Blutsauger - Earl Peirce - E-Book

Blutsauger E-Book

Earl Peirce

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Beschreibung

Drei ausgewählte Vampirgeschichten. Der Untergang des Hauses Duryea, nach dem Buch 'Doom of the House of Duryea' von Earl Peirce erschienen 1936 im Pulp-Magazin 'Weird Tales' Jeder tötet jeden, nach dem Buch 'Each Man Kills' von Victoria Glad, erschienen 1951 im Pulp-Magazin 'Weird Tales' Der Vampir, nach dem Buch 'Vampyre', von John William Polidori, erschienen im Jahre 1819. Dies ist die erste literarische Vampirgeschichte überhaupt und Vorlage für spätere Figuren des modernen Vampirs. In modernerer Form wiedergegeben.

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Seitenzahl: 106

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Der Untergang des Hauses Duryea

nach dem Buch 'Doom of the House of Duryea'

von Earl Peirce

erschienen 1936 im Pulp-Magazin 'Weird Tales'

Jeder tötet jeden

nach dem Buch 'Each Man Kills'

von Victoria Glad

erschienen 1951 im Pulp-Magazin 'Weird Tales'

Der Vampir

nach dem Buch 'Vampyre'

von John William Polidori

erschienen im Jahre 1819

INHALT

Kapitel

Der Untergang des Hauses Duryea

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Jeder tötet jeden

Der Vampir

Eine aufwühlende Geschichte des blanken Grauens und der furchtbaren Ereignisse in einem einsamen Haus in den Wäldern von Maine.

DER UNTERGANG DES HAUSES DURYEA

Kapitel 1

Arthur Duryea, ein junger, gut aussehender Mann, war gekommen, um seinen Vater zum ersten Mal seit zwanzig Jahren wiederzusehen. Als er durch die Hotellobby ging – mit langen, federnden Schritten – hoben sich die Augen und man blickte zu ihm auf, denn er war eine beeindruckende Gestalt, die eine grimmige Erhabenheit ausstrahlte.

Der Rezeptionist lächelte erwartungsvoll: »Wie geht es Ihnen, Mr. …?«, und seine Finger wanderten zu dem grünen Füllfederhalter, der in einem Ständer auf dem Schreibtisch stand.

Arthur Duryea räusperte sich, aber seine Kehle war zugeschnürt und seine Stimme klang unsicher. Er sagte zu dem Angestellten: »Ich suche meinem Vater, Doktor Henry Duryea. Soweit ich weiß, ist er hier abgestiegen. Er ist vor Kurzem aus Paris angekommen.«

Der Angestellte senkte seinen Blick auf und schaute auf eine Namensliste. »Doktor Duryea ist in Suite 600, sechster Stock.«

Er blickte wieder auf und runzelte die Augenbrauen. »Bleiben Sie auch hier, Sir, Mr. Duryea?«

Arthur nahm den Füllfederhalter und kritzelte schnell seinen Namen. Ohne ein weiteres Wort, ohne sich auch nur nach dem Schlüssel oder seiner eigene Zimmernummer zu fragen, drehte er sich um und ging zu den Aufzügen. Erst als er die Suite seines Vaters im sechsten Stock erreichte, gab er einen hörbaren Laut von sich, und das war nur ein Seufzer, der wie ein Gebet über seine Lippen kam.

Der Mann, der die Tür öffnete, war ungewöhnlich groß, seine schlanke Gestalt war in ein eng anliegendes Schwarz gekleidet. Er wagte kaum, zu lächeln. Sein glatt rasiertes Gesicht war blass, ein fast fahles Weiß gegen das Funkeln in seinen Augen. Sein Kiefer schimmerte bläulich.

»Arthur!« Das Wort kam fast wie ein Flüstern. Es wirkte wie erstickt, als hätte er es zuvor auf seinen dünnen Lippen immer wieder wiederholt.

Arthur Duryea spürte, wie die Güte dieser Augen ihn durchströmte, und dann war er in der Umarmung seines Vaters.

Später, als die beiden erwachsenen Männer ihre äußere Ruhe wiedergefunden hatten, schlossen sie die Tür und gingen in den Salon.

Der ältere Duryea hielt einen Humidor mit feinen Zigarren bereit, und seine Hand zitterte so stark, als er das Streichholz hielt, dass sein Sohn die Flamme mit seinen eigenen Händen schützen musste. Sie hatten beide Tränen in den Augen, aber sie lächelten.

Henry Duryea legte die Hand auf die Schulter seines Sohnes. »Dies ist der glücklichste Tag meines Lebens«, sagte er. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich diesen Augenblick herbeigesehnt habe.«

Als Arthur in diesen Blick sah, erkannte er mit wachsendem Stolz, dass er seinen Vater sein ganzes Leben lang geliebt hatte, trotz aller Verwünschungen, die gegen ihn ausgesprochen worden waren. Er setzte sich auf die Kante eines Stuhls.

»Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll«, gestand er. »Du überraschst mich, Vater. Du bist so anders, als ich es erwartet hatte.«

Das Gesicht von Doktor Duryea verfinsterte sich. »Was hast du erwartet, Arthur?«, fragte er schnell. »Einen bösen Blick? Einen kahl geschorenen Kopf und knochige Wangen?«

»Bitte, Vater – nicht!« Arthurs Antwort war kurz. »Ich glaube, ich habe mir dich nie richtig vorgestellt. Ich wusste, dass du ein toller Mann sein würdest. Aber ich dachte, du würdest älter aussehen, eher wie ein Mann, der wirklich gelitten hat.«

»Ich habe gelitten, mehr als ich beschreiben kann. Aber dich nun wiederzusehen und die Aussicht, den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen, hat mich für meine Sorgen mehr als entschädigt. Auch in den zwanzig Jahren, in denen wir getrennt waren, fand ich eine besondere Freude daran, von deinen Fortschritten auf dem College zu erfahren und an deinem amerikanischen Footballspiel.«

»Dann hast du meine Arbeit verfolgt?«

»Ja, Arthur, ich habe jeden Monat Berichte erhalten, seit du mich verlassen hast. Von meinem Büro in Paris aus war ich dir sehr nahe und habe mich mit deinen Problemen beschäftigt, als wären es meine eigenen.«

»Und jetzt, nach zwanzig Jahren, ist der Bann, der uns getrennt hielt, für immer gebrochen. Von nun an, mein Sohn, werden wir die engsten Gefährten sein – es sei denn, deine Tante Cecilia hat ihre schreckliche Mission erfüllt.«

Die Erwähnung dieses Namens verursachte ein ungewohntes Frösteln, das zwischen die Männer kam. Er bedeutete für jeden von ihnen etwas Böses, das an ihren Gemütern nagte. Aber der jüngere Duryea, der sich intensiv darum bemühte, die schreckliche Vergangenheit zu verdrängen, wollte sowohl ihren Namen, als auch den Wahnsinn vergessen.

Er hatte nicht den Wunsch, dieses Gesprächsthema weiterzuführen, denn es verriet eine innere Schwäche, die er hasste. Fest entschlossen und einem verächtlichen Heben der Augenbrauen sagte er:

»Cecilia ist tot und mit ihr der dumme Aberglaube von ihr. Von nun an, Vater, werden wir das Leben genießen, wie es sich gehört. 'Vorbei' heißt in diesem Fall wirklich 'vorbei'.«

Doktor Duryea schloss langsam die Augen, als ob ihn ein besonderer Schmerz durchfuhr. »Du bist also nicht empört?«, fragte er. »Du trägst nichts von dem Hass deiner Tante in dir?«

»Empörung? Hass?« Arthur lachte laut auf. »Seit meinem zwölften Lebenjahr habe ich Cecilias Geschichten nicht geglaubt. Ich wusste, dass diese schrecklichen Dinge unmöglich waren, dass sie in die alte Kategorie der Mythologie und Tradition gehörten. Wie kann ich also empört sein, und wie kann ich dich hassen? Wie kann ich etwas anderes tun, als Cecilia als das zu sehen, was sie war – eine gemeine, frustrierte Frau, verflucht mit einem wahnsinnigen Groll gegen dich und deine Familie? Ich sage dir, Vater, nichts, was sie je gesagt hat, wird jemals wieder zwischen uns kommen.«

Henry Duryea nickte. Seine Lippen waren zusammengepresst, und die Muskeln in seiner Kehle unterdrückten einen Schrei. Im selben Tonfall, sanft und zurückhaltend, sprach er weitere, zweifelnde Worte.

»Bist du dir deines Unterbewusstseins so sicher, Arthur? Bist du dir so sicher sein, dass du frei bist von jedem Verdacht, und sei er noch so vage? Gibt es da nicht eine leise Vorahnung – eine Vorahnung, die vor Gefahr warnt?«

»Nein, Vater, nein!« Arthur sprang auf. »Ich glaube es nicht. Ich habe es nie geglaubt. Ich weiß, wie jeder vernünftige Mensch weiß, dass du weder ein Vampir noch ein Mörder bist. Du weißt es auch; und Cecilia wusste es, nur war sie verrückt.«

»Die Verwünschung der Familie ist vertrieben, Vater. Wir leben in einem zivilisierten Jahrhundert. Der Glaube an den Vampirismus ist purer Wahnsinn. Es ist zu absurd, um überhaupt darüber nachzudenken!«

»Du hast den Enthusiasmus der Jugend«, sagte sein Vater mit müder Stimme. »Aber hast du denn die Legende nicht gehört?«

Arthur trat instinktiv einen Schritt zurück. Er befeuchtete seine Lippen, denn ihre Trockenheit könnte sie spröde werden zu lassen. »Die Legende?«

Er sprach das Wort seltsam gedämpft und mit ehrfürchtiger Zurückhaltung aus, wie es Arthur schon oft von seiner Tante Cecilia gehört hatte.

»Diese schreckliche Legende, dass du – «

»Dass ich meine Kinder fresse?«, sagte der Vater.

»Oh Gott, Vater!« Arthur sank auf die Knie, als ihm ein Schrei über die Lippen kam. »Vater, das – das ist schrecklich! Wir müssen beide Cecilias Wahnvorstellungen vergessen.«

»Das beunruhigt dich also?«, fragte Doktor Duryea in ernstem und verbittertem Ton.

»Beunruhigt? Natürlich bin ich beunruhigt, aber nur soviel, wie ich es bei einer solchen Anschuldigung sein sollte. Cecilia war verrückt, das sage ich dir. Diese Bücher, die sie mir vor Jahren gezeigt hat, und diese Volksmärchen von Vampiren und Geistern – sie haben sich wie Säure in mein kindliches Gemüt gebrannt. Sie verfolgten mich in meiner Jugend Tag und Nacht und brachten mich dazu, dich mehr zu hassen als den Tod selbst.«

»Aber Vater, um Himmels willen, ich bin aus diesen Dingen herausgewachsen, so wie ich aus meinen Kleidern herausgewachsen bin. Ich bin jetzt ein Mann, verstehst du? Ein Mann mit der Logik eines Mannes.«

»Ja, ich verstehe.« Henry Duryea warf seine Zigarre in den Kamin und legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.

»Wir werden Cecilia vergessen«, sagte er.

»Wie ich dir in meinem Brief schrieb, habe ich eine Hütte in Maine gemietet, wo wir den Rest des Sommers allein sein können. Wir werden dort angeln, wandern und vielleicht auch jagen.«

»Aber zuerst, Arthur, muss ich mir selbst sicher sein, dass du dir deiner Sache sicher bist. Ich muss sicher sein, dass du nicht nachts die Tür vor mir verschließt und mit einem geladenen Revolver neben dir schläfst. Ich muss sicher sein, dass du keine Angst hast, allein mit mir da hoch zu gehen und zu sterben – «

Seine Stimme verstummte abrupt, als hätte sie ein schon Jahre andauerndes Grauen erfasst.

Das Gesicht seines Sohnes wurde wie wächsern, der Schweiß stand ihm wie Perlen auf der Stirn. Er sagte nichts, aber seine Augen waren voller Fragen, die seine Lippen nicht in Worte fassen konnten.

Seine eigene Hand berührte die seines Vaters und drückte sie fest an sich, doch Henry Duryea zog seine Hand zurück.

»Es tut mir leid«, sagte er, und seine Augen blickten direkt auf Arthurs gesenkten Kopf. »Diese Sache muss jetzt aus der Welt geschafft werden. Ich glaube dir, wenn du Cecilias Geschichten in Misskredit bringst, aber um eines höheren Willens als der Vernunft willen muss ich dir die Wahrheit sagen, die hinter der Legende steckt – und glaube mir, Arthur, es gibt eine Wahrheit!«

Er stand auf und ging zum Fenster, von dem aus er auf die Straße hinunterblickte. Einen Moment lang starrte er schweigend ins Leere. Dann drehte er sich um und sah seinen Sohn an.

»Du hast nur die Version deiner Tante von der Legende gehört, Arthur. Zweifellos wurde sie zu etwas viel Schrecklicherem verdreht, als sie in Wirklichkeit war – wenn das überhaupt möglich ist! Zweifellos hat sie dir von dem Scheiterhaufen der Inquisition in Carcassonne erzählt, auf dem einer unserer Vorfahren umkam. Vielleicht hat sie auch das Buch 'Vampire' erwähnt, das ein ehemaliger Duryea geschrieben haben soll. Dann hat sie dir sicherlich von deinen beiden jüngeren Brüdern erzählt – meinen eigenen armen, mutterlosen Kindern – die in ihren Wiegen blutleer gesaugt wurden – «

Arthur Duryea fuhr sich mit der Hand über die schmerzenden Augen. Diese Worte, die diese Hexe von einer Tante so oft wiederholt hatte, riefen dieselben Visionen wach, die ihm in seiner Kindheit schlaflose Nächte voller Angst bereitet hatten. Er konnte es kaum ertragen, sie wieder zu hören – und das ausgerechnet von dem Mann, dem sie zugeschrieben wurden.

»Hör zu, Arthur«, fuhr der ältere Duryea eilig fort. Seine Stimme war leise, weil ihm das Sprechen wehtat.

»Du musst den wahren Grund für den Hass deiner Tante kennen. Du musst von dem Fluch wissen – dem Fluch des Vampirismus, der die Duryeas durch fünf Jahrhunderte französischer Geschichte verfolgt haben soll, den wir aber als reinen Aberglauben abtun können, wie er so oft mit alten Familien verbunden ist.«

»Dennoch, ich muss dir sagen, dass der folgende Teil der Legende wahr ist:«

»Deine beiden kleinen Brüder starben tatsächlich in ihren Wiegen – blutleer.«

»Ich wurde in Frankreich wegen ihrer angeblichen Ermordung vor Gericht gestellt, und mein Name wurde in ganz Europa mit einer so unmenschlichen Verurteilung besudelt, dass es deine Tante und dich nach Amerika trieb und mich kinderlos zurückließ, gehasst und geächtet in der ganzen Welt.«

»Ich muss dir sagen, dass ich mich in jener schrecklichen Nacht auf Schloss Duryea bis tief in die Nacht mit den historischen Bänden von Crespet und Prinn und dem abscheulichen Werk 'Vampire' beschäftigte.«

»Ich muss dir von dem Schmerz in meiner Kehle erzählen und von der Schwere des Blutes, das durch meine Adern strömte – und von dieser Erscheinung, weder Mensch noch Tier, von der ich wusste, dass sie irgendwo in meiner Nähe war. Sie war aber weder innerhalb noch außerhalb des Schlosses, und mir dennoch näher als mein Herz und schrecklicher für mich, als die Berührung des Grabes – «

»Ich saß am Schreibtisch in meiner Bibliothek, mein Kopf schwebte in einem Delirium der Gedanken, das mich bis zum Morgengrauen nicht zur Besinnung kommen ließ.«

»Es waren Albträume, die mir Angst machten – mir Angst machten, Arthur, einen erwachsenen Mann, der in Leichenhallen und medizinischen Fakultäten unzählige Leichen seziert hatte.«