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Andre Mongorys essayistische Sammlung "Beobachtungen" ist ein provokanter und zugleich humorvoller Spiegel unserer Zeit. Der Autor, selbst ein "Globalisierungsprodukt" zwischen den Welten, seziert mit scharfer Beobachtungsgabe die Widersprüche des deutschen Alltags und die Absurditäten gesellschaftlicher Debatten. Das Buch umfasst folgende Essays: "Die Bananenfrage" - Eine ironische Meditation über Globalisierung und Integration, in der Mongory seine eigene Biografie als gebürtiger Russe und eingebürgerter Deutscher zur Metapher für die Widersprüche einer Gesellschaft macht. "Normal" - Eine brillante Analyse des gesellschaftlichen Drucks zur Meinungsäußerung. Mongory zeigt auf, wie "normale" Menschen sich permanent positionieren müssen, während Minderheiten paradoxerweise freier in ihren Ansichten sein können. "Farben" - Eine satirische Betrachtung der politischen Korrektheit, die am Beispiel von Nationalflaggen und Farben die Übertreibungen im öffentlichen Diskurs entlarvt und dabei die Grenze zwischen berechtigter Sensibilität und absurder Überinterpretation auslotet. "Jo-Jo-Effekt" - Ein tragikomischer Text über Identitätswandel und gesellschaftliche Klischees. Nach dem Verlust seines Jobs verwandelt sich der Protagonist vom gebildeten Manager zum Klischee-Deutschen mit Tattoos und Bier - eine bittere Parabel auf Vorurteile und Selbstwahrnehmung. "Geo-Erotik" - Eine ungewöhnliche und geistreiche Betrachtung der Geopolitik als Form der Erotik, in der internationale Beziehungen als zwischenmenschliche Verhältnisse gedeutet werden. "Was ist los in meinem Land" - Das Herzstück der Sammlung: Ein persönliches und zugleich universelles Statement zur deutschen Identität. Mongory reflektiert über sein Deutschsein ohne Deutsche-Geburt und wirft grundlegende Fragen zur Integration, Zugehörigkeit und kulturellen Vielfalt auf. "Nach vor dem Krieg" - Eine nachdenkliche Betrachtung über die Zeit nach dem Ukraine-Krieg, die Fragen der Zukunft Europas stellt.
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Seitenzahl: 34
Veröffentlichungsjahr: 2025
Beobachtungen
Andre
Mongory
Texte: © Copyright by Andre MongoryUmschlaggestaltung: © Copyright by Andre Mongory
Verlag:Andrey StepanenkoHans-Bredow-Str. 476530 [email protected]
Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 BerlinKontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
Vorwort
Die Bananenfrage
Normal
Farben
Jo-Jo-Effekt
Geo-Erotik
Was ist los in meinem Land
Nach vor dem Krieg
Über den Autor
Ich finde, die Menschheit muss mehr lesen. Richtig lesen – und nicht über die Übergriffe stolpern, ähnlich wie jene im Weltall verlorenen Schlafwandler, die über überall abgestellte Hauslatschen stolpern. Man muss sich mit dem richtigen Stoff befassen, nachdenken, nachblättern, sich Notizen auf den Kragen machen. Und zwar: Am besten liest man das, was für immer und ewig in Erinnerung bleibt.
Lesen Sie, liebe Menschen, alles, was Ihnen unter die Augen kommt: Flugtickets genauso wie aussagekräftige Verpackungen. Lesen Sie Gebrauchsanweisungen, Etiketten auf Damenunterwäsche und bedeutende Überschriften auf Mützen und Trikots, auf Zigarettenschachteln. Wenn Sie es bevorzugen, können Sie selbstverständlich stundenlang neben erfrischend wirkenden Plakaten verweilen. Oder an Bushaltestellen – dort kann man sitzen, ins Gespräch kommen, sich austauschen, neue Anregungen gewinnen.
Bleiben Sie aufmerksam beim Lesen von Menüs und Preislisten, blättern Sie friedlich und genussvoll durch Bahnfahrkarten und Lottoscheine. Genau dort befindet sich das Salz des Lebens, die wahre Wahrheit. Suchen Sie sie nicht bei Hesse oder Tolstoi, bei Shakespeare und schon gar nicht bei Dostojevski – dort finden Sie nichts. Ich habe es dort nicht gefunden, ich weiß, wovon ich spreche. Auch die berühmten Existenzialisten sowie Dadaisten, Marxisten und weitere -isten haben nicht mehr entdeckt als zum Beispiel Fußballer, Rocksänger oder fremdsprachige Taxifahrer. Letztere, übrigens, haben es grundsätzlich relativ weit gebracht und sich auf eine Ebene mit Journalisten gestellt, die tagtäglich ins wahre Gesicht der Menschheit schauen. Aus purer Neugier, vermute ich.
Ich habe zum Beispiel zuletzt mit großer Freude handgeschriebene Notizen eines Streifenpolizisten studiert. Frisch, frech, punktgenau geschrieben. Ohne subtile, kindische Selbstverzweiflung. Deshalb stehen diese Menschen so fest auf eigenen Beinen. Fragen Sie die mal, ob sie wissen, wer sie sind – dann würden Sie etwas Richtiges erfahren. Weil Polizisten und Taxifahrer vernünftige Dinge gelesen haben.
Also: Finger weg von Klassik, von Geschichte, von Biografien, von Thrillern und sogar von Comics. Und um Gottes willen – vergessen Sie eins nach dem anderen alle Zeitungen und Journale. Haken Sie die einfach ab. Ersetzen Sie sie durch etwas Vernünftiges. Die BILD – durch das kleingedruckte auf Männer-Deo. Die Welt – durch die Bankverbindung auf der Rechnung einer Kneipe auf Sylt. Den Spiegel kann man wunderbar und unkompliziert durch den Focus ersetzen, aber nur, wenn man rückwärts liest oder die Lesebrille von +1 auf +5 umstellt.
Und wenn wir schon über Rückwärtsgeschriebenes reden, dann... Obwohl, was dann? Jeder kann für sich entscheiden, in welche Richtung gelesen wird.
Ich lese gerne das Rückwärtsgeschriebene. Ist ja sehr tiefgreifend. Kann ich nur empfehlen. Lesen Sie etwas Fremdsprachiges, tun Sie es gerade dann, wenn Sie kein entspanntes Sprachgenie sind und sich von fast allen Sprachen quasi komplett entfernt haben – auf buddhistische Art. Mein Hausmeister hat es geschafft. Das können Sie auch schaffen. Lesen Sie. Lesen Sie oft und viel.
Am besten mich.
Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Irgendwie schon. Von Anfang an, als ich noch meine sommerlichen Pioneer-Parolen schrie und in langen weißen Strumpfhosen durch die nordrussische Pampa rund um das damalige Leningrad marschierte – entweder mit einem naturgetreu nachgebauten Kalaschnikow, einer roten Fahne oder einem schwarzen Bonbon aus industriellem Silikon. Schon damals wusste ich: Ich bin ein Deutscher, ein echter Deutscher mit allem, was dazu gehört.