Basisausgabe – Tagebuch einer Schiffsreise von Genua bis nach China und Japan 1913 - Franziska Jans - E-Book

Basisausgabe – Tagebuch einer Schiffsreise von Genua bis nach China und Japan 1913 E-Book

Franziska Jans

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Beschreibung

Es waren Mutter (57) und Tochter (25), die sich im April 1913 von Krefeld aus in die große Ferne aufmachten. Wir verfolgen in diesem Reisetagebuch klassische Stationen einer Schiffsreise wie Genua, Neapel, Port Said, Suezkanal, Aden, Colombo, Penang, Singapur, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Kobe, Yokohama. Wir lernen vieles über den Schiffsalltag, Seekrankheit, Stürme, Hitze, Bordspiele, Kontakte, Titanic-Untergangs-Ängste, Nebelhörner, ja, auch Langeweile. Außerdem gibt es die vielen Exkursionen in die oft sehr exotischen Orte – zumindest für diese zwei Frauen. Die de facto gemischte Passagier-Ziel-Fahrt und frühe Art von Kreuzfahrt auf dem NDL-Schiff und Reichs-Post-Dampfer „Prinz Ludwig“ führte die zwei Frauen auch nach Tsingtau (heute Qingdao) in China – damals eine besondere Art von deutscher Kolonie, wo die andere Tochter, Ida, mit ihrem Ehemann Karl Ebers (er betrieb eine Albumin-Fabrik) und zwei Kindern lebte. In Yokohama, Endstation, wird das Dampfschiff der Hinreise dann aber endgültig verlassen. Es folgt nach den Japan-Erkundungen später auch noch eine Zugfahrt der zwei Frauen bis nach Peking. Das Tagebuch-Ende ist Anfang Juli 1913. Das vorgefundene Tagebuch wurde befragt, dezent korrigiert und mit vielen kurzen Zusatzangaben versehen. Achtung: Hier handelt es sich um die Basisausgabe. Das bedeutet: Die beschreibenden Orts- und Personenverzeichnisse kommen (anders als in der auch als Buch erhältlichen 550-Seiten-Großausgabe) nicht hinzu. Ebenso fehlen hier das ausführliche Nachwort des Herausgebers, die stichwortartige Beschreibung des gesamten Reiseverlaufs, eine Liste der Wortschreibungen, der Kurz-Überblick zur Familie Bermbach und die Literaturangaben. – Diese Basisversion ist aber deutlich billiger: Lesende haben mit der Basisausgabe das reine Tagebuch (samt einigen hilfreichen Anmerkungen) zum entspannten Wegträumen in ein anderes Jahrhundert des touristischen Reisens.

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Seitenzahl: 279

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


...

 

 

 

Franziska Jans

 

Basisausgabe – Tagebuch einer Schiffsreise von Genua bis nach China und Japan 1913

 

Deutsche Touristin schreibt über eine frühe Art von Kreuzfahrt auf dem Reichspostdampfer "Prinz Ludwig"

 

 

Herausgegeben von Klaus Jans

 

 

 

K|U|U|U|K

V E R L A G

MIT 3 U

 

Inhalt

 

Es waren Mutter (57) und Tochter (25), die sich im April 1913 von Krefeld aus in die große Ferne aufmachten. Wir verfolgen in diesem Reisetagebuch klassische Stationen einer Schiffsreise wie Genua, Neapel, Port Said, Suezkanal, Aden, Colombo, Penang, Singapur, Hongkong, Schanghai, Tsingtau, Kobe, Yokohama. Wir lernen vieles über den Schiffsalltag, Seekrankheit, Stürme, Hitze, Bordspiele, Kontakte, Titanic-Untergangs-Ängste, Nebelhörner, ja, auch Langeweile. Außerdem gibt es die vielen Exkursionen in die oft sehr exotischen Orte – zumindest für diese zwei Frauen.

Die de facto gemischte Passagier-Ziel-Fahrt und frühe Art von Kreuzfahrt auf dem NDL-Schiff und Reichs-Post-Dampfer „Prinz Ludwig“ führte die zwei Frauen auch nach Tsingtau (heute Qingdao) in China – damals eine besondere Art von deutscher Kolonie, wo die andere Tochter, Ida, mit ihrem Ehemann Karl Ebers (er betrieb eine Albumin-Fabrik) und zwei Kindern lebte. In Yokohama, Endstation, wird das Dampfschiff der Hinreise dann aber endgültig verlassen. Es folgt nach den Japan-Erkundungen später auch noch eine Zugfahrt der zwei Frauen bis nach Peking. Das Tagebuch-Ende ist Anfang Juli 1913.

Die vorliegende Version ist die erste Veröffentlichung dieses im Nachlass aufgetauchten Tagebuches. Das Werk wurde intensiv befragt, dezent korrigiert, kommentiert und mit etlichen Querverweisen und Zusatzangaben versehen. Die beschreibenden Orts- und Personenverzeichnisse kommen hinzu. Ein ausführliches Nachwort des Herausgebers bietet weitere Informationen. Hinzugefügt sind auch noch eine kurze, stichwortartige Beschreibung des gesamten Reiseverlaufs sowie eine Liste der Wortschreibungen.

 

Autorin

 

Franziska Jans, geboren am 1.6.1855, als Franzisca Henrietta Bermbach, im Haus Sachsenhausen 23, in Köln – als Franzisca mit c laut Eintrag Geburtsurkunde. Gestorben 1926 in Krefeld, aber als Franziska mit k, zumindest laut Eintrag Sterbeurkunde. – Ihr Onkel war ein Mitglied der Paulskirchenversammlung gewesen, kam in Haft und hatte bei dem „Kölner Kommunistenprozess“ 1852 eine Mittlerrolle zu Marx gehabt: Adolph Bermbach. Dieser Bermbach war zuletzt Liberaler und wirkte neben der Politik als Rechtsanwalt und Notar in Köln. – Durch Hochzeit gelangte seine Nichte Franziska nach Krefeld, ebenso wie deren Schwester Agathe, die den Kaufmann und Fabrikanten Julius Stockhausen heiratete. Es kamen noch zwei weitere Bermbach-Brüder, darunter ein weiterer Adolph Bermbach. Letzterer agierte in Krefeld als Kaufmann, heiratete dort. Joseph war hingegen mehr dem Thema Bau, Architektur und Baustoffe zugewandt, blieb aber nur ein paar Jahre. Vier mal Bermbach-Geschwister (von 12 Geschwistern insgesamt!), alle haben sich von Köln nach Krefeld verändert, aber nur Franziska berichtet von China und Japan. Sie war dorthin gereist.

 

Impressum

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek erfasst diesen Buchtitel in der Deutschen Nationalbibliografie. Die bibliografischen Daten können im Internet unter https://dnb.de abgerufen werden.

 

Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und Medien – auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere neuartige, auch digitale, Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

HINWEIS: Deutsch ist überaus vielschichtig und komplex. Der Verlag versucht, nach bestem Wissen und Gewissen alle Bücher zu lektorieren und zu korrigieren. Oft gibt es allerdings mehrere erlaubte Schreibweisen parallel. Da will entschieden werden. Zudem ergeben sich immer wieder Zweifelsfälle, wozu es oft auch keine eindeutigen Antworten gibt. Schlussendlich haben auch die Autorinnen und Autoren ureigene Sprachpräferenzen, die sich dann bis in die Kommasetzung, Wortwahl und manche Schreibung wiederfinden lassen können. Ein Tagebuch von 1913 hat zudem ein älteres Deutsch.

 

Coverentwurf (samt Pflanzenfoto) © Klaus Jans | Bildquellen am Ende des E-Books |

Lektorat: KUUUK |

 

E-BOOK-ISBN 978-3-96290-047-2

 

Erste Auflage E-BOOK Juni 2025

||| HINWEIS: Die große 550-Seiten-Ausgabe "Tagebuch einer Schiffsreise mit dem Norddeutschen Lloyd von Genua bis nach China und Japan 1913" erschien im März 2025. – Hier aber handelt es sich um die kürzere Basisausgabe, die ebenfalls als Papierbuch und E-Book (aber circa drei Monate später) publiziert wurde.

 

KUUUK Verlag und Medien Klaus Jans

Königswinter bei Bonn

Cäsariusstr. 91 A, 53639 Königswinter

 

K|U|U|U|K – Der Verlag mit 3 U

www.kuuuk.com

Alle Rechte [Copyright] für diese Ausgabe

© KUUUK Verlag | [email protected]

 

Zwei Schiffe

 

 

Oben das Schiff „Prinz Ludwig“, ein Reichspostdampfer, RPD, mit dem Franziska fuhr.

(Vom NDL, dem Norddeutschen Lloyd.)

 

Unten das fast gleich gebaute Schwesterschiff „Prinz Eitel Friedrich“.

 

 

ANMERKUNG ZUM INHALTSVERZEICHNIS

 

Anmerkung zu dem Inhaltsverzeichnis

::: hier der BASISAUSGABE :::

für das Tagebuch über die Schiffsreise 1913

 

Dieses folgt nun hier im nächsten Klick-File, "Inhaltsverzeichnis" des E-Books.

 

Entscheidend sind die Daten der Tagebuch-Eintragungen.

 

Datum eines Eintrages und reales Geschehen sind nicht immer gleich.

 

Ein Eintrag vom 1.5.1913 beschreibt zum Beispiel erst das reale An-Land-Gehen in Hongkong, welches jedoch bereits am 30.4.1913 geschah.

 

Das Inhaltsverzeichnis, welches nun folgt, versucht durch kleine Stichworte wie »Schiff« und »Penang« (Name Ort) lediglich eine schnelle Idee vom Reiseverlauf zu geben.

 

Im Prinzip ist man sowieso die meisten Tage der Schiffsreise an Bord. Bei der Landreise ist es naturgemäß wieder anders. Zwei und noch mehr Orte sind an einem Tag dann möglich.

 

Die Schere zwischen Eintragsdatum und Geschehdatum lässt sich nicht ändern.

 

Außerdem gibt es (wenige) Tage ohne Eintrag.

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Inhaltsverzeichnis

– hier für die Basisausgabe –

von dem Schiffsreise-Tagebuch von 1913

 

Ganz kurze Vorbemerkung des Herausgebers

Tagebuchseite 59 als Scan

|_Beginn Eintragungen Tagebuch_|

3. April 1913 DONNERSTAG Genua

4. April 1913 FREITAG Neapel

5. April 1913 SAMSTAG Schiff

6. April 1913 SONNTAG Schiff

7. April 1913 MONTAG Schiff

8. April 1913 DIENSTAG Port Said

9. April 1913 MITTWOCH Port Tawfik, Suez

10. April 1913 DONNERSTAG Schiff

11. April 1913 FREITAG Schiff

12. April 1913 SAMSTAG Schiff

13. April 1913 SONNTAG Aden

14. April 1913 MONTAG Schiff

15. April 1913 DIENSTAG Schiff

16. April 1913 MITTWOCH Schiff

17. April 1913 DONNERSTAG Schiff

18. April 1913 FREITAG Colombo

19. April 1913 SAMSTAG Colombo

20. April 1913 SONNTAG Schiff

21. April 1913 MONTAG Schiff

22. April 1913 DIENSTAG Schiff

23. April 1913 MITTWOCH Penang

24. April 1913 DONNERSTAG Penang

25. April 1913 FREITAG Singapur

26. April 1913 SAMSTAG, ohne Eintrag, Singapur

27. April 1913 SONNTAG Schiff

28. April 1913 MONTAG Schiff

29. April 1913 DIENSTAG Schiff

30. April 1913 MITTWOCH, ohne Eintrag, Hongkong

1. Mai 1913 DONNERSTAG Hongkong

2. Mai 1913 FREITAG Schiff

3. Mai 1913 SAMSTAG, ohne Eintrag, Shanghai

4. Mai 1913 SONNTAG Shanghai

5. Mai 1913 MONTAG Schiff

6. Mai 1913 DIENSTAG, ohne Eintrag, Tsingtau

7. Mai 1913 MITTWOCH Tsingtau

8. Mai 1913 DONNERSTAG Schiff

9. Mai 1913 FREITAG Schiff

10. Mai 1913 SAMSTAG, ohne Eintrag, Kobe

11. Mai 1913 SONNTAG Kobe

12. Mai 1913 MONTAG Yokohama

13. Mai 1913 DIENSTAG Yokohama

14. Mai 1913 MITTWOCH, 2 Einträge, Tokio

14. Mai 1913 MITTWOCH, zweiter Eintrag, Tokio

15. Mai 1913 DONNERSTAG Tokio

16. Mai 1913 FREITAG Yokohama

17. Mai 1913 SAMSTAG, 2 Einträge, Miyanoshita

17. Mai 1913 SAMSTAG, zweiter Eintrag, abends, Miyanoshita

18. Mai 1913 SONNTAG, ohne Eintrag, Atami

19. Mai 1913 MONTAG, 2 Einträge, Kamakura

19. Mai 1913 MONTAG, zweiter Eintrag, Kamakura

20. Mai 1913 DIENSTAG, ohne Eintrag, Nikko

21. Mai 1913 MITTWOCH Nikko

22. Mai 1913 DONNERSTAG Nikko

23. Mai 1913 FREITAG Tokio

24. Mai 1913 SAMSTAG Kyoto

25. Mai 1913 SONNTAG Kyoto

26. Mai 1913 MONTAG Kyoto

27. Mai 1913 DIENSTAG Kyoto

28. Mai 1913 MITTWOCH Nara

29. Mai 1913 DONNERSTAG Kobe, inhaltlich Eintrag aber bis 1.6.1913

Von da (Kobe) Schiff nach Tsingtau, Abfahrt 2.6.1913

2. Juni 1913 bis 23. Juni 1913 ohne Eintrag

(Vermutlich Aufenthalt in Tsingtau)

24. Juni 1913 DIENSTAG Tsingtau, Tsinanfu

25. Juni 1913 MITTWOCH Tsinanfu

26. Juni 1913 DONNERSTAG Peking

27. Juni 1913 FREITAG Peking

28. Juni 1913 SAMSTAG Peking

29. Juni 1913 SONNTAG Peking

30. Juni 1913 MONTAG Nankou

1. Juli 1913 DIENSTAG Tientsin

2. Juli 1913 MITTWOCH Tientsin, Schiff

_Ende Eintragungen Tagebuch_

Noch eine kleine Anmerkung des Herausgebers

Vier Fotos vom Schiff

Foto. Eine Krefelder Familie

Karte Kiautschou-Bucht

Foto Promenadendeck

Franziska auf einem Gemälde

Bildquellen

Buchhinweise

 

Diese E-BOOK-SEITE (dieser E-Book-File) für das Inhaltsverzeichnis entspricht natürlich nur noch bedingt dem Papier-Version-Gegenstück der Basisausgabe, denn es fehlen hier im E-Book die Seitenzahlen. Die meisten E-Books verlassen die Idee der Seitenzahl, weil es diese neuartige Technik mit dem „fließenden Text“ nun so ganz anders ermöglicht. Der E-Book-Vorteil: Man kann direkt zu jedem Kapitel „klicken“ oder „hinklicken“. Und man hat zudem auch die Suchfunktion.

 

Foto Shop Yokohama und Info Basisausgabe

 

Geschäft (Street Shop) in Yokohama um 1910

 

_____

 

GENERELLER HINWEIS zur hier als E-Book veröffentlichten BASISAUSGABE (die BASISAUSGABE gibt es natürlich auch als Papierausgabe):

 

Wenn in den Anmerkungen fortan ein paar wenige Male von einem Personenverzeichnis die Rede ist ... oder einem Ortsverzeichnis, dann bezieht es sich immer auf die ausführliche 550-Seiten-Großausgabe dieses Tagebuches von 1913. Der Verweis in der Anmerkung konnte dann nicht so einfach mal entfernt werden, ohne das gesamte Layout durcheinanderzubringen. (Sehr oft gelang es aber.) Der Tagebuchteil der Basisausgabe und der Tagebuchteil der Großausgabe sollten die exakt gleichen Seitenzahlen und Fußnotenzahlen haben. Besagte große und deutlich dickere Ausgabe erschien erstmals gedruckt im März 2025. (Ebenfalls beim KUUUK Verlag mit 3 U.) Wer also weitergehende Informationen aller Art zusätzlich zur Basisausgabe lesen möchte, müsste sich das 550-Seiten-Buch (bzw. die zusätzlich auch als E-Book erhältliche große Ausgabe) besorgen.

 

Es gibt also die BASISAUSGABE (206 Seiten hat das Papierbuch) als E-Book und auch als Papierbuch, außerdem die "Große Ausgabe" (550 Seiten hat das Papierbuch) als E-Book und auch als Papierbuch.

Ganz kurze Vorbemerkung des Herausgebers

 

Bitte lesen Sie auf der folgenden ungeraden Seite 15 den Anfang von dem vorliegenden Tagebuch der Franziska. Es geht um eine Schiffsreise im Jahr 1913, aber auch um diverse Exkursionen an Land. Über die Anmerkungen im Text – es sollte jedoch trotz notwendiger Fußnoten kein wissenschaftliches Werk werden, sondern ein Buch für alle – erfahren Sie viele interessante Details. In der nun vorliegenden Basisausgabe fehlen allerdings (anders als in der zuvor bereits publizierten 550-Seiten-Großausgabe) sieben informative Zusatz-Kapitel, darunter auch ein Personen- und ein Ortsverzeichnis.

Dafür ist die Basisausgabe aber deutlich billiger und kürzer: also das reine Tagebuch, welches man einfach so zur Entspannung und aus Interesse „weglesen“ kann.

Das vorliegende Tagebuch-Dokument – es ist wie zufällig aus einem Nachlasskarton eines Tages aufgetaucht – existiert zudem nur in einer bereits abgetippten Form, die Handschriftversion ist unbekannt. Es wurde jetzt, weit über 100 Jahre später, durch das „Befragen“ von etlichen Worten, Stellen, Namen, Zusammenhängen zu einem „Etwas“ erschlossen, welches man nun auch ohne spezielle Vorkenntnisse, zum Beispiel zu Asien, gewinnbringend verstehen kann. Die Reisende, Franziska Jans, geborene Bermbach, war, ebenso wie die sie begleitende Tochter Paula Jans, im Übrigen auch keine Spezialistin, zudem offenbar keine Akademikerin.

Hier also das Tagebuch von 1913. Passagierinnen und Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen werden es besonders gerne lesen.

 

Klaus Jans, Franziska-Urenkel, im Juni 2025

 

Tagebuchseite 59 als Scan

 

 

Beispielhaft Seite 59 aus der (allein) uns vorliegenden Tipp-Version des Tagebuches.

 

Das handschriftliche Ur-Tagebuch kennen wir nicht.

 

3. April 1913

Das Reisetagebuch

 

An Bord des „Prinzen Ludwig" 1, am 3. April 1913.

 

Nun sind wir schon auf hoher See, haben die herrliche Ausfahrt aus dem amphitheatralisch aufgebauten Hafen von Genua genossen, mit tränenumflorten Blicken, weil der arme Max2 sich noch immer nicht von dem Quai trennen konnte, auf dem er uns ein letztes Lebewohl nachwinkte. Paula zerfloss in Tränen. Sie hatte wohl zuerst Anstalten gemacht, ihren Kummer und das Abschiedsweh zu unterdrücken, doch es war stärker als sie. Der totblasse Max wollte anscheinend seine männliche Tapferkeit zeigen, in seinen grossen Augen aber stand so viel Abschiedsweh geschrieben, dass ich sogar meinen Schmerz über diesen Anblick nicht zurückdrängen konnte. Wir hatten mit ihm ein paar schöne Tage genossen; so viel ungesorgte und auch billige Freuden habe ich lange nicht mehr gehabt. Max ging nur in Sorge um seine Paula auf. Er legt ihr die Hände unter die Füsse und liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Da er noch sehr wenig von der Welt gesehen hat, übernahm Paula gleich die führende und belehrende Rolle. Meine beiden Schutzbefohlenen gingen oft wie die Gassenbuben händehaltend und schwankend durch die Strassen Genuas. Manchmal legte Einer dem Anderen aber auch ganz ungeniert die Arme um den Hals und zog ihn küssend zu sich heran. Das sah so unschuldig und lieb aus, dass ich meine Freude daran hatte und ganz die übliche Mahnung zum Anstand vergass. Am allergemütlichsten aber war es in Genua, wenn wir in einem bekannten, guten Restaurant nach des Tages Mühen behaglich zusammen sassen und uns an ganz ausgesuchten Feinheiten der kulinarischen Künste „Herrn Labos“ gütlich taten. Das Wetter war wechselnd, öfters aber regnerisch. Nur seit gestern erstrahlt der Himmel in reizender Bläue, und heute ist es so herrlich an Bord, dass man Seekrankheit und stürmische Fahrt als etwas Undenkbares betrachten möchte. Das Schiff ist voll besetzt, sogar im Gesellschaftszimmer sind Passagiere untergebracht. Doch sagte uns der Decksteward, dass es hinter Neapel viel ruhiger werden würde, da viele Passagiere zur Erholung die Reise von Bremen3 bis Neapel mitmachen. Meinen Empfehlungsbrief von Melchers4 in Bremen an den Kapitän habe ich abgegeben. Gleich nach der Ausfahrt aus dem Genueser Hafen blies es zum Lunch. Bei Tisch sitze ich neben einem Herrn, der als neuer Leiter der Tsingtauer Hochschule5 herausfährt. Er war vor 6 Jahren schon einmal dort und kannte das Haus, in welchem Ebers6 gewohnt haben. Unsere Kabine liegt auf dem Oberdeck, ziemlich geschützt und ruhig. Sie hat ein zu öffnendes Fenster, kein Ochsenauge, wie die unteren Kabinen. Paula und ich haben unsere Sachen schon ausgepackt und, so gut es geht, untergebracht. Ich sitze jetzt im Schreibzimmer, merke wenig von der Bewegung des Schiffes, und fühle mich, da meine Kabine gleich nebenan liegt, ein wenig hier zu Hause. Paula maikäfert aber schon seit dem Auspacken herum und macht Anstalten, seekrank zu werden. Ich rede es ihr aus und suche ihr Mut zu machen. Jedenfalls wollen wir auf Paula’s Veranlassung heute abend auf Deck essen, da Paula das Sitzen im Speisesaal heute mittag nicht bekommen ist. Jetzt schreibt sie an Max und will nicht gestört sein.

Was es eine Menge zu essen hier gibt. Zum Lunch um 1 Uhr konnte man sich aussuchen, was das Herz begehrte. Wir nahmen einen halben Hummer, eine Tasse Bouillon, ein Steak mit Bratkartoffeln und gebackene Oliven, Kompott und frisches Obst. Nach dem Lunch wurde auf Deck der Kaffee serviert. Dann spazierten wir auf dem Deck herum, besahen uns Alles bis zur dritten Klasse zu, und meldeten uns im Turnsaal an, wo eine Menge Zanderscher Apparate7 zum Amusement und zur Gesundheit der Passagiere aufgestellt sind. Morgens von 10 bis 11 ½ Uhr ist der Turnsaal für die Damen offen, früher für die Herren. Um 4 Uhr schellte es zum Thee an Bord. Da stehen lange, weissgedeckte Tische mit Kaffee, Thee, Limonade, Kuchen und Cakes aller Art jedem zur freien Verfügung. Gleich kommt die Insel Elba, da will ich für heute Schluss machen, und mir die Interessante, Vielgenannte ansehen.

 

1 Zum Schiff „Prinz Ludwig“ siehe im Personenverzeichnis unter Ludwig. Die Worte „Das Reisetagebuch“ eine Zeile darüber hat der Herausgeber als optisch markierende Überschrift hinzugesetzt. Die abgetippte, in Fadenheftung gebundene und uns allein vorliegende Version hat auf dem Buch-Außencover lediglich den hier in dieser Fußnote nun wiedergegebenen ... goldenen Prägeaufdruck „Reise nach China u. Japan von Franziska Jans“, auf dem Buchrücken steht nichts.

2 Max Escher heißt er. Ein „Vater Escher“ wird später auch genannt.

3 Frage: Waren die zwei Jans-Frauen Franziska und Paula schon an Bord, und kam Max nur in Genua herbei? Besuchte sie da? Dann hätte das Schiff aber viele Tage dort liegen müssen. Aber wieso fängt das Tagebuch erst in Genua an? | Oder, war es so, wie der Herausgeber K. J. vermutet: Es stiegen beide Jans in Genua auch erst ins Schiff ein? Und waren mit dem Zug bis Genua zum Schiff gereist? Max (nur) als Begleiter bis zum Schiff? | Im Meyer-Weltreiseführer von 1912 lesen wir auf Seite 9: „Reisende, die die Seefahrt durch die nordeuropäischen Gewässer scheuen, benutzen den Lloyd-Expreßzug (täglich früh 6 Uhr 55 Min. von Altona, Hamburg über Bremen, Düsseldorf, Köln, Wiesbaden, Straßburg, Basel, Luzern etc. nach Genua in 28 Stunden, Fahrpreis Hamburg-Genua 168,40 M.).“

4 Bekannte Bremer Reederei, Schiffsagentur, Handelsagentur, Import, Export, mit Stützpunkten überall in der Welt. Verkaufte auch Tickets vom Norddeutschen Lloyd. – Es gibt später sogar eine weitere Person namens „Melchers“ hier im Buch.

5 Informationen im Personenverzeichnis der großen 550-Seiten-Ausgabe unter „Leiter“ und auch zu „Rosenberger“. | Bei allen Tagebuch-Aufzeichnungen gilt: Missverständnisse sind immer möglich. Also: 1. Dass Franziska einen Sachverhalt nicht 100 % genau erfasst hat. Oder: 2. Dass ihr Dinge falsch bzw. etwas ungenau berichtet und zugetragen wurden, von anderen Personen. Sie trug dann Fehler anderer weiter. [K. J.]

6 Ebers sind Karl Ebers und Ida Ebers, geborene Jans, samt Kindern. Ida ist (neben Paula) eine weitere Tochter der Franziska Jans geb. Bermbach. Die Ebers leben derzeit in Tsingtau. Mit zwei Kindern.

7 Franziska schreibt (in der allein uns vorliegenden getippten Version) Sanderschen mit S. Abgeleitet von Sander. Es muss sich aber um einen Zander mit Z handeln. Bereits 1865 gründete der schwedische Arzt Gustav/Gustaf Dr. Zander (1835–1920) ein erstes Zanderinstitut zur „medico-mechanischen Therapie“ mit vielfältigen Trainingsgeräten. Eine Art Fitness-Studio. Also zu Zander(...scher) hier verändert vom Herausgeber.

 

4. April 1913

 

Gestern abend stellte sich uns ein deutscher Offizier vor, namens Wiesener8. Er ist von der Armee zum Studium der japanischen Sprache nach Yokohama geschickt worden. W. verkürzte uns durch seine Erzählungen manche Stunde. Nach dem Diner machten wir einen gemeinsamen Spaziergang über das Deck. Jedesmal, wenn wir an der ersten Klasse vorbei gegangen waren, hatten wir 2 ½ Minuten gelaufen. So mussten wir zu unserem ständlichen Ganga9 20 mal die Runde machen. Zum Diner waren grosse Anstrengungen in toilettelicher Hinsicht gemacht worden. Paula und ich hatten uns aber an einem geschützten Plätzchen auf Deck servieren lassen und die unzähligen Speisen in beschränkter Auswahl bestellt. Die Leuchttürme und Schiffe von Elba winkten so freundlich zu uns herüber, und am Himmel lächelte uns ein Sternenmeer an, wie man es in unserm nebligen Klima nur in ganz klaren Winternächten sieht. Gegen 9 Uhr wurde auf Deck noch eine Tasse köstlichen Mokka serviert und dann zog sich Alles, weil es anfing kühl zu werden, in die Gesellschaftsräume zurück. Im Rauchzimmer wurde wacker gespielt, dabei fortwährend Sandwiches serviert, Alles auf Kosten des Billetes. Gegen 9 ½ zog ich mich in meine Kabine zurück; denn ich war sehr abgespannt.

Unsere Kabine hat die Nummer 25 und gehört zu den besten des Schiffes. Wenn man zur Tür hereinkommt, sieht man an der gegenüberliegenden Längswand auf ein Fenster mit einem kleinen Vorhang. Unter dem Fenster steht mein Bett, welches durch den in der Ecke eingebauten Spiegelschrank eine Nische bildet. An der gegenüberliegenden Wand ist neben der Tür Paula’s Bett befestigt, etwa ein Meter höher als das Meinige. Der dadurch gewonnene Raum ist unsere Kofferkammer. An den beiden Seitenwänden befinden sich Sofa und Waschtische. Unten an jedem Schrank sind 2 tiefe, geräumige Schubladen, sodass wir verhältnismässig viel Raum zum Unterbringen unserer Sachen haben. Über den Waschtischen sind geschützte Nischen und ein kleines Schränkchen für die Toilettesachen. Was mir aber am meisten imponiert hat, was mich bis in das Innerste erschütterte, das sind zwei Rettungsgürtel, welche in einem Verschlag an der Decke angebracht sind. Das ist für mich wie ein Altar, an dessen Stufen ich kniee10 und die Nichtigkeit aller Menschlichkeit gegen die aufgewühlten Elemente anerkenne. Mein Blick fällt beim Erwachen gleich auf diese geheimnisvolle Nische und male ich mir dann alle Situationen aus, in denen diese letzten Freunde in der Not eine Hauptrolle spielen könnten.

Als wir an Bord kamen, lagen eine Menge Karten, Briefe und Depeschen vor, welche uns sagten, dass noch gute Herzen in der Heimat für uns schlagen. Der gute Vater Escher11 hatte ein Riesentelegramm angefertigt, wie es nur Vater Escher, und allenfalls noch der Oehm Julius12 machen können. Thea und Adolf13, die guten Kinder und auch das dicke Fanniechen14 hatten gedrahtet. Dank Euch Allen, Ihr Lieben im deutschen Vaterlande! Wenn Ihr wüsstet, wie wohl Allen Ausreisenden eine solche Aufmerksamkeit tut, würdet Ihr belohnt sein!

Uns gegenüber sitzt am Esstisch ein Gesandschafts- Attachée von Schön15, dessen Vater Gesandter in Paris ist. Daneben ein dicker Herr mit einer bebrillten Frau, der Redakteur der Japan Post namens Ostwald16 aus Yokohama. Er kennt Ebers17 auch und war 10 Tage in Tsingtau mit ihnen zusammen.

Soeben kommt Paula und sagt, dass die Küste von Neapel in Sicht sei. Ich höre deshalb mit meinen Aufzeichnungen („Pardon, liebe Titi“18) auf, trotzdem ich noch eine Menge zu erzählen hätte, und gehe auf Deck.

Für heute adieu Tagebuch! Der Steward sagt, jetzt käme der böseste Teil der Reise, auf welcher Szilla und Sharybdis ihr Opfer fordern würden.

 

8 Wiesener war „Hauptmann“, ... erfahren wir später im Tagebuch.

10 Ich knie, 1 e, diese Schreibe würde heute die deutsche Sprache wollen.

11 Wohl der Vater von Max Escher. Max ist wiederum der Verlobte der Paula Jans, der in Genua (an Land) noch dabei war.

12 Möglicherweise Julius Stockhausen, Chemie-Unternehmer, Schwager zu Franziska.

13 Adolf und Thea (Ehepaar, vermutlich Adolf und Thea Stockhausen).

14 Eine Person Fannie oder Fanny (zu Fanniechen) ist bislang noch unbekannt.

15 Siehe zu Schön, der vermutlich ein Schoen ist, der also mit „oe“ geschrieben wird, Informationen im 550-Seiten-Buch. – Gesand(t)schaft wäre eher mit „dt“.

16 Zu Ostwald Informationen im Personenverzeichnis und bei den Literaturangaben, beides im 550-Seiten-Buch.

17 Karl und Ida Ebers. Ida, geb. Jans, ist die älteste Tochter der Franziska.

18 Titi ist der Kosename von Elisabeth Jans, geb. Scheiff, der Schwiegertochter von Franziska. Titi hat den einzigen Sohn der Franziska, Edmund Jans, er ist für uns Edmund II., geheiratet. Und zwar im Jahr vor dieser Schiffsreise, also bereits 1912.

 

5. April 1913

 

Nun sind wir angesichts des Stromboli und der Krater raucht unheimlich drohend zu uns herüber. Auch das Meer ist ziemlich unruhig, das Schiff schwankt in drohender Bewegung. Gestern waren wir noch lange in Neapel, haben uns unter vielem Feilschen einen Wagen genommen und die Höhen mit den herrlichsten Aussichten genossen. Um unsern Kutscher aufzumuntern, riefen wir bei jeder neuen, schönen Aussicht stets laut: „La bella Napoli!“ Dann wurde der Brave ganz aufgeregt vor Lokalpatriotismus und machte uns enthusiasmiert auf jede kleine Sehenswürdigkeit aufmerksam, die ich noch nicht kannte, trotzdem ich schon unzählige Male in Neapel war.19 Als wir an einer guterhaltenen Palastruine vorbeikamen, sagte der Kutscher: „Dort hat die Lady Hamilton mit der Napolitanischen Königsfamilie gewohnt.“ Oben auf dem Posilipp20 liess ich ihn dafür ein Mass Wein kredenzen, während Paula die Gelegenheit benutzte und Capri photografierte, welches in wunderbarer Klarheit vor uns lag. Auf das Schiff zurückgekehrt, schrieb ich 27 Karten an viele liebe Verwandte und Freunde. Dann gingen wir in das Rauchzimmer, wo für die Fahrgäste stets offenes Haus ist, und liessen uns ausgezeichneten Kaffee mit roher21 Sahne und Kuchen geben. Zuletzt besahen wir uns noch die um das Schiff in Schwärmen herumfahrenden Kähne.

Hier boten Blumenhändler auf langen Stangen die herrlichsten Bouquettes für 1 Frs.22 an: „Kaufen Sie bella Rosa, Violette, Camelia!“ schallte es von unten herauf, und schon stiess 1 Strauss dieser herrlichen Blumen an unsere Nasen. Ein Kahn mit den scheusslichsten Missgeburten machte unter großem Lärm Propaganda für seine Insassen. Kinder sprangen nackt in das Wasser, um Geldstücke herauszuholen und Vieles mehr, was ja allen Italien Reisenden zur Genüge bekannt ist. Abends erstrahlte ein Lichtermeer von all den Schiffen, die in Neapel vor Anker lagen. – Die Kabinen mussten wir geschlossen halten, da allerhand verdächtiges Gesindel sich mit den Packleuten an Bord schlich. An einer Seite des Schiffes wurde ausgeladen, an der anderen eingeladen.

Die Krahne knarrten und es war ein furchtbarer Lärm. Da wir sehr müde geworden waren, gingen wir gleich nach dem Diner zu Bett. Als ich mitten in der Nacht aufwachte, war das Schiff am fahren, und machte die für diese Strecke so typische Schaukelbewegung.

Paula sieht heute sehr blass aus und klagt über Schwindel. Sie hat sich ein Beefsteak, Butter und Brot23 an das Bett kommen lassen. Jetzt liegt sie auf Deck und sieht mich mit traurigen Augen an. In Neapel hatten wir einen Brief von Ida24 erhalten, in welchem sie ihre Freude über unseren bevorstehenden Besuch Ausdruck gibt. „Sie wisse angesichts der frohen Erwartung erst jetzt, was sie in den letzten 1 ½ Jahren entbehrt habe,“ schreibt das arme Ding.25

Nun will ich meine Tageseinteilung niederschreiben, die von mir streng eingehalten wird. Um 7 Uhr kommt die Stewardess und meldet, dass mein Bad zurecht gemacht sei. Das Badezimmer liegt 2 Schritte von der Kabine entfernt und ist elegant in Weiss ausgekachelt. Das Badewasser ist heisses Meerwasser, doch hängt ein Tiegel mit warmem Süsswasser zum Nachspülen an der Wanne. Nach dem Baden, welches nur 20 Minuten dauern darf, lege ich mich wieder so lange in das Bett, bis Paula’s Bad fertig ist. Dann ziehe ich mich an und bin meist parat, wenn Paula vom Baden kommt. Um 7 ½ Uhr und um 8 Uhr wird auf dem Schiff die Reveille26 zum Aufstehen geblasen. Bis 10 Uhr wird im Speisezimmer das Frühstück serviert, von 6 Uhr morgens an auf Deck. Die Gäste, welche bis 10 Uhr nicht auf Deck oder im Speisesalon, auch nicht in der Kabine gefrühstückt haben, bekommen im Rauschsalon Alles, was ihr Herz begehrt. Zum ersten Frühstück gibt es ausser Kaffee, Thee, Chokolade, Hafergrütze und Milchreis auch noch eine Menge kalter und warmer Gerichte, alle Fleischsorten auf dem Rost, Fische gesotten und gebraten, Ragouts und Pasteten. Da der Kaffee, die Sahne und die Brotsorten aber so ausgezeichnet sind, nehme ich nur etwas kaltes Fleisch hinzu. Nach dem Frühstück gehe ich in den Zanderschen27 Turnsaal, wo alle Apparate mit Elektrizität getrieben werden. Dann laufe ich um das Deck herum, wobei ich heute nicht den Blick auf das Wasser richten darf, weil ich sonst unfehlbar seekrank werden würde. Der Schaum des Meeres geht bis über die Reeling und das Schiff rollt. Um 1 Uhr werden wir Messina passieren, dann soll es erst recht unruhig werden, sagte der Zimmer-Steward zu unserer Aufmunterung. Ich will mir mein Glas aus der Kabine holen, und nach den Trümmern der vom Erdbeben zerstörten Stadt28 Ausschau halten, welche ich vor langen Jahren mit meinem geliebten Mann noch in vollem Glanze gesehen habe. Nach dem Spaziergange hole ich mir dieses liebgewordene Heftchen hervor und schreibe meine kleinen Erlebnisse ein. Am Flügel sitzt ein Jüngling und beschwört die Schwalbe29 herauf, die Nichts wiederbringt. Zum Lunch, bei dem keine Toilette gemacht wird, gibt es wieder eine Unmenge Gerichte nach Wahl, und kleine Finessen für Feinschmecker. Dann kommt das Ruhestündchen. Wir haben uns 2 Liegestühle für die Reise gemietet à MK 630. Gegen Abend mache ich wieder einen Bordgang, bis das Zeichen zur Abendtoilette, eine halbe Stunde vor dem Diner, gegeben wird. Es ist heute, bei so hohem Seegang, sehr schwer, in der Kabine stehend Toilette zu machen. Beim Diner spielt die Bordkapelle, bei jedem Gang ein neues Stück. Dann trifft man sich wiederum auf Deck, trinkt Kaffee, macht ein Spielchen und ist bald zum Umfallen müde. Zum Lesen bin ich noch nicht gekommen, trotzdem es eine schöne Bibliothek gibt, aus der ich mir Bloems spannendes „Volk wider Volk“31 entlehnt habe. Wir haben einige Passagiere kennen gelernt, die nach Tsingtau fahren. Doch davon morgen, da mein Schreibstündchen für heute zu Ende ist.

 

19 So oft? Ist sie so viel in und durch Italien gereist? Offenbar.

20 Posillipo mit 2 Ell (...ill) und 1 p und o am Ende würde man heute schreiben.

21 Rohe Sahne? Meint das, sie wurde nicht geschlagen? Denn roh versus gekocht kann es ja kaum sein.

22 Frs. gleich Franc, und das „s“ dann für den Plural? Abgekürzt wird aber normalerweise eher als Fr. oder F oder FF. Ist mit Frs. der Französische Franc gemeint? Die französische Währung in Neapel, extra beim schnellen Verkauf an die Touristen? Keine Lira? War der Franc 1913 eine Art Leitwährung, wie man es heute oft vom Dollar kennt? Wurde eventuell auf den Lloyd-Schiffen zumeist in Franc bezahlt? (Später tauchen aber in diesem Tagebuch Preise an Bord des Schiffes in Mark auf.)

23 Es stand da Brod mit d. Ist das „d“ evtl. ein Tippfehler? Oder eine Rechtschreibe-Unkenntnis? Brod mit d kommt noch mindestens weitere zwei Male vor, im Tagebuch. (Brod kennt man als niederländische Schreibung.) Die Schreibung mit t kommt aber häufiger, mindestens noch 8 Mal vor. Also steht hier in der Druckversion des Tagebuches immer das Brot mit t.

24 Ida Ebers, geborene Jans, ist die andere Tochter der Franziska, zugleich die Schwester der Paula. Sie lebt und wohnt aktuell mit Mann und Kindern in Tsingtau. Siehe zu Ida die Informationen im Personenverzeichnis. | Die vermeintlich direkte Rede ist vom Satzsinn her dann eine indirekte Rede, man würde heute für diese eigentlich keine Anführungszeichen setzen.

25 Ida Ebers ist offenbar anderthalb Jahre schon dort, in Tsingtau – rückwärts gerechnet: Ab April 1913, dem Franziska-Eintrag, wäre das November 1911. Und: Für 1912 tauchen Karl und Ida – bereits 1910 der Name Ebers als einer Eigelb- und Albuminfabrik – auch im Adressbuch auf, zu Kiautschou, unter den Einträgen zu „Tsingtau“. Also spricht vieles für einen Zuzug der Familie ungefähr im November 1911.

26 Ein Signal mit dem Horn. „wecken“, von französisch reveillez: „aufwachen“.

27 Zander mit Z. Franziska schrieb den Namen im Original mit S. – Ein Schiffsfoto vom „Prinzen Ludwig“ dazu (also zu diesen Fitness-Apparaten) ist hier Klick-File „Vier Fotos vom Schiff“.

28 28. Dezember 1908, 72.000 bis 110.000 Tote, das Erdbeben von Messina 1908. Franziska war also vor dem 28.12.1908 schon einmal in Messina gewesen.

29 Es könnte sich um das sogenannte „Schwalbenlied“ handeln, eigentlich war der Liedtitel „Aus der Jugendzeit“. Es wurde von Friedrich Rückert vielleicht 1818 verfasst und 1831 erstmals gedruckt. Populär wurde es unter der 1859 von Robert Radecke komponierten Melodie. Mehrfach taucht die Schwalbe auf. Zum Schluss als Textdoppelzeile: „Doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe | Singt im Dorf wie einst.“

30 MK 6 dürfte für 6 Mark stehen. Bis 1914 gab es noch die „Mark“, die „Reichsmark“ gab es aber erst ab 30.8.1924. (Dazwischen war noch die „Papiermark“.)

31 Walter Julius Gustav Bloem (Pseudonym: B. Walter) wurde am 20. Juni 1868 in Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld) geboren und starb am 19. August 1951 in Lübeck. Er schrieb Romane mit erkennbar deutschnationaler Haltung. Mit einer Gesamtauflage von zwei Millionen wurde er zu einem der damals meistgelesenen Autoren. War später dann auch überzeugtes Mitglied der NSDAP.

 

6. April 1913

 

Wir wurden schon um 7 ½ Uhr durch die Klänge eines Chorales geweckt. So wird auf dem Lloydschiff immer der Sonntag gefeiert. Paula ist krank und liegt jetzt noch im Bett, wenn sie sich auch das Essen ans Bett bringen ließ und guten Appetit zeigte. Ich habe zu Ehren des Sonntags das Turnen heute ausgesetzt und mein Büchlein zur Hand genommen. Die Verdecke sind zweiseitig durch Zeltleinwand gegen die aufspritzenden Wellen geschützt. Nur vorne und hinten kann man auf das Wasser sehen, welches furchtbar aufgewühlt ist. Wenn der Wind mit uns zieht, ist Alles gut. Kommt er aber durch eine Drehung des Schiffes anders woher, dann legt sich dasselbe auf die Seite und rollt. Sechs Damen liegen fest in den Kabinen. Ich habe meine ganze Energie zusammen nehmen müssen, wollte ich doch nicht die siebente sein. Hinter Kreta soll es ruhiger werden. Vielleicht sind wir morgen schon in Port Said und fangen dann langsam an, uns mit den Tropen zu beschäftigen. Bei Tisch sitzen in unserer Nähe Herr und Frau Baumeister Peters32, welche nach Tsingtau versetzt sind. Sie haben 3 niedliche, kleine Mädchen und ein Fräulein bei sich. Herr Peters beklagte sich im Anfang, dass ihm das Schiff zu ruhig ginge. „Er wollte doch wissen, dass er auf hoher See sei!“ meinte er. Am Abend, als wir hinter Neapel in die berüchtigte Meerstrecke kamen, wurde er schon viel kleinlauter. Als sich dann als erstes Opfer seine Frau legte, beschwor er schon die Gottheit. Als sich dann auch seine Kleine legte,

sass er ganz gedrückt und kleinlaut. Beim Diner schlich er sich dann selbst bleich und zitternd von dannen, nachdem Herr von Schön und Hauptmann Wiesener voran gegangen waren. Neben mir sitzt Herr Rosenberger33, dann kommt eine Brasilianerin, die in Wiesbaden an einen Herrn Brunner34 verheiratet ist. Sie will ihre Schwester in Yokohama besuchen, während ihr Mann angeblich einen Abstecher nach Argentinien macht. Frau Brunner, eine schöne, kluge und noch junge Frau, kokettiert mit Herrn von Schön und Hauptmann Wiesener. In Neapel ist noch ein indischer Rajah35 zugestiegen, der drei junge Leute zu Begleitern hat. Er soll unermesslich reich sein und jetzt ein Fürstentum mit grossen Revenuen zugeerbt haben. Gestern abend machte Paula mit Herrn Ostwald, einem jungen Engländer aus Singapore und Frau Brunner eine Bridge Partie. Dieselbe musste aber wegen eingetretenen Schlingerns einen plötzlichen Ausgang nehmen. Die Dienerschaft ab Bord ist ganz besonders aufmerksam zu uns. Das ist gewiss die Folge eines Empfehlungsschreibens vom Hause Melchers36