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Der wilde Atlantik mit Stränden, Klippen, Surfspots. Dazu Berge, Dörfer, Weingärten, eine Spitzengastronomie, avantgardistische Architektur. Kurz gesagt: Im Baskenland findet sich eine riesige Bandbreite an Facetten. Das Baskenland gibt es gewissermaßen doppelt. Größer und bekannter ist die spanische Seite mit den Städten San Sebastián, Vitoria und Bilbao sowie dem dortigen Guggenheim-Museum. Deutlich kleiner ist der französische Teil mit Biarritz, dem Hafenstädtchen Saint-Jean-de-Luz und den Ausläufern der Pyrenäen. Daher liegt der Schwerpunkt dieses Reisebuches auf Spanien, das viel stärker den baskischen Charakter und die Traditionen bewahrt. Zudem stößt man dort auf eine sagenhafte Fülle von Highlights und Überraschungen, darunter ein bemalter Wald, ein Spitzenmuseum für Oldtimer, ein Salinengebiet und ein Heiligtum über der Küste. Die Mikroabenteuer setzen sich mit Fahrten im Boot und in der Standseilbahn fort – und bringen auf Wanderwegen in Naturparks auf Trab, bis hin zum Eselwandern.
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Andreas Drouve
Baskenland
Spaniens Norden und Frankreichs Südwesten
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
IMPRESSUM
BASKENLAND – Spaniens Norden und Frankreichs Südwesten
50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIEßEN
Andreas Drouve
© 2025 360° medien
Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
[email protected] | 360grad-medien.de
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: Stefanie Heine
Satz und Layout: Elke Gräfe
Gedruckt und gebunden:
Schleunungdruck GmbH I Eltertstraße 27 I 97828 Marktheidenfeldschleunung.com
Bildnachweis: siehe Seite 256
Sicherheitshinweis: siehe Seite 256
ISBN: 978-3-96855-714-4
Hergestellt in Deutschland
360grad-medien.de
Andreas Drouve
Baskenland
Spaniens Norden und Frankreichs Südwesten
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
Mögen Sie – so wie ich – den wilden, ungezähmten Atlantik? Treffen auch Spitzenweine Ihren Geschmack? Und Berglandschaften? Naturschutzgebiete? Ungewöhnliche Museen wie das Spielkartenmuseum in Vitoria? Urwüchsige Dörfer? Städte mit avantgardistischer Architektur? Dann liegen Sie im Baskenland goldrichtig.
Kontraste und Abwechslung haben mich seit meiner ersten Reise durchs Baskenland begeistert. Das war noch vor dem Bau des Guggenheim-Museums, als Bilbao eine raue, graue Industriemetropole war. Damals konnte ich nicht ahnen, dass ich einmal von Deutschland nach Nordspanien auswandern würde. Am Miteinander aus dem Tiefblau des Golfs von Biskaya und dem Sattgrün im Hinterland kann ich mich bis heute nicht satt sehen.
Gleichermaßen überzeugend finde ich die Küche und die Vielfalt der Landschaften und Unternehmungen. An der Küste lasse ich mir gerne den Seewind um die Nase wehen, ob um den Meeresarm von Mundaka, hoch über den Klippen um das Heiligtum San Juan de Gaztelugatxe oder in Frankreich in Hendaye und Saint-Jean-de-Luz. Biarritz und Anglet stechen als Surferziele heraus.
Die Natur zieht auch anderweitig in ihren Bann. Im spanischen Baskenland steht knapp ein Fünftel der Fläche unter Schutz, darunter in Naturparks wie Valderejo, wo Wanderwege locken und Gänsegeier am Himmel kreisen. Im Naturpark Aizkorri-Aratz steigt der höchste Gipfel, der Aitxuri, auf 1551 Meter.
Kaum ist der Schweißfluss nach Wanderungen versiegt, spannt man an Stränden aus, spaziert an Hafenbecken entlang, startet eine Bootsfahrt, stärkt sich unter Einheimischen in einer Kneipe mit Wein und Häppchen. Dann wieder legt man den Schalter um. Die Übergänge sind fließend. Beim Leitmotiv Kunst führt der Weg nach Hernani zum Vermächtnis des Metallbildhauers Eduardo Chillida (1924-2002) – das ist Spaniens wohl schönster Skulpturenpark. Die Architektur vom Ende des 19. Jahrhunderts begeistert am Rand von Bilbao mit der Schwebebrücke, der Puente de Bizkaia. Und wer würde vermuten, dass sich in den dörflichen Gegenden westlich von Bilbao eines der weltweit besten Automuseen versteckt? Dass man mit Eselbesitzer Tati in den Bergen zum Eselwandern aufbrechen kann? Dass der Ort Azpeitia Heimat eines erstklassigen Eisenbahnmuseums ist? Dass man sich in Loiola auf die Spuren des Jesuitengründers Ignatius von Loyola begibt und in Getaria in einem modernen Museum die Fährte des Modeschöpfers Cristóbal Balenciaga aufnimmt?
Das Potenzial im Baskenland ist riesengroß. Was es aber selbst im Hochsommer nicht gibt, ist eine Schönwetter-Garantie. Das musste ich persönlich bei meiner Hochzeit erfahren, als es Ende August schüttete wie aus Kübeln. Jahresdurchgängig will das üppige Grün von oben bewässert werden. Manchmal herrscht auch nur feiner Niesel, den die Basken Txirimiri nennen.
Eine wind- und wetterfeste Reise wünscht Ihnen:Andreas Drouve
WILLKOMMEN IM BASKENLAND
TOP 10 DER SEHENSWÜRDIGKEITEN
KURIOSES UND BESONDERHEITEN
BEKANNTE PERSÖNLICHKEITEN
BILBAO UND UMGEBUNG
1.Bilbaos Hausberg Artxanda: hoch hinaus mit der Standseilbahn
2.Neun-Brücken-Tour zu Fuß mit Highlights der Architektur
3.Bilbao und sein Stadion: Fußball mit Symbolcharakter
4.Panoramasteg Schwebebrücke: in schwindelnder Höhe zwischen Portugalete und Getxo
DER NORDWESTEN UND NORDEN: DIE PROVINZ VIZCAYA
5.Automuseum Torre Loizaga: fantastische Sammlung historischer Vehikel
6.Tropfsteinhöhle Pozalagua: skurrile Formen unter der Erde
7.San Juan de Gaztelugatxe: Heiligtum und Küstenthron
8.Biosphärenreservat Urdaibai: spektakuläre Natur und schaurige Legende
9.Streifzug durch Gernika: Open-Air-Kunst, ein Museum und die berühmte Eiche
10.Bosque de Oma: Kunst trifft Natur
11.Lekeitio: zu Fuß auf die Insel Garraitz
SAN SEBASTIÁN UND UMGEBUNG
12.San Sebastián: Rundgang um die Muschelbucht
13.Hernani: das sagenhafte Vermächtnis des Bildhauers Eduardo Chillida
14.Albaola-Werft: historische Schiffe in neuem Glanz
15.Küstenjakobsweg: Wanderung von Pasaia bis San Sebastián
16.Bootstour ab Hondarribia: das Baskenland vom Wasser aus erkunden
17.Bergfestung von Hondarribia: gespenstische Aura auf dem Jaizkibel
18.Irun und Umgebung: spannende Zeitreise zu den Römern und ins Mittelalter
DER NORDOSTEN UND OSTEN: DIE PROVINZ GUIPÚZCOA
19.Strand-Hopping von Orio nach Zumaia: die vielfältige Küste erkunden
20.Naturpark Pagoeta: entspannt wandern im Hinterland
21.Monte San Antón: der Mausfelsen von Getaria
22.Balenciaga-Museum: Hommage an den Modeschöpfer aus Getaria
23.Eisenbahnmuseum von Azpeitia: umfangreiche Kollektion historischer Züge
24.Loiola: auf den Spuren des heiligen Ignatius
25.Naturpark Peñas de Aia: Wandertour durch intensives Grün und alte Minentunnel
26.Ordizia: der (vielleicht) schönste baskische Wochenmarkt
27.In und um Zerain: historisches Sägewerk und antike Hochöfen
28.Felsentunnel San Adrián: Bergwanderung zu einer alten Handelsroute und Pilgerstrecke
29.Eselwandern: unterwegs auf dem Ignatiusweg
DIE MITTE UND DER SÜDEN: VITORIA UND DIE PROVINZ ÁLAVA
30.Museumsstreifzug durch Vitoria: fünf besondere Museen der baskischen Hauptstadt
31.Fahrradtour durch Vitorias Grüngürtel: viel Natur vor den Toren der Stadt
32.Naturpark Izki: Wanderung durch prächtige Natur mit Dorfbummel
33.Licht-Ton-Schau in Laguardia: Inszenierung eines sagenhaften Steinportals
34.Briones: ein Abstecher zum (vielleicht) besten Weinmuseum der Welt
35.Valle Salado: das Salztal von Salinas de Añana
36.Naturpark Valderejo: Wanderung zur Schlucht des Flüsschens Purón
IM FRANZÖSISCHEN BASKENLAND
37.Strandwandern in Hendaye: Auspowern am kilometerlangen Strand
38.Château d’Antoine d’Abbadie: das Traumschloss von Hendaye
39.Saint-Jean-de-Luz: Strandfreuden und maritimes Flair
40.Biarritz: schickes Seebad trifft coole Surfer
41.Rocher de la Vierge: am Jungfraufelsen auf den Spuren von Humboldt
42.Bayonne: imposante Kathedrale, Schinken und Schokolade
43.Jakobsweg durch das Tal von Baztan: abseits bekannter Pfade von Bayonne über die Pyrenäen
44.Anglet: Kraftschöpfen im Thalasso-Bad
45.An Bord der historischen Zahnradbahn: Schaukeltour auf den Berg La Rhune
46.Grotten von Sare: Höhlenlabyrinth mit Lichteffekten
47.Saint-Pée-sur-Nivelle: Badespaß am See
48.Espelette: Geburtsort scharfer Schoten
49.Pas de Roland: der legendäre Durchgang von Roland
50.Saint-Jean-Pied-de-Port: Ortsidylle und Startpunkt vieler Jakobspilger
REGISTER
BILDNACHWEIS
Moderne Architektur von Frank O. Gehry in Elciego
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.
IM BASKENLAND!
Welch ein Zauberforst! Es ist still, einsam. Plötzlich treten stilisierte Augen an Kiefern hervor. Bunte Spiralen ringeln sich um Baumstämme. Flächen und Formen tauchen auf, verschwinden wieder, verzahnen sich, leuchten rot, gelb, grün. Je nach Blickwinkel fügen sich die Gebilde wie magisch zusammen, egal, ob sie gerade eine Armlänge oder fünfzig Meter entfernt liegen. Der bemalte „Wald von Oma“, Bosque de Oma, ist eine einzigartige Open-Air-Kunst. Oma hat übrigens nichts mit einer Großmutter gemein – so heißt das umliegende Tal.
Der bemalte Wald
So wie im bemalten Wald in der Nähe des Landstädtchens Gernika, so hält das Baskenland überall Überraschungen bereit, Außergewöhnliches, nie Gesehenes. Der Star ist das Guggenheim-Museum in Bilbao, dessen Titanüberzug je nach Lichteinfall golden oder silbrig gleißt. Das Bauwerk hat den Wandel von einem Industriemoloch in ein Städteziel der Spitzenklasse ausgelöst. Doch nicht nur das. Für Elena Arzak, Spaniens bekannteste Sterneköchin, die in San Sebastián ihre Küchenkunst auf höchster Stufe zelebriert, ist der Museumsbau die Initialzündung für die „heutige internationale Entdeckung des ganzen Baskenlands“ gewesen, wie sie mir einmal im persönlichen Gespräch gesagt hat.
Das Baskenland gibt es gewissermaßen in zwei Ausgaben: auf spanischer Seite als Autonome Gemeinschaft (7234 Quadratkilometer), was einem deutschen Bundesland entspricht, auf französischer Seite als Teil des Département Pyrénées-Atlantiques (knapp 3000 Quadratkilometer). Der Struktur trägt dieses Reisebuch Rechnung. Im letzten Teil der „Mikroabenteuer“ schließt sich an den Schwerpunkt des spanischen Teils ein kleinerer Block zu Frankreich an.
Bei Spanien geben im Buch die Provinzen und deren Hauptstädte die schlüssige Aufteilung in fünf übergeordnete Kapitel vor: Bilbao und Umgebung, die Provinz Vizcaya (im Nordwesten und Norden), San Sebastián und Umgebung, die Provinz Guipúzcoa (im Nordosten und Osten), Vitoria und die Provinz Álava (in der Mitte und im Süden). Im Álava-Kapitel, wo die baskische Provinz mit der Region La Rioja zur Weinbauregion Rioja Alavesa verschmilzt, erlauben wir uns ausnahmsweise einen kurzen Sprung über die Regionalgrenze. Aus gutem Grund. Dort liegt das (vielleicht) beste Weinmuseum der Welt, das auch das Anbaugebiet der Rioja Alavesa thematisiert.
Küste bei Biarritz
Grenzübergreifendes Merkmal in Spanien und Frankreich ist der Gebrauch der baskischen Sprache Euskera. In ihrer eigenen Sprache bezeichnen sich die Basken als Euskaldunak, also „Menschen, die Euskera reden.“ Das bedeutet nicht, dass im Baskenland automatisch jeder Baskisch spricht oder versteht. Das trifft nur auf Teile der Bevölkerung zu. Ist man vor Ort unterwegs, sieht man meist zweisprachige Beschilderungen, also auf Baskisch und Spanisch beziehungsweise Französisch.
Küste bei San Sebastián
Die Zweisprachigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch den (Reise-)Alltag, was umso vertrackter ist, da eine Sprache kaum etwas mit der anderen verbindet. Das kann ganz schön verwirrend sein, auch auf Landkarten oder Google Maps. Recht einfach sind die Parallelen im Fall von Bilbao (bask.: Bilbo) und den drei spanischen Provinzen Guipúzcoa (bask.: Gipuzkoa), Vizcaya (bask.: Bizkaia) und Álava (bask.: Araba). Dass jedoch der Strand auf Baskisch Hondartza (span.: Playa) heißt und San Sebastián als Donostia und die baskische Hauptstadt Vitoria als Gasteiz auftaucht, muss man wissen. Daher geben wir in diesem Buch die Namen in ihren geläufigsten Schreibweisen an und setzen bei Bedarf jeweils den Ausdruck auf Baskisch hinzu.
Deutlich stärker tritt der baskische Charakter auf spanischer Seite hervor, was bedeutet: kernig, rau, hart, aber herzlich. Und mit gesundem Selbstgefühl ausstaffiert. So ist es kein Zufall, dass im Erstliga-Fußballclub Athletic Bilbao nur Basken oder im Baskenland ausgebildete Kicker spielen dürfen. Rücken überbezahlte Balltreter der Starensembles aus Madrid oder Barcelona an, zeigt man, was in baskischen Beinen und Lungen steckt. Beim Schlagballspiel Pelota ist dagegen die Reihe an bloßen Händen – damit werden Gummibälle am liebsten gegen die Wände geknüppelt. Der wahre Baske zeigt keinen Schmerz. Ebenso wenig bei Wettbewerben des Landsports, wenn es ans Baumstammzerlegen, Steinestemmen und Milchkannenlaufen geht. Oder bei Meeresregatten von Ruderbooten. Derlei Bräuche und Traditionen sind ein besonderer Ausdruck von Regionalpatriotismus. Basken sind stolz auf ihr Land zwischen Atlantik und Bergen. Und das können sie auch sein.
Zurück zu den Überraschungen und Besonderheiten. Da darf man die Messlatte hoch anlegen. Ein malerischer Ort wie Laguardia magnetisiert ebenso wie die alten Salzgärten von Salinas de Añana und die neuesten Zeugnisse der Spektakel-Architektur in Bilbao, San Sebastián und Weinkellereien der Rioja Alavesa. Auf einem anderen Blatt steht auf spanischem Terrain die Spitzengastronomie mit ihren Sternerestaurants. Legendär in der Kneipenszene sind Pintxos, Appetithäppchen, die man im sonstigen Spanien als Tapas kennt; hier bereitet man sie extrem ausgefeilt zu. So erleben Besucher ein Stück alltägliche Gastrokultur. Das gibt zusätzliche Sympathiepunkte. Die Basken investieren mit Vorliebe ins eigene leibliche Wohl.
Weinkeller Marqués de Riscal, Elciego
Das Baskenland bringt einen auf unterschiedlichste Weise auf den Geschmack – und ist so bunt wie der eingangs genannte bemalte Wald.
DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IM BASKENLAND
1Bilbao: Das Guggenheim-Museum, na klar, ist der unangefochtene Besuchermagnet im Baskenland. Doch Bilbao besteht nicht allein aus diesem futuristischen Werk des nordamerikanischen Architektenstars Frank O. Gehry; stets laufen mehrere Wechselausstellungen parallel. Die Flussuferpromenaden am Nervión, der Hauptplatz, der Stadtpark, der Markt La Ribera, das jüngst umgestaltete Museum der Schönen Künste, das Seeschifffahrtsmuseum, der Aussichtsberg Artxanda und die Gastronomie geben weitere gute Gründe für einen Besuch. Nicht zu vergessen die Altstadt mit der Kathedrale, farbenfrohen Fassaden und Gassen, wo kleine Geschäfte noch auf persönlichen Service setzen. Überdies hat Bilbao mit dem wichtigsten Flughafen im Baskenland strategische Bedeutung. Der Airport stimmt mit einem Kunstwerk auf all die Besonderheiten und Extravaganzen in der Region ein. „Weiße Taube“, so nennt der Volksmund den Terminalbau von Architekt Santiago Calatrava. bilbaoturismo.net
2San Sebastián: Kein Wunder, dass die hier aufgewachsene Deutsch-Spanierin Laura Harms sagt: „Für mich ist das die schönste Stadt in Spanien.“ San Sebastián sonnt sich rund um die Muschelbucht im Glanz seiner Vorzeige-Ansichten. Breite Flanierpromenaden, Strände, schmucke Laternen und Gitter, dazu in Sicht die beiden grünen Hügel Igueldo und Urgull. Dort oben bieten sich Traumpanoramen. Der Aufschwung setzte im 19. Jahrhundert ein, als das Königshaus aus Madrid wegen des gesunden Klimas anrückte. Bis heute haben sich Chic und Eleganz erhalten. Die Altstadt trumpft mit einer Dichte aus 200 Kneipen auf. Das Nonplusultra für Genießer sind Sternerestaurants, für die man rechtzeitig den Wunschtermin reservieren sollte. Nach Meer riecht es auch in der zweiten Bucht mit dem Zurriola-Strand, einem Surferparadies. Alljährlich im September rücken Hollywoodstars zu den Filmfestspielen an und sorgen für zusätzliches Flair. sansebastianturismoa.eus
3Biarritz: Das französische Pendant zu San Sebastián, gleichermaßen von Eleganz und royaler Vergangenheit geprägt, nur einige Nummern kleiner. Mitte des 19. Jahrhunderts drückten Kaiserin Eugénie und Napoléon III. der Stadt mit der Wahl ihrer Sommerresidenz einen wegweisenden Stempel auf. Der einstige Palast ist heute ein Grandhotel, das sich über dem sehenswerten Hauptstrand erhebt. Oft flitzen Surfer über die Wellen, auch an abgelegeneren Stränden wie Côte des Basques. Sündhaft teuer sind Boutiquen und Auslagen in Patisserien, bodenständiger geht es um den kleinen Fischerhafen zu. Der wildeste Spot in Biarritz ist der sogenannte „Jungfraufelsen“, Rocher de la Vierge. Um den Felsvorsprung, zu dem eine von Gustave Eiffel ersonnene Eisenbrücke führt, kocht oft der Atlantik und schickt seine Gischt als Gruß hinauf. In ruhigeres Fahrwasser gerät man ein Stück dahinter im Aquarium.
destination-biarritz.fr
4Vitoria: Die Hauptstadt des spanischen Baskenlands wird oft unterschätzt. Altstadtgassen und Plätze sind stimmungsvoll, manche Hauswände mit Graffiti-Dekors versehen. Als kulturelle Fixpunkte stechen das Kunstmuseum Artium, zwei Kathedralen und das kuriose Spielkartenmuseum heraus. Um Vitoria zieht sich ein Grüngürtel, lohnendes Ziel für Radler, Spaziergänger und Vogelbeobachter. vitoria-gasteiz.org
5San Juan de Gaztelugatxe: Es gibt wohl keinen schöneren Küstenthron als diesen, südwestlich des Kaps Matxitxako gelegen. Über 230 Treppenstufen führen hinauf zu dieser alten Wallfahrtskapelle hoch über dem Atlantik. Grandiose Stimmung und Aussichten zwischen Himmel und Erde! Durch die Kulisse für die US-amerikanische Fantasy-Fernsehserie „Game of Thrones“ ist der Zulauf empor geschnellt.
tourismus.euskadi.eus
6Saint-Jean-de-Luz: Das Städtchen an der Mündung der Nivelle ist eines der attraktivsten an Frankreichs Atlantikküste. Die Gründe: der durch eine Bucht geschützte Sandstrand, die Altstadt und der pittoreske Hafen, um den sich Kutter, Masten und Häuserzeilen zum Gesamtbild fügen. Boote tuckern durch die schmale Flusseinfahrt ins geschützte Becken, Fischer bringen die Fänge an Land, an den Kais stapeln sich Netze. Schon im Mittelalter zerlegten hier Walfänger ihre Beute. Hinter dem Hafenbassin liegt die Place Louis XIV mit Restaurants, dem Musikpavillon und dem Einstieg in die Fußgängerzone Rue Gambetta. Dort erhebt sich die historisch bedeutsame Kirche Saint-Jean-Baptiste. Nordöstlich der Bucht führen Spazierwege zu Klippen hinauf. saint-jean-de-luz.com
7Bayonne: In Bayonne strömt das Leben am Zusammenfluss von Nive und Adour gemächlich dahin. Wer Savoir-vivre sucht, wird es hier finden. Das Türmedoppel der gotischen Kathedrale ist das Wahrzeichen. Rundherum breitet sich die geschäftige, freundliche Altstadt mit ihren Gassen aus. Das Viertel Petit-Bayonne stößt ans Ostufer der Nive. Fachwerk und farbige Häuserzeilen sind echte Hingucker an den Flussufern. Auf kulinarischem Terrain ist die Stadt wegen ihres Bayonner Schinkens bekannt. visitbayonne.com
8Laguardia: Es gibt keinen Zweifel, dies ist einer der urigsten Orte im spanischen Baskenland, hoch über den Weingärten des Anbaugebiets Rioja Alavesa gelegen. Passiert man den wuchtigen Mauermantel aus dem Mittelalter, wird man von einem Geflecht aus Gassen geschluckt. Das Rathaus, die Bruchsteinfassaden, Häuser mit Blumenschmuck und die Kirche Santa María de los Reyes geben Fotomotive ab. Was man zunächst nicht sieht, ist das ursprüngliche Portal, das sich hinter dem Hauptportal jener Kirche verbirgt: ein gotisches Meisterwerk aus Stein, komplett farbig bemalt, einmalig und bei einer kleinen Licht-Ton-Schau in Szene gesetzt. Im Verborgenen liegen auch die Weinlager unter der Erde. In der Kellerei El Fabulista geht es beim Besuch abwärts in die dunklen, kühlen, faszinierenden Tiefen. laguardia-alava.com
9Puente de Bizkaia: Allein das Prädikat als Weltkulturerbe der UNESCO spricht für sich. Die Bizkaia-Brücke, auch als Schwebebrücke (span.: Puente Colgante) bekannt, legt sich unweit seiner Atlantikmündung über den Fluss Nervión. Als Fußgänger kann man in Kabinen hinüber gleiten oder in schwindelnder Höhe über einen Gittersteg marschieren. Auf der Plattform werden Fahrzeuge transportiert. Das Meisterwerk der Ingenieurskunst und Stahlbautechnik fußt auf einem Entwurf des Basken Alberto Palacio und stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts. Die Schwebebrücke verbindet Bilbaos Vorstädte Getxo und Portugalete miteinander, erlaubt durch ihre Konstruktion die Durchfahrt größerer Schiffe und ist rund um die Uhr in Betrieb. puente-colgante.com
10Chillida-Leku: Wenn das nicht Spaniens eindrucksvollster Skulpturenpark ist! Unnachahmlich schuf der baskische Metallbildhauer Eduardo Chillida (1924-2002) riesige Kunstwerke, die man im öffentlichen Raum an der Muschelbucht von San Sebastián und sogar vor dem Bundeskanzleramt in Berlin bewundern kann. In Hernani, einem Ort im Hinterland von San Sebastián, hat Chillida einen repräsentativen Querschnitt seines Schaffens hinterlassen. Der Schwerpunkt der Werkschau liegt auf dem Freiluftbereich, wo rostbraune Stahlskulpturen regelrecht aus den Wiesen zu wachsen scheinen. Die Objekte im museal aufgezogenen Landhaus komplettieren die Eindrücke. museochillidaleku.com
AUS DEM BASKENLAND
Sprache Euskadi oder Euskal Herria – so nennt man das Baskenland auf Baskisch. Die baskische Sprache heißt Euskera. Deren Wurzeln verlieren sich im Dunkel der Geschichte, mit romanischen Sprachen wie Spanisch hat sie nichts gemein. Es ist eine isolierte Sprache, von der eingefleischte Basken behaupten: Sie hat sich diesseits und jenseits der Pyrenäen, so wie wir selber mitsamt unseren Bräuchen und Traditionen, ohne Einfluss von außen aus sich selbst heraus entwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass Baskisch auf spanischer und französischer Seite von über 800.000 Menschen gesprochen oder zumindest verstanden wird. Es gibt baskische Sprachschulen für den Nachwuchs, Zeitungen, Bücher, Fernseh- und Radiosender sowie eine eigene Sprachakademie.
Baskisch ist eine ganz besondere Sprache.
Pelota Sportliche Königsdisziplin der Basken ist das Pelotaspiel, bei dem die Akteure mit einem Gummi- oder Lederball um sich schleudern – vom Spielprinzip vergleichbar mit Squash, nur auf weitaus größeren Feldern und mit anderem Schlagmaterial. Man spielt Einzel oder Doppel. Die Palette der Rackets ist lang und reicht vom knochenschweren Holz (Pala) bis zur großen, bananenförmigen Fang- und Wurfröhre aus Weide und Leder (Chistera), die ans Handgelenk des Spielers gebunden wird. Da die Basken seit ehedem der Kategorie „kernig-körnig“ angehören und mit ihrem robusten Naturell nicht hinterm Berg halten, spielt man am liebsten mit der blanken Hand. Gelegentlich schützt man die sanftesten Stellen seiner angewachsenen Schlaginstrumente mit Pflastern. Bei den größten Bauwerken in Orten konkurrieren Pelotafelder oder –hallen mit der Kirche. Ein Spielfeld kann durchaus einhundert Meter lang sein. Es gibt Freizeitspieler und Profis. Berichte von Profi-Matches füllen ganze Zeitungsseiten und TV-Programme im baskischen Autonomiefernsehen ETB.
In einer Pelotahalle
Pelotabälle
Landsport Bleiben wir bei der körperlichen Betätigung und richten den Blick auf den sogenannten Landsport (bask.: Herri kirolak, span.: Deporte rural). Unter diesem Begriff firmieren archaische Disziplinen, die es gewiss nie zur Olympiareife bringen werden. Da rollen menschliche Muskel- und Fleischberge Steinkugeln um ihre Hälse und Nacken, als wären es federleichte Bällchen aus Styropor – dabei können sie über 300 Kilogramm wiegen. Da gibt es Wettläufe mit bleischweren Kannen. Da zersägt man Baumstämme im Akkord. Tauziehen und Grassensen sind weitere Sportarten. Der Ursprung liegt in traditionellen Tätigkeiten auf dem Land. Angetrieben von Wettkampfgedanken, Freizeitspaß und Zeitvertreib, lauteten die Vorgaben: Wer waren die Schnellsten, die Stärksten, die Geschicktesten der Gegend? Im spanisch-französischen Grenzgebiet war aber auch der Schmuggel verbreitet. Dann galt es, vor Polizisten und Zöllnern mit geschulterten Säcken die Flucht zu ergreifen. Landsport-Veranstaltungen sind bei Volksfesten populär, so dass sich Besucher gute Einblicke verschaffen können.
Baskischer Landsport, Steinestemmen
Baskischer Landsport, Holzhacken
Mentalität Allein der Gebrauch des Baskischen demonstriert ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Ohne allzu tief in die Klischeekiste zu greifen: Basken gelten als fleißig und zuverlässig. Natürlich weiß man auch, was die Arbeit wert ist. Wirtschaftlich nimmt das Baskenland einen Spitzenrang ein, vor allem in Spanien. Dort zählen die Preise für Lebenshaltungskosten und Immobilien in den Städten San Sebastián, Bilbao und Vitoria zu den höchsten im ganzen Land.
Selbstbestimmung Das Baskenland ist niemals unabhängig gewesen, obgleich die radikalsten Vertreter noch immer die Unabhängigkeit fordern. Verschwunden von der Bildfläche ist die Separatistenorganisation ETA, die zwischen 1959 und ihrer Auflösung 2018 den Ruf nach baskischer Selbstbestimmung mit terroristischer Gewalt unterstrich. Der Begriff ETA stand als Abkürzung für „Euskadi ta Asktasuna“, also „Baskenland und Freiheit.“ Der Urvater des baskischen Nationalismus, wie er bis heute nachwirkt, war Sabino Arana (1865-1903), der auch die „Baskische Nationalistische Partei“ (Euzko Alderdi Jeitzalea-Partido Nacionalista Vasco) begründete.
Flagge Die Ikurriña ist die rot-weiß-grüne Flagge des Baskenlands, die man an öffentlichen Gebäuden und Privathäusern sieht. Der Hintergrund ist Rot. Darüber legen sich ein weißes Kreuz und ein grünes Andreaskreuz. Das Weiß symbolisiert Gott. Das Grün weist auf die berühmte Eiche von Gernika, das Symbol der Selbstbestimmtheit und Freiheit der Basken.
Die baskische Flagge, hier mit französischem Schriftzug
Olentzero Von wegen besinnliche Weihnachten! An Heiligabend (oder bereits tags zuvor) steigen bei Umzügen kräftig die Dezibel. Dann hat der Olentzero seinen großen Auftritt. Dabei kann es sich um eine mit Stroh gefüllte Puppe handeln oder einen Menschen aus Fleisch und Blut. So oder so wird die Figur eines Köhlers dargestellt, der aus den Bergen herankommt und in vielen Dörfern und Städten des Baskenlands die frohe Botschaft von der Geburt Christi verkündet. Der Olentzero, ein verschmitzter und wohlgenährter Typ, ist vor allem der Liebling der Kinder. In San Sebastián wird er von einer Frau, Mari Domingi, begleitet.
AUS DEM BASKENLAND
Ignatius von Loyola, Jesuitengründer