Bitter Love (3 Teile Gesamtausgabe) - Alexa Kim - E-Book

Bitter Love (3 Teile Gesamtausgabe) E-Book

Alexa Kim

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Beschreibung

Die "Bitter Love" Serie als Gesamtausgabe! Ash - Teil 1 Wenn du es zulässt, wirst du ihm gehören … Seit einer globalen Katastrophe ist die Erde unbewohnbar. Nur in einigen klimatisierten Städten gibt es Lebensraum, den die Menschen sich mit den überlegenen Mutanten teilen, die sich perfekt an ihre Umgebung angepasst haben. Taya Bennett hat viel durchgemacht seit dem frühen Tod ihrer Eltern. Doch seit sie den Wissenschaftler und Mutanten Ash getroffen hat, scheint sich ihr Leben zum Guten zu wenden. Tief in ihrem Herzen empfindet Taya mehr für ihn, als sie sich eingestehen will. Doch Ash hält sie auf Distanz, denn er hat ein Geheimnis. Als Ash sich mit dem Mutanten Seth anlegt, gerät Taya als Ashs Geliebte zwischen die Fronten. Seth entführt Taya, und Ash muss sich entscheiden – für Taya oder sein Lebenswerk. Ash - Teil 2 Ash hat Taya aus dem Tenfathers und damit vor Seths Zugriff befreit. Doch nun sind sie auf der Flucht vor Seth und der Loge. Als es ihnen tatsächlich gelingt, Ashs Forschungsdaten von Magnatec zu holen, gibt Seth Ash und Taya zum Abschuss frei. Den beiden bleibt nur noch eine Möglichkeit – sie müssen die Rebellen finden und ihnen die Forschungsergebnisse bringen. Unter all der Belastung fällt es Taya nicht immer leicht, Ashs Bedürfnissen und seinem Verlangen gerecht zu werden – trotz Liebe stößt ihre Beziehung an Grenzen, die Taya nicht so einfach einreißen kann. Saron - Teil 3 Von ihrem Mutanten-Freund missbraucht, wurde Leyla in den Straßen Daytowns zum Sterben zurückgelassen. Als der Mutant Saron sie mehr tot als lebendig findet, nimmt er sie mit zu sich und pflegt sie gesund. Doch Leylas Vertrauen ist zerstört. Obwohl Saron sie freundlich behandelt, kann sie nur an eines denken – sich an ihrem Peiniger zu rächen. Sie bringt Saron dazu, sie als Kämpferin auszubilden - und kann doch nicht verhindern, dass sie Gefühle für ihn entwickelt, weil Saron so anders zu sein scheint als die anderen seiner Art.

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Seitenzahl: 298

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Alexa Kim

Bitter Love (3 Teile Gesamtausgabe)

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Vertrag

Entführt

Seth

Leyla

Die Flucht

Bitter Love

Freunde und Feinde

Magnatec

Gejagt

Unter Rebellen

Experimente

The last standing

Sonne

Kaltes Vergessen

Vergeltung

Kämpfe und Küsse

Die Angst besiegen

Schatten der Vergangenheit

Ein Funken Wahrheit

Bisher erschienen von Alexa Kim

Impressum neobooks

Der Vertrag

Wenn du es zulässt, wirst du ihm gehören …

Seit einer globalen Katastrophe ist die Erde unbewohnbar. Nur in einigen klimatisierten Städten gibt es Lebensraum, den die Menschen sich mit den überlegenen Mutanten teilen, die sich perfekt an ihre Umgebung angepasst haben.

Taya Bennett hat viel durchgemacht seit dem frühen Tod ihrer Eltern.

Doch seit sie den Wissenschaftler und Mutanten Ash getroffen hat, scheint sich ihr Leben zum Guten zu wenden.

Tief in ihrem Herzen empfindet Taya mehr für ihn, als sie sich eingestehen will. Doch Ash hält sie auf Distanz, denn er hat ein Geheimnis.

Als Ash sich mit dem Mutanten Seth anlegt, gerät Taya als Ashs Geliebte zwischen die Fronten.

Seth entführt Taya, und Ash muss sich entscheiden – für Taya oder sein Lebenswerk.

Düstere Romantik und intensiv fesselnde Erotik … Alexa Kims Romane prickeln nicht unter der Haut – sie gehen ins Blut

Was tut man, wenn man eines Morgens aufwacht und einsehen muss, dass einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird? Dass der eigene Bruder ein Junkie ist, der die letzten Sol für seine Sucht auf den Kopf gehauen hat? Wenn man nichts mehr zu essen hat und kein Geld für die Miete?

Man sucht sich einen Beschützer! Genau das habe ich getan – und endlich habe ich – Taya Bennet – einmal Glück gehabt im Leben.

Ash ist etwas Besonderes. Nicht wie die anderen Mutanten, für die Menschen vor allem als Nahrungsergänzungsmittel dienen.

Heute hat er mich das erste Mal in sein Apartment kommen lassen. Ich bin aufgeregt. Ash hat beschlossen, dass er den nächsten Schritt tun will.

Als er mir die Tür öffnet, trägt er nur seine schwarze Hose aus Thermowax. Sein Oberkörper ist nackt.

„Komm rein“, sagt er, ohne meine Unsicherheit zu bemerken. Eigentlich kenne ich ihn noch gar nicht gut genug. Er hat mich ausgefragt, wenn wir uns im Lighthouse, einer kleinen Bar,getroffen haben. Er wollte wissen, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, einen Blutvertrag einzugehen. Ich bin sicher, dass er so lange gewartet hat, weil er sichergehen wollte, dass ich keinen Rückzieher mache.

Ash schließt die Tür hinter mir, und ich sehe mich um. Als Mitarbeiter der Forschungsabteilung Magnatec ist er privilegiert. Wir haben uns bei Magnatec kennengelernt, weil wir beide dort arbeiten. Ich allerdings nur an den Monitoren, an denen die Auslieferung der Energieeinheiten überwacht wird.

Von Ashs Apartment bin ich beeindruckt. Wie alle Mitglieder der Loge ist er wohlhabend. Bei ihm wird die Energie nicht nach fünf Stunden abgestellt, er hat ein Tablet PC, über das er mit dem Intranet von Magnatec in Kontakt steht und Emails verschicken kann. Er hat sogar eine Verbindung für Direktkommunikation.

So etwas gibt es für uns normal Sterbliche schon lange nicht mehr. Dafür würde die Energie, die Magnatec erzeugt, niemals ausreichen.

Ich ziehe meine dicke Jacke aus und stehe etwas verloren im Wohnraum seines Apartments.

„Willst du was trinken?“ Ash bewegt sich ganz natürlich in dieser luxuriösen Umgebung. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, als auch mein Bruder Sid und ich einen guten Lebensstil hatten. Als meine Eltern noch lebten. Auch sie haben als Wissenschaftler bei Magnatec gearbeitet – im Bereich Energieforschung.

Ash reicht mir ein Glas mit einer golden schimmernden Flüssigkeit. Ich nippe daran und huste. Alkohol bin ich nicht gewohnt.

„Ich … weiß nicht so recht, was ich tun soll“, gebe ich zu. Er weiß ohnehin, dass ich nervös bin. Immerhin ist Ash der Erste, mit dem ich einen Blutvertrag schließen will.

„Aber ich weiß es“, sagt er und kommt auf mich zu. Oh, verdammt! Er sieht so gut aus. Groß, dunkle, kinnlange Haare und strahlend blaue Augen. Dazu ein markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem eckigen Kinn, auf dem sich trotz Rasur ein Bartschatten abzeichnet. Ash ist so souverän, dass ich gleich noch unsicherer werde.

Aber Ash ist kein Menschenschinden wie die meisten Mutanten. Er nimmt meine Hand und führt mich ins Badezimmer. Weiße Fliesen, glänzende Amaturen aus Chrom – alles sieht neu und teuer aus. Ich schnappe nach Luft, als ich die Badewanne entdecke. „Warmes Wasser … mein Gott“, flüstere ich. Wann habe ich mich das letzte Mal mit warmem Wasser waschen dürfen?

„Habe ich für dich eingelassen. Ich dachte mir, es wäre ein guter Anfang ...“

Ich werde rot, muss mir aber eine Träne der Rührung fortknipsen. Ash ist freundlich zu mir, aufmerksam und rücksichtsvoll. Seit ich ihn kenne, frage ich mich, wo der Haken an der Sache ist. Bisher habe ich noch keinen gefunden.

Ich ziehe mir den dicken Pullover über den Kopf – eine Mischung aus Synthetik und aufgearbeiteter Altwolle. Die dünne und trotzdem wärmende Kleidung aus Thermowax tragen nur die Mitglieder der Loge – und das sind durchweg Mutanten.

Der Pullover fällt auf den Boden, und durch mein Top drücken sich meine Nippel. Ash geht vor mir in die Knie und öffnet den Knopf meiner Hose. Ich schäme mich etwas für den ollen Slip, den ich darunter trage. Aber Ash weiß, dass ich arm bin. Es sind immer die Armen und Verzweifelten, die sich auf Blutverträge mit Mutanten einlassen.

Ich steige aus der Hose, und mein Herz schlägt schneller, als Ash mir langsam den Slip auszieht. Er lächelt beim Anblick meiner rasierten Vagina.

„Ich dachte … na ja, es gefällt dir so.“

Ich schnappe nach Luft, als sein Kopf in meinem Schoß verschwindet und seine Zunge meine Klitoris berührt. Es ist die erste intime Berührung zwischen uns …

„Es gefällt mir“, sagt er grinsend und fügt hinzu: „Du gefällst mir. Du hast mir vom ersten Tag an gefallen.“

Seine Worte lassen mein Herz schneller schlagen, obwohl es mir schwerfällt, ihm zu glauben. Mit meinen roten zur Zeit recht wüsten Haaren und dem mageren Körper – wie kann ich ihm da gefallen? Der Hunger und die Sorgen um meinen Bruder Sid sind nicht spurlos an mir vorübergegangen.

Langsam steht Ash auf und zieht mir auch das Top über den Kopf. Jetzt bin ich nackt, und obwohl es im Apartment nicht kalt ist, friere ich. Aus einem Impuls heraus mache ich einen Schritt auf ihn zu und schmiege mich an ihn. Ich bin ihm so dankbar, dass er mir hilft. Auch wenn es um einen Vertrag geht … ich hätte es schlechter treffen können … viel schlechter. Und ich mag diesen Mutanten mit den blauen Augen so sehr … viel zu sehr … wie ich mir längst eingestehen muss.

Ash legt seine Arme um mich, und wir stehen eine Weile einfach da. Ich lausche auf den Schlag seines Herzens. Am liebsten würde ich bei ihm bleiben und gar nicht mehr in mein Leben zurückkehren. Aber das geht nicht … Sid braucht mich.

„Komm, ehe das Wasser kalt wird.“

Ich löse mich widerwillig von ihm und steige in das dampfende Bad. Ein herrliches Gefühl. Als ich bis zum Hals im warmen Wasser liege, schließe ich die Augen und genieße. „Das ist unglaublich“, seufze ich.

Ash setzt sich auf den Wannenrand und beobachtet mich. Dann taucht er seine Hand ins Wasser und berührt meine harten Nippel. Ich ziehe scharf die Luft ein und warte, was geschieht.

Ash beugt sich zu mir und sieht mir in die Augen, während seine Hand tiefer wandert, mein Brustbein entlang, meinen Bauch. „Ich will dich …“

Das erste Mal hat er es gesagt. Mein Herz hüpft wie wild. Ich will ihn auch … im Grunde genommen will ich ihn schon die ganze Zeit. Aber was ich will, ist nicht wichtig. Ash ist derjenige, der bestimmt, wann, wie und wo! Er ist ein Mutant, ein Mitglied der Loge … ein Privilegierter. Ich nutze die Chance und lege ihm die Arme um den Hals. Ash packt mich um die Pobacken und zieht mich aus der Wanne. Tropfnass schlinge ich meine Beine um seine Taille. Durch den dünnen Stoff der Thermowaxhose kann ich seine Erregung spüren.

Unsere Blicke sind ineinander verschränkt, als er mich aus dem Bad direkt in sein Schlafzimmer trägt und dann auf sein komfortables Bett legt. Ob hier schon viele Frauen gelegen haben? Menschen … oder welche, die sind wie er? Mutanten?

Ich bin eifersüchtig … obwohl ich weiß, dass es blöd ist. Ash ist ein Bild von einem Mann. Wie alle Mutanten. Groß, muskulös, mit einer Menge Kraft in den Muskeln. So einer bleibt nicht lange allein.

Er beugt sich über mich, und ich spüre die harte Beule durch seine Thermowaxhose. Ich wage mich mehr und lege meine Hand auf sein Glied. Ash stöhnt auf, drückt sich gegen mich und nimmt einen harten Nippel zwischen seine Zähne, um sanft daran zu ziehen.

Vor meinen Augen explodieren Sterne … nach den drei Wochen, in denen wir uns nur im Lighthouse getroffen haben und nichts passiert ist, kann ich es kaum erwarten, ihm endlich nah zu sein. Nur der Hämopholaustausch bereitet mir Sorgen, obwohl er der eigentliche Grund für einen Blutvertrag ist. Das Andere, die Lustbefriedigung, gehört dazu, ist aber nur Nebensache, obwohl sich das gerade ganz anders anfühlt!

Ich streiche über die Beule in Ashs Hose – langsam, vorsichtig. Er genießt die Behandlung sichtlich. Langsam recke ich mich ihm entgegen und knabbere an seinem Kinn. Ashs Haut schmeckt leicht salzig, und seine Haut duftet warm und männlich.

„Langsam ...“, flüstert er heiser und rutscht langsam zwischen meine Beine, um dort weiterzumachen, wo er vorhin aufgehört hat. Seine Zunge umkreist meine Klitoris, fährt durch meine Spalte, um sich dann wieder meinem Kitzler ausgiebig zu widmen. Ich will nicht stöhnen, aber ich kann nicht anders. Ein Teil von mir will sich bedingungslos fallen lassen, doch der andere Teil wagt es nicht.

Plötzlich saugt Ash sich an mir fest, massiert mich mit harten, kurzen Zungenschlägen.

„Ash …“, rufe ich und wühle meine Hände in sein dichtes Haar, während er unbeirrt fortfährt, mich zum Höhepunkt zu treiben. Meine gespreizten Beine zittern, während er sie auseinanderdrückt.

„Ich will, dass du kommst“, raunt er mir zu. Ich drücke meinen Rücken durch und lasse es zu, dass die Lust mich mitreißt. Der Höhepunkt schüttelt mich durch. Ash packt mein Becken und leckt weiter, während die letzten Wellen durch meinen Unterleib wogen.

Schwer atmend lasse ich mich zurück auf sein Bett fallen.

„Bist du schon müde? Wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen.“

Ich öffne meine Augen und sehe, dass Ash den Verschluss seiner Hose öffnet. Sofort bin ich wie elektrisiert. Sein Glied springt hervor, befreit aus der Enge, in der es eingepfercht war. Nun fordert es hart und gierig sein Recht.

Ich robbe auf allen Vieren zu ihm. Dieses Mal versinkt mein Kopf in seinem Schoß. Himmel! Was tue ich da? Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, lecke ich seine pralle, glänzende Eichel und fahre mit der Hand über den dick geaderten Schaft. Ash ist gut gebaut.

„Du bist nicht so unschuldig, wie ich geglaubt habe“, presst er hervor, doch ich spüre, dass es kein Vorwurf ist. Er schiebt sich langsam in meinen Mund und bewegt sich auf und ab. Ich kann seinen schweren Atem hören.

„Oh Gott, wie heiß und weich deine Zunge ist … Ich frage mich ...“

Ich sehe auf und grinse ihn an. Ashs Blick ist zwischen meine Beine gerichtet, wo er die warme feuchte Höhle weiß, die ihn umschließen und massieren will.

Er zieht mich auf seinen Schoß, und ich warte darauf, dass er in mich eindringt, doch stattdessen küsst er mich auf den Mund. Hart, leidenschaftlich und ausgiebig. „Ich habe dich nicht verdient, Taya ...“ gibt er atemlos zu.

„Doch, das hast du ...“, flüstere ich und kann nicht genug von seinen Küssen bekommen.

„Du kennst mich nicht …“

„Ich lerne dich doch gerade kennen ...“

Anstatt sich in mich zu drängen, umfasst er seinen Schaft mit der Hand und reibt ihn – hart und schnell. Meine Öffnung ist nur wenige Zentimeter vor seinem Glied, und er starrt sie begehrlich an, während er sich selbst befriedigt.

„Ich kann es nicht mehr zurückhalten ...“, presst Ash hervor, dann schießt ein heißer Strahl aus seiner Eichel, benetzt meinen Venushügel, läuft zwischen meine Spalte. Ash lässt ein tiefes Grollen aus seiner Kehle. Dann packt er mich um die Taille und lässt sich mit mir auf das Bett fallen. Sein Atem geht schnell, sein Schaft pumpt noch immer, während er langsam auf meinem Schenkel zur Ruhe kommt.

Wir liegen nebeneinander, Haut an Haut, und Ash sieht mich an. „Ich wollte mir noch etwas aufheben ...“, lässt er mich wissen. „Ich habe so lange gewartet … auf jemanden wie dich … da kann ich es auch noch etwas länger aushalten.“

Ich bin ein wenig enttäuscht, verberge das aber vor ihm. Vielleicht will er mich doch nicht so sehr wie ich ihn. Wortlos schmiege ich mich an ihn, während sein Samen zwischen uns trocknet. Ich fühle mich ihm nach dieser kurzen Zeit schon so verbunden. Langsam mache ich mir Sorgen. Ich werde mich doch nicht etwa verlieben? In Ash? In einen Mutanten!

Wird er mir heute endlich den Vertrag vorlegen? Ich habe schon so viel von mir gegeben, aber bisher hat Ash unsere Übereinkunft noch nicht offiziell gemacht. Zwar hat er auch noch keinen Hämopholaustausch gefordert, aber langsam wird es doch Zeit … ich schaue auf die große Digitaluhr, die an der Wand gegenüber vom Bett hängt. Zeit! Das ist etwas, von dem ich zu wenig habe. Mein Bruder Sid wird misstrauisch, wenn ich zu lange fort bin.

Ash bemerkt meine aufkommende Unruhe und öffnet träge die Augen. „Was ist?“

„Sid … er kommt bald aus dem Tenfathers.“

„Du wirst es ihm nicht ewig verheimlichen können.“

Ash hat recht. Aber Sid würde ausrasten, wenn er wüsste, dass ich auf dem besten Weg bin, mich zu verkaufen … auch wenn es sich für mich nicht so anfühlt. Aber genau das tue ich.

„Sid will nicht, dass ich mit einem Mutanten zusammen bin.“

Ash runzelt die Stirn. „Ich sehe deinen Bruder fast jeden Abend mit Angel im Tenfathers. Warum darf er, was er dir verbietet?“

„Er will nicht, dass ich werde wie er … ein Blutjunkie“, gebe ich kleinlaut zu und spüre, wie Ash wütend wird. „Nicht jeder ist so wie Angel, die nicht genug bekommen kann. Ich werde rücksichtsvoll mit dir umgehen und dich nicht abhängig machen.“

Nicht von deinem Blut, aber von dir … ich bin es schon längst …, füge ich in Gedanken hinzu.

„Trotzdem hat er nicht ganz unrecht. Ich bin nicht gut für dich. Ich sollte dich in Ruhe lassen.“

Ich setze mich im Bett auf und starre ihn an. „Sag das nicht! Ich weiß selbst, was gut für mich ist und was nicht.“

Er lächelt und zieht mich wieder zu sich hinunter. Seine weichen Lippen fahren über mein Gesicht. „Nein … Taya … das kannst du gar nicht wissen. Aber es ist nunmal passiert. Ich bin nicht moralisch genug, um dich aufzugeben.“

Gottseidank! „Wann sehen wir uns wieder?“ Leider haben wir in den nächsten zwei Wochen unterschiedliche Schichten bei Magnatec. Es ist ohnehin besser, unser Verhältnis am Arbeitsplatz noch geheim zu halten.

Ash seufzt und steht langsam vom Bett auf. Ich starre seine langen muskulösen Beine an, den knackigen Hintern, den breiten Rücken. Mein Gott, was für ein Mann! Und er muss noch nicht einmal viel dafür tun. Die mutierten Gene erledigen alles von selbst. Eigentlich bringt so eine Mutation nur Vorteile – ein langes Leben, Kraft, Widerstandsfähigkeit, perfekte Anpassung an die Umweltbedingungen. Doch sie haben trotzdem eine Schwäche – ihr Organismus kann den Botenstoff Hämophol nicht mehr selbst produzieren. Den brauchen sie von uns … den schwachen unvollkommenen Menschen. Außerdem sind Mutanten steril. Aber das ist das geringste Problem, wenn ich Ash ansehe. Und mein Hämophol … nun das werde ich mit ihm teilen. Dafür ist der Vertrag ja da.

Ohne Eile schlüpft Ash in seine Thermowaxhosen. „Ich kann noch nicht sagen, wann wir uns sehen,Taya. Ich muss die nächsten Tage ins Tenfathers.“

„Ich könnte dich doch da abholen … nicht reinkommen … einfach nur auf dich warten.“

Ash dreht sich zu mir um, und sein Gesicht ist plötzlich ernst. „Nein … das will ich nicht ...“

„Ich weiß, aber ...“

„Wir haben darüber gesprochen. Im Tenfathers gibt es nur Abschaum. Das ist kein Ort, an dem ich etwas wissen will, was mir gehört.“

Mein Herz macht einen Sprung. Er hat es gesagt … was ihm gehört! Wird er endlich den Vertrag machen … mir sein Zeichen in die Hand ätzen?

Doch er macht keine Anstalten. Stattdessen hält er mir eine Predigt, wie schon zuvor im Lighthouse.

„Das Tenfathers gehört Seth. Und Seth ist ein Schwein ohne Moral! Du siehst es bei deinem Bruder. Es hat im Tenfathers angefangen.“

Ich schlucke meine Tränen herunter, weil ich weiß, dass Ash recht hat. Die Bars und gesamten Rotlichtviertel Daytowns werden von diesem Seth kontrolliert. Und Seth hat auch seine Hände in der Energiegewinnung. Deshalb muss Ash springen, wenn Seth ruft; aber er tut es voller Widerwillen. Wegen Seth treffen wir uns auch immer im Lighthouse, wo wenig los ist. Ash hält seine privaten Angelegenheiten lieber geheim.

Ich steige aus dem Bett und beginne mich ebenfalls anzuziehen. Die dicken Sachen stören auf einmal, nachdem es gerade so schön war mit Ash. Aber draußen sind es fast Minus 20 Grad Celsius. Seit der globalen Katastrophe vor über hundert Jahren ist es kalt und dunkel, weil die Erde aus der Umlaufbahn geworfen wurde. Gäbe es nicht Magnatec und das Magnetfeld über Daytown, das die Klimatechnik kontrolliert, wären wir längst alle tot – wir Menschen wegen der unerträglichen Kälte und die Mutanten, weil sie ohne unser Hämophol nicht überleben können. Sie haben versucht, es künstlich herzustellen, waren bisher aber nicht erfolgreich. Das ist unser Glück, denn die meisten der Mutanten sind nicht so nett wie Ash.

„Ich lasse dich mit dem Energycar nach Hause fahren“, schlägt Ash vor. Das Energycar ist noch so ein Luxus, der nur einigen wichtigen Mutanten zur Verfügung steht. Eigentlich ist es ein Elektroauto, das auf Abruf bereitsteht, wenn jemand einen Chauffeur braucht.

„Das würde zu viel Aufmerksamkeit erwecken.“

Ash mahlt mit den Kiefern, sagt aber nichts. Es gefällt ihm nicht, dass ich alleine gehe … und es gefällt ihm nicht, dass ich bei Sid ein Geheimnis aus uns mache. Ich sehe ihn prüfend von der Seite an. Hat er mir deshalb bisher sein Zeichen verweigert? Weil ich ihn aus Teilen meines Lebens fernhalte? Aber er macht es ja nicht anders.

Irgendwann wird er mein Hämophol brauchen. Ich weiß nicht, woher er es bisher bekommen hat, doch wer keinen eigenen Spender hat, kommt nicht so leicht an den lebensnotwendigen Botenstoff … außer er wildert. Aber ich glaube nicht, dass Ash das tut. Auf Menschenjagd steht die Todesstrafe.

„Morgen Abend im Lighthouse“, sagt er schließlich und kommt zu mir. Ich sehe aus wie eine dicke Stoffpuppe in meinen alten Sachen. Aber wenn ich mit Thermowax-Klamotten nach Hause komme, riecht Sid sofort Lunte.

„Sei vorsichtig … sind eine Menge üble Gestalten unterwegs, wo du wohnst.“

Er drückt mich an sich, und ich genieße seine Nähe ein letztes Mal durch den dicken Stoff meiner Jacke. Ich liebe dich … mehr als mein Leben … will ich sagen, doch im letzten Moment hält mein Verstand mich zurück. Liebe ist etwas für Privilegierte, nicht für Gescheiterte wie mich. Ash mag mich … dessen bin ich mir sicher … aber ich habe mich ihm verkauft.

Entführt

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es dunkel. An Dunkelheit bin ich gewöhnt, aber jetzt ist es so dunkel, dass ich meine Hand vor Augen nicht sehe. Das Apartment, in dem ich mit Sid lebe, ist eiskalt. Zitternd steige ich aus meinem Bett und taste mich zum Fenster vor. Auch die Straße vor dem Haus liegt in vollkommener Dunkelheit. Hier und da sehe ich einzelne Lichtflecken aufblitzen – Led-Stabs, die von Magnatec verteilt werden, wenn mal wieder nicht genügend Energie übrig ist, die Straßen zu beleuchten. Unser Viertel ist eines der Ärmsten – wenn Magnatec Energie sparen muss, werden bei uns zuallererst die Energielieferungen eingestellt.

Ich schätze, Magnatec hat mal wieder die täglichen sechs Stunden, in denen uns Energie zugesichert ist, auf fünf Stunden herunter gesetzt. Heute ist Samstag, ich werde es also vor Montag nicht erfahren.

Leise fluche ich vor mich hin, als ich mir den großen Zeh an meinem Schrank stoße, und suche im Regal nach meinem Led-Stab. Als ich ihn gefunden habe, gehe ich ins Badezimmer, um mich zu waschen und in meine schwarze Hose und meinen Pullover zu schlüpfen. In der Wohnung ist es eiskalt, weil auch die Wärmeeinheiten nur mit Energie laufen. Ich überlege es mir anders und ziehe unter den Pullover noch ein enges Top. Mit dem Led-Stab leuchte ich in den Spiegel und begutachte kritisch mein Gesicht. Ich bin blass, habe dunkle Ringe unter den Augen, und mein langes rotes Haar umrahmt glanzlos mein müdes Gesicht. Ich will hübsch sein für Ash. Er soll mir die Armut nicht ansehen.

Entschlossen greife ich zu Make-up und Lippenstift. Normalerweise schminke ich mich nur wenig oder überhaupt nicht, doch heute – das sehe ich ein – ist es nötig.

Unzufrieden schlüpfe ich in die Stiefel mit den hohen Absätzen. Mutanten sind groß, und ich reiche Ash ohnehin kaum bis zur Brust.

Betont laut trete ich mit den Stiefelabsätzen auf, als ich in die Küche gehe. Mit dem Led-Stab leuchte ich Sid ins Gesicht. Er ist mit dem Kopf auf dem Küchentisch eingeschlafen und schnarcht leise. Es tut mir weh, ihn so zu sehen. Wieder einmal hat er gestern Abend den Weg ins Bett nicht mehr gefunden. Den findet er nie, wenn er aus dem Tenfathers kommt. Mein kleiner Bruder ist zu einem Blutjunkie geworden! Mutantenblut verursacht Rauschzustände; und viele Mutanten fühlen sich sicherer, wenn sie ihren Spender von sich abhängig machen. Wer sich darauf einlässt, hat den Schritt in die Hölle getan. Mutanten lieben Blut- und Sexsklaven. Die einzige Gerechtigkeit ist, dass sie sich nicht fortpflanzen können. Nicht auf natürlichem Weg!

Ich versuche mir vorzustellen, was Angel mit meinem Bruder tut. Ich weiß, dass er einen Vertrag mit der Mutantin hat. Ihr Zeichen auf seiner Hand zeigt zwei gespannte Flügel. Ich muss wieder an Ash denken und daran, wie viel Glück ich habe.

Sid versucht, den grellen Strahl des Led-Stab mit der Hand fortzuwischen. Ich gehe näher an ihn heran und leuchte ihm direkt in die Augen. „Sid ... steh auf, komm schon!“

Er hebt den Kopf und sieht mich stumpfsinnig aus blutunterlaufenen Augen an. Sein blondes Haar steht strubbelig in alle Richtungen ab, und seine Pupillen sind so groß, dass seine Augen fast schwarz wirken. Ohne Vorwarnung packt er mich um die Taille und zieht mich an sich. „Angel … Ich brauch noch was, um über den Tag zu kommen.“

Ungehalten befreie ich mich aus Sids Griff. Ich bin so verdammt sauer … und verzweifelt. „Ich bin es – Taya, deine Schwester.“ Ich rüttelte an seinem Arm, damit er endlich wach wird.

Sid wird sauer. Wenn er auf Entzug ist, hat er schlechte Laune. Nicht gerade die beste Zeit, einen Streit mit ihm anzufangen. „Taya … nerv nicht! Nicht jetzt!“

„Du denkst nur noch an dieses Miststück!“

Er springt auf, in seinen Augen funkelt es wild. Grob packt er mich am Arm und stößt mich gegen den Küchenschrank. Ich schreie auf, als mein Rücken gegen den Kunststoff knallt.

Sid atmet schwer. „Du weißt doch, dass du mich nicht reizen darfst, wenn ...“ Er schweigt, weil er den Satz nicht zu Ende bringen will.

„Wenn du auf Entzug bist?“, antworte ich für ihn. „Sid … wir haben keinen Sol mehr. Wir fliegen aus dem Apartment. Ich muss was tun.“ Vielleicht ist es nicht die beste Gelegenheit, bei ihm wegen Ash vorzuhorchen. Wir haben unzählige Abende diskutiert und uns gestritten. „Ich verbiete es dir … als dein Bruder!“

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Wenn Sid wüsste, dass schon alles im Gange ist, würde er ausrasten. Er ist fünf Jahre jünger als ich und alles, was ich an Familie habe. Deshalb hänge ich so an ihm, obwohl er mir das Leben zur Hölle macht. Unsere Eltern sind bei einem Unfall gestorben, als ich Fünfzehn war. Jetzt bin ich Fünfundzwanzig. Von einem behüteten Leben waren Sid und ich damals in die Haltlosigkeit gestürzt. Ich habe mich immer bemüht, Sid Mutter und Vater zu ersetzen. Aber Sid ist trotzdem ein Blutjunkie geworden.

„Ich will nicht, dass das aus dir wird, was aus mir geworden ist.“

„Dann sieh zu, dass du clean wirst und hilf mir endlich.“ Ich strecke meine Hand aus. „Sid … bitte!“ Den Job bei den Magnatec habe ich durch die Forschungsabteilung bekommen, für die meine Eltern gearbeitet haben. Schon mit Fünfzehn musste ich lernen, erwachsen zu werden. Es hat mich nie gestört, für Sid und mich zu sorgen. Aber mir wächst einfach alles über den Kopf. Ash lässt sich Zeit mit dem Vertrag, und drängen will und kann ich ihn nicht. Ich muss also noch eine Weile durchhalten. Wenn Sid nur endlich einsehen würde, dass es so nicht weitergehen kann.

Das Apartment, in dem wir wohnen, liegt im schlechtesten Viertel Daytowns in der zehnten Etage eines uralten Wohnblocks. Bisher habe ich Ash von hier fernhalten können. Ich möchte nicht, dass er mich in all diesem Müll sieht.

Demonstrativ öffne ich den Schrank mit unseren Notreserven und zähle vier Dosen mit Sojabohnen, fünf Teebeutel und eine Tüte Sojamehl. Mein Magen knurrt, aber ich verbiete mir, eine der Dosen anzurühren. Etwas anderes als Sojaprodukte können wir uns nicht leisten. Die wenigen Agrarstationen werfen wenig ab – und Soja ist das Einzige, was mit wenig Energieaufwand in größeren Mengen angebaut werden kann. Sogar der Tee ist aus Sojabohnen. „Schau, Sid … das ist alles, was wir noch haben.“

Er weicht meinem Blick aus, sagt aber nichts.

Ich muss einfach das Letzte verkaufen ... mich selbst! An Ash … auch wenn ich mich ihm liebend gerne schenken würde. Doch alles andere habe ich längst verkauft. Zuletzt sogar den Schmuck, der unserer Mutter gehört hat. Nur von einem einzigen Gegenstand habe ich mich nicht trennen können – von einem kleinen Brieföffner. Er hat meinem Vater gehört, und ich erinnere mich daran, wie er Briefe damit geöffnet hat. Kleine blaue Umschläge. Ich habe nie erfahren, von wem die Nachrichten waren. Normalerweise lief die Post meines Vaters über den internen E-Mail-Verkehr von Magnatec. Energie war damals noch nicht so knapp wie heute. In den letzten Jahren ist die Energiesituation in Daytown so schlimm geworden, dass sie kaum noch zu ertragen ist.

„Ich werde mich für einen Blutvertrag anbieten.“

Sid sieht mich mit verletztem Stolz an. „Wir besprechen das heute Abend, Taya.“

Dann springt er auf, greift sich seine abgewetzte Armeejacke, die er in einem alten Lagerhaus gefunden hat, und flüchtet aus dem Apartment.

Ich schaue zu, wie die Wohnungstür hinter ihm zuknallt. Soviel dazu!

Seufzend nehme ich den Brieföffner meines Vaters aus dem Versteck unter den Bodendielen und stecke ihn mir in den Hosenbund. Würde ich ihn nicht verstecken, hätte Sid schon längst versucht, ihn für einen Trip zu verkaufen. Sorgfältig schiebe ich Top und Pullover darüber. Ein Brieföffner kann einen Mutanten nicht töten, ihn aber für kurze Zeit außer Gefecht setzen, sodass ich weglaufen kann ... wenn ich Glück habe.

Bisher habe ich Glück gehabt, aber sich allein auf sein Glück zu verlassen, wäre naiv. Mein sicherster Schutz ist ein Vertrag und Ashs Zeichen auf meiner Hand. Damit steige ich vom bloßen Futter zum Haustierauf. Als Besitz eines Mutanten habe ich gewisse Privilegien. Schutz, Kleidung, Nahrung. Ich muss Ash heute nach dem Vertrag fragen. Es geht nicht anders.

Im Treppenhaus leuchte ich mit dem Led-Stab die Ecken aus, während ich die zehn Etagen hinunter laufe. Man kann nie wissen ... Auch wenn das Wildern von Menschen verboten ist, halten sich nicht alle daran – vor allem die jungen Mutanten haben sich nicht gut im Griff.

Auf der Straße vor dem Haus sind endlich die Lichter der Laternen angesprungen. Fast körperlich ist die Erleichterung der Menschen zu spüren.

Als ich um die Ecke biege, sehe ich einen Reinigungstrupp in weißen Anzügen anrücken, die mit Schläuchen einem frischen Graffito zu Leibe rücken. Ich muss grinsen. Zumindest den Rebellen kommt die Stunde weniger Energie zugute.

Überall in Daytown sprayen die Rebellen ihr Zeichen an die Wände. Eine Sonne mit flammenartigen Strahlen. Sie kämpfen für Menschenrechte und eine bessere Lebensqualität in den Städten. Auch wenn ich ihren Kampf sinnlos finde, gefällt mir der Gedanke, dass es Menschen gibt, die sich gegen die Herrschaft der Loge und der Mutanten wehren.

Ich betrachte das gelb strahlende Sonnensymbol, das hartnäckig gegen die Hochdruckwasserschläuche der Reinigungskolonne standhält. Sonne! Ich kenne die Sonne nur aus Filmen oder von Fotos. Seit sie im Jahr 2029 verschwand, ist sie nie wieder auf- oder untergegangen.

Die Wissenschaftler glaubten damals, sie hätten an alles gedacht: Computer, Umweltschutz, erneuerbare Energien. Kurz vor der Katastrophe hatten die Regierungen sich sogar aus der Atomenergie zurückgezogen und stattdessen auf umweltfreundliche Energien wie Wind- und Solarkraft gesetzt. Aber damit, dass ein Meteorit auf der Sonne einschlägt, dessen Helium-Wasserstoffverdampfung einen so starken Rückstoß auslöst, dass die Erde aus ihrer Umlaufbahn geworfen wird – damit haben sie nicht gerechnet.

Doch genau so war es gekommen, und die Welt war in ewige Dunkelheit und Kälte gefallen. Ein Leben außerhalb der Städte ist nicht möglich. Die Lunge würde sofort einfrieren und jeder Mensch einen qualvollen Tod sterben. Selbst für Mutanten sind die Temperaturen außerhalb der Klimazone heikel.

Tatsächlich haben die Mutanten die ersten Energiewerke und Klimastationen gebaut. Sie organisierten die Städte und eine Art Zivilisation. Die Ersten von ihnen waren Forscher und Wissenschaftler, die an sich selbst experimentiert haben auf der Suche nach genetischen Veränderungen, mit denen sie sich an das neue Klimabild der Erde anpassen können. Schon im Jahr 2051 bildeten sich die ersten Stadt-Logen.

Es ist für mich schwer vorstellbar, dass es Mutanten gibt, die noch wissen, wie die Wälder vor der großen Katastrophe aussahen oder die Flüsse und lebende Fische. Die Pflanzen und Tiere, die wir retten konnten, leben in Zuchtstationen. Die Loge hat alles für uns geregelt.

Ich sehe zu, wie die gelben Farbschlieren der Rebellensonne an der Wand herunterlaufen. Letztendlich gewinnt die Loge immer. Wir haben uns in unser Schicksal gefügt.

Ich gebe mich auf jeden Fall keiner Illusion hin! Genauso wie das Sonnensymbol werden auch die Rebellen verschwinden. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Als ich beim Lighthouse ankomme, schüttelte ich mein Haar, damit es zumindest etwas an die schöne rote Mähne erinnert, die es mal war. Dann betrete ich die Bar.

Im Lighthouse ist es etwas wärmer. Ich halte nach Ash Ausschau. Die Digitaluhr an der Wand sagt mir, dass er schon seit einer Viertelstunde hier sein müsste. Doch ich kann ihn nirgendwo sehen. Eigentlich ist er recht pünktlich. Am hinteren Tisch sitzt eine Gruppe von vier Mutanten, die mich anstarren. Schnell wende ich mich ab. Wahrscheinlich sind sie noch jung.

Das Lighthouse ist nicht besonders groß. Es gibt acht Tische, an den Wänden hängen alte Fotografien aus der Zeit vor der Katastrophe – riesige Wolkenkratzer, Sonnenaufgänge, ein Leuchtturm, der dem abgehalfterten Laden seinen Namen gegeben hat, und ein großes Flugzeug über den Wolken am blauen Himmel, auf dessen Tragflächen sich die Sonne spiegelt. Immer wenn ich hier bin, kann ich meinen Blick kaum von den Fotografien abwenden, so sehr faszinieren sie mich.

„Willst du was trinken?", ruft mir eine Frauenstimme hinter dem Tresen zu. Es ist die von Luana, der Bedienung.

Als ich vor ihr am Tresen stehe, mustert Luana mich von oben bis unten. Sie trägt wie ich ein Top und eine enge Jeans, hat ihr dunkles Haar aber streng zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie ist sehr hübsch – als ich mit Ash das erste Mal hier war, hatte ich das Gefühl, sie beobachtet uns. Aber mittlerweile ist mir ist klar, dass sie schon einen Beschützer haben muss. Die Bars gehören den Mutanten. Wenn Luana hier arbeitet, dann, weil ihr Besitzer es so will.

„Wartest du auf Ash?", fragt sie neugierig.

„Ja, wir sind verabredet.“

„Er war heute noch nicht hier … aber so ist Ash eben.“

Ich bin enttäuscht.

„Ash ist nichts für dich“, gibt mir Luana zu verstehen, ohne dass ich sie um ihre Meinung gebeten habe.

Sie weist auf meine Hand, an der noch immer sein Zeichen fehlt. „Er hält dich nur hin.

Wenn du einen Blutvertrag willst, dann geh ins Tenfathers. Eine wie du … sauber … hübsch und noch nicht als Spenderin gemeldet ... du wirst da einen guten Deal machen können.“

Ich schüttele den Kopf. Ich will Ash und keinen anderen.

Luana lächelt zuckersüß. „Was glaubst du denn, woher ich meinen Blutvertrag habe und wer mir diesen Job besorgt hat? Warum lassen mich die vier überdrehten Typen da hinten am Tisch in Ruhe?“

Ich starre die blau unterlaufenen Einstiche der Injektionsnadeln auf ihren Armen an. Die kleine Tätowierung auf Luanas Hand weist sie als persönliches Eigentum eines Mutanten aus – ein seltsames Symbol, das an einen Eiskristall erinnert. Jeder von ihnen hat sein eigenes Symbol, und sie kennen diese untereinander. Ashs kenne ich noch nicht; und ich habe auch keine Ahnung, wem Luana gehört. Ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich bin den Tränen nahe, weil Ash mich versetzt hat.

„Besser du gehst jetzt.“ Sie nickt in Richtung der vier Typen, die mich nicht aus den Augen lassen. „Ohne Ash oder sein Zeichen bist du hier Freiwild.“

Ich taste nach dem Brieföffner in meinem Hosenbund und werfe einen Blick auf die Digitaluhr. Fast bekomme ich einen Herzinfarkt. Ich habe die Zeit vergessen. In einer Stunde wird die Energie wieder abgeschaltet ... und ich brauche mindestens eine Stunde bis nach Hause.

Den ganzen Weg zurück mache ich mir Sorgen und denke darüber nach, warum Ash mich versetzt hat. Hat Luana recht? Spielt er nur mit mir? Wird er mich fallen lassen, wenn er genug von mir hat?

Ich gehe schneller, als ich bemerke, dass die anderen Menschen auf der Straße ebenfalls in Eile sind. Nur noch eine halbe Stunde, dann sind die Straßen wieder dunkel! Jeder will so schnell wie möglich in sein Apartment, auch wenn es dort genauso dunkel und kalt ist, wie in den Straßen Daytowns.

Hektisch sehe ich mich um, weil ich fürchte, dass die vier Typen aus der Bar mir gefolgt sind. Doch ich sehe sie nicht, und auf meinem Weg nach Hause kommen auch nur zwei Energycars an mir vorbei. Sie halten nicht an und fahren auch nicht langsamer. Wenn einem in Daytown ein Energycar folgt, ist das ein untrügerisches Zeichen, dass man die Aufmerksamkeit der Loge auf sich gezogen hat.

Ich ziehe gerade die Tür zum Treppenhaus unseres Wohnblocks hinter mir zu, als die Lichter ausgehen. Ich stehe im Dunkeln. Genervt krame ich aus meinem Rucksack den Led-Stab hervor und schalte ihn an. Er flackert - die Batterieeinheiten sind fast leer, und wie alles andere sind natürlich auch Batterieeinheiten knapp.

Die letzten Stockwerke bis zu unserer Wohnung renne ich. Ich bin in heller Panik! Als ich endlich die Wohnungstür endlich hinter mir zuwerfe, bin ich so außer Atem, dass ich glaube, ich müsse tot umfallen. Das Apartment ist deprimierend leer, dunkel und kalt. Wie immer ist Sid im Tenfathers bei Angel.

Ich setze mich an den Tisch und löffele kalte Sojabohnen aus der Dose. Unser alter Mikromagnetofen hat ja keinen Strom. Also muss ich das ekelige Zeug so in mich reinwürgen.

Wenn man abends im Apartment festsitzt, kann man eigentlich nichts tun. Es ist kalt, es ist dunkel ... es ist absolut langweilig. Kein Wunder, dass Sid irgendwann anfing, ins Tenfathers