Baccara Weekend Band 50 - Charlene Sands - E-Book

Baccara Weekend Band 50 E-Book

Charlene Sands

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Beschreibung

KÜSS MICH NOCH MAL! von CHARLENE SANDS

Im Schatten der Palmen steht ein verführerischer Traumprinz. Wird er Elena die Zeit auf Hawaii versüßen? Kein Zweifel: Er schenkt ihr sinnliche Genüsse, die Elena glücklich mit ihm teilt. Doch als sie sich Wochen später wiedersehen, erfährt sie entsetzt seinen wahren Namen …

VERFÜHRUNG UNTER PALMEN von MAUREEN CHILD

Weißer Strand, warmer Sonnenschein und der anziehendste Mann, den Janine je gesehen hat: Der Urlaub wird perfekt! Aus ganzem Herzen gibt sie sich dem berauschenden Gefühl hin, das Max in ihr weckt. Aber dann macht er ihr einen unfassbaren Vorschlag ...

DER KUSS DES MILLIONÄRS von KATHERINE GARBERA

Wenn Bella sechs Monate die Geliebte von Jeremy Harper ist, unterstützt der attraktive Millionär sie nach dem Bankrott des Vaters finanziell. Kein Opfer – im Gegenteil! Jeremys heißer Kuss nachts am Strand ist himmlisch. Aber leider hat er sich geschworen, niemals zu heiraten …

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Seitenzahl: 612

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Charlene Sands, Maureen Child, Katherine Garbera

BACCARA WEEKEND BAND 50

IMPRESSUM

BACCARA WEEKEND erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/82 651-370 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Neuauflage 2025 in der Reihe BACCARA WEEKEND, Band 50

© 2008 by Charlene Swink Originaltitel: „The Corporate Raider’s Revenge“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1527

© 2007 by Maureen Child Originaltitel: „Seduced by the Rich Man“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Gabriele Ramm Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1503

© 2007 by Katherine Garbera Originaltitel: „Six-Month Mistress“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Eleni Nikolina Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1496

Abbildungen: Harlequin Books S.A., Teerapat / AdobeStock, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2025 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751531030

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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Charlene Sands

Küss mich noch mal!

1. KAPITEL

Elena Royal hatte sich gerade ihren zweiten Sex on the Beach bestellt, als ihr die Ironie der ganzen Situation bewusst wurde.

Sex on the Beach?

Genau das hatte sie sich von ihren Flitterwochen auf Hawaii versprochen. Stattdessen saß sie hier allein in der lauen Abendluft an der Bar des „Wind Breeze Resort“. Die Palmwedel über ihr raschelten leise im warmen Sommerwind. Als Elena sich verstohlen umsah, bemerkte sie jede Menge anerkennende Blicke der umsitzenden Männer. Aber was nützte ihr das? Seufzend wandte sie sich ihrem Drink zu, den der Barmann gerade gebracht hatte.

Eigentlich sollte sie längst verheiratet sein.

Und zwar mit Justin Overton, diesem Schuft, der in seiner Rolle als Liebhaber leider nur allzu überzeugend gewesen war. Dabei hatte er durch eine Heirat mit ihr nur seiner finanziellen Misere entgehen wollen. Als sie, leider erst an ihrem Hochzeitstag, herausfand, dass er sie nach Strich und Faden belogen hatte, hatte sie umgehend ihre Sachen gepackt. Ohne weitere Erklärungen war sie verschwunden – genau eine Stunde, bevor die Hochzeitsgäste eintreffen sollten.

Ja, sie hatte Justin sozusagen vor dem Altar stehen lassen, und in ihr war etwas auf immer zerbrochen: ihr Herz. Sie war nicht mehr die fröhliche junge Frau von sechsundzwanzig, die an die große Liebe glaubte. Ihr Selbstbewusstsein hatte einen gehörigen Schlag erlitten, und einstweilen hatte sie nicht die geringste Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Also war sie nach Maui geflogen und hatte sich in diesem versteckt gelegenen Resort eingemietet. Hier würde sie hoffentlich niemand als die Tochter von Nolan Royal erkennen, der die größte Hotelkette im Westen der USA besaß. Sie musste für eine Zeit verschwinden, brauchte Ruhe und Frieden, um zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Inzwischen war sie schon drei Wochen hier und verbrachte ihre Zeit mit Schwimmen, Lesen und Ausspannen.

Es machte sie wahnsinnig.

Der Mond, der jetzt um Mitternacht ziemlich hoch am Himmel stand, spiegelte sich in dem großen Pool nicht weit vom Strand. Die Wellen brachen sich sanft am Ufer und waren nur als leises Rauschen zu hören. Elena nahm noch einen Schluck. Sollte sie sich noch einen Drink bestellen oder lieber in ihr einsames Cottage zurückkehren? Jetzt im Juni war die Luft warm, schwer und feucht, und Elena genoss die leichte Brise, die vom Meer herüberwehte.

„Möchten Sie noch einen?“, fragte der Bartender und warf den Männern, die noch an der Bar saßen, einen scharfen Blick zu. Joe hatte sehr schnell gemerkt, dass Elena nicht zu den Frauen gehörte, die hier jemanden für die Nacht aufreißen wollten, und fühlte sich als ihr Beschützer.

„Lieber nicht“, meinte sie lächelnd.

Als sie ein lautes Klatschen hörte und aus dem Augenwinkel sah, dass das Wasser im Pool hoch aufspritzte, wandte sie sich um.

Im hellen Mondlicht erkannte sie, wie der Schwimmer tief abtauchte und dann langsam wieder hochkam. Sein nasses schwarzes Haar klebte ihm am Kopf wie eine Schwimmkappe, und als er es zurückstrich, fielen ihr seine muskulösen Arme und breiten Schultern auf.

Elena konnte gar nicht anders, als ihn anzustarren, und wurde knallrot, als er ihren Blick erwiderte. Er hatte tiefdunkle Augen und schaute sie unverwandt an. Ihr Herzschlag raste, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.

Aber dann lächelte sie.

Doch er gab das Lächeln nicht zurück, sondern hob nur ganz sacht eine Augenbraue.

Schließlich stieg er aus dem Becken – mit einer Geschmeidigkeit, die sie einem so großen Mann nie zugetraut hätte. Elena konnte den Blick einfach nicht von ihm lösen, als er jetzt die Wassertropfen von den Armen abstreifte, den Kopf heftig schüttelte und sich dann ein Handtuch um die Hüften wand. Wieder sah er sie mit glitzernden Augen an, und sie wünschte sich sehnlichst, er möge sie ansprechen. Wie bitte? Hatte sie sich nicht felsenfest vorgenommen, für die nächsten zehn Jahre von Männern die Finger zu lassen?

Wie hatte sie all diese Lügner und Betrüger satt. Sie schworen ewige Liebe und Treue und hatten es doch nur auf ihr reiches Erbe abgesehen. Am geschicktesten war Justin gewesen. Er hatte ihr alles Mögliche vorgemacht, und sie war hingerissen gewesen von seinem Charme und seinem Gefasel von immerwährender Liebe. Bis ihr Vater ein paar Nachforschungen angestellt hatte.

In kürzester Zeit hatte er herausgefunden, dass Justin Overton gar nicht der hochkarätige Finanzberater war, der er vorgab zu sein, als sie ihn vor einem halben Jahr in Europa kennengelernt hatte. Sondern dass er noch nicht einmal seine Collegeausbildung zu Ende gemacht hatte und so gut wie bankrott war.

Wieder warf sie einen Blick auf den Pool. Der geheimnisvolle Fremde war verschwunden, einfach so. Schade. Aber wahrscheinlich war es besser. Wenigstens hatte ihre spontane Reaktion bewiesen, dass sie innerlich noch nicht völlig abgestorben war.

„Ist irgendetwas, Miss?“, fragte Joe, während er Gläser polierte, und warf ihr einen besorgten Blick zu.

„Nein, Joe, alles in Ordnung“, sagte sie schnell und lächelte ihn an. Das fiel ihr nicht ganz leicht, denn ihr war gerade wieder eingefallen, dass der vermutlich einzige Sex on the Beach, den sie heute Nacht genießen würde, sich in diesem Glas befand.

Die Mischung aus Pfirsichlikör, Wodka und Fruchtsaft war wohl doch zu viel für sie gewesen. Elena stöhnte leise und massierte sich die Schläfen. Sie war in Bezug auf Alkohol normalerweise sehr vorsichtig und hatte mit Cocktails nur wenig Erfahrung. Allenfalls trank sie ein Glas trockenen Weißwein oder kalten Champagner. Nach den zwei Cocktails jedoch schien ein lautstarker Presslufthammer in ihrem Kopf am Werk zu sein.

Sie saß auf einem gestreiften Liegestuhl am Privatstrand des Resorts, einen Becher schwarzen Kaffee neben sich, und schaute aufs Meer. Zwar trug sie eine sehr dunkle Sonnenbrille, aber die Sonne war so gleißend, dass sie trotzdem die Augen zusammenkneifen musste. Wenn es in ihrem Kopf nur nicht so gehämmert hätte. Langsam schloss sie die Augen und hoffte, dass die kühle Meeresbrise ihr guttun würde.

„Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich neben Sie setze?“, fragte eine tiefe Männerstimme. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie ein Liegestuhl neben sie gezogen wurde. Ruckartig hob sie den Kopf. Autsch!

Da stand der geheimnisvolle Fremde und lächelte auf sie herunter. Wegen der dunklen Sonnenbrille konnte sie seine Augen nicht erkennen. Sein schwarz-grünes Hawaiihemd stand offen, dazu trug er schwarze Shorts. Sie hatte sich nicht geirrt, er hatte tatsächlich einen höchst beeindruckenden Körper.

„Der Strand ist für jeden da“, sagte sie und hob den Kaffeebecher an die Lippen.

Er setzte sich und streckte die langen sonnengebräunten Beine weit von sich. „Über den Blick kann man sich wirklich nicht beschweren“, meinte er mit einem Lächeln.

Sie nickte und richtete die Augen wieder auf den Horizont. Oder meinte er gar nicht den Meeresblick? War das ein Kompliment gewesen? Sie wandte sich zu ihm, aber seine Miene verriet nichts.

„Danke, dass ich hier sitzen darf“, sagte er leise. „Ich heiße übrigens Ty.“

„Und ich El… ich meine, Laney“, sagte sie schnell. Gut, dass er sich nur mit dem Vornamen vorgestellt hat, dachte sie, dann brauchte auch sie ihren Nachnamen nicht preiszugeben. Und selbst ihren wirklichen Vornamen kannte er jetzt nicht, denn Laney nannten sie nur ihr Vater und einige wenige sehr gute Freunde aus der Kindheit. Wieder nahm sie einen Schluck von ihrem Kaffee.

„Wohl etwas zu viel Sex on the Beach gestern Nacht, was?“

Wie er das Wort Sex aussprach, trieb ihr die Röte in die Wangen. Ty war der attraktivste Mann, der ihr je über den Weg gelaufen war, dazu noch diese tiefe weiche Stimme …

„Ja, ich habe zu viel getrunken gestern. Und, falls Sie es anders gemeint haben, das geht Sie gar nichts an.“

„Ich habe es nicht anders gemeint“, sagte er schnell. „Ich habe Sie nur gestern an der Bar gesehen.“

„Ich bin nichts gewohnt.“

Er schmunzelte, und ein paar Sekunden lang sah er nicht mehr geheimnisvoll, sondern ganz normal aus. „Langweilen Sie sich?“

„Gestern ja“, sagte sie. „Doch ich bin ja schließlich nach Maui gekommen, um zu entspannen und mal nichts zu tun.“

„Aber das bekommt Ihnen nicht besonders?“

Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. „Offenbar nicht.“

Er lehnte sich zurück und betrachtete die Wellen, die an den Strand schlugen. „Meine Sache ist das Nichtstun auch nicht. Da sind wir uns wohl ähnlich.“

„Sieht so aus. Sind Sie hier auf Urlaub?“ Ob er wohl allein gekommen war? Aber eigentlich war das auch ganz egal. Sie wollte doch nur ein wenig Konversation machen, oder?

„Irgendwie schon.“ Er zuckte kurz mit den Schultern. „Das heißt, ich habe auch geschäftlich auf Maui zu tun. Wenn ich hier bin, steige ich immer im ‚Wind Breeze ab‘.“

Elena lehnte sich zurück und schloss die Augen. Endlich konnte Ewan Tyler sie in aller Ruhe von oben bis unten betrachten. Mann, sie war wirklich eine Schönheit. Er brauchte nur an ihre rauchblauen Augen zu denken, mit denen sie ihn gestern Nacht fast verschlungen hatte, und schon raste sein Puls wie verrückt. Als er aus dem Pool gestiegen war und sich umwandte, saß da diese aufregende Blonde und sah ihn mit begehrlichen Augen an. Dabei schien sie nicht zu ahnen, wie sehr sie auf einen Mann wirken musste, und das hatte ihn noch mehr angetörnt.

Doch dann hatte er sie erkannt.

Elena Royal.

Er hatte ein paar Fotos von ihr, der reichen Erbin, in der Zeitung gesehen. Als ihre Hochzeit platzte, hatte selbst sie, die sich normalerweise aus der Klatschpresse heraushielt, sich die Reporter nicht vom Hals halten können.

Nolan Royal, Ewans schärfster Konkurrent im Hotelbusiness, hatte nur diese eine Tochter, die ein möglichst unauffälliges Leben führte. Wahrscheinlich war sie hier nach Maui geflüchtet, um sich von dem Skandal zu erholen. Denn der war nun wirklich nicht zu vermeiden gewesen, als sie ihren Zukünftigen hatte sitzen lassen. Ganz L. A. war in Aufruhr gewesen, aber Nolan war es ziemlich schnell gelungen, die Presse zum Schweigen zu bringen. Wahrscheinlich war da so einiges an Bestechungsgeldern geflossen.

Geld hatte immer noch die stärkste Überzeugungskraft. Und Ewan bewunderte Nolan Royal beinahe, dass er es schaffte, die Medien aus dem Leben seiner Tochter herauszuhalten.

Aber nur beinahe.

Denn seit Nolan Royal durch ein ziemlich mieses Manöver Ewan ein großes Geschäft vermasselt hatte, war er auf Royal senior ausgesprochen schlecht zu sprechen. Immerhin hatten die Vorbereitungen für den Deal fast zwei Jahre gedauert. Es ging um die Übernahme einiger sehr lukrativer Hotels, und dass Nolans hinterhältige Taktik erfolgreich gewesen war, wurmte Ewan bis heute. Leider hatte der alte Fuchs sich sehr geschickt abgesichert, sodass ihm nichts nachgewiesen werden konnte.

Aber das würde er büßen!

Ewan wollte ihn dafür bluten lassen.

Er wandte sich zu Elena um, deren knallroter Bikini ihre vollen Brüste perfekt zur Geltung brachte. „Wollen Sie etwas gegen die Langeweile tun?“

Offenbar war sie interessiert, denn sie hob fragend die fein gezeichneten Augenbrauen. Ihre Augen verbarg die dunkle Sonnenbrille. „Was haben Sie denn vorzuschlagen?“, fragte sie.

Er stand auf und zog sich schnell das Hemd und die Shorts aus. Dann streckte er die Hand aus. „Kommen Sie. Wir gehen schwimmen.“

Die Bewegung im erfrischenden Wasser tat Elena gut, und wie selbstverständlich schloss sich daran ein Lunch mit Ty an. Das Restaurant, das er aussuchte, war sehr gut besucht, aber irgendwie schaffte er es, einen Tisch in der Ecke zu organisieren. Von dort aus hatten sie einen schönen Blick auf das alte Städtchen Lahainao, durch dessen enge Gassen sich Touristenmassen schoben.

Ty hatte ihr versichert, dass sie sich nicht langweilen würde, und er hatte sein Versprechen gehalten. Sie liebte es, Menschen zu beobachten – der Hauptgrund dafür, dass sie in Europa einige Kurse besucht hatte mit dem Ziel, Fotojournalistin zu werden. Menschen waren immer noch die besten Motive, und seit ihr Vater ihr zu ihrem zwölften Geburtstag die erste teure Kamera geschenkt hatte, lichtete sie alles ab, was ihr vor die Linse kam.

Eigentlich wollte sie nur einen Hühnersalat, aber Ty überredete sie, doch einmal etwas Neues auszuprobieren. Also bestellte sie Kahuna, eine Art Hamburger mit scharfer Teriyakisoße und gegrillter Ananas, was sehr gut war. Ty biss mit Appetit in sein Sandwich mit geschnetzeltem Schweinefleisch, Kohlsalat und gedünsteten Zwiebeln, auch das eine Spezialität des Hauses.

Nach dem Lunch schlenderten sie die Front Street entlang und sprachen über dies und das. Elena war froh über ihre schweigende Übereinkunft, sich nicht über persönliche Themen zu unterhalten, denn sie wollte ihr Inkognito wahren. Sie genoss den unbeschwerten Ton des Gesprächs. Ty war sehr amüsant und voll Überraschungen, dabei witzig und aufmerksam. Als sie schließlich die Lobby des „Wind Breeze Resorts“ wieder erreicht hatten, beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte. „Ich bin gespannt, ob Sie den Mut haben, heute Abend mit mir essen zu gehen.“

Sollte sie? Sie zog unentschlossen die Augenbrauen zusammen. Eigentlich war sie doch nicht wegen eines Ferienflirts hergekommen, sondern um den Medien und ihren quälenden Erinnerungen zu entgehen. Wenn sie nach der geplatzten Hochzeit in Los Angeles geblieben wäre, hätte sie sich nie davon lösen können. Zwar gehörte sie zu den Menschen, die immer aktiv waren, dennoch hatten die Ereignisse der letzten Wochen ihr Energie und Lebensfreude genommen. Hier hoffte sie zur Ruhe zu kommen und ihre seelischen Verletzungen heilen zu können. Aber würde andererseits ein wenig Ablenkung nicht guttun?

Sie warf einen Blick auf den attraktiven Mann neben sich. „Nur unter der Bedingung, dass ich nicht wieder so was Superscharfes probieren muss.“ Sie grinste. „Mein armer Mund brennt jetzt noch wie Feuer.“

Sofort richtete er den Blick auf ihre Lippen. „Natürlich nicht. Sie können essen, was Sie wollen.“ Dann senkte er die Stimme wieder zu einem verführerischen Flüstern. „Allerdings kann ich Ihnen nicht versprechen, dass Ihr Mund so ganz … davonkommen wird.“

Elena überlief ein heißes Kribbeln. Etwas Besseres als Ty konnte ihrem angeschlagenen Selbstbewusstsein gar nicht passieren. Warum sollte sie nicht mit diesem interessanten Mann essen gehen? Und warum sollte sie sich nicht auch auf etwas mehr einlassen? Ihr ganzes Leben lang hatte sie getan, was man von ihr erwartete, aber was hatte ihr das gebracht?

Natürlich hatte ihr Vater es nur gut gemeint, als er sie überredet hatte, nach dem College in sein Unternehmen einzutreten. Weil sie aber eigentlich Fotojournalistin hatte werden wollen, spendierte er ihr einen dreimonatigen Aufenthalt in Europa. Mit dem Hintergedanken, dass sie Abschied von ihrem „Spleen“ nehmen würde, wie er ihr Interesse an der Fotografie nannte. Durch ganz Europa war sie mit ihrer Kamera gereist und hatte jede Minute unendlich genossen. Bis sie eines Tages in einem kleinen französischen Café Justin Overton begegnet war.

Justin hatte sie mit seinem Charme im Nu bezaubert. Mein Gott, war sie naiv gewesen! Er erzählte ihr, dass er sie schon von Kalifornien her kenne, dass er ihr gefolgt sei und wie sie die Fotografie liebe und die hinreißenden französischen Landschaften. Sie schienen so vieles gemeinsam zu haben, und es dauerte nicht lange, bis Elena sich Hals über Kopf in Justin Overton verliebt hatte. Kurz danach verlobten sie sich.

Elena glaubte, Justin genau zu kennen, und war empört, als ihr Vater seinetwegen Nachforschungen anstellen ließ. Aber leider stellte sich nur zu schnell heraus, dass ihr Verlobter es ausschließlich auf ihr Geld abgesehen hatte und nichts von dem stimmte, was er ihr vorgegaukelt hatte.

Er hatte sie belogen, hatte ihr das Herz gebrochen und sie vor der ganzen Welt lächerlich gemacht. Das würde ihr nicht wieder passieren, erst recht nicht mit diesem attraktiven Fremden, der sich heute am Strand an sie herangemacht hatte. Dank Justin hatte sie ihren naiven Glauben in die Männer verloren und würde aufpassen, dass sich so etwas auf gar keinen Fall wiederholte.

Aber was sprach dagegen, sich ein wenig zu amüsieren? Anstatt sich in ihre Schmollecke zurückzuziehen und sich mit einem Krimi in ihrem Cottage zu verkriechen? Sondern den Rest ihrer Zeit hier zu genießen – und zwar je heißer der Mann, desto besser.

„Wenn Sie verheiratet oder verlobt sind, dann gnade Ihnen Gott!“, sagte sie, nur halb im Scherz.

Ty lachte laut los. „Gebunden? Ich? Nur über meine Leiche. Ich bin ein überzeugter Junggeselle, das kann ich Ihnen versprechen.“

„Gut. Dann werde ich mit Ihnen heute Abend essen gehen.“

Er sah kurz auf seine Armbanduhr, dann warf er Elena einen vielversprechenden Blick zu. „Ich hole Sie um acht Uhr ab. Wir werden viel Spaß miteinander haben. Sofern Sie Ihr Mut nicht verlässt“, fügte er mit einem verführerisch frechen Lächeln hinzu. Dann drehte er sich um und ließ sie stehen, ohne sie ein einziges Mal berührt zu haben. Doch der Ausdruck in seinen Augen hatte sehr deutlich gemacht, dass sich das in ein paar Stunden ändern konnte.

Und nur für einen Augenblick überlegte Elena, ob sie wirklich mit ihm essen gehen sollte.

„Versuch, so viel du kannst über Elena Royal herauszufinden, Brock. Ich brauche alles, was du kriegen kannst, am besten noch vorgestern.“ Ewan war auf dem Weg zur Westspitze der Insel und telefonierte mit seinem Bruder. Er wollte sich das „Hotel Paradise“ ansehen, das heruntergekommen war, aber einen guten Gewinn versprach, wenn man es wieder herrichtete.

„Elena Royal? Von der hört und sieht man doch so gut wie nie etwas. Das heißt, jetzt nach dem Skandal mit der Hochzeit, die nie stattfand, da hat man ein bisschen was über sie gelesen. Was willst du denn von der?“, fragte Brock.

„Sie ist hier auf der Insel. Wir sind uns gestern begegnet, und sie hat keine Ahnung, wer ich bin.“

„Na und?“

„Na und? Das fragst du noch? Sie ist Nolan Royals einziges Kind und hat in den vergangenen Jahren immer mal wieder für ihn gearbeitet.“

„Und sie sieht richtig gut aus. Irgendwo habe ich mal ein Bild von ihr gesehen. Aber was soll das Ganze?“

„Sie weiß sicher über den Laden ihres Alten ziemlich genau Bescheid. Falls er Probleme mit seiner Hotelkette hat, muss ich das unbedingt wissen. Und genau das will ich in der Zeit hier auf Maui herausfinden.“

„Okay, ich werde tun, was ich kann. Auch wenn ich ehrlich gesagt ein bisschen sauer bin. Ich sitze hier im Büro bis über die Ohren im Papierkram, und du amüsierst dich da auf der Insel mit einer schönen Frau.“

Ewan bog von der Straße ab und parkte den geliehenen Porsche vor einem etwas verkommen aussehenden Hotel. Dafür war die Lage gut und der Blick fantastisch. Musste gründlich renoviert werden. Aber natürlich sollte er eine sehr genaue Schätzung machen lassen, bevor er ein Angebot abgab, um es in die „Tempest“-Kette aufzunehmen – das Hotelunternehmen der Tylers.

„Irgendjemand muss es ja tun“, sagte er und seufzte theatralisch. Insgeheim aber musste er grinsen, wenn er sich seinen jüngeren Bruder am Schreibtisch vorstellte. Brock hasste nichts mehr als Büroarbeit. „Glücklicherweise fällt es mir leicht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Arbeit und Vergnügen, ich habe an beidem Spaß.“

„Du weißt doch, dass es seit einiger Zeit eine Menge Gerüchte gibt, was die ‚Royals‘ betrifft.“

„Ja. Und ich werde herausfinden, ob da etwas dran ist. Also ruf mich an, wenn du Näheres weißt.“

Ewan steckte das Handy wieder in die Tasche und stieg aus. Keiner kam ihm entgegen, um das Auto zu parken. Nicht gut. Das musste er sich merken. Er öffnete die Tür, hinter der der Besitzer bereits auf ihn wartete, um ihm das Hotel zu zeigen.

Kurz vor sechs war Ewan wieder zurück in seinem Cottage, hatte geduscht und sich fürs Dinner umgezogen. Außerdem hatte Brock ihn in der Zwischenzeit mit allen möglichen Informationen über Elena Royal versorgt.

Ewan musste zugeben, dass ihr ziemlich übel mitgespielt worden war. Ihr Fast-Ehemann war ein übler Typ, dem es fast gelungen war, sich ins gemachte Nest zu setzen. Glücklicherweise war Nolan misstrauisch gewesen und hatte gegen den Willen seiner Tochter Erkundigungen über ihren zukünftigen Ehemann eingezogen, gerade noch zur rechten Zeit.

Ewan zog sich die graue Seidenkrawatte zurecht, fuhr sich mit den Fingern einmal durchs kräftige dunkle Haar und nahm ein paar Kondome aus der Nachttischschublade, die er in der Jackentasche verschwinden ließ. Man konnte ja nie wissen. Noch nie war ihm eine Frau begegnet, die ihn so anmachte wie Elena Royal, und er war fest entschlossen, jede mögliche Gelegenheit zu nutzen. Die junge Dame war intelligent, hatte einen schnellen Witz und einen ungewöhnlichen Sinn für Humor. Ewan würde schon dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr langweilte.

Um Punkt acht klopfte er an die Tür ihres Cottage. Als sie die Tür öffnete, machte er große Augen und brachte mit einem Mal kein Wort heraus.

Sie sah schlichtweg umwerfend aus.

Leise stieß er einen anerkennenden Pfiff aus. „Donnerwetter …!“

„Danke“, sagte sie und verbeugte sich graziös, sodass ihr das lange blonde Haar über die Schultern fiel. Und nicht nur das, der fließend weiche Stoff ihres kleinen Schwarzen ließ einen tiefen Einblick zu. Ewan wurde der Mund trocken. Das hautenge Kleid endete kurz über dem Knie und entblößte lange makellose Beine. Durch die eleganten schwarzen Stilettos wirkte Elena außerdem größer, als er sie in Erinnerung hatte.

„Kommen Sie doch herein, ich muss nur eben noch meine Tasche holen“, sagte sie und wandte sich um. Ewan starrte hinter ihr her. Der Rückenausschnitt reichte fast bis zur Taille, der kleine feste Po wiederum war fest umspannt von dem schwarz glänzenden Stoff.

Er trat ein, ohne Elena aus den Augen zu lassen. „Nicht schlecht“, sagte er.

„Ja, ich fühle mich hier eigentlich auch ganz wohl“, sagte sie und griff nach einer schmalen Abendtasche. Sie drehte sich um. „Schließlich wohne ich hier schon beinahe einen Monat.“

„Bei dem Kleid, das du anhast, muss dir doch klar sein, dass ich nicht den Raum meine“, meinte er leise.

„Oh.“ Sie schien geschmeichelt, aber auch ein wenig nervös zu sein. „Danke.“

Ihr war eine Röte in die Wangen gestiegen, die Augen jedoch sahen ihn erwartungsvoll an. Eine unwiderstehliche Mischung, fand Ewan. Langsam ging er auf sie zu. „Okay, dann wollen wir das mal hinter uns bringen.“

„Was?“

Offenbar hatte sie wirklich keine Ahnung, was er vorhatte, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. „Das hier.“ Er legte die Arme um sie, neigte den Kopf und drückte seinen Mund auf ihre weichen Lippen. Ein leises überraschtes Stöhnen, dann schmiegte sie sich an ihn und erwiderte den Kuss.

Diese Reaktion hatte Ewan nicht erwartet, was ihn nur noch mehr erregte. Sein Kuss wurde fordernder, und sie legte ihm die Arme um den Nacken und öffnete leicht die Lippen. Sein Körper reagierte sofort und eindeutig. Er drang mit der Zunge vor, wobei er sich fragte, ob ihre Schüchternheit gespielt war oder echt. Doch egal, sie lag in seinen Armen und fühlte sich einfach verdammt gut an.

Kurz löste er sich von ihrem Mund und sah ihr in die klaren blauen Augen. „Wenn ich nicht versprochen hätte, mit dir zum Essen zu gehen, dann würden wir diesen Raum nicht verlassen, Laney.“

Sie warf ihr duftendes Haar zurück und lächelte. „Nur gut, dass du mir ein Dinner versprochen hast. Und ich liebe Männer, die ihre Versprechen halten.“

„Ich habe dir auch versprochen, dass du dich nicht mehr langweilen wirst.“

Sie atmete vorsichtig aus und nahm die Arme herunter. „Bisher ist dir das ja ganz gut gelungen. Ich bin gespannt auf weitere Überraschungen, Ty.“

Wieso Ty? Für einen Moment hatte Ewan ganz vergessen, weshalb er vorhatte, die reiche Erbin mit dem gebrochenen Herzen zu verführen. Ohne ihr zu sagen, wer er wirklich war, wollte er versuchen herauszufinden, wie es wirklich um die „Royal“-Hotels stand. War Nolan Royal in Schwierigkeiten?

Er strich ihr noch einmal kurz mit den Lippen über den Mund, dann nahm er sie bei der Hand und führte sie aus dem Cottage. Eine Minute länger, und sie wären im Bett gelandet.

Laney überraschte ihn, und das passte ihm im Grunde überhaupt nicht. Denn er hasste Überraschungen. Nichts durfte seiner Kontrolle entgleiten, nicht sein Unternehmen, nicht sein eigenes Leben oder die Menschen, mit denen er umging. Dass er auf Laney nicht nur sexuell reagierte, sondern sie ihn auch als Mensch interessierte, ärgerte ihn. Denn es lenkte ihn von dem ab, was er einzig und allein von ihr wollte.

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2. KAPITEL

Laneys Lippen brannten, aber diesmal nicht von dem scharfen Essen, sondern von Tys Küssen. Aber was genau hatte die Frage bedeuten sollen, ob sie den Mut habe, mit ihm essen zu gehen?

Der warme Fahrtwind strich ihr durchs Haar, sie atmete tief durch und genoss das ungewohnte Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Dennoch musste sie immer an die Ermahnungen ihres Vaters denken.

Sei bescheiden in deinen Wünschen, dann kannst du nie enttäuscht werden.

Ohne dass es ihr richtig bewusst war, war sie einsam gewesen und niedergeschlagen. Sie hatte sich immer wieder einzureden versucht, sie sei über die Sache mit Justin hinweg. Und dennoch hatte sie sich unbewusst danach gesehnt, dass sie irgendetwas oder irgendjemand aus ihrer Trübsal erlösen würde.

Und nun war wie aus heiterem Himmel dieser geheimnisvolle Mann aufgetaucht, und plötzlich fühlte Elena sich so quicklebendig wie schon lange nicht mehr. Sie war energiegeladen, und ihre Haut prickelte vor Erregung. Genau das hatte sie sich gewünscht, und sie dachte nicht im Traum daran, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Denn das war ihr schlagartig klar geworden, als Ty sie geküsst hatte: So kam sie am besten über das hinweg, was geschehen war.

In zwei Tagen würde sie wieder abreisen und erst mal zu ihrem Vater fahren. Da sie sein einziges Kind war, wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass Elena nicht nur lernte, wie das Unternehmen zu führen war, sondern dass sie es genauso liebte wie er. Nur wusste Laney, dass das nie der Fall sein würde, und hatte ständig ein schlechtes Gewissen deshalb. Sie hatte es wirklich versucht, aber sie konnte für die Unternehmensführung keine Leidenschaft entwickeln. Nicht, wenn sie eine Kamera dabeihatte und unzählige Motive lockten.

Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Sie wollte den Augenblick genießen mit einem Mann, der offenbar genau wusste, was er tat.

Ty fuhr mit ihr zu einem kleinen Restaurant am Meer. Er hatte einen Tisch auf der oberen Terrasse bestellt, und sie aßen direkt unter dem Sternenhimmel. Die Nacht war warm und schwül, und das Geräusch der Wellen, die im ewig gleichen Rhythmus an den Strand schlugen, hatte etwas Beschwörendes, das Elenas Herz schneller schlagen ließ. Ty war sehr aufmerksam, reichte ihr die Platte mit einer exquisiten Auswahl von Meeresfrüchten und achtete darauf, dass ihr Champagnerglas nie leer war.

Nach dem Essen besuchten sie eine Aufführung von hawaiianischen Tänzern. Der Rhythmus der Trommeln und die geschmeidigen Bewegungen der jungen Männer versetzten Elena in einen Zustand erwartungsvoller Erregung. Immer wenn sie einen Schluck Champagner trank, sah sie Ty kurz an. Und immer fand sie seinen Blick auf sich gerichtet, dunkel vor Verlangen.

Nach der Show spielte eine kleine Band langsame Tanzmusik, und Ty stand auf und streckte die Hand aus. „Tanz mit mir.“

Laney nahm seine Hand und folgte ihm auf die Tanzfläche. Wie kräftig sein Griff war. Wenn sie mit ihm zusammen war, vergaß sie alle trüben Gedanken und lebte nur im Augenblick.

Als er sie in die Arme zog, hätte sie beinahe das Gleichgewicht verloren. Vertrauensvoll ließ sie sich gegen ihn fallen und genoss, wie fest er sie an sich drückte. Er war erregt, das spürte sie genau. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und überließ sich vollkommen seiner Führung.

„Ich habe mich so danach gesehnt, dich in meinen Armen zu halten“, flüsterte er ihr ins Ohr.

„Ich auch.“

Sanft küsste er sie auf den Hals, das Ohr, dann auf die Schläfe … Seine Hände lagen auf ihrem Po. Ty drückte sie an sich, während er sich mit ihr in einem Rhythmus wiegte, der mehr von ihren Körpern als von der Musik bestimmt wurde.

„Wie lange bleibst du noch auf der Insel?“, fragte er leise und strich ihr mit den Lippen kurz über den Mund.

„Nur noch zwei Tage.“

„Und wo bist du danach?“

„Zu Hause, bei meinem Vater. Wie lange bleibst du noch?“

„Ich habe mich gerade entschlossen, noch zwei Tage länger zu bleiben“, sagte er und grinste.

Glühend heiß durchfuhr es sie. Er wollte noch bleiben! Ihretwegen! „Und dann?“

„Ich habe einen vollen Terminkalender. Aber in diesem Moment könnte ich nicht sagen, was als Nächstes dran ist.“

Einerseits wollte Elena möglichst viel über diesen Mann erfahren, von dem sie kaum mehr wusste als seinen Namen. Andererseits erinnerte sie sich an ihren Schwur, sich nie wieder ernsthaft mit einem Mann einzulassen, und war beinahe froh, dass sie nichts über ihn wusste. Sie würde nehmen, was er ihr bot, und dann mit hoffentlich schönen Erinnerungen zu ihrem Vater zurückkehren, in die Wirklichkeit.

Jeden Tag hatte er sie angerufen, voller Sorge um sein einziges Kind, und versuchte mit allen Mitteln, sie zur Rückkehr zu bewegen. Schließlich hatte sie nachgegeben. Vielleicht sollte sie jetzt endlich den Mut haben, der Wirklichkeit ins Auge zu sehen. Zu lange hatte sie sich schon vor der Welt verborgen. Das meinte auch ihr Vater. Und in diesem Fall gab sie ihm ausnahmsweise recht.

Laney sah Ty an. Er war sicher ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, in welchem Bereich auch immer. Im „Wind Breeze Resort“ stiegen eigentlich nur sehr wohlhabende Gäste ab. Und jemand, der in einem begehrten Restaurant kurzfristig einen Tisch reservieren konnte, musste einen gewissen Einfluss haben.

Aber so genau wollte sie es gar nicht wissen. Sie wollte sich ganz dem Augenblick hingeben, hier in Tys Armen, wollte sein Verlangen spüren und nicht an die Zukunft denken. Dass sie wortlos übereingekommen waren, sich nicht gegenseitig auszufragen, war ihr nur recht.

Nach ein paar weiteren Tänzen, die sie beide nur noch stärker erregten, verließen sie das Restaurant. Laney nahm an, dass sie sofort zum Resort zurückfahren würden, aber Ty hatte offenbar etwas anderes vor. Er fuhr weiter die Küste hoch und führte Laney in einen verräucherten Jazzclub.

Augenscheinlich nahm er sein Versprechen sehr ernst, ihre Langeweile zu vertreiben. Sie tranken einen Cappuccino und hörten einem Saxophonspieler zu.

Ty hatte den Arm um Laneys Stuhllehne gelegt. Hin und wieder beugte er sich zu ihr und drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Nacken, schob die Hand in ihr Haar oder streichelte ihren Arm. Diese kleinen Liebkosungen fühlten sich so natürlich und so richtig an … und blieben nicht ohne Wirkung. Im Gegenteil, jede Berührung steigerte ihre Sehnsucht, bis sie kurz davor war, ihn stürmisch zu küssen.

Sie begehrte ihn. Doch als sie sich zu ihm umwandte, wollten ihr die Worte nicht über die Lippen kommen. So mutig war sie denn doch nicht. Noch nicht.

Er lächelte, als wüsste er genau, was in ihr vorging. „Wollen wir gehen?“ Es war keine Frage, denn er stand sofort auf, legte ein paar Geldscheine auf den Tisch, nahm ihre Hand und zog Laney hoch. Er wusste genau, was sie wollte.

Und er würde ihr jeden Wunsch erfüllen.

Beinahe hätten sie alles um sich herum vergessen und sich leidenschaftlich geliebt, mitten auf dem Parkplatz vor dem Jazzclub. Denn als sie vor dem Auto standen, hatte Ty sich plötzlich zu Laney umgedreht, sie an sich gerissen und wie besinnungslos geküsst.

Dabei hatte er sie verlangend gestreichelt, fast überall. Und sie hatte seine Küsse mit dem gleichen Hunger erwidert und sich an ihn geschmiegt, als könne sie es nicht ertragen, dass auch nur ein Millimeter Luft zwischen ihren Körpern war.

Dann war plötzlich ein Mann vom Sicherheitsdienst aufgetaucht, und beide hatten voneinander abgelassen und sich leicht verlegen die Kleidung gerichtet. Während der Fahrt zum Resort schwiegen sie. Ty versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren. Wenn er Laney jetzt auch nur berührte, war ein Unfall unausweichlich, das wusste er.

Sie hielt sich ebenso zurück, obwohl sie sich schon so weit vorgewagt hatte, dass es fast egal war.

Wenige Minuten später stand sie vor der Tür ihres Cottage und sah Ty an. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Noch nie hatte sie einen Mann so begehrt, nicht so unbedingt und vorbehaltlos. Sie war alles andere als ein „Partygirl“, und vor dem Skandal mit Justin war sie auch so gut wie nie in den Klatschblättern aufgetaucht, die sich mit „den Reichen und den Schönen“ beschäftigten. Nach Maui war sie gekommen, um wieder zu sich selbst zu finden. Und nun stand sie vor diesem Mann und konnte einfach nicht von ihm lassen.

„Normalerweise ist das nicht mein Stil …“, fing sie langsam an.

Er neigte den Kopf und küsste sie kurz auf den Mund. „Dann sag mir, dass ich gehen soll, Laney. Ich komme morgen wieder, egal wie du dich jetzt entscheidest.“

Dass er ihr die Wahl ließ, gefiel ihr – obwohl die Entscheidung eigentlich längst feststand. Sie tat zwei Schritte rückwärts, stieß dabei die Tür auf, griff nach Tys Krawatte und zog ihn hinein.

Er schob die Tür mit dem Fuß zu, drückte Laney dagegen und küsste sie, bis sie nicht mehr wusste, wo sie sich befand. Ihre Instinkte schienen allerdings noch zu funktionieren, denn sie schaffte es, ihm das Jackett auszuziehen und die Krawatte zu lockern, während er ihr die dünnen Träger über die Schultern schob und das Kleid abstreifte. Als sie die Augen öffnete und zu Atem kam, stand sie fast nackt, nur mit einem String-Tanga bekleidet, vor ihm.

Auch er war nackt bis zur Taille, sein sonnenbrauner Oberkörper so ebenmäßig muskulös wie der einer griechischen Statue. Lächelnd beugte er sich vor und berührte ihre Brustspitzen, sodass sie wohlig erschauerte. Leise keuchend lehnte sie den Kopf an die Tür.

„Du bist so schön“, stieß er hervor.

„Du auch …“ Noch nie hatte sie einen Mann gesehen, der charakterlich wie äußerlich so vollkommen war. Ihr kam es vor, als würden sie sich schon ewig kennen und eng verbunden fühlen, obwohl sie doch kaum etwas voneinander wussten. „Ty … Ich begehre dich so.“

„Ich dich auch, Baby“, flüsterte er. „Nur noch ein wenig Geduld.“ Er hockte sich vor sie hin, hakte die Zeigefinger in den Slip und zog ihn herunter, sodass sie nun völlig nackt vor ihm stand.

Vorsichtig strich er mit den Lippen über ihre Oberschenkel; und ohne nachzudenken spreizte sie die Beine, sodass er sie leichter dort erreichen konnte, wo sie ihn am ungeduldigsten erwartete. Seufzend bewegte sie den Kopf, während er ihre empfindsamste Stelle fand und sie mit der Zunge verwöhnte.

Es war unglaublich. Ihr Atem kam schneller und schneller. Die Hände in seinem Haar, spürte sie, wie sich eine ungeheure Spannung in ihr aufbaute, die nach Lösung verlangte. Als habe er gemerkt, dass sie kurz vor dem Gipfel war, hielt er mit einem Mal inne, stand auf und umarmte sie liebevoll.

Kraftlos sank sie gegen ihn, erhitzt vor Sehnsucht. Noch nie war sie so ihren körperlichen Empfindungen ausgeliefert gewesen. Und widerstandslos ließ sie sich von ihm durch das Wohnzimmer und ins Schlafzimmer tragen. Dort legte er sie behutsam auf das Bett.

Wie benommen vor Lust, beobachtete sie, wie er sich hastig auszog. Er war stark erregt, ihr stockte der Atem.

Nachdem er sich geschützt hatte, warf er sich neben sie auf das Bett und zog sie sanft auf sich. Beinahe verlegen sah sie ihn an. Was machte er mit ihr?

„Nur Mut, Laney“, flüsterte er und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln.

Sie nickte. Wollte sie nicht die alte zögernde Laney hinter sich lassen? Entschlossen richtete sie sich auf und setzte sich rittlings auf ihn. Als sie die Arme hinter dem Kopf verschränkte, sodass ihre Brüste voll zur Geltung kamen, spürte sie seine bewundernden Blicke und genoss es einfach.

„Du bist so schön …“ Er legte die Hände an ihre Hüfte und hob Laney hoch, nur um sie anschließend langsam wieder herunterzulassen, bis sie ihn ganz in sich spürte. Gleichzeitig stöhnten sie auf, als ein Schleier sinnlicher Trägheit sie umhüllte.

Langsam bewegte sie sich auf ihm und kostete die wundervollen Empfindungen aus, die sie durchrieselten. Bald verfielen sie in einen perfekten Rhythmus, liebten sich in völligem Einklang.

Er ließ ihre Hüfte los und berührte ihre Brüste. Sie glaubte, dem Ansturm ihrer Gefühle nicht länger standhalten zu können. Stöhnend warf sie den Kopf zurück und gab sich ganz ihrem Verlangen hin, bis die Wellen der Lust sie nicht höher tragen konnten und sie befreit erschauerte.

Bevor sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, drehte er sich mit ihr zusammen um und folgte ihr nach einigen kraftvollen Bewegungen auf den Gipfel. Die ganze Zeit hatte er sie nicht aus den Augen gelassen. Sie empfand jedoch keine Scham. Mit ihm zusammen fühlte sie sich ungehemmt und frei.

Das Haar hing ihm feucht in die Stirn, die Haut schimmerte vor Schweiß. Schwer atmend beugte er sich vor und gab ihr einen zärtlichen Kuss, bevor er zur Seite glitt und sich neben sie legte. „Alles okay?“

Sie lächelte und hätte am liebsten geschnurrt vor Glück. „Auf keinen Fall habe ich mich gelangweilt.“

Er lachte leise und wandte sich zu ihr um. „Das habe ich dir schließlich auch versprochen.“

Lächelnd sah sie ihn an. „Dabei haben wir uns noch nicht mal unsere vollständigen Namen gesagt.“

Mit dem Zeigefinger strich er über ihre vollen Lippen, auf denen sie noch seine Küsse zu spüren glaubte. „Wolltest du es nicht so haben?“

Zögernd nickte sie. „Das schon. Aber woher weißt du das?“

„Normalerweise löchern einen die Frauen mit Fragen. Du hast überhaupt nicht gefragt – wahrscheinlich, weil du deinerseits keine Fragen hören wolltest.“

„Sehr gut beobachtet.“ Dennoch hatte Laney das Gefühl, sie schulde ihm eine Erklärung. Immerhin hatten sie sich gerade wie verrückt geliebt, und sie hatte Sex noch nie so genossen wie mit ihm. Warum, darüber wollte sie im Augenblick nicht nachdenken. „Ich bin nicht verheiratet“, fing sie langsam an, „oder verlobt … Ich meine, ich war verlobt, aber die Sache ging auseinander. Um ihn vergessen zu können, bin ich auf die Insel gekommen.“

Ty lachte leise und stopfte sich ein Kopfkissen unter den Kopf. „Wenn ich dir dabei helfen kann, umso besser. Ich stehe jederzeit zur Verfügung.“

Also hatte er ihr nur einen Gefallen tun wollen? Wie auch immer, die Umstände schienen ihm nichts auszumachen. „Ja, das hast du getan. Ich habe schon länger nicht mehr an ihn gedacht. Und ich bin froh, dass ich dir begegnet bin.“ Wer auch immer du bist.

Laney hätte nie gedacht, sich so vollkommen einem Fremden hingeben zu können, einem attraktiven und sexy Mann, von dem sie nichts wusste und den sie nie wiedersehen würde, sobald sie die Insel verlassen hatte.

Wieder küsste er sie und streichelte ihre Brüste. „Und ich erst.“

Und in der folgenden halben Stunde bewies er ihr, dass das auch so war.

Ewan stellte die Dusche ab, nahm sich ein flauschiges Handtuch vom Stapel und wickelte es sich um die Hüften. Stirnrunzelnd strich er sich über die stoppeligen Wangen. Es wurde Zeit, dass er sich rasierte.

Aber vorher brauchte er noch etwas anderes.

Er trat aus dem dampfenden Bad und ging in das große Schlafzimmer. Laney hatte noch geschlafen, als er aufgestanden war. Doch jetzt war das Bett leer.

Sie stand draußen auf der Terrasse, die auf das Meer hinausging, hatte ihm den Rücken zugekehrt und telefonierte. Sein Hemd, das sie sich schnell übergeworfen hatte, reichte ihr gerade über den nackten Po. Bewundernd betrachtete Ty die langen schlanken Beine und die nackten Füße mit den rosa lackierten Zehennägeln. Edel.

Sie in seinem Hemd zu sehen, erregte ihn sofort wieder.

Schnell drehte er sich um, zog sich Boxershorts und Hose an und trat in die Terrassentür. Aufmerksam betrachtete er Laney, die nervös hin und herging.

„Ja, es geht mir jetzt etwas besser“, sagte sie. Dann ließ sie den Kopf sinken. „Ja, ich weiß, ich bin jetzt schon fast einen Monat weg. Du fehlst mir auch.“

„Nein, mir war nicht klar, dass die Situation so dramatisch ist, Daddy. Tut mir leid, dass ich jetzt nicht bei dir sein kann.“

Dann seufzte sie leise. „Ja, natürlich komme ich bald nach Hause. Ich glaube, dass ich so weit … wiederhergestellt bin. Ich hab dich auch lieb. Sehr sogar.“

Als sie das Gespräch beendet hatte, trat Ewan auf die Terrasse und legte Laney von hinten die Arme um die Taille. „Gibt es Schwierigkeiten?“

Sie nickte, und ihre blonden Locken streiften kitzelnd sein Kinn. „Das war mein Vater. Er hat ein großes Unternehmen, und offenbar sieht momentan alles nicht sehr gut aus.“

Genau das hatte Ewan hören wollen. Er schob ihr Haar zur Seite und küsste sie auf den Hals. „Was hat er denn für Schwierigkeiten?“

„Hm, das fühlt sich gut an …“ Sie ließ sich aufatmend gegen seine Schultern sinken. „Ach, alles Mögliche. Er musste viel Geld ausgeben. Irgendwie geht in letzter Zeit alles schief. Es hat gebrannt, vieles ging kaputt und musste ersetzt werden, dann hatten wir viele Diebstähle, Reklamationen und tausend andere Sachen. All das ist Gift für ihn, denn er hat sowieso einen zu hohen Blutdruck. Er braucht Menschen, auf die er sich verlassen kann. Vor allem mich“, fügte sie leise hinzu.

„Und sonst? Du kannst dir ruhig alles von der Seele reden, Baby.“ Wieder liebkoste er ihren zarten Nacken und drückte sie fester an sich.

„Ich glaube, er braucht mich wirklich. Er wird ja auch nicht jünger, und die ständige Belastung nagt an ihm. Seit meine Mutter vor fünf Jahren starb, war er nie wieder der Alte. Es war für uns alle sehr schwer.“

„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Ewan und dachte an seine Mutter und an den grausamen Tod seines Vaters. Diesen Tag würde er nie vergessen, aber Rebecca Tyler hatte all ihre Kraft zusammengenommen und es geschafft, die drei Söhne allein großzuziehen. Sie hatten nie viel Geld gehabt, und trotzdem konnte seine Mutter inzwischen ihren Ruhestand in Florida genießen. Brock, Trent und Ewan hatten eine sehr erfolgreiche Hotelkette aufgebaut. Innerhalb der ersten fünf Jahre bereits hatte „Tempest-Hotels“ sie zu Millionären gemacht. Und auch wenn Rebecca Tyler sie nie um etwas bat, sorgten ihre Söhne dafür, dass es ihr an nichts fehlte.

Wirkliches Mitgefühl für Nolan Royal und seine Schwierigkeiten konnte sich Ewan allerdings nicht abringen. „Wie kannst du ihm denn helfen?“

Sie zuckte mit den Schultern, und er spürte die Bewegung direkt dort, wo er schon wieder bereit war. Beinahe wünschte er sich, Laney Royal wäre nicht Laney Royal, sondern irgendeine andere Frau, mit der er weiter in Kontakt bleiben konnte, auch wenn sie die Insel verlassen hatten.

„In letzter Zeit habe ich eher mehr zu seinen Sorgen beigetragen, als dass ich ihn entlastet hätte“, sagte sie traurig. „Aber ich soll künftig mehr Aufgaben in der Firma übernehmen und ihn dadurch entlasten.“

„Und das willst du nicht?“

Laney schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Aber das würde ihm das Herz brechen. Er könnte es nicht ertragen, wenn die Firma zugrunde ginge oder verkauft würde. Er hat sein ganzes Leben so hart dafür gearbeitet. Und nun möchte er, dass ich einsteige, sodass er alles in guten Händen weiß, wenn er sich mal zurückzieht.“

„Und was möchtest du?“

Ihr Gesicht schien plötzlich aufzuleuchten, so wunderschön wie in den leidenschaftlichsten Augenblicken beim Sex in der Nacht zuvor. „Ich möchte fotografieren. Ich wollte schon immer Fotojournalistin werden. Ein paar Arbeiten hab ich sogar schon an Zeitschriften verkauft, und das ist es, was ich wirklich will. Dad hält das allerdings für eine abwegige Idee. Was nichts mit der Firma zu tun hat, zählt für ihn nicht. In diesem Punkt nimmt er mich einfach nicht ernst.“ Wieder zuckte sie kurz mit den Schultern. „Aber er hat nun mal nur mich.“

Sie drehte sich in Tys Armen um, verschränkte die Hände hinter seinem Nacken und sah ihn ernst an. „Ich bin froh, dass du mir zugehört hast. Danke.“ Sie lächelte vorsichtig. „Aber eigentlich möchte ich jetzt nicht über meinen Vater nachdenken.“

Verdammt, wie konnte er einer solchen Einladung widerstehen? Ewan legte ihr die Arme um die Taille und zog Laney dichter an sich heran. „Ich könnte mir vorstellen, womit ich dich ablenken kann“, flüsterte er und küsste sie auf den Scheitel.

Sie legte ihm beide Hände auf die Wangen. „Okay, einverstanden.“

Er küsste sie, diesmal langsam und innig.

Mehr musste er im Augenblick nicht wissen. Die Gerüchte, dass Nolan Royal in Schwierigkeiten steckte, stimmten also. Entsprechend würde er einer Übernahme keinen großen Widerstand entgegensetzen können. Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf, verbrachte er die nächste Stunde damit, Elena Royal abzulenken – und genoss jede Minute davon.

Später schlenderten sie am Strand entlang, spielten mit den Wellen und miteinander, schwammen und sonnten sich, bis sie der Hunger zurücktrieb. Ty, der eindeutig das größte Cottage der Anlage bewohnte, ließ Essen kommen. Sie aßen auf seiner Terrasse und entspannten sich danach in seinem Whirlpool.

Am Nachmittag legte sich Laney in die Sonne, um ihre Bräune aufzufrischen. Ty cremte sie sorgfältig ein und ließ dabei auch die Stellen nicht aus, wo die Sonne nie hinkam. Nach zwei Stunden hatte sie genug und zog sich in den Schatten zurück.

„Du kannst gern bei mir duschen“, bot Ty an.

Die Dusche in dem riesigen mit Marmor gefliesten Badezimmer nahm den halben Raum ein. Überall waren Düsen eingebaut, sodass das Wasser von allen Seiten kam, als sie es anstellte.

Ty trat in die Dusche und ließ keinen Zweifel daran, was ihm vorschwebte.

„Ist das nicht eine tolle Dusche?“, fragte er. „Die Designer haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet.“ Arglos lächelnd trat er auf Laney zu.

Sie musste grinsen. Eins wusste sie genau: An diesem Mann war nichts, aber auch gar nichts harmlos. Er wusste, was er tat und wohin das führen würde. Und sie genoss es, sich seiner Erfahrung zu überlassen.

Dicht stellte sie sich vor ihn hin, umfasste ihn und schaute Ty dabei völlig unschuldig an. „Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht … Ich meine, es richtig angestellt.“

Als sie anfing, ihn zu streicheln, stöhnte Ty laut auf. „Oh … ja. Du weißt genau, wie du es anstellen musst …“ Dann legte er ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie gegen die glatte Marmorwand. Sein verheißungsvoller Blick versprach ihr, dass sie sich wieder lieben würden.

Und das tat er. In der Dusche, unter dem strömenden Wasser. Es war der reine Wahnsinn.

Den Rest des Nachmittags verbrachten sie in Tys Cottage, schliefen, liebten sich, bestellten Pizza und tranken Bier. Laney schlug Ty fünfmal beim Rommé und freute sich umso mehr, als er ganz offensichtlich ein schlechter Verlierer war.

Abends machten sie bei Mondschein einen Strandbummel, danach schwammen sie noch eine Runde im Pool. Laney traute sich, ein bisschen mehr von den Schwierigkeiten zu erzählen, die sie mit ihrem Vater hatte. Gleichzeitig achtete sie darauf, nichts von ihrer wahren Identität preiszugeben. Ty war ein guter Zuhörer, der nicht zu viele Fragen stellte und sich mit seiner eigenen Meinung zurückhielt. Dennoch erstaunlich, dass dieser aufregende Fremde gern mehr von ihrer Liebe zum Fotojournalismus und ihrem Desinteresse an dem väterlichen Unternehmen hören wollte.

Später legten sie sich in Tys Cottage zum Schlafen, nicht ohne sich vorher ein weiteres Mal ausgiebig geliebt zu haben. Laney fühlte sich rundum wohl. Ihr Körper war befriedigt, und ihr wurde klar, dass sie inzwischen über Justin hinwegkam. Sie hatte noch nie eine Urlaubsaffäre gehabt, und wahrscheinlich würde dies ihre erste und letzte sein. Aber das mit Ty war genau das, was sie gebraucht hatte. Er war der ideale Mann, wenn es darum ging, Liebeskummer zu überwinden.

Hin und wieder blitzte kurz der Wunsch in ihr auf, daraus könnte etwas mehr werden als nur eine kurze Liebelei. Vielleicht aber wollte sie auch nur etwas mehr Zeit mit ihm verbringen, bevor sie sich wieder trennen mussten. Doch ihr Flug ging morgen Abend.

Am Morgen des Abreisetages weckte Ty sie früh auf, küsste sie flüchtig und sagte: „Los, zieh dich schnell an. Nimm dir noch was Warmes mit. Und vergiss deine Kamera nicht.“

Sie blickte ihn verschlafen an. „Warum denn? Wo willst du hin?“

„Das wirst du schon sehen.“ Spielerisch gab er ihr einen Klaps auf den Po. „Raus aus den Federn!“

Um neun Uhr stand Laney am Rand des Haleakala-Kraters, gut dreitausend Meter über dem Meer, und war sprachlos bei dem Anblick, der sich ihr bot. Sie machte ein Bild nach dem anderen und konnte sich gar nicht sattsehen an der dramatischen Landschaft.

Doch dann setzte sie den Helm auf und zog sich noch einen Anorak über, bevor sie und Ty den Berg auf kräftigen Mountainbikes herunterradelten. Ty hatte ihr prophezeit, sie werde dieses Erlebnis nie vergessen, und er hatte recht. Doch er war bereit, immer wieder anzuhalten, wenn Laney Fotos machen wollte. Je tiefer sie kamen, desto wärmer wurde es. Nach kurzer Zeit zogen sie sich die Jacken aus. Glücklicherweise konnten sie sie dem Mann übergeben, der ihnen in einem Van folgte, den Ty extra für diesen Trip gemietet hatte.

Von einem Aussichtspunkt aus waren fünf Inseln gleichzeitig zu sehen, und Laney ließ überwältigt die Kamera sinken. „Das ist unglaublich schön, Ty. Ich war noch nie hier oben.“

„Ich wusste, dass es dir gefällt.“ Dann küsste er sie auf die Nasenspitze und sah Laney lächelnd an. „Aber dieser Anblick ist auch nicht gerade schlecht.“

Sie lachte und machte eine Aufnahme von ihm, wie er vor ihr stand in diesem albernen orangefarbenen Overall, den Helm unterm Arm, und sie anerkennend ansah. „Stimmt“, sagte sie nur und setzte den Helm wieder auf.

Als sie sich der Ebene näherten, radelten sie durch eine wieder andere Landschaft. Sie fuhren an großen Ranches vorbei und winkten den hawaiianischen Cowboys zu. Immer wieder hielt Laney an, um zu fotografieren. Wie gut, dass Ty für ihre Liebe zur Fotografie so viel Verständnis hatte.

Nach der missglückten Hochzeit hatte sie mehr geknipst als wirklich fotografiert. Ihr fehlten die Nerven und die Ruhe, Motive sorgfältig auszuwählen und den geeigneten Blickwinkel zu suchen. Außerdem war ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten auf dem Nullpunkt angelangt.

Aber dieser Ausflug, dieses ungewöhnliche Erlebnis hatte ihr das verlorene Selbstbewusstsein wiedergegeben. Mit Sicherheit waren einige sehr gelungene Aufnahmen dabei, und dafür war sie Ty von Herzen dankbar.

Als sie das Resort wieder ereicht hatten, wurde Laney plötzlich klar, dass ihnen nur noch wenige Stunden miteinander blieben. Sie sah den begehrlichen Glanz in seinen Augen und wusste, sie würden die Zeit nicht mit Small Talk vergeuden.

Kaum hatten sie die Tür zu ihrem Cottage hinter sich geschlossen, ließen sie sich auf das Bett fallen und küssten sich hungrig. Ohne sich lange mit sanften Zärtlichkeiten aufzuhalten, gaben sie sich ihrer entfesselten Lust hin und erschauerten bald dicht aneinandergeschmiegt auf einem überwältigenden Höhepunkt. Doch ihr Verlangen war noch nicht gestillt.

Lächelnd schob er sich über sie, legte sich ihre Beine auf die Schultern und drang in sie ein. Sie liebten sich leidenschaftlich, vergaßen alles andere außer den berauschenden Empfindungen, die sie einander schenkten, und erklommen schon bald gemeinsam den Gipfel.

Beim nächsten Mal ließen sie sich mehr Zeit, erforschten den Körper des anderen genussvoll und erlebten bewusst die kleinste Reaktion des anderen. Laney kam es vor, als nähmen sie auf diese Art in aller Ruhe und mit großer Zärtlichkeit voneinander Abschied.

Sie musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass das gemeinsame Wochenende nun zu Ende war. Dass es ihr schwerfiel, ahnte Ty offenbar. Denn er küsste und streichelte sie ausdauernd und liebevoll, als sei sie etwas sehr Kostbares für ihn.

Nie würde sie einen besseren Liebhaber finden, davon war sie überzeugt. Ty war ein aufregender Mann, der sie nicht nur erregte, sondern auch zum Lachen brachte. Mit ihm zusammen gab es keine Traurigkeit. Dennoch hatte sie von Anfang an gewusst, dass sie keine Zukunft miteinander hatten. Der Zeitpunkt war einfach falsch.

Vielleicht würde sie nie so weit sein. Justin Overton hatte ihr jegliches Vertrauen in Männer ausgetrieben.

Vorsichtshalber würde sie sich nicht von Ty zum Flugplatz bringen lassen. Stattdessen würden sie sich hier und jetzt verabschieden.

Liebevoll küsste er sie. Dann sah er sie an, beinahe bedauernd, und sagte etwas, das sie nicht verstand, bevor er hinzufügte: „Du hast mich wirklich überrascht, Baby.“

Sie saß auf dem Bett, das Haar zerzaust, hielt sich die Decke vor die Brüste und blickte ihm fragend nach.

Was hatte er damit gemeint?

3. KAPITEL

Einen Monat später bückte sich Laney und legte einen Strauß weißer Nelken auf das Grab ihres Vaters. Er hatte Nelken immer geliebt, diese einfache kräftige Pflanze, die endlos zu blühen schienen. Nolan Royal hatte immer viel von Dauerhaftigkeit gehalten, von Langlebigkeit und Tradition, und in diesem Sinn hatte er auch seine Hotels geführt.

Nun war er tot, aber sein Unternehmen war noch am Leben.

Die Tränen liefen Laney über die Wangen, als sie zärtlich über das frische Gras strich, das seine Grabplatte umgab. „Oh, Daddy“, flüsterte sie. „Ich bin so traurig, und es tut mir alles so leid.“

Seit seinem Tod wollte das schlechte Gewissen ihr keine Ruhe lassen. Warum war sie nicht die Tochter gewesen, die er sich gewünscht hatte, warum hatte sie ihn nicht unterstützt, warum war sie nicht für ihn da gewesen, als er sie brauchte?

Als sie nach ihrem ausgedehnten Aufenthalt auf Maui endlich nach Hause kam, war er sehr erleichtert gewesen. Mit all den Hiobsbotschaften und Problemen ohne sie fertig zu werden, war eine arge Belastung gewesen. Außer ihr hatte er nur einen Mitarbeiter, dem er sich anvertrauen konnte, Preston Malloy.

Kurz vor seinem tödlichen Herzinfarkt hatte sie ihrem Vater noch versprochen, sich in Zukunft um alles kümmern zu wollen und alles zu tun, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Die Hotels hatten schon seit einiger Zeit mit vielen Problemen zu kämpfen, und manchmal roch es sogar verdächtig nach Sabotage.

Ihr Vater hatte sich nicht erklären können, wieso in letzter Zeit so viel schiefgelaufen war, und war frustriert und wütend.

Keine Sorge, Daddy. Ich werde dich nicht wieder enttäuschen. Das hatte Laney sich und ihm geschworen. Als Alleinerbin musste sie jetzt ihre Frau stehen. Sie hatte ihrem Vater versprochen, den Hotels wieder zu ihrem früheren Glanz zu verhelfen, und war fest entschlossen, dieses Versprechen auch zu halten.

„Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier finde“, sagte Preston Malloy und kam näher.

Laney richtete sich auf und sah ihn an. „Was gibt’s? Wieder ein neues Problem?“

Preston legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie kurz an sich. „Nein, heute nicht, Elena.“

Obwohl sie über die Jahre zu einem durchaus vertrauten Verhältnis gekommen waren, hatte sie weder Preston noch sonst jemandem außer ihren Eltern und engen Freunden erlaubt, sie Laney zu nennen. Allerdings hatte sie noch einem anderen Menschen diesen Kosenamen genannt – auf einer Insel, an einem Sandstrand, als sie einen Freund dringend brauchte. Aber diese Tage schienen eine Ewigkeit her zu sein.

„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“

„Danke, ganz gut.“

„Seit der Beerdigung bist du jeden Tag hier gewesen.“

„Ich weiß. Aber ich fühle mich hier Daddy irgendwie nahe. Er soll wissen, dass ich für ihn da bin.“

„Das weiß er bestimmt.“ Wieder zog Preston Laney kurz an sich. „Aber er hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dir Vorwürfe machst, weil du nicht da warst, als er starb. Darüber haben wir doch schon häufiger gesprochen.“

Preston lächelte. Er war zehn Jahre älter als Laney und war in letzter Zeit ihr einziger Halt gewesen. Um das Geschäft und auch um die Beerdigungsformalitäten hatte er sich gekümmert. Kein Wunder, dass Nolan Royal so viel von ihm gehalten hatte. Und auch Laney war dankbar, dass ihr Vater ihn zu seiner rechten Hand gemacht hatte.

Ihr Vater hätte es sicher gern gesehen, wenn sie und Preston ein Paar geworden wären, aber das war einfach nicht drin. Sie waren früher zwar ein paarmal miteinander ausgegangen, aber gefunkt hatte es nie zwischen ihnen.

„Wenn ich doch nur hier gewesen wäre, als er starb. Die Vorstellung, dass er dabei ganz allein war …“ Ihr versagte die Stimme.

Man hatte ihr erzählt, dass er einen schlimmen Tag gehabt hatte, ein Termin jagte den anderen. Vielleicht hatte irgendetwas oder irgendjemand ihn so aufgeregt, dass sein Herz nicht mehr mitmachte. Nicht einmal bis ins Krankenhaus hatte er es noch geschafft.

Wieder überfiel sie die Verzweiflung. An jenem Tag, wie an den Tagen zuvor, war sie nicht ins Büro gefahren. Aber seit sie von Maui zurück war, hatte sie eng mit dem Vater zusammengearbeitet und dabei allmählich begriffen, in welchen Schwierigkeiten die Hotelkette steckte. Ihr Vater hatte nicht verstehen können, wie es zu diesen plötzlichen Rückschlägen kam, und vermutete mehr dahinter, als man auf den ersten Blick erkennen konnte. Als sie merkte, wie sehr er unter all dem litt, hatte sie ihre Anstrengungen noch verstärkt. Immer wieder hatte sie ihm versichert, dass sie der Sache auf den Grund gehen würde, um die Firma wieder aus dem Schlamassel zu holen.

Drei Wochen hatte Laney sozusagen Tag und Nacht gearbeitet. Dann war sie eines Tages erschöpft zusammengebrochen und ohnmächtig geworden. Sie war nicht zum Arzt gegangen, weil sie überzeugt war, dass sie einfach zu viel gearbeitet und zu wenig gegessen hatte. An dem Tag war sie nach Hause gegangen, um sich auszuruhen. Am nächsten Tag würde sie sich bestimmt besser fühlen.

Doch das hatte sich nicht bewahrheitet. Auch am nächsten Tag hatte sie sich schwach und elend gefühlt. Und so hatte ihr Vater darauf bestanden, sich erst mal auszukurieren, bevor sie wieder arbeiten ging.

Drei Tage später erlitt Nolan Royal einen Herzinfarkt und starb noch am Schreibtisch.

Preston sah Laney mitfühlend an. „Dein Vater hat genau gewusst, wie sehr du ihn liebst. Er war stolz auf dich.“

„Wirklich?“ In dem Punkt war Laney nicht ganz sicher. Sie schaute auf den Grabstein und trocknete sich die Tränen. „Ich hoffe es.“

„Weißt du, was er jetzt von dir erwartet?“

„Was denn?“

„Er möchte, dass du um das Unternehmen kämpfst. Er möchte, dass du den ‚Royals‘ ihren alten Glanz zurückgibst.“

Laney seufzte tief auf. Ja, das war sie ihrem Vater schuldig, auch wenn sie dafür die eigenen Träume aufgeben musste. „Genau das möchte ich auch, Preston. Aber ich weiß nicht, ob ich es allein schaffe.“

Er lächelte und küsste sie auf die Wange. „Du bist nicht allein. Du hast doch mich.“

Laney legte langsam den Hörer wieder auf. Der Kopf und ihr ganzer Körper taten weh vor Anspannung. Sie starrte auf die Aktenstapel vor sich auf dem Schreibtisch ihres Vaters, der jetzt ihr Schreibtisch war. In dem riesigen ledergepolsterten Chefsessel fühlte sie sich klein und unbedeutend. Ihr Vater war ein stattlicher Mann gewesen, groß und kräftig gebaut. Er liebte alles, was groß war. Und so war auch alles, was ihn umgab: sein Schreibtisch, sein Sessel, sein Büro und sogar seine Träume.

Laney streckte den Hals und massierte sich die Schläfen. „Ein Computer-Blackout in San Diego“, flüsterte sie und schloss die Augen. Das bedeutete, dass einen halben Tag lang keine Buchungen entgegengenommen werden konnten – und das mitten in der Hauptsaison. Was würde als Nächstes kommen? Erschöpft lehnte sie sich zurück.