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Auf sich gestellt. Auf der Jagd. Auf der Flucht – Connor Reeves!
Connor Reeves hat gerade für seinen Auftraggeber, den MI 6, erfolgreich eine gefährliche Mission in Indien beendet und begegnet auf dem Rückflug einem alten Freund aus Bodyguard-Zeiten. Doch dann versuchen Entführer das Flugzeug zu kapern und es kommt zu einem fatalen Schusswechsel in 10.000 Metern Höhe. Es grenzt an ein Wunder, dass Connor die Notlandung im Himalaja überlebt. Weit entfernt von jeder Zivilisation droht den Passagieren nun aber dennoch der Tod und Connor muss all seine Fähigkeiten einsetzen, will er sie alle wieder nach Hause bringen ...
Ein atemberaubendes neues Abenteuer der Spin-off-Reihe zum Action-Bestseller »Bodyguard«
Die Bodyguard-Reloaded-Reihe:
Bodyguard Reloaded - Die Entführung (Band 1)
Bodyguard Reloaded - Der Überfall (Band 2)
Bodyguard Reloaded - Die Geiselnahme (Band 3) erscheint im Frühjahr 2026
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 349
Veröffentlichungsjahr: 2025
CHRIS BRADFORD
DER ÜBERFALL
Aus dem Englischen von
Alexander Wagner
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Erstmals als cbt Taschenbuch September 2025
© 2025 Chris Bradford
© 2025 für die deutschsprachige Ausgabe
cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)
www.cbj-verlag.de
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Übersetzung: Alexander Wagner
Lektorat: Stenger & Rode GbR, München
Umschlaggestaltung: semper smile, München
unter Verwendung der Gestaltung und Abbildung von © Larry Rostant
MP · Herstellung: DiMo
Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss
ISBN 978-3-641-30566-6V001
Für meinen Vater,
der mir auch nach all den Jahren
noch den Rücken stärkt
»Irgendein Anzeichen von unserem Paket?«, fragte Charley. Ihre Stimme mit dem kalifornischen Akzent klang angespannt in Connors Ohrhörer.
»Noch nicht«, murmelte Connor in sein verdecktes Mikro. »Auf diesem Gewürzmarkt herrscht das totale Chaos!«
Durch seine Sonnenbrille scannte Connor die belebte Straße. Händler und ihre Kunden säumten die breite Fahrbahn. Die Marktleute wetteiferten mit ihren Ständen und Karren um die besten Plätze, ihre Auslagen waren überhäuft mit Pyramiden aus bunten Gewürzen. In der Luft lag ein schwerer Duft von Kurkuma, Kardamom und Chilipulver, der Connors Nase und Kehle reizte. Eine Kakophonie aus Hupen, schreienden Verkäufern und brutzelnden Essensständen dröhnte in seinen Ohren, während Lastwagen, Taxis, Rikschas und Motorräder sich ihren Weg durch die Menge bahnten. Straßenkinder jagten einander barfuß, wichen lachend den Rikschas aus und stibitzten Obst und Brot, während schnatternde Affen über die Dächer huschten und sich an den Oberleitungen entlanghangelten. Streunende Hunde durchstreiften die Gassen auf der Suche nach Essensresten. Und sogar ein paar heilige Kühe trotteten unbeeindruckt von dem Chaos um sie herum über den Markt.
In Connors Smartglasses blitzten ständig alle möglichen Daten auf. Nützlich waren die Informationen allerdings kaum. Die Augmented-Reality-Anzeige konnte das hektische Treiben auf dem legendären Gewürzmarkt Khari Baoli in Alt-Delhi kaum verarbeiten.
Frustriert schaltete Connor sie ab. Stattdessen verließ er sich bei der Überwachung auf seine Augen und sein gutes Gespür.
»Hat sonst jemand das Paket gesehen?«, fragte Charley. »Meine Drohne kann in dieser Menschenmenge nichts erkennen.«
»Negativ«, meldete Ling vom anderen Ende des Marktes. »Aber ich habe ein paar höllisch scharfe Chilischoten gefunden. Hier, probier mal eine, Jason.«
Im Funkgerät ertönte ein Würgereiz.
»So scharf ist sie jetzt auch nicht, du Weichei«, spottete Ling.
»Vorsicht«, warnte Amir, während Jason weiter würgte. »Manche Chilis können einem den Kopf wegblasen, die Geisterchili zum Beispiel!«
»Euch allen wird der Kopf weggeblasen, wenn ihr euch nicht konzentriert«, mischte sich Direktorin Stella Sinclair aus der Londoner Zentrale des Guardian ein. Offiziell war sie stellvertretende Direktorin des MI6. Inoffiziell leitete sie den Guardian – ein Geheimdienstprogramm, das Teenager für riskante Operationen rekrutierte, für die Erwachsene nicht geeignet waren. »Denkt daran, eure Aufgabe ist es, das Paket mit minimalem Risiko zu bergen. Führt die Operation schnell, leise und unter dem Radar durch.«
»Verstanden«, antwortete Connor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl er sein ultraleichtes SteelSkin-T-Shirt und eine olivgrüne Hose aus dem gleichen Material trug, lastete die feuchte Hitze Delhis wie ein nasses Handtuch auf ihm. Die Kleidung, die Guardian ihm zur Verfügung gestellt hatte, konnte zwar ein Messer oder eine kleinkalibrige Patrone abhalten, aber gegen die brütende Hitze Indiens war sie machtlos.
Connor sah auf sein Smartphone, um sich das Aussehen des »Pakets« in Erinnerung zu rufen. Auf dem Display erschien der Name Rohan Patel-Smith und das Foto eines britisch-indischen Jungen mit kantigem Gesicht, einer schmalen Nase und einer schwarzen Haartolle. Er war schlank, drahtig und etwa so groß wie Amir – die Ähnlichkeit der beiden Jungen war für ihren Plan von entscheidender Bedeutung.
Connor steckte sein Handy wieder ein und sah sich noch einmal auf dem Markt um. In der Nähe entdeckte er Ling und Jason. Ling mit ihren chinesischen Gesichtszügen und Jason mit seinem breiten Körperbau und seinen zerzausten blonden Haaren stachen aus der Menge der Einheimischen heraus. Jason wischte sich die Tränen aus den Augen, seine Wangen waren gerötet. Offensichtlich bereute er seine Entscheidung, Lings Chiliwette angenommen zu haben. Ling kicherte über seinen gequälten Gesichtsausdruck. Sie sollten so tun, als wären sie Touristen, die Gewürze einkaufen, und es schien ihnen zu gelingen.
Nicht weit entfernt saß Amir auf einem Karren, seine abgetragenen Jeans und sein weißes Hemd fielen zwischen den anderen Lieferjungen nicht weiter auf. Charley wartete außer Sichtweite in einer elektrischen Rikscha am Rande des Marktes.
»Warum übernehmen wir diesen Auftrag und nicht die örtliche Polizei?«, murmelte Amir. Seine Stimme war leicht zittrig. Connor verstand, dass Amir nervös war. Dies war Amirs erster Einsatz vor Ort – und seine Rolle war die riskanteste von allen.
»Weil sie es bereits versucht haben und gescheitert sind«, antwortete Direktorin Sinclair.
»Großartig. Das ist beruhigend!«
»Keine Sorge, Amir, du schaffst das schon«, sagte Connor aufmunternd.
»Und wir halten dir den Rücken frei«, fügte Charley hinzu.
»Ja«, kicherte Ling. »Und ich habe eine Blendgranate, für den Notfall …«
»Nur als letztes Mittel!«, fuhr die Direktorin sie an.
»Spielverderberin«, murmelte Ling.
»Gibt es denn keine sicherere Möglichkeit?«, fragte Amir. »Zumindest für mich?«
»Das haben wir schon besprochen«, erwiderte Direktorin Sinclair geduldig, aber bestimmt. »Das Chandi-Kartell hat das Paket entführt, um unseren Diplomaten zum Schweigen zu bringen und zu verhindern, dass er gegen sie aussagt. Die Anti-Korruptions-Ermittlungen unter der Federführung des Diplomaten haben aufgedeckt, dass das Kartell illegal Chemikalien im Yamuna-Fluss entsorgt hat. Die Sabotage des ersten Rettungsversuchs zeigt, dass die Polizei unterwandert ist. Ein Sondereinsatzkommando wäre zu auffällig. Aber ein Guardian-Team aus Teenagern?« Sie ließ die Worte im Raum stehen. »Das ist unsere beste Chance, den Jungen zu retten. Mein Plan basiert darauf, dass du mitmachst, Amir – oder muss ich dich abziehen und die ganze Operation abbrechen?«
Schweigen. Dann ein widerwilliges: »Nein.«
»Gut. Ich vertraue dir, Amir, sonst hätte ich dich nicht in diesen Einsatz geschickt.«
Connor sah, wie Amir sich ein wenig aufrichtete und sammelte. Er wusste, dass sein Freund nie jemanden im Stich lassen würde.
»Jungs!« Charleys Stimme unterbrach sie scharf. »Ich habe eine Nachricht abgefangen. Das ›Paket‹ wird an einen neuen Ort gebracht. Es könnte unsere letzte Chance sein. Wir haben nur ein kurzes Zeitfenster für die Befreiungsaktion – also seid hellwach!«
»Diese Chiliwette macht mich viel zu hellwach«, krächzte Jason. »Ich brauche was zu trinken.«
»Ich auch«, dachte Connor, der gerade wegen einer frischen Wolke Masala-Staub hustete, die aus der Mörserschale eines Gewürzhändlers aufstieg. Seine Kehle brannte.
Er winkte einen vorbeikommenden Straßenverkäufer heran und erstand ein Mango-Gola. Die gefrorene Leckerei beruhigte seinen kratzenden Hals und kühlte ihn. Außerdem hatte er so eine Ausrede, um an Ort und Stelle zu bleiben. Nicht, dass jemand ihn bemerkt hätte. Auf dem Markt herrschte so viel Hektik und Lärm – fliegende Händler brüllten ihre Angebote heraus, Frauen feilschten um Safran, Eisenpfannen klapperten, Köche wendeten ölige Brote auf rauchenden Grillplatten. Doch von dem Paket war noch immer nichts zu sehen.
Während Connor an seinem Gola nippte, weckte ein unmerkliches Zupfen an seiner Gesäßtasche seine Instinkte. Blitzschnell schoss seine Hand herum, packte ein dürres Handgelenk und drehte es in einem Armhebel herum. Ein erschrockener Schrei entfuhr dem Taschendieb. Connor wandte sich um und schaute verdutzt. Der Taschendieb war ein Junge, nicht älter als neun Jahre, dessen Rippen sich unter einer zerlumpten Kurta abzeichneten. Er bestand aus kaum mehr als Haut und Knochen. Hätte Connor noch mehr Druck ausgeübt, hätte er den Arm des Jungen wie einen Ast brechen können.
Connor ließ los. »Das willst du nicht«, sagte er und riss dem Jungen das Handy aus den Fingern. »Es könnte dir einen Elektroschock versetzen.«
Was der Junge nicht wusste: Das Smartphone funktionierte auch als Elektroschocker mit fünf Millionen Volt.
Er ließ den Jungen los, der sich das dünne Handgelenk rieb und gierig auf das Gola blickte. Der Taschendieb trug keine Schuhe, seine Augen waren tief eingesunken und seine Wangen hohl. Connor hatte Mitleid mit ihm und bot ihm sein eiskaltes Gola an. Der Junge griff gierig zu, rannte aber nicht weg. Stattdessen schaute er auf Connors Handy, auf dem immer noch das Foto von Rohan Patel-Smith zu sehen war. In seinen dunklen Augen blitzte ein Wiedererkennen auf.
Dann drehte sich der Taschendieb um und rannte davon.
»Hey, warte!«, rief Connor. »Hast du Rohan gesehen?«
Aber es war zu spät. Der Junge war bereits in der Menschenmenge verschwunden.
Connor überlegte gerade, ob er ihm folgen sollte, als Lings Stimme an sein Ohr drang. »Paket gesichtet!«
»Wo?«, fragte Connor und schaute sich auf dem belebten Markt um.
»Auf sieben Uhr von deiner Position aus«, informierte ihn Charley, die das »Paket« mit ihrer Drohne von oben verfolgte.
Connor spähte durch die Menge. Es war schwer, in dem Chaos jemanden auszumachen …
Doch dann entdeckte er ihn. Rohan. Der Junge trug eine blaue Schulmütze und ein kurzärmeliges weißes Hemd. Er kam gerade aus einem Treppenhaus, flankiert von vier stämmigen Männern und einer Frau in einem schwarz-goldenen Sari. Ihr seidenes Gewand fing das Licht ein und schimmerte wie die Flügel einer Krähe, als sie mit kühler Präzision durch die Menge schritt. Ihre funkelnden, mit Kajal umrandeten Augen ließen jeden auf ihrem Weg zurückschrecken. Ein Erdnussverkäufer, der zu langsam zur Seite trat, wurde böse angestarrt, bevor einer ihrer Männer seinen Wagen umstieß und die Nüsse auf dem staubigen Boden verstreute.
»Das ist Rani Kapoor, die Königin des Chandi-Kartells«, warnte Direktor Sinclair. »Seid vorsichtig. Sie ist skrupellos.«
Rani und ihre Leute steuerten auf einen verbeulten silbernen Mercedes zu, der ein Stück weiter im Stau stand, weil ein liegen gebliebener Lastwagen die Straße blockiert hatte.
»Fangt die Lieferung ab«, befahl Charley.
Connor schob sich durch die Menge, Ling und Jason näherten sich dem Wagen aus der entgegengesetzten Richtung.
»Es geht los, Amir«, sagte Connor in sein Mikro.
Keine Antwort.
Connor blickte zu Amir hinüber, der immer noch auf dem Wagen saß. Sein Freund rührte sich nicht.
Verdammt! Nicht jetzt.
Connor rannte zu Amir und packte ihn am Arm. »Amir, reiß dich zusammen!«, zischte er und hoffte, dass die Direktorin nicht gemerkt hatte, dass sein Freund mit den Gedanken ganz woanders war.
Amir blinzelte heftig und erwachte aus seiner Benommenheit. »Entschuldigung … ich bin sofort auf dem Weg zum Treffpunkt.«
»Alles in Ordnung?«, fragte Connor leise.
Amir schluckte schwer und nickte, dann sprang er von dem Wagen herab.
Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die Menge. Das hektische Gedränge auf dem Markt machte es ihnen schwer, ihr Ziel im Auge zu behalten. Aber Rani Kapoors Männer waren leichter auszumachen. Ihre schwarzen Seidenhemden und ihre scharfen, raubtierhaften Blicke teilten die Menge mühelos. Connor und Amir hatten nicht so viel Glück. Sie mussten sich gegen den steten Strom der Menschen durchkämpfen. Inzwischen hatten Rani und ihre schwer bewaffneten Männer den Mercedes fast erreicht.
»Wir können sie nicht rechtzeitig abfangen«, flüsterte Connor in sein Mikro.
»Verzögert die Lieferung«, befahl Charley.
»Wird gemacht«, antwortete Jason.
Über die Sprechverbindung hörte Connor Jason grunzen. Dann folgte ein beleidigtes Muhen.
»Was ist los?«, fragte Direktorin Sinclair, die in London zuhörte.
»Äh … Jason hat sich mit einer Kuh angefreundet«, berichtete Ling.
Verwirrt blickte Connor nach vorne und sah, wie Jason das Hinterteil eines riesigen schwarz-weißen Rindes stupste. Einige Händler hoben empört die Hände, weil der Fremde ein so heiliges Tier misshandelte. Die Kuh ließ sich davon nicht beeindrucken und stapfte ein paar Schritte vorwärts – bis sie praktischerweise neben dem Mercedes stehen blieb. Während sie die Beifahrertür blockierte, erleichterte sich die Kuh. Jason sprang zur Seite. Aber nicht schnell genug. Dung spritzte auf seine Hose. Die Händler brachen in schallendes Gelächter aus. »Gut gemacht, Cowboy«, neckte Charley.
Jason stöhnte. »Ich stinke wie ein Misthaufen!«
Ling schnaubte. »Kein Unterschied zu vorher.«
Als Rani sich dem blockierten Mercedes näherte, schnippte sie einem ihrer Männer mit den Fingern zu. Ein großer, schlanker Mann mit spitzer Nase und bleistiftdünnem Schnurrbart trat vor und fuchtelte mit den Armen vor dem Tier herum. Die Kuh rührte sich nicht. Bleistiftbärtchen, wie Connor ihn jetzt insgeheim nannte, winkte einen weiteren Schlägertypen herbei, um sie zu verscheuchen. Das Tier wedelte mit dem Schwanz und ignorierte beide. Die Verzögerung gab Connor und Amir gerade genug Zeit, sich in der Nähe von Rohan in Position zu bringen.
Connor fixierte Amir und nickte ihm beruhigend zu. Sein Freund erwiderte den Blick mit einem nervösen Lächeln.
»Paket bereit zum Austausch«, sagte er.
Auf ein Stichwort hin schrie Ling erstickt auf. »Mein Mund! Mein Mund! Er brennt wie Feuer!«
Sie spuckte eine halb zerkaute Geisterchili aus und würgte dramatisch. Sie zappelte herum, schnappte sich die nächstbeste Flasche von einem Stand und schob sie sich in den Mund. Der Standbesitzer stieß einen erstickten Laut aus, als Ling würgte und hustete – es war kein Wasser. Es war Chilisauce! Ling schrie auf, während ihr förmlich der Rauch aus den Ohren stieg. Jason zog ein rotes Taschentuch aus seiner Hose und begann zu fächeln. Eine Gruppe älterer Männer, die vor einem Café Carrom spielten, lachte und schüttelte amüsiert den Kopf über die in Not geratene Ausländerin.
Die Ablenkung war nicht gerade subtil. Aber der Trick funktionierte. Alle drehten sich um, sogar Rani Kapoor. Weil die Kuh Ärger machte und Lings übertriebene Show die Aufmerksamkeit auf sich zog, achtete niemand auf Rohan.
Jetzt griffen Connor und Amir ins Geschehen ein.
Mit der Geschicklichkeit eines Straßenzauberers zog Connor Rohan die Schulmütze vom Kopf und setzte sie Amir auf. Bevor der Junge reagieren konnte, packte Connor ihn und zog ihn in die Menge.
Der Austausch hatte keine drei Sekunden gedauert.
»Keine Panik«, flüsterte Connor, als der Junge sich wehrte. »Dein Vater hat mich geschickt. Er hat gesagt, dass der Tiger immer auf sein Junges aufpasst.«
Rohan sah ihn mit großen Augen an. »Tigerjunges? Das ist sein Spitzname für mich!«
Connor nickte. »Du musst mir vertrauen. Wir holen dich hier raus.«
Er hängte Rohan ein Tuch um, um ihn als Frau zu verkleiden. »Halt den Kopf unten und bleib dicht bei mir.«
Sie bewegten sich schnell und schlängelten sich durch die Menge zu Charleys wartender Rikscha. Die Drohnenkamera verfolgte ihren Weg.
»Noch zweihundert Meter bis zur Abholung«, informierte Charley über den Kopfhörer.
Connor blickte zurück. Ranis Männer hatten die Kuh endlich zur Seite geschoben. Jason und Ling hatten ihre Aktion beendet und waren in der Menge untergetaucht. Einer der Schläger des Kartells führte einen Jungen mit einer blauen Schirmmütze zum Mercedes – nicht ahnend, dass es Amir und nicht Rohan war.
Connor grinste. Der gewagte Plan der Direktorin hatte funktioniert.
Jetzt mussten sie nur noch Charley erreichen, bevor …
Connor prallte gegen etwas Festes, Unbewegliches. Eine menschliche Wand.
Er blickte in das finstere Gesicht eines breitschultrigen Mannes, der ein schwarzen Seidenhemd trug wie Ranis Leute.
Neben dem Mann stand ein schmächtiger Junge, der sich Mangosirup von den Fingern leckte. Der Taschendieb.
Der Junge spähte unter Rohans Schal. Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Connor, er würde ihnen bei der Flucht helfen.
Doch dann pfiff der Junge durch eine Zahnlücke.
Rani Kapoors Kopf fuhr herum.
Der Taschendieb wedelte mit dem Rest seines geschmolzenen Gola in der Luft herum und schrie: »ROHANHIER!«
Connor verfluchte seine frühere Freundlichkeit. Sein Mitleid mit dem Jungen hätte er sich sparen können! Der Taschendieb war ein Späher des Chandi-Kartells. Auf seinen Ruf hin riss Rani Amir die blaue Mütze vom Kopf und starrte den falschen Jungen wütend an.
»Wer zum Teufel bist du?«, fauchte sie.
Bevor Amir fliehen konnte, schubste ihn Bleistiftbärtchen auf den Rücksitz des Mercedes und knallte die Tür zu.
Gleichzeitig packte der muskulöse Mann im schwarzen T-Shirt Connor und Rohan am Hals. Der kampfsporterfahrene Connor riss blitzschnell den linken Arm hoch und befreite sich aus dem Griff des Mannes. Dann versetzte er seinem Gegner einen Boxhieb in den Bauch – nur um zu spüren, wie seine Knöchel gegen knallharte Muskeln knirschten. Der Mann zuckte kaum zusammen.
Der Taschendieb lachte schallend, als Connor seine pochende Faust schüttelte. Wütend griff Connor nach den Resten des halb geschmolzenen Gola und stopfte es dem Jungen in den offenen Mund.
»Lach nur«, sagte Connor.
Während der Junge sich an dem gefrorenen Sirup verschluckte, sah Connor, wie der Muskelmann Rohan zum Mercedes schleppte.
»Paket geht retour!«, schrie Connor in sein Mikro und rannte ihnen hinterher.
»Nachverfolgen«, antwortete Charley. »Ling, Jason, es kommt in eure Richtung.«
»Tut mir leid, ich bin gerade damit beschäftigt, einen anderen Passagier zu befreien«, knurrte Jason.
Connor entdeckte ihn am Mercedes, wo er heftig am hinteren Türgriff zerrte.
»Die Türen gehen nicht auf!«, schrie Amir aus dem Inneren des Wagens.
Jason zückte seine taktische Taschenlampe und hämmerte mit dem Stahlschlagring auf die getönte Scheibe ein, um das Panzerglas zu zertrümmern.
Rani bellte Bleistiftbärtchen einen Befehl zu, der sich zu Jason umdrehte und auf ihn zustürmte.
»Das Paket hat Vorrang«, erinnerte sie Direktorin Sinclair.
»Keine Sorge, ich kümmere mich darum!« Lings Stimme knisterte durch die Sprechverbindung. »Jetzt wird’s richtig scharf!«
Als Connor sich Rohan näherte, flog ein kleiner silberner Kanister durch die Luft und landete in einem Haufen Gewürzsäcke.
Oh nein!, dachte Connor.
Er hatte kaum Zeit, sich die Ohren zuzuhalten, bevor die Blendgranate explodierte. Ein grelles weißes Licht erhellte den Marktplatz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Gewürze stoben in einer dichten, erstickenden Wolke in die Luft. Die Käufer schrien. Die Händler brüllten vor Empörung, als ihre kostbaren Gewürze den Markt bestäubten. Hühner flatterten vor Schreck auf und stießen Körbe um. Ein Rikschafahrer kam ins Schleudern und verschüttete einen Stapel frischer Samosas auf dem Bürgersteig. Alle begannen zu husten und zu niesen, ihre Augen waren geblendet und tränten.
»Was zum Teufel ist gerade passiert?«, fragte Direktorin Sinclair über die Sprechfunkverbindung.
»Äh … das war Ling«, stotterte Connor.
Auf der anderen Seite des Marktes wurde Bleistiftbärtchen von einer erschrockenen Kuh umgerannt. Rani Kapoor musste heftig niesen. Ihr einst makelloser Sari war nun mit einem Regenbogen aus Currypulver bestäubt, sodass sie eher nach einem wandelnden Gewürzregal als nach einer gefürchteten Verbrecherbossin aussah.
»Wow!«, schrie Ling. »Diese Gewürzbombe hatte es in sich!«
Connor hustete heftig. Seine Sonnenbrille hatte seine Augen vor den schlimmsten Auswirkungen der Gewürzbombe geschützt, aber sein Hals brannte wie Feuer. Er schnappte sich ein Kopftuch von einem nahe gelegenen Stand und wickelte es sich um das Gesicht. Dann stürmte er durch den wirbelnden Dunst, um Rohan zu finden.
Der Muskelmann krümmte sich vor heftigem Husten, hatte Rohan aber immer noch fest im Griff. Diesmal spielte Connor nicht herum. Er schaltete sein Handy in den iStun-Modus und rammte es dem Schlägertyp in die Rippen. Der Mann zuckte zusammen, als ihn fünf Millionen Volt durchströmten. Eine Sekunde später fiel er in Krämpfen zu Boden.
Connor packte Rohan am Handgelenk. »Bewegung!«
Rohan hustete und nieste, seine Augen waren rot und tränten. Connor band das Kopftuch fest um das Gesicht des Jungen und schob ihn durch die panische Menge. Connor hätte nicht gedacht, dass es auf dem Gewürzmarkt von Old Delhi noch verrückter zugehen könnte. Aber jetzt herrschte das blanke Chaos. Überall wankten Menschen in allen Farben wie neonbeleuchtete Zombies.
»Paket sichergestellt«, keuchte Connor in sein Mikrofon. »Charley, bring uns hier raus.«
»Die Drohne fliegt im Blindflug«, antwortete sie. »Zu viel Gewürz in der Luft.«
»Auch das noch!« Connor biss die Zähne zusammen und drängte sich weiter – nur um erneut dem Taschendieb gegenüberzustehen.
Der Junge grinste und seine Augen funkelten verschlagen. Er biss sich auf die Unterlippe und pfiff laut.
Connor ballte die Faust. »Pfeif noch einmal und ich schlage dir die Zähne aus«, warnte er ihn.
Der Junge verstummte, aber der Schaden war angerichtet. Männer des Kartells in schwarzen Hemden näherten sich aus allen Richtungen.
Connor fluchte und floh mit Rohan in eine enge, mit Müll übersäte Gasse. Sie zwängten sich an einem Chai-Verkäufer vorbei, der ein Tablett mit dampfenden Teetassen auf dem Kopf balancierte, und bogen nach links ab … nur um festzustellen, dass der Ausgang von zwei schwer bewaffneten Männern in schwarzen Hemden versperrt war. Connor nahm einen Hauseingang und huschte in ein dunkles Treppenhaus.
»Wohin … gehen wir?«, keuchte Rohan.
»Nach oben!«
In Wahrheit hatte Connor keine Ahnung, wohin sie gehen sollten. Er wusste nur, dass sie auf keinen Fall in Reichweite der Männer des Kartells bleiben durften.
Das Treppenhaus war verwinkelt und führte hinauf zu einer verrosteten Tür mit einem Vorhängeschloss. Connor trat fest dagegen. Das Schloss hielt, aber die verrosteten Scharniere brachen. Die Tür krachte zu Boden und schickte einen Schwarm aufgeschreckter Tauben in den heißen blauen Himmel.
Connor und Rohan betraten die Dachterrasse. Eine niedrige Mauer mit Zinnen umgab das heruntergekommene Flachdach des Gebäudes. An jeder Ecke standen steinerne Kuppeltürme wie vergessene Wächter, die einen großen Innenhof beaufsichtigten. Verrottende Holzbalkone, rostige Wellblechdächer und modrige Markisen säumten die Wände des Hofs auf allen vier Seiten. Unten wogte ein Teil des farbigen, lärmenden Gewürzmarktes. Das Marktgebäude war in seiner baufälligen Schönheit prächtig und bedrückend zugleich.
Connor blickte über die Mauer. Es ging vier Stockwerke nach unten. Es gab also keinen sicheren Weg vom Dach.
Unten auf dem Hauptmarkt entdeckte er Jason und Ling, die Amir dabei halfen, durch das zerbrochene Autofenster zu klettern. Rani und ihre Männer waren nirgends zu sehen. Doch in diesem Augenblick hörte Connor das schnelle Poltern von Schritten.
»Toll!«, stöhnte Rohan. »Jetzt sitzen wir in der Falle … es sei denn, du hast einen Hubschrauber!«
Connor warf einen Blick auf Charleys Überwachungsdrohne, die über ihnen schwebte. »Charley, gibt es einen Weg von diesem Dach runter?«
»Negativ. Der einzige Ausgang ist die Treppe.«
In diesem Moment stürmten Bleistiftbärtchen und drei schwarz gekleidete Männer auf die Dachterrasse und versperrten die Treppe. Rani Kapoor folgte ihnen und wischte sich lässig Gewürz von ihrem Sari. Sie warf Connor einen Blick zu und lächelte.
»Gib den Jungen zurück«, befahl sie, »und Vikram wird bei dir nur eine kleine Narbe hinterlassen, damit du dich an uns erinnerst.«
Rani nickte Bleistiftbärtchen zu, der ein langes, gebogenes Messer aus seinem Gürtel zog.
Connor schob sich vor Rohan. »Kein Deal«, rief er, die Stimme gedämpft durch den Schal, den er sich um das Gesicht gewickelt hatte.
Rani seufzte. »So sei es.«
Sie schnippte mit den Fingern. Die goldenen Armreifen an ihrem Handgelenk klimperten unheilvoll.
Vikrams Lippen verzogen sich zu einem sadistischen Lächeln, als er mit erhobenem Messer vortrat. Die scharf geschliffene Klinge blitzte in der Sonne.
Connor wartete nicht auf den Angriff des Mannes. Er stürzte sich auf ihn und verkürzte den Abstand. Vikrams Grinsen wurde breiter, als das Messer über Connors Brust fuhr. Die Klinge schnitt in sein T-Shirt …
… und bewirkte nichts.
Connor hatte darauf vertraut, dass sein SteelSkin-T-Shirt ihn schützen würde. Das Messer zerriss nicht einmal den Stoff. Bevor Vikram reagieren konnte, drückte Connor dem Handlanger sein Handy gegen die Rippen und löste den iStun aus.
Strom durchzuckte Vikrams Körper. Er krümmte sich heftig und vibrierte wie ein Presslufthammer. Sein Messer fiel klappernd zu Boden. Dann kippte er mit einem letzten Schaudern nach hinten – direkt über den Rand des Daches.
Connor sprang auf, um den Mann zu retten, aber es war zu spät. Unten gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Er spähte in den Hof und sah Vikram auf einem Wellblechdach, zwei Stockwerke tiefer, ausgestreckt liegen, stöhnend und sich vor Schmerzen windend.
Connor wandte sich wieder den anderen Kartellmitgliedern zu. Alle drei hatten Pistolen gezogen. Trotzdem hob Connor seinen iStun. Aber er wusste, dass ihm kaum noch genug Ladung für eine weitere Betäubung übrig blieb.
Rani Kapoor wischte sich Gewürzstaub vom Ärmel und betrachtete Connors maskiertes Gesicht mit Interesse. »Wer bist du? Und was für ein Junge trägt einen Elektroschocker als Handy?«
Connor antwortete nicht.
Stattdessen packte er Rohan …
und sprang vom Dach.
Rohan schrie auf, als sie vier Stockwerke in die Tiefe stürzten.
Sie krachten durch eine löchrige Markise.
Sie brachen durch einen verrotteten Holzbalkon.
Dann prallten sie von einem Wellblechdach ab und schlugen schließlich auf dem staubigen Boden auf.
Die Einkäufer stießen einen Schreckensschrei aus und sprangen zurück, als sie die beiden gekrümmten Körper sahen. Ein bärtiger Gewürzhändler trat vor und streckte zögerlich eine Hand aus.
Dann hustete Connor und holte zitternd Luft. Er lebte!
Sein linkes Bein pochte, sein Rücken schmerzte, und sein Ohrhörer fehlte. Aber ansonsten war er in Ordnung. Er setzte sich mit einem Ächzen auf und schaute nach Rohan. Der Junge war voller Staub, zitterte und war völlig benommen, aber ansonsten schien er unversehrt zu sein. Die Dächer hatten ihren Fall abgebremst, genau wie Connor gehofft hatte. Es war ein riskantes Manöver gewesen, aber besser, als zu Klump geschossen zu werden!
Connor half Rohan auf die Beine. Der Händler und die umstehenden Kunden starrten ihn mit offenem Mund an.
Rohan rieb sich die geprellten Rippen. »Du hättest uns fast umgebracht!«
»Fast«, stimmte Connor zu. Er warf einen Blick über Rohans Schulter. Zwei Männer in schwarzen Hemden bahnten sich einen Weg durch die Menge. »Aber diese Männer werden es definitiv tun.«
Bevor der besorgte Händler sie genauer untersuchen konnte, packte Connor Rohan und humpelte in die entgegengesetzte Richtung davon. Der Händler schüttelte den Kopf und schnaubte empört: »Die Jugend von heute!«
Connor und Rohan flohen durch den labyrinthartigen Basar. Sie stolperten an Säcken vorbei, die überquollen von Zimtstangen, Nelken und Kreuzkümmel. Die feuchte Luft war erfüllt von den berauschenden Düften der Gewürze. Frauen in farbenfrohen Saris drängten sich vor den Holzständen und pressten ihre Körbe an die Brust, als die Jungen vorbeischossen. Ein kleiner Junge, der ein Tablett mit Lassi-Töpfen balancierte, schnappte nach Luft und stolperte, als sie heranpreschten. Die Tongefäße zerbrachen auf dem Kopfsteinpflaster, Joghurt und Honig spritzten überall hin.
»Entschuldigung!«, rief Connor, als er und Rohan dem Chaos auswichen und nur knapp einen Zusammenstoß mit einem beleibten Mann vermieden, der eine kleine Ziege über den Schultern trug.
Als sie um eine Ecke bogen, liefen sie direkt in einen weiteren Schlägertyp des Kartells. Connor schnappte sich eine Handvoll gelbes Kurkuma von einem nahen Stand und schleuderte es dem Mann ins Gesicht. Der Schlägertyp heulte auf und rieb sich die brennenden Augen. Die beiden Jungen duckten sich unter seinen wild rudernden Armen hindurch und rannten weiter, bis sie auf eine belebte Hauptstraße stießen.
Connor kam ruckartig zum Stehen.
Links oder rechts?, überlegte er fieberhaft.
Er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden – und ohne seinen Ohrhörer konnte er Charley nicht anrufen. Weitere schwarze Hemden näherten sich.
Auf der anderen Straßenseite befand sich eine niedrige Mauer und jenseits davon eine Bahnlinie. Ein Güterzug ratterte über die Gleise.
Hinter ihnen ertönte ein wütender Schrei. Connor wirbelte herum. Ein Schlägertyp mit einem kurkumaverschmierten Gesicht und blutunterlaufenen Augen torkelte auf sie zu.
»Es gibt kein Entkommen!«, heulte Rohan.
Tüt-tüt!
»Mitfahrgelegenheit gewünscht?«
Eine gelb-grüne Elektro-Rikscha kam quietschend am Straßenrand zum Stehen. Auf dem Fahrersitz saß ein blondes Mädchen mit himmelblauen Augen und einem umwerfenden Lächeln.
Connor grinste zurück. »Perfektes Timing, Charley.«
Er stieß Rohan hinten in die Rikscha und sprang neben ihn.
»Festhalten!«, rief Charley. Sie drehte am Gashebel der Turbolader-Rikscha. Die Räder quietschten, als das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit davonschoss. Ein Chai-Verkäufer sprang im letzten Moment zur Seite, sodass kochend heißer Tee aus seinem Kessel schwappte. Er drohte der Rikscha mit der Faust und schleuderte ihr eine Reihe von Hindi-Flüchen hinterher.
Irgendwie schaffte es der Schlägertyp des Kartells, sich im letzten Moment am Rahmen der Rikscha festzuhalten. Er wurde von den Füßen gerissen und über die Straße geschleift.
»Keine Freifahrten!«, schrie Charley. Sie fuhr im Zickzack. Der Schlägertyp wurde wie ein Stofftier herumgeschleudert, bis er schließlich den Halt verlor und in einen Müllhaufen purzelte.
Charley schlängelte sich wie eine Rallyefahrerin durch den dichten Verkehr. Sie zwängte die Rikscha zwischen einen Obstkarren und einen Büffel und stieß dabei eine Kiste Granatäpfel um. Die roten Früchte explodierten wie Granaten auf der anderen Straßenseite. Charley schoss mit der Rikscha durch winzige Lücken, streifte Stoßstangen und überfuhr rote Ampeln.
»Du fährst wie eine Verrückte!«, schrie Rohan und klammerte sich verzweifelt an seinem Sitz fest.
»Danke«, antwortete Charley mit einem fröhlichen Lächeln. »Diese Rikscha ist wie ein größerer, schnellerer Rollstuhl.«
Sie fegte um eine Ecke und verfehlte nur knapp einen Lastwagen. Der Fahrer hupte wütend.
»Wenn du nicht aufpasst, landen wir alle im Rollstuhl!«, schrie Rohan.
Charley warf einen Blick in den Außenspiegel. »Wir werden verfolgt.«
Connor schaute sich um. Drei Motorräder brausten durch den Verkehr, jedes von einem schwarz gekleideten Schlägertyp gefahren. Der vorderste Biker holte auf und zog eine Waffe.
Connor riss Rohan nach unten und schirmte ihn mit seinem Körper ab. Aber der Biker zielte nicht auf den Jungen. Er zielte auf Charley.
Charley duckte sich, als der Biker feuerte. Der Außenspiegel explodierte in einem Regen aus Glassplittern. Charley machte einen Schlenker und scherte zwischen einem Lastwagen und einem Auto ein. Der Biker raste an dem Lastwagen vorbei und zielte erneut. Als er gerade abdrücken wollte, rammte ihn eine weitere elektrische Rikscha.
Das Motorrad geriet ins Schleudern, kam von der Straße ab und prallte gegen einen Lieferwagen. Der Fahrer flog durch die Luft und landete auf einem Haufen Reissäcke.
»Ups!«, rief Ling und lenkte ihre Rikscha wieder auf den richtigen Kurs. »Langsam komme ich auf den Geschmack!«
Sie lächelte Charley zu, die ihr einen hochgereckten Daumen zeigte. »Klasse Fahrstil, Ling!«
Auf dem Rücksitz der Rikscha kauerten Amir mit großen Augen und Jason mit aschfahlem Gesicht dicht beieinander. Sie schienen die wilde Fahrt ebenso wenig zu genießen wie Rohan.
Die anderen beiden Motorradfahrer ließen ihre Motoren aufheulen und holten schnell auf.
»Wir müssen sie abschütteln«, rief Ling.
»Ich habe eine Idee.« Charley nickte in Richtung des Bahnübergangs vor ihnen. Die Warnlichter blinkten und eine Glocke ertönte. Der Verkehr wurde für den herannahenden Zug gestoppt.
Charley zwinkerte Ling zu. »Wettrennen!«
Ling nickte und grinste. »Einverstanden. Lassen wir das Chandi-Kartell für immer hinter uns.«
Beide Rikschas beschleunigten. Sie schlängelten sich durch den stockenden Verkehr, fanden Lücken und schubsten Obstkarren zur Seite. Mit lautem Hupen fuhren sie auf den Bürgersteig und verscheuchten die Fußgänger. Die Biker waren ihnen dicht auf den Fersen.
Inzwischen donnerte der Zug immer näher heran.
Rohans Augen weiteten sich vor Schreck. »Diese Mädchen sind verrückt!«
Connor umklammerte das Gestell der Rikscha fester. »Äh … nur sportlich«, antwortete er mit einem gequälten Lächeln. Er vertraute Charley. Voll und ganz. Aber das ging dann doch zu weit.
Die beiden Rikschas rasten an den Warnlichtern vorbei auf den Bahnübergang zu.
Der Zug war nur noch Sekunden entfernt und die beiden Rikschas jagten mit voller Geschwindigkeit auf die Gleise zu. Sie rumpelten gerade eben noch über den Bahnübergang, da donnerte hinter ihnen schon die Lokomotive heran.
Ein Motorradfahrer versuchte ihnen zu folgen. Die Lok streifte ihn. Sein Motorrad geriet außer Kontrolle und er stürzte auf das Nebengleis. Der letzte Motorradfahrer kam zum Stehen, blockiert von der langen Reihe der vorbeirasenden Waggons.
Rohan sank zitternd in seinen Sitz zurück.
Ling jubelte und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Ich habe gewonnen!«, rief sie.
»Niemals!«, widersprach Charley. »Ich hatte eine gute Radlänge Vorsprung.«
Connors Herz hämmerte immer noch. Er war erstaunt, dass sie überhaupt überlebt hatten. »Sagen wir, es war unentschieden, ja?«
Die beiden Rikschas hielten vor dem Gelände der britischen Botschaft in Neu-Delhi. Charley zeigte ihren Diplomatenausweis. Die Wachen beäugten sie und ihre mit Gewürzen bestreuten Begleiter mit äußerstem Misstrauen. Trotz des zerzausten Aussehens des Teams öffneten sie widerwillig die Tore und winkten sie hindurch.
Charley und Ling fuhren zu einem großen, im Kolonialstil errichteten Haus und parkten vor dem Eingang mit Marmorsäulen. Ein großer, gut gekleideter englischer Diplomat und seine indische Frau warteten bereits.
»Mein Babu!«, rief die Frau, als Rohan aus der Rikscha stolperte, sein dunkles Haar mit roten und gelben Gewürzen verklebt. Sie umarmte ihn unter Tränen. »Oh, mein Babu!«
»Ma, hör auf, mich so zu nennen!«, murmelte er und wand sich vor Verlegenheit.
»Es tut mir leid, mein Babu, aber wir dachten, wir würden dich nie wiedersehen.« Sie drückte ihm mehrere Küsse auf die Stirn und strich über sein mit Gewürzen verklebtes Haar.
Während Rohan sich von seiner Mutter hätscheln ließ, legte sein Vater ihm eine feste Hand auf die Schulter. »Ich bin so erleichtert, dass du wieder zu Hause bist, mein kleiner Tiger.«
Rohan blinzelte wütend. »Ich hätte es fast nicht nach Hause geschafft!«
»Was meinst du damit?«, fragte sein Vater, während Connor und die anderen aus den Rikschas kletterten. Charley löste die Gurte ihres Rollstuhls und schwang sich auf dessen Sitz.
Rohan deutete anklagend mit dem Finger auf das Guardian-Team. »Ich meine, wer sind diese Idioten?«, beschwerte er sich. »Ich wurde in die Luft gesprengt, von einem Dach geworfen und fast von einem Zug überfahren! Beim Chandi-Kartell war ich sicherer!«
»Vielleicht sollten wir dich zurückbringen?«, schlug Ling leise vor.
Mr Patel-Smith lächelte diplomatisch. »Das wird nicht nötig sein. Mein Sohn steht offensichtlich unter Schock. Meine Frau und ich sind einfach nur dankbar, dass ihr ihn unversehrt zurückgebracht habt.«
»Unversehrt?«, höhnte Rohan. »Schaut mich doch an! Ich hätte im Rollstuhl enden können, so wie das blonde Mädchen gefahren ist!« Er starrte Charley an und blinzelte dann. »Du sitzt ja wirklich in einem Rollstuhl.«
»Na und?«, erwiderte Charley unbekümmert. Zwei Jahre zuvor war sie bei einem Einsatz für Buddyguard schwer verletzt worden und saß seither im Rollstuhl. Aber das hinderte sie nicht daran, Einsätze zu leiten oder sich aktiv daran zu beteiligen. Tatsächlich hatte sie sich inzwischen einen Neurochip implantieren lassen, der es ihr ermöglichte, für kurze Zeit ohne Hilfe zu stehen und zu gehen. Was Rohan natürlich nicht wusste.
Rohan zögerte verunsichert. »Ähm … aber … es tut mir leid … ich dachte nur …«
»Komm, mein Babu«, beruhigte ihn seine Mutter und führte ihn sanft ins Haus. »Du musst dich ausruhen und erholen. Das müssen wir alle.«
Mr Patel-Smith wandte sich mit einem entschuldigenden Blick an Charley. »Verzeih meinem Sohn. Er hat eine schwere Zeit hinter sich. Er ist nicht er selbst.«
»Verständlich«, sagte Charley gnädig. Sie reichte dem Diplomaten ihr Smartphone. »Bitte per Unterschrift den Empfang quittieren.«
Der Diplomat drückte seinen Daumen auf den Bildschirm. Ein leises Ping bestätigte den Empfang. Er gab das Telefon zurück und deutete dann auf das Haus. »Bitte kommt herein. Ich habe kalte Getränke vorbereitet und Direktorin Sinclair erwartet euch online zu einer Nachbesprechung.«
Sie folgten ihm durch einen weiß gestrichenen Korridor in ein kühles klimatisiertes Büro. Erleichtert, der schwülen Hitze Delhis entkommen zu sein, wischte sich Connor mit seinem Tuch den Schweiß und die Gewürze aus dem Gesicht. Er blickte sich um. Das Büro war modern, hell und luftig. An einem Ende stand ein breiter Schreibtisch aus Holz und ein Tisch, auf dem eisgekühlte Getränke und ein kleines Buffet mit Samosas, Naan-Brot und Dips standen. Durch die Erkerfenster blickte man auf einen üppigen Garten mit leuchtenden Blumen in Rot, Gelb und Orange. Bilder berühmter Cricketspieler schmückten das Büro, und an der Hauptwand hing ein großer Fernsehbildschirm, auf dem Nachrichtenmaterial von der Explosion auf dem Gewürzmarkt lief.
Das Team war hungrig und durstig und langte bei den Getränken und Samosas zu. In diesem Moment erschien Direktorin Sinclair auf dem Bildschirm. Sie war makellos gekleidet. Auf ihrem jadegrünen Oberteil funkelte eine silberne Halskette. Ihr ebenholzfarbener Teint und das gekräuselte, streng nach hinten gebundene Haar verstärkten noch einen Ausdruck verhaltener Wut.
»Das war ja wohl eine Superpanne!«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. »Diese Aktion war nicht gerade unter dem Radar.«
»Ein Taschendieb hat uns verraten«, rechtfertigte Connor das Team und trank ein Glas frischen Ananassaft aus. »Er war ein Späher des Chandi-Kartells.«
»Späher hin oder her, Lings Blendgranate hat für ziemlichen Wirbel gesorgt!«, knurrte die Direktorin.
Ling kaute genüsslich auf einem Samosa. »Wir haben den Job erledigt. Wo ist das Problem?«
»Die Nachricht verbreitet sich gerade weltweit«, sagte die Direktorin. »Der Guardian arbeitet im Verborgenen, nicht in den Schlagzeilen!«
»Entschuldigung, Direktorin«, sagte Charley. »Als Teamleiterin übernehme ich die volle Verantwortung. Lings schnelles Denken hat jedoch sowohl Rohan als auch Amir gerettet.«
Sinclairs scharfer Blick wanderte zu Amir, der nervös an seinem Eistee nippte. »Ja, Amir …« Ihre Stimme war ruhig, aber ihre Augen waren kalt. »Ich bin nur froh, dass du in Sicherheit bist. Die Gewürzwolke hat eure Aktionen verdeckt, aber euer waghalsiges Rennen über den Bahnübergang hätte fast eine Katastrophe verursacht …«
»Schaut!«, unterbrach Ling und zeigte auf den Fernseher. Das Handyvideo zeigte zwei Rikschas, die über die Gleise flogen, nur wenige Zentimeter vor einem rasenden Zug. »Ich habe doch gesagt, dass ich gewonnen habe.«
Charley schaute sie entgeistert an. »Nein, das ist nicht wahr! Das liegt nur am Kamerawinkel.«
Jason, der sich immer noch am Buffet bediente, murmelte: »Für mich sah es nach einem klaren Unentschieden aus.«
Ling versetzte ihm einen Schlag in den Magen, sodass er fast an einem Zwiebel-Bhaji erstickte. »Auf wessen Seite stehst du?«
»Genug!«, schimpfte Direktorin Sinclair. »Das ist kein Scherz. Eure Mätzchen haben zu viel Aufmerksamkeit erregt. Das ist unprofessionell!«
»Stella«, warf Mr Patel-Smith leise ein. »Sie haben meinen Jungen gerettet, als es sonst niemand konnte. Nur darum geht es wirklich, ob es nun professionell war oder nicht. Die Tatsache, dass es sich um ein paar Kinder handelte, die Rikschas fuhren, trägt nur zur Verwirrung bei. Wir werden die Gewürzbombe als Terroranschlag darstellen und die Männer auf den Motorrädern dafür verantwortlich machen. Ablenkung und Vertuschung.«
Sinclair atmete aus. »Genau das habe ich auch gedacht.« Sie verschränkte die Arme. »Ich weiß, dass ich hart bin, Sanjay. Aber das ist meine Art, mich zu sorgen. Fehler kosten Leben. Und ich will keinen meiner Guardians verlieren.«
Connor räusperte sich. »Was ist mit Rani Kapoor? Sie hat mich aus der Nähe gesehen. Sie weiß, dass Jugendliche an Rohans Rettung beteiligt waren.«
Direktorin Sinclair runzelte die Stirn. »Könnte sie dich identifizieren?«
Connor schüttelte den Kopf. »Ich hatte eine Sonnenbrille auf und mein Gesicht war mit einem Schal bedeckt.«
»Dann sollte alles in Ordnung sein. Aber wir müssen die Bewegungen des Kartells überwachen. Sanjay, würdest du alle Informationen im Zusammenhang mit dieser Befreiung im Auge behalten?«
Der Diplomat nickte. »Natürlich. Und danke, Stella, für das Eingreifen deines Teams. Ich dachte schon, ich hätte meinen Sohn für immer verloren.«
»Das Wichtigste zu schützen, ist unsere Aufgabe«, antwortete Direktorin Sinclair und zitierte das Motto des Guardian. »Connor, Charley und der Rest von euch – gut gemacht. Wir sehen uns in ein paar Tagen in London. In der Zwischenzeit genießt Delhi!«
Der Bildschirm wurde schwarz.
Mr Patel-Smith wandte sich ihnen zu. »Nochmals vielen Dank«, sagte er und schüttelte jedem von ihnen die Hand. »Wenn ihr etwas braucht, während ihr hier seid, fragt einfach.«
»Können Sie uns einen Transport zum Hotel bestellen?«, fragte Charley und warf einen Blick auf ihr Gewürzteam. »Mein Team muss sich frisch machen.«
Der Diplomat lachte leise. »Das ist das Mindeste, was ich für euch tun kann.« Er ging zu seinem Schreibtisch und tätigte einen Anruf.
Nachdem sie ihre Getränke ausgetrunken und ihre Teller leer gegessen hatten, begaben sie sich nach draußen zum wartenden Minibus.
Als sie einstiegen, murmelte Ling: »Was für ein undankbares Bürschchen. Wir haben unser Leben riskiert und er hat sich nur beschwert!«
»Ich habe ihn von einem Dach geworfen«, gab Connor zu.
Ling grinste. »Vielleicht solltest du das noch mal machen.«
Gelächter erfüllte den Bus.
Connor verstaute Charleys Rollstuhl und rutschte auf den Sitz neben ihr. Sie schnupperte an seinem T-Shirt und rümpfte die Nase. »Du könntest eine Dusche vertragen«, sagte sie.
»Und ich brauche frische Kleidung«, sagte Jason und verzog das Gesicht angesichts des Zustands seiner Hose.
Ling leckte sich das Gewürz von den Lippen. »Ich schmecke wie ein Vindaloo.«
Connor warf ihr einen Blick zu. »Ich bin überrascht, dass du nach dieser Geisterchilisauce überhaupt noch etwas schmecken kannst.«
Ling zuckte mit den Schultern. »Ach was! Das ist mild im Vergleich zu dem Zeug, das ich essen musste, als ich in den Straßen von Shanghai aufgewachsen bin. Ich habe einen stahlharten Magen!«
Während sie zu ihrem Hotel fuhren, bemerkte Connor, dass Amir zusammengesackt auf seinem Sitz saß und seltsam still war. »Alles in Ordnung?«
Nach einer kurzen Pause murmelte er: »Tut mir leid, dass ich euch im Stich gelassen habe.«
»Wie meinst du das?«, fragte Charley.
»Ich saß wie erstarrt da. Dann wurde ich entführt!«
Jason klopfte ihm auf die Schulter. »Das war der Plan, Kumpel. Du warst der Köder.«
»Ja, aber ich habe es vermasselt. Ich sollte nicht im Auto eingeschlossen werden und Teil des Problems werden.«
Charley schüttelte den Kopf. »Missionen können schiefgehen, Amir. Kein Plan hält dem ersten Feindkontakt stand. Das hat Colonel Black immer gesagt. Wir haben reagiert, uns angepasst und haben es geschafft. Mission erfüllt.«
Amir versuchte zu lächeln, aber das Lächeln verschwand schnell wieder. »Direktorin Sinclair schien enttäuscht zu sein.«
Connor widersprach. »Sie war nur froh, dass du in Sicherheit bist.«
Amir runzelte die Stirn. »Sie hat eine seltsame Art, das zu zeigen.«
Connors Handy summte. Er schaute auf den Bildschirm. Es war seine Oma.
»Hallo, Oma, was gibt’s?« Beim Zuhören wurde er ganz blass. »Ja, natürlich«, sagte er leise, bevor er den Anruf beendete.
Charley berührte seine Hand. »Connor, was ist los?«
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Meine Mutter liegt schwer krank in der Klinik. Ich muss sofort nach Hause zurück.«
Auf dem Delhi International Airport ging es genauso hektisch zu wie auf dem Gewürzmarkt. Rucksacktouristen, Geschäftsreisende und Familien strömten in alle Richtungen. Gepäckwagen rollten vorbei. Die Rollen der Koffer klackerten auf dem gefliesten Boden. Lange Schlangen hatten sich vor den Abfertigungsschaltern gebildet. Über den Köpfen der Menschen flimmerten auf Bildschirmen Fluginformationen, während gedämpfte Durchsagen durch die Lautsprecher hallten und der Sprecher im ständigen Geschwätz der eincheckenden Passagiere um Aufmerksamkeit kämpfte.
Connor reiste mit leichtem Gepäck und hatte nur seine Go-Bag dabei. Er stand mit Charley in der Nähe des belebten Abfluggates. Seit er die Nachricht über seine Mutter erhalten hatte, war er kaum zum Durchatmen gekommen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel, um zu duschen und sich umzuziehen, war er direkt in ein Taxi gesprungen.