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BONNIE UND CLYDE meets KILL BILL
Prescotts Lage könnte nicht schlimmer sein: Nachdem sie einem Drogenbaron in die Quere gekommen ist, findet sie sich in einem dunklen Keller wieder, gefesselt und mit verbundenen Augen. Ihren attraktiven Entführer kennt sie nur unter dem Namen Beat, sein Gesicht ist hinter einer Maske verborgen. Ihr Plan: sich Beat annähern, ihn benutzen, um zu fliehen und sich an seinem Auftraggeber zu rächen. Womit Prescott jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass sich hinter der harten Schale des Killers ein Mann verbirgt, dessen Seele genauso gebrochen ist wie ihre. Und sie spürt, wie ihr verräterisches Herz sich immer mehr zu Beat hingezogen fühlt - was nicht nur ihren Fluchtplan zu gefährden droht ...
»Dark Romance at its best!« BOOKADDICTION
Ein Dark-Romance-Einzelband von Bestseller-Autorin L. J. Shen
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Seitenzahl: 507
Veröffentlichungsjahr: 2025
Titel
Zu diesem Buch
Leser:innenhinweis
Widmung
Motto
Prescott
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Nate
Prescott
Epilog
Tanaka
Nate
Prescott
Danksagung
Anmerkung der Autorin
Die Autorin
Die Romane von L. J. Shen bei LYX
Impressum
L. J. SHEN
Blood to Dust
Roman
Ins Deutsche übersetzt von Larissa Bendl
Prescotts Lage könnte nicht schlimmer sein: Nachdem sie einem Drogenbaron in die Quere gekommen ist, findet sie sich in einem dunklen Keller wieder, gefesselt und mit verbundenen Augen. Ihren attraktiven Entführer kennt sie nur unter dem Namen Beat, sein Gesicht ist hinter einer Maske verborgen. Ihr Plan: sich Beat annähern, ihn benutzen, um zu fliehen und sich an seinem Auftraggeber zu rächen. Womit Prescott jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass sich hinter der harten Schale des Killers ein Mann verbirgt, dessen Seele genauso gebrochen ist wie ihre. Und sie spürt, wie ihr verräterisches Herz sich immer mehr zu Beat hingezogen fühlt – was nicht nur ihren Fluchtplan zu gefährden droht …
Liebe Leser:innen,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!
Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.
Euer LYX-Verlag
Für Kaffee. Danke, dass du mich auf dieser Reise begleitet hast.
Für die Autoren der Beat Generation, ohne die ich nie selbst Autorin geworden wäre.
Und nicht zuletzt für meine Leser:innen. Ihr wunderbaren Motherfucker.
Sie ist verrückt, aber bezaubernd.
Es gibt keine Lüge in ihrem Feuer.
Charles Bukowski
Es war einmal ein Junge.
Der Junge ist traurig und verloren und gewalttätig, aber tief in seinem Inneren herrscht Frieden.
Er sitzt auf der Veranda seines efeubewachsenen, heruntergekommenen Vorgartens und rauft sich mit leerem Blick die Haare. Der Junge ist schön. Der Herr segnete ihn mit einem schlimmen Leben und gutem Aussehen, obwohl es dem Jungen andersherum lieber gewesen wäre.
Hinter ihm steht eine Frau, die schreit und weint und mit ihren blutigen Fäusten auf seinen Rücken trommelt.
Diese Frau ist seine Mutter.
Zu seinen Füßen liegt ein Mann mit gebrochenem Schädel, dessen Inhalt auf das vertrocknete Gras sickert. Die zerbrochenen Einzelteile einer Vase zieren seinen Kopf wie die Dornenkrone Jesu, und eine scharfe Scherbe steckt in seiner Schläfe.
Dieser Mann ist sein Vater.
Oben im Himmel runzelt man die Stirn über das, was der Zweiundzwanzigjährige gerade getan hat, und tief unten öffnen sich die rostigen Pforten der Hölle.
In der Ferne heulen die Sirenen. Sie kommen näher. Werden lauter.
Es war einmal ein Mädchen.
Die Zwanzigjährige ist wohlbehütet, privilegiert und aus gutem Hause, doch tief in ihrem Inneren tobt ein Sturm.
In ihrer kleinen Hand hält sie ein glänzendes Paar Schlüssel, und ein ungewöhnliches Lächeln ziert ihr Gesicht. Diese Schlüssel werden schon bald ein schickes Apartment aufschließen, das sie ganz allein gemietet hat. Ihre Eltern sind reich, doch jeder Cent, der in dem Apartment steckt, gehört ihr.
An dem Geld klebt Blut … aber es gehört ihr.
Genau in diesem Moment wird der Junge von zwei stämmigen Beamten von seiner Veranda gezerrt, während sie ihm seine Rechte vorlesen.
Sein heruntergekommenes Haus in Stockton ist nur eine Stunde von ihrem protzigen Apartment entfernt.
Sie lächelt.
Er nicht.
Dies ist die Geschichte eines Jungen und eines Mädchens, die gegen Stürme ankämpfen und versuchen, an einem unerwarteten Ort Frieden zu finden.
Sie versuchen, ihn ineinander zu finden.
Zeit.
Ein weiser, ekelerregender Mann hat mir einmal gesagt, dass sie je nach Situation unterschiedlich verläuft. Manchmal langsam. Aber manchmal … gleitet sie einem so schnell durch die Finger, dass das Leben vorbei ist, bevor man Zeit hatte, darüber nachzudenken.
Das Leben ist wie eine Sanduhr. Manchmal ist man oben, und manchmal … tja, manchmal ist man am Boden.
Und im Moment bin ich am Boden. So tief, wie es nur geht.
»Meine Vorstellung von Spaß ist es, jeden zu töten …«
Ich höre ihn, bevor ich ihn sehe. Seine Stimme ist ein leises Säuseln. Er liebt es, zu flüstern. Ein Flüstern ist weitaus mächtiger als ein Schrei.
»Meine Vorstellung von Spaß ist es, jeden zu töten …«
Ich schnappe nach Luft. Nein. Scheiße. Gott, nein.
»Meine Vorstellung von Spaß ist es, jeden zu tö… Oh. Prescott, Darling, dass ich dich so spät in der Nacht noch treffe.« Sein vornehmer britischer Akzent erreicht mein Ohr. Sebs Hände wandern in meinen Nacken, und er stößt mich mit dem Gesicht voran gegen die nächstgelegene mit Graffiti beschmierte Wand. Ich lasse den Stressball fallen, den ich noch vor einer Sekunde gedrückt habe, obwohl ich ihn gerade mehr denn je gebrauchen könnte.
Warmes Blut rinnt mir von der Stirn in den Mund, und ich lecke es wortlos ab, wobei ich darauf achte, mir meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Mit einer Hand dreht er mir die Arme auf den Rücken, und mit der anderen knallt er meinen Kopf gegen die Wand.
Bum.
»Hier, Liebes, du siehst durstig aus. Vielleicht solltest du noch mal von deinem Blut probieren. Schließlich wirst du in den nächsten Tagen nichts anderes zu schmecken bekommen.«
Mein Kopf wird erneut gegen den Beton geschmettert und schwingt durch den Aufprall zurück. Seb dreht mich so, dass ich ihm ins Gesicht sehe. Ein höfliches Lächeln umspielt seine Lippen. Er schnappt sich meine rosa Reisetasche und klemmt sie sich unter den Arm. Die verschlafene Oaklander Nachbarschaft wirkt absurd klein und erdrückend, jetzt, wo er hier ist.
SEB
Eine spitze Nase, nicht vorhandene Lippen, eine zarte Statur und blasse Haut mit blau und violett durscheinenden Adern. Beim Gehen wiegt er die Hüften, seine Finger sind lang und dünn wie die einer Ballerina. Was er mag: extravagante Anzüge, Gucci-Loafer, kleine Jungs vögeln, vorzugsweise im Alter von dreizehn bis neunzehn. Was er nicht mag: das Gesetz, schlampige Kleidung. Und mich.
»Lass mich raten – Koks? Meth?« Er neigt den Kopf, und sein Grinsen breitet sich aus wie eine ansteckende Krankheit. »Crack?«
»Wenn ich es dir sage, muss ich dich töten.« Aus einer Laune heraus verpasse ich ihm eine Kopfnuss und ignoriere den scharfen Schmerz, der meine Sicht trübt, als sein Schädel gegen meinen kracht. »Und das wäre einfach zu verlockend.«
Mit einem Knurren packt Seb meine Haare und bugsiert mich in Richtung eines weißen Lieferwagens mit getönten Scheiben, der mir den Weg aus der Straße versperrt. Ich schätze, das war’s mit unserem Small Talk. »Du hast immer noch Sinn für Humor, wie ich sehe. Wunderbar. Den wirst du dort brauchen, wo du bald sein wirst.«
Ich spucke Blut auf seine Wildlederschuhe. Mein Schädel fühlt sich an, als wäre er gebrochen, aber ich würde mir ihm gegenüber nie anmerken lassen, wie sehr es wehtut. Seb schiebt die Tür des Vans auf und stößt mich hinein. Ich rolle über den staubigen Boden und stoße mit dem Rücken an die gegenüberliegende Tür.
Er ragt über mir auf und lehnt sich mit seiner schmalen Taille gegen den Wagen.
»Wie ich sehe, ist das aristokratische Leben in Blackhawk der kleinen Prescott immer noch nicht genug. Oakland? Ernsthaft?« Er schüttelt lachend den Kopf und knallt die Tür zu. Das Fahrzeug knattert beim Anfahren. Genau wie mein Herz.
Im Moment ist die Zeit definitiv nicht auf meiner Seite.
Wir fahren etwa eine Stunde, bevor der Wagen zum Stehen kommt. Während der Fahrt versuche ich, die Türen und Fenster zu öffnen, die Trennwand zwischen Rück- und Vordersitz einzuschlagen und an die Wände zu hämmern, bis meine Hände geschwollen und ganz blau sind.
Mir brennt die Hysterie in der Kehle, von wo aus sie Flammen der Panik durch den Rest meines Körpers sendet. Ich weiß genau, zu wem er mich bringen wird.
Godfrey.
Die Tür zum Rücksitz wird aufgeschoben, und Seb steht wieder vor mir, flankiert von zwei seiner Muskelmänner. Godfreys Bulldoggen, daran besteht kein Zweifel. Ich atme tief durch, kauere mich in die Ecke des Wagens und begutachte demonstrativ meine Fingernägel.
Diese Männer haben mir beigebracht, der Dunkelheit ins Auge zu blicken und ihr zu trotzen, auch wenn ich keine Chance habe. Sobald ich Schwäche zeige, haben sie gewonnen.
Lieber sterbe ich wortlos einen grausamen, schmerzhaften Tod, nur um sie zu ärgern.
»Steh auf.«
»Zwing mich doch.«
»Nur zu gern.« Er zuckt mit den Schultern, schnippt einmal mit den Fingern und nickt in meine Richtung. Die beiden Gorillas klettern in den Wagen und ziehen mich heraus, wobei jeder von ihnen einen meiner Arme packt. Ich bin nicht dumm genug, um zu versuchen, mich zu befreien; sie könnten mich in Stücke reißen und aus meiner Haut ein Potpourri machen, also halte ich den Blick einfach zu Boden gerichtet, während sie mich in ein Lagerhaus schleifen, das ich nicht kenne, in einer Gegend, die mir nicht vertraut ist.
Im Inneren blenden mich die Leuchtstoffröhren.
Dann schlägt Seb härter zu. Sein Ellbogen trifft mich direkt an der Wange.
Ich falle auf die Knie, Blut tropft von meiner aufgeplatzten Lippe und meinem Kinn, und als ich auf allen vieren bin, höre ich die Schritte von Godfreys orthopädischen Schuhen. Gerüchten zufolge trägt er heutzutage nichts anderes – seine Beine werden nie wieder dieselben sein, nach dem, was ich ihm in jener Nacht in der Scheune angetan habe –, und sie quietschen auf den Fliesen wie Mäuse.
Quietsch.
Quietsch.
Quietsch.
Stopp.
»Prescott. Wie nett von dir, uns mal zu besuchen.« Er lässt sich das Wort »besuchen« auf der Zunge zergehen. Ich liege zwar auf dem Boden, doch mein Kinn halte ich noch immer trotzig gereckt. »Komisch, im Gefängnis hast du mich ja auch nicht besucht.«
Ich hebe stolz den Kopf, sobald meine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt haben, und werfe ihm ein blutiges Lächeln zu, das ich seiner rechten Hand verdanke.
»Sei nicht traurig. Ich verspreche, dein Grab regelmäßig zu besuchen.«
Er fletscht die Zähne, obwohl er alles andere als amüsiert ist, und deutet mit dem Zeigefinger zur Seite. »Pflanzt ihren Arsch hin, und fesselt sie an den Stuhl da.« Mit seinem Kinn unterstreicht er seine Worte. Ich lasse die Muskelprotze gewähren und beobachte ihn mit gesenkten Lidern, während ich meinen nächsten Schritt plane. Godfrey sieht gebrechlich aus. Das Gefängnis von San Dimas hat den Job erledigt, den ich nicht zu Ende bringen konnte, und ihn noch mehr geschwächt. Sein Hinken hat sich verschlimmert, und seine Wangen sind noch eingefallener. Aber ich weiß schon jetzt, dass mir das nichts nützen wird.
Kurz bevor er gestürzt wird, ist ein König am bösartigsten.
GODFREY
Der sechzigjährige Engländer mit schlohweißem Haar und passendem Schnurrbart humpelt auf mich zu, wobei er mit jedem Bein einen Halbkreis zieht, wenn er es nach vorne setzt. Was er mag: Geld, andere dabei beobachten, wie sie sich vor Schmerzen winden, und seinen Sohn Camden. Was er nicht mag: wenn man ihm in die Quere kommt … und mich.
Godfrey hat einen vierfüßigen Gehstock mit Tennisbällen an jedem Ende. Er hält ihn so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß werden. Seine weißen Stretchschuhe, die Bermudashorts und das Hawaiihemd mit Knöpfen sind wie eine Uniform für ihn. Damit sieht er immer aus wie ein Tourist im Ruhestand.
Touristen sind für die Polizei unauffälliger.
»Was ist in der Tasche, meine Liebe?«
»Ich hab dir nur die Knie zertrümmert, deinen Händen geht es gut. Du kannst den Reißverschluss selbst aufmachen und nachsehen«, säusele ich und werde dafür sofort mit einer weiteren Ohrfeige von Seb belohnt. Ich lande der Länge nach auf dem verdreckten Boden, und eine Staubschicht bedeckt meine Zunge.
»Camden vermisst dich.« Godfreys Stimme schwebt irgendwo über meinem Kopf. Ruhig. Gefasst. Verrückt. »Nächsten Monat kommt er in die Staaten. Er freut sich darauf, dich zu sehen.«
Eher darauf, mich zu töten. Mich schüttelt es.
»Ich nehme an, dass mein Herz deshalb noch schlägt?« Besagtes Organ pocht so schnell, dass es fast ein Loch in meine Haut brennt und aus meinem Brustkorb springt.
»Ja.« Godfrey beugt sich zu mir herunter und tippt mir beinahe zärtlich auf die Nase. »Und nein. Ich werde meinen Sohn mit dir machen lassen, was er will, nachdem du eine Weile im Elend geschmort hast. Dich schlagen, vögeln, seine Männer ranlassen. Es würde ihn mehr als glücklich machen, alle drei Punkte von seiner Liste zu streichen. Aber wenn er mit dir fertig ist, wirst du wieder in meine liebenden Arme übergeben. Und glaub mir, Prescott, eine Kugel im Kopf macht keinen Spaß. Ich habe einen ziemlich detaillierten Plan für deinen Tod. An dir wird ein Exempel statuiert werden, du wirst allen eine Lehre sein.« Er streicht mit seinem langen, schmalen Finger über meinen Hals und stupst mein Kinn an, um meinen Kopf nach oben zu neigen.
Unsere Blicke kreuzen sich, die Luft zwischen uns ist aufgeladen – ein Streichholz, und das Gebäude würde explodieren. Er verzieht das faltige Gesicht zu einem breiten Grinsen.
»Es wird ein schöner Tod sein. Prunkvoll, schillernd und einfallsreich. Ein bisschen wie du, wenn ich es mir recht überlege.«
Ich schlucke und riskiere einen Blick auf Seb und die Muskelmänner. Sie stehen mit verschränkten Armen hinter Godfrey, ihre masochistische Freude wird durch ihre harte Fassade kaum eingedämmt.
»Aber das Wichtigste zuerst – deine Unterkunft.« Sein Ton wird fröhlich, als er sich aufrichtet und in die Hände klatscht. »Prescott Burlington-Smyth hat dafür gesorgt, dass ich jahrelang hinter Gittern saß … und jetzt wird sie eine Kostprobe ihrer eigenen Medizin bekommen. Gleich wird sie eine Lektion in Sachen Zeit lernen. Wie furchtbar langsam sie innerhalb vier dicker Wände vergeht. Bringt mir Beat und Ink. Sofort.«
Als hätten sie es getimt, stürmen zwei Männer in das Lagerhaus. Godfrey war Pünktlichkeit schon immer wichtig. Der eine ist pummelig und klein mit einer Skimaske und einem blauen Schutzanzug. Der andere ist groß und gut gebaut. Er trägt schwarze, zerschlissene Röhrenjeans, die wie eine zweite Haut sitzen, ein Buch in der Gesäßtasche, Militärstiefel – ungeschnürt – und einen passenden schwarzen Hoodie. Sein glattes dunkles Haar ist zurückgekämmt, und eine Guy-Fawkes-Maske verdeckt sein Gesicht. Man kann an seiner Form, seiner Haltung und der trägen Art, wie er seinen muskulösen Körper bewegt, erkennen, dass hinter der Maske ein Mann steckt, der mehr Frauen abbekommt als eine Packung Tampons.
Godfrey schlendert hinter einen Schreibtisch, lässt sich auf den zugehörigen Stuhl fallen und lehnt seinen Stock an den Tisch. Seb reicht ihm meine Reisetasche, während die maskierten Männer auf zwei Plastikstühlen vor ihrem König hocken und mich völlig ignorieren. Der pummeligere mit der Skimaske sitzt rücklings auf dem Stuhl. Während meiner Zeit in der Gosse habe ich gelernt, Körpersprache zu lesen, und was sein Körper sagt, ist eindeutig: Er hat Angst. Der Typ mit dem schwarzen Hoodie hingegen streckt die Beine aus. Die Erhebungen seines Bizeps und Trizeps sind sogar durch den dicken Stoff seiner Kleidung sichtbar, als er seine Arme hinter der Lehne des Stuhls verschränkt. Entspannt. Gelassen. Friedlich.
Na ja, er ist ja auch gebaut wie ein Panzer. Bei ihm muss ich vorsichtig sein. Ein Schlag von ihm, und ich verflüssige mich.
»Siehst du die kleine Miss Goldlöckchen da drüben? Sie ist mein Auftrag an euch.« Godfrey deutet mit dem Kopf in meine Richtung, während er den Reißverschluss der Tasche öffnet. Er nimmt die Drogen heraus, die ich verticken wollte. Die Glock, den Taser, das Pfefferspray, den gefälschten Pass und das Bündel aus Hundertdollarscheinen, das ich in eine Socke gestopft habe. Er zieht auch das Flugticket nach Des Moines heraus, das erst in einem Monat gültig ist, und legt alles auf den Schreibtisch, als würde es sich um belastendes Beweismaterial handeln. Als er seine runzligen alten Augen wieder auf mich richtet, zieht er die Mundwinkel nach unten und täuscht ein verzweifeltes Stirnrunzeln vor.
»Eine Schande, wirklich. So kurz davor, deinem Schicksal zu entkommen … und doch so weit entfernt.«
Wenn Godfrey glaubt, dass ich ohne sein Blut an den Händen irgendwohin gehe, leidet er zusätzlich zu seinen körperlichen Beschwerden auch noch an Alzheimer.
Nein. Ich werde bis zum bitteren Ende durchhalten, ihn, Sebastian und Camden töten, etwas Geld machen und meinen Bruder finden.
Preston.
Wo zum Teufel bist du, Preston? Es ist nicht deine Art, ohne ein Wort zu verschwinden.
Beat und Ink drehen sich um und sehen mich zum ersten Mal an. Dank ihrer Masken kann ich nicht erkennen, was sie denken, aber ich weiß genau, was sie sehen.
Und zwar keine typische Drogendealerin, die die letzten fünf Jahre damit verbracht hat, Koks und Crack in der Unterwelt von Stockton zu verticken.
Meine langen honigblonden Wellen, die normalweise perfekt getrimmt sind und glänzen, kleben mir verfilzt an der blutigen Stirn und im Nacken, und meine großen haselnussbraunen Augen erwidern ihr Starren, während ich sie inspiziere. Ich trage ein kurzes graues Designer-Wollkleid, das meine Kurven perfekt zur Geltung bringt. Habe weiche, üppige Oberschenkel und eine schmale Taille. Ich sehe aus wie das perfekte Opfer. Verängstigt. Schön. Unschuldig …
Nur bin ich das genaue Gegenteil.
Ink starrt wieder den Drogenbaron an. Aber Guy Fawkes – oder Beat, wie Godfrey ihn nennt – wirft einen weiteren Blick in meine Richtung, bevor er die breiten Arme vor seinen Brustmuskeln verschränkt.
»Was soll das, God?«, knurrt er.
So nennen sie ihn? Gott? Übergibt er mich etwa an zwei Typen mit Hirnschaden?
»Du stellst verdammt noch mal keine Fragen, Beat, mein Junge. Ich erwarte, dass du sie im Keller hältst, bis Camden nächsten Monat ankommt«, befiehlt Godfrey trocken. »Und wenn du willst, dass deine Eier intakt bleiben, lässt du sie besser nicht entkommen.«
Beat schüttelt den Kopf und bricht beinahe in Gelächter aus. Wenigstens findet einer meine missliche Lage witzig.
»Ich hab keine Lust auf diesen Scheiß.« Er wippt unter dem Tisch mit dem Fuß. Seine Beine sind so lang und muskulös, dass der Tisch jedes Mal wackelt, wenn er dagegenstößt. »Ich dachte, du bräuchtest Hilfe mit Koks und Gras, nicht mit einer Entführung und Menschenhandel.«
Ink hustet und verlagert unruhig sein Gewicht. »Yo, Mann«, flüstert er und lehnt sich gegen Beats Schulter. »Du redest mit Godfrey.«
Für einen Moment treffen sich ihre Blicke und fechten einen stillen Kampf aus. Der Augenblick dauert viel zu lange an und wird sie einiges kosten – denn mir wird dadurch klar, dass die beiden alles andere als Freunde sind. Das kann ich zu meinem Vorteil nutzen.
»Menschenhandel?« Godfrey schaut erschrocken und beleidigt zugleich und spielt mit dem Reißverschluss meiner Tasche. »Der einzige Handel, den sie zu Gesicht bekommt, passiert auf dem Markt, an dem ihr auf dem Weg zu euch vorbeifahrt. Dieses Mädchen wird keine Grenzen überqueren. Höchstens die vom Leben in den Tod. Stellt einfach sicher, dass sie an einem Stück und im Keller bleibt, bis mein Sohn kommt. Dazu braucht es nicht viel mehr als ein paar Gehirnzellen und funktionierende Gliedmaßen.«
Beat legt den Kopf in den Nacken, schiebt seine massiven sonnengebräunten Handflächen unter seine Maske und reibt sich frustriert übers Gesicht. Dann blickt er wieder in meine Richtung, und ich mache mich in dem Versuch, wie ein verlorenes Lämmchen auszusehen, so klein wie möglich. Ink nickt vehement bei jedem Wort aus Godfreys Mund, als würde er aus der Bibel zitieren. Er wird alles tun, was Godfrey von ihm verlangt, wie der Großteil der Menschheit es tun würde. Aber dieser mammutartige Beat … er zeigt zumindest den Anflug von Rückgrat.
»Nein.« Beat tippt mit einem Finger auf den Schreibtisch und zieht ihn von einem Ende zum anderen. »Hier ziehe ich die verdammte Grenze. Ich packe mein Zeug zusammen und zahl dir die Miete für die nächsten drei Monate im Voraus. Ich bin raus.«
Beat richtet sich zu seiner vollen Größe auf, die der eines mittelgroßen Gebäudes gleicht.
»Spiel jetzt nicht den verdammten Heiligen, Beat.« Godfrey steht ruckartig auf, sodass Beat sich wieder hinsetzen muss, und stößt einen Schrei aus. »Du hast schon mal getötet. Da kannst du ja wohl für ein paar Wochen ein kleines blondes Mädchen babysitten. Niemand verlangt von dir, dass du ihr die Kehle aufschlitzt. Das Recht behalten wir uns vor.«
Sieh mal einer an. Einer meiner mysteriösen Entführer ist auch noch ein Killer. Wie witzig. Ich bin ja so froh, Camden kennengelernt zu haben. So froh, dass unsere Väter gemeinsame Geschäfte gemacht haben und wir im Bett gelandet sind. So froh, dass ich jetzt in einem Lagerhaus an einen Stuhl gefesselt bin und gleich in den Keller eines Psychokillers geworfen werde. Was für ein Spaß.
»Ich mach das nicht«, sagt der große dunkelhaarige Kerl mit Überzeugung und in seltsam ruhigem Tonfall. »Such dir einen anderen Idioten, den du in deine Shitshow mit reinziehen kannst. Ich werde dem Mädchen nicht wehtun.«
»Wir machen es«, schnauzt Ink, nickt Godfrey zu und legt Beat eine Hand auf die Schulter. Er starrt den großen Kerl an, spricht jedoch an seinen Boss gewandt. »Wir wollen keinen Ärger, God.«
Das lässt sich Beat nicht so einfach gefallen. Als er erneut aufsteht, landet sein Stuhl mit einem Knall, der den ganzen Raum aufschrecken lässt, auf dem Boden. Er stürmt auf die Tür zu, bevor Godfreys Stimme ihn auf halbem Weg innehalten lässt.
»Die Arische Bruderschaft ist in der Nähe.« Der alte Mann beugt sich über seinen Schreibtisch, in dem Versuch, sich ohne den Gehstock aufrecht zu halten. »Sie sind immer noch auf der Suche nach dir, und es bräuchte nicht mehr als« – Godfrey greift nach meiner Glock und richtet sie, ein Auge zugekniffen, auf Beat – »ein kleines bisschen …« Er entsichert die Waffe mit einem leisen, tödlichen Klicken und legt den Finger an den Abzug. »Druck.«
Er bewegt die Hand nach oben und feuert nur wenige Zentimeter von Beats Kopf entfernt eine Kugel ab. Mich überkommt eine Welle der Übelkeit, und der Raum dreht sich. Noch immer höre ich Godfreys Stimme, die in der Luft schwebt wie eine dunkle Wolke.
Beat hat sich keinen Zentimeter bewegt.
»Tsss. Die kleine Prescott macht keine halben Sachen. Die ist ja geladen.« Er pustet spöttisch in den Lauf, bevor er fortfährt: »Glaub mir, mein Sohn, du willst dich nicht mit deinem loyalsten, treusten Freund anlegen. Sonst könnte es sein, dass ich beschließe, die Bruderschaft auf direktem Weg zu dir zu führen.«
Wer hätte gedacht, dass es möglich wäre, mit einem Fuß im Grab so was wie Neugierde zu empfinden? Dieser Beat steckt voller Überraschungen. Wenn ich bei ihm bin, werde ich noch mehr zur Zielscheibe. Gott, ich muss einen Weg finden, diese beiden Clowns loszuwerden. Irgendwie werde ich es schon hinbekommen, sobald sie mich von hier wegbringen.
»Die Entscheidung liegt nicht bei uns.« Ink erhebt sich von seinem Stuhl und umklammert Beats Arm. »Es geht um dein verdammtes Leben, Mann. Sie ist nur eine namenlose Tussi.«
Nur eine namenlose Tussi. Er hat ja keine Ahnung, dass er damit ins Schwarze trifft. Ich war mal eine Schwester, eine Tochter, eine Partnerin und eine Freundin. Eine Dichterin, eine Träumerin und eine Musterschülerin. Aber jetzt … jetzt bin ich auf mich allein gestellt, ohne jemanden, der sich um mich kümmert. Manche würden sagen, dass ich meine Situation auf die leichte Schulter nehme. Das tue ich nicht. Ich betrachte sie von außen und gebe sarkastische Kommentare dazu ab. Und warum? Weil nur das mir hilft, das hier zu überleben. Nach allem, was ich durchgemacht habe, kommt es einem Todeswunsch gleich, mich mit diesem Ding namens Seele zu beschäftigen. Nein. Ich blende die Realität aus, vergrabe sie unter banalen Gedanken und betrachte das Ganze wie einen zweitklassigen Film.
»Tut einfach, was ich euch sage«, weist Godfrey an, bevor er den Blick erneut auf mich richtet. Er streichelt meine Pistole und wirkt, als bräuchte es jedes Quäntchen Selbstbeherrschung in seinem gebrechlichen Körper, um mir keine Kugel in den Kopf zu jagen. »Camden kommt in dreißig Tagen nach Kalifornien. Vorher muss er noch zu einer Hochzeit in London. Die können wir nicht verpassen. Es ist ja schließlich seine eigene.«
Mir schnürt sich unwillkürlich die Kehle zu, und es brennt in meiner Nase, als hätte mir jemand einen Schlag ins Gesicht verpasst. Camden wird heiraten? Es ist ewig her, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Bis jetzt habe ich dummerweise geglaubt, ich würde ihn noch kennen. Aber der Typ, den ich verlassen habe, würde niemanden außer mir heiraten. Als sich unsere Wege trennten, waren wir uns sehr ähnlich. Unsere Schutzmauern waren so hoch, dass wir nicht mal drüberschauen konnten.
Ich war für ihn wie die Sonne und die Sterne, wie das Wasser zum Trinken und die Luft zum Atmen. Und in meinen Augen war er ein schöner, witziger und kluger Künstler.
Jetzt will ich ihn töten, und er … er will mich in einen Käfig sperren.
Godfrey reißt mich aus meiner Träumerei.
»Jetzt bringt das Mädchen weg, bevor ich sie aufschneide und ihre Organe an den Höchstbietenden verkaufe. Ein paar Hinweise, bevor ihr geht – erstens: Sie. Wird. Nicht. Gevögelt. Sie gehört Camden, und wenn er sie als verspätetes Hochzeitsgeschenk zur Sexsklavin machen will, bis sie tot ist, dann soll er das selbst entscheiden. Zweitens: Fallt nicht auf ihre Braves-Mädchen-Nummer rein. Sie mag aus gutem Hause kommen, aber sie ist der Inbegriff von Skrupellosigkeit, und sie wird versuchen, zu entkommen. Von der Tochter eines korrupten Politikers würde ich nichts anderes erwarten. Drei …« Er holt tief Luft und reibt sich die dünnen Augenlider. »Sie. Wird. Nicht. Gevögelt. Ich habe es schon mal gesagt, aber ich wiederhole mich gern. Mein Sohn ist ganz vernarrt in sie. Ich möchte, dass sie unberührt bleibt und, sosehr ich es auch hasse, das aussprechen zu müssen, nicht geschändet wird. Schlagt sie nicht zu hart, und vergewaltigt sie nicht. Sie gehört Camden.«
Ich bin fast gerührt, nur leider ist Godfrey ein Gangsterboss, an dessen Händen so viel Blut klebt, dass ein ganzer Fluss damit gefüllt werden könnte, und Camden sein verwöhnter Sprössling, der von dem Vermögen und dem Namen seines Vaters lebt. Ich hoffe, mein Ex hat nicht vor, sich fortzupflanzen. Weitere Archer-Nachkommen werden in etwa so sehr gebraucht wie noch mehr Wiederholungen von Friends.
»Wir werden sie nicht anrühren«, beruhigt Ink ihn und legt seine behandschuhte Hand auf sein Herz. Er ist mir nah, zu nah. Ich hasse es, wenn Männer mir auf die Pelle rücken.
Mein Herz pocht so stark, dass ich Angst habe, mir platzt gleich eine Arterie. Sebastian geht hinter mir her und löst das Seil, mit dem ich an den Stuhl gefesselt bin.
»Oh, und ein Ratschlag«, sagt Seb beiläufig, während er mich am Seil auf die Beine zerrt, sodass es mir die Handgelenke aufschürft. »Behaltet eure Masken auf, oder verbindet ihr die Augen. Wenn sie entkommt, wird sie euch jagen und Jacken aus eurer Haut herstellen. Achtet darauf, dass keine scharfen Gegenstände in ihrer Nähe sind – aus genau demselben Grund. Sie kann einen dermaßen fertigmachen, dass man jahrelang nicht mehr geradeaus laufen kann.« Er reibt sich den Rücken und schwelgt wahrscheinlich in Erinnerungen an das letzte Mal, als wir uns gesehen haben.
Seb umkreist mich und verpasst mir zum Abschied einen Kinnhaken, der meine Nase in Mitleidenschaft zieht. Mein Kopf schwingt zurück, und mein Schädel knallt gegen die Wand. Ich zittere und kneife die Augen zusammen, um nicht zu weinen.
Fröhliche Gedanken.
Felder in Iowa.
Weißes Sommerkleid, kühl auf meiner warmen Haut.
Schokokirschen.
Nicht weinen. Nicht weinen. Nicht. Weinen.
»Leb wohl, kleine Göre. Wenn ich dich das nächste Mal sehe, werde ich dich in den ewigen Schlummer wiegen.« Seb küsst sanft meine blutende Stirn und leckt sich mit einem Grinsen über die Lippen.
Hinter seiner Skimaske verzieht Ink den Mund zu einem verblüfften O.
Beats wendet sich Seb zu. Sie wissen nicht, dass ich Seb bei unserer letzten Begegnung vom Dach einer Scheune gestoßen habe.
Er hatte Glück, dass er direkt in den Armen seines Bosses gelandet ist, sonst wäre er jetzt genauso gebrochen wie Godfrey.
Beat schleudert Seb gegen die Wand und packt ihn am Kragen seines gebügelten Hemdes. »Schlägst du jetzt Mädchen, Sebastian?«, zischt er, packt Sebs Kiefer und drückt so fest zu, dass es knackt. »Und ich dachte, schlimmer, als du in San Dimas warst, könntest du nicht mehr werden.«
Seb lacht und stößt den Hünen weg.
»Ein Mädchen? Ihr Ex-Freund nennt sie Diabla. Das ist Spanisch für Teufel mit Pussy. Jetzt gehört sie dir. Viel Spaß, Kumpel.«
Das Echo von Godfrey und Sebs Gelächter hallt von den nackten Wänden des Lagerhauses wider, als Ink mich am Arm zur Tür führt. Beat ist uns dicht auf den Fersen, als Panik von meinen Füßen Besitz ergreift und mich vorwärts stolpern lässt wie eine Betrunkene.
Ich will nicht weg von hier.
Ich will nicht bleiben.
Nicht, dass es einen Unterschied machen würde. So oder so bin ich am Arsch.
»Wir müssen sie nach Waffen durchsuchen.« Ink zerrt am Stoff meines Kleides. Beat knurrt hinter uns. Wir treten hinaus in die Sommernacht, die Sterne über mir sind von der Umweltverschmutzung und dem Schleier aus Tränen, die ich nicht vergießen will, ganz verschwommen.
Mein Stressball. Ich brauche ihn. Jetzt.
»Ich melde mich freiwillig«, schnaubt Ink, während er zögerlich über meinen Hintern streicht. Er hat Schiss.
Mein Hirn schaltet sich ein, und ich begreife, was gleich passieren wird.
»Ich möchte, dass Beat mich durchsucht.«
Wir halten vor einem rostigen Toyota Tacoma – ich glaube, er war irgendwann mal rot –, und Ink tastet seinen Overall nach dem Schlüssel ab.
Ich will mich nicht mit Sex aus einer schlimmen Situation retten. Da habe ich schon immer eine Grenze gezogen. Aber dieses Mal mache ich vielleicht eine Ausnahme, um mein Leben zu retten. Godfrey will, dass ich unberührt bleibe. In der Minute, in der einer von ihnen mit mir schläft, habe ich ein Druckmittel in der Hand. Der Masterplan wäre es, wegzulaufen, aber in Anbetracht ihrer körperlichen Überlegenheit ist es klug, einen Plan B zu haben.
Ich bin mir nicht sicher, welcher dieser Idioten mir eher die Gefängnis-frei-Karte aushändigen wird. Ink scheint auf mich zu stehen, hat aber zu große Angst vor Godfrey und seiner Crew. Beat hingegen lässt sich von dem britischen Gangster nicht einschüchtern, sieht aber auch nicht wie ein Typ aus, der Probleme damit hat, jemanden ins Bett zu kriegen. Ihm Sex anzubieten, wäre so, als wolle man einer Prostituierten Geschlechtskrankheiten verkaufen.
»Du hast hier nichts zu melden«, verkündet Ink mit aufgesetzter Autorität. Ich kann die Unsicherheit in seiner Stimme hören. Typen wie er machen es mir leicht. Wenn nur er mich bewachen würde, würde ich jetzt in den Maisfeldern von Iowa tanzen, weit weg von hier, mit Sebastians und Godfreys Köpfen in meiner Reisetasche.
»Bei dir fühle ich mich unwohl.« Ich ziehe meinen Arm weg.
»Was, und bei dem da wird dir warm und kuschelig?« Er klingt aufrichtig beleidigt.
Beat näher sich mir von hinten, und ich spüre, wie die Wärme seines Körpers auf meinen übergeht. Es wird schwer werden, jemandem von seiner Statur zu entkommen.
»Denkst du, ich bin nett?« Sein Atem dringt durch das Plastik seiner Maske und kitzelt mich am Ohr. Ich erschaudere bis in die Zehenspitzen. Sein Atem riecht nach Pfirsichen. Wie schlimm kann ein Typ, der wie ein Pfirsich riecht, schon sein?
»Netter.« Ich räuspere mich, den Blick immer noch auf Ink vor mir gerichtet. Der schüttelt den Kopf, wie um mir zu sagen, dass ich völlig falschliege. Es ist frisch geworden. Warum ist mir das nicht früher aufgefallen?
Weil es gar nicht frisch ist. Wir haben August in Kalifornien, und mir ist kalt, weil ich Angst habe.
»Lass uns deine Theorie auf die Probe stellen. Ich werde dich jetzt anfassen. Eine unerlaubte Bewegung, und ich breche dir den Arm.«
Als ich das Gesicht verziehe, reißt die Wunde an meiner Unterlippe erneut auf. Er sieht definitiv wie jemand aus, der keine leeren Drohungen macht.
»Okay.« Ich lecke mir die blutige Lippe, meine Stimme ist sanft.
Beat drängt meine Beine auseinander und hebt meine Arme hoch, wobei er mich abtastet wie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen. Seine rauen Finger streicheln die Kurven meiner Schultern, während er von meinem Schädel hinunter zu den Seiten meiner Brüste wandert und sie träge umkreist. Dann schiebt er den Stoff meines Minikleides beiseite, um Platz für seine warmen Hände zu schaffen.
Jeder Muskel in meinem Körper ist bereit, vorzupreschen, wegzulaufen, zu versuchen, ihn zu verletzen. In mir steigen Erinnerungen an sämtliche schlimme Erfahrungen auf, die genau so begonnen haben, und schreien mich an, mich zu wehren. Aber es … fühlt sich nicht wie ein Übergriff an. Bisher schmecke ich noch keine bittere Galle.
Seine Hände wandern meine Beine hinunter, streichen über meine Knöchel … dann hält er inne.
»Hast du da was drin?« Er geht in die Hocke und hakt seinen Daumen in einen meiner Ankle Boots. Sein maskiertes Gesicht ist auf Höhe meines Beckens, und Wärme breitet sich in meinen Knochen aus wie heißes Wachs.
»Nein«, lüge ich. Es besteht immer noch die winzige Chance, dass er nicht nachsieht.
Doch das tut er.
Beat reißt mir den Schuh vom Fuß, und ein Schweizer Taschenmesser fällt klirrend auf das Betonpflaster. Ich stoße einen Seufzer aus und lasse den Kopf sinken. Scheiße.
Fröhliche Gedanken.
Frozen Yogurt mit Preston in der Mall.
Mich mit einem Buch von Mia Sheridan im Hängesessel einkuscheln.
Seerosen, die auf dem künstlich angelegten Teich im Garten der Familie Burlington-Smyth blühen.
Ein echtes Lächeln von einem Fremden.
Beat steht langsam auf, seine schadenfrohe Maske starrt mir entgegen. Das hier ist wie eine Szene aus einem Horrorfilm.
Und ich bin das Opfer.
»Du weißt schon, dass ich dich verletzen kann, ohne dass man es dir ansieht.« Sein Daumen streift meine Unterlippe, als wolle er mich küssen, und ein Schauer läuft mir über den Rücken. »Du solltest meine Geduld besser nicht auf die Probe stellen, Boots. Ich kann dafür sorgen, dass du auf mehr als eine Weise leidest, die dein Country-Club-Arsch sich nicht mal vorstellen kann.«
Vielleicht liegt es daran, dass sein Finger auf meiner blutenden Lippe ruht, oder daran, dass er friedlicher denn je klingt, aber die Drohung beißt sich in mir fest.
»Es tut mir s-so leid«, stottere ich, während mir Hitze in die Wangen schießt. Er antwortet nicht, schiebt mich einfach leicht in Inks Richtung und verkündet monoton: »Verbinden wir ihr die Augen. Ich fahre auf keinen Fall mit diesem Scheiß im Gesicht. Wartet hier.«
Er schlendert mit dem Rücken zu uns ans andere Ende des verlassenen Parkplatzes, während Ink seine Finger in meinen Arm krallt wie ein nervöses Kind. Ink ist zappelig, und den Flecken unter seinen Achseln nach zu urteilen, hat er eine Scheißangst. Ich beobachte, wie Beat in der dunklen Ecke des Parkplatzes seinen schwarzen Hoodie auszieht. Sein Rücken ist definiert und braun, und das nicht nur von der Sonne.
Arbeitet mit den Händen, wahrscheinlich kein Weißer, notiere ich mir gedanklich, für den Fall, dass ich ihn eines Tages auf einer Polizeiwache identifizieren muss. Noch bin ich optimistisch, wie ihr seht.
Die Hälfte von Beats Rücken ist bis auf den letzten Zentimeter tätowiert, die andere Hälfte ist völlig frei von Tinte. Die Tattoos enden entlang seiner Wirbelsäule, sodass er halb nach Mensch, halb nach Maschine aussieht. Ich beobachte, wie sich sein gestählter Körper anspannt, als er mein Schweizer Taschenmesser hervorholt, es aufklappt und damit sein schwarzes Shirt in lange Streifen schneidet.
Er geht gekonnt mit dem Messer um. Jede Bewegung ist methodisch, wohlüberlegt, fast so, als würde er es zu etwas Großartigem zusammensetzen, statt es zu zerreißen, um es zu einer Waffe gegen mich zu machen.
Vielleicht ist er Metzger. Alles an ihm wirkt gefährlich.
Hat schon mal jemanden getötet.
Wurde gerade aus dem Knast entlassen.
Hat Ärger mit der Arischen Bruderschaft.
Allein bei der Vorstellung, wie anstelle von Beats Shirt Godfreys Hals in Fetzen gerissen wird, werden mir die Knie weich.
»Warst du das?« Ich deute mit dem Kinn auf Beats halb tätowierten Rücken.
Ink schnaubt selbstgefällig. »Verdammt richtig, das war ich.«
Also ist Ink Tätowierer. Allerdings ein ziemlich unterbelichteter, wenn es so einfach ist, Informationen aus ihm rauszukriegen.
Beat schreitet mit nacktem Oberkörper zu uns zurück, den Hoodie über die tätowierte Schulter geworfen und schwarze Stoffstreifen in der Hand.
»Hände«, befiehlt er scharf. Ich strecke ihm meine Arme hin. Er nimmt ein Stück schwarzen Stoff und bindet meine Hände zusammen. Zwar tut es nicht weh, aber befreien kann ich mich so nicht.
Außerdem hat Mr Ich-fessele-dich-aber-nicht-an-mein-Bett mein Schweizer Taschenmesser.
»Dreh dich um.«
Ich tue, wie mir geheißen, und er verbindet mir mit einem zweiten Stofffetzen die Augen. Völlig blind und hilflos wird mir immer klarer, wie tief ich in der Scheiße stecke. Beat und Ink sind vielleicht nicht so gefährlich wie Godfrey und Seb, aber sie sind trotzdem in der Lage, mir grausame Dinge anzutun.
»Steig ein«, krächzt Ink hinter mir. Die Tür des Trucks schwingt auf, aber ich bleibe wie angewurzelt stehen.
»Ich kann nicht sehen, wo ich hintrete«, schimpfe ich. Beat knurrt erneut. Ich spüre, wie er mich hochhebt – sein Bizeps ist steinhart – und meinen Körper auf den nach Bier stinkenden Sitz hievt. Mein Kleid rutscht hoch, und mir wird klar, dass sie wahrscheinlich mein Höschen sehen können. Ich gebe mein Bestes, mein Kleid irgendwie nach unten zu schieben.
»Kannst du den Saum runterziehen?« Die Demütigung ist mir deutlich anzuhören. Es vergeht ein Moment des Schweigens, bevor ich spüre, wie seine Fingerspitzen mein Kleid bis zu meinen Knien ziehen. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Wahrscheinlich vor Angst, sage ich mir.
»Danke.«
Er schubst mich vorwärts, sodass ich im Führerhaus liege, und schlägt die Tür hinter mir zu.
»Lass den Kopf unten, außer du willst, dass ich dir eine Kugel in den Kopf jage«, bellt Ink, und die Beifahrertür wird zugeknallt. »Genieß die Fahrt.«
»Das hab ich auch vor«, sage ich bissig, während ich den holzigen, männlichen Geruch wahrnehme, der von meiner Augenbinde ausgeht. Die beiden unterschätzen mich. So habe ich meine Feinde am liebsten.
Sie halten mich für irgendeine eine reiche Bitch, ein schwaches kleines Spielzeug.
Nur wissen sie nicht, dass ich kein Spielzeug bin, sondern ein Sturm.
Und ich werde ihr Leben in Stücke reißen.
Während der Fahrt unterhalten Beat und Ink sich über Godfrey und Seb. Ich gehe davon aus, dass sie sich in einem nicht allzu weit entfernten Land namens San Dimas Strafvollzugsanstalt kennengelernt haben. Aber sie könnten sich genauso gut in einem Strickclub kennengelernt haben, mir ist das egal. Ich setze derweil die Einzelteile von Godfreys Plan zusammen und versuche, mir dabei einen Reim auf das Ganze zu machen.
Nachdem ich dafür gesorgt hatte, dass Godfrey und Sebastian ins Gefängnis kamen, habe ich angefangen, nebenbei mit Drogen zu dealen, um ein kleines Stück vom Kuchen der Drogenkartelle Nordkaliforniens abzubekommen. Ich habe an drei Straßen in Oakland, Richmond und Stockton gearbeitet. Die Junkies wussten, dass sie sich besser nicht mit mir anlegen sollten, vor allem, nachdem ich zu Beginn meines Nebenjobs jemandem mit meiner Glock den Kiefer gebrochen habe, als er versucht hatte, mich zu betatschen. Ich kann vieles aushalten, aber sexuelle Belästigung gehört nicht dazu.
Koks. Gras. Crack. Sogar Sekundenkleber. Solange man davon high werden kann, hatte ich es in meiner rosa Tasche. Die Lieferanten, mit denen ich zusammenarbeitete, gaben mir einen fünfzigprozentigen Rabatt, als ich ihnen verriet, wo sich all die Drogen befanden, die Godfrey und Seb über die Grenze geschmuggelt hatten, bevor sie erwischt wurden.
Jep, so bin ich.
Klein. Blond. Äußerlich makellos. Furchtlos.
Godfrey Archer und Sebastian Goddard wussten genau, dass ich ihnen in die Suppe spuckte, während sie einsaßen, und wenn ich ehrlich bin – ein Teil von mir verkaufte Drogen, weil ich das Geld brauchte, aber ein größerer Teil von mir tat es, um sie zu verhöhnen.
Mir kam zu Ohren, dass sie bereits Häftlinge im Visier hatten, die kurz vor ihrer Entlassung standen, und Soldaten sammelten, um ihnen bei der Rückeroberung ihres Reichs zu helfen. Vor Kurzem habe ich die Straßen gewechselt. Die meisten meiner Kunden habe ich fallen gelassen und meine verbleibende Stammkundschaft an immer wechselnden Orten getroffen, um nicht erwischt zu werden.
Offenbar hat Joe, der Kunde, mit dem ich mich heute treffen sollte, mich an Godfrey verraten. Arschloch. Aber so arbeitet Godfrey nun mal – er erkauft sich Freunde und treibt Schulden ein.
Mit Sicherheit schulden Beat und Ink ihm einen Gefallen. Und zwar einen großen. Einen, den er heute eingelöst hat, in Form von mir.
Die Männer wechseln zwischen den Radiosendern hin und her. Mein Mangel an Sehkraft schärft meine anderen Sinne. Ich nehme die heisere, monotone Stimme von Beat wahr. Knurren ist seine bevorzugte Art der Kommunikation, und trotzdem geht eine seltsame Ruhe von ihm aus. Er spricht nicht viel, wird nie laut und zeigt sich unbeeindruckt von seinem Begleiter. Inks Stimme passt zu seiner Körpersprache: Sie ist hoch und piepsig, und er kann sich in etwa so gut artikulieren wie eine Artischocke. Er redet viel, sagt jedoch sehr wenig. Ein eindeutiges Zeichen von Dummheit.
»Kannst du das glauben?«, platzt Ink heraus. »Woher sollen wir bitte die Zeit nehmen, auf die reiche Göre aufzupassen? Wenigstens ist sie verdammt heiß.«
Beats Antwort ist ein Grummeln. Möglicherweise ist er anderer Meinung.
»Vielleicht ist wenigstens ein Blowjob drin, wenn wir schon die Finger von ihr lassen sollen. Was meinst du?«
»Wenn ich rausfinde, dass du ihr auch nur ein Haar gekrümmt hast, werde ich dich bei den Eiern packen und eigenhändig an Godfrey ausliefern.« Beat klingt so gelassen, dass man meinen könnte, er hätte Ink gerade einen Wellnessurlaub auf Bora Bora vorgeschlagen.
»Oha, was kümmert dich die erbärmliche Tussi?«
»Sie kümmert mich nicht.« Er klingt distanziert, gelassen, undurchdringlich … und verdammt unheimlich. »Aber das heißt nicht, dass wir uns wie Arschlöcher benehmen müssen.«
Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, ihm zu sagen, dass er in nächster Zeit wohl nicht von Prinz William nach Benimm-Tipps gefragt werden wird?
»Wenn du meinst.« Ink beachtet Prinz Arschloch von East Bay nicht weiter. »Ich hoffe nur, sie heult nicht den ganzen Tag lang. Die Wände sind dünn, und du weißt, dass ich meinen Mittagsschlaf brauche.«
»Keine Sorge«, rufe ich vom Rücksitz aus. »Meine Gefühle sind selten und wertvoll. Ich werde sie sicher nicht an Leute wie euch verschwenden.«
Beat schnaubt. »Woher stammt das Zitat?«
»Aus einem dunklen und verdorbenen Ort, der sich mein Kopf nennt.« Ich reibe mir mit den gefesselten Händen übers Gesicht. Der Stoff juckt, und er riecht nach Beat. Es ist kein schlechter Geruch. Würzig und frisch, mit einem Hauch von Sex. Etwas Männliches. Etwas Gefährliches. Etwas Moschusartiges.
»Toll, sie ist eine Klugscheißerin.« Ink schnaubt. Ich höre ein Klatschen; Beat muss ihm eine verpasst haben.
»Der dunkle, verdorbene Ort könnte einen Besuch wert sein, Kleine.« Das soll wohl ein Kompliment sein.
»Danke. Es bedeutet mir viel, das von dem Kerl zu hören, der mich gerade entführt hat«, sage ich trocken.
»Die Kleine hat eine ziemlich große Klappe«, beschwert sich Ink.
»Tja, da hat die Kleine Glück. Unsere Wände antworten nicht«, sagt Beat und beendet damit das Gespräch.
Sie halten an und zerren mich aus dem Auto. Ich wehre mich, indem ich meine Fersen in den Boden stemme. Ich trete, schreie, mache eine Szene. Ich bete, dass mich jemand hört. Mein Körper windet sich, als sie mich ins Innere eines Hauses bugsieren, das schätzungsweise ihnen gehört. Als ihnen auffällt, dass meine Schreie Aufmerksamkeit erregen könnten, versucht einer von ihnen, mir eine Hand auf den Mund zu legen, doch ich beiße so fest zu, bis meine Zähne aufeinandertreffen. Ein Schlag auf meine Wange lässt meinen Kopf gegen eine steinharte Schulter prallen.
Noch bevor ich die kleine, feuchte Handfläche spüre, weiß ich, dass sie Ink gehört und nicht Beat. Ich höre auf zu schreien, denn erstens brennt meine Wange wie von tausend Nadelstichen, vor allem, weil Seb meinen Kopf heute bereits malträtiert hat. Und zweitens wird mit einem ohrenbetäubenden Knall die Tür geschlossen, und die Luft surrt vor unterdrückter Wut.
»Hab ich nicht gerade gesagt, ihr wird kein Haar gekrümmt?« So wie es sich anhört, wird Ink von Beat gegen die Wand gedrückt. »Ich lass dich mit einer Verwarnung davonkommen.« Ich höre etwas knacksen. Kein Knochen, vielleicht eine Sehne. Ink heult vor Schmerz, wie ein Hund, der einen Kampf verloren hat. »Nächstes Mal ist deine vielversprechende Karriere als Burgerbrater wegen zwei gebrochenen Armen vorbei. Keine Warnungen mehr. Keine zweite Chance. Verstanden?«
Ink versucht, einen Schrei zu unterdrücken, und ich höre das Klatschen einer Ohrfeige, die nicht in meinem Gesicht landet. Trotzdem zucke ich zurück. Beat erhält seine Antwort in Form eines kräftigen Schluckens, das ich tatsächlich hören kann.
»Sag was, du Idiot. Hast du mich verdammt noch mal verstanden?«
»Ja.« Inks Stimme verrät, dass auch er Angst vor Beats gebieterischer Präsenz hat. Die Macht im Raum ist scheinbar willkürlich verteilt: Ich habe keine, Ink hat sehr wenig, und Beat … er beherrscht diesen Ort.
»Fass sie verdammt noch mal nicht an«, warnt er. »Nie. Wieder.«
Meine brennende Wange und ich sind erleichtert, als ich Beats schwielige Hand spüre, die mich durch das schiebt, was ich für den Flur halte.
»Komm schon, Country Club. Ich bring dich auf dein Zimmer.«
Gerade als ich denke, dass ich eine echte Chance habe, mit diesem bizarren Mann ins Gespräch zu kommen, wirft er mich in seinen Keller, in dem es modrig riecht. Die Tür wird von außen verschlossen.
»Nein«, entweicht es leise meiner ausgedörrten Kehle. »Nein, nein, nein!« Ich trommle mit den gefesselten Fäusten gegen die Tür.
Gefesselt, mit verbundenen Augen und dem dringenden Bedürfnis, zu pinkeln, fange ich an, auf und ab zu gehen, in dem Versuch, herauszufinden, wie groß der Raum ist und was sich darin befindet. Ich habe Hunger, bin mit meinem eigenen Blut besudelt und fühle mich ganz dreckig von Sebastians und Godfreys Berührungen. Dass es genau andersherum hätte ablaufen sollen, bringt mich um den Verstand. Ich sollte es auf sie abgesehen haben. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätte ich Godfrey und Sebastian bis Ende August getötet. Im September hätte ich in einem Flieger nach Iowa gesessen und auf dem Weg in ein besseres Leben überteuerte Cola getrunken und Erdnüsse gesnackt. Ein Leben, in dem es keine Rolle spielen würde, dass meine Eltern mich verstoßen haben, dass mein Lover mich fertiggemacht hat, dass mein Bruder immer noch vermisst wird und dass ich zu einer Barbarin geworden bin, die Tricks anwendet, um den nächsten Tag zu erleben.
Du konntest es einfach nicht lassen. Wieder mal musstest du dein Ego über dein Wohlergehen stellen.
Doch obwohl sich Schuldgefühle in mir zusammenbrauen, weiß ich, dass ich nicht nur hiergeblieben bin, weil ich Godfrey, Camden und Sebastian wie wilde Tiere abschlachten wollte. Ich bin in Nordkalifornien geblieben, weil ich die Hoffnung hatte, meinen Bruder Preston zu finden. Vor vier Jahren, kurz bevor das politische Imperium meines Vaters zusammenbrach, ist er spurlos verschwunden. Ich war damals einundzwanzig, und er war erst achtzehn. Ich wollte in der Nähe bleiben, ihn wissen lassen, dass es noch einen Ort gibt, den er sein Zuhause nennen kann, falls er zurückkommt.
Dieser Ort war ich.
Mom … Sie besuchte uns nur selten, kam mit ihrem Louis-Vuitton-Koffer angerollt und war genauso schnell wieder verschwunden. Er und Dad haben sich nie verstanden. Mein Vater war zu stolz und zu dumm, um zu akzeptieren, dass sein Sprössling schwul ist. Er erklärte Preston als unwürdig und machte ihm deutlich, dass er als Sohn unerwünscht war. Er hat wohl beschlossen, von dort abzuhauen, wo er nicht willkommen ist.
Auch heute Abend ist Preston nicht aufgetaucht. Beat und Ink schon.
Da ich mindestens ein paar Tage an diesem Ort festsitzen werde, muss ich die Zeit und das Datum im Auge behalten. Camden kommt in einem Monat, und egal was passiert, ich werde nicht freiwillig mit ihm mitgehen.
Ich beiße mir in die Spitze des Zeigefingers. Die Haut reißt auf, und als ich dicke, warme Blutstropfen spüre, schmiere ich einen langen Strich an die nächstgelegene Wand.
Der Countdown hat begonnen.
Einige Stunden später quietscht die Tür, und ich hebe abrupt den Kopf. Ich sitze in einer Ecke des Raums, die Knie angezogen und das Kinn darauf abgestützt. Von meinen vergeblichen Versuchen, mich zu befreien, sind meine Fingernägel eingerissen und abgebrochen. Ich kauere mich zusammen, atme so leise wie möglich und warte ab.
Ich glaube, Beats Schritte zu erkennen. Sie sind langsamer und größer. Immerhin ist er riesig. Und gelassen. Friedlich. Ich keuche und lasse den Kopf in den Nacken fallen. Es wird Wochen dauern, bis ich kein getrocknetes Blut mehr in den Atemwegen habe.
»Essen.« Er tritt gegen die Sohle meiner Ankle Boots. Er ist es also wirklich. Irgendwie macht mir das ein bisschen weniger Angst. Er wollte mich nicht hier haben, und er hat mich nicht geohrfeigt. Erbärmlicherweise macht ihn das in meiner Welt zu einer Art schwarzem Ritter.
Ich höre die Geräusche eines Plastiktellers, der in meine Richtung auf den Boden geknallt wird, mache aber keine Anstalten, danach zu greifen.
»Bist du taub?«, fragt er.
»Bist du bescheuert?«, gebe ich frech zurück. »Mir sind die Augen verbunden, und ich bin gefesselt. Wie zum Teufel soll ich an das Essen kommen? Mit meinen telepathischen Kräften?«
Er gibt ein weiteres Grummeln von sich, und ich bereue es sofort, ihn angeschnauzt zu haben. Ich spüre, wie seine Finger an dem schwarzen Stoff ziehen, mit dem meine Hände zusammengebunden sind, und rieche erneut seinen Pfirsichatem.
Sobald ich befreit bin, beugt er sich herunter und gibt mir den Teller.
»Was gibt’s zum Abendessen?« Ich lecke mir die verletzten Lippen.
»Steak mit Whiskey-Glasur und Spargel in Weinsauce.« Er schnieft und fügt dann lapidar hinzu: »Moment, mein Fehler. Ist nur ein Erdnussbutter-Sandwich.«
»Umso besser. Ich bin Vegetarierin.«
»Ich werd’s unserem Koch ausrichten.« Das ist wohl seine Art von Sarkasmus, doch seine Stimme wird bereits tiefer. Es ist klar, dass er gleich wieder aufstehen wird. Das darf ich nicht zulassen. Wer weiß, wann er wieder nach mir sehen wird? Es wäre die reinste Folter, mir noch länger das Pinkeln verkneifen zu müssen.
»Warte!« Ich stürze nach vorn und krabble in Richtung seiner Stimme. Als ich nichts höre, bewege ich mich weiter vorwärts.
»Ich muss duschen und das ganze Blut abwaschen. Und ich muss wirklich dringend pinkeln.« Ich schlurfe zurück in meine Ecke und beiße einen kleinen Bissen von meinem Sandwich ab, wobei meine Zähne meine Finger streifen. »Bitte?«
Ich spüre, wie er seine Handfläche flach gegen die Wand drückt, an die ich mich lehne. Ich könnte schwören, dass sie sich ein wenig bewegt.
»Iss dein Sandwich. Und beeil dich.«
Ich schlinge mein Abendessen hinunter, bevor er meine Hand ergreift und mich die Treppe hochführt. Er bewegt sich dicht hinter mir, und obwohl ich ewig brauche, um die schmale Treppe hochzusteigen, hält er die Anzahl seiner Grummler begrenzt.
Er führt mich am Arm zum Badezimmer, stößt die Tür auf, und wir betreten den kleinen Raum. Noch immer mit verbundenen Augen spüre ich das kalte Waschbecken an meinem Rücken, doch die Wärme seiner Nähe sorgt dafür, dass ich nicht fröstle.
»Ich brauche Privatsphäre.« Ich lecke mir über die Lippen und spüre ihn überall. Beat ist nicht nur groß, er ist auch so was wie ein menschlicher Ofen. Ich schwöre, er strahlt genug Wärme aus, um einen ganzen Wald zu fotosynthetisieren. Aber das ist vermutlich etwas Gutes, denn so weiß ich immer, wann er in der Nähe ist. Aber es ist auch schlecht, denn warum sollte das eine Rolle spielen? Es ist ja nicht so, als könnte ich gegen ihn kämpfen.
»Träum weiter, Country Club.« Er grummelt erneut.
»Bitte.« Meine Stimme bricht. Normalerweise verlasse ich mich auf mein karamellblondes Haar und meine großen Disney-Augen – die er leider gerade nicht sehen kann –, um mich aus Schwierigkeiten zu befreien. Aber dieser Typ ist nicht so leicht zu knacken, das habe ich im Gefühl. »Schließ mich einfach ein, und steh draußen Wache. Was soll ich hier drin schon tun? Mich mit einem Stück Seife bewaffnen? Durch den Abfluss im Waschbecken ausbrechen?«
Wird er es mir abkaufen?
Ist er empathisch?
Ist er kompromisslos?
Vielleicht ist er beides. Er hat einige ernst zu nehmende Grundsätze – keine Frauen schlagen, sein Opfer nicht misshandeln –, und doch hat er im Grunde zugestimmt, mich hier einzusperren. Dann sind da noch sein Tonfall und seine Körpersprache. Friedlich. Als ob er sich um nichts in der Welt schert, was falscher nicht sein könnte. Zwar kenne ich ihn erst seit ein paar Stunden, und doch weiß ich bereits, dass er ein Häftling in San Dimas war, getötet hat, Godfrey einen Gefallen schuldet und dass die Arische Bruderschaft es auf ihn abgesehen hat.
»Ich warne dich« – sein Pfirsichatem kitzelt mich in der Nase – »wer mich schlecht behandelt, den behandle ich noch schlimmer. Fordere meine Dämonen nicht heraus.«
Beat nimmt mir die Augenbinde ab, aber er ist nicht so unvorsichtig, mir sein Gesicht zu zeigen. Sein schwarzes T-Shirt ist über den Kopf gezogen und enthüllt ein tätowiertes Sixpack. Sogar seine Fingerspitzen sind voller Blau- und Schwarztöne. Doch eine Seite seines Körpers ist völlig frei von Tinte. Massiv, bedrohlich … und, so ungern ich es zugebe, attraktiv.
Oh Mann, wenn ich im Namen der Freiheit einen von ihnen vögeln muss, dann bitte ihn und nicht den klobigen Tätowierer.
Beat kann mich durch den Stoff seines Shirts sehen, aber bevor ich sein Gesicht ausmachen kann, stürmt er aus dem Bad und schließt von außen die Tür ab.
»Du hast fünfzehn Minuten Zeit, um alles zu erledigen. Pinkeln, kacken, duschen, anziehen. Die Zeit läuft.«
Ich verschwende keine Sekunde darauf, zu diskutieren, sondern springe unter die Dusche und pinkle, während der Wasserstrahl über meinen Körper läuft. Meine Blase brennt vor Erleichterung, genauso wie die Wunden, die Seb mir zugefügt hat. Langsam fühle ich mich etwas besser, kann ein bisschen klarer denken.
Das Wasser ist heiß und prasselt mit Druck auf meine verspannten Muskeln. Es gibt nur ein Stück Seife – und ich bin mir ziemlich sicher, dass Beat und Ink es sich teilen (die zwei benutzten Handtücher auf dem Ständer lassen mich vermuten, dass sie Mitbewohner sind). Nicht besonders hygienisch, aber Hygiene ist ein Luxus, den ich mir im Moment nicht leisten kann.
Ich schrubbe meinen Körper ab und lasse das Wasser laufen, während ich versuche, das rostige Fenster neben dem Duschkopf zu öffnen. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, spähe nach draußen und blinzle ungläubig, als ich den Anblick vor mir registriere. Ein Teenager mit Mütze fährt mit seinem Fahrrad mitten auf der Straße Zickzacklinien, in den frei liegenden Stromkabeln über seinem Kopf hängen diverse Schnürsenkel und Sneaker. Hinter den schmal gebauten Einfamilienhäusern, verwelkenden Blumenbeeten und dem Echo verzweifelt bellender Hunde liegt ein Taco Bell.
Taco Bell!
Ich erkenne die Filiale. Ich bin in Stockton. Die Straßen hier kenne ich, die örtlichen Junkies habe ich praktisch studiert, die Sprache der Not und des Unglücks, die hier gesprochen wird, kann ich fließend.
Ich betrachte meine Umgebung genauer. Das Gebäude, in dem ich festgehalten werde, ist ein einfaches einstöckiges Haus, und das direkt davor ist ein wahrscheinlich identischer Bungalow. Es sieht verlassen aus, also wird mich Schreien nicht weiter bringen als auf Beats und Inks Abschussliste.
Aber dem Verkehrslärm und der Lage des Schnellrestaurants nach zu urteilen, sind wir in der Nähe von El Dorado, einer der Hauptstraßen in Stockton.
Das zu wissen, wird hilfreich sein, wenn ich abhaue.
Und ich werde abhauen. So oder so. Mit oder ohne Beats Hilfe.
Ich lande immer auf den Füßen.
Ich habe mich erfolgreich von Camden, Godfrey und Sebastian befreit. Meine beiden jetzigen Kidnapper loszuwerden, sollte ein Kinderspiel sein.
Beat schlägt dreimal mit der Faust gegen die Tür, dann schließt er auf.
»Yo, Goldener Löffel. Deine Zeit ist um.«
»Nur eine Sekunde«, rufe ich, drehe den Hahn zu und trete aus der Dusche. Ich greife nach einem der dunklen Handtücher und bedecke mich, während ich in die Hocke gehe und mein graues Kleid aufhebe.
Moment mal.
Sie könnten einen Rasierer haben. Heilige Scheiße, vielleicht haben sie eine Waffe hier drin.
Ich fange an, Schubladen zu öffnen, immer noch in das Handtuch gehüllt, und versuche verzweifelt, etwas zu finden, womit ich Beat verletzen kann. Es ist mir sogar egal, ob er es hört. Man gebe mir eine Rasierklinge, und ich verarbeite diesen zwei Meter großen Goliath zu Geschnetzeltem. Wut kann körperliche Überlegenheit übertrumpfen. Das ist mein Motto.
Beat hämmert erneut an die Tür, die daraufhin knarzt.
»Hey … du«, knurrt er. Er hat sich nicht mal meinen Namen gemerkt. »Wenn du mich zwingst, diese Tür selbst zu öffnen, wirst du es bereuen.«
Ich ignoriere ihn. Er kann mich nicht vergewaltigen oder anderweitig verletzen. Das hat ihm Godfrey eingebläut. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mal besonders große Angst vor ihm. Er war bisher nichts als mitfühlend, auf seine eigene wütende Stockton-Art. Aber verdammt noch mal. In diesen Schubladen lässt sich absolut nichts finden. Leer, leer, leer. Was stimmt nicht mit diesen Männern? Wohnen sie gar nicht hier, oder haben sie vorausgeplant? Wahrscheinlich Letzteres. Ich will mich gerade umdrehen und erneut mein Kleid aufheben, als die Tür aufschwingt und mir Guy Fawkes’ irres Gesicht entgegenblickt. Die Schubladen sind alle offen. Bei meiner verzweifelten Suche nach einer Waffe habe ich das bisschen Inhalt, das ich finden konnte, auf den Boden geworfen.
Es sieht nicht gut für mich aus.
Ich stolpere zurück, aber er streckt seinen Arm aus und zieht mich am Handtuch zu sich. Ich stoße gegen sein hartes Sixpack und starre auf seine Brustmuskeln.
Okay, ich nehme alles zurück. Jetzt habe ich doch ein bisschen Angst.
»So willst du also spielen?«, presst er mit heiserer Stimme hervor. Ich schlucke, als ich zum ersten Mal in seine Augen blicke. Sie sind honigbraun, fast grünlich … und in ihnen sehe ich Dinge, die ich nicht sehen sollte. Seine Seele. Seinen Schmerz. Die Geschichte hinter dem Mann, den ich nicht vermenschlichen darf.
Ich breche den Blickkontakt ab und hebe mein Kleid vom Boden auf. Was soll’s? Dann hat der heiße Killertyp eben eine Seele. Na und?
BEAT
Groß. Gebrochen. Vielleicht sogar ein guter Mensch unter all den schwieligen Schichten, die das Leben ihm beschert hat. Steht in Godfreys Schuld und ist gedanklich unter Muss-ich-auf-meine-Seite-ziehen abgelegt. Was er mag: lesen (er hatte ein Buch in seiner Hosentasche), die Farbe Schwarz und Sarkasmus. Was er nicht mag: Ink, Godfrey, Seb … aber nicht mich.
Für ihn bin ich immer noch ein unbeschriebenes Blatt. Aber das beginnt, sich zu ändern.
Jeder Muskel in meinem Körper ist angespannt, während ich auf eine Ohrfeige oder einen Schlag warte, aber er starrt mich nur mit diesen besonderen Augen an.
»Wie heißt du?«, knurrt er animalisch.
»Prescott.«
»Bescheuerter Name.«
»Sagt jemand, der sich Beat nennt.«
Ich bin mir ziemlich sicher, dass er hinter seiner Maske lächelt, auch wenn ich es nicht erkennen kann. Sein Körper entspannt sich, wodurch ich endlich wieder normal atmen kann.
»Wir müssen ein paar Grundregeln aufstellen, Country Club, also lass mich sie dir erklären, bevor du was Dummes tust, das dich in Schwierigkeiten bringt. Erstens: Wenn ich dich noch ein Mal dabei erwische, wie du nach einer Waffe suchst, verlierst du sämtliche Privilegien. Kein Duschen. Kein Pinkeln. Du kommst nicht mehr aus dem Keller. Von mir aus kannst du in deiner eigenen Scheiße und Pisse sitzen, bis die Archers kommen und dich abholen. Zweitens: Wenn du nicht gehorchst, wirst du bestraft. Das Essen wird spärlich ausfallen. Drittens«, er schließt die Augen, und als er sie wieder öffnet, flackert etwas Verschlagenes in ihnen auf, »ich bin nicht wie sie. Ich hab kein Interesse daran, dir das Leben unnötig schwer zu machen. Aber versuch nichts, was mich dazu bringen könnte, mich gegen dich zu wenden. Meine Laune ändert sich schnell, und wenn das erst der Fall ist …«
Bei seiner Drohung reibt das raue Handtuch über meine Brustwarze.
»Ich brauche Shampoo, Duschgel und Tampons.« Es schadet nicht, es zu versuchen. »Und einen Stressball. Wenn ihr mich hier festhalten werdet …« Ich breche ab und denke an die Welt da draußen, die ich gerade gesehen habe. Kopfschüttelnd kneife ich die Augen zusammen und lasse weiche, nasse Haarsträhnen in mein Gesicht fallen. »Nur … bitte. Hier ist es schlimmer als im Gefängnis.«
»Ich schau mal, was ich tun kann«, sagt er überraschenderweise. Ich nicke knapp. Shampoo und Tampons sind Luxusgüter, auf die ich verzichten kann. Der Stressball allerdings … Ich habe noch nie ohne ihn das Haus verlassen. Nicht, seit ein Seelenklempner, den ich nach der Babytortur besucht habe, mir gesagt hat, ich solle versuchen, damit etwas von meiner Wut abzubauen. ER hilft mir, zurechnungsfähig zu bleiben. Er hilft mir außerdem, Drogendealerin statt Drogenkonsumentin zu bleiben.
»Danke.«