Bitte nicht öffnen 5: Magic! - Charlotte Habersack - E-Book

Bitte nicht öffnen 5: Magic! E-Book

Charlotte Habersack

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Beschreibung

*** "Bitte nicht öffnen!" steht auf dem geheimnisvollen Päckchen, das Nemo bekommt. Also macht Nemo es auf ... *** BAND 5: Ding-dong, ein neues Päckchen ist da! Und was ist diesmal drin? Wow! Ein Einhorn namens Magic. Es rülpst, es pupst – und das Beste: Es kann Wünsche erfüllen! Nemo, Oda und Fred können ihr Glück kaum fassen. Jetzt können sie all ihre Träume wahr werden lassen! Und die der Boringer Bürger. Und das ist doch super – oder etwa nicht? Band 5 der Kinderbuch-Bestsellerreihe: ein neues lustiges Abenteuer rund um Schule, Freundschaft und ein verlorenes Wesen, das nach Hause will! ****** Voller überraschender Wendungen, Sprachwitz und mit vielen Bildern vom unverwechselbaren Fréderic Bertrand. *** Das perfekte Buch für Jungs und Mädchen – und ihre Eltern! ***

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Charlotte Habersack

Bitte nicht öffnen

Magic!

Mit Bildern von Fréderic Bertrand

„Bitte nicht öffnen!“

steht auf dem geheimnisvollen Päckchen, das Nemo bekommt. Also macht Nemo es auf ...

Ding-dong, ein neues Päckchen ist da!

Und was ist diesmal drin?

Wow! Ein Einhorn namens Magic.

Es rülpst, es pupst – und das Beste: Es kann Wünsche erfüllen!

Nemo, Oda und Fred können ihr Glück kaum fassen. Jetzt können sie all ihre Träume wahr werden lassen! Und die der Boringer Bürger.

Und das ist doch super – oder etwa nicht?

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Leseprobe

Mein Dank geht an Brian, der die Idee mit dem Einhorn hatte.

Zwei Tage bevor alles begann …

Tessa knuddelte ihr Plüscheinhorn, ­während Nemo das Gassigehen übernahm.

„Ossi ist ganz pflegeleicht“, erklärte Tessas Mutter. „Nur ein bisschen verspielt ­vielleicht. Er ist eben noch sehr jung.“

„Kein Ding.“ Nemo grinste stolz und ­steuerte die Hundewiese an. Dort klickte er die Leine vom Halsband.

„Nicht!“, rief Tessa. Doch da war es bereits zu spät: Der quirlige Jack Russell sprang in die Höhe, schnappte sich Tessas Einhorn und flitzte mit seiner Beute davon.

„Oh, entschuldige“, stammelte Nemo, „ich wusste nicht …“

„Halb so wild“, beruhigte ihn Tessas Vater. „Ossi wird schon wiederkommen. Aber in der Woche, in der du auf ihn aufpasst, solltest du ihn lieber nicht von der Leine lassen.“

Nemo nickte eifrig. Gemeinsam riefen sie nach dem Hund, aber erst nach einer Viertel­stunde kam er endlich aus dem Gebüsch. Ohne Einhorn.

Tessa heulte auf. „Böser Ossi!“, schimpfte sie. „Du hast Magic verloren!“

„Den findet Nemo bestimmt wieder“, ­versprach ihre Mutter und nickte Nemo hoffnungsvoll zu. „Nicht wahr?“

Aber Nemo war sich da nicht so sicher.

Vielleicht kam das Einhorn auch mit der Post.

Der Dieb seufzte zufrieden. Er hatte den Eindruck, dass diese Tessa ihr Plüschtier noch mehr liebte als ihren Hund. Schwarze Tränen rannen ihm über die Wange, als er das Einhorn verpackte. Mit gemeinem Kichern kritzelte er die Adresse auf das Paket:

Nemo nahm zwei Stufen auf einmal. Er konnte es kaum erwarten, Fred die Überraschung zu zeigen! Ohne auf Oda zu warten, stürmte er an Freds Mutter vorbei, die ihnen die Wohnungstür aufhielt. Wortlos deutete sie zur Küche.

Nemo betrat den Raum und stürzte erfreut auf seinen Freund zu, der gerade die Tischplatte mit Puderzucker bestäubte.

„Hey Alter!“

„Oh, hallo Nemo!“ Ein Lächeln huschte über Freds sommersprossiges Gesicht. „Tut gut, dich zu sehen!“

Es staubte, als die beiden sich schulterklopfend umarmten.

Erst jetzt kam Oda hinterher. Keuchend ließ sie sich auf einen Küchenstuhl plumpsen, lehnte ihre Knie gegen die Tischkante und nickte Freds Großmutter freundlich zu. Nemo hatte die alte Dame in seinem Überschwang völlig übersehen. Nun erst bemerkte er, dass sie ebenfalls am Küchentisch saß und nähte.

„Wie war’s im Survival-Camp?“ Interessiert sah Oda Fred an.

„Na, wie wohl?“ Fred verdrehte die Augen. Er öffnete den Kühlschrank, holte eine Schale heraus und stürzte ihren wabbeligen Inhalt auf die Tischplatte. „Wir haben jeden Abend Feuer gemacht, im Zelt geschlafen und uns nach Zecken abgesucht. Einmal haben wir sogar Heuschrecken gegessen und sind bei zwölf Grad in einem Bergsee schwimmen gegangen.“

„Klingt cool!“ Nemo grinste.

„Cool? Na ja.“ Fred nahm ein großes Messer zur Hand und schnitt die Zuckermasse in Würfel. „Ich fand’s eher anstrengend. Aber definitiv entspannter als unser Abenteuer mit Drago.“

„Dra-ga“, korrigierte Oda.

„Stimmt.“ Nemo schmunzelte. Schließlich hatte sich der feuerspeiende Drache am Ende als Weibchen herausgestellt. Draga hatte sogar Eier gelegt und Junge bekommen! Drei winzige süße Drachenbabys, die sich jedoch bei der ersten Umarmung in Kuscheltiere verwandelt hatten – genauso wie Draga und alle anderen Spielsachen, die bis jetzt lebendig geworden waren. Aber nun hatte Nemo endlich etwas, das für immer lebendig bleiben würde …

„Kommst du mit in den Park?“, fragte er Fred. „Wir müssen dir was zeigen.“

„Scheibenkleister!“ Freds Großmutter fluchte. „Diese alte Nähmaschine macht mich noch wahnsinnig.“ Entnervt zog sie ein verknittertes Stoffstück unter dem Nähfuß hervor und biss den Faden ab. „Wie sieht das denn aus?“

„Wieso? Wird doch wunderschön!“ Oda nahm ihr das fertige Säckchen, auf das Freds Großmutter in geschwungenen Buchstaben NOFTIES gestickt hatte, aus der Hand. Sie zählte zehn Marshmallows ab und stopfte die süßen Schaumwürfel in den Beutel. Der geruchs- und vor allem geräuschlose Snack war der Hit im Boringer Kino und brachte ihnen ein hübsches Taschengeld ein.

„Find ich auch“, stimmte Nemo ihr zu. Er bewunderte die Nähkünste von Freds Großmutter schon lange. Jedes Jahr schneiderte sie die tollsten Faschingskostüme. Letztes Jahr war Fred als Zorro gegangen, während Nemo sich aus leeren Kartons vom Supermarkt ein Roboterkostüm hatte basteln müssen – was sich beim Schokokuss-Wettessen leider als ziemlich unpraktisch herausgestellt hatte.

„Was ist jetzt?“ Ungeduldig schob er sich ein Noftie in den Mund. „Kommst du mit oder nicht?“

„Nee.“ Fred schüttelte den Kopf. „Ich hab zu viel zu tun. Ich muss noch meinen Rucksack auspacken, das Zelt trocknen und die Nofties fertig machen. Die Leute vom Gala-Cinema haben schon angerufen. Sie warten auf Nachschub. Ich dachte, ihr helft mir?“

„Später“, wich Nemo aus. „Erst will ich dir was zeigen.“

Erschrocken riss Fred die Augen auf. „Was?“

„Überraschung!“ Nemo schmunzelte geheimnisvoll.

„Ach du heiliger Bimbam.“

„Keine Sorge“, versuchte Oda Fred zu beruhigen. „Diesmal ist es ausnahmsweise kein Päckchen. Es hat ein Fell, kann Männchen machen und kaut auf allem herum.“

Fred wurde blass.

„Ein Yeti?“, formte er lautlos mit den Lippen, damit seine Großmutter ihn nicht hören konnte.

„Nein.“ Nemo beschloss, seinen besten Freund nicht länger auf die Folter zu spannen. „Es ist … ein Hund!“

„Ein Hund?“ Freds Panik verwandelte sich in spontane Begeisterung. „Wo ist er?“

„Unten. Vor dem Haus. Ossi zerbeißt immer alles. Da wollten wir ihn nicht mit reinnehmen.“

„Zeig her!“ Eilig zerrte sich Fred die Küchenschürze vom Leib, knödelte sie zu einer Kugel zusammen und pfefferte sie auf die Anrichte.

„Aber du wolltest doch noch …“ Seine Großmutter deutete auf die unfertigen Nofties.

Aber da waren die Kinder schon aus der Küche.

„Darf ich auch mal?“

„Klar!“ Nemo überreichte Fred feierlich die Leine. „Aber halt ihn gut fest. Ossi haut gerne ab.“

„Du glaubst wohl, ich bin zu blöd zum Gassigehen?“ Fred zog eine beleidigte Schnute, als Ossi unvermittelt losrannte. Im Laufschritt stolperte Fred dem kleinen Jack Russell hinterher.

Oda kicherte. Es sah eher so aus, als führte Ossi Fred Gassi – und nicht umgekehrt.

„Aber eins versteh ich nicht …“ Japsend kam Fred zu ihnen zurück. „… deine Eltern waren doch gegen einen Hund. Woher ihr Sinneswandel?“

„Ossi gehört ja nicht mir“, stellte Nemo richtig. „Ich hab mich im Boringer Boten als Hundesitter angeboten. Meine Eltern haben gesagt, ich soll das erst mal ausprobieren mit einem Haustier.“

Fred schnaubte. „Das ist ein ganz mieser Eltern-Trick! Die hoffen doch nur, dass du nach einer Woche keine Lust mehr hast.“

„Dann beweise ich ihnen eben das Gegenteil!“ Nemo übernahm wieder die Leine und bückte sich. Liebevoll tätschelte er Ossi den Rücken. Zum Dank für seine Streicheleinheiten schlabberte ihm Ossi über die Hand. „Mit einem Hund wird einem doch nie langweilig.“

Oda war sich da nicht so sicher. Ihr war jetzt schon langweilig! „Was machen wir heute?“, fragte sie.

„Wie?“ Nemo und Fred sahen sie verständnislos an. „Na, wir gehen Gassi.“

„Den ganzen Tag?“ Oda atmete geräuschvoll aus. „Spazierengehen ist doch megaöde! Ob mit Hund oder ohne.“

Aber Nemo und Fred waren da offensichtlich anderer Meinung. Fröhlich liefen sie durch den Stadtpark, während Ossi übermütig neben ihnen auf und ab sprang.

Nemo hob ein Stöckchen vom Boden und versuchte, Ossi zu hohen Sprüngen zu animieren. Der Hund jaulte aufgeregt, während Fred begeistert applaudierte.

Seufzend folgte Oda ihnen und sah sich lieber in der Gegend um: Der Stadtpark war heute gerappelt voll. Es war Sonntag und die Boringer genossen das schöne Wetter. Endlich mal keine Affenhitze, keine Dunkelheit, kein Regen oder Schnee – das musste ausgenutzt werden!

Auf der großen Wiese, zwischen Frisbee-Spielern und Sonnenbadenden, entdeckte Oda drei Sonnenschirme mit Bistrotischen darunter, hinter denen Frau Dr. Spargel, Franz Ach und der Bürgermeister standen.

„He!“ Oda wandte sich an die Jungs. „Da drüben ist eine Wahlveranstaltung für die Bürgermeisterwahl nächste Woche. Kommt, lasst uns mal rübergehen.“

Aber die Jungs hörten ihr überhaupt nicht zu.

„Ja, was hab ich denn da?“ Nemo griff in seine Hosentasche. Er zog einen Hundekeks hervor und hielt ihn so hoch, dass Ossi springen musste. „Willst du ein Fresschen? Dann mach schön Männchen!“

Oda stöhnte. Das Theater um den Hund ging ihr langsam auf die Nerven! Sie entfernte sich ein Stück und schlenderte zu den drei Bürgermeisterkandidaten hinüber, während Nemo und Fred weiter mit Ossi spielten.

„Mit mir als Bürgermeisterin wird Boring endlich schöner werden!“, krähte Frau Dr. Spargel durch ein Megafon, obwohl die meisten Zuhörer direkt vor ihr standen. „Ich verspreche mehr Beete, Blumen und Blütenduft. Ich werde mich um die Sanierung des Stadtparks kümmern und um die längst überfällige Reparatur des maroden Spielplatzes.“

Oda sah rüber zum Kinderspielplatz: Tatsächlich strotzte die Sandfläche nur so vor Unkraut, vom Klettergerüst blätterte bereits die Lackschicht ab und die Schaukel hing müde an einer einzigen Kette herunter.

Bei diesem Anblick wirkte das Wahlversprechen des amtierenden Bürgermeisters wie der blanke Hohn: Damit alles bleibt, wie es ist! stand auf den Luftballons, die Herr Ölmez verteilte.

Einer war ausgebüxt und in der Baumkrone einer Eiche hängen geblieben. Das spielte Franz Ach in die Karten, der den zunehmenden Plastikmüll anprangerte: „Wer mehr Müll verursacht, muss auch mehr bezahlen!“, rief der Postbote den zwei Kindern zu, die vor ihm standen. „Außerdem fordere ich eine autofreie Innenstadt und an jeder Ecke kostenlose Regenschirme und Leihfahrräder!“

„Und wovon soll ich dann leben?“ Ein korpulenter Mann runzelte misstrauisch die Stirn.

Odas Miene verfinsterte sich. Herr Kriegelstein, der Besitzer der örtlichen Fahrradmanufaktur, hatte genug Geld für drei Leben und sah ganz und gar nicht so aus, als würde er am Hungertuch nagen.

Nicht überzeugt von den vielen Wahlversprechen kehrte sie zu Nemo und Fred zurück. „Wollen wir zum Kiosk gehen? Ich hab Durst.“

„Ich hab was zu trinken dabei.“ Nemo ließ sich auf eine Parkbank plumpsen und zog drei Limonadenflaschen aus seinem Rucksack. „Wer will?“

„Ich!“ Fred setzte sich zu ihm und nahm ihm eine Flasche aus der Hand. Neugierig musterte er das Etikett: „Blubb-Brause … ist die abgelaufen?“

„Natürlich nicht!“, empörte sich Nemo, obwohl die Frage nicht ganz unberechtigt war. Nicht selten bot er seinen Freunden die abgelaufenen Lebensmittel aus dem Supermarkt an. „Muss aber trotzdem weg“, gab er zu.

Er legte den Flaschenhals an die Kante der Parkbank und schlug einmal kräftig auf den Kronkorken, sodass der absprang. „Das ist ’ne neue Marke. Mit der kann man Blasen blubbern. Hat sich aber leider überhaupt nicht verkauft.“ Er reichte Oda die offene Flasche.

„Danke.“ Oda nahm einen tiefen Schluck – nur um ihn sofort wieder auszuspucken. Doch statt eines Schwalls Limonade schwebte eine kugelrunde Blase aus ihrem Mund. „Bäh! Das Zeug ist ja ekelhaft süß.“ Angewidert wischte sie sich den Mund ab. „Kein Wunder, dass das niemand wollte!“

„Also, mir schmeckt’s … Börp!“ Fred rülpste ebenfalls eine Limonadenblase in die Luft. „Und das mit den Blasen ist doch witzig!“

„Findet Ossi anscheinend auch!“ Nemo deutete auf den kleinen Jack Russell, der kläffend nach den schillernden Blasen schnappte.

„Schlauer Hund!“, lobte Fred. „Wollen wir ihm beibringen, Stöckchen zu holen?“

„Lieber nicht.“ Nemo kraulte Ossi hinter dem Ohr. „Ich darf ihn nicht von der Leine lassen. Er schnappt nach allem und jedem und haut dann damit ab.“

Oda fiel plötzlich etwas ein: „Sollen wir nach dem Einhorn suchen?“

„Nach dem Einhorn?“ Fred verschluckte sich fast an seiner Blubb-Brause.

„Hast du ihm gar nichts davon erzählt?“ Oda warf Nemo einen verwunderten Blick zu.

„Wann soll ich es ihm denn erzählt haben?“, fragte Nemo zurück. „Fred ist ja eben erst angekommen.“

„Was erzählt?“, wollte Fred wissen.

„Ach, nicht so wichtig.“ Nemo wiegelte ab.

„Na ja …“ Oda zögerte. „Immerhin ist es ein verschwundenes Spielzeug.“

Fred hustete. Diesmal hatte er sich wirklich verschluckt. „Ein verschwundenes Spielzeug?“, krächzte er. „Was für ein verschwundenes Spielzeug?“

„Ein Plüscheinhorn“, sagte Oda. „Tessa, das Mädchen, dem der Hund gehört, hat es verloren. Oder besser gesagt: Ossi hat es ihr weggeschnappt und ist damit ins Gebüsch gerannt. Und als er wiederkam, war es weg.“

„Nicht euer Ernst?“ Entgeistert sah Fred Nemo an. „Wieso hältst du damit so lange hinter dem Berg?“

„Ach, vermutlich hat Ossi es einfach verloren“, spielte Nemo die Sache herunter.

„Vermutlich?“, kiekste Fred. „Vielleicht wurde es ihm aber auch geklaut! Von einem geheimnisvollen Unbekannten, der Spielzeug verzaubert, in Kisten packt und an den ‚Arsch der Welt‘ verschickt.“

„Hoffentlich“, murmelte Oda.

„Hoffentlich!?!“ Fred blieb die Spucke weg.

„Wär doch cool!“ Odas Augen begannen zu blitzen. „Stellt euch das mal vor: Ein lebendiges Einhorn – das ist ja ein absoluter Traum!“ Jedenfalls spannender als ein Hund, dachte sie, ohne es laut auszusprechen.

„Ein … Traum?“ Fred war da anderer Meinung. „Eher ein Albtraum!“

„Jetzt chillt mal.“ Nemo nahm einen Schluck aus seiner Flasche und blubberte eine weitere Blase in die Luft. „Wahrscheinlich liegt das Einhorn hier einfach nur irgendwo im Gebüsch.“

„How-dee-doo!“ In dem Moment kam Franz Ach zu ihnen herüber. „Gut, dass ich euch treffe. Nemo, es ist wieder ein neues Paket für dich angekommen.“

„Liegt hier einfach nur irgendwo im Gebüsch, ja?“ Vorwurfsvoll sah Fred Nemo an.

„Für mich?“, fragte Nemo mit dünner Stimme und schluckte.

„Jo, Mann.“ Der Postbote mit den bleistiftkurzen Dreadlocks nickte. „Zumindest steht wieder diese seltsame Adresse darauf: An Niemand. Wo der Pfeffer wächst. Am Arsch der Welt.“

„Tippitoppi!“ Oda schlug sich mit der Faust in die Hand.

„Okay.“ Nemo nickte und versuchte dabei, Freds Blick auszuweichen. „Dann hol ich’s morgen früh gleich ab.“

„Alright,Mann!“ Franz Ach verabschiedete sich. „Alles easy.“

„Alles easy!“, wiederholte Nemo. Aber so ganz sicher war er sich da nicht.

Am Montagmorgen stand Nemo besonders früh auf. Nicht so früh wie seine Eltern, die schon um sieben im Supermarkt sein mussten, aber früher als sonst in den Ferien.

Er gab Ossi zu fressen, füllte seinen Rucksack mit Blubb-Brause und machte sich auf den Weg zur Post.

Nachdem er das Päckchen abgeholt hatte, lenkte er seine Schritte Richtung Blumenviertel, wo Freds Vater wohnte, seit er sich von Freds Mutter getrennt hatte.

Für den Weg brauchte Nemo dreimal so lange wie sonst, da Ossi das dringende Bedürfnis verspürte, jede einzelne Ecke zu markieren: die Brüstung an der Mückenbrücke, die Hecke der Kläranlage und die Schranke am Parkplatz vor dem Fitnessstudio.

Als Nemo endlich ankam, waren Oda und Fred längst da.

„Und? Hast du es?“, begrüßte ihn Oda an der Tür.

„Dir auch einen Guten Morgen!“ Grummelnd zog Nemo das Päckchen aus seinem Rucksack.

„Dufte! Leg es da hin!“, begrüßte ihn Fred nicht freundlicher. Er ging ins Wohnzimmer voraus und deutete auf den kreisrunden Tisch. Wie üblich trug er kurze Hosen mit Bügelfalte und ein ebenso gepflegtes Hemd. Seine blonden Haare waren ordentlich gescheitelt. Sowohl an Freds Wortwahl als auch an seinem Aussehen konnte man gut erkennen, dass seine Großmutter sich viel um ihn kümmerte.

Nemo legte das Päckchen ab und stellte seinen Rucksack mit der Blubb-Brause auf den Boden. Dann ließ er Ossi von der Leine.

Kaum war der kleine Jack Russell frei, stürzte er sich auf einen Hausschuh von Freds Vater. Genüsslich begann er, darauf herumzukauen.

„Pfui, Ossi! Aus!“ Fred zerrte ihm den Pantoffel aus dem Maul und legte ihn neben das Päckchen auf den Tisch. Ossi fiepte unschuldig und legte sein Köpfchen schief, was so süß aussah, dass Fred ihm sofort verzieh.

„Und dein Vater kommt ganz bestimmt nicht plötzlich nach Hause?“ Unsicher sah Oda sich in der Junggesellen-Bude um, die nur spärlich eingerichtet war. Bis auf den Tisch und vier Stühle gab es lediglich eine Kleiderstange mit Anziehsachen und eine Matratze auf Europaletten. Freds Vater war eher ein Outdoor-Typ und hielt nicht viel von unnötigem Schnickschnack.

„Bestimmt nicht“, versicherte Fred. „Er wandert zu Fuß nach Hause. Vom Survival-Camp bis nach Boring! Dafür braucht er mindestens sechs Tage. Wir können das Päckchen also ruhig hier liegen lassen, bis Tessa wieder da ist.“

„Oder wir öffnen es?“, schlug Oda vorsichtig vor.

„Kommt nicht in die Tüte!“, entgegnete Fred wie aus der Pistole geschossen.

„Und warum nicht?“ Neugierig schlich Oda um das Päckchen herum, das über und über mit Glitzer bestäubt war. BITTE NICHT ÖFFNEN stand in großen Buchstaben darauf. Und darunter: MAGIC!

„Wir haben ja jetzt den Hund“, erinnerte Fred und warf Nemo einen warnenden Blick zu, als dieser das Päckchen genauso interessiert betrachtete wie Oda. Selbst Ossi sprang auf einen der Stühle und hechelte das Päckchen schwanzwedelnd an.

„Schon …“ Nachdenklich kraulte Nemo dem kleinen Jack Russell den Nacken. Das stimmte natürlich: Er hatte jetzt Ossi. Andererseits …

„Aber ein Einhorn ist doch viel cooler!“, sprach Oda seine Gedanken aus. „Bitte, lasst es uns öffnen!“

„Wir öffnen es ja“, sagte Nemo und versuchte, vernünftig zu bleiben. „Aber erst, wenn Tessa aus dem Urlaub zurück ist.“

„Genau!“, pflichtete Fred ihm erleichtert bei. „Dann kann sie ihr Einhorn umarmen – und fertig.“

„Und wo bleibt der Spaß?“, maulte Oda. „Ich will das Einhorn ein bisschen länger genießen als nur ein paar Minuten.“

Nemo hatte ein Déjà-vu. Genau so war es ihm mit dem Drachen gegangen!

„Genießen?“ Fred lachte trocken. „Und wenn gar kein Einhorn drin ist?“

„Was soll denn sonst drin sein?“ Trotzig verschränkte Oda die Arme. „Denk doch mal nach: Magic – das heißt magisch. Da ist ganz sicher das Einhorn drin!“

Nemo nickte. Tessa hatte ihr Kuscheleinhorn Magic genannt.

Ende der Leseprobe