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Ist die nordhessische Ortschaft Bad Karlshafen eine abgewohnte Stadt ohne Zukunft? Sicher nur, wenn ihre Bewohner das zulassen. Was die Verantwortlichen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, aus dem Ort machen können, dies zeigt der Essayband ›Bad Karlshafen 2.0‹. Die mehrteilige Reihe wird fortgesetzt mit zwei Geschichten, die im Bad Karlshafen und Helmarshausen des Jahres 2020 spielen; getreu dem Motto des Glockenspiels ›Die Gedanken sind frei‹, welches jeden Tag um 17.00 Uhr vom Rathausturm der Stadt ertönt.
2020 - vier Jahre sind seit dem Entscheid zur Hafenöffnung vergangen.
Bürgermeister Rolf-Ullrich Müller legt bei Radio Märchenland überzeugend dar, warum er fest davon ausgeht, dass das auf dem Gelände des ehemaligen Mineralfreibades geplante Freilichtkino ein Erfolg werden wird. Zusammen mit der Bürgerinitiative Solekino konnte er die Bürgerrinnen und Bürger von diesem einmaligen Projekt überzeugen und den anberaumten Bürgerentscheid mit großer Mehrheit für sich entscheiden. Am Abend der Premiere ist der Bürgermeister gespannt, ob sein Herzensprojekt ohne Probleme über die Bühne geht. Es wird ein paradiesischer Kinoabend – an jenem 25. August 2020.
Das Literaturfestival Helmerateshusa steht vor der Tür: Während sich der bekannte Kriminaldichter Doktor Gregor Falkenstein auf seinen Auftritt als Stargast von Helmerateshusa vorbereitet, dreht sich die Welt um ihn herum weiter. Doch das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten, wie auch ein berühmter Autor zu seinem Leidwesen erfahren muss. Zur gleichen Zeit freut sich Carola – Großmutter und semiprofessionelle Kuchenbäckerin – auf den Literaturworkshop Nordhessen schreibt! im Helmarshäuser Jugendgästehaus. Für sie geht damit ein großer Traum in Erfüllung – endlich traut sie sich, ihre Geschichten vom glücklichen Schafhirten Lars am Waltersberg sowie dem talentierten Diemelfischer Robert zu Papier zu bringen.
Die Stadt zu jeder Tages- und Nachtzeit auf eigene Faust erkunden - mit einer QR-Code-geführten Stadtführung und Freifunk im gesamten historischen Kern überhaupt kein Problem. In immer mehr Orten mit touristischen Sehenswürdigkeiten sind an den entsprechenden Stätten Hinweisschilder mit einem solchen QR-Code bereits angebracht.
Tauchen Sie im Themenwochenende Glaubenswelten an der Diemelmündung ein in die verschiedenen Facetten religiöser Lebenswelten in den Orten Bad Karlshafen und Helmarshausen! Lernen Sie die über tausendjährige Geschichte der Klosterstadt Helmarshausen kennen und erfahren Sie, wie sich die Ansiedlung der hugenottischen Glaubensflüchtlinge in Karlshafen zu einer Erfolgsgeschichte für den Ort entwickelt hat!
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Der Gedanke
Ist es nicht eine abwegige Vorstellung, einen Essayband mit dem Titel Bad Karlshafen 2.0 zu verfassen? Normalerweise mag das so sein, jedoch sieht im Fall von Bad Karlshafen und Helmarshausen die Sachlage etwas anders aus: Monatelang wurde in der Stadt quasi bis auf`s Messer darüber gestritten, ob der historische Hafen mit Hilfe einer Schleuse wieder an die Weser angeschlossen werden soll oder nicht. Bis 1930 die Drehbrücke über dem Kanal entfernt wurde, gab es diese Verbindung zwischen Binnenhafen und Fluss. Viele wünschen sich heute diese alten Zeiten zurück. Sie verweisen mit einigem Recht auf die äußerst großzügige Förderung, die mit dieser Entwicklungsmaßnahme einhergehen würde. Man mag zu dieser Hafenöffnung jedoch stehen, wie man will: Sie alleine wird die Probleme der Stadt nicht lösen - eine Wunderschleuse gibt es nicht und wird es auch nie geben. Dazu ist wesentlich mehr erforderlich.
Die Entscheidung ist am 7. Februar 2016 gefallen: Die Hafenöffnung wird eingeleitet. Wobei dringend und unabhängig von Pro und Kontra Hafenöffnung nun einRuck durch den Ort gehen muss. Meines Erachtens sind es zwei wesentliche Punkte, die es zu beachten gilt:
a) Die Öffnungsbefürworter dürfen nicht abwarten, dass ihnen die gebratenen Tauben nun in den Mund fliegen. Nur auszuharren, dass andere (nämlich die Stadtverwaltung und die Gemeindevertretung) die Arbeit tun, wäre äußert unsozial und würde ihre zum Teil aggressiv vorgetragenen Parolen als hohle Phrasen entlarven.
b) Die Öffnungsgegner müssen das Ergebnis der Abstimmung anerkennen und all diejenigen von ihnen, denen es um mehr als das Dagegen sein geht, sollten sich mit denen verbünden, die dem Ort eine Zukunft geben wollen. Ansonsten gelten sie zurecht als dumpfe Verhinderer. Neben dem eigentlichen Projekt der Hafenöffnung gibt es genügend Tätigkeitsfelder, in denen auch sie sich engagieren können. Auch wenn sie die Schleuse nicht lieben, können sie versuchen, in anderen Bereichen ihren Traum einer blühenden Stadt zu realisieren - örtlich weit über das Hafenareal hinaus. Dazu gehört meines Erachtens vor allem der Ortsteil Helmarshausen.
Eins vereint jedoch die einstigen Befürworter und Gegner einer Hafenöffnung: Wollt ihr wirklich das Beste für eure Stadt, so ist am 8. Februar 2016 der Tag gekommen, endlich wieder gemeinsam zu agieren.
Die Idee
Ich, ein Kritiker der Hafenöffnung, akzeptiere das Ergebnis. Ich sehe die Mehrheit von 40 Stimmen als das, was sie ist: Ein Handelsauftrag an all diejenigen, die etwas Gutes für die Stadt wollen. Für mich persönlich ist die Frage, was kann, was will ich tun? Derzeit ist es noch zu früh, um Geld zu spenden, einen Baum zu pflanzen oder die Spitzhacke in die Hand zu nehmen, um einen vernachlässigten Waldweg von seinem Wildwuchs zu befreien. Ich mache das, was ich sonst auch tue: Anhand von Geschichten Bilder erschaffen, um so die Phantasie der Menschen anzuregen.
Viele Ideen, die die Stadt voranbringen könnten, sind bereits von anderen aufgeschrieben worden. Zu ihnen gehören unter anderem die Studie Stadtmarketingprozess und Stadtmarketingkonzept für Bad Karlshafen/Helmarshausen von Dr. Bernd Schabbing (2011) und das Teilräumlich integrierte Handlungskonzept Bad Karlshafen des Büros PlanRat (2014). Doch wurden sie vor allem mit dem Hinweis auf fehlende Mittel bislang nicht umgesetzt, Papier ist ja bisweilen sehr geduldig!
Hinzu kommen die zahlreichen Ideen, die im Vorfeld des Bürgerentscheids im Februar 2016 in den sozialen Medien diskutiert wurden. Daraus und aus der Vielzahl an Gesprächen und Phantastereien der letzten Monate entwickelte sich der Gedanke, eine Sicht auf die Stadt in der Zukunft zu entwerfen. Diese neue Perspektive soll aufzeigen, dass viele Maßnahmen, die nun im Zuge der Hafenöffnung in Angriff genommen werden sollen, schon viel früher hätten geschehen können. Zudem lässt sich leicht zeigen, dass sie mit oder ohne Hafenöffnung realisierbar sind. Ihre Betrachtung entkräftet in Teilen auch den so oft geäußerten Vorwurf, dass dazu Unsummen an Geld vorhanden sein müssen. Denn manch wirksame Verbesserung erfordert entweder geringe finanzielle Mittel oder lässt sich mit alternativen Finanzierungsmodellen realisieren. Es geht allein um das Wollen.
Die Utopie
Die (kurzen) Geschichten beginnen im Jahr 2018 und umfassen den Zeitraum bis 2021. Sie handeln von Stocherkähnen auf dem historischen Hafen, einem Open-Air-Kino, dem Café Größenwahn, einem Volkswandertag und vielem mehr. Ich zitiere den (fiktiven) US-Präsidenten Frank Underwood aus der TV-Serie House of Cards: »Vorstellungskraft ist auch eine Form von Mut« (3/8). Sicher ist es couragiert, in dieser finanziellen Situation der Stadt das Abenteuer Hafenöffnung zu wagen. Doch wird für eine wirkliche Entwicklung des Gesamtensembles Bad Karlshafen / Helmarshausen dieser Mut allein nicht ausreichen: Hier braucht es mehr, als nur einen Pfeil im Köcher zu haben.
Die Schleuse ...
... spielt in meinen Geschichten aus zweierlei Gründen keine Rolle: Erstens ist sie bislang nur ein Vorhaben, das erst noch auf seine Realisierungsmöglichkeit hin geprüft werden muss. Der Bürgermeister und die Stadtverordneten haben oft genug betont, dass im Fall einer Kostenüberschreitung oder bei technischen Problemen das Projekt gestoppt wird. Zweitens ist es meiner Ansicht nach wichtig, das Augenmerk auch auf andere Unternehmungen zu richten, die eine mögliche Hafenöffnung flankieren müssen. Was nutzt uns die Schleuse sowie Bootsstege auf dem Hafen, wenn nicht die anderen Dinge ebenfalls in Ordnung gebracht werden (Waldwege, Nutzung des Schwimmbadgeländes, Hafenplatzgestaltung)?
Der Autor
Noch eine Anmerkung zum Verfasser dieses utopischen Traktats: Ich gebrauche das Pseudonym Carl Sänger allein aufgrund publizistischer Überlegungen. Als Autor schreibe ich noch in anderen Genres und möchte die verschiedenen Bereiche voneinander trennen. Ich werde jedoch der Öffentlichkeit gegenüber nie einen Hehl daraus machen, wer sich in Wirklichkeit hinter Carl Sänger verbirgt.
Wie sieht es aus, trauen Sie sich jetzt mit mir in die utopische Zukunft der Stadt?
Herzlichst, Ihr Carl Sänger / Christian Schneider
PS1: Die Gedanken sind frei – eine Maxime, die jedem von uns tagtäglich um 17.00 Uhr vom Glockenturm des Rathauses in Bad Karlshafen zugetragen wird. Warum also nicht mal das Kino im Kopf laufen lassen?
PS2: Sollte dieses Projekt in irgendeiner Form einen Gewinn erzielen, so wird dieser einem oder mehreren der zahlreichen Vereine des Ortes zufließen.