Babys, Bosse und Single-Daddys - Nancy Salchow - E-Book
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Babys, Bosse und Single-Daddys E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Erstmals zusammen in einem Sammelband: Die Romane „Baby-Deal mit dem Boss“ und „Single-Daddys küssen besser“: Baby-Deal mit dem Boss: Ein Baby vom Boss bekommen? Keine gute Idee! Es war nur ein einziger schwacher Moment. Angetrunken erzählt Lucia auf einer Firmenparty ausgerechnet ihrem Boss Colin von ihrem Wunsch, endlich ein Kind zu bekommen, notfalls auch ohne passenden Mann. Als sie am nächsten Morgen in Colins Büro zitiert wird, rechnet sie mit allem, aber nicht mit seinem Angebot, vertraglich mit ihr festzulegen, dass er der Vater ihres Kindes wird. Er braucht einen Erben, hat aber keinerlei Interesse an einer Beziehung zur Mutter. Einzig am Leben des Kindes möchte er teilhaben dürfen. +++++ Single-Daddys küssen besser: Ein Job als Nanny bei einem umwerfenden, aber absolut unfreundlichen Single-Daddy? Klingt nach keiner guten Idee! Erst recht nicht, wenn du keine Ahnung hast, was für ein Geheimnis er vor dir verbirgt … Zwei in sich abgeschlossene Romane mit Happy End

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Inhaltsverzeichnis

Über den Sammelband

Buch 1: Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

Buch 2: Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Epilog

Zum Schluss noch

Impressum

Nancy Salchow

Babys, Bosse und Single-Daddys

Sammelband

mit zwei Liebesromanen

Über den Sammelband

Erstmals zusammen in einem Sammelband: Die Romane „Baby-Deal mit dem Boss“ und „Single-Daddys küssen besser“:

Baby-Deal mit dem Boss:

Ein Baby vom Boss bekommen? Keine gute Idee!

Es war nur ein einziger schwacher Moment. Angetrunken erzählt Lucia auf einer Firmenparty ausgerechnet ihrem Boss Colin von ihrem Wunsch, endlich ein Kind zu bekommen, notfalls auch ohne passenden Mann.

Als sie am nächsten Morgen in Colins Büro zitiert wird, rechnet sie mit allem, aber nicht mit seinem Angebot, vertraglich mit ihr festzulegen, dass er der Vater ihres Kindes wird. Er braucht einen Erben, hat aber keinerlei Interesse an einer Beziehung zur Mutter. Einzig am Leben des Kindes möchte er teilhaben dürfen.

Einerseits ist Lucia überrascht, warum es ein so erfolgreicher und gutaussehender Mann wie Colin nötig hat, auf diesem Wege Vater zu werden. Andererseits schockt sie vor allem der Gedanke, ihr eigenes Kind zum Vertragsgegenstand zu machen. Kommt überhaupt nicht in Frage!

Doch die Tatsache, dass Colin schon oft der Hauptdarsteller ihrer nächtlichen Träume war, macht die Entscheidung nicht gerade leichter und setzt schon bald ein Wechselbad der Gefühle in Gang, bei dem nichts so ist, wie es scheint.

Geht es ihm wirklich nur darum, Vater zu werden? Oder hat er doch Interesse an Lucia? Und was genau hat er zu verbergen?

+++++

Single-Daddys küssen besser:

Ein Job als Nanny bei einem umwerfenden, aber absolut unfreundlichen Single-Daddy? Klingt nach keiner guten Idee! Erst recht nicht, wenn du keine Ahnung hast, was für ein Geheimnis er vor dir verbirgt …

Von ihrem Ex betrogen und ausgenutzt hat Jolien nur eins im Sinn: Einen kompletten Neuanfang. Dass sie dafür in einer kleinen Küstenstadt landet, ist eher ein Zufall. Dass sie ihren Job als Nanny ausgerechnet bei dem alleinerziehenden Simon und seinem kleinen Sohn Connor antritt, ist jedoch genau in Joliens Sinn.

Als sie allerdings erfährt, dass seine Schwester ihr die Stelle ohne Simons Wissen vermittelt hat und Simon Jolien am liebsten noch vor Jobantritt wieder loswerden würde, ist das ein herber Rückschlag.

Doch der hinreißende kleine Connor und das besondere Funkeln in Simons Augen sorgen dafür, dass Jolien sich nicht so leicht abwimmeln lässt. Sie spürt einfach, dass die beiden sie brauchen, auch wenn der ständig miesgelaunte Simon das niemals zugeben würde.

Außerdem entfacht der attraktive Simon sofort ein Feuer in ihr, dem sie sich nicht so leicht entziehen kann. Jolien ist sich sicher, dass mehr in ihm steckt als ein griesgrämiger Kerl, der ausschließlich mit seinem Sohn liebevoll umgeht.

Aber was hat ihn überhaupt so ungenießbar werden lassen? Und warum spricht nie jemand über Connors Mutter?

Jolien ist fest entschlossen, es herauszufinden. Auch wenn sie noch keine Ahnung hat, wie hoch der Preis ist, den sie vielleicht dafür bezahlen muss.

Buch 1: Über das Buch

Baby-Deal mit dem Boss

Ein Baby vom Boss bekommen? Keine gute Idee!

Es war nur ein einziger schwacher Moment. Angetrunken erzählt Lucia auf einer Firmenparty ausgerechnet ihrem Boss Colin von ihrem Wunsch, endlich ein Kind zu bekommen, notfalls auch ohne passenden Mann.

Als sie am nächsten Morgen in Colins Büro zitiert wird, rechnet sie mit allem, aber nicht mit seinem Angebot, vertraglich mit ihr festzulegen, dass er der Vater ihres Kindes wird. Er braucht einen Erben, hat aber keinerlei Interesse an einer Beziehung zur Mutter. Einzig am Leben des Kindes möchte er teilhaben dürfen.

Einerseits ist Lucia überrascht, warum es ein so erfolgreicher und gutaussehender Mann wie Colin nötig hat, auf diesem Wege Vater zu werden. Andererseits schockt sie vor allem der Gedanke, ihr eigenes Kind zum Vertragsgegenstand zu machen. Kommt überhaupt nicht in Frage!

Doch die Tatsache, dass Colin schon oft der Hauptdarsteller ihrer nächtlichen Träume war, macht die Entscheidung nicht gerade leichter und setzt schon bald ein Wechselbad der Gefühle in Gang, bei dem nichts so ist, wie es scheint.

Geht es ihm wirklich nur darum, Vater zu werden? Oder hat er doch Interesse an Lucia? Und was genau hat er zu verbergen?

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Colin

__________________

Die seidene Bettdecke umhüllt ihren Körper nur spärlich. Nur die heikelsten Stellen sind bedeckt, während ihr angewinkeltes Bein eine Ahnung in mir weckt, die mir bei meinem Plan, so cool wie möglich zu bleiben, nicht gerade behilflich ist.

Wie makellos sie ist. Wie rein und samtig ihre Haut. So wunderschön, dass man instinktiv den Atem anhält, wenn man sie sieht.

Ihr Kopf ist leicht zur Seite geneigt, sodass ich von hier aus nur ihre Wange sehen kann und ihr Haar, das weich auf dem Kissen liegt.

Ich spüre die Erregung in mir wach werden und wie sie mit ganzer Macht Besitz von meinem Körper ergreift. Eine Lust, die mir den Verstand auf gefährliche Weise vernebelt.

Ich will sie. So sehr, wie man eine Frau nur wollen kann.

Doch genau dieses Verlangen ist die größte Gefahr für mein Vorhaben.

Denn es geht nicht um sie.

Nein.

Es geht nur um das Baby. Und diesem Baby werde ich, verdammt noch mal, der beste Vater sein.

Alles andere ist unwichtig.

Kapitel 1

Lucia

__________________

Er weiß nichts davon, aber mein Boss Colin ist der absolute Held für mich. Nicht nur, dass er mit seinen wasserblauen Augen selbst Dornröschen aus dem Tiefschlaf wecken könnte. Nein, auch das kaffeebraune Haar, das zwar kurz ist, aber trotzdem den Ansatz leichter Wellen zeigt und das markante Kinn mit dem geheimnisvollen Lächeln machen ihn einfach unwiderstehlich.

Habe ich schon seine breiten Schultern erwähnt? Auch, wenn er im Büro meist Anzug und Hemd trägt, ist deutlich zu sehen, wie durchtrainiert er ist. Und ich könnte wetten, unter dem Blütenweiß seines Hemdes versteckt sich ein Sixpack. Ich mag gar nicht dran denken!

Aber das alles sind nicht die Gründe, die ihn zu meinem Held machen. Nein, vielmehr ist es die Tatsache, dass er bereits mit 22 Jahren, das ist acht Jahre her, zum Kopf der Firma seiner verstorbenen Mutter wurde.

Seine Mutter war übrigens keine Geringere als Rosalie Helmer.

Ja, DIE Rosalie Helmer.

Die wunderschöne Schauspiel-Ikone und Kino-Königin, die leider viel zu jung mit 45 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Seitdem führt Colin ihre Firma, ein Unternehmen, das sich auf Ferien-Immobilien an der Ostsee spezialisiert hat, erfolgreich weiter. Und weil wir mittlerweile zu einer der ersten Anlaufstellen für die Organisation eines Ostsee-Urlaubs geworden sind, ist die Firma auf mittlerweile über achtzig Angestellte angewachsen – eine davon bin ich.

Die Geschäfte laufen gut, aber eigentlich hätte es Colin gar nicht nötig, überhaupt zu arbeiten, denn er hätte als Erbe der großen Rosalie Helmer bis an sein Lebensende ausgesorgt.

Aber Colin ist es ebenso wichtig, das Andenken seiner Mutter in Form des Unternehmens weiterzuführen, denn die Firma war Rosalies Art, die Liebe zu ihrer Heimat zu unterstreichen.

Rosalie stammte ursprünglich nämlich aus Fleesenow, der Kleinstadt an der Ostsee, in der auch ich schon mein Leben lang wohne und die ihren ganz eigenen Charme hat, der niemanden mehr loslässt, wenn er einmal hier war.

Alles hier sieht aus, als wäre es direkt einer Postkarte entsprungen. Die rotweißen Markisen an den Geschäften der Strandpromenade, der alte Bolzplatz direkt neben der Eisdiele, die vielen kleinen und großen Schleichwege, die direkt zum Meer führen. Die Wildrosenbüsche und die alten Birken. Die Trauerweide direkt am See, der noch einmal einen ganz anderen Charme hat als das Meer, aber die Idylle von Fleesenow nicht weniger geschickt symbolisiert.

Ja, es ist toll, hier zu leben. Und noch toller, auch hier arbeiten zu dürfen, erst recht, wenn man einen Chef wie Colin hat. Zugegeben, er ist manchmal etwas schwer zu durchschauen und auch oft unnahbar, so dass man nie genau weiß, ob er gerade nur beschäftigt ist oder genervt. Aber gerade das macht ihn umso interessanter.

Oh, ich habe bisher ja nur von ihm geredet und mich noch nicht einmal selbst vorgestellt.

Also, ganz von vorn.

Ich bin Lucia, 27 Jahre jung und ein echtes Ostsee-Urgestein. Niemals würde ich woanders leben wollen. Meine Mutter sagt immer, dass ich aussehe, als wäre ich eine waschechte Schwedin: Sonnenblondes Haar bis über die Schultern, aquamarinblaue Augen und eine Figur, die den Eindruck erweckt, als wäre ich sportlich. Bin ich natürlich nicht. Nein, ich hasse Sport. Mit meiner Figur habe ich einfach nur Glück, vermutlich liegt es am Stoffwechsel.

Und auch mit dem Vergleich einer waschechten Schwedin hat meine Mutter natürlich nicht recht. Erstens sind bei weitem nicht alle Schweden blond und zweitens sehe ich meiner Meinung nach viel zu durchschnittlich aus. Wenn ich vor dem Spiegel stehe, sehe ich nicht die sinnlichen, von Natur aus besonders leuchtenden Lippen, sondern einfach nur zwei blasse Streifen, denen absolut keine Lipgloss-Farbe der Welt steht.

Und meine Augen? Ja klar, sie sind blau. Aber meine Güte, das sind die vieler anderer Frauen auch.

Meine Mutter ist halt wie so viele Mütter und hält ihre Tochter einfach nur für die schönste Frau der Welt. Aber die Wahrheit ist – wenn ihr mich fragt –, dass ich eher langweilig aussehe. Denn egal, ob ich einen besonders dramatischen Lidschatten auflege oder mein rotes Lieblings-Sommerkleid trage, das genau den perfekten Mittelweg zwischen nuttig und brav symbolisiert, für Colin bin und bleibe ich Luft.

Klar, er redet mit mir, aber eben auch nicht anders als mit den anderen Angestellten des Teams. Für ihn bin ich einfach nur eine von vielen. Nichts Besonderes halt. Und da kann Mama noch so oft sagen, wie wunderschön ich bin – solange Colin kein Interesse an mir zeigt, spielt das keine Rolle für mich.

Ähm, merkt man eigentlich, dass ich in ihn verknallt bin?

Tja, so sieht’s aus. Und es macht meinen Job in der Firma, dem ich inzwischen seit fünf Jahren nachgehe, nicht gerade leicht. Ungefähr zwanzig Mal am Tag erleide ich einen halben Nervenzusammenbruch, weil wir uns auf dem Flur begegnen oder er mir eines meiner vorbereiteten Anschreiben korrigiert wiederbringt. Letzteres kommt eher selten vor, weil er mit meiner Arbeit in der Regel zufrieden ist und nur minimale Anmerkungen hat, die weniger Kritik als Gedanken eines Chefs sind, von denen wir als Angestellte vorher selten Ahnung haben.

Aber ich will jetzt nicht zu viel über die Arbeit im Büro erzählen, denn wenn man Colin nur als Chef kennt, weiß man nicht wirklich, was für ein toller Mann er ist. Nein, das erfährt man nur, wenn man ihn nach und nach besser kennenlernt und Zeit mit ihm verbringt.

An all diese Dinge muss ich denken, als ich in meinem schwarzen, knielangen Cocktailkleid vor dem Schlafzimmerspiegel stehe.

Mein Haar trage ich offen, weil ich glaube, dass ich so besser aussehe. Und ich habe mir falsche Wimpern angeklebt. Schweineteure, die besonders echt aussehen, aber trotz der realistischen Optik eine tolle Dramatik ausstrahlen.

Es sind keine zehn Minuten mehr, dann muss ich los, um rechtzeitig in der Strandbar zu sein. Dort findet nämlich heute Abend das jährliche Sommerfest unserer Firma statt, und natürlich wird auch Colin da sein.

Schon wieder dieses nervige Bauchkribbeln, das ich seit mittlerweile fünf Jahren habe, wenn ich auch nur an ihn denke. Zwar habe ich in den letzten Jahren auch schon Dates mit anderen Männern gehabt und zwischendurch sogar mal einen Beziehungsversuch mit dem Kumpel meiner Cousine gestartet (ja, sie hat mich verkuppelt und manchmal frage ich mich, ob ich nur ihr zuliebe mit ihm zusammen war, denn streng genommen war er gar nicht mein Typ), aber eigentlich kreisen meine Gedanken vor dem Schlafengehen meistens um Colin.

Nicht falsch verstehen, mein Leben ist toll und ich denke natürlich nicht rund um die Uhr an ihn. Tatsächlich bin ich noch realistisch genug, um auf einen anderen Mann zu hoffen, mit dem ich zusammen alt werden kann. Aber auch, wenn ich erst 27 bin, drängt sich der Kinderwunsch immer hartnäckiger auf und ich frage mich immer öfter, wie lange ich noch damit warten will, mir den Traum, Mutter zu werden, tatsächlich zu erfüllen. Wie lange wird es dauern, bis ich den richtigen Mann finde? Und brauche ich diesen einen Richtigen überhaupt, um eine Familie zu gründen?

Aber hier und jetzt vor dem Schlafzimmerspiegel ist es wieder einmal Colin, an den ich denken muss.

Ob er schon in der Bar ist? Immerhin ist er der Boss und Organisator von allem.

Ich betrachte mein Spiegelbild skeptisch.

Sehe ich gut so aus? Oder doch etwas zu künstlich?

Zum Teufel noch mal, ich kann nicht mehr klar denken. Wütend über meine eigene Unsicherheit drehe ich den Spiegel einmal um seine eigene Achse und gehe nach nebenan ins Wohnzimmer, um direkt von dort aus auf die Terrasse hinaus zu treten.

Ich habe das Glück, eine eigene Haushälfte mit Meerblick zu besitzen. Nee, Quatsch, ich besitze sie nicht wirklich – sie gehört meinen Eltern. Aber sie sagen immer, dass es meine ist.

Früher haben wir hier als Familie zusammen gewohnt, aber vor zwei Jahren sind meine Eltern wegen Papas Job in die Niederlande gezogen. Seitdem wohne ich in der linken Haushälfte und eine nette alte Dame in der rechten zur Miete.

Auf der Terrasse angekommen greife ich nach meinem Wasserglas, das ich erst kurz zuvor auf dem Tisch abgestellt habe. Nachdenklich nehme ich einen besonders großen Schluck, während ich meinen Blick durch den Garten schweifen lasse.

Es Garten zu nennen, wäre eigentlich übertrieben. Eigentlich sind die Rosenbüsche neben dem Geräteschuppen das Einzige, das an einen Garten erinnert. Der Rest ist Rasen. Aber diese Art, das Grundstück zu nutzen, ist für mich am einfachsten, auch wenn ich dringend mal wieder den Rasenmäher aus dem Schuppen holen müsste.

Ich stelle das leere Wasserglas zurück auf den Tisch und schaue zu der halben Weinflasche, die ich gestern Abend hier habe stehen lassen. Ich spüre den Instinkt in mir wachwerden, mir etwas Mut anzutrinken. Kann doch nicht schaden, oder?

Nein, besser nicht.

Oder doch?

Ein kleines Gläschen wird mich ein wenig lockerer machen, sodass ich auch mit Colin halbwegs normal reden kann, sollte er mir über den Weg laufen.

Natürlich wird er dir über den Weg laufen, es ist seine Party, verdammt!

Ach, was soll’s?

Schnell ziehe ich den Korken aus der Flasche, fülle das Glas, in dem eben noch Wasser war, und trinke es mit einem einzigen großen Schluck aus.

Oh je, wenn du jetzt schon mit dem Trinken anfängst, wird das ganz böse enden.

Doch dieser Gedanke streift mich nur kurz, denn ich bin fest entschlossen, endlich zu dieser Party zu gehen. Ohne einen weiteren Blick in den Spiegel, ohne einen weiteren Zweifel über mein Aussehen.

Das wird mein Abend, dafür werde ich schon sorgen. Für heute habe ich genug Zeit mit Selbstzweifeln verschwendet.

Kapitel 2

Colin

__________________

Verdammt, wie sehr ich diese Partys hasse!

Als ich damit vor ein paar Jahren anfing, als eine Art Dankeschön für die Belegschaft, hielt ich es für eine gute Idee, um den Zusammenhalt im Team zu stärken. Und ja, ich merke auch an diesem Abend, wie sehr alle die ausgelassene Stimmung genießen.

Aber ich fühle mich zunehmend unwohler. Warum nur sehne ich mich immer wieder nach der Einsamkeit, der Stille in den sicheren Wänden meines Hauses, besonders, wenn die Abendstunden anbrechen? Das hier fühlt sich irgendwie von Mal zu Mal merkwürdiger an. So, als wäre gerade ich als Organisator der Deplatzierteste von allen.

Ich habe mich mit meinem Bierglas an den Tresen gesetzt, während das Kollegium auf der Terrasse in Richtung Strand ausgelassen feiert. Hier und da verirrt sich mal jemand an die Bar, um Nachschub zu holen und an einem der Fenstertische sehe ich Jannik aus der Grafikabteilung mit Fiona aus der Buchhaltung flirten. Schon lange sind die beiden Gesprächsthema Nummer eins auf den Bürofluren, weil sie einfach total offensichtlich aufeinander stehen.

Doch selbst die Erkenntnis, dass sie wohl endlich dabei sind, auch offiziell zueinander zu finden, holt mich an diesem Abend nicht aus den trüben Gedanken.

Ich bräuchte dringend mal wieder eine Auszeit. Weniger arbeiten, mehr Zeit fürs Nichtstun. Vielleicht sollte ich mal Urlaub in einer unserer eigenen Ferienhäuser machen.

Schon wieder nehme ich einen großen Schluck von meinem Bier, als ich im Augenwinkel plötzlich etwas wahrnehme.

Jemanden.

Moment mal, ist das etwa Lucia, die gerade die Bar betreten hat?

Sofort wird mein Puls schneller. Auch im Büro hat sie diese Wirkung auf mich, denn wann immer sie einen Raum betritt, erhellt sie ihn mit ihrer liebenswerten, leicht tollpatschigen Art alles um sich herum. Wirklich umwerfend dabei ist aber vor allem ihr bezauberndes Lächeln und ihre regelrecht strahlenden Augen.

Ob sie sich überhaupt bewusst ist, wie sehr ihre Augen leuchten? Wie tiefgründig und durchdringend jeder Blick aus ihnen ist?

Ich weiß nicht, ob es an der besonderen Atmosphäre der Bar liegt, aber an diesem Abend wirkt sie noch anziehender als sonst. Allein der Art, wie sie auf den Tresen zukommt, scheint etwas Magisches inne zu liegen.

Und wenn schon. Du weißt, dass jeder Gedanke an sie dazu bestimmt ist, im Sande zu verlaufen. Was auch immer sie in dir auslöst, du darfst diesen Gefühlen keine Aufmerksamkeit schenken.

Also senke ich den Blick auf meine eigenen Hände, die das Bierglas vor mir umschließen und tue so, als wäre ich mit mir selbst beschäftigt.

Kapitel 3

Lucia

__________________

Oh Gott! Das ist nicht wirklich Colin, der da an der Bar sitzt, oder? Bis eben habe ich noch völlig entspannt draußen mit den anderen zwei Gläser Wein getrunken und mich immer wieder gefragt, wo er wohl stecken mag.

Und jetzt, wo ich nur mal eben mein MakeUp auf der Toilette auffrischen will, laufe ich ihm direkt über den Weg?

Kein Zweifel, das muss Schicksal sein!

Hilfe! Was mache ich denn jetzt bloß?

Hat er mich überhaupt schon gesehen? Er scheint ja total versunken in den eigenen Gedanken zu sein.

Unfassbar, wie gut er schon wieder aussieht. Wenn er so nachdenklich ist, ist er noch süßer als ohnehin schon.

Bleib locker, Lucia. Meine Güte, er ist dein Chef. Du musst endlich aufhören, ihn anzuhimmeln!

Ich versuche, meine eigenen Gefühle in Zaum zu halten, doch das ist nicht leicht mit zwei Gläsern Wein intus, wo ich doch Alkohol sowieso so schlecht vertrage.

Nee, Quatsch, es waren ja drei Gläser, wenn man das eine, das ich schon zu Hause getrunken habe, mitzählt. Oder habe ich hier sogar schon drei getrunken? Wie lange war ich überhaupt draußen auf der Strandterrasse zusammen mit den anderen?

Eine Stunde? Zwei? Oder noch länger?

Ach, und dann habe ich ja noch an Bellas Rum-Cola genippt, weil sie mich dazu überredet hat.

Oder habe ich sie nicht sogar komplett ausgetrunken? Scheiße, ich weiß es gar nicht mehr so genau.

Ich halte mich an einer Stuhllehne fest, während ich kurz die Augen schließe und versuche, wieder etwas klar im Kopf zu werden.

Und dabei trinke ich sonst echt nicht viel. Nur seitdem ich weiß, dass das jährliche Sommerfest ansteht, bin ich total neben der Spur und habe gestern Abend sogar allein zu Hause getrunken, nur um zu testen, ob ich dadurch mutiger und unbeschwerter werde.

Wahrscheinlich wollte ich gestern schon wissen, wie ich entspannter mit Colin umgehen kann.

So ein Blödsinn! Ich sehe ihn doch sonst auch jeden Tag und rede mit ihm. Zwar bin ich dabei auch total verkrampft und innerlich angespannt, bin aber der Meinung, das jedes Mal irgendwie überspielen zu können, und sei es nur mit ein paar blöden Witzen.

Aber heute ist irgendwie alles anders. Das Sommerfest bietet einfach eine ganz andere Atmosphäre, um mit den Kollegen – und vor allem mit Colin – ins Gespräch zu kommen.

Als ich die Augen wieder öffne, sitzt er noch immer an der Bar.

Fast kommt es mir so vor, als hätte ich geahnt, dass ich ihn hier allein antreffen würde. Das muss doch Schicksal sein, oder?

Ich versuche, mich zumindest etwas zu entspannen und all die verwirrenden Gedanken in meinem Kopf auszublenden, während ich für ein paar Sekunden die Luft anhalte und direkt auf Colin zugehe.

Moment mal, mache ich das gerade wirklich?

Und wenn schon, es ist das Sommerfest. Was ist schon dabei, neben ihm an der Bar zu sitzen?

Und doch fühlt sich jeder Schritt in seine Richtung an, als würde ich mich auf viel zu dünnes Eis wagen.

Kapitel 4

Colin

__________________

Zieht sie gerade den Barhocker neben mir zurück? Setzt sie sich jetzt echt neben mich?

Spätestens jetzt lässt sich das Vorhaben, so zu tun, als würde ich sie nicht bemerken, nicht mehr aufrechterhalten. Und eigentlich will ich das auch gar nicht, wenn ich in diese strahlenden Augen schaue.

Unweigerlich muss ich lächeln, als sie neben mir Platz nimmt, doch bevor ich etwas sagen kann, kommt sie mir zuvor.

»Nanu?« Sie faltet ihre schlanken Finger ineinander und sieht mich an. »Der Boss ganz allein, während alle anderen feiern? Muss man sich Sorgen machen?«

»Du wirst es kaum glauben«, ich schmunzele zurückhaltend, »aber ich habe zwischendurch ganz gern mal meine Ruhe. Und das völlig ohne Grund zur Sorge.

Dass das nur die halbe Wahrheit ist, behalte ich für mich.

»Oh«, sie legt den Kopf leicht schräg, »dann sollte ich wohl besser gehen und dich allein mit dir selbst lassen?«

»Nein, nein«, wiegele ich schnell ab, »ein bisschen Gesellschaft kann nicht schaden.«

Sie grinst erleichtert und ich frage mich, ob es wirklich so klug war, ihr diese Antwort zu geben. So sehr sie mich auch schon seit ihrem Antritt in der Firma fasziniert, so treu bin ich dennoch immer meinem Motto geblieben, mich niemals auf eine Angestellte einzulassen. So etwas führt über kurz oder lang immer zu Problemen.

Doch als sie mir mit einem leicht gesäuselten »Na, wenn das so ist …« antwortet, fällt mir wieder umso intensiver ein, was mir an ihr so gefällt. Dieses süße Lächeln, das immer ein wenig naiv wirkt und plötzlich von einem so cleveren Kommentar unterbrochen wird, dass man sich immer wieder fragt, wie beides zusammenpasst. Aber Lucia beweist besonders heute Abend, dass sie voller Geheimnisse steckt – und zwar allein mit diesem ganz besonderen Augenaufschlag.

»Eigentlich sollte ich nichts mehr trinken«, kichert Lucia und hebt im selben Moment die Hand, um den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen.

»Nur zu«, antworte ich. »Es ist euer Abend. Genießt ihn mit allem, was dazugehört.«

»Wieso unser Abend? Genauso ist es doch auch deiner. Du bist der Kopf der Firma, schon vergessen?«

»Aber diese Party gebe ich vor allem für euch. Für das Team.«

»Du bist halt der beste Boss, den man sich wünschen kann.« Sie legt die Hand auf die Brust, dann schaut sie zum Barkeeper, der mittlerweile vor ihr steht. »Kann ich einen trockenen Rotwein haben?«

»Ich kann dir auch einen leckeren Cocktail machen«, antwortet er.

»Ein Rotwein reicht, danke.«

Auch ihn betrachtet sie mit diesem ganz besonderen Lächeln. Und insgeheim frage ich mich, ob ihr Lächeln auf ihn dieselbe Wirkung hat wie bei mir.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis er das volle Glas vor ihr auf den Tresen stellt.

»Danke.« Sie nickt ihm freundlich zu, wendet sich aber schon kurz darauf wieder mir zu.

Denk dir schnell einen Vorwand aus, um diesen Platz zu verlassen. Jede Sekunde, die du mit ihr allein verbringst, birgt das Risiko in sich, die Kontrolle zu verlieren.

Doch ich bin unfähig aufzustehen. Ihr Blick und ihre Stimme fesseln mich regelrecht. Die ungezwungene Atmosphäre tut ihr Übriges.

Kapitel 5

Lucia

__________________

Hat dieser Typ überhaupt eine Ahnung, wie gut er aussieht? Scheiße, wenn er mich nur anschaut, durchfährt es mich jedes Mal wie ein Blitz.

Ich senke den Blick in mein Glas, während ich versuche, so klar und deutlich wie möglich zu sprechen. Aber das tue ich doch, oder?

Klar. So viel habe ich nun auch wieder nicht getrunken.

Aber das Tolle am Wein ist, dass ich seine Wirkung tatsächlich langsam merke, denn die Anspannung in mir weicht nach und nach einem wohltuenden Gefühl von Hemmungslosigkeit.

Warum sollte ich auch angespannt sein in seiner Gegenwart? Klar, er sieht gut aus und sein After Shave erweckt die anzüglichsten Bilder in meinem Kopf zum Leben. Aber davon abgesehen ist er einfach nur ein Mensch, genau wie ich. Warum sollten wir also nicht ganz entspannt miteinander reden können?

»Ach, weißt du, Colin«, ich nippe an meinem Glas, »irgendwie kann ich deinen Wunsch nach etwas Abgeschiedenheit sogar verstehen.«

»Ach ja?« Er nippt ebenfalls an seinem Glas.

»Partys sind ja ganz gut und schön«, fahre ich fort, »aber sie führen einem auch manchmal umso deutlicher vor Augen, wie einsam man eigentlich ist.«

Eine leise Stimme in mir sagt, dass ich besser nicht weiterreden sollte, doch mein Bauchgefühl setzt sich mit ganzer Kraft durch.

Hier und jetzt fühlt es sich einfach richtig an, mich ihm anzuvertrauen.

»Du und einsam?« Er hebt die Augenbrauen. »Aber du bist doch so eine lebensfrohe junge Frau. Immer, wenn man dir irgendwo auf dem Flur oder in einem der Büros begegnet, hast du ein Lächeln auf den Lippen.«

Ja, weil ich DIR begegne, habe ich ein Lächeln im Gesicht.

Doch diesen Gedanken spreche ich trotz zunehmend lockerer Zunge nicht aus.

»Ich bin ja auch nicht unglücklich oder so«, antworte ich, »aber … ach, keine Ahnung … immer, wenn ich was getrunken habe, werde ich so sentimental und wehmütig. Und dann wird mir bewusst, wie gern ich eine eigene Familie hätte.« Ich schaue ihn an. »Na ja, vor allem ein eigenes Kind.«

Er schaut mich ein wenig erstaunt an, sagt aber nichts.

»Aber dann wird mir klar«, fahre ich fort, »dass mir dazu der passende Mann fehlt und …«

Ich stocke und frage mich, was genau ich hier eigentlich von mir gebe.

»Und?«, entgegnet er und sieht mich fragend an.

»Was und?« Ich reibe mir mit der Hand über die Augen, als hätte ich gerade geschlafen.

»Na ja, du sagtest, dass dir der passende Mann fehlt und bist auf einmal ins Stammeln gekommen.«

»Ach ja.« Ich seufze. »Was ich eigentlich sagen wollte, war, dass ich immer öfter an den Punkt komme, ein Kind zu bekommen, auch ohne, dass ich einen festen Freund habe. Ich weiß, dass ich auch alleinerziehend eine gute Mutter mit ganz viel Liebe wäre.« Ich lege die Hand auf meine Brust. »Und glaub mir, ich habe so viel Liebe zu geben.«

Ich habe so viel Liebe zu geben? Habe ich das gerade ernsthaft gesagt? Gerade eben fühlte es sich noch richtig an.

Ich schließe die Augen und schüttele instinktiv mit dem Kopf. Vielleicht sollte ich wirklich langsam aufhören zu trinken.

Kapitel 6

Colin

__________________

»Ich glaube, du hast ziemlich viel getrunken, oder?« Ich lächele mitfühlend.

»Ja, das habe ich«, säuselt sie, »aber wie heißt es doch so schön? Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit. Und die Wahrheit ist, dass ich keinen Mann brauche, um Mutter zu werden. Na ja … ähm … im direkten Sinne natürlich schon, aber nicht um dann wirklich Mutter zu sein. Ich meine …«, sie streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr, »na ja, du weißt schon, was ich meine.«

Ihre wirren Worte bringen mich unweigerlich zum Grinsen und machen mir umso deutlicher, dass sie dringend nach Hause muss.

»Wie viel hast du denn getrunken?«, frage ich sie. »Weißt du das noch?«

»Ähm«, sie kratzt sich am Haaransatz und schließt dabei die Augen, »keine Ahnung. Ein paar Gläser Wein, dann noch Rum-Cola, aber … na ja, ich trinke nicht oft und vertrage nicht so viel, weißt du?«

Sie stützt das Gesicht auf ihre Handflächen und atmet tief durch, doch schon kurz darauf erhebt sie den Kopf wieder und streckt den Zeigefinger in die Luft.

»Aber egal, wie viel ich ge… ähm … getrunken habe. Ich bleibe dabei: Ich werde ein Kind haben. Scheißegal, ob ich den passenden Mann dazu habe oder nicht.« Sie sucht meinen Blick. »Du wirst mich doch nicht rauswerfen, wenn ich schwanger bin, oder? Das meiste kann ich auch im Homeoffice machen. Ich kriege das prima hin, du wirst schon sehen.«

»Mach dir darüber mal keine Sorgen.« Ich lege die Hand auf ihre Schulter. »Viel wichtiger ist, dass du jetzt ins Bett kommst.«

»Ins Bett?« Sie lacht laut auf. »Du willst mich ins Bett bekommen?«

»Ich meinte natürlich: In DEIN Bett, Lucia.« Ich seufze leicht grinsend. »Du musst dringend nach Hause.«

»Aber ich bin doch vorhin erst gekommen.«

»Ganz egal, wann du gekommen bist.« Ich hake mich bei ihr unter. »Du sagst ja selbst, dass du keinen Alkohol verträgst. Komm, ich bring dich zum Taxi-Stand. Ist ja nicht weit von hier.«

»Taxi-Stand?«, murmelt sie verwirrt.

»Komm, ich helfe dir.«

Sie steht mit meiner Hilfe vom Barhocker auf und taumelt dabei etwas unglücklich in meine Arme.

»Mhmmmm«, seufzt sie verträumt, »du riechst so gut.«

Ich nehme ihren Kommentar mit leichtem Grinsen zur Kenntnis, antworte aber nichts. Stattdessen hake ich sie wieder ein und gehe mit ihr in Richtung Barausgang.

Als wir hinaus auf die Terrasse treten, drehen sich einige der Kollegen mit erstaunten Gesichtern zu uns um.

»Oh je«, seufzt Frankie, »ich habe ihr doch gleich gesagt, dass sie nicht so schnell trinken soll. Es weiß doch jeder, dass Lucia nicht so viel verträgt.«

»Ach ja?«, ruft Bea. »Mir ist das neu.«

»Schon okay.« Ich mache eine flüchtige Handbewegung in ihre Richtung. »Ich kriege das schon hin. Feiert ihr ruhig weiter und genießt den Abend.«

Doch ihre Antworten nehme ich gar nicht mehr wahr, weil ich viel zu sehr darauf konzentriert bin, Lucia sicher zum Taxi-Stand zu bringen. Vorbei an der Häuserwand über einen kleinen Kieselweg gehen wir einige Meter durch den Schein mehrerer Laternen. Im Halbdunkel der Birken, die den Weg säumen, hat der kurze Spaziergang fast schon etwas Romantisches. Doch die Romantik bekommt schon im nächsten Moment Risse, als Lucia sich an einem Pfeiler festhält und vorn über beugt.

Kurz rechne ich damit, dass sie sich so vor Schwindel schützen will, doch stattdessen übergibt sie sich geradewegs zwischen zwei Birkenstämme.

Instinktiv eile ich zu ihr und halte ihr das Haar aus dem Gesicht, doch da wimmert sie nur noch vor sich hin.

»Oh Gott«, stöhnt sie, »ich kotze vor meinem Boss. Wie tief kann mein eigentlich sinken?«

»Alles ist gut«, murmele ich ihr zu. »So etwas passiert jedem mal.«

»Mir nicht«, seufzt sie. »Aber irgendwann ist immer das erste Mal.«

In dieser vorgebeugten Haltung verharrt sie noch eine ganze Weile. Auch ihr Haar spannt noch immer zwischen meinen Fingern.

Ich höre, wie sie gequält vor sich hin atmet und empfinde tatsächlich etwas Mitleid für sie. Sie scheint wirklich eine von denen zu sein, die keine Ahnung haben, wann es zu viel Alkohol ist. Und sie hat offenbar nicht viele Erfahrungen mit dem Trinken, was sie umso sympathischer macht.

»Geht’s wieder?« Ich lasse ihr Haar langsam wieder los.

»Ja«, antwortet sie leise und scheint fast wieder ein wenig nüchtern zu sein. »Ich will nur noch nach Hause.«

Sie löst sich aus meiner Berührung und geht einige Schritte voraus in Richtung Taxi-Stand. Dort angekommen bleibt sie vor dem ersten Wagen stehen und dreht sich zu mir um.

»Das … das war wirklich lieb von dir.« Sie legt eine Hand gegen das Autodach. »Ich … ich glaube, von jetzt an komme ich alleine klar.«

»Wirklich?« Ich gehe ein Stück auf sie zu, will sie aber auch nicht in Verlegenheit bringen, indem ich ihr meine Hilfe aufdränge.

»Ja, wirklich.« Sie lächelt gequält. »Ich will einfach nur, dass dieser peinliche Abend so schnell wie möglich zu Ende ist.«

Sie wartet keine weitere Reaktion von mir ab, sondern öffnet die Wagentür, steigt ein und schließt sie sofort wieder. Schon nach wenigen Sekunden startet das Taxi und ich schaue wie ein zurückgelassenes Date auf zwei rote Rücklichter.

Seltsam, das Gefühl, das dieser Abend in mir ausgelöst hat. Unsere Unterhaltung war nur kurz und doch fühlt es sich so an, als hätte ich den ganzen Abend nur mit Lucia verbracht.

Ob es an dem liegt, was sie mir anvertraut hat? Sie hat ja keine Ahnung, was ihre Äußerung in mir in Gang gesetzt hat. Ein Kommentar, den sie vermutlich einfach nur unbedacht von sich gegeben und morgen früh längst vergessen hat.

Doch während ich mich wieder zur Bar umdrehe, weiß ich, dass ich ihre Worte nicht so schnell vergessen werde.

Kapitel 7

Am nächsten Morgen

Lucia

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Als ich wach werde, öffne ich meine Augen nicht sofort. Ich spüre ein heftiges Hämmern hinter meiner Stirn und gebe dem Drang, einfach liegen zu bleiben, nur zu gern nach.

Durch das offene Schlafzimmerfenster dringt von fern das Kreischen der Möwen und das wohlvertraute Kikeriki des Nachbar-Hahns. Irgendwo knattert ein altes Moped.

Bekannte Geräusche, die mich an diesem Morgen berieseln, während ich mit dem Gedanken spiele, den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Immerhin ist Wochenende.

Ich befinde mich in einer Art Halbschlaf, in dem die Gedanken nur ganz flüchtig meine Sinne streifen und sofort wieder verschwinden. Was auch immer gestern war, hat an diesem unwirklichen Morgen keinen leichten Zugang zu meinem Kopf.

Erst ein leichtes Räuspern reißt mich schließlich aus meiner Lethargie. Erschrocken öffne ich die Augen und sehe Cassy in meinem alten weinroten Ohrensessel in der Ecke neben der Kommode sitzen.

»Boah, Cassy!« Ich fahre in die Höhe und reibe mir verschlafen die Augen. »Ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass du nicht einfach ins Haus kommen sollst, wenn ich noch schlafe. Ich kriege jedes Mal einen Mordsschreck, wenn du wie ein Gespenst da im Sessel sitzt.«

Doch Cassy grinst nur. Mit ihrem silberblonden Pagenschnitt, den knallroten Lippen und dem wasserblauen Overall, der ihre schlanke Linie betont, sieht sie wie immer aus, als wäre sie direkt einem Modemagazin entsprungen.

»Na, dann lass nicht die Tür offen stehen«, sagt sie ruhig.

»Die Tür stand offen?« Ich gähne.

»Ja, und zwar sperrangelweit. Ich habe nicht mal meinen Schlüssel benötigt.« Sie seufzt. »Dann scheinst du ja gestern schon ziemlich neben der Spur gewesen zu sein.«

»Gestern?« Ich kratze mich an der Schläfe, während mir die Augen wieder zufallen.

»Na, die Firmenparty im Strandbistro. Du hast doch schon seit Wochen von nichts anderem gesprochen.«

»Oh mein Gott. Die Party.« Wie von einer Ohrfeige geweckt reiße ich die Augen auf. »Wie konnte ich das nur vergessen?«

»Wie es aussieht, war es ein gelungener Abend«, schmunzelt Cassy.

Cassy und ich kennen uns schon unser ganzes Leben. Unsere Freundschaft begann im Kindergarten, zog sich durch die Schule fort und hält bis heute an. Cassy war einfach immer da und weiß absolut alles über mich – natürlich auch, wie sehr ich in Colin verknallt bin.

»Oh Gott«, murmele ich, während die Erinnerungen langsam wiederkommen, »ich habe ins Gebüsch gekotzt und …« Ich schlucke.

»Und was?«, hakt Cassy nach.

»Und Colin hat mir dabei das Haar aus dem Gesicht gehalten.« Mit großen Augen starre ich ins Leere.

»Nicht dein Ernst!« Cassy hält sich lachend die Hand vor den Mund.

»Das ist nicht lustig«, fauche ich. »Ich … ich bin gestern in absolut jedes Fettnäpfchen getreten, in das man treten kann.«

»Dann warst du also betrunken und kannst dich trotzdem noch an alles erinnern?«

»Na ja, an alles sicher nicht.« Ich reibe mir mit der Handfläche übers Gesicht. »Aber zum Beispiel daran, dass …« Ich stocke, während ich versuche, die Erinnerungen hervorzukramen.

»Was ist?« Cassy faltet die Hände ineinander und betrachtet mich erwartungsvoll. »Hast du Colin einen Heiratsantrag gemacht? Mit ihm geknutscht? Oder wart ihr sogar …«

»Ich habe ihm von meinem Kinderwunsch erzählt«, sage ich erschrocken. »Und er hat mich aus der Bar getragen. Na ja, nicht getragen … untergehakt … irgendwie so.« Ich reibe mir über die Augen. »Alles weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall war es echt megapeinlich.«

»Und dann hat er dich nach Hause gebracht?«, fragt Cassy.

»Nein, ich … ich habe ein Taxi genommen.« Ich lasse mich wieder aufs Kissen fallen. »Oh Mann, ich vertrage echt keinen Alkohol. Und das alles nur, weil ich etwas lockerer in seiner Gegenwart sein wollte.«

»Tja, das scheinst du ja wohl nun auch gewesen zu sein.« Sie grinst. »Na ja, irgendwie zumindest.«

Ich schließe die Augen und versuche, mir die Bilder von gestern wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ich weiß noch genau, wie aufmerksam und lieb er mir zugehört hat – aber irgendwie ging dann alles ganz schnell. Auch unser Gespräch war schon nach kurzer Zeit wieder zu Ende.

»Oh Mann«, wimmere ich vor mich hin, »ich bin die Blamage auf zwei Beinen. So was von bescheuert. Der Zug ist jetzt echt ein für alle Mal abgefahren.«

»Der Zug? Welcher Zug denn?« Cassy beugt sich vor. »Hast du etwa ernsthaft gedacht, zwischen euch könnte jemals etwas laufen?«

»Keine Ahnung.« Ich starre noch immer an die Decke. »Ich denke generell nicht so viel, wenn ich in seiner Nähe bin. Ich fühle dann nur, das weißt du doch genau, Cassy. Dieser Mann weckt etwas in mir, das ich echt nicht in Worte fassen kann.«

»Und was, wenn du es ihm einfach mal sagst?«

»Ihm was sagen?« Ich stütze mich auf die Ellenbogen und schaue sie mit großen Augen an.

»Na, dass du ihn magst. Also, so richtig magst.«

»Hast du den Verstand verloren? Er ist mein Boss. Und ich liebe meinen Job.«

»Auch so sehr, wie du ihn liebst?«

»Mensch, Cassy, ich liebe ihn doch nicht.« Ich rolle mit den Augen. »Liebe ist so ein großes Wort. Ich … ich finde ihn einfach toll und …«

Doch unweigerlich verstumme ich. So schnell ich bei dem Wort Liebe in Abwehrhaltung gehe, so tief berührt mich allein der Gedanke daran.

Liebe.

Was genau ist das überhaupt? Und habe ich sie jemals wirklich gespürt? Waren die Männer in meinem Leben nicht eher so etwas wie Versuche?

»Nenn es, wie du willst«, seufzt Cassy, »Fakt ist, dass auch Bosse nur Menschen sind. Er ist nicht der liebe Gott, weißt du? Du solltest nicht vergessen, dass du ebenso wertvoll bist wie er. Mindestens.«

»Ich halte ihn doch nicht für den lieben Gott, Cassy. Ich bin einfach nur nervös in seiner Gegenwart, weil ich …« Wieder fehlen mir die Worte. »Ach, vergiss es.«

Ich stehe mühselig auf und schleppe mich erschöpft ins Badezimmer. Als ich mein eigenes Spiegelbild betrachte, frage ich mich, ob ich gestern Abend auch so furchtbar ausgesehen habe. Meine Augenringe sind so dunkel, als hätte ich drei Wochen durchgefeiert.

Ich drehe den Wasserhahn auf und werfe mir einen großen Schwung kaltes Wasser ins Gesicht. Immer und immer wieder. Erst nach ein paar Sekunden merke ich, dass Cassy in den Türrahmen gelehnt steht und mich aufmerksam betrachtet.

»Du solltest heute mal einen Gang runterschalten«, sagt sie. »Den ganzen Sonntag absolut nichts tun, außer Netflix durchsuchten und Pizza essen. Und natürlich geht das am allerbesten mit der besten Freundin.«

Ich ziehe das Handtuch vom Haken und presse es gegen mein Gesicht. Ihr Vorschlag bringt mich zum Lächeln.

»Süß von dir.« Ich lege das Handtuch über den Badewannenrand. »Aber ich glaube, ich fange erst mal mit Kaffee an.«

Kapitel 8

Colin

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Die Tatsache, dass eine der größten Reisebüroketten Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns bekundet hat, würde mich unter anderen Umständen sehr freuen. Doch der heutige Montagmorgen ist anders als sonst. Nur augenscheinlich arbeite ich die Mails und die Postmappen auf meinem Schreibtisch mit derselben Konzentration wie immer durch, doch eigentlich kreisen meine Gedanken nur um eine Frage: Wann bekomme ich die Chance, in Ruhe mit Lucia zu reden? Und werde ich den Plan, mit dem ich mich das ganze restliche Wochenende über herumgeschlagen habe, wirklich in die Tat umsetzen?

Ich erhebe mich von meinem Schreibtisch und gehe zur Fensterfront meines Büros. Unser Firmengebäude steht etwas abseits der Strandpromenade direkt zwischen einer alten Bäckerei und einem Futtermittelgeschäft. Das alte Backsteingebäude war ursprünglich zweistöckig, wurde aber um ein weiteres Stockwerk erweitert, in dem auch mein Büro liegt. Im Zuge dessen war es mir wichtig, eine Seite meines Zimmers fast komplett mit Fenstern zu gestalten, sodass immer das beste Licht, aber auch die schönste Aussicht gesichert ist.

Heute früh brauche ich die Aussicht aufs Meer ganz besonders. Zumindest habe ich die Hoffnung, dass sie mir dabei helfen kann, meinen Verstand zu schärfen. So, wie ich es sonst auch immer schaffe, wenn ich aus dem Fenster schaue und mich nach und nach im wässrigen Blau des Meeres verliere.

Immer wieder sagt mir mein Kopf, dass ich diese alberne Idee sofort wieder verwerfen sollte, aber fast genauso laut brüllt mich mein Herz an, dass dies der beste Weg ist, den ich einschlagen kann.

Aber warum genau fühlt sich dieser Weg so richtig an? Immerhin habe ich diese Entscheidung in einem Moment getroffen, als Lucia angetrunken vor mir saß.

Und doch weiß ich, dass sie ehrlich war.

---ENDE DER LESEPROBE---