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In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Muss das denn schon wieder sein!«, entfuhr es Markus Fürst von Schallenberg derart laut, dass sogar der ruhige und vornehme Butler Georg zusammenzuckte. Der grauhaarige Fürst schob den vor ihm stehenden Teller von sich. Was er da soeben vernommen hatte, verdarb ihm den Appetit. Wieder einmal verlief das Abendessen mit seiner Familie nicht so friedlich, wie der Fürst sich das gewünscht hätte. Und wieder einmal war die hauseigene Bank das Streitthema auf Schloss Schallenberg. »Die Bank ist mein Bereich, und ich werde schon dafür sorgen, dass ihr kein Schaden entsteht.« Philipp Prinz von Schallenberg, sein zweitgeborener Sohn, lehnte sich in seinem Stuhl zurück. In dem feinen dunklen Anzug und seiner lässigen Haltung wirkte er wie ein Dressman. »Philipp! Das waren diesmal dreißigtausend Euro! Das ist keine Kleinigkeit!«, warf Daniel Prinz von Schallenberg ein, und seine grünen Augen blitzten. Seit sich der Fürst selbst aus den Geschäften zurückgezogen hatte, schien Philipp den Bankbereich als seinen persönlichen Selbstbedienungsladen zu betrachten. Daniel liebte seinen leichtfertigen jüngeren Bruder über alles, auch wenn sie so verschieden waren, wie Brüder nur sein konnten. Doch immer wieder kam es vor, dass er eingreifen musste, wollte er das nicht unbeträchtliche Vermögen der von Schallenbergs zusammenhalten. Er, Daniel, seinerseits hatte die Verantwortung über die Immobilien und die zahlreichen Ländereien. Gerade jetzt im April war dort schon genug zu tun, sodass er keine Lust hatte, sich in die von ihm ungeliebten Geldgeschäfte einzumischen. Er liebte es, sich in der freien Natur aufzuhalten. Ein Grund, warum er den Beruf des Garten- und Landschaftsarchitekten ergriffen hatte.
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Seitenzahl: 125
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»Muss das denn schon wieder sein!«, entfuhr es Markus Fürst von Schallenberg derart laut, dass sogar der ruhige und vornehme Butler Georg zusammenzuckte. Der grauhaarige Fürst schob den vor ihm stehenden Teller von sich. Was er da soeben vernommen hatte, verdarb ihm den Appetit. Wieder einmal verlief das Abendessen mit seiner Familie nicht so friedlich, wie der Fürst sich das gewünscht hätte. Und wieder einmal war die hauseigene Bank das Streitthema auf Schloss Schallenberg.
»Die Bank ist mein Bereich, und ich werde schon dafür sorgen, dass ihr kein Schaden entsteht.« Philipp Prinz von Schallenberg, sein zweitgeborener Sohn, lehnte sich in seinem Stuhl zurück. In dem feinen dunklen Anzug und seiner lässigen Haltung wirkte er wie ein Dressman.
»Philipp! Das waren diesmal dreißigtausend Euro! Das ist keine Kleinigkeit!«, warf Daniel Prinz von Schallenberg ein, und seine grünen Augen blitzten. Seit sich der Fürst selbst aus den Geschäften zurückgezogen hatte, schien Philipp den Bankbereich als seinen persönlichen Selbstbedienungsladen zu betrachten. Daniel liebte seinen leichtfertigen jüngeren Bruder über alles, auch wenn sie so verschieden waren, wie Brüder nur sein konnten. Doch immer wieder kam es vor, dass er eingreifen musste, wollte er das nicht unbeträchtliche Vermögen der von Schallenbergs zusammenhalten.
Er, Daniel, seinerseits hatte die Verantwortung über die Immobilien und die zahlreichen Ländereien. Gerade jetzt im April war dort schon genug zu tun, sodass er keine Lust hatte, sich in die von ihm ungeliebten Geldgeschäfte einzumischen. Er liebte es, sich in der freien Natur aufzuhalten. Ein Grund, warum er den Beruf des Garten- und Landschaftsarchitekten ergriffen hatte. Philipps bevorzugtes Terrain dagegen war das des Golfplatzes und des Tennisplatzes von Schallenberg und das der zahllosen Privatpartys des Adels.
»Ich habe für Helene ein Collier als Verlobungsgeschenk gekauft, das ist schließlich eine Gelegenheit, zu der man sich großzügig zeigt.« Philipp fuhr sich entnervt durch das perfekt geschnittene mittelblonde Haar.
»Daniel hat Recht«, ließ Fürst Markus von Schallenberg nun verlauten. Der Schlossherr blickte seinen jüngeren Sohn streng über seine randlose Brille an.
»Dein Bruder versucht doch nur, den Familienbesitz zusammenzuhalten«, stellte er fest. »Unsere Besitzungen sind schließlich kein Schlaraffenland, bei dem man ständig aus dem Vollen schöpfen kann. Man muss auch zusehen, dass nachgefüllt wird.« Markus von Schallenberg liebte die bildliche Sprache, auch wenn seine Familie dieser manchmal nicht ganz folgen konnte. Über drei Jahrzehnte lang hatte er die Geschicke der Familie gelenkt, nachdem sein Vater viel zu früh verstorben war. Vor zwei Jahren hat er diese Aufgaben an seine Söhne übergeben, und von nun an lief es nicht immer glatt.
»Ja, er versucht sein Erbe zu retten«, antwortete Philipp unversöhnlich. Er fühlte sich wie ein Kind, das bei einer Ungezogenheit ertappt worden war.
»Du weißt genau, dass es mir nur darum geht, die Familie zusammenzuhalten«, antwortete Daniel ungeduldig.
»Jetzt beruhigt euch doch einmal!« Die sanfte Stimme der Fürstin Imogen von Schallenberg fuhr dazwischen. Mir ihrem kurz geschnittenen rot gefärbten Haar und der modischen Brille wirkte sie wie eine alternde Künstlerin. »Ein Geschenk kann man nicht wieder zurückfordern.Aber vielleicht kannst du beim nächsten Mal etwas weniger spendabel sein, Philipp. Es kommt schließlich nicht auf den Wert des Geschenkes an, es ist der Gedanke, der zählt«, sagte Imogen bedeutsam.
»Nicht bei Helene!«, entfuhr es Daniel entrüstet.
Die mondäne Helene zu Gravenhorst war nicht die Frau, die sich Prinz Daniel für seinen Bruder gewünscht hätte. Immer wieder war die reiche und verwöhnte Freifrau Ursache für Meinungsverschiedenheiten, weil Philipp glaubte, sie mit teuren Geschenken bei Laune halten zu müssen. Daniel machte aus seiner Abneigung keinen Hehl, was nicht dazu beitrug, die Wogen zu glätten.
»Ich muss dich wohl nicht an dein eigenes teures Verlobungsgeschenk an Christiane erinnern«, entgegnete Philipp. Er hatte offensichtlich vor, Öl ins Feuer zu gießen, denn es gab fast niemanden, an den Daniel weniger erinnert werden wollte, als an Christiane. Er war mit der Baroness zu Steinhausen, der er damals ein diamantbesetztes Armband geschenkt hatte, bereits ein halbes Jahr verlobt, als er sie am Vorabend seiner Hochzeit mit einem Hilfsgärtner in flagranti ertappte. Die Geschichte hatte natürlich enormen Staub aufgewirbelt. Das war inzwischen zwei Jahre her, und Daniel hatte sich seither kaum bei den verschiedenen Veranstaltungen und Bällen des Adels blicken lassen. Nicht aus Angst vor dem Gerede, dem er möglicherweise ausgesetzt gewesen wäre. Daniel Prinz von Schallenberg war in Adelskreisen sehr geachtet und man bedachte dieser Geschichte inzwischen mit höchster Diskretion. Nein, er hatte einfach genug von Frauen, die auf sein Geld und seinen Titel aus waren, und deren gab es reichlich. Schließlich war der einunddreißigjährige Prinz mit den strubbeligen blonden Haaren und den lässigen Bartstoppeln obendrein ein attraktiver Mann, auch wenn er nicht die muskulöse Gestalt seines Bruders hatte.
Musste seine Mutter Philipp immer wieder in Schutz nehmen? So würde er nie Veranstaltungsbewusstsein lernen. Daniel hatte nun endgültig genug von den gegenseitigen Vorwürfen.
»Also, das hat ja alles keinen Sinn!« Er machte Anstalten aufzustehen und das fürstliche Dinner zu verlassen.
»Georg, holen Sie mir bitte meine Jacke«, bat er.
Der vornehme Butler des Hauses schien Gedanken lesen zu können und war schon mit dem Kleidungsstück unterwegs.
»Daniel! Wohin gehst du denn? Du wolltest deinen Vater und mich doch zum Wohltätigkeitskonzert nach Gravenhorst begleiten«, rief die Fürstin ihm hinterher, als er durch die Tür des Speisesaals hinaus in die Eingangshalle des Schlosses trat.
»Ich komme nicht mit, ich verbringe den Abend mit Freunden.«
Prinz Daniel war schon aus der Tür, als Fürstin Imogen ihm noch immer kopfschüttelnd nachsah. Wenn Daniel doch endlich die Richtige treffen würde! Ihr war sehr am Glück ihres Ältesten gelegen, gerade nach dieser unglückseligen Geschichte, die sie selbst fast ebenso mitgenommen hatte wie ihren Sohn.
Daniel stapfte wütend durch den stürmischen und verregneten Aprilabend zu seinem Geländewagen, der auf der kiesbestreuten Einfahrt zum Schloss geparkt war. Heute war ihm nicht nach Familienidylle. Sein Ziel war der Gasthof ›Zur Krone‹ in Schallenberg, in dem sich stets einige seiner Freunde oder Mitarbeiter aufhielten, um nach getaner Arbeit ein Bier zu trinken. Manchmal fühlte er sich dort wohler als im Schloss, und heute war wieder so ein Tag.
*
Nora Kerners alter Lieferwagen ächzte die schmale Landstraße zum Schloss entlang. Die alte Rostlaube macht es auch nicht mehr lange, dachte Nora, nachdem sie einem heruntergefallenen Ast gerade noch ausweichen konnte. Der Sturm und der starke Regen machten die Fahrt nicht erfreulicher. Jetzt blitzte und donnerte es auch noch! Nora war müde von der langen Fahrt von Berlin bis hierher, aber auch zufrieden. Sie führte jetzt das Leben, das sie sich immer gewünscht hatte.
Als freiberufliche Restauratorin war sie zwar viel unterwegs, aber sie war nun ihr eigener Chef. Und irgendwann würde sie sich auch einen neuen Lieferwagen leisten können! Der Job auf Schloss Schallenberg war ihr Erster größerer Auftrag, und die gespannte Erwartung schaffte es, die Müdigkeit ein wenig zu vertreiben. Immerhin waren die Zeiten vorbei, in denen sie als angestellte Restauratorin in einem großen Antiquitätengeschäft im Zentrum Berlins antiquarische Gemälde im Akkord gereinigt hatte. Die damalige Anstellung kam ihr zwar entgegen, nachdem sie nach dem zweijährigen Praktikum in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Studium der Konservierung und Restaurierung an der Hochschule Berlin direkt dort einsteigen konnte, aber wirklich Freude hat ihr das Entstauben der alten Schinken und das Polieren der vielen Messingbecher nicht gemacht. Nora war der Meinung, dass schöne Dinge, die die Zeit überdauert haben, gebührend behandelt werden mussten. Jetzt war sie selbstständig und konnte tun und lassen, was sie wollte, und vor allem nur die Aufträge annehmen, die ihr gefielen. Sie liebte es, sich mit antiquarischen Dingen zu umgeben, denn jedes Stück erzählte eine Geschichte.
Sie freute sich auf die Restaurierung der alten Schlosskapelle von Schloss Schallenberg und war neugierig auf die Fürstenfamilie. Ob sie überhaupt mit den hocherrschaftlichen Leuten selbst zu tun haben würde? Wahrscheinlich würde alles über Angestellte geregelt. Die von Schallenbergs waren eine der reichsten und einflussreichsten Adelsfamilien des Landes, sie hatte ein wenig recherchiert, und man würde sich möglicherweise gar nicht mit ihr persönlich abgeben. Vielleicht wäre das auch besser so, dachte sie, denn mit Adel verband sie insgeheim auch immer Arroganz und Snobismus.
In diesem Moment erhellten Blitze das Schloss mit seinen Türmen und Erkern in der Ferne, und es wirkte auf Nora bei den unwirtlichen Wetterverhältnissen eher wie das Spukschloss Graf Draculas als der Familienbesitz derer von Schallenberg. Die alten mächtigen Eichen, die die Straße säumten, bogen ihre Kronen unter den heftigen Windböen. Der schwer mit Baugerüst und Ausrüstung beladene Lieferwagen schwankte, und die zierliche Nora hatte immer wieder Schwierigkeiten, ihn auf der schmalen Straße zu halten. Obwohl es erst kurz vor acht Uhr abends war, kam es ihr vor wie tiefste Nacht.
»Mistwetter!«, fluchte sie und schrie plötzlich auf, als in der Kurve vor ihr ein riesiger Jeep wie aus dem Nichts auftauchte. Der alte Lieferwagen geriet ins Schlingern, und Nora musste ihre ganze Kraft aufbringen, um sich nicht im Straßengraben wiederzufinden. Schließlich kam sie auf dem Grünstreifen neben der Landstraße zum Stehen.
»Meine Güte, der macht sich hier breit«, fluchte Nora und musste erst einmal tief durchatmen. Sie blickte sich um und sah, dass der Geländewagen gehalten hatte. Ein gut aussehender, in Jeans und Outdoor-Jacke gekleideter junger Mann stieg aus.
»Alles in Ordnung?«, rief er und sah besorgt auf Nora, die auf dem Fahrersitz zusammensackte und den Kopf aufs Lenkrad legte.
»Alles o.k.«, antwortete Nora, hob den Kopf und strich sich eine Strähne ihres hellbraunen langen Haares aus der Stirn. »Aber Sie fahren, als wär das hier Ihre Straße!«, fügte sie verärgert hinzu.
Der junge Mann lächelte geheimnisvoll.
»Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte er noch einmal.
»Alles gut«, antwortete Nora leichthin und startete ihren Lieferwagen, der Gott sei Dank sofort ansprang. Sie manövrierte sich wieder auf die Landstraße und winkte dem jungen Mann zum Zeichen, dass wirklich alles in Ordnung war, noch einmal kurz zu, bevor sie weiter auf der sich windenden Wegstrecke in Richtung Schloss fuhr.
Nora beobachtete im Rückspiegel, wie der Mann ihr, im Regen stehend, noch einen Moment nachsah, bevor er wieder in seinem Wagen verschwand und in Richtung Stadt davonfuhr. Komischer Typ, dachte sie. Wenn die Forstarbeiter hier schon so eingebildet sind, wie sind dann erst die Fürsten? Ihr wurde jetzt doch ein wenig mulmig, und ihre Knie zitterten leicht. Das musste der Schreck sein. Nun konnte es ihr ja auch egal sein, mit welchen Leuten sie es hier zu tun bekommen würde. In drei bis vier Wochen wäre ihre Arbeit erledigt, und sie würde weiterziehen. Dennoch hatte der junge Mann mit den wirren blonden Haaren ihr irgendwie gefallen.
*
Auf dem Schloss Schallenberg herrschte eine halbe Stunde nach dem unerfreulichen Abendessen geschäftiger Trubel. Prinz Philipp stand am Fuß der breiten Treppe, die ins obere Stockwerk hinaufführte. Er beobachtete seine Eltern, die kurz davor waren, zum geplanten Wohltätigkeitskonzert in den Nachbarort aufzubrechen. Imogen von Schallenberg war damit beschäftigt, für ihren Mann Markus eine passende Krawatte auszuwählen. Mit solchen Dingen beschäftigte der Fürst sich nicht gerne. Fürstin Imogen dagegen legte Wert auf ein tadelloses Erscheinungsbild, obwohl sie auf die Konventionen des Adels nicht so viel gab wie ihr Ehemann. Ihre Ansichten und Weltanschauungen konnte man durchaus als modern bezeichnen, und es war keineswegs so, dass sie einen Hang zum Perfektionismus hatte. Es waren einfach die schönen Dinge des Lebens, die sie liebte. Und sie liebte es farbig. Imogen von Schallenberg war keine graue Maus. Das sah man auch an ihren Gemälden, die sie als leidenschaftliche Hobbymalerin auf die Leinwand brachte. Gerade wegen ihrer künstlerischen Ader liebte Markus von Schallenberg seine Frau, vielleicht weil er selbst so gar nicht in diese Richtung veranlagt war, und er bewunderte sie für dieses Talent. Das wusste auch Philipp, der sich gerade Gedanken über seine Beziehung zu Helene Freifrau zu Gravenhorst machte. Er hatte die schöne und reiche junge Adlige bei einer Jubiläumsfeier auf dem Schloss der Gravenhorsts vor etwa einem Jahr kennen gelernt. Sie waren wie füreinander geschaffen und teilten die gleichen Vorlieben für schnelle Autos und Partys. Wenn Helene nur ein wenig bescheidener gewesen wäre! Es kostete ihn manchmal seine ganze Kraft, sie bei Laune zu halten.
»Georg, würden Sie schon einmal den Wagen vor den Eingang fahren?«, rief der Fürst dem Butler vom oberen Treppenabsatz aus zu.
»Welch ein Aprilwetter!«, fluchte er vor sich hin, während Fürstin Imogen im bordeauxroten Abendkleid mit lila Schärpe um ihn herumwirbelte.
»Philipp«, fiel es ihr plötzlich ein, »du bist doch heute Abend im Hause, oder?«, rief sie ihrem Sohn zu. »Heute trifft doch die Restauratorin aus Berlin bei uns ein, könntest du es übernehmen, sie bei uns zu begrüßen und ihr das Gästehaus zu zeigen?«
»Klar, Mutter«, antwortete Philipp lapidar. Seine Laune war an diesem Abend sowieso verdorben.
»Wo bleibt sie denn nur? Sie hätte doch schon längst hier sein müssen. Na ja, bei dem Wetter!«, meinte die Fürstin.
»Wahrscheinlich ist sie aufgehalten worden. Sollte mich nicht wundern, wenn irgendwo ein Baum auf die Straße gestürzt ist«, antwortete Fürst Markus, der nun fertig gekleidet vor ihr stand, als es plötzlich an der Tür schellte. Da Georg sich noch in der Garage befand, war es Meggie, die junge Hausdame, die öffnete und das Eintreffen der Restauratorin Nora Kerner aus Berlin meldete.
»Herzlich willkommen auf Schloss Schallenberg.« Das Fürstenpaar war zur Tür geeilt und stellte sich und den Prinzen Philipp der jungen Frau vor. »Leider müssen wir uns gleich wieder verabschieden, unser Sohn wird Ihnen Ihre Unterkunft zeigen. Wir hoffen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen werden«, schlossen sie freundlich und machten sich unter einem Schirm, den Butler Georg über ihnen aufgespannt hatte, auf den Weg zum Wagen. Philipp winkte dem Jaguar kurz nach, als dieser die Einfahrt hinunterrollte, und schloss die Tür. Dann stand Nora vor ihm und entschuldigte sich für ihren etwas legeren Aufzug, den sie für die lange Autofahrt angelegt hatte. Sein korrekter Auftritt irritierte sie. Philipp war selbst in seiner Freizeit meist in teure Anzüge gekleidet, die er mit Noblesse zu tragen wusste. Dabei sieht sie doch sehr sexy aus, mit den langen, vom Regen durchnässten Haaren, fand Philipp. Der Abend schien doch noch eine angenehme Wendung zu nehmen.
»Kommen Sie erst mal herein, Sie sind ja ganz durchnässt!«
Philipp gab sich fürsorglich und führte Nora in den Salon, in dessen Kamin loderndes Feuer brannte.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, vielleicht einen Scotch?« Schottischer Whisky war das bevorzugte Getränk des jungen Fürstensohnes, wenn es darum ging sich nach Feierabend zu entspannen. Nora lächelte.
»Nein, danke. Ich friere zwar etwas, aber das ist dann doch etwas zu stark für meinen Geschmack. Zu einem Glas Rotwein würde ich allerdings nicht nein sagen.« Sie lächelte ihm zu. Philipp erwiderte ihr Lächeln und machte sich daran, eine Flasche Bordeaux, die aus dem Weinkeller des Schlosses stammte, zu entkorken.
»Setzen Sie sich doch, bitte!« Er deutete ihr, sich in der gelben ledernen Sitzgruppe, die um den Kamin herum angeordnet war, niederzulassen, und Nora nahm auf einem der Sofas Platz.
»Voilà!« Er reichte ihr ein gefülltes bauchiges Rotweinglas und streifte dabei wie unwillkürlich die Finger ihrer Hand.