Blossom Lake - Whispered Lies, Broken Hearts - Lilith Raven - E-Book
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Blossom Lake - Whispered Lies, Broken Hearts E-Book

Lilith Raven

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Beschreibung

Blossom Lake – Ein Dorf voller Geheimnisse Blossom Lake scheint ein ruhiges, idyllisches Städtchen nahe Washington zu sein, doch unter der Oberfläche brodeln dunkle Geheimnisse und explosive Konflikte. Jenna Dixon, frisch ernannte Sheriff und Tochter eines tyrannischen Ex-Sheriffs, versucht, ihren Platz in einer von Intrigen und Machtspielen geprägten Welt zu finden. Ihr bester Freund Dante, ein ungestümer Musiker mit einem Hang zu Ärger, und der charmante, aber undurchsichtige Raúl de Santos bringen ihre Welt ins Wanken. Als Jennas Vater sie in seine politischen Machenschaften verwickeln will und die einflussreiche Familie de Santos in den Kampf um die Kontrolle über die Stadt eingreift, wird Jenna in einen gefährlichen Strudel aus Loyalität, Verrat und einer dunklen Vergangenheit gezogen. Wem kann sie vertrauen, und wie weit ist sie bereit zu gehen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen? Ein packender Roman über Freundschaft, Liebe und den Mut, für das Richtige zu kämpfen – selbst wenn die eigene Welt dabei zerbricht.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Blossom Lake

Whispered Lies, Broken Hearts

one

>>no license, I’m still ridin’ crashed into a tree and kept driving’ <<

“Irgendwann buchte ich dich ein”, murmelte Jenna, als sie den Streifenwagen hinter dem ihr wohlbekannten Pickup parkte, welcher wenige Sekunden zuvor noch in Schlangenlinien durch halb Blossom Lake gefahren war. Seufzend schaltete sie das Blaulicht an, welches sich auf der Hauswand zu ihrer Rechten einen Tanz erlaubte, ehe sie ausstieg, ihre dunkle Lederjacke zurecht zupfte und auf das Auto zuging.

Zeitgleich öffnete sich das Fahrerfenster, eine halb fertig gerauchte Zigarette wurde im hohen Bogen auf die Straße geschnipst, gefolgt von zwei Händen, die aus dem Fenster gestreckt wurden - bereit, sich Handschellen anlegen zu lassen. “Okay, okay, okay, Sheriff. Erwischt", murmelte der Fahrer, blickte mit gläsernen Blick zu Jenna herauf und wartete bereits auf die Standpauke.

Mit verschränkten Armen lehnte Jenna sich gegen den Pickup, schüttelte den Kopf, würdigte den Fahrer jedoch keines Blickes. Vielleicht einfach, um sich nicht wieder in seinen stahlblauen Augen zu verlieren und ihm jede noch so kleine Straftat zu verzeihen. “Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du das Auto stehen lassen sollst, wenn du von irgendeiner Verbindungsparty kommst?” Die Hände verschwanden wieder im Inneren des Fahrzeugs, ein leises Poltern war zu hören, kurz darauf öffnete sich die Tür des dunkelblauen, rostigen Pickups und ein großgewachsener Blondschopf trat auf die Fahrbahn. Zwischen den Lippen wieder eine glühende Zigarette. “Ich hab gar nicht so viel..” Sein Satz wurde durch einen einzigen Blick von Jenna unterbrochen. Beschämt schaute er zu Boden, fuhr sich mit der rechten Hand durch seine blonden, zerzausten Haare, seine Linke griff nach dem Glimmstängel zwischen seinen Lippen. Ein gewohntes Bild von Dante McKinsey. Zumindest für Jenna. Beinahe jedes Wochenende griff sie ihren besten Freund so auf. Beratungsresistent. Und trotzdem hatte sie ihn bisher nicht ein mal mit aufs Revier genommen. Nicht ein mal musste er in einer Zelle übernachten. Obwohl sie oft darüber nachgedacht hatte. Es war schließlich ihr Job. Und gerade jetzt, wo sie doch frisch zum Sheriff ernannt wurde, sollte sie härter durchgreifen.

Ohne ein weiteres Wort drehte sich die Blondine um, ging zurück zu ihrem Streifenwagen. Dicht gefolgt von einem sichtlich angetrunkenen Dante, der genau wusste, dass jegliche Diskussion zwecklos war. Wie ein eingespieltes Team ließen sich beide auf die Sitze im Streifenwagen fallen. Jenna schaltete das Blaulicht aus, während Dante den Sitz für seine Größe perfekt einstellte und die Füße, an welchen er alte DocMartens trug, auf dem Armaturenbrett ablegte. Ein kurzer Blick, ein leichtes Kopfschütteln und schon wurde der alte Streifenwagen gestartet und auf die Straße gelenkt.

Es war relativ früh am Morgen. Das kleine Örtchen in der Nähe von Washington war noch in seinem Tiefschlaf. Lediglich Mister Miller war mit seiner Dackeldame, wie jeden Morgen, auf den verregneten Straßen unterwegs. “Der sieht noch genauso alt und verbittert aus, wie damals, als wir ihm diese Streiche gespielt haben”. Ein kläglicher Versuch seitens Dante, die Situation irgendwie aufzulockern. Doch Jenna starrte stur aus der Windschutzscheibe, lenkte den Wagen auf die Brookside Avenue. Am Ende der Straße bog sie links auf die lange Einfahrt, welche zu einem alten Haus im Kolonialstil gehörte. Eben so eins, wie es viele im Ort gab.

Der Motor verstummte, keiner der beiden rührte sich. Die Stille zwischen den besten Freunden wurde einzig und allein durch den prasselnden Regen auf das Autodach gestört.

Minuten vergingen, bevor Jenna einmal tief ein und aus atmete, sich etwas zur Seite drehte, um Dante besser anschauen zu können.

“Ich will dich einfach nicht irgendwann vom Asphalt kratzen müssen, McKinsey. Ich werde sicherlich keine Rede an deinem Grab halten.” Auch Dante drehte sich zur Seite, lehnte seine Schläfe gegen die Kopfstütze. “Aber Sheriff.., es waren doch nur ein paar Shots.” Jenna richtete sich auf, legte den Kopf leicht zur Seite. “Ein paar Shots? Und ein paar Joints. Die ein oder andere Line.” Mit dem Zeigefinger tippte sie sich auf ihre Nasenspitze. “Du hast da noch was.” Hastig wischte der Blonde sich durchs Gesicht, klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der darin eingelassen war. “Haha Blondie, der Punkt geht an dich.” Er lies sich wieder zurück in den Sitz fallen, grinste schüttelnd den Kopf. ”Du glaubst doch nicht, dass ich dich auf dieser gottverdammten Welt alleine lasse.” Dantes ganz spezielle Art zu sagen, dass es ihm leid tat. Natürlich wusste er, dass es jedesmal riskant war, sich hinters Steuer zu setzen. Und er konnte von Glück reden, dass bisher nie was passiert war oder irgendein anderer Cop ihn von Washington bis Blossom Lake aus dem Verkehr gezogen hatte. Da hätte er schon längst eine Zelle von innen gesehen.

*****

“Komm lass uns rein gehen”, er deutete mit einem Nicken in Richtung des Hauses, in welchem er mit seiner Mom Judy lebte. “Du siehst aus, als könntest du einen Kaffee gebrauchen. Oder zwei oder auch drei”. Mit den Worten öffnete sich die Beifahrertür, Dante stieg aus, stolperte um den Streifenwagen herum, öffnete Jenna die Tür. “Sheriff Dixon…” Er machte eine ausladende Geste in Richtung der Haustür. Ein Grinsen konnte er sich dabei nicht verkneifen.

Kopfschüttelnd und ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen, stieg Jenna aus dem Wagen. Verflogen war die anfängliche Wut auf ihren besten Freund. Sie war noch nie gut darin, lange sauer zu sein. Zumindest nicht auf Dante. Wie könnte sie auch? Die beiden Freunde waren seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Teilten alles miteinander, standen füreinander ein. Und das bedeutete auch, dass Jenna bei Dante ihren Job nicht allzu ernst nahm.

“Sei froh, dass ich viel zu müde für eine Standpauke bin!” Mit diesen Worten verpasste sie ihm einen leichten Hieb mit dem Ellenbogen, ehe sie sich an ihm vorbei schob und schnellen Schrittes Richtung Haus huschte.

Die Haustür war nicht abgeschlossen. Wie so üblich in kleinen Vorstädten, in denen jeder jeden kannte und aufeinander acht gab. Also marschierte Jenna völlig selbstverständlich - wie schon als Kind - in das Haus der McKinsey’s.

Judy hatte bereits das ganze Haus für Halloween dekoriert. Überall standen kleine Kürbisse herum. Girlanden aus bunten Plastik-Laubblättern schmückten den Durchbruch zu jedem Raum. Im ganzen Haus roch es nach frisch gebackenen Pumpkin Pie.

Nach all den Jahren fragte sich Jenna immer noch, wieso Dantes Mutter sich die all diese Mühe machte. Ihr Sohn war schließlich nicht mehr in dem Alter, dass er Schulfreunde nach Hause einlud, um gemeinsam mit ihnen eine Halloween Party zu feiern. Doch irgendwie war der Krankenschwester dies noch immer wichtig. ‘Man muss Traditionen wahren, Jenna. Sonst verlieren wir diese’. Judy's Standart Antwort. Und irgendwo hatte die Dame doch recht. Alten Traditionen und Bräuchen wurde kaum noch Beachtung geschenkt. Alles wurde durch Social Media zerstört. Jeder wollte den anderen in seinen Handlungen übertrumpfen. Umso besser, dass die Familien in Blossom Lake noch sehr viel von Traditionen hielten.

“Guten Morgen, Kinder”. Judy saß mit ihren hastig hochgesteckten Haaren am Küchentresen. Eine große Tasse Kaffee umschloss sie mit beiden Händen. Sie sah sichtlich erschöpft aus. So, als hätte sie die letzten Nächte kaum ein Auge zugemacht.

“Mom. Wir sind keine Kinder mehr”. Dante stapfte in die Küche, drückte im Vorbeigehen seiner Mutter einen Kuss auf die Wange, öffnete den Küchenschrank und griff ohne hinzuschauen nach zwei seiner Lieblingstassen. Eine im Jack Skellington Design und die andere im passenden Sally Design. Beides Tassen, welche er und Jenna aus ihrem Disney World Trip mitgebracht hatten. Ein Trip, an denen beide sich gerne zurück erinnerten. Das war, bevor Dantes Vater verstorben war. Tom hatte damals die ganze Familie - inklusive Jenna - mit diesem Trip überrascht.

“Ihr werdet immer meine Kinder bleiben. Egal wie alt ihr seid.” Judy nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Tasse, wobei ihr Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk fiel. “Oh Gott, ich bin schon wieder viel zu spät dran. Ich muss deine Mutter abholen, Jenna.” Ein letzter Schluck aus der Tasse, ein Griff nach der Handtasche und schon verschwand die Dame aus dem Haus.

Währenddessen hatte Dante Jenna’s und seine Tasse mit Kaffee gefüllt. Er schob seiner besten Freundin ihre herüber, stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tresen ab und schob Jack Skellington zwischen seinen Händen hin und her.

“Blondie.. Irgendwann kommst du in Teufelsküche wegen mir.” Ein kurzer Blick nach oben, dann starrte er wieder in seine Kaffeetasse hinein. “Irgendwann?” Jenna lachte leise auf, griff nach ihrer Tasse und machte sich auf den Weg in den Flur, wo sie vor der weißen, hölzernen Tür, die in den Keller führte, stehen blieb. “Der Arsch hat mich zum Sheriff gemacht. Also läuft jetzt alles nach meinen Regeln”, rief sie Dante in der Küche zu.

Dieser richtete sich wieder auf, griff ebenfalls nach seiner Tasse und schlurfte Jenna hinterher. Unter seinen großen, schweren Schuhen knarzten die Holzdielen, was ein Anschleichen für ihn unmöglich machte. “Ja, das hat er. Dennoch will ich nicht, dass du irgendwann wegen mir Probleme bekommst. Du musst mich nicht immer schützen, das weißt du hoffentlich.” “Bau einfach keine Scheiße, McKinsey, dann muss ich dich nicht schützen!”

*****

Dantes Reich erstreckte sich im kompletten Kellerbereich. Den hatte er damals gemeinsam mit Tom und Jenna ausgebaut. Jenna war mehr ein nettes Beiwerk, da die Blondine handwerklich völlig unbegabt war. Mehr als ein paar Bilder an die Wand zu hängen bekam sie nicht hin. Aber das war egal. Die drei hatten eine Menge Spaß in der Zeit gehabt und genau diese Zeit war wichtig für Dante gewesen. Er hatte so schon kaum was von seinem Vater, da Tom durch die Army die meiste Zeit im Ausland unterwegs war. Jenna wusste also, dass der Grund, weshalb Dante mit 27 Jahren noch zu Hause zu leben, nicht seine Bequemlichkeit war, sondern die Tatsache, dass er hier seinem Vater am nächsten war. Außerdem würde es Dante niemals in den Sinn kommen seine Mutter alleine zu lassen. So war er nicht erzogen worden.

Der Keller ähnelte eher einem kleinen Apartment. Es gab alles, was das Herz begehrte. Ein kleine Küchenzeile, ein relativ großes Badezimmer, ein Schlafzimmer und mittlerweile hatte Dante sich sogar ein eigenes, kleines Studio aufgebaut, in welchem er Songs schrieb und Akkorde auf seinen Gitarren übte. Sofort fiel Jennas Blick auf das Drumset, das in der Ecke des Studios stand, in welches sie hinein schauen konnte, da die Tür offen stand.

“Ein Schlagzeug? Und Judy hat dich noch nicht rausgeworfen?"

Der Blondschopf lehnte im Türrahmen zu seinem Schlafzimmer, hob beiläufig die Schultern und schlürfte genüsslich an seiner Kaffeetasse. “Ist von Raúl. Hab gesagt er soll es stehen lassen, wenn er eh schon andauernd hier rum schwirrt.” “Santos? Wirklich? Ich dachte wir hätten darüber gesprochen. Der Kerl ist… Irgendwas stimmt nicht.”

Dante stieß sich vom Türrahmen ab, ging grinsend auf seine beste Freundin zu. Kurz bevor er sie erreicht hatte, stellte er seine Tasse auf einem Sideboard im Raum ab, verschränkte die Arme, ging weiter auf sie zu und blieb unmittelbar vor ihr stehen. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, blickte er zu ihr hinunter und schaute sie eindringlich an. “Irgendwas stimmt nicht? Meinst du seine blauen Augen die dich ständig durchbohren, wenn du in seiner Nähe bist? Oder meinst du trotz seiner charmanten Art die Bad-Boy-Vibes die er ausstrahlt? Weißt du Blondie. Ich glaube, du findest Raúl ziemlich heiß, willst es aber einfach nicht zugeben, weil du mich nicht kränken willst. Ich mein. Hallo? Wer könnte mir das Wasser reichen? Der Typ ist eine billige Kopie von Prinz Eric aus Arielle. Und ich.. Ich kann singen, bin von oben bis unten tätowiert. Es wird nie langweilig mit mir, nicht wahr.. Blondie?” Mit den letzten Worten zog Dante sich sein schwarzes Shirt über den Kopf, drückte es Jenna in die Hände und kehrte ihr dann den Rücken zu. “Kein Grund, rot zu werden, Jenna. Nichts, was du noch nicht gesehen hast.”

*****

Jenna schoss tatsächlich die Röte ins Gesicht. Doch dafür gab es eigentlich gar keinen Grund. Weder hatte Dante sie einer heimlichen Schwärmerei für Raúl de Santos enttarnt, noch war ihr sein halbnackter Anblick unangenehm. Denn wie er bereits sagte, es war nichts, was sie noch nie gesehen hatte.

Sie knitterte Dantes Shirt zusammen und warf es ihm hinterher. “Oh ja, natürlich. Weil ich ja auch auf diesen Bad-Boy-Vibe stehe. Ich bringe solche Kerle in den Knast, Dante. Und glaub mir, früher oder später, landet auch er in einer Zelle.” “Dann pass lieber auf, dass ihm oder auch dir das am Ende nicht gefällt.” Der Blondschopf ließ sich auf die Couch fallen, hob aber gleich wieder abwehrend die Hände in die Luft. “Ey, sag später nicht, ich hätte eure Lovestory nicht vorhergesehen”.

Sowohl Dante, als auch Jenna liebten es, sich gegenseitig aufzuziehen. So lief es schon immer zwischen den Beiden. Sich immer wieder irgendwelche Sprüche an den Kopf werfen, war ein großer Bestandteil der Kommunikation zwischen den beiden Freunden. “Jetzt komm schon her, Blondie.” Dante klopfte sich mit der flachen Hand auf die Brust. “So lange ich noch die Chance habe, dich ganz allein für mich zu haben, muss ich diese doch nutzen”. Das ließ sich Jenna nicht zweimal sagen. Zumal diese Art der Zweisamkeit zwischen den Beiden viel zu kurz gekommen war. Verständlich. Denn Dante war seit über einem Jahr in einer Beziehung mit Amy. Irgendein Möchtegern Model, für die Jenna ein riesiger Dorn im Auge war. Dante behauptete zwar immer, das Amy gut von der Blondine reden würde, doch sie wusste, dass es anders war. Schließlich hatte sie ihr schon mehr als nur einmal deutlich klar gemacht, dass sie von Jenna und ihrer Freundschaft zu Dante nichts hielt und alles nur als eine temporäre Freundschaft ansah.

Wenn man temporär als über 25 Jahre betiteln wollte, hatte Amy sicherlich Recht mit ihrer Aussage, weshalb Jenna eigentlich gar nicht so viel um diese Worte gegeben hatte. Dennoch war irgendwas anders, nachdem Amy in Dantes Leben getreten war. Jenna konnte es nicht definieren. Da war dieses unwohle Gefühl in der Magengegend, wenn McKinsey erwähnte, dass er mit seiner Freundin den Abend verbringen würde, weil sie mal wieder in Washington war. Oder dieser plötzliche Schwall von Eifersucht, welche aufkam, wenn Dante über Amy sprach. Jenna schob diese Gefühle immer beiseite, ignorierte es förmlich. Sie tat es damit ab, dass es nun mal eine ungewohnte Situation für die beiden war. Man hockte nicht mehr ununterbrochen aufeinander. Da war jetzt eine andere Person, die eben genauso viel, wenn nicht sogar noch mehr, Aufmerksamkeit benötigte. Und daran musste sie sich erstmal gewöhnen. Ganz sicher.

Dante schloss seine tätowierten Arme um den zierlichen Oberkörper seiner besten Freundin und zog sie somit noch näher an sich heran.

“Ich vermisse das ja schon”, murmelte er gegen ihr blondes Haar. “Du solltest mit zur nächsten Party kommen. Lass dich mal wieder gehen. Seit wann bist du eigentlich so eine Spießer-Barbie geworden?” “Ich bin kein Spießer. Aber ich hab jetzt eine Position, wo ich.. wo ich eben noch mehr aufpassen muss, was ich mache!” “Also keine Joints mehr am Cherry Creek oder in der Bay?”

Jenna seufzte leise. Sie wollte gar nichts mehr zu diesem Thema sagen. Früher hatten die Freunde sich die Nächte um die Ohren geschlagen. Hatten Joints am See geraucht. Kamen dadurch auf die dümmsten Ideen. In unzählige Häuser sind die beiden eingestiegen. Sie haben nie etwas geklaut. Es war einfach nur für den Kick. Und zum Glück wurden sie nie dabei erwischt.

Bevor Jenna zum Sheriff ernannt wurde, wurde dieses Amt durch ihren Vater bekleidet. Sie wollte sich nicht eine Sekunde ausmalen, was Jeffrey mit den beiden angestellt hätte, hätte er sie auch nur einmal bei ihren Aktionen erwischt. Allein der Gedanke daran ließ Jenna erschaudern.

*****

Dante wusste genau was gerade im Kopf von Jenna herumschwirrte. Und dafür hasste er sich so. Er hatte das Thema Jeffrey angeschnitten - wenn auch nur indirekt. Er wusste doch genau, wie es zwischen seiner besten Freundin und ihrem Vater stand. Er wusste es besser als jeder andere. Wie oft stand Jenna mitten in der Nacht weinend vor der Tür oder direkt vor seinem Bett, wenn Jeffrey mal wieder die Hand oder sogar die Faust ausgerutscht war? Wie oft musste seine Mutter ihre Wunden verarzten? Wie oft mussten Tränen getrocknet werden?

Wie oft war er schon kurz davor, bei den Dixons einzufliegen und Jeffrey eine Abreibung zu verpassen? Unzählige Male hatte er sich dieses Szenario vorgestellt, doch immer wieder war es Jenna, die ihn davon abgehalten hatte.“Er ist mein Vater. Und er ist der Sheriff. Jeder liebt ihn. Niemand wird uns glauben. Am Ende steckt er dich in den Knast.”Immer und immer wieder waren es die gleichen Worte, die Dante davon abgehalten hatten. Jenna zur Liebe. Doch er schwor sich und ihr, dass eines Tages Nichts und Niemand ihn aufhalten werde. Schon gar nicht, sollte sie jemals wieder weinend vor ihm stehen.

Tagtäglich musste der Student in den letzten Jahren mit ansehen, wie seine beste Freundin unter einem tyrannischen Vater litt. Kein Wunder, dass das Mädchen damals mehr bei den McKinseys zu Hause war, als bei ihren eigenen Eltern.

Jeden Tag heckten die beiden Pläne aus, wie sie Jeffrey das Handwerk legen könnten. Trotzdem hatte dieser Kerl am Ende immer die Oberhand und Jenna war es, die klein bei gegeben hatte und zurück nach Hause gegangen war.

Eigentlich war es damals ein Segen, als Dixon seine Tochter mit gerade mal 15 Jahren vor die Tür gesetzt hatte. Er hatte etwas heraus gefunden, was er niemals hätte heraus finden dürfen. Ein Geheimnis, welches Jenna stets gewahrt hatte.

Bis heute ist es für Dante unerklärlich, wie niemand in diesem 700 Seelen Dorf von der Tyrannei des perfekten Sheriff Dixon mitbekommen konnte. Ein perfekter Manipulateur. Der scheinbar jeden der dumm genug war, um den Finger wickeln konnte. Und in Blossom Lake gab es scheinbar sehr viele dumme Menschen. Oder man interessierte sich eben doch nicht so sehr für das Leben seiner Nachbarn, wie man es immer vorgab.

*****

Das Klingeln von Jennas Handy riss sowohl die Blondine als auch Dante aus ihren Gedanken. Hastig kramte sie das Smartphone aus ihrer Hosentasche, verzog kurz das Gesicht, als sie den Namen eines Kollegen auf dem Display erblickte.

“Jenna, du hast schon eine Doppelschicht hinter dir”, murmelte der offensichtlich völlig übermüdete Dante hinter ihr.

“Der Sheriff hat nie Feierabend”, brachte sie ihm nur entgegen, erhob sich dann vom Sofa und nahm das Gespräch entgegen.

Während des Telefonats lief sie auf und ab, etwas, was sie nur machte, wenn sie nervös wurde, was Dante gleich aus seinem Anflug von Müdigkeit heraus riss.

Am anderen Ende war Mason Reed. Ein Deputy aus dem Sheriff Office, welcher für den Tag die Frühschicht übernommen hatte. Dieser teilte Jenna mit, dass ein aufgebrachter Herr im Department stand und vehement nach dem Sheriff verlangte. Als man ihr mitteilte, wer dieser Herr war, wurde der Blondine speiübel. Denn ihr war bewusst, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.

Jenna beendete das Gespräch, schob das Handy zurück in ihre Hosentasche, trat an die Couch, beugte sich zu Dante herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. “Ich muss los. Mach dir keine Sorgen, es ist alles okay.” Dante schnalzte mit der Zunge. “Klar. Deswegen siehst du auch aus, als hättest du einen Schlag in den Magen bekommen.” Bevor seine beste Freundin sich zum Gehen abwenden konnte, griff er nach ihrem Handgelenk und zwang sie so, einen Moment inne zu halten. “Egal was ist… Du weißt.. SOS und ich stehe mit Dad’s Knarre direkt im Office.” “Und du weißt, dass ich selber eine Waffe habe und damit sogar weiß umzugehen. Ich muss jetzt wirklich los. Ich ruf dich an.” Mit diesen Worten löste sich Jenna aus Dantes Griff und verließ im nächsten Augenblick auch schon das Haus.

two

>>you showed me that just because we're blood don’t mean that we relate<<

Der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Windschutzscheibe von Jennas Streifenwagen, welchen sie auf den Parkplatz vor dem kleinen Sheriff Office lenkte.

Die Blondine hatte das Lenkrad fest mit beiden Händen umschlossen, starrte geradewegs durch die mit Regentropfen besetzte Scheibe. Sie wusste genau, was sie in dem Gebäude erwartete. Vielleicht sollte sie öfter einfach auf Dante hören und sich eine Pause gönnen, einfach mal das Handy abschalten und schlafen. Schlaf! Mittlerweile ein Fremdwort im Wortschatz der jungen Frau.

Doch es nütze nichts. Je länger sie da saß, umso nervöser wurde sie. Die Situation würde sich nicht einfach in Luft auflösen. Das war ihr bewusst.

Jenna hatte das Department noch gar nicht betreten, da kam Reed auch schon auf sie zu. In seinem Blick lag ein Hauch von Sorge. “Er wartet in deinem Büro, Jenna. Ich hab versucht ihn auf später zu vertrösten, aber er hat nicht locker gelassen.” “Nein, das liegt nicht in seiner Natur”, brachte Jenna ihrem Kollegen leise entgegen, den Blick fest auf die Tür mit der Aufschrift Sheriff gerichtet.

Mit einem flauen Gefühl im Magen und dem Bedürfnis, einfach weglaufen zu wollen, betrat die Blondine ihr Büro. An dem großen, dunklen Schreibtisch, welcher voll mit Akten war, lehnte mit verschränkten Armen der ungebetene Gast. Seine ganze Körperhaltung, diese Wut in seinen Augen, es zeigte ihr deutlich, dass er nicht gekommen war, um in Ruhe zu reden.

“Wann hast du vor, endlich deinen verdammten Job zu machen, Jenna?” Die Tür war noch nicht ganz ins Schloss gefallen, da hallte diese dunkle, bedrohliche Stimme durch den Raum.

“Dir auch einen schönen guten Morgen, Dad.” Jenna blieb mit einem gewissen Abstand zu Jeffrey stehen. Sie verschränkte ebenfalls ihre Arme, um so das leichte Zittern ihrer Hände zu verbergen. Der Ex-Sheriff war eine einschüchternde Person. Sein ganzes Erscheinungsbild wirkte bedrohlich, herrisch. Es war, als wäre er von einer dunklen Aura umgeben. Das konnte doch nicht nur Jenna so ergehen? Oder war er nur bei ihr so? Nein. Sie hatte ihn oft genug erlebt, wie er mit den anderen Deputys umgegangen war. Wie er Tatverdächtige behandelt hatte. Wie er selbst ihre Mutter behandelte. Empathie und Menschlichkeit waren bei diesem Mann nicht vorhanden. Und dennoch liebten die Bewohner dieser Stadt Jeffrey Dixon.

"Jenna, du setzt das ganze Sheriff Office aufs Spiel! Und die Stadt! Wann willst du endlich handeln?” Jeffrey stieß sich vom Schreibtisch ab, machte einige Schritte auf seine Tochter zu. “Dieser Enrico de Santos und seine dreckige Familie fressen sich in diese Stadt hinein, und du schaust einfach zu.” Er machte einen weiteren Schritt auf Jenna zu. “Du weißt ganz genau, dass er mein Konkurrent um das Bürgermeisteramt ist. Wenn du das Sheriff Office anständig führen würdest, hättest du ihn längst aus dem Verkehr gezogen!“

Daher wehte der Wind. Jeffrey hatte Angst, den - in seinen Augen - sicheren Posten des Bürgermeisters zu verlieren. Jenna versuchte ruhig zu bleiben. Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie noch immer große Angst vor ihrem Vater hatte. Sie wollte ihm keine Angriffsfläche geben, wollte ihm nicht das Gefühl vermitteln, er hätte die Oberhand. Doch das war schwierig, sehr schwierig. Ihre Gedanken überschlugen sich, Erinnerungen flackerten wie kurze Blitze vor ihrem geistigen Auge auf.

„Was genau willst du, Jeffrey? Ich habe dir schon gesagt – ich werde meine Entscheidungen als Sheriff nicht von deinem politischen Ehrgeiz beeinflussen lassen.“ Ruhig. Aber bestimmenden. “Ich werde sicherlich keine Hetzjagd auf Menschen machen, nur weil du Konkurrenz siehst. Es gibt Gesetze, und die werde ich respektieren – auch wenn du dich daran nicht gebunden fühlst. Enrico ist ein Bürger von Blossom Lake. Wenn du Beweise hast, dass er gegen das Gesetz verstößt, dann bring sie mir. Aber ich werde nicht als deine politische Marionette fungieren.“

Mit dieser Antwort hatte Jeffrey scheinbar nicht gerechnet und es schien etwas in ihm ausgelöst zu haben. Er kam Jenna bedrohlich nahe, baute sich vor ihr auf. Blickte verachtend auf sie herab.

„Du verstehst es einfach nicht, oder? Er ist Konkurrenz, Jenna. Du bist zu gutgläubig! Wenn ich ihn nicht loswerde, wird er meine Kandidatur ruinieren, und du wirst da draußen als Sheriff genau gar nichts mehr zu sagen haben. Willst du das wirklich?“

Die Blondine hielt dem wütenden Blick stand, versuchte weiterhin, sich nicht anmerken zu lassen, dass die reine Anwesenheit ihres Vaters, riesiges Unbehagen in ihr auslöste. Sie funkelte ihn an, machte gleichzeitig einen Schritt zurück. „Ich werde nicht zulassen, dass du mich in deine dreckigen Machenschaften ziehst. Du kannst mich nicht zwingen, gegen das Gesetz zu handeln, nur weil es dir passt. Enrico ist nicht mein Feind, und ich werde es nicht für dich werden!“

Jeffreys Miene verfinsterte sich. Und ohne jede Vorwarnung griff er nach Jennas Arm. Seine Hand legte sich wie einen Schraubstock um ihren Oberarm. „Du hast noch immer nicht verstanden, wie ernst es hier ist. Entweder du hilfst mir, Enrico loszuwerden, oder du wirst sehen, was passiert, wenn ich an dir zweifle, Jenna. Du wirst es bereuen.“ Seine Stimme war noch bedrohlicher als zuvor, sein Blick strotze nur so vor Hass seiner eigenen Tochter gegenüber. “Was willst du machen, Dad? Mich wieder grün und blau schlagen und in der Öffentlichkeit behaupten, ich wäre die Treppe runtergefallen, weil ich so tollpatschig bin? Meinst du, diese Geschichte zieht noch?”

Das war eindeutig ein Satz zu viel.

Die Spannung im Raum war greifbar, die Situation drohte in jeder Sekunde zu eskalieren. Jeffreys freie Hand ballte sich zu einer Faust, es war offensichtlich, dass diese hitzige Auseinandersetzung in eine gefährliche Richtung gehen würde.

„Vielleicht sollte ich dir beibringen, deine Grenzen zu kennen, Jenna.”

Bevor etwas Schlimmeres passieren konnte, öffnete sich die Tür zum Sheriff Büro und Deputy Reed stand im Türrahmen. Dicht hinter ihm Enrico de Santos, der mit einem selbstsicheren Auftreten die Szenerie betrat.

Der Deputy schaute zwischen den beiden hin und her, verschaffte sich einen kurzen Überblick der Situation. Dennoch blieb er ruhig, auch wenn ihm bewusst war, was gerade in diesem Büro vor sich ging. „Alles in Ordnung hier? Es klingt nach einer... intensiven Unterhaltung.“

Mit einem charmanten Lächeln betrat nun auch Enrico den Raum, zeitgleich ließ Jeffrey von seiner Tochter ab, machte einen Schritt zurück und fixierte sofort seinen Konkurrenten.

„Ich hoffe, wir stören nicht. Ich wollte mich gerne persönlich vorstellen. Enrico de Santos.“ Sichtlich unbeeindruckt von der Situation, welche sich vor ihm bot, ging der Portugiese einen weiteren Schritt auf Jenna zu und streckte ihr die Hand entgegen. Der Blick in seinen Augen, kontrolliert und kühl.

*****

Konnte dieser ganze Morgen noch verrückter werden? Erst ein betrunkener Dante, dann Jeffrey der völlig die Fassung verlor und nun Enrico de Santos, der mit einer Selbstsicherheit den Raum betrat, als würde ihm bereits die ganze Stadt gehören.

Zögerlich nahm Jenna die Hand. „Jenna.. Jenna Dixon. Sheriff von Blossom Lake. Was.. was führt Sie hierher, Mister de Santos?“

Es war der Blondine deutlich anzumerken, dass sie von der Gesamtsituation in diesem Augenblick einfach überfordert war. „Bitte. Nennen Sie mich Enrico. Ich dachte, es wäre an der Zeit, den Menschen in dieser Stadt zu zeigen, dass ich keine Bedrohung bin. Vielleicht können wir in Zukunft... zusammenarbeiten. Ich bin sicher, Sie verstehen, wie wichtig es ist, für das Wohl der Stadt zu handeln”. Das Lächeln auf seinen Lippen war mehr von Berechnung gezeugt, als von wahrer Freundlichkeit.

Während Enrico sprach, bemerkte Jenna, wie sich die Spannung in Jeffreys Haltung noch weiter aufbaute. Es wirkte, als wäre er kurz davor, endgültig seine Fassung zu verlieren.

Bevor Jenna irgendwas erwidern konnte, schob sich der Ex-Sheriff zwischen Enrico und seine Tochter. Baute sich erneut auf. Die Männer waren beinahe gleich groß, weshalb sie sich ohne Probleme in die Augen schauen konnten.

„Lassen Sie mich Ihnen eines sagen, Enrico. Sie werden hier keinen Fuß fassen. Niemand wird Ihnen hier irgendetwas zubilligen. Und wenn Sie noch einen Schritt weiter gehen, werden Sie es mit mir zu tun haben.” Es wirkte beinahe so, als würde Jeffrey sich schützend vor seine Tochter stellen. Als würde er versuchen, sie von Enrico abzuschirmen. Ein kläglicher Versuch, etwas Gutes aus dieser Situation zu ziehen? Vielleicht.

*****

Enrico bleib ruhig, seine Miene wirkte beinahe gelassen, aber in seinen Augen flackert eine gefährliche Intention auf „Jeffrey, Sie haben sicherlich einen großen Einfluss in dieser Stadt, aber ich hoffe, Sie sind klug genug, die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen. Ich werde hier bleiben, das sollten Sie sich besser merken. Mein Sohn studiert in der Nähe, meine Frau und ich haben ein wundervolles Haus bezogen. Wir fühlen uns wohl in dieser Stadt.” Dieses selbstgefällige Grinsen auf seinen Lippen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Jeffrey sich das nicht mehr bieten lassen würde.

„Ich werde nicht zulassen, dass Sie diese Stadt übernehmen. Ich werde das zu verhindern wissen. Das sollten Sie sich besser merken, Enrico.“ Bevor irgendwas passieren konnte, trat Mason neben die beiden Herren, legte Enrico behutsam eine Hand auf die Schulter.

“Die Herren. Ich glaube wir sollten alle einen Moment durchatmen. Enrico ist gekommen, um sich vorzustellen, und das ist alles, was er hier tut. Jeffrey vielleicht solltest du..”, er machte eine nickende Kopfbewegung Richtung Tür, um ihm zu signalisieren, dass er nun endlich verschwinden sollte.

Der Ex-Sheriff murmelte etwas unverständliches, schob sich dann an Enrico vorbei. Im Türrahmen hielt er einen kurzen Moment inne.

“Das Thema ist noch nicht beendet. Das verspreche ich euch. Jenna, du solltest genau überlegen was du tust!“ Mit einem lauten Türknallen verließ Jeffrey wutentbrannt das Büro, stürmte aus dem Department..

Ruhe kehrte ein und Jenna konnte das erste Mal wieder durchatmen.

“Ich lass euch dann alleine. Wenn was ist, ich bin an meinem Schreibtisch.” Auch Mason verschwand, ließ Jenna und Enrico im Büro zurück.

*****

Die Blondine ging um ihren Schreibtisch herum, ließ sich auf den schweren schwarzen Ledersessel fallen, welchen Jeffrey in seiner Amtszeit angeschleppt hatte.

“Tut mir leid für diese.. Es tut mir einfach leid.”

Der Portugiese nahm auf einem der Stühle vor dem Schreibtisch platz.Er lehnte sich zurück, seine Haltung wirkte ruhig, völlig entspannt, so als hätte die aufbrausende Art von Jeffrey ihn gar nicht berührt.

„Es scheint, als würde unser gemeinsames Gespräch nun unter etwas besseren Vorzeichen beginnen.” Ein selbstsicheres Lächeln umspielte erneut seine Lippen.

“Wissen Sie, Jenna. Mir ist durchaus klar, dass Sie ihre Prinzipien haben, aber auch Sie sollten sich bewusst darüber sein, dass ich nicht einfach verschwinden werde. Vielleicht sollten wir in Zukunft gemeinsam darüber nachdenken, wie wir diese Stadt führen können.“

Mit einem skeptischen Blick musterte die Blondine ihren gegenüber. Sie lehnte sich etwas vor, stützte sich mit ihren Unterarmen auf dem Schreibtisch ab.

„Ich werde hier keine Deals machen, Enrico. Und ich werde mich sicherlich nicht in eine politische Schlammschlacht ziehen lassen. Dessen sollten Sie sich bewusst sein.”

Da war sie doch. Die selbstbewusste Art von Jenna, die sie ausmachte. Zumindest auf beruflicher Ebene. Enricos Lächeln blieb bestehen, auch wenn es deutlich kühler geworden war.

„Ich wollte nur sicherstellen, dass wir uns verstehen, Sheriff. Die Dinge werden sich bald ändern. Es ist besser, auf der richtigen Seite zu stehen.“

Jenna lies sich von diesen Worten nicht beirren, auch wenn sie spürte, dass die Schlacht gerade erst begonnen hatte.

Der Portugiese erhob sich langsam, richtete sein dunkelgraues Sakko und seine dazu farblich abgestimmte Krawatte.

“Sie sollten sich meine Worte durch den Kopf gehen lassen, Sheriff. Wenn Ihr Vater weiter so aufgebracht ist, wird es irgendwann schwer werden, ihn zu kontrollieren. Aber ich denke, das wissen Sie bereits. Einen schönen Tag noch, Jenna”. Enrico verließ das Büro mit einem letzten, herausfordernden Blick, verabschiedete sich von Deputy Reed und tat es Jeffrey gleich, das Department zu verlassen.

Jenna ließ sich zurück in den Sessel fallen, während sie die nächste Herausforderung vor sich sah: Ein gefährlicher politischer Kampf, in dem sie nicht nur gegen Jeffrey, sondern auch gegen die undurchsichtigen Machenschaften der de Santos kämpfen musste.

*****

three

>>drown myself in alcohol, that shit never helps at all<<

Blossom Lake lag unter einem grauen Himmel, der versprach, bald wieder Regen freizugeben. Die Kirschbäume entlang des Cherry Creek rauschten leise im Wind, während der Bach glucksend an den Steinen vorbei floss. Der Ort, an dem Jenna und Dante als Teenager heimliche Abende verbrachten, war ein Zufluchtsort geblieben – ein Platz, wo Geheimnisse unter dem Blätterdach sicher waren. Dante saß auf einem flachen Stein und rollte einen Joint, sein Blick konzentrierte sich auf die Bewegung seiner Hände. Jenna saß ihm gegenüber, ihre Arme um die Beine geschlungen, als würde sie sich selbst schützen wollen. Sie hatte gehofft, dass Dante nichts gemerkt hatte, aber ihr Atem roch nach Whiskey, ihre Stimmung war im Keller und Dante hatte sie scharf beobachtet. Die Atmosphäre war schwer, passend zu der Anspannung, die Jenna seit dem Morgen nicht los ließ. Nach dem Streit im Departement und der Begegnung mit Enrico, spürte die junge Frau, wie sich ein bedrückendes Netz um sie herum zog. Der tätowierte Blondschopf hob seinen Kopf, er musterte seine beste Freundin eindringlich. “Du hast wieder getrunken, oder?” Seine Stimme war ruhig, dennoch kühl. Jenna erstarrte für einen Moment, versuchte dann, Dantes Blicken auszuweichen. Sie zögerte einen Moment. “Es war nur ein kleiner Schluck.. zur Beruhigung”. Ein Seufzen war vom McKinsey Jungen wahr zu nehmen. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Sorge und Frustration. Er senkte den Blick wieder, schüttelte leicht mit dem Kopf. “Blondie, dass ist nicht das erste Mal. Du hast gesagt, du hast es im Griff. Hey, ich bin der Letzte, der dir nichts gönnt. Das weißt du genau." Er deutete mit seinem Blick auf den fertig gedrehten Joint in seiner Hand. “Und ich bin der Letzte, der dir eine Standpauke halten darf. Aber ich mache mir Sorgen! Das wird immer mehr und jetzt versuchst du es auch noch zu verheimlichen? So funktioniert das nicht, Jenna!” Jenna strich sich mit leicht zittriger Hand durch ihre blonden Haare, versuchte die Schwere in ihrem Kopf zu verbergen, wich weiterhin Dantes Blick aus. Sie starrte stattdessen auf den Bach, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. “Ich weiß, Dante. Es ist nur.. es hilft, alles für einen Moment zu vergessen. Jeffrey macht mich wahnsinnig. Die ganzen Erwartungen und die Kontrolle, die er über mich hat…”

Dante schob sich den Joint zwischen die Lippen, zündete diesen an und der süßlich-herbe Geruch füllte schon bald die kühle Abendluft. Er beugte sich vor, seine Augen waren scharf auf sie gerichtet. "Was hat er jetzt wieder gemacht?” Jenna seufzte schwer, haderte einen kurzen Moment, erzählte Dante dann aber von Jeffrey, dass er es war, der im Büro auf sie gewartet hatte. Von seiner Wut und seinen Forderungen ihr gegenüber. Doch sie verschwieg den Moment, als Jeffrey sie angefasst hatte, als seine Hand ihren Oberarm gepackt hatte, so fest, dass sich an der Stelle nun ein blau-gelbes Hämatom abzeichnete.

*****

Der Gesichtsausdruck des Blonden härtete sich. Die Muskeln in seinem Kiefer fingen sichtlich an zu arbeiten. Er drehte den Kopf, starrte ins Wasser. Sekunden vergingen. Sekunden die Dante brauchte, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Sein Blick wanderte wieder zu seiner besten Freundin. Er war mehr als nur angespannt, in ihm brodelte es und dennoch versuchte er ruhig zu bleiben. Jenna zur Liebe. “Was hat er wirklich getan, Jenna? Und versuch nicht mich anzulügen, du weißt das ich das sofort merke!” Er nahm einen tiefen Zug von seinem Joint, beobachtete Jenna dabei, wie sie weiterhin auf den Bach starrte. Er wusste, dass da noch mehr war. Er sah es ihr an. Ihre ganze Körperhaltung, ihr Blick, dass alles verriet ihm, dass Jenna ihm nicht alles erzählt hatte. “Er.. er hat mich gepackt. Mir gedroht.. Ich.. ich hatte Angst, Dante. Ich hatte Angst, dass er wieder zuschlagen würde. Er war so unglaublich wütend, sprach davon, dass ich es bereuen würde, sollte ich mich nicht auf seine Seite stellen." Ihre Stimme kam kaum gegen den Fluss an, so leise sprach Jenna. Dante sprang auf, ein dunkler Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Seine Händen ballten sich zu Fäusten, sein Atem wurde schwerer. Der Gedanke, dass Jeffrey Jenna körperlich angegangen war - schon wieder - brachte ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung. “Ich habe dir schonmal gesagt, dass ich das alles nicht mehr zulassen werde!” Seine Stimme war leise, dennoch klang sie sehr gefährlich.”Ich bringe ihn um, Jenna! Ich schwöre es dir! Ich habe die Schnauze voll! Dieser verdammte Mistkerl! Ich hätte damals schon was machen müssen!” Jenna war mittlerweile auch aufgestanden. Sie griff nach Dantes Hand, drückte diese fest. Ein kläglicher Versuch, ihn zu beruhigen. “Dante, bitte..” “Jenna, ich habe genug davon zuzusehen, wie er dich zerstört! Es reicht. Sieh dich doch an, was er aus dir gemacht hat. Du bist völlig am Ende, du trinkst, weil es dir schlecht geht. Und das ist alles durch ihn ausgelöst. Eine zeitlang war Ruhe. Und nun? Fängt der ganze Scheiß wieder an? Nicht mit mir Jenna. Damals konnte ich nichts machen. Die Zeiten haben sich geändert. Ich werde nicht noch einmal zulassen, das er dir weh tut. Vorher bringe ich ihn unter die Erde!”

*****

Jenna sah Dante besorgniserregend an. Seine blauen Augen leuchteten vor unterdrückter Wut. Und doch spürte sie auch die unbändige Loyalität und den Schutz, den er ihr bot. Sie war ihm unendlich dankbar dafür, aber zugleich wusste sie, dass diese Wut ihn gefährlich impulsiv machen konnte. “Dante”, fing sie leise an, ihre Stimme klang beinahe flehend. “Versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tust. Ich brauche dich. Aber nicht so! Willst du wegen ihm wirklich dein restliches Leben im Knast verbringen?” “Ja. Ja. Wenn es sein muss, werde ich dafür einsitzen! Ein weitere Rock-Musiker, der seine Songs hinter Gittern schreibt und dadurch groß raus kommt. So wie Cash damals!” “Dante! Johnny Cash saß aber nicht wegen Mordes im Knast, als er das Konzert gegeben hat! Er war dort nur zu Besuch!” Die Blondine seufzte schwer, legte den Kopf in den Nacken und starrte für einen Moment in den mit Wolken durchzogenen Himmel. “Ich kann dich nicht verlieren. Und wenn du diesen Schritt gehst, werde ich das. Das würde ich nicht ertragen. Ich brauche dich! Hier! Bei mir! An meiner Seite!”

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Dante sah sie lange an. Die Härte in seinem Blick wich einem warmen, dennoch unruhigen Ausdruck. Er atmete tief durch, legte seine Hände an Jennas kühle Wangen und zwang sie so, ihn anzusehen. Den Bruchteil einer Sekunde verlor er sich in ihren grünen Augen, beugte sich zu ihr herunter, legte seine Stirn gegen ihre. “Du wirst mich nicht verlieren. Niemals. Das verspreche ich dir. Aber ich werde nicht zulassen, dass er dich noch einmal so behandelt. Egal was kostet!” Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, seine Hände lösten sich von ihren Wangen, kurz bevor er seine Arme um ihren Oberkörper legte und sie nah an sich zog. Eine ganze Weile standen die beiden einfach nur da. Dante war bewusst, dass Jenna mit den Tränen kämpfte. Immer wieder strich er ihr über den Rücken, wollte ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben. Ihr Trost spenden. Es war klar, dass die Sache mit und um Jeffrey nicht vom Tisch war. Aber für den Moment, wollte Dante dieses Thema ruhen lassen. Seiner besten Freundin zur Liebe.

“Ich könnte jetzt wirklich einen Joint gebrauchen”. Jennas überraschende Worte durchbrachen die Stille, welche zwischen den beiden Freunden herrschte. Ein Grinsen konnte der McKinsey Junge sich nicht verkneifen, als er von der Blondine abließ und skeptisch auf sie herunter blickte. “Sheriff. Ist das nicht gegen das Gesetz?” “Halt die Klappe!”. Sie verpasste ihm einen leichten Schlag mit der Faust gegen seine Brust. “Wenn ich das heute nicht verdient habe, dann weiß ich auch nicht.” Sie zuckte zaghaft mit den Schultern, wandte sich von Dante ab und ließ sich im nächsten Augenblick wieder auf dem Stein nieder. Es war eine Aufforderung, die Dante sich nicht zweimal sagen ließ. Er kramte die nötigen Sachen aus seiner Hosentasche hervor und fing auch gleich schon an, einen Joint zu drehen.

*****

Die junge Frau atmete erleichtert auf. Es war schwer, über die ganze Sache zu sprechen, da es einfach so viel andere Dinge aufwühlte. Doch Dante kannte jede einzelne Geschichte aus ihrem Leben. Er war es, der immer bedingungslos an ihrer Seite stand. Auch dann noch, als sich alle anderen von ihr abgewandt hatten. “Darf ich dich was fragen, Dante?” Der Student blickte von seinem Joint auf, grinste, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Hände legte. “Ja. Nein. Vielleicht. 88. Toronto.” “Hey..!” “Was denn? Eine dumme Frage, verlangt nach einer dummen Antwort.” Genau das waren die wichtigen Augenblicke. Egal wie dunkel und noch so düster alles erschien, Dante schaffte es jedes Mal aufs Neue, Jenna ein Lächeln zu entlocken. “Es geht um Enrico de Santos.” Sie hielt einen Moment inne, um seine Reaktion abzuwarten. Doch der Blonde schien bisher nicht sonderlich beeindruckt. “Du weißt ja, dass er sich ebenfalls als Bürgermeisterkandidat zur Wahl stellt. Er.. er war heute früh auch im Office.

---ENDE DER LESEPROBE---