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Marcus Hünnebeck

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Beschreibung

Von Bestsellerautor Marcus Hünnebeck. Du sollst nicht begehren … Als Konstanze auf den Balkon des Hotelzimmers tritt, traut sie ihren Augen nicht. In der gegenüberliegenden Wohnung bricht eine maskierte Gestalt ein und nähert sich dem Schlafzimmer. Entsetzt ruft sie den Mann herbei, der sich mit ihr im Hotel befindet. Da die beiden eine heimliche, unverbindliche Affäre führen, will Viktor wegen des Einbruchs nicht die Polizei alarmieren. Doch Konstanze gesteht ihm, dass sie in der Wohnung lebt und normalerweise dort im Bett liegen würde. Die Moko übernimmt die Ermittlungen in dem undurchschaubaren Fall, da es Parallelen zu dem Vorgehen des "Wundennähers" gibt. Kopiert ein Nachahmer die Taten, oder steckt ein ganz anderes Motiv dahinter? Hauptkommissar Maik Keller zieht seine Wiesbadener Kollegen Lukas Sommer und Robert Drosten beratend hinzu. Aber dann wendet ein brutaler Mord das Blatt … Die zweite Staffel der Moko Leipzig beginnt mit einem rasanten, in sich abgeschlossenen Fall, der das sympathische Ermittlerteam an seine Grenzen führt. Band 1 der zweiten Staffel Moko Leipzig: Blender Jedes Buch der vierteiligen Reihe behandelt einen eigenständigen Kriminalfall. In Band 4 werden zusätzlich die Ereignisse aus dem Ende des dritten Romans wieder aufgegriffen. Vier Leipziger Autoren geben vier Kommissaren der Leipziger Polizei eine Stimme. Band 2: Satansbrut von David Gray Band 3: Blutzoll von Kirsten Wendt Band 4: Showdown von Stefan B. Meyer

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Table of Contents

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Über das Buch

Impressum

1

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3

4

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Moko Leipzig

Lesetipps

Marcus Hünnebeck

 

 

Blender

 

 

 

 

Mordkommission Leipzig

Staffel 2/Band 1

 

 

 

 

 

 

 

Kriminalroman

TitelseiteÜber den AutorÜber das BuchImpressum

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Moko Leipzig

Lesetipps

Über den Autor

 

Marcus Hünnebeck wurde 1971 in Bochum geboren und lebt inzwischen als freier Autor in Leipzig. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Wirtschaftswissenschaften.

Im März 2001 erschien mit Verräterisches Profil sein erster Thriller, 2003 und 2004 folgten Wenn jede Minute zählt und Im Visier des Stalkers.

Dank der Möglichkeiten, die das E-Book-Publishing bietet, veröffentlichte er im Jahr 2013 seine alten Thriller als überarbeitete E-Books. Im Visier des Stalkers erhielt aus rechtlichen Gründen den Namen Die Rache des Stalkers.

Als Erstausgabe erschien im Juni 2014 Kainsmal bei Edition M. Mit Die Drahtzieherin führte er die Serie um Oberkommissarin Katharina Rosenberg fort.

Im September 2015 veröffentlichte Egmont-Lyx den ersten Band einer neuen Reihe, der den Titel Im Auge des Mörders trägt. Im Mittelpunkt dieser Serie stehen die Journalistin Eva Haller und der Leibwächter Stefan Trapp.

Der zweite Band folgte im September 2016 und heißt Abschaum.

Rampensau - Mordkommission Leipzig war der erste Teil eines neuen Projekt, für das sich Marcus Hünnebeck mit drei anderen Leipziger Autoren zusammengeschlossen hat. Diese Zusammenarbeit setzen die vier Autoren nun mit der zweiten Staffel fort, für die Hünnebeck den ersten Band Blender beisteuerte.

Über das Buch

 

Du sollst nicht begehren …

 

Als Konstanze auf den Balkon des Hotelzimmers tritt, traut sie ihren Augen nicht. In der gegenüberliegenden Wohnung bricht eine maskierte Gestalt ein und nähert sich dem Schlafzimmer. Entsetzt ruft sie den Mann herbei, der sich mit ihr im Hotel befindet. Da die beiden eine heimliche, unverbindliche Affäre führen, will Viktor wegen des Einbruchs nicht die Polizei alarmieren. Doch Konstanze gesteht ihm, dass sie in der Wohnung lebt und normalerweise dort im Bett liegen würde.

Die Moko übernimmt die Ermittlungen in dem undurchschaubaren Fall, da es Parallelen zu dem Vorgehen des „Wundennähers“ gibt. Kopiert ein Nachahmer die Taten, oder steckt ein ganz anderes Motiv dahinter? Hauptkommissar Maik Keller zieht seine Wiesbadener Kollegen Lukas Sommer und Robert Drosten beratend hinzu. Aber dann wendet ein brutaler Mord das Blatt …

Die zweite Staffel der Moko Leipzig beginnt mit einem rasanten, in sich abgeschlossenen Fall, der das sympathische Ermittlerteam an seine Grenzen führt.

 

 

Band 1 der zweiten Staffel Moko Leipzig: ›Blender‹

 

Jedes Buch der vierteiligen Reihe behandelt einen eigenständigen Kriminalfall. In Band 4 werden zusätzlich die Ereignisse aus dem Ende des dritten Romans wieder aufgegriffen. Vier Leipziger Autoren geben vier Kommissaren der Leipziger Polizei eine Stimme.

 

Band 2: ›Satansbrut‹ von David Gray

 

Band 3: ›Blutzoll‹ von Kirsten Wendt

 

Band 4: ›Showdown‹ von Stefan B. Meyer

 

Impressum

Blender - Mordkommission Leipzig Staffel 2, Band 1

© 2018 Marcus Hünnebeck

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage, November 2018

 

Covergestaltung: Daniel Morawek und David Gray

unter Verwendung von einem Bild von Shutterstock

www.shutterstock.com (ra2studio)

 

 

 

Lektorat: Alexandra Gentara

www.lektorat-gentara.de

Korrektorat: Kirsten Wendt

 

 

 

Herausgeber:

Marcus Hünnebeck

Hegelstraße 11, 40789 Monheim

 

 

 

 

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autoren zulässig.

 

Alle in diesem Roman geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

 

1

 

 

 

 

 

Konstanze Block stand an ihrem großen Wohnzimmerfenster und schaute auf das gegenüberliegende Gebäude. Sie hatte in dem Arthotel ANA Symphonie ein Zimmer gebucht – wie jedes Mal, wenn sie sich mit Viktor traf.

Wie er reagieren würde, falls er ihren wahren Wohnort herausfände? Amüsiert über ihr Schauspiel? Verärgert wegen der unnötigen Kosten, die sie immer teilten? Oder wäre es ihm völlig egal?

Viktor glaubte, dass sie genau wie er verheiratet sei und eine unglückliche Ehe führte. Er hielt sie für eine leitende Angestellte eines international tätigen, in Leipzig ansässigen Konzerns – weil sie ihm diese Lüge aufgetischt hatte. Außerdem hatte sie behauptet, in einem Vorort der sächsischen Metropole mit ihrem Mann zu leben.

Sein Interesse an ihr war offenbar ausschließlich sexueller Natur, sonst hätte er irgendwann eine ihrer Schwindeleien aufgedeckt. Zwar lebte sie als Kunstsammlerin ein weitestgehend zurückgezogenes Leben, doch mit ein wenig Mühe hätte er im Internet Informationen über sie herausfinden können. Es gefiel ihr, dass er das nicht probiert hatte. Denn nur unter diesen Umständen war sie bereit, ihn weiterhin zu sehen.

Konstanze drehte sich um und schaute auf die Uhr, die an der Wand des Wohnzimmers hing. Sie würden sich in einer Viertelstunde treffen – aber normalerweise schickte er ihr eine Nachricht, sobald er das Büro verließ. Ihr Handy lag auf dem massiven Esstisch. Sie ging dorthin, entsperrte es und bemerkte, dass es wieder einmal den Kontakt zum Netz verloren hatte. Ein Fehler, der in letzter Zeit gehäuft auftrat. Sie brauchte dringend ein anderes Telefon und würde sich in den nächsten Tagen darum kümmern.

Indem sie in den Einstellungen den Flugmodus auswählte und direkt wieder deaktivierte, startete sie die Datenübertragung des Smartphones quasi neu. Prompt traf die vor zehn Minuten von Viktor verschickte Nachricht ein.

 

Mache mich jetzt auf den Weg. Freue mich. V

 

Ich bin auch gerade im Parkhaus angekommen. Wir treffen uns im Zimmer, antwortete sie.

 

Dass Konstanze in der Tiefgarage Höfe am Brühl einen festen Parkplatz angemietet hatte, gehörte zu den Dingen, die ihn ebenfalls nichts angingen. Normalerweise trennten sich nach dem Sex zügig ihre Wege – wobei sie ihm immer den Vortritt ließ.

Sie griff zu ihrer auf dem Schuhschrank stehenden Handtasche, packte das Telefon hinein, öffnete die Wohnungstür und verließ lächelnd ihre Wohnung. Viktor war ein fantastischer Liebhaber, der ihr in den nächsten drei Stunden viel Freude bereiten würde. Sie musste bloß aufpassen, ihm nicht zufällig in die Arme zu laufen, wenn sie aus dem Haus trat.

 

***

 

Viktors muskulöser Oberkörper drückte sie in die angenehm weiche Matratze des Hotelbetts. Für einen 41-jährigen Mann hatte er einen ansehnlichen Körper. Nun lag er erschöpft auf ihr und kam langsam wieder zu Atem.

In einer festen Beziehung würden jetzt Liebesschwüre und Streicheleinheiten folgen. Sachen, die sie nicht vermisste.

»Du bist so gut«, flüsterte er.

Konstanze lächelte. Das hörte sie hingegen gern. Selbst einer Frau wie ihr, die sich in einem harten Umfeld einen gewissen Ruf erarbeitet hatte, gefielen Schmeicheleien.

Sie streichelte seinen Rücken und spürte, wie er in ihr schrumpfte. Auch er bemerkte das, denn es dauerte nicht mehr lange, bis er aus ihr herausglitt und dabei sorgfältig darauf achtete, das Kondom festzuhalten.

»Entschuldige mich«, sagte er leise.

Mit dem Kondom in der Hand ging er ins Badezimmer. Seine Angewohnheit, den Inhalt im Klo zu entsorgen, amüsierte sie. Offenbar gehörte er zu der Sorte Männer, die sich vor samenräuberischen Frauen ängstigten. Eine Furcht, die in ihrem Fall unnötig war. Obwohl ihre biologische Uhr inzwischen laut tickte – immerhin war sie bereits siebenunddreißig – besaß sie keinerlei Kinderwunsch.

Trotz der geschlossenen Badezimmertür hörte sie die Toilettenspülung. Dieser Moment markierte für sie das Ende ihres erotischen Stelldicheins. Konstanze griff zu der Zigarettenpackung, die sie wegen des fehlenden Nachttisches auf den Boden gelegt hatte, und stand auf.

Das Superior-Zimmer verfügte über einen Balkon, von dem sie einen Blick in ihre eigene Wohnung werfen konnte. Gemeinsam mit Viktor hatte sie dort schon einige Zigaretten geraucht und durch die dunklen Fenster geschaut. Er hatte nie ein Wort über das stets unbewohnte Wohnzimmer verloren. Außerdem variierte sie gelegentlich den Zustand der Fenstervorhänge. Manchmal zog Konstanze sie vorher zu, meistens – so wie heute – hielt sie die insgesamt fünf Meter langen Vorhänge offen.

Sie öffnete die nach innen aufschwingende Balkontür und trat hinaus. Bevor sie das Feuerzeug betätigen konnte, erstarrte sie fassungslos.

»Oh Gott«, stöhnte Konstanze.

In ihrer Wohnung bewegte sich der Lichtkegel einer Taschenlampe. Eine maskierte Gestalt näherte sich der Treppe der Maisonettewohnung.

Erschüttert zog Konstanze sich zurück.

»Viktor!«

»Was ist?«, erklang seine Stimme.

»Komm schnell her! Bitte!«

Er trat zu ihr auf den Balkon. »Alles in Ordnung? Du klingst ...«

»Siehst du das?« Mit einem Arm deutete sie zur Wohnung.

Es dauerte einen Augenblick, bis er reagierte. In der Zwischenzeit lief der Maskierte von der unteren in die obere Etage. Zielstrebig steuerte er das Schlafzimmer an.

»Ein Einbrecher?«, spekulierte Viktor.

»Ja«, bestätigte sie.

»Ob der Bewohner zu Hause ist? Ist alles so dunkel.«

Der Maskierte schaltete die Taschenlampe aus und öffnete die Schlafzimmertür. Im nächsten Augenblick verschwand er aus ihrem Sichtfeld. Da Konstanze das Plissee am schrägen Schlafzimmerfenster tagsüber geschlossen hielt, konnte sie den Eindringling nicht weiter beobachten.

»Was machen wir jetzt?«, fragte sie.

»Wir?«, wunderte sich Viktor. »Wie meinst du das?«

Sie schaute ihn kurz an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder in ihre Wohnung richtete. »Der bricht dort drüben ein. Wir müssen das melden.«

»Nein!«, widersprach Viktor energisch. »Das geht nicht!«

»Wieso nicht?«

Er lachte spöttisch. Dann bemerkte er, dass sie die Frage ernsthaft gestellt hatte.

»Weswegen wohl? Meine Frau glaubt, ich würde Tennis spielen und anschließend in der Sauna schwitzen. Dein Mann vermutet dich bei einem geselligen Treffen mit Freundinnen.«

»Na und?«

»Wenn wir die Bullen rufen, notieren sie unsere Namen.«

Wieso kehrte der Maskierte nicht aus dem Schlafzimmer zurück? In ihrer Fantasie stellte sich Konstanze vor, wie er sich entkleidete und nackt im Bett auf ihre Rückkehr wartete, um ihr unaussprechliche Dinge anzutun.

»Das kann man bestimmt anonym erledigen.«

»Kann man nicht«, widersprach er. »Selbst wenn wir die Rufnummer unterdrücken, finden die Bullen sie heraus. Außerdem müssten wir ja bekennen, von wo wir die Beobachtung gemacht haben.«

»Ich glaube, er wartet in ihrem Bett, um sie zu vergewaltigen«, formulierte sie ihre Angst.

»Wen meinst du?«

»Die Bewohnerin.«

»Vielleicht wohnt da drüben ein Mann. Ich schätze, er wühlt gerade in den Schränken nach Wertgegenständen.«

Natürlich wäre das möglich. Doch Konstanzes Bauchgefühl warnte sie vor der deutlich schlimmeren Alternative.

»Nein!«, widersprach sie. »Er hat sich in ihr Bett gelegt. Das spüre ich.«

»Du weißt nicht mal, ob da drüben ein Mann oder eine Frau wohnt«, gab er zu bedenken. »Ich hab da noch nie jemanden gesehen. Du etwa?«

War jetzt der Moment der Wahrheit gekommen? Oder konnte sie ihre Lügen aufrechterhalten? Ihre Sicherheit ging vor. Niemals würde sie die Wohnung allein betreten. Sie schaute ihn an.

»Ich weiß es, weil ich dort lebe.«

Ihm entglitten die Gesichtszüge. »Du? Verarschst du mich? Du lebst mit deinem Mann in Panitzsch.«

»Nein. Das war gelogen.«

»Du lebst mit deinem Mann da drüben, stehst hier auf dem Balkon und riskierst, aufzufliegen?« Er klang schockiert.

»Ich bin überhaupt nicht verheiratet.«

Seine Kinnlade klappte nach unten. »Ich versteh kein einziges Wort.«

Konstanze traf eine Entscheidung. »Ich ruf die Polizei. Der Typ ist in meinem Schlafzimmer.«

Viktor nickte schicksalsergeben. »Danach reden wir miteinander.«

Sie gingen beide vom Balkon zurück ins Hotelzimmer, Konstanze behielt dabei die Wohnung im Auge. Ihr Handy steckte in der Handtasche. Während sie es herausholte, setzte sich Viktor aufs Bett. Doch bevor sie den Notruf wählen konnte, erhob er sich wieder.

»Das schlägt mir auf den Magen. Entschuldige.«

Sie sah ihm hinterher, wie er ins Bad stürmte.

 

Fünf Minuten später starrten sie beide durch die geschlossene Balkontür hinüber. Die Polizei sollte demnächst eintreffen. Sie würden zunächst unauffällig zu ihnen ins Hotelzimmer kommen und zuvor nicht mit Blaulicht in die Straße hineinfahren. Um eine peinliche Situation zu vermeiden, hatte Konstanze die Mitarbeiterin an der Rezeption über das angekündigte Auftauchen der Polizei informiert.

»Heißt du überhaupt Konstanze?«, fragte er bedrückt, ohne sie anzusehen.

»Hast du mich nie gegoogelt?«

»Wieso sollte ich?«

»Um solche Überraschungen zu vermeiden.« Sie schnaubte. »Du kennst meinen richtigen Namen. Allerdings bin ich Kunstsammlerin. Keine leitende Angestellte.«

Nun sah er sie doch an. »Kunstsammlerin?«

»Eigentlich finde ich es beleidigend, dass du mich nicht im Internet gesucht hast.«

»Ich wollte ficken, keine Beziehung aufbauen. Sorry für meine Ehrlichkeit. Mir gefiel unser Arrangement. Maximal ein Treffen pro Woche, keine Verpflichtungen. Als wir uns damals bei der Vernissage begegnet sind ...«

»Schon gut«, unterbrach sie ihn. Sie erinnerte sich, wie schnell sie eine Verabredung vereinbart hatten. Obwohl seine Ehefrau ebenfalls anwesend gewesen war. Er hatte ein Hotel vorgeschlagen. Den Wechsel ins Arthotel hatte sie vorangetrieben.

»Hast du mich gegoogelt?«

»Klar«, bekannte sie. »Aber nicht übermäßig. Mir hat unser Arrangement ebenfalls zugesagt. Deine Frau ist ziemlich hübsch.«

»Lustig«, brummte er. »Das hat überhaupt nichts ...«

»War nicht vorwurfsvoll gemeint.«

Schweigend starrten sie eine Weile in die Nacht hinaus.

»Wenn sie hiervon Wind bekommt, lässt sie sich scheiden«, meinte er schließlich. »Das wird mich finanziell ruinieren.«

»Vielleicht reicht es den Polizisten, dass du meine Beobachtung bestätigst. Sie sollen mich nicht für hysterisch halten.«

»Okay.«

In diesem Moment klopfte es an der Hoteltür.

»Gehst du?«, bat Konstanze. »Ich passe auf.«

Seufzend wandte er sich von der Balkontür ab.

 

***

 

»Das Haus hat einen Aufzug?«, vermutete der ältere Schutzpolizist, der sich als Henner Baumann vorgestellt hatte.

»Ja«, bestätigte Konstanze.

Sie stand gemeinsam mit Baumann und einer deutlich jüngeren Kollegin am Hauseingang und führte den Schlüssel ins Schloss. Da ihre Finger zitterten, benötigte sie zwei Versuche.

»Julia, du fährst mit Frau Block im Aufzug nach oben«, befahl er der Polizistin. »Ich laufe hoch. So kann er uns nicht entwischen.«

»Okay.«

Sie betraten den Hausflur, und Konstanze deutete in die Richtung, in der sich der Fahrstuhl befand.

»Dort entlang.«

»Wartet auf mich«, sagte Baumann.

»Wahrscheinlich sind Sie vor uns oben. Der Aufzug ist sehr langsam.«

»Und mein Kollege ziemlich alt«, erwiderte die Polizistin amüsiert.

»Witzig.« Baumann nahm die Stufen in Angriff.

Konstanze ging mit der sympathischen Beamtin zum Fahrstuhl.

»Wie lang läuft die Affäre?«, fragte die Polizistin.

»Vier Monate.«

»Sie leben allein?«

Konstanze nickte. »Ich wollte ihn nicht in meinem Schlafzimmer haben.«

»Das versteh ich.«

»Der kurze Weg vom Hotel nach Hause hat mir gefallen.«

Julia schmunzelte. In diesem Moment traf der Fahrstuhl in ihrer Etage ein und öffnete sich.

»Ob der Einbrecher im Bett auf mich wartet?«, fragte Konstanze.

»Dann wird er sein blaues Wunder erleben. Am liebsten wäre es mir, ihn nackt zu erwischen.«

 

Tatsächlich hatte es Baumann vor ihnen geschafft. Da sie aus taktischen Gründen das Hausflurlicht nicht angeschaltet hatten, leuchtete er mit einer Taschenlampe auf die angelehnte Wohnungstür.

»Aufgehebelt. Wahrscheinlich mit einem Stemmeisen. Frau Block, Sie bleiben hier stehen, bis wir Entwarnung geben.«

»Darf ich die Handytaschenlampe anschalten? Im Dunkeln würde ich ...«

Baumann nickte. Ohne ein weiteres Wort stieß er die Tür auf.

»Das Stemmeisen lehnt am Schrank«, erklärte er flüsternd.

Konstanze überlegte. Das konnte nur bedeuten, dass der Mistkerl nicht ungesehen abgehauen war. Sonst hätte er es mitgenommen. Die Polizisten verschwanden aus ihrem Blickfeld. In den folgenden bangen Sekunden stellte sie sich vor, wie es dem Maskierten gelang, die Beamten auszuschalten, um anschließend Konstanze zu überwältigen. Besorgt stieg sie ein paar Stufen nach unten. Vielleicht würde dieser Vorsprung ...

Die Lichter in der Wohnung gingen an.

»Frau Block«, rief Baumann. »Kommen Sie zu uns ins Schlafzimmer.«

»Haben Sie ihn?«, antwortete Konstanze.

»Ich fürchte, er ist geflohen.«

Konstanze betrat ihre Wohnung. »Geflohen?« Sie ging die Stufen in die obere Etage hoch und bemerkte sofort die geöffnete Dachterrassentür.

»Ich vermute, Sie haben die nicht offenstehen lassen?«, vergewisserte sich Baumann.

»Nein«, bestätigte sie. »Aber ...« Wie sollte er auf diese Weise geflohen sein?

Der Schutzpolizist trat nach draußen.

»Haben Sie alles abgesucht?«, fragte Konstanze.

»Unterm Bett liegt er nicht, und Ihre drei Schranktüren haben wir geöffnet«, erklärte Julia.

Sie ging ebenfalls auf die Terrasse, und Konstanze folgte ihr. Die rote Leuchtschrift des Hotels Westin, auf das sie normalerweise gern schaute, jagte ihr nun einen Schauer über den Rücken. Doch auch das Uni-Hochhaus, von den Einwohnern der Stadt liebevoll Weisheitszahn genannt, wirkte bedrohlich, obwohl es viele hundert Meter Luftlinie entfernt war.

Baumann leuchtete die umliegenden Dächer ab.

»Ich schätze, man kommt von hier bis zur Katharinenstraße. Steht nicht an einem der Häuser ein Gerüst, weil die Fassade neu eingekleidet wird?«

»Ich glaube schon«, bestätigte die Polizistin.

»Er ist über die Dächer abgehauen?«, hakte Konstanze ungläubig nach. »Ist das nicht lebensgefährlich?«

»Für einen einigermaßen sportlichen Mann wäre der Fluchtweg kein Problem. Wenn Sie sicher sind, die Wohnung keine Sekunde aus den Augen gelassen zu haben, seitdem er Ihr Schlafzimmer betreten hat, ist das die einzige Möglichkeit.«

»Ich bin absolut sicher. Er wäre mir aufgefallen. Selbst mit ausgeschalteter Taschenlampe.«

»Außerdem hätte er wohl das Stemmeisen mitgenommen«, fügte Julia einen wichtigen Punkt hinzu.

Baumann griff zu seinem Funkgerät, informierte die Zentrale und forderte Verstärkung an, die schnellstmöglich zur Katharinenstraße fahren sollte.

 

 

 

 

 

 

2

 

 

 

 

 

Hauptkommissar Maik Keller überprüfte an seinem Computer die Uhrzeit. Fünf Minuten vor elf. In wenigen Augenblicken war er an diesem Dienstagmorgen zu einer Videokonferenz mit Lukas Sommer und Robert Drosten aus Wiesbaden verabredet. Er hatte die beiden Polizisten vor einigen Monaten im Rahmen einer Serienmordermittlung kennen und schätzen gelernt. Damals waren in Leipzig alleinstehende Frauen in ihren eigenen Wohnungen über Tage gefangen und gequält worden. Insgesamt hatte es neun Tote zu beklagen gegeben.

Diese zurückliegende Ermittlung war der Grund, warum heute Morgen der Polizeipräsident Hartmut Walter beschlossen hatte, der Mordkommission den Fall eines Einbruchs zu übertragen. Obwohl die damaligen Täter nicht als Einbrecher infrage kamen, gab es einige Parallelen. Die Morde der Wundennäher hatten landesweit für ein großes Medienecho gesorgt. Nun fürchtete Keller einen Nachahmer, der nur durch Zufall an der Ausführung seiner Pläne gescheitert war.

Hubertus Knabe trat an seinen Schreibtisch.

»Wünschst du moralische Unterstützung?«, fragte der elf Jahre jüngere Kriminalkommissar.

»Bei einer Videokonferenz?«

»Man weiß ja nie, was euch alte Menschen überfordert. Wenn du Hilfe brauchst, bin ich ganz in deiner Nähe.«

»Zisch ab!«

Hätte ihnen ein Fremder zugehört, würde er sich über ihren rauen Ton wundern. Doch Keller mochte diese Art des Umgangs. Außerdem hatte eine im Rahmen einer anderen Ermittlung gemeinsam getroffene berufliche Entscheidung die beiden unterschiedlichen Männer zusammengeschweißt – und sie fast die Karriere gekostet.

Er öffnete das abhörsichere Videotelefonie-Programm, aber noch waren die Wiesbadener nicht online. Keller dachte über die Fakten des Einbruchs nach, die er den beiden Männern der relativ jungen Polizeibehörde namens KEG präsentieren wollte. In diesem Moment verschwand das schwarze Bild, kurz wurde der Bildschirm grün, ehe Keller mit Sommer und Drosten verbunden war.

 

»Im Darknet sind die Wundennäher-Taten noch sehr präsent«, bedauerte Drosten, nachdem Keller die Fakten dargelegt hatte. »Einige Fanboys träumen davon, das Vorgehen zu kopieren.«

»Halten Sie das für realistische Drohungen oder eher kranke Fantasien?«, fragte Keller.

»Wir gehen von Fantasien aus«, sagte Sommer. »Zumindest bis zum Beweis des Gegenteils.«

»Also zum Beispiel einer verschwundenen Frau, die ins Beuteschema passen könnte. Allein lebend.«

Drosten nickte. »Das Gebäude, in dem Ihr Opfer wohnt, wirkt aufschlussreich. Sie ist die einzige private Bewohnerin, der Rest sind gewerbliche Mieter. Ihre Maisonettewohnung liegt in der oberen Etage. Erinnern Sie sich? Wir haben eine Frau aus absolut vergleichbaren Umständen gerettet.«

»Ja«, bestätigte Keller.

»Aber unsere Täter haben nie die Türen aufgehebelt«, brachte Sommer einen wichtigen Punkt ins Gespräch, der auch der Moko schwer im Magen lag.

»Wie ist der Maskierte überhaupt ins Haus gelangt?«, fragte Drosten.

»Laut Frau Block schließt die Haustür oft nicht richtig. Entweder hat er Glück gehabt, oder er war irgendwann tagsüber da und hat den kleinen Hebel umgelegt. Als die Streifenpolizisten gemeinsam mit der Bewohnerin das Gebäude betreten haben, musste Frau Block das Schloss übrigens aufschließen. Die Tür ließ sich nicht einfach aufdrücken.«

»Eine aufgestemmte Wohnungstür hätte für einen Nachahmungstäter einen entscheidenden Nachteil. Sie würde nicht genügend Schall schlucken«, analysierte Sommer. »Entweder wollte der Unbekannte bloß in der Nacht über sie herfallen und das Ganze bis zum Morgengrauen erledigt haben, oder die Annahme eines Nachahmers führt Sie auf die falsche Spur. Man kann in einem Haus, in dem es Publikumsverkehr gibt, keine Frau festhalten, wenn die Wohnungstür nicht abschließbar ist.«

»Was sagt Ihr Gefühl?«, bat Keller um eine Einschätzung.

»Das hat nichts mit unserer gemeinsamen Ermittlung zu tun«, legte sich Sommer fest.

Drosten nickte – allerdings zögerlicher.

»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte er. »Bislang haben wir die Nutzer im Darknet bloß im Auge behalten. Aber keine Kapazitäten darauf verschwendet, ihre wahren Identitäten herauszufinden. In dieser Hinsicht könnten wir aktiv werden. Sollte jemand aus Ihrer Umgebung dabei sein, ändert das möglicherweise unsere Einschätzung. Und natürlich unterstützen wir Sie, falls in Leipzig erneut Frauen verschwinden.«

»Wunderbar«, erwiderte Keller. »Wir konzentrieren uns in der Zwischenzeit auf die Befragung von Frau Block.«