Band 3 - Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Kerstin Gier - E-Book

Band 3 - Ach, wär ich nur zu Hause geblieben E-Book

Kerstin Gier

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Beschreibung

Dieses E-Book enthält Kurzgeschichten aus "Ach, wär ich nur zu Hause geblieben" - zum Entspannen komisch und das ultimative Buch für die Urlaubszeit. Es gibt insgesamt vier Bände mit unterschiedlichen Urlaubsgeschichten, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Wie man Postkartentexte richtig deutet, warum es sinnvoll ist, die Sprache des Urlaubslandes zu sprechen, was man unter "authentischem Ambiente" versteht und wer einem in der schönsten Zeit des Jahres den letzten Nerv rauben kann... Kerstin Gier schildert lauter urkomische Missgeschicke, die einem bevorzugt im Urlaub passieren und kennt auch die Antwort auf die Frage, warum sie eigentlich jedes Jahr wieder auf Reisen geht: Damit Sie mal so richtig was zum Lachen haben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 52

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Inhalt

Cover

Über die Autorin

Titel

Impressum

Weißt du noch?

Mein schönstes Ferienerlebnis

Nicht ohne meine Katze

Eine Villa in der Toskana

Gebratenes Affenhirn

Über die Autorin

Kerstin Gier hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben von Frauenromanen begonnen. Mit Erfolg: Ihr Erstling Männer und andere Katastrophen wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt, und auch die nachfolgenden Romane erfreuen sich großer Beliebtheit. Das unmoralische Sonderangebot wurde mit der »DeLiA« für den besten deutschsprachigen Liebesroman 2005 ausgezeichnet. Heute lebt Kerstin Gier, Jahrgang 1966, als freie Autorin mit Mann, Sohn, zwei Katzen und drei Hühnern in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.

Kerstin Gier

Ach, wär ich nurzu Hause geblieben

Lustige Geschichtenrund ums Verreisen

Band 3

BASTEI ENTERTAINMENT

E-Book-Teilausgabe Band 3

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Originalausgabe

© 2007 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelabbildung: getty-images / Kaz Mori

Umschlaggestaltung: Bianca Sebastian

E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-8387-1270-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Weißt du noch?

oder die Parabel von Sannchens Bademantel

Eine Familie erkennt man immer an ihrer internen Kommunikation, die von vielen gemeinsamen Erfahrungen geprägt ist. Es genügt meist ein Stichwort, und schon werden kollektive Erinnerungen abgerufen.

»Weißt du noch, wie Papa damals in Zermatt am Tellerlift …?«

Sofort brechen alle, die dabei waren, in schallendes Gelächter aus. »Ja, was war das komisch, vor allem, als der Mann hinter uns auch noch …«

»Und – hahaha, halt mich fest – ausgerechnet mit seinem Kinn!«

Da steigt man als Außenstehender natürlich nicht wirklich durch, aber man sollte auch nicht den Fehler machen und fragen, was Papa denn damals in Zermatt nun am Tellerlift genau getan hat. Denn das ist meistens überhaupt nicht so komisch, wie man aufgrund des brüllenden Gelächters vermuten könnte.

Manche Ereignisse werden auch zu Parabeln, die das ganze spätere Leben immer und immer wieder bemüht werden können. Papa und der Tellerlift in Zermatt sind ein Synonym für überschäumende Heiterkeit, aber auch eine Parabel dafür, wie man sich besonders dumm anstellen kann.

»Meine Güte, stehst du auf der Leitung«, sagen wir oder auch: »Du bist ja wie Papa am Tellerlift.«

»Denk an Riva!« bedeutet in unserer Familie so viel wie »Bevor du etwas sagst oder tust, wobei du dir nicht ganz sicher bist, bedenke die Konsequenzen«. In Riva soll meine Schwester nämlich (das war vor meiner Geburt) meiner Mutter unentwegt auf der Straße hinterhergebrüllt haben: »Nicht so schnell, du Arschloch!«, wodurch sich meine Mutter schließlich zu mehreren festen Klapsen auf das Hinterteil meiner Schwester hat hinreißen lassen. Und meine Schwester muss erst hernach tränenüberströmt gefragt haben, was denn ein Arschloch überhaupt sei.

Solche Ereignisse prägen auch die nachfolgenden Generationen von klein auf. Ein Beispiel: Als mein Neffe neulich erwog, einen Studiengang mit dem klangvollen Namen »Agricultural Science and Resource Management in the Tropics and Subtropics« zu belegen, ohne erklären zu können, was das genau war, schüttelte ich skeptisch den Kopf.

»Ich weiß nicht, ich weiß nicht – denk an Riva!«, sagte ich, und mein Neffe wusste sofort, was ich ihm damit sagen wollte. Als ich daraufhin zu einem Vortrag darüber ausholte, wie ich nach dem Abitur ziellos durch die Universitäten geirrt sei, winkte er nur ab.

»Bademantel, Tantchen!«, sagte er.

»Bademantel!« – genervt ausgerufen – bedeutet bei uns: »Halt die Klappe! Die Geschichte kennen wir schon.« Meine Oma kam nämlich ab ihrem neunzigsten Lebensjahr jeden Montag, wenn sie bei uns am Kaffeetisch saß, früher oder später darauf zu sprechen, dass ein gewisses Sannchen nichts, aber auch gar nichts wegwerfen könne, und sich daher im Kleiderschrank des holländischen Ferienhauses von eben diesem Sannchen auch 1986 noch ein Bademantel von 1935 befunden habe.

»Ich mach den Schrank auf, und was sehe ich da?«, sagte meine Oma jeden Montag, und wir antworteten dann im Chor: »Den gestreiften Bademantel, den Sannchen schon 1954 dem Roten Kreuz spenden wollte!«

»Bademantel!«, darf man aber nur unter Familienmitgliedern ausrufen, es nutzt gar nichts, wenn Sie das einer Nachbarin entgegenschleudern, die Ihnen zum fünfundzwanzigsten Mal von der Bypassoperation ihres Mannes erzählen will. Da kann man höchstens einen auf Mürren machen und die Tür nicht öffnen. Ach, das kennen Sie auch nicht?

»Mach bloß keinen auf Mürren« heißt in unserer Familie so viel wie: »Stell dich nicht tot, sondern suche nach einer Lösung des Problems«.

In Mürren nämlich habe ich mich als Fünfjährige mal im Zimmer eingeschlossen, um meine Cousine Helena zu ärgern. Als ich wieder rauswollte, klemmte der Schlüssel im Schloss. Ich rüttelte und drehte, ich schraubte und drückte, aber die Tür blieb verschlossen. Nun hätte ich nach Hilfe rufen und meine Misere erklären können, aber weil mir das alles vor Helena zu peinlich war, sagte ich gar nichts, sondern wartete einfach ab. Als die Erwachsenen anfingen, an der Tür zu rütteln und meinen Namen zu rufen, hätte ich natürlich antworten müssen, aber ich wollte nicht, dass Helena merkte, dass ich zu blöd war, den Schlüssel wieder herumzudrehen, deshalb gab ich keinen Mucks von mir. Draußen vor der Tür entstand große Aufregung. Man versuchte, durch das Schlüsselloch zu gucken und stellte Vermutungen über meinen Gesundheitszustand an.

»Vielleicht ist sie nur eingeschlafen«, sagte Tante Hannelore.

»Vielleicht spielt sie Verstecken«, sagte meine Schwester.

»Vielleicht ist sie gestürzt und verletzt!«, sagte meine Mutter.

»Vielleicht ist sie auch tot«, schlug Helena fröhlich vor.

»Vielleicht kann sie aber auch nur den Schlüssel nicht wieder herumdrehen«, flüsterte ich.

»Wir müssen die Tür einschlagen«, sagte mein Vater.

»Wir lassen einen Schlosser kommen«, sagte Onkel Hermann. Aber so lange wollte meine Mutter nicht warten. Sie kletterte auf abenteuerlichem Weg über zwei vereiste Vordächer und einen Balkon auf die Fensterbank zu meinem Zimmer. Ich staunte nicht schlecht, als sie mich durch die Glasscheibe anschaute. Sie staunte auch nicht schlecht, dass ich weder versteckt, noch eingeschlafen, noch verletzt, noch tot war. Und dummerweise ließ sich der Schlüssel von ihr dann auch problemlos im Schloss drehen.

Ich gebe zu, dass ich auch heute noch öfter mal einen auf Mürren mache, um mein Gesicht nicht zu verlieren. Zum Beispiel, wenn ich nicht rechtzeitig mit einem Manuskript fertig werde. Oder wenn auf einem Elternabend nach einem freiwilligen Protokollführer gesucht wird.