Linkshänder ist und dass er wirklich schöne, gepflegte Hände mit ganz schmalen Fingern hat.

»Und sonst?« Jetzt sieht er mich wieder an. Diese Augen… Wow… Blau, richtig blau, wie ein Bergsee, auch wenn das total kitschig klingt. Dazu die leicht gebräunte Haut, die dunklen Haare, dieser Leberfleck in diesem unheimlich feinen und doch irgendwie männlichen Gesicht. Ich sollte besser nicht hinsehen. Aber irgendwie muss ich. Er hat sich heute Früh vermutlich nicht rasiert, was ihm aber gut steht und irgendwie finde ich das sexy und für einen Arzt finde ich ihn echt heiß...

Ich weiß, ganz tief drin, schon eine Weile, dass ich mich unter Umständen durchaus auch mal für Männer begeistern kann, nur so in der Theorie, ich würd das natürlich nie ausprobieren wollen, aber das hier grade… Ich fühle mich wieder wie sechzehn und dieser Typ, wer auch immer er ist, macht mich irgendwie nervös. So nervös, dass ich wohl grade vergessen habe, ihm zu antworten. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht mal die Frage gehört. Und wieso muss der junge Typ neben ihm jetzt auch noch so amüsiert grinsen?

»Sonst alles okay?«, fragt Mr. Hübsch noch mal, zieht die Augenbrauen dabei hoch und grinst. Hat er jetzt etwa bemerkt, dass ich verwirrt bin? Und hat er es, wenn er's bemerkt hat, was er mit Sicherheit getan hat, weil es offensichtlich ist, richtig interpretiert?

Ich sehe noch mal auf seine Hände. Er trägt keinen Ring und ich kann auch keinen hellen Streifen erkennen. Wundert mich, aber vielleicht ist er wählerisch. Aber selbst wenn, ich kann mir kaum vorstellen, dass er bei seinem Aussehen nicht die Wahl hat. Vermutlich trägt er also einfach keinen Ehering. Ich schiebe die anderen Gründe für einen nicht vorhandenen Ehering schnell von mir, nicke heftig und werde vermutlich ein bisschen rot dabei, so peinlich ist mir das grade. Dieser Typ verwirrt mich. Das ist mir schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr passiert.

»Das spüren Sie alles?«, fragt er, pikt mir leicht mit dem Kugelschreiber in den großen Zeh, grinst dann und entschuldigt sich mit einem Sorry, als er bemerkt, dass er die Mine nicht eingefahren und mir einen blauen Punkt auf die Kuppe gemalt hat.

»Kein Problem«, murmle ich blöde und es ist gelogen, denn ich habe ein Problem, nur hat das nichts mit einem blauen Kulipunkt auf meinem großen Zeh zu tun.

Vorsichtig berührt er mit seiner warmen Hand meine Zehen, die aus dem Verband ragen. Jeden einzelnen.

»Spüren Sie das hier?«

Ich nicke wieder. Sagen kann ich grad nichts.

»Und hier oben auch?« Er fährt mit seiner Hand vom Knöchel leicht über mein Schienbein bis nach oben zum Knie. Ich beiße die Zähne zusammen. Nicht, weil er mir wehtut, sondern weil es irgendwie geil ist, und wenn er seine Hand da gleich noch ein kleines Stückchen weiterschiebt, dann…

»Ja«, keuche ich fast schon, zwinge mich zu einem Lächeln, kralle meine Hände ins Laken und schnappe nach Luft.

»Gut«, sagt er, lächelt und nickt dabei zufrieden.

Ich muss wegsehen und vor allem… muss ich mich echt grade ziemlich beherrschen. Mein Gott, was passiert hier mit mir?

»Können Sie belasten? Stehen Sie mal auf«, fragt er und mir wird grade ein bisschen schlecht. Denn wenn ich aufstehe, dann sieht nicht nur er, dass seine Hände da auf meinem Bein mich nicht unbedingt kaltgelassen haben. Das mit der Beherrschung war nämlich leider nur in der Theorie, an die mein Schwanz sich nicht wirklich gehalten hat, denn der ist schon aufgestanden, ich schätze, ich bleibe also besser mal liegen.

»Nein«, behaupte ich also. »Im Moment kann ich nicht aufstehen, weil…« Weil… Na toll! Ganz toll, wirklich!

»Weil?« Abwartend sieht er mich an. Ich schlucke. Was liefere ich ihm denn jetzt bitte für eine Begründung?

Weil ich Sie irgendwie scharf finde, Herr Doktor, und deswegen eine Erektion habe? Ja, das wird er bestimmt hören wollen. Vor Publikum kommt so was super an.

»Der Kreislauf… Ich wollte vorhin zur Toilette und da wurde mir ziemlich schwindelig«, sage ich schwach.

»Haben Sie öfter solche Probleme?«, will er wissen und ich spüre, dass ich rot werde.

»Hin und wieder«, lüge ich.

»Gut. Schwester Maria misst Ihnen gleich mal den Blutdruck und bringt Ihnen dann ein paar Tropfen. Und dann entfernt sie Ihnen die Nadel, denn die müssen wir nicht bis morgen liegen lassen, nervt nur…« Er lächelt und ich schmelze dahin.

»Dann werden wir Sie morgen entlassen, Herr von Leibnitz.«

Ich nicke. Ich korrigiere ihn nicht, obwohl ich es hasse, wenn man mich nennt wie diese blöden Kekse.

»Tragen Sie die Werte dann noch ein, wir gehen schon mal nach nebenan.«

Er nickt in Richtung der Blondine und lächelt mir dann noch mal kurz zu, bevor er sich auf dem Absatz umdreht und alle, bis auf die Schwester und die junge Blonde, ihm aus dem Zimmer folgen.

»Ist gut, Dr. Hansen!«, sagt die Krankenschwester.

Dr. Hansen? Ach du Scheiße! Ist das ein Männername? Cameron? Ist ja übel. Aber wenn ich ihn mir so ansehe, dann klingt das gar nicht wirklich schlecht. Es passt sogar irgendwie zu ihm. Und er ist viel schärfer als Cameron Diaz. Und genau das ist grade immer noch mein Problem.

Feierabend

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